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krates zu Athen näher kennen lernen kann. An der Außenseite der Tempel wurden die Giebelfelder mit Basreliefs und die äu ßern Mauern der Zellen mit Eckpfeilern und einem verzierten Fries einfach verziert; an den Mauern der Agora brachte man Gemälde an. Im Innern der Tempel war weniger Schmuck, da die Halle meistens ohne Fenster und daher lichtlos war. Die Decken waren in vertiefte Felder und die Böden meistens mit Mosaik ausgelegt; nur beim Tempel der Minerva Area zu Platäa gedenkt Pausa- nias der Wandbilder. Bei den Römern war das Ornament der Haupttheil ihrer Architektur. Die Politur der Innern Wände, durch eine dreifache Lage von Kalk mit Marmorstaub gemischt, die niemals riß, und den trefflichsten Grund für die Wandgemälde bildete, war eine rö mische Erfindung. In den Gemälden selbst herrschte eine bewun derungswürdige Mannichfaltigkeit der Erfindung. Landschaften, in denen Ludius berühmt war, Architektur, Grotesken (wunderliche Zusammensetzungen von Tbieren, Menschen, Blumen und Schnör keln), die Verzierung der Decken durch viereckige, vertiefte Felder (Laguearia), mit verschiedenen Gliedern und einer Rosette verziert, oder bemalt und mit Stuck dccorirt, und der Fußboden mit Mo saik von kostbaren Marmorarten (Opus «pioatum) kamen in Gebrauch. So fand Augustus die Baukunst Noms. Sein Geschmack und sein Interesse führten ihn auf die Errichtung reicher und dem Wolke gefälliger Gebäude. Er baute den Porticus der Octavia, von dem noch einige Reste stehen. Die Säulen davon aus ei nem Stück sind corintdisch, und von der Basis an verjüngt; die kapitaler sind sehr schön und haben in der Mitte des Abakus, statt der griechischen Rose, Adler mit ausgebreitetcn Schwingen; das Gebälk ist einfach, ohne Sparrenküpse und Zahnschnitte, und viel leicht wie der Giebel aus späterer Zeit. Unter Augustus und den folgenden Kaisern wurde in Rom viel gebaut. Nachdem die Stadt durch Nero zum Theil abge brannt worden war, erwuchs sie neuer nnd prächtiger wieder, durch breite gerade Straßen und große schöne Gebäude. Pracht und Verschwendung machten sich geltend; so wurden die Fußbö den mit kostbarem Glas ausgelegt, die Decken vergoldet, die Wände mit Elfenbein gemustert. Aber unter diesem Schmuck ging das Bedeutungsvolle und der Ernst der Verzierung verloren. Man versank in Kleinigkeitskrämerei, setzte z. B. die Säulen auf Po stamente, verzierte die Cannelirung, verkröpfte die Gesimse, ordnete gekuppelte Säulen, ausgebauchte Friese, offene oder durchschnittene Giebel u. dergl. mehr. Von dieser Unnatur der Verzierung hat sich die römische Baukunst nicht wieder loswinden können, und die modernen Architekten der spätem Jahrhunderte sind ihr gefolgt.