Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.02.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192302224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230222
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230222
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-02
- Tag 1923-02-22
-
Monat
1923-02
-
Jahr
1923
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
8e»e 2 Lelprlger l'sgedlütt uoä LaaüelsLettuas Var wüten gegen die Bevölkerung Taxk» gegex SchMer — Gefängnis für Trexe — Rexe Verhaftungen Etgeuer »rahtAertchtbe» Lei»,tg«rr«se»Ktte» Bochum, 21. Februar. Gestern nachmittag wurde da» Postamt in Aachen von einem großen Truppenaufgebot besetzt. Panzerautos hatten vor dem Gebäude Aufstellung genommen. Der Telephonoerkehr wurde unterbunden. Die für gestern abend angekündigte erstmalige Aufführung von Schillers Teil im Stadttheater wurde durch die Franzosen verhindert. Unmittelbar vor Beginn der Vorstellung drangen Truppen in das Theatergebäud« und zwangen da» Publikum zum Verlassen de» Hause». Der Theatervorplatz war von Infanterie und Tank« besetzt. Das Publikum räumte da» Theater unter Abstngung patriotischer Lieder, I Mainz, 21. Februar. In Fortsetzung der Kriegsgerichtsverhandlungcn gegen Lisenbahnbeamte, die bei der Auszah lung rückständiger Löhne und Gehälter mitgcwirkt haben, wurden zu Gefängnisstrafen vrr- urteUtt ein Eisenbahninspektor zu 60 Tagen, mehrere Gtsenbahnsckretäre zu 45 und 20 Tagen und zwei Schaffner zu je 10 Tagen. Strafaufschub wurde tn keinem der Fälle zugcstanden. Frankfurt a. M., 21. Februar. Der Verurteilung des Direktors Dr. Mayer von der Mainzer Diskontogesellschaft folgt nun die Verhaftung des Direktors Wolfert -er Dtskontogesellschaft in Wiesbaden wegen Auszahlung der Lohngclder an streikende Eisenbahner. Die Desatzungsöchördc will diese Aus zahlung als Unterstützung des Widerstandes der Eisenbahner brandmarken. Trotz aller Schikanen und widerrechtlichen Bestrafungen von Dankdirck- toeen stehen die Kredite für die Streikenden un- eingeschränkt auch weiterhin zur Verfügung. Ein erfreuliches Beispiel der Solidarität lieferte die hessische Bauernschaft in der Umgegend von Mainz, die Gemüse, Eier, Fleisch und Brot sammelt und den Gewerkschaften für die notleidende Be völkerung zur Verfügung stellt. Line verlogene Ausrede Berlin, 21. Februar. Der im Temps ausgestellten Behauptung gegen über, daß die Alliierten es niemals abgelehnt hätten, auf der Pariser Konferenz deutsche Vorschläge zu prüfen und nur die schriftliche Vorlegung dieser Vorschläge gefordert hätten, die aber von der dcut- hen Regierung verweigert worden sei, wird durch rs halbamtliche Wolffbureau festgestcllt, daß Deutschland weder zum mündlichen Vortrag noch zur schriftlichen Vorlegung seiner Vorschläge aus. gefordert worden ist, obwohl es sich zu beiden bereit erklärt hatte. Staatssekretär a. D. Bergmann war ausdrücklich zum Zwecke einer mündlichen Er- läuterung der deutschen Vorschläge nach Paris gekommen. Die Neise des Staatssekretärs Bergmann Nach Paris ist noch in frischer Erinnerung; auch, daß der deutsche Bevollmächtigte vergebens darauf gewartet hat, die Vorschläge seiner Re gierung vorbringen zu dllrfen. Mag sein, daß das bei der Pariser Konferenz, deren Anfang und Ende fast zusammenfielen, zeitlich nicht mög lich war. Vielleicht aber hätte man doch länger und mit Aussicht auf einigen Erfolg beraten, wenn man auf französischer Seite die Llbsicht zurückgcstellt hätte, Pläne zu verwirklichen, die auch nach der englischen Erklärung nur »eine vernichtende Wirkung auf die wirtschaftliche Lage Europas" haben konnten. Jedenfalls deutet diese schülerhafte Ausrede, die Frankreich heute bringt, nur auf ein sehr schlechtes französisches Gewissen hin. Ebenso wie der Charakter der Ruhraktion in »wirtschaftlich« Maßnahmen" umgefälscht wird, so ist Frankreich heute vor der Welt gezwungen, sich nachträglich Gründ« der Billigkeit für sein aus dem Friedensvertrag nicht zu rechtfertigendes Unternehmen zu konstruieren. Erzbischof Söderblom zur Ruhrbesetzung Aus Stockholm wird uns geschrieben: Der Erzbischof Söderblom hat einem Mitarbeiter von Stockholms Tidningen interessante Auskünfte über die Adressaten und die Beweggründe der viel beachteten wackeren Kundgebung der schwedischen Bischöfe zur Nuhrbesetzung gemacht. Nach der Mitteilung des Erzbischofs ist die Kund gebung außer an den amerikanischen Präsidenten mich an die Ministerpräsidenten Englands und Frankreichs, a» de» Erzbischof von Canterbury und die beiden hervorragendsten Persönlichkeiten der katholischen und der evangelischen Kirche von Frankreich, nämlich den Kardiualerzbtschof von Part» und den Professor an der Pariser Universität Dr. W. Ronod, gesandt worden. lieber dir Beweggründe zum Hervortreten tu der Ocffentlichkett sagte Erzbischof Söderblom u. a.: »Wir pflegen im allgemeinen großen Wert darauf zu legen, un» nicht in die Politik zu mischen, und wir sind immer mit Demonstrationen sehr vorsichtig gewesen. Jetzt hat uns das Gewissen aber doch gezwungen, her vorzutreten. In der Politik gibt es Dinge, die alle interessieren und zu denen religiöse Männer Stellung nehmen müssen." Der Erzbischof erwähnte sodann, daß die Gesell schaft für das christliche Gemeinschaftsleben schon vor zwei Jahren eine aus franzosenfreundlichen Personen bestehend« Kommission in die besetzten Gebiete ent- sarwi habe, und daß das, was man bei der Rückkehr der Kommission zu hören bekam, wohl Veranlassung gegeben hätte, schon damals an die Öffentlichkeit zu Ein neuer politischer Skandalprozeß irr Paris --——'n Paris, 20. Februar. Don unserem Pariser Mitarbeiter Der Landcsverratsprozeß gegen den früheren Direktor des Eclair, Ernest Iudet, wird nun doch ein Nachspiel vor den Geschworenen haben, und alle Anzeichen deuten darauf hin, daß diese Verhand lungen sich zum größten politische Skan dal gestalten werden, den Frankreich und die Wett seit dem Waffenstillstand erlebt haben. Ueber die Vorboten des Gewitters, das sich über den Köpfen einer ganzen Reihe von politische» Kriegs- und Nachkricgsführeru zusammenzieht, läßt sich heute folgende» sagen: Ernest Iudet, der w «ontuammum wegen voll endeten Landesverrats zu leben»länglichem Gesang- ui» verurteilt wurde, ist eben in Pari» angekommen und hat damit «ine Sensation geschaffen, wie sie leb hafter nicht gedacht werden konnte. Zn der Tat lebte der ehemalige Direktor des Eclair sicher und ruhig auf seinem schönen Landsitze, der Villa Fucomia, in Genien am Thuner See. Die französische Regierung hatte zu wiederholten Malen durch die Vermittlung des damaligen Gesandten beim schweizerischen Bundesrat, Dutasta, seine Auslieferung verlangt, die aber jedesmal verweigert wurde. Der Verurteilte hat Frau und Kinder, die er in der Schweiz zurück läßt. Seine Rückkehr nach Frankreich läßt keinen anderen Schluß zu als den, daß sich Trümpfe in des Politikers Hand befinden, die er nunmehr auszu spielen gedenkt. Warum er cs nicht schon früher tat, ist freilich sein Geheimnis. Wahrscheinlich wollte er erst den günstigen Augenblick abwartea. Sem Advokat L6cuson-Leduc gestand in einer Unter redung, daß er seinem Klienten ausdrücklich ver boten habe, vor »Mitte Fcbuar 1923" nach Frank reich zurückzukehren. Parlamentarier und Journalisten bestürmen den Großsiegelbewahrer Colrat um Aufschluß über dte politische Tragweite de» Revistoasprozeffe». Die Antworten, die der Zustizminister gibt, ver größern aur noch die allgemeine Unruh« und Neu gierde. Colrat erzählt nämlich, daß er, nach de» Material zu urteilen, das gegen Iudet vorlag, es nie für denkbar gehalten habe, daß der Beschuldigte je wieder französischen Boden zu betreten wagte. »Wir stehen nun vor einem ganz neuen Prozeß: über hundert Zeugen werden vor den Geschworenen er scheinen, darunter dte Spitzen der politischen Welt" Man kann sich denken, welcher Spielraum nach diesen Worten der Phantasie gelassen ist. Fest steht jedenfalls, daß eine der Hauptfiguren des wieder aufgenommenen Verfahrens der alte Elemen te«« sein wird. Gegen ihn schwebt noch eine etwas dunkle Affäre, tu der er besonders durch seinen Bruder, den Advokaten Albert Llemenceau, arg kompromittiert erscheint: die Schachergeschichte Mar- gulies-Rosenberg, die allem Anschein nach auch eine politische Seite hat und mit dem Landesverrats prozeß Iudet in irgendeinem Zusammenhang steht. Der frühere Direktor des Eclair unterhandelte ge- legentlich einer Italienreise mit verschiedenen ita lienischen Politikern, in welchem Auftrag, ist noch nicht aufgeklärt. Wenn nicht alles täuscht, liegt gerade hier da« Gemeinsame zwischen der als »Landesverrat" bezeichneten Tätigkeit Iudcts wah rend de» Kriege» und der politischen Rolle, die Clemeueeau vor der italienischen Kriegserklärung an Oesterreich gespielt hat. Ob restlose Aufklärung tn diesen hochinteressanten Dingen erfolgt, muß trotz der hundert Zeugen Iudets zweifelhaft erscheinen, besonders im Hinblick auf die derzeitige tnncr- politische Lage. Auf jeden Fall mühen sich dte Llemcnctsten krampfhaft ab, die ganze Affäre, noch ehe sie vor die Geschworenen kommt, au» irgendeinem Grunde zu kassieren. Sie gehen dabei soweit, daß im Echo Na- tional ein mit drei X gezeichneter Artikel die Justiz offen auffordert, »die Anklage aus Gründen der politischen Sicherheit fallen zu lassen". Der Ver fasser dieses Artikels ist aller Wahrscheinlichkeit nach Ignaer, di« recht« Hand Llemenceau». Wie die Dinge sich bis Ende Mai oder Anfang Juni — früher können die Verhandlungen nicht beginnen — gestalten werden, kann heute noch niemand wissen. Die Llemeneisteu denken offenbar an eine Neuauflage der Kriegsdiktatur, wodurch die Justiz vollständig -um Schweigen gebracht werden könnte. Es war« die» allerdings das einzige Mittel, um einen Skandal zu verhüten, der gerade für den Urheber von Versailles gefährlich werden könnte. Nach Südamerika Don Nuüoir oirlsn Der bekannte Scdrtlfttcvcr Rudolf Olben hat soeben ans dem .General Belara no» «Ine «Slwamerikareise anqetreten. Wir eröffnen hier d»e Serie seiner amüsanten Reifcschirdermigcn. WeiblichePassagiere sind schwierig Al» wir da» Schiff bestiegen hatten, schien die fimge Frau gedrückter Stimmung zu sein. Sie wurde so einsilbig, daß sie überhaupt keine Antwort mehr gab. Erst setzte sie sich in die Nähe der Ria- schine, aber dort schien es ihr zu heiß zu sein. Dann lchnte sie sich an den Reeling, aber da wehte ein heftiger Wind. Es war ihr offenbar zu kalt. Schließlich lief sie herum, als ob sie etwas suchte um) «» nicht finden könnte. Aber ewig konnte sie nicht schweigen. Sie sagte fchr laut und sehr dezidiert, sie wolle den Kapitän sprechen. Auf den bescheidenen Einwurf, der habe jetzt damit zu tun, sein Fahrzeug durch da» ver wirrende Durcheinander des Hafens zu führen, er- widerte sie, für sie werde er wohl Zeit haben müssen. Zugegeben, es war nicht sehr gemütlich. Diele Menschen und viel Gepäck auf Deck. Nächtliche Dunkelheit und wenig elektrische Beleuchtung. Dazu die Kälte des Winterabends mit herbstlich peitschendem Regen. Aber das alles wäre doch noch kein Grund gewesen. E» war nämlich bisher nur Vorspiel. Und jetzt brach der Sturm des Drama» los. Wa» einem einfiele, sie auf diesen Kahn zu bringenl Auf diesem schmutzigen, kleinen Boot solle sie nach Amerika fahren? Ein Intermezzo auf Spa nisch ging an. Ich konnte- alle diese Diminutive unterscheiden — ete, eto, ote, eta, oto, olo, ajo, ejo und ijo —, von denen in meiner Grammatik steht, daß sie »den Wörtern, denen sie angehängt werden, dte Bedeutung de« Verächtlichen geben", und die jedenfalls wie fürchterlich« Schimpfwort« klingen. Do eigentlich der Epeisesaal sei, den sie in dem Prospekt gesehen habe? Das sei Schwindel, schlim- mer als Betrug. Sie könne ihre Kajüte überhaupt nicht finden. Und wozu sie sich eigentlich fünfzehn neue Abendkleider habe machen lassen? Der dazu gehörende Monn wagte einen Beruht- tz«ng»versu!ch. Aber da schrie sie. Keine zehn Pferde könnten st« zwingen, auf dieser Nußschale einen Monat lang zu lebe». Und eh« sie sich langsam töten lasse, springe sie einfach ins Wasser und endige zugleich ein verfehltes Leben und eine unglückliche Ehe. Das kummervolle Schluchzen, das jetzt etnsetzte, schnitt jede Möglichkeit des Trostes von vornherein ab. Eie preßte die Hände an die Ohren und wurde unzugänglich für die Umwelt. Es war Zett, daß Hilfe von außen kam. Aber da war sie auch schon. Den» stolz und mächtig, in ein Lichtermeer getaucht, von Reinheit glänzend, das Vorbild einladender Gastfreundschaft, stieg da der »General Belgrano" vor un» herauf. Der jungen Frau war eine kleine Verwechslung unterlaufen. Eie hatte den Tender, der die Passa giere an Bord brachte, für den Wanderer de» Welt meers gehalten. r a Der 13. Immerhin brachte die Abreise noch Schwierig keiten. Der »General Belgrano" sollte nämlich am 12. d. M. abgehcn. Im Laufe de» Nachmittag» sollten wir ihn besteigen, und am Abend saßen wir auch schon ruhig darinnen beim Diner. E» wurde aber noch gekohlt und geladen, und die Nacht schritt fort, ohne daß der Riese sich rührte. Nun wäre das an sich nicht schlimm gewesen. Denn ersten» einmal hatten wir an sich keine Eile, und es kam auf einen Tag nicht an. Dann aber versprach man ua» auch, die verlorenen Stunden auf dem Ozean einzuholen, wir kämen deshalb nicht spater an. Aber — aber, es gab da doch Bedenken. Die junge Frau hatte nämlich erklärt, am 13. fahre sie nicht! Sondern wenn etwa der Kapitän versuchen sollte, an diesem Unglücksdatum die Ma schinen in Bewegung zu setzen, so werde sie aus steigen. Irgendwie, es werde ihr schon gelingen; man werde schon sehen. E» war ihr zuzutrauen. Sie könne ohnehin kein Auge zutun in dieser Nacht, erklärte sie, bestieg damit ihr Bett und entschlief. Nun war guter Rat teuer. Ein sofort ab gehaltener Pallaver ergab folgendes: Andern Mor- gcns werde ihr schon der Steward erklären, man sei um 11 Uhr abends abgefahren. Oder aber, liege da» Schiff unglücklicherweise noch immer fest: Man sei in der Nacht die Elbe heruntergeschleppt mord«», und die» sei Cuxhaven. So geschah es. Di« jung« Frau, so um neun er wachend, al» der Steward das ffrüht-k brachte, rief entrüstet, man sei ja noch immer in Hamburg, und sie ihrerseits wolle wegen diesem Amerika, das sie gar nicht interessiere, ihr Leben nicht riskieren, fie bleibe da. Wer sterben wolle, solle fahren. Worauf der freundliche junge Hansea-r mit dem Kr k eegeschirr in der Hand heuchlerisch erstaunt dir rke.orische Frage aufwarf, wo wohl Himburg sei. Dr.» sei Cuxhaven, und fie mässe seh». r«.st a-schlu en haben. Laß sie deu Lärm de. Abfahrt in der N.cht, d. h. vor halb elf abends, .acht gehörr, und von der Bcuegr no der Fahrt nicht, gespürt bab>. Dtcier Vorwurf aus sremdeiv Mr »de traf. Em- geschi'ckt-rt und zweifelnd ging d«e i»E Frau her um, aß bei völliger Appetitlosigkeit fünfmal reichlich u^d ließ sich die rapide Entwicklung d« jtz«.gsten Croß'a'ens erklären. Als es immer später wurde, ohne daß die Fahrt fortschritt, begann sie vorsichtig Mißtrauen in die ihr gemachten Mitteilungen zu setzen. Aber ihre Besorgnisse hatten sich doch herumgesprochen. Teilte man schon allgemein die Scheu vor ihrer Energie, dte ihre nähere Umgebung beseelte? Oder sollten auch erfahrene alte Seeleute nicht ohne Aberglauben sein? Kurz, es war 12 Uhr und eine Minute, als die Ankerketten gingen, und langsam, ganz langsam die Lichter ringsum in» Gleiten kamen. Der »General Belgrano" hatte erst am 14. seine Neise angetreten. Der Friede war gesichert. Lhinefische Studenteuhilft für deutstbe Kommili tone». Die chinesischen Studenten an deutschen Hochschulen haben tn dem Bewußtsein des Wertes der deutschen Wissenschaft und um ihren Dank für die ihnen gewährte Gastfreundschaft und wißen- schastllche Ausbildung Ausdruck zu verleihen, eine (Äimmlung zur Linderung der Notlage ihrer deut schen Kommilitonen veranstaltet. Der Betrag ver Sammlung ist mit 12 700000 Mark der Wirtschaft»- Hilfe der deutschen Studentenschaft überwiesen wor den. Weitere Sammlungen Isaben die chinesischen Studenten in ihrer Heimat in die Wege geleitet. St. Bureaukrattu» in alter Zett. In einer Pla". derei üb« den »Kraftwagen von heute" erzählt Geh. Rat Derneke tn der Umschau auch eine reizend« Anekdote vom Dureaukratiu». Zu England, so de- voimerxtxg, «Lea 22. kedrru» treten, aber daß mau stch durch di« Abneigung vor Dcmoastrationeu hab« -urückhalten lassen. Auch im vorigen Herbst sei au eia« Kundgebung all« Bischöfe de» Norden» gedacht worden, ab« auch da mals hab« man beschlossen, noch zu warten. D« Erz- bischof sagte schließlich: »Jetzt konnten wir nicht läng« mehr ruhig sein. Der Anlaß, weshalb man sich diesmal nicht mit de» Kirchenhäuptern d« Nachbarländer in Verbindung gesetzt hat, ist einfach der, daß man nicht warten konnte, bis ihre Unterschriften hätten kommen können. Man hätte aber nicht zu befürchten brauchen, daß ein einziger dieser Männer sich weigern würde, seinen Namen unter die Bitte zu setzen, zu deren Der- senoung sich die schwedischen Bischöfe veranlaßt ge fühlt haben." Vie Franzosen gegen vte Mnder des Nuhr-Gebietes Ctgeuer D»ahtdertchtdes retpztger r«,e»l»ttes Dortmund, 21. Februar. In Drambauer drang gestern ein französi sches Kommando in die Küche der Speisung der amerikanischen Hilfe (Quäkerspeisung) ein und beschlagnahmte die Kochtöpfe. Obwohl darauf hiu- gewicsen wurde, daß ohne das Kochgerat Hunderte von Kindern dem Hunger ausgesetzt seien und über dies das Gerät amerikanisches Eigentum sei, zogen die Franzosen mit dem Kochgerät ab, Die Provinzialstelle zur Unterbringung von Kin der» auf dem Lande wendet sich an all« nichtbcsetz- te« Teile Deutschland» mit d« Bitte, sich iu weitest gehendem Maße an der Unterbringung der Linder des Nuhrgebietes zu beteiligen. . Die Stadt Gelsenkirchen ist heute teilweise von den Franzosen geräumt worden, nachdem die ganze Geldstrafe, die ihr auferlcgt worden war, einkaffiert worden ist. Man erwartet, daß die Stadt morgen vollkommen geräumt wird. —— Zrauen, die ihren Kronprinzen lieben Es gibt doch noch treu liebende deutsche Frauen! In Berlin hat sich ein Komitee solcher Frauen gebildet, das Unterschriften sammelt für eine Bitte an den Reichspräsidenten um Heim berufung des ehemaligen deutschen Kronprinzen. Es verbreitet einen Aufruf »an Deutschlands Frauen", in dem geradezu herzzerreißende Töne angeschlagen werden: »Es ist eine Schmach und Schande für das deutsche Volk," heißt es da, »daß es tatenlos zusieht, wie jede Mensch- lichkeit verhöhnt und ein Martyrium aus- gekämpft wird, das ohnegleichen dasteht in der Weltgeschichte. Unser Kronprinz fitzt jetzt vier Jahre in der Gefangenschaft auf einer öden Insel in der Zuidersee." In diesem Stil geht es weiter, und über dem Ganzen prangt ein Bild des Märtyrers von Wieringen mit einem ihm in den Mundgelegten schauer^chen Gedicht. Die braven Monarchistinnen sind sehr stürmisch: Sie verlangen, daß »Er" (sie schreiben Er groß!) das kommende Ostersest 1023 in der Heimat ver lebt. Und merken nicht, wie würdelos und lächerlich ihr Winseln istl D Der deutschvölkische Rekchsausschuß der D e u t sch n a ti o n a l e n Dolkspartei wählte in seiner ersten Sitzung zum Vorsitzenden den Abg. Gräfe (Thüringen), zu seinem Stellvertreter den Prof. Dr. Freih. von Freytag-Loring- Hoven (Breslau). Zn der Sitzung wurden Richt linien für die Tätigkeit des Reichsausschusses und der zum großen Teil gebildeten völkischen Landesaus- schllfse ausgearbeitet. Um Ostern herum soll eine Sitzung des erweiterten Ausschllsses, zu dem auch die Vertret« der Landesverbände gehören, abgehalten werden, in der die großen völkischen Fragen, wie Rassenfragen, völkische Staatskunst, Wirtschaftskampf usw. programmatisch behandelt werden sollen. richtet er, war man seinerzeit bereits auf dem besten Wege, den Dampfkraftwagen in die Praxis einzu- führen; polizeiliche Vorschriften ««langten ab«, daß vor einem solchen Fahrzeug — ein Mann mit einer roten Fahne herging, um den übrig«, Straßenver kehr zu warnen. . . Isadora Duncan vor der Scheidung. Dor einiger Zeit wurde gemeldet, daß der junge Gatte der Tän zerin Isadora Duncan, der russische Dicht« Jessenin, seine Frau — angeblich bei einem Boxkampf, deu der Russe mit einem Freunde veranstaltete und bei dem die Duncan Zuschauerin war — am Auge schwer ver- letzt habe, so daß sie lang« Zeit das Zimmer hüten mußte. Isadora Duncan ließ diese Nachricht sogleich dementieren. Daß aber d« junge Ehemann der be- rühmten Tänzerin nicht ganz harmlos ist, geht aus einer Meldung des iu Pari» erscheinenden New York Herald hervor, der von d« seltsamen Aufführung Jessenins zu berichten weiß. Da» Paar, da» vor kur- zcm erst aus Amerika in Paris angekommen ist, wohnte dort anfänglich im Hotel Erillon. Eines Tages «schien Jessenin in vollkommen betrunkenem Zustand im Hotel. Er konnte kaum gehen und mußte von einem Kellner auf sein Zimmer gebracht werden. Don dort aus vernahm man bald darauf einen fürch terlichen Lärm und Klirren von Glas. Der Russe hatte in seinem Rausch einen Wutanfall bekommen und alle Fenster zertrümmert, ferner alles, was ihm in die Hände fiel, darunter auch viele wertvolle Toi- lettengegenstände sein« Gattin, in Stücke geschlagen. Man wußte sich nicht anders zu helfen, als daß man die Polizei holte. Di« Polizetagenten hatten die größte Mühe, den Rasenden zu überwältigen und auf die Wachtstube zu bringen, wo Jessenin die ganze Nacht verbringen mußte, bis er seinen Rausch aus geschlafen hatte. Es wurde ihm zur Strafe die Auf- enthaltsbewilligung für Paris entzogen. Isadora Duncan, die am Morgen nach diesem Vorfall aus dem Hotel Lrillon auszog, rief bitt« aus: »Jetzt ist alle» aus!" Die Tänzerin wohnt gegenwärtig tn Ver sailles. D« New B»rk Herald meint maliziös, dies« Vorfall fei nur eine Folg« de» Umstande», daß das Paar die Ueberfahrt von Amerika auf einem .trocke nen" Schiffe gemacht habe. Jessenin wollte ganz ein fach das Verlorene so rasch wie möglich einbringen. Reisende, die gleichzeitig mit den beiden die Fahrt von Cherbourg nach Pari» mitgemacht haben, er- zahlen, daß Jessenin In jeder Station mit Gewalt vom Büfett iu das Kupce gebracht werden mußt»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)