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Achtes Kapitel. Die Dächer. 8 1- Einleitung. Der Zweck des Daches ist, das Gebäude gegen die atmospärischen Niederschläge und deren Einwirkungen zu schützen. Um diesen Zweck zu erreichen, muß das Dach geneigte Flächen besitzen, die undurchdringlich sind für Regen und Schnee, und häufig auch Hitze und Külte ab halten sollen. Das Deckmaterial, das diese Dachflächen bildet, muß deshalb wetterbeständig, und soll nicht feuer gefährlich sein, um die Weiterverbreitung des Feuers bei ausbrechenden Bränden zu verhindern. Das Dachgerüst, dessen Konstruktion in diesem Kapitel zu behandeln ist, ist zur Aufnahme des Deck materiales bestimmt, weshalb sich seine Konstruktion nach diesen: richten muß, woraus folgt, daß wesentlich ver schiedene Deckmaterialien auch verschiedene Konstruktionen des Dachgerüstes bedingen. Dies bezieht sich aber haupt sächlich nur auf diejenigen Teile, die zur unmittelbaren Aufnahme des Deckmatcriales bestimmt sind, als Lattungen, Schalungen u. s. w. Die übrigen Konstruktionsteile sind zwar auch, was die Neigung der Dachflächen und die durch das Gewicht der Deckmaterialien bedingten Holz stärken anbelangt, mehr oder weniger von dem Deckmaterial abhängig, doch treten hier noch andere Umstände bedingend auf, so daß oft eine und dieselbe Dachstuhlkonstruktion für verschiedene Deckungsarten anwendbar ist. Nicht allein in technischer, sondern auch in formaler Beziehung ist das Dach als wesentlicher Teil eines Bau werkes von großer Bedeutung, da seine Form einen großen Einfluß auf die äußere Erscheinung des Gebäudes ausübt. Bei manchen Gebäudegattungen, als Villen, Schlössern u. s. w., sind die Dachformen nicht gerade als ein Ergebnis der Anlage oder des Grundrisses anzusehcn, sondern umgekehrt wird schon bei der Grundform des Ge bäudes auf die Dachformcn und ans die Wirkung, die I man durch sie zu erreichen sucht, Rücksicht genommen. Brcymann, BaukonstrullionSlehre. II. Sechste Auflage. Ob nun die Beschaffenheit des Deckmateriales oder die Benutzung und Verwertung des Dachraumes oder formale Rücksichten die Form des Daches bestimmen, immer wird es Aufgabe sein, die Konstruktion des Dachgerüstes den statischen Bedingungen entsprechend auszugestalten. 8 2. Die Pachformen. Bezüglich der Form der Dächer müssen wir im all gemeinen solche mit ebenen und solche mit gebogenen Flüchen unterscheiden. Ferner solche, die im Grundriß nur ausspringende Winkel zeigen, von denen, bei welchen auch einspringende Winkel Vorkommen. Erstere kann man einfache, letztere zusammengesetzte Dächer nennen. Das Satteldach, die Grundform der Dachbildungen, besteht aus zwei gegeneinander geneigten, sich in einer Firstlinie s, Fig. 369, schneidenden Flächen, die in der Längsrichtung durch die Gicbelwände b begrenzt sind. Das Satteldach wird deshalb auch Giebeldach genannt. Fig. S89. Fig. 370. Beim Walmdach, Fig. 370, werden die lotrechten Dachgiebel ebenfalls durch geneigte Dachflächen, die Walm- seiten, ersetzt, die sich mit den Langseiten in Gräten x 17