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Morgen-Ausgabe »»t«» t* e««p,1« „» «S»r,r1» klßych ^kzugsvreis. m« -«,« ^drschl »»»«ttich «. r«, »ieilelstdkllch M. LV0: sie Abholer «enaMch M. 1.75: b»rch «»«»erNae» Filialen Ni« -aa« gebrecht meiratllch M 2^s» »lertel- Itbrllch M.LSU: »erch bl» Pest t»,»rh,lb Veetlchlenb« Selemt-Aotgeb, »enaNIch At. 2L5. viertellthrltch M. S.7L: Moraen-Aee-ab« 2i. Äteet-Aosgeb« M. a,V0, Sonnl,ß«-A»e§a!>< M. 0Ai moeeiuch (e»«schU»bUch PeftbeftellgedShr). Hauptschrifkletter: Dr. Erich Everth, Leipzig. Handels-IeUung /ünlsblatt des Rates und des polueicuntes der Stadt Leipzig 112. Jahrgang Anrelgeaorels: ^I»j««ge» ». Behördei, lm aeitl. Teil vl, Kelonel^ll« SV Pt, ». «»,». s> Vf.: klein« Anzeigen bl« Nal»n«I,eIle 3« Vs, a»,»«rt« 35 Vt. chefchilftlanzetgen inlt Platzvorlchriltrn lm prell« «rhbh». Beilage»: chesamiautlag« -!l. 7.— »«, Levi«»» «uejchl. posigebOdr. «I»»-'"--"-«! l« Pf. — Sonn- nn» Fest»«-« 15 Pf. Feenfprech a.,chl>tzRr.i««»r. 14,>U »n» 1««ae.-.P»st,che»»»nto73>L Schritlleil»», mrd Selchbffgft«»«: 3»ban»l«g«tt« Ar.it, Verlag: Dr. Reinhold L (5o., Leipzig. Rr. 242 Dienstag, den 14. Mal 1818 Sin neuer Wehrbeitrag Diplomatische Beziehungen zmischen Rußland und Finnland Stockholm, 12. Mai. (Drahtbericht.) Nach der in Helflngsors non der dortigen diplomatischen Vertretung Rußlands herauSge- gcbenen Heilung .Ruhkoje Västnik" erteilte der russische Minister des Reicheren Tschitscherin am 30. April dem Gesandten -los sc in Berlin den Auftrag, der Regierung Deutschlands rmd Svinhttfvud die Ernennung des Obersten Kovankv zum russischen Vertreter in Finnland mitzuteilen und außerdem gegen die Beschlagnahme von russischen Rote-Krerrz- Sckiffcn durch die finnische Regierung zu protestieren. — Nach dein gleichen Blatt gab der russische Marinckommissar sol- aen-e offizielle Erklärung ab: ..Mit Bezug aus unsere politischen Beziehungen ist nunmehr volle Klarheit gewonnen. Deutschland verwirklicht in Finnland bloß den Punkt des Friedensvertrages, der dec Selbständigkeit Finnlands gilt, ilebrigens hat cs nach den Erklärungen deutscherseits keine Auf gaben für eigene Rechnung. Sweaborgs strategische Bedeutung ist nunmehr gleich Rull.' Stockholm, 13. Mai. (E l g. D r'a h t b e r i ch t.) Die Frauen- organisation in Hel sing sors eröffnete eine Sammlung von Metallen und Gummi, die mit Deutschland gegen Lebensmittel aus getauscht werden sollen. .Zn Helsingfors und Wibvrg herrschen besonders große Ernäbrungsschwierigkeiten. Die russische Radaregierung crnannke den früheren Kommandanten von Sweaborg, Kvwenko, zu ihrem diplomatischen Vertreter. Am Sonntag wird die finnische Flagge aus der F e st u n g S w e a - borg gehißt. Die rusfifch-nkrairrifcherr Friedensverhandlungeu Kiew. tl. Mai. (Drahtbericht.) Die ukrainisch« Regierung kam mit der russischen Regierung dahin überein, dah die Friedens- nerhandlon-en zwischen beiden Regierungen nicht in Kursk, son dern in Kiew staitfiaden sollen. Die beiderseitigen Delegationen wer ten schon in allernächster Zeit in Kiew znsammentreten. Die Schwierigkeiten der Sowjetregierung o Berlin, l3. Mai. (Drahtbericht unserer Berliner S ch r i f t l ei t n n g.) Rach zuverlässigen Nachrichten aus Grohruß- lond soll sich die S o w j«t r e g i e r n n g in einer außerordentlich schwierigen Lage befinden, die nur durch Hebung der finan- selten Schwierigkeiten und der Reuordnung de« Heeres Sc ¬ hoben werden kann. Die bisherige Regierung hat sich zu weich gezeigt, und man hasst, daß eine eiserne Disziplin und ein Diktatorcnregimenk Herr der Lage wird. Die Banden der Roten Garde haben sich als gänzlich untauglich erwiesen und sollen ubqc schafft werden. Man will versuchen, «ine roteArmee zn schaffen. Ob dieser Versuch gelingen wird, ist uoch nicht abzosehen. Nikolai Nikolajewitsch und die Zarin-Mutter in deutschem Gewahrsam Die Zar in-Mutter von Rußland sowie die Großfürsten Rikolai Nikolajewitsch, Peter Nikolajewitsch und Alexander Michailowiksch sind, wie seht amtlich milgeteilt wird, auf dem Gute Tulco, südlich Jalta, in deutsche Gewalt geraten. Die genannten Mitglieder der kaiserlichen Familie waren dort von russischen Malrosen bewacht und seit langem völlig von der Außenwelt abgeschnitlen gewesen. Unsere Verhandlungen mit Nußland Berlin, 13. Mai. (Drahtbericht.) Reuter meldet angeblich aus Moskau, der deutsche Gesandte Graf Mirbach habe dem Volks kommissariat ein Ultimatum der deutschen Regierung mkk einer Reihe von Forderungen überreicht, deren Annahme Rußland zu einem deutschen Schutzgebiet machen würde. Das W. T. B. ist zu dec Feststellung ermächtigt, daß diese Nachricht jeder Begrün dung entbehrt. Die mit dem Volkskommissariat geführten Ver handlungen stehen durchaus auf dem Boden des Brester Frie- densverirages und betreffen lediglich die technische Durchführung der darin ausgeführten Vereinbarungen. Sie werden in absolut ver söhnlichem Ton geführt und sind ihrer ganzen Natur nach dazu angetan, auch nur den Anschein eines Ultimatums zu cmveckcn. Der Kaiser an den estlandischen Generalsuperintendenten Berlin, 13. Mai. (Drahtbericht.) Dem e st ländischen Genc- ralsuperintondenten v. Lemm in Reval ging aus dem Großen Hauptquartier folgende Mitteilung zu: Seine Rdajettät der Kaiser und König haben den freundlichen Gruß der- enungeliscl>-l«therischen Geist lichkeit Estlands gern und huldvoll entgegengenoinmcn. sich habe bereits derp Konsistorium in Reval gegenüber in allerhöchstem Auftrag zum Aus druck gebracht, mit wle wannen WÜnsclxhr Seine Mascsttp gerade auch der eoangeliscken Kirche in den baltischen Herzog tümern gedenken Seine Majestät freuen sich besonders, daß der Sieg unserer Waffen auch ihre EntwicklvngSfreiheit für alle Zeiten sicherge stellt hat. Aehnlichen Gedanken geruhten Seine Majestät auch bei Empfang Ihres Schreibens in besonders freundlicher Form Ausdruck zu geben. Es freut mich, Ew. Hochwürden hiervon auf Befehl Seiner Majestät ganz ergebenst benachrichtigen .zu können. Geh. Kabinettsrat gez. von Berg, Wirkt. Geh. Rat. Phantastische Gntentemeldungen über einen zweiten Brief Kaiser Karls Rotterdam, ll. Mal. (Drrhtbcrickt.) Der Pariser Korrespondent d:-:> .Manchester Guardian" meldet: Der zweite Brief Kaiser Karls ist anscheinend wichtiger als der erste. Der Kaiser erklärte ?n dem zweiten Briefe, er sei überzeugt, daß er Deutschland be wegen könne, Frieden zn schließen unter der Bedingung, taß die Alliierten ihre territorialen Forderungen auf Elsaß- ^otbringen i>eschränktcn. Besetzte Gebiete sollten selbstredend gc- läumt u,:d die Unabhängigkeit und Souveränität Belgiens wlederhcr- aeslellt werden. Der Kaiser sagte, er habe sich bereits der Zustimmung Bulgariens versickert. Der Kaiser habe ersucht, den privaten Charakter des Briefes durchaus zu achten. Die französische Negierung hab« übrigens aus Ehrenwort erklärt, ihn nicht verraten zu wollen. Poincare habe während der Verhandlungen vvrgcschlagen, daß die Monorchie im Tausche gegen Schlesien Triest und das Trenlino c n Italien abtreten sollte, aber Kaiser Karl habe geantwortet, daß ein lehr wichtiges Bedenken dagegen bestehe, daß nämlich die Monarchie das Tcentino beseht halte, daß aber Frankreick Schlesien nrckt besetzt hab« Ribot antwortete auf die ihm durch den Ausschuß für auswärtige 2urgelegenhcrlen vorgeleglen Fragen, daß er zu wählen hab« zwischen Ablehnung des Vorschlages der Monarchie und dem Bruch mit Italien. Ribot hat gestanden, daß Lloyd George erst nach langem Zögern der i.'n Sonnino gewünschten ablehnenden Antwort beistimmte. Lloyd ,'corge hak also angeblich mehrmals die Wichtigkeit der österreichischen Vorschläge kervorgehoben und den Wunsch befürwortet, eine so schöne Gelegenhüt, Frieden zu schließen, nicht oorndergohcn zu lassen. Poincare Hobe jedoch prinzipielle Einwendungen gegen alle FriedenSverhand- lungen gemacht und behauptet, daß der Kriog nur mittels völligen mili tärischen Sieges der Entente beendet werden könnte. Der Korrespon dent des .Manchester Guardian' teilt weiterhin mit, daß im vorigen Sommer abermals Vorschläge gemacht worden seien, und .war an Briand. Er wiederholt seine frühere Mitteilung, demzufolge Ribot alle Alliierten über die Briefe Kaiser Karls zu Rate gezogen habe. Die russische und amerikanische Regierung seien erst informiert ivorden, nachdem die Vorschläge abgelehnt waren. Wie das Wiener K. K. Korrespondenz-Bureau von zuständiger Stelle erfährt, existiert der in vorstehendem Artikel wiedcrgcgebcnc angebliche Bries Seiner K. K. Apostolischen Majestät nicht und muß dies als neuerliches Machwerk der Entente bezeichnet werden. Englische Hetze in Indien Bern. 13. Mai. (Ltg. Draht bericht.) Der Dizetzönig von Indien Lord Ehelmsvvrd Hot eine Konferenz abgehalten, auf der die Vertreter Indiens ermahnt wurde«, ihre An strengungen für den Krieg zu verdoppeln. Der Vi»e- könig sagte: Die Dänischen hoben zwar noch keine strategischen Be wegvnaea gegen Indien gemacht, aber sie halten schon ihre Pionier« und Agenten nach Innerafien geschickt. Anscheinend seien auch schon militärische Bewegungen im Gonge Die Türken ruckte« am Schwarzen Meere irnd der persischen Provinz Aserbeidschan ans breiter Fron» vor. Mich in Kurdistan seien deutsche Sendboten an der ArbeN. Die Treu« des Emirs von Afghanistan, ans den man sich ver lass«, könne, sei ei« Bollwerk gegen diese Machenschaften. Ader 3»kt«n »ilst« ihn irnier stütze«, indem es Mannschaften, Watten nnd MnnM,, sende. Das Andenken der Jungfrau von Orleans Politische Feiern in Paris. Genf, 1 -> Mai. (E i g. D r a h 1 b e r i ch 1.) In allen Kirchen Frank reichs wurde gestern in feierlicher Weise das Andenken der Jung frau von Orleans geehrt. Gleichzeitig veranstaltete die roi)alistische Fction sran^ui.-e vor den in zahlreichen französischen Städten aufgestell ten Denkmälern der Jungfrau von Orleans politisch« Kund gebungen. In Paris begab sich der nationalistische Abgeordnete Barres mit der Schwester dos verstorbenen Deroulede an der Spitze der Patriolcnliga nach dem Denkmal der Jungfrau von Orlöanä in der Rue de Rivoli, um einen Kranz nioderzulegen. Es ist auffällig, daß BarrdS, wie die Zeitungen melden, nicht auch nach der Statue der Stadt Straßburg gegangen ist, wie cs immer bei solchen Kundgebungen üblich war. Die Unterlassung wäre um so unauffälliger, als Barres der Wortführer der Franzosen ist, die das ganze linke Rheinuser verlangen. Man muß danach vermuten, baß das Denkmal der Stadt Straßburg überhaupt von dem Place de la Concorde verschwunden ist. Wurde es durch §inc Bombe zerstört oder sollte cs nach dem Süden ob gewandert sein? Wahlsieg der Mehrheitsfoziattsien in Zwickau-Crimmitschau Zwickau, 13. Mai. (E i g. Dr a ht b e r i cht.) Bei der Reichs- tagsersahwahl im 18. sächsischen Reichstagswahlkreise wurden nach dem bisherigen Ergebnis abgegeben für Kluge (Natt.) 6098, für Meier (Soz.) 12 433, für Heckert (Unabh. Soz.) .103» und für Braun tMittelständler) 102 Stimmen. Die Wahl Meiers dürfte somit gesichert sein, da nur noch einige kleine Ort« ansstehen, die an dem Gesamtergebnis nichts mehr ändern werden. Der Wahlkreis (Zwickau—Crimmitschau) besaß bei der Hauptwahl im Jahre 1812 32 434 Wahlberechtigte: an der Wahl beteiligten sich damals 43 884 Wähler, also fast 88 Prozent — eine überaus starke Be- teitignngsziffer. Ls wurden damals abgegeben für den Sozialdemo kraten Stolle 27 846, für den Nütionoltiberalen 17 982 und für den Vertreter des Zentrums 148 Stimmen. Die heutige Wahl zeigt einen starken Rückgang in der Wahlbeteiligung, da nur etwa die Hälfte der Wähler von 1912 an die Wahlurne ging. Freilich stehen viele Wähler im Felde. Da aber die Sozialdemokraten für ihre beiden Schattierungen wiederum rund 17 500 Stimmen oofbrachten, also zwei Drittel der Zahl ihrer Mähler der letzten Wahl, die bürger- lichen Parteien jedoch nur etwas über 6000. also nur gerade ein Drittel ihrer Wähler von 1912. so zeigt sich, daß die bürger lichen Wähler diesmal eine recht betrübende Interesselosigkeit an den Tag gelegt haben. Oesierreichifch-ungarifcher Heeresbericht Wien, 13. Mai. Amtlich wird gemeldet: An der italienischen Gebirgsfront ist die Kampstätigtzeit an dauernd rege. Der Chef des Generalflabes. (W T. B.) Wien, 13. Mai. (Drahtdericht.) Aus dem Kneqsoressequartier wird gemeldet: Am 11. Mai nachmittags griffen sechs englische Flugzeuge den Kriegshafen im Golf von Cattaro mit Bom ben an. ohne Verluste oder Sachschaden zu verursachen Eines ber Flngzevg« ist abgestürzt. Seine Insassen worden unverletzt gefangen. "Id. Berlin, 13. Mai abend». (AmMch) Von den Kriegsschauplätzen nichts Neues. Zu den deutsch-österreichisch- ungarischen Verhandlungen L. L. Die Nachricht, daß der diesmalige Besuch des Kaisers Karl einen Ausbau des Bündnisses der Mittelmächte bezweckt, kann in allen deutschen Kreisen über mancherlei politische Mei nungsverschiedenheiten hinweg Befriedigung Hervorrufen. An dieser Stelle wurde bereits vor einigen Wochen ausgeführt, daß es allmählich an der Zeit sei, festere Vorstellungen mindestens über das wirtschaftliche ZukunftSverhälkniS der beiden Monarchien zu gewinnen. Jetzt handelt es sich nun darüber hinaus auch um grund legende politische und militärische Fragen, die das Verhältnis der drei Staaten, Deutschlands, Oesterreichs und Ungarns, für die Zeit nach dem Kriege berühren. Mitteleuropa soll also anfangen, mehr zu werden als ein Wort oder als eine heroische KriegSerlnnerung oder als eine Raumannschc Vision. Daß wir uns auch nach der politischen und misilättfchen Sette in absehbarer Zeit entscheiden mußten, ob wir mit dem bisherige« Bundesgenossen in ein dauerndes und noch engeres Bündnis als biSl-er treten wollten, das war für viele unter unS nach den Ergeb nissen des OstsriedenS besonders klar geworden. Bekanntlich haben sich lange Zeit während des Krieges in der OessentUctckcit zwei Meinungen darüber gestritten, wo wir in ^Zukunft Anlehnung suchen sollten, ob im Westen oder im Osten. Ron, im Osten ist es, waS Groß-Ruhland betrifft, jetzt so gut wie unmöglich geworden, und was die neuen Randstaatcn des früheren Russischen Reiches anlangt, so dürften sie mehr unseres Schutzes bedürfen als unS in schweren internationalen Verwicklungen zu stützen in der Lage sein. Eine Verbindung aber mit irgendeiner Macht d«S Westens erscheint auch denen fraglich, die zwar früher keinerlei besondere Neigung nach jener Seile empfanden, aber unter dem Eindrücke des Ostsriedens schließlich dahin kamen, eine solche Mög lichkeit, falls sie sich wider Erwarten bieten sollte, nicht von der Hand zu weisen, — solange wir eben mit Oesterreick-Ungarn nicht in ein klares, auf weite Sicht festgeleqtes mrd umfassenderes Ver hältnis als bisher gekommen seien. Denn daß wir unS ntcht in allen Lebenslagen auf uns ganz allein verlassen nchichM, uKrd manchen, die ein Zeitlang diesen zwar sehr stolzen;.aber arrch sehr schwer durchführbaren Gedanken hegten, vielleicht nach der neaen Skeuervorlagc klar geworden sein, die ja nur eine Kostprobe be deutet von dem, was uns an Lasten späterhin bevorsteht. Daß diese Lasten noch unvergleichlich viel drückend« würden, als sie schon jetzt angenmmnen werden müssen, wenn wir nach dem Kriege gerüstet sein wollten, mit jeder Verwicklung lediglich <mS eigener Kraft fertig zu werden, daS ist wohl eine so einfache Ueder- legung, daß sie jedem zugänglich ist. Nun ist also ersreulicherweif« eine feste Aussicht auf ein enges, dauerhaftes und tn feinem Um fang erweitertes Bündnis mit der Habsburgischen Monarchie vor handen. Es hak nicht an Stimmen gefehlt, die während des Krieges munkelten, daß Oesterreich-Ungarn Wert daraus lege, sich für die Zeit nach dem Kriege die Hände mindestens so frei zu hallen wie vor dem Kriege, vielleicht noch etwas freier, und die auch unS an- raten wollten, nicht für alle Zukunft zu viel auf die eine Karte zu sehen. Solche Stimmungen waren auf beiden Setten zweifellos in nicht nur ganz kleinen Kreisen vorhanden. Sie haben in Oesterreich-Ungarn ebensowenig den Ausschlag gegeben wie bei uns, und jeder Vernünftige wird das begrüßen. Denn eine deutsche Bündnis-Politik, die allzu wählerisch wäre in einer Lage, wo für uns die Oual der Wahl eigentlich nicht übermäßig groß ist, hätte leicht den rechten .Zeitpunkt versäumen können. Es ist gute Real politik, ein Bündnis, das man bekommen kann, anzunehmen und es der weiteren Entwicklung und der Einwirkung des eigenen Staates zu überlassen, etwaige Mängel, die sich in dem Bündnis verhältnis bisher hier und da gezeigt haben mögen, zn beseitigen. Hoffentlich erfährt nun das deutsche Volk bald, welche der «in Aussicht genommenen vertragsmäßigen Abmachungen berettS grundsätzlich feststehen". Wie erfreulich die Tatsache dieser Besprechungen an sich unter Gesichtspunkten der augenblicklichen Kriegspolitik ist. bedarf eigentlich keiner Worte. Sie folgt in wirkungsvoller Schnelle der Affäre Elemenccau—Czernrn und enttäuscht die damals entstandenen feindlichen Hoffnungen denn doch noch ganz anders, als bloße Kaiserielegramme das vermochten. Die Desitzsteuern im Hauptausschub O Bersin. 13. Mai. (Drahtdericht unserer Berliner SchriftlettuNg.) Der HauptavSschuß des Reichstages begann am Mon- lag unter starker Beteiligung und in Anwesenheit zahl- reicher einzelstaatlichcr Finanzminister die Beratung der Besihstener. Die Vorbesprechungen unter den Mehrheits parteien haben sich zv einem Anträge verdichtet, der in seinem genauen Wortlaute noch im Laufe der Sitzung bekannt werden soll. Seinem Inhalte nach sieht er eine schärfere steuerliche Erfassung der hohen Einkommen und der großen Vermögen vor und bringt damit die erste Besteuerung des Einkommens durch das Reich. Der Antrag geht dahin. daß für das Rechnungsjahr 1918 «in Wehrbeitrog erneut erhoben werden soll. der jedoch in seiner Konstruktion von dem früheren einmaligen Wchr- beitragc stark abwcichen wird. Lag bei d-m früheren Wehrdeitrag das Schwergewicht ans dem Vermögen, so soll es jetzt bei dem geplante» Wekrbeitrag onf dem Einkommen liegen. Dos Einkommen von 20 000 aufwärts soll einer progressiv gesteigerten Reichsabgabe unterworfen werden, die eine beträchtliche Verschärfung erfahren soll, wenn ein Mehrcinkommen, verglichen mit dem Uu letzten Friedens jahr erzielten Einkommen, vorliegl. Dazu soll eine Vermögens- abgabe treten bet Vermögen von mehr als 20 OM <4(. die mit 1 v. T. beginnt und bei den grdtzten Vermdzen auf 3 vom Tausend anwächst.