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LWESWKWW ÜNNdÄS^IeitUNL »«SLWrMZM Erscheint lägl inorg.«Montags nur Mr Bezieher in Gr.-Leip,ta.) Hou icchs Golvpsenniae. otelegenveiisan,eigen. Stellengesuche Rekle» cvcivatt ichlieni Erfüll, aus. Schristlett. GeschSitsst., Druckerei: Leipzig. ie»cn usw. nach Laris. Prcisnachlaf; bei Ab ich lud V>atz-i^ OiobanntsaaIe8. grrnspr.:Ort«aespr.Sammel-Nr.:70811,Nrrngrspr Da envorschrUren unverbindlich. Für das Ausland entsprechend ^7089-170S2: ebenda».inallrnT»ltalen«n,.u.Abonnem..Annahme Zuschlag Erfüllungsort Leipzig. Postscheck-Konto Leipzig SOo LaS Leipziger Taaeblatt entbillt die amtltrb«« V»ran»t«»a<vu»a»« »<S Voli-«ivräiidiuu»s Leivzi« Xr. 95 Verantwortlich Mr den Tert: Cbesredakteur L. Goldstein, Leipzig Verantwortlich Mr Inserate: Oswald Milller, Leipzig - Naunbos. Drucku-Verlag Leipziger Berlagsdruckerei G. m. b.H.vorm. Fischer L Kurlten. 8onasdellÄ, äen 19. Lpril 1924 Berliner Schriftleiinng: »ochstr. ^l iffernspr. Dönvoff il!W— Dresdner Schriilleilung Loschwip. Schillcrstr 35 «Fernipr. "17!>:i> Hallesche Schristleitung Leipziger Stradc 21 lFernsprecher 858^» 118. Isdrcj poincare gegen die Räumung des Ruhrgebiets Sächsischer Giedlertag Dresden, 18. April. Der Allgemeine Säch sische Siedlerverband hatte heute mit über 500 Delegierten seinen außerordentlichen Landes- sicdlertag in Dresden abgehaiten. Bürgermeister Klimpel (Freital) wurde zum 2. Landesver bandsvorsitzenden und Geschäftsführer Wagner zum >. Landesverbandsvorsitzenden gewählt. Fol gende Entschließung fand einstimmige An nahme: „In Sachsen wird der Wohnungsbau auf Grund einer Notverordnung durch eine üprozentige Steuer für die Friedensmiete finanziert. Mit Rück sicht auf die Größe der Wohnungsnot ist der Pro- zentsatz entschiedet» zu niedrig. Er hätte, wie in Preußen, mindestens auf 8 Prozent festgesetzt wer den müssen. Ueber den Ertrag der Steuer haben in Sachsen nur die Gemeinden zu verfügen. Die Folge davon ist, daß eine großzügige plan mäßige W o h n u n g s w i r t s ch a f t des Staates ausgeschaltet wird und die Ver- wondung der Mittel der Interessen- und der Partcipolitik in jeder Gemeinde unterliegt. Der Siedlungsgeüanke wird dabei erfahrungsgemäß nur wenig gefördert. Erfreulicherweise wird in der Aus führungsverordnung festgelegt, daß bei Verteilung der Mittel, die von Gemeinden unter 1000 Einwoh nern an den Landeswohnungsverband abzuführen sind. Ein- und Zweifamilienhäuser mit Garten in erster Linie zu berücksichtigen sind. Diese Bestim mung erstreckt sich aber nur auf einen sehr geringen Teil der Mittel, während der größte Teil von den Gemeinden vollkommen nach eigenem Ermessen ver wendet wird. Eine Berücksichtigung des Siedlungs baues wird hier in der Verordnung nicht gefördert. Der Allgemeine Sächsische Siedlerverband erwartet vom Landtage, daß er sofort nach seinem Zusammen tritt die Norverordnung vom 28. März 1024 dahin abändert, daß nicht 5 Prozent, sondern 10 Pro zent der Fr redens miete für den Woh- nungsneubnu verwendet werden, daß die Steuer nicht als Gemeinde-, sondern als Staats steuer erhoben wird, und daß die Mittel möglichst restlos dem Siedlungsbau zugeführt werden. Sollte die Steuer ganz oder te'lweise als Gemeinde steuer bestehen bleiben, dann ist durch Verordnuna den Gemeinden die Pflicht aufzuerlegen, in erster Linie den Eiedlungsbau zu berücksicht gen. Der „Allgemeine Sächsische Siedlerverband" stellt diese Forderung auf Grund der Reichsvcrfassung, die im Artikel 155 dem Deutschen Volke Heimstätten verspricht. Es wird erwartet, daß Negierung' und Landtag sich der Pflicht bewußt sind, die Verfassung zu erfüllen." Byron-Ehrung in Griechenland Athen, 17. April. (Eig. Te l.) Heute nachmittag um 1 Uhr traf das englische Militärflugzeug, das sich auf der Reise um die Welt befindet, von Korfu kommend, in Athen ein. Es landete, als die festliche Gedenkfeier anläßlich des 100. Todestages Lord Byrons begann und überall Flaggen sichtbar waren zum Andenken an des Dichters Expedition zur Er oberung der Festung Lepanto, des letzten starken Sitzes der Türken im westlichen Griechenland. An der Stelle, wo sich das Haus befand, das Lord Byron durch seine Dichtung Mait of Athen berühmt gemacht hat, wurde in Gegenwart des englischen Gesandten, zahlreicher Delegationen und der Minister eine Er innerungstafel enthüllt. Ein Stadtviertel, wo jetzt die griechischen Flüchtlinge untergebracht sind, wurde in Byronviertel umgctnuft. Im Ethnologischen Museum wurde eine Abteilung eröffnet, in der alle Erinnerungen zu sehen sein werden an die Kämpfe um Miffolunghi, zu dessen Befreiung Byron zwei Schiffe ausgerüstet hatte, an seinen Tod und an die 21 Tage der nationalen Trauer, die in Griechenland damals angeordnet wurde. Am Abend fand auf der Akropolis eine eindrucks volle Kundgebung für den englischen Dichter statt. Am Freitag begeben sich die Delegationen und mehrere Minister nach Miffolunghi, wo das Herz Byrons in einer silbernen Kapsel aufbcwahrt ist. Die Feier gestaltet sich zu einer ostentativen englisch griechischen Freundschaftskundgebung. Bas Ergebnis der griechischen Volksabstimmung Athen, 18. April. (Eig. Tel.) Das endgültige Ergebnis der Volksabstimmung liegt nunmehr vor: Insgesamt wurden 755 748 Stimmen für und 321391 Stimmen gegen die Republik abgegeben. Monarchistische Verschwörung Belgrad, 18. April. (Eig. Te l.) Die „Nowosti" melden aus Athen, daß jetzt neuerlich eine mon archistische Verschwörung entdeckt wurde. Der Ursprung dieser Verschwörung sei wieder im Peloponnes. Auch General Metaxos sei angeb lich in die Verschwörung verwickelt. Es wurden viele Offiziere verhaftet und in ganz Griechenland der Belagerungszustand erklärt. * Der französische Gesandte in Athen ist von seiner Regierung beauftragt worden, die neue griechische Republik anzuerkennen, so bald die griechische Regierung ihm eine offizielle No tifizierung zugestellt hat. London, 18. April sEig. Tel.) Durch Vie Vermittlung ves englischen Bot schafters in Paris, Lord Crewe, hat Poincarv der britischen Regierung seine Absicht mitgeteilt, die Ruhrpsänder für Frankreich während einer Ueber- gangszeit von etwa 2 Fahre n aufrcchtzuerhalten. Sollte sich inzwischen der gute Wille Deutschlands erwiesen haben, dann würden die Ruhrpsänder mit den von den Sachverständigen vorgeschlagcnen Pfändern verschmolzen werden. London, 18. April. (Eig. Tel.) Macdonaiv l ist heute nach Stanford abgereist. Am Sonnabend ! wird er eine wichtige Rede in Hark halten. Der Ministerpräsident ist davon überzeugt, daß die Er- ! öffnung einer politischen Diskussion mit Frankreich vor Beendigung der Kammerwahlen wenig Zweck hätte. zic Diese Erklärung Poincares ist ein Schlag gegen die Verständigungspolitik Mac donalds. Sie ist geeignet, die baldige Verwirk lichung der Sachverständigengutachten illusorisch zu machen. Die Befristung der von Haus aus unge rechten und vertragswidrigen Besetzung auf weitere zwei Jahre ist um so skandalöser, als ja sofort hin- zugesügt wird, daß Deutschland guten Willen zeigen müsse. Kein Zweifel, daß Poincare bei jeder Gelegenheit „schlechten Willen" feststellen wird, wenn Deutschland einige Telegraphenstangen oder ein paar Tonnen Kohle zu wenig liefert. Die Situation ist jetzt im ganzen betrachtet so, daß der schlechte Wille der französischen Regierung vor aller Welt klar ist. Wenn das Gutachten keinen anderen Er- folg gehabt haben sollte, als diesen, so wäre es schon sehr nützlich gewesen. Es ist indessen zu erwarten, daß die übrigen beteiligten Mächte, vor allem Eng land, es sich nicht ohne weiteres gefallen lassen werden, daß Frankreich ständig alle Pläne zu einer Wiederherstellung Europas sabotiert. Vielleicht Han- i delt cs sich aber bei diesem Vorgehen Frankreichs nur um ein Wahlmanöver, nachdem Poincare schon in seiner jüngsten Rede den Versuch gemacht hat, das Sachverständigengutachten als einen Erfolg der französischen Politik hinzustcllen. Nun verfolgt er offenbar den Zweck, mit dem Festhalten an der Ruhrbesetzung als Sieger auf der ganzen Linie zu erscheinen, jedoch hat auch Macdonald, wie gemeldet, schon erklärt, daß es während der Dauer des fran zösischen Wahlkampfes wenig Wert habe, mit Poin- cars zu diskutieren. Diepm'sserpreffezumBeschluß der Reparaüvnskommission Paris, 18. April. Zu dem gestrigen Beschluß der Reparationskommission schreibt das „Journal": Ge- wisse Delegierte hätten öfter die Ansicht vertreten, daß geprüft werden müsse, ob nicht an den Schlußfolge rungen der Sachverständigen, von denen man an nehme, daß sie die Alliierten nicht vollständig befrie digen, gewisse Abänderungen vorzunehmen seien. Aber bald habe die Meinung vorgeherrscht, daß man keine Bresche in das Werk des Ausschusses schlagen dürfe und daß die Eröffnung einer das technische Gebiet be handelnden Erörterung, bei der jeder seine besondere Ansicht zur Geltung bringen würde, nur ein bis jetzt vollkommen klares Problem verwirren könne. Die Reparationskommission habe sich also offiziös auf den Standpunkt der Sachverständigen gestellt. Sie sei der Ansicht, daß man zu keinem glücklichen Ergebnis kom men könne, wenn man gewisse Empfehlungen annehme und andere ablehne. Der französische Delegierte habe erklärt, daß vor allem Deutschland auf die Probe gestellt werden müsse. Es müsse einen Beweis seines guten Willens dadurch geben, daß es den Vorschlag annehme, cs möge die Texte der Ge setze und Verordnungen ausarbeiten, auf die es sich stützen wolle." Der „Figaro" erklärt: „Die vorbereitende Phase der Regelung der Reparationen ist beendet. Alle Welt nimmt heute den Plan der Sachverständigen an. Die Reparationskommission hat gestern zugestimmt. Jetzt muß ohne Verzug zur Ausführung geschritten werden." „Gaulois" sagt: „Ein einmütiges Einverneh men zwischen den Mitgliedern der Reparationskom mission setzt nicht notwendigerweise ein Einvernehmen der Regierungen, die sie vertreten, voraus. Die poli tische Frage sei bekanntlich den technischen Fragen übergeordnet. Sie falle ausschließlich unter die Kom petenzen der alliierten Kabinette. Sie setzte Ver handlungen voraus, die bei weitem noch nicht beendet seien, und niemand könne übersehen, daß zwischen London und Paris noch gewisse Mcinungsverschieden- heiten beständen, namentlich was die Räumung des Ruhrgebietes anlange." „Echo deParis" meint, es sei Sache der Repa rationskommission, zwei Aufgaben durchzuführen. Sie habe zunächst das Kontrollsystem, das für die Durstführung des Planes bürgen solle und das von den Sachverständigen in zu allgemeinen Zügen fest gelegt worden sei, in allen Einzelheiten zu bcstimmeit. Ihre zweite Aufgabe wäre cs, von Deutschland die Annahme aller Gesetze und aller Verordnungen zu verlangen, die die Ausübung dieser Kon trolle erfordere. Oie Kontrollkommissionen im Werden Paris, 18. April. Nach dem „Journal" haben die Eisenbahnsachvcrftändigen Ac worth und Le- fevre der Reparationskommission zugesagt, in dem Eisenbahnausschnß, den das Sachverständigengut achten vorsicht, Mitarbeiten zu wollen. Zugleich hät ten sich Kindersley, Francqui, Par mon tier und Pirelli bereiterklärt, in dem Ausschuß zur Kontrolle der Verwaltung der Goldnotenbank und der Ueberwachung der Steuereinnahmen auf Neparationskonto mitzuwirken. Wegen der Osterseicrtage ist in den Verhandlun gen zwischen Oesterreich und dem Deutschen Reiche sowie der Tschechoslowakei eine Pause eingetreten. Die Verhandlungen werden nach Ostern, und zwar mit dem Deutschen Reiche Anfang Mai und mit der Tschechoslowakischen Republik Mittt Mai fortgesetzt «erden. Erne Hede poincares Paris, 18. April. Die „Republikanische Föderation Frankreichs" wird unter dem Vorsitz des ehemaligen Handelsministers Isaac am 23. und 24. April tagen. Bei dem Schlußbantett wird Poincarö eine Wahlrede halten. Paris, 18. April. (Eig. Tel.) Brüsseler Blätter hatten gemeldet, daß der Ministerpräsident Theunis nach Paris kommen werde, wo er eine Besprechung mit Poincare haben solle. In hiesigen amtlichen Kreisen ist von einer derarti gen Zusammenkunft der beiden Ministerpräsidenten vorläufig nichts bekannt. Freilassung von Ruhrgeiseln Deutsch-französischer Gefangenenaustausch Wie wir hören, haben im Anschluß an den Spionageprozeß gegen den französischen Hauptmann d'Armont zwischen der deutschen und der fran- zösischcn Regierung Verhandlungen über den Aus- tausch politischer Gefangener stattgefun- den. Als deren Ergebnis wird zunächst die Frei lassung der deutschen Reichsangehörigen Ger dum, Perger, Schwebe!, von Wedel st aedt, Schulte-Pelkum und Minde erfolgen, die zum Teil bereits seit Jahren in Strafanstalten festgehalten werden, und deren Strafzeit meist noch lange, in einem Falle bis 1937, läuft. Der kürzlich vom Reichsgericht zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilte Hauptmann d'Armont soll gestern nachmittag 4,19 Uhr mit dem fahrplanmäßigen Zuge Leipzig verlassen und sich nach Frankfurt be- geben haben. Es heißt, daß er gegen die drei Geiseln aus dem Ruhrgebiet, Schulte-Pelkum, Minde und v. Wedelstaedt ausgetauscht werden soll. Französisch-serbisches Bündnis bevorstehend Belgrad, 18. April. Das Blatt „Nowosti" be stätigt die gestrige Nachricht des Handelsministers, daß bei dem Besuch des serbischen Königs- paares in Paris Ende Mai ein Bündnisvertrag zwischen Frankreich und Südslawien abgeschlossen werden soll. Oer Streit um die Genfer Zone Bern, 18. April. Die französische Regierung hat dem Bundesrat mitgeteilt, daß der Rechtskonsulent des Ministeriums des Auswärtigen Fromageoi als französischer Sachverständiger für die Ausarbeitung eines Entwurfes betreffend die Schiedsfrage in der Zoncnangelegenheit vestetlk wor- den ist. politischer Mord? Hamburg, 18. April. Im Forst bei Pretzie r in Mecklenburg wurde eine männliche Leiche aufgesun- den, die vier Schußstellen auswies. Neben der Leiche lag ein Fahrrad, eine neue Pistole und rin Hand stock. Der Tote ist der Fuhrmann Ionas aus Hagenow, der als Führer der Kommunisten b - kannt war und aus der Partei auszutreten beabsich tigte. Ionas war von einem Mann aus Berlin be gleitet worden, der ihm Holz anwcisen wollte, und von dem er vermutlich erschossen wurde. Der Täter tonnte noch nicht ermittelt werden. Umbildung -er iialienischen Negierung Rom, 18. April. (Eig. Tel.) In diplomatisch! Kreisen wird die Nachricht von einer bevorstehende Umbildung des Kabinetts bestätigt. Genc ral Diaz wird das Kriegsministerium verlassen ui: in den Ruhestand treten. Sein Nachfolger wir< höchstwahrscheinlich General EavaIlera sein. Da W i r t sch a f t s m i n i st e r i u m wird imFinan? Ministerium aufgchen, an dessen Spitze Finan, Minister de Stephani verbleibt, dem drei Unter staatssekretäre zur Seite stehen werden. Das Unter staatssckrctariat beim Innenministerium soll ab geschafft werden. Der gegenwärtige Unter staats sekretär für Inneres, Finzi, wird zun Minister des neuen L u f t s ch i f f a h r t s m i n i st e riums ernannt werden. Das Kolonialmini st e r i u m wird in ein Unterstaatssckretariat dein Außenministerium umgewandelt werden. Der Palast der ehemlaigen Consultü, in dem fick bis zum Ausstieg des Faschismus das Außen Ministerium befand und welcher später der Sn des Kolonialministcriums wurde, wird jetzt cndgülti als Privathaus des Kronprinzen eingerichtc werden. Mussolini und die Arbeiterschaft Rom, 18. April. (Eig. Tc l.) Die Faschistisi Partei hat ihren Abgeordneten zur Pflicht gemach zur Eröffnungssitzung der Kammer am 24. Mai i Frack und Dekorationen zu erscheinen. Die: Sitte wurde seit längerer Zeit nicht mehr beobachte: Der Eröffnungssitzung, in der der König die Throi rede halten wird, werden Kommunisten, Max'imilist^ (Sozialdemokrtcn) und Republikaner fernbleiben Die Einheitssozialisten dürften dem Vernehmen nacl an der Sitzung teilnehmen. Das „Fest der Ar beit" ist von der faschistischen Negierung vom 1. Ma auf den 21. April, dem Gründungstag Roms, vci- schoben worden. Die Kommunisten haben an die anderen proletarischen Parteien die Einladung ge richtet, trotz des Verbots der Regierung die Mai- feier am 1. Mai abzuhalten und zu diesem Zweck eine Einheitsfront zu bilden. Die Einheitssozialisten haben den Vorschlag der Kommunisten abgelehnt, da diese die Einheitsfront sämtlicher proletarischen Parteien während der letzten Wahlen zum Scheitern gebracht haben, und haben erklärt, die Maifeier zwar am 1. Mai zu begehen, aber ohne ein Bündnis mit den Kommunisten zu schließen, da ein solches seit den letzten Wahlen nicht mehr möglich sei. * Rom, 18. April. (Eig. Tel.) Nach der „Doro Republicana" hat die Regierung beschlossen, dem ehe maligen Rkinisterpräsidenten Nitti nunmehr die langten Auslandspässe zuzustcllen. Nitti beabsichtigt, sich in die Schweiz zu begeben. Diese Auslandsreise Nittis stellt gewissermaßen eine Flucht vor der stetigen Bedrohung durch die Faschisten dar. Nitti ist nicht nur bei den Faschisten als Demokrat verhaßt, man wirft ihm als Hauptschuld die Amnestie für die Äriegsdeserteure vor, die er 1920 als Ministerpräsident erlassen hat. Seit seinem Rücktritt war er verschiedenen persön lichen Angriffen ausgesetzt, und einmal wurde sein Hausrat und seine Bibliothek verwüstet. Nitti hatte sich vor einiger Zeit an die Regierung mit der Bitte um einen Auslandspaß gewandt, war aber abschlägig beschicken worden. Hierauf trug sein Sohn diesen Wunsch Mussolini in einer persönlichen Unterredung vor. Es ist anzunehmen, daß sich Nitti in der Schweiz von jeder politischen Betätigung fernhaltcn wird. Nach einer Neapeler Meldung hat der frühere Ministerpräsident Nitti von der Universität Genf eine Berufung auf den Lehrstuhl für So ziologie erhalten. puccini faschistische Ehrenmitglied Rom, 18. April. (Eig. Te l.) Dem Komponistc: P ii c c i n i ist ehrenhalber die faschistische Mitglieds karte überreicht worden. Korruptionsskandal in der Türke» Konstantinopel, 18. April. <Eiq. Tel.) Vc>. kurzem hat eine sehr heftige Pressekampagne ve gönnen, in der hochgestellte Politiker der Korruption beschuldigt werden. Beim Abzug der alliierren Truppen aus Konstantinopel waren in großer Zahl Armenier aus der Türkei geflüchtet und entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen war ihnen die Heim kehr unterlagt. Trotzdem hat sich eine beträchtliche Anzahl dieser Flüchtlinge wieder eingefunden und. wie behauptet wird, gelang ihnen die Einreise und die Erlangung der Bewilligung für den neuen Auf enthalt dank Bestechung offizieller Persönlichkeiten. Es soll sich eine ganze Organisation für den Ver kauf von A u f e n t h a l t s b c w i l l i g u n g e n gebildet haben, die über die ganze Türkei verzweigt ist. Der Minister des Innern vermochte bisher eine ausreichende Erklärung nicht zu geben, weshalb aus dem oppositionellen Lager immer heftiger die scho nungslose Aufdeckung des ganzen Korruptimis- skandals gefordert wird.