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als ob die Stufen, die zu dem Tempel führen, diesen Mangel ha ben ersetzen sollen. Auch bei den Aegyptern trifft man Säulen ohne Füße, indessen können diese Kunstwerke nicht als schöne Vor bilder gelten. So nothwendig daher die Schastgestmse oder Füße bei den Säulen sind, so entoehrlich sind dagegen die Postamente unter ih nen, die man wohl auch mit Gliedern verziert. In der That er scheint eine Säule ohne Postament oder Piedestal majestätischer und imponirt mehr, als wenn ihr auf einem verzierten Würfel eine einigermaßen unsichere Stellung angewiesen ist. Ein glatter viereckiger Stein (Untersatz), der gewöhnlich einen Modul zur Höhe hat, mag von allen Gliedern des PiedcstalS der Base zur Unter lage dienen. Wir finden diese Construction auch bei den Alten, z. B. am Tempel des Jupiter Stator, des Jupiter tonanS, deS Apoll bei Milet, auch an modernen Gebilden der neuern Zeit, z. B. an dem Gebäude der Glyptothek in München, an dem Theater da selbst rc. Die Griechen gaben im Anfänge ihren Säulen solche vier eckige Untcrsätze, wenn sie auf der platten Erde aufstanden; ruh ten sie aber auf den Stufen der Tempel, so sielen diese Plinthen meistens weg, weil die Stufen zugleich mit als Säulenfüße ge braucht wurden. Der Mangel eines mit Gliedern verzierten Schaft gesimses war aber, wie oben erwähnt, der dorischen Säule eigen, da sie auch noch zu den Zeiten deS Perikles keinS bekam, ob eS schon die jonische Säule erhielt» Diese Säule hat aber unstreitig gleich von ihrem ersten Ur sprünge an Basen, oder mit Gliedern verzierte Schaftgesimse be kommen. Sie wurden gemeiniglich einen Modul hoch gemacht, und aus verschiedenen Gliedern zusammengesetzt. Schon in den Propyläen zu Athen finden wir unter den jonischen Säulen, die innerhalb dieses Gebäudes stehen, diejenige Base, die in den nach folgenden Zeiten den Namen der attischen erhielt, weil sie vielleicht zu Athen erfunden wurde. Auch an dem kleinen Tempel am Jlis- sus zu Athen trifft man eben diese Base an, nur daß sie hier einige Abänderungen bekommen hat. HermogencS bediente sich der attischen Base an seinem schönen Tempel des Bachus zu TeoS, und sie war auch an der Mauer des Peribolus, des Tempels der Minerva Polias zu Prienne angebracht. Die Allen gaben dieser Base keinen besondern Plinthus, son dern es machte allezeit die oberste der Stufen, worauf der Tempel stand, den Plinthus aus. Wir wollen «ns daher an diese Vorbilder halten, den Säu len zwar ein Schaftgcsims und «inen Plinthus geben, aber das Piedestal weglasscn.