Jonischer Tempel am Jli'ssuS — Ionisches Gebalk. 283 und Zierlichkeit fordert; z. B. für Lustschlösser, Landsitze, Theater, zur Verzierung im Innern, auch als obere oder zweite Säulen- stellung, wenn das Gebäude aus Mehrern Ordnungen besteht; doch vermeidet man gern die letzte Anordnung. Ionischer Lcmpel am Ilissus. Ein klassisches Vorbild des jonischen Baustvls finden wir an dem noch vorhandenen klei nen Tempel am JlissuS. Er stand aus drei Stufen, war Amphi prostylos, und batte auf jeder Fronte vier kannelirte Säulen mit alten jonischen Capitälern. Seine Glieder waren glatt und ohne Verzierung, aber mit Geschmack und Eleganz gearbeitet. Wahr scheinlich fällt der Bau dieses Tempels in den Zeitraum, wo Pe- rikles die Stadt Athen durch Bauwerke aller Art schmückte. Ionisches Capital, seine Höhe beträgt H des untern Säu lendurchmessers. Es unterscheidet sich von dem dorischen durch die Voluten, die sich auf zwei Seiten des Capitäls aufrollen. Der EchinuS des dorischen Knaufs wurde vielleicht mit einem Stück Baumrinde zufällig überlegt, welches sich an seinen Enden zusam menkrümmte und dadurch zur Erfindung der jonischen Schnecke die Veranlassung gab. Auf dem horizontalen flachen Theil der selben steht nun der Abakus, welcher das Gebälk trägt. Die Römer wichen ab von diesen Vorbildern edler Simpli- cität, drehten die Schnecken mehr nach außen, brachten mehr Ver zierung an, und bildeten so das neuere jonische Capitäl, aus dem Sturm späterhin bas der deutschen oder gemischten Ordnung zu- sammensetzte. Wir finden dieses neue jonische Capitäl am Tempel der Concordia zu Nom, der unter Constantin dem Großen ge baut wurde; seine Form ist nicht die beste, und es verdient auf keine Weise als ein Muster angesehen zu werden. Die Anord nung der Glieder ist übel gewählt, und ihre Profilirung schlecht. Die Voluten haben zu wenig, die Glieder darunter aber zu viel Vorsprung, wodurch das Ganze ein plumpes Ansehn bekommt, welches dadurch noch vermehrt wird, daß das Capitäl keinen Hals, sondern an dessen Statt einen hohen Ninnleisten hat. Der jonische Tempel am Ilissus zeigt uns das älteste nach- ahmungswerthe Beispiel ächter jonischer Architektur, welches noch jetzt vorhanden ist. Nächst ihm der Minerva - Polias-Tem- pel und der Tempel deS Erechtheus zu Athen — der Apol lotempel zu Milet, der Bachuötrmpel zu TeoS und der Mi nervatempel zu Priene. Ionrsches Gebälk. Das Gebälk der jonischen Saulen- ordnung hat keine Triglyphen und Diclenköpfe; der Archilrav ist glatt und nur unter dem Friese mit drei kleinen Glieder» geziert; der Fries hat Basreliefs, der Kranz einen Leisten, einen Viertelstab und einen Karnicß mit zwei schmalen Riemchen (Jlissustempel). Später traten mehrere Glieder hinzu; unter dem Kranzleisten