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aufgehäuft lag; erdrückte einen Ungeheuern Riesen, indem er ihn hoch in die Lust cmporhielt: denn der Riese bekam immer neue Kraft sowie er die Erde berührte; ja er stieg in die Unterwelt hinab, und holte den dreiköpfigen Hund, den Cerberus herauf, der ihren Eingang bewachte. Herkules starb durch eine Bosheit des Centauren Nessus. Dieser hatte der Gemahlin des Herkules ein vergiftetes Kleidungs stück gegeben, unter der Vorspiegelung, wo es ihr Mann trüge, würde er Niemand lieben als sie. Da Herkules einmal lange um hergeschwärmt halte, sandte sie ihm das Kleidungsstück; er zog es anch an, aber das durchdringende Gift wirkte brennend in seinem Körper, und Herkules, der wohl sah, ihm sei nicht zu helfen, ließ sich auf einem Scheiterhaufen auf dem Berge Oeta verbrennen. Man hat den Herkules als das Ideal der körperlichen Stärke und des kühnen Muthes im rohen, ungebildeten Zeitalter aufge stellt. Man hat ihm Tempel erbaut und Stalücn gebildet. Von ihm stammen die Herakliden, welche den Peloponnes bevölker ten und cultivirten. Unter den Statüen bemerken wir den berühmten Farnesi, schen Herkules, ein Werk des Atheniensers Glycon. Man fand ihn unter Paul III. in den Antonianischen Bädern. Die Hände und ehemals die Beine sind von Guil. della Porta ergänzt. Jetzt hat er die ächten Beine. Der Kopf soll etliche italienische Meilen vom Rumpfe entfernt gefunden worden seyn. Er ist der stärkste männliche Körper, so wie man sich einen Hel den wie Herkules war, denken muß. Die Muskeln sind stark, aber schlaff. Hieraus ist zu schließen, daß es die Vorstellung eines Herku les ist, der müde von seinen vollbrachten Thalen ausruht. Er ist als Held vorgestellt, aber nicht als Gott. Der Torso im Belvedere ist «ins der größten Meisterstücke der Kunst. Er wurde unter Jul. ll. gefunden. Kopf, Arme und Füße sind verloren gegangen, nur der Rumpf und der antike Lronc, worauf er sitzt, ist übrig. Aus diesem ist der Name des Künst lers, Apollonius, Nestors Sohn von Athen, eingehauen. So viel man aus der Anatomie schließen kann, saß die Statue vorwärts gebückt, der Kopf aufgcrichtet, auf die Keule gelehnt. Seine Lö wenhaut ist über den Sitz geworfen. — Was sonst den Herku les auszeichnete, die hochgewölbte Brust, die unbeugbaren starken Schultern, ist bei diesem Bruststück im höchst vollkommensten Grade ausgcdrückt. Aber die starken Muskeln sind nicht ausgedrückt —- sein Körper scheint der ätherische Körper einer Gottheit — und so dachte sich ihn auch der Künstler. Er stellte nicht den Helden, sondern den schon unter die Götter aufgenommenen Herkules dar. Herkules kämpfte hier nicht mehr mit Niesen und Ungeheuern;