2 Erstes Kapitel. als hygroskopischer Körper vermindert in der Wärme sein Volumen, „schwindet", und vergrößert es in feuchter Luft, „quillt", welchen Eigenschaften in der Konstruktion Rechnung getragen werden muß <Rahmen und Füllung). Jig. >. Die vorteilhaften Eigenschaften des Holzes lind seine in der Natur nahegelegte leichte Verwendbarkeit zu baulichen Zwecken machen es unzweifelhaft, daß das Holz neben dem Stein, bezw. der Erde zu den ersten baulichen Versucheil benutzt worden ist; je nach der Natur des Landstriches, je nach dem zur Verfügung stehenden Baumaterial, war es die Stein- oder Erdhöhle oder das Laubzelt, das den Menschen Obdach gewähren mußte. Aus dem hohen Altertum sind wegen der leichten Zerstörbarkeit des Holzes keine Holzbauten auf uns ge kommen, die Zeugnis geben könnten von den Anfängen und der weiteren Entwickelung der Holzarchitektur. Solche Belege geben uns aber die erhaltenen Steinbauten der alten Völker, die vielfach Nachahmungen von Holzkonstruk- tionen aufweisen. So zeigen die Grottenbauten Indiens eine frühzeitig gepflegte Holzarchitektur; ihre Decken sind dem Hvlzgebälk nachgebildet, und die Steinstützen, welche in einiger dieser Grotten das Gebälk tragen, haben das unverkennbare Ge präge des Holzständers. Ebenso zeigen die in die Felsen gemeißelten Fassaden der persischen Königsgräber direkte Nachahmungen einer Holzarchitektnr, und die Steinpfeiler lassen die Nachbildung einer Holzkonstrnktion unter Ver wendung von Sattelhölzcrn deutlich erkennen, Fig. 2. Auch bei den Ägyptern finden sich Anlehnungen an den Holz bau, insbesondere an den Sar kophagen, die oft das genaue Bild eines kunstvoll verschränkten Gitterwerkes darstellen, wie es der Verfertiger des Sarkophages dem geschickten Zimmermeister ab gesehen hatte, y Bisweilen sind an den Fassaden der Grab- monumcnte blinde Thüren oder über dem wirklichen Eingang Gitterfenster in Relief dargestellt, die von einem bunten Leisten- und Lattenwerk umgeben sind, Fig. 3. Fig. L. s>». s. 1) Siehe Lehseld, Die Hvlzbaukuust, und Semper, Der Sill, Bd. 2.