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503 PeterSki'rche,'n Rom. doppelt traurig; denn diese gewundenen Säulen sind in schlech tem Geschmack und aus der schönen bronzenen Decke gearbeitet, welche Urban VII. dem Pantheon raubte. Diese geflügelten Kin der von sechs Fuß Höhe und darüber, scheinen, indem sie die Weihkessel halten, der kleinen Menschen zu spotten, welche ihnen kaum bis zu den Schultern reichen. Der heilige Pabst, von der Eingangspforte aus gesehen, gleicht einem summenden Goldkäfer. Es wäre also ejn anderes Menschengeschlecht vonnythen, dessen Individuen zum mindesten zwei Toisen Hohe hätten, um mit der Kirche und ihren Statuen in Verhältniß zu kommen. In dieser Stätte glaubt der Mensch nicht sowohl nach dem Ebenbilde Got tes, als vielmehr nach dem eines Insekts geschaffen zu seyn. Nun aber in jedem Falle fühlt man doch hier den Schöpfer der Natur? — Mit Nichten. Es tritt dieser Tempel, der äußern Huft und dem Gestirn des Tags verschlossen, mit der Natur gleich sam in Scheidung. Hier wird jeder Gedanke düster und verliert die Spannkraft. Man kann keinen Schritt thun, ohne dem mensch lichen Stolze zu begegnen, der sein eigenes Nichts anbctct. Un ter diesen hohen Gewölben, wo jeher Schritt wirderhallt, bleibt die Seele stumm. Aber .die Größe des Denkmals ist doch wohl der Größe Got tes würdig? — Nicht die kolossalen Mißverhältnisse geben einem Tempel den Charakter des Großartigen. Dies beruht auf dem Style der Baukunst und dem Orte. Die Peterskirche ist an ei ner Stelle, die nichts beherrscht, wo sie sich mit andern Gebäu den vermischt, und wo ihre Masse auf die Erde drückt, als wollte sie sie zermalmen. Die Alten hatten bei ihren Entwürfen zu Gebäuden, welche der Gottheit bestimmt waren, vielmehr die Idee des Unendli chen. Ihre Tempel, auf Vorgebirgen, wie leuchtende Verkündi ger der Religion, oder in der malerischsten Gegend gelegen, schei nen sich von der Erde loszureißen, als wollten sie sich von dersel ben zum Himmel emporhcben. Die Bauart, die Maßverhältnisse waren immer zu den Bergen, Gehölzen, Unebenheiten des Bodens genau berechnet, und verschwisterten in der Seele die wohlthätige Macht des Schöpfers mit der Dankbarkeit des Geschöpfs. Alles war in einem Maßstabe gehalten, daß das Gefühl der hohen Ehr furcht ausgedrückt wurde, und das unermeßliche Wesen hier seine ganze Unermeßlichkeit offenbarte, ohne aber den Menschen unter sich selbst herab zu würdigen. Der Zutritt zum Tempel, weit ent fernt für den belebenden Strahl der Sonne verschlossen zu seyn, war von allen Seiten offen, und das Gewölbe des Himmels er setzte das Dach des Gebäudes. Auch ist in allen diesen Denkmä lern ein gewisses ätherisches Wesen, das zum Herzen, zu der Ein bildungskraft spricht. Die Seele schwingt sich hier leicht nach den