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Konstruktionen in Holz. Interessant in dieser Beziehung ist eine große An zahl plastischer Grabfassaden in den felsigen Landschaften Lykiens, Kariens und Phrygiens, an denen man die ge nauesten Nachbildungen von in Holz gezimmerten Hütten findet — Fig. 4, Grabmal in Myra, — und die alle Na. u. s. w, und der Belagerungstürme und der Kriegsmaschinen gedacht. Bon besonderer Bedeutung für die Kenntnis der Ent wickelung der Holzkonstruktionen sind die altchristlichen Basiliken, denn sie sind die ersten Gebäude, von denen das Jtg- 5. Details des Holzbaues in so getreuer Wiedergabe zeigen, daß man hiernach das Holzhaus der Einwohner des Lan des mit voller Sicherheit rekonstruieren kann. Aus diesen frühzeitig gepflegten und wahrscheinlich ziemlich ausgebil- dcten Holzarchitekturen haben sich, wie nach dem heutigen Stande der Forschung nicht mehr zu bezweifeln ist, die Formen der dorischen und der jonischen Bauweise ent wickelt, und interessant ist, wie z. B. Viollet-Le-Duc das Kapitell der schlanken jonischen Säule aus dem geschnitzten Sattelholz der ursprünglichen Holzkonstruktivn, das zwischen Stütze und Balken eingeschvben ist, entstehen läßt, Fig. 252. Wird diese Form auf Stein übertragen, so muß die seit liche Ausladung mit Rücksicht auf die Matcrialcigenschaften eine wesentlich geringere werden, und es entsteht die Kapitcllbildung, wie sic sich an den Monumenten des jonischen Stiles findet. Bei den Römern waren es bedeutende konstruktive Aufgaben, und zwar im Hochbau, im Brückenbau und bei den Bauten für rein militärische Zwecke? durch die die Zimmerkunst wesentlich gefördert wurde. Es sei hier nur der Überspannung weiter Räume, wie sic die Basiliken und die Theater darboten, sowie der Brücken über den Tiber, die Donau, den Rhein, — Fig- 5, Brücke des Julius Cäsar nach Rekonstruktion von Rheinhard — Zimmerwerk des Daches, wo nicht im ursprünglichen Zu stande, doch in getreuen Wiederherstellungen auf unsere Zeit gekommen ist. Ein großartiges Beispiel giebt die 330 vollendete und 1506 abgebrochene alte Peterskirchc in Rom, die eine Mittclschiffbrcite von 23 in bei 30 m Höhe hatte, Fig. 6. Obschon in Deutschland und Frankreich bis zur Zeit Karls des Großen hauptsächlich nur in Holz gebaut wurde, so dürften doch erhebliche Fortschritte im Holzbau nicht gemacht worden sein. Erst in der gotischen und in der nachfolgenden Renaissanceperiode hat sich die Holzarchitektur und Konstruktion in hervorragendem Maß, insbesondere