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AUttvork, äea 28. kedruar Vke Preisbildung im Buchhandel Dor wenigen Tagen machte durch die Presse eine Meldung aus Frankfurt die Runde, welche besagt«, daß in einem Prozeß wegen Preistreiberei im Buq- handel die Staatsanwaltschaft die Mitteilung ge macht habe, sie hätte ge^en den Börsenvercin Deutscher Buchhändler in Leipzig Strafantrag wegen Preis treiberei gestellt, und zwar wegen der Biicherprc.se ans dem Grundpreis und der Schlüsselzahl. Wie wir von sackverständiger Seite erfahren, beruht die Auffassung der Frankfurter Staatsanwaltschaft auf Irrigen Voraussetzungen. Zunächst mögen nur die Dinge für sich selbst sprechen, ohne daß wir damit einer Stellungnahme des Buchhiindler-Dörsenvercins vorgrcifcn wollen. Der Buchhändlerpreis ist nichts anderes als die Multipli kation von Grundpreis und Schlüsselzahl. Der Grundpreis ergibt sich aus der Berechnung der Kosten eines Buches in Friedenszeit, wofür ganz bestimmte unverrückbare Unterlagen gegeben sind. Die Schlüssel zahl spiegelt die Wertverschlechterung wider. Der Buchhandel, Verleger und Sortimenter, haben bis in den September v. I. ohne Schlüsselzahl operiert. Die Preisbildung war derartig, daß der Buchhandel tatsächlich nicht nur nicht immer auf seine Kosten kam, sondern, es ist nicht zuviel gesagt mit der Be hauptung, daß sich bis zur Einführung der Schlüssel- zahl am 12. September 1922 der Buchhandel teilweise totgewirtschaftet hatte und daß in nicht vereinzelt n Fällen das Verlegerkapital zu einem großen Teile aufgezehrt war, so daß dem Buchhandel der Zu sammenbruch drohte. Daß es soweit kommen mu^te, lag daran, daß die Nachfrage nach Büchern immer mehr zusammenschrumpfte, weil die Befried'gung der notwendigsten Lebensbedürfnisse immer höhere An forderungen stellte. Da entschloß sich derDörsenvereinder Deutschen Buchhändler zu Leipzig der Ge fahr vorzubeugen, und sein Vorstand setzte nunmehr in Gemeinschaft mit dem Vorstand des Deut- scheu Verlegervercins die sogenannte Schlüsselzahl fest. Dies auf Grund sorgsamster Kal kulation und nach genauester Prüfung aller die Preisbildung beeinflussenden Faktoren. Die ge fundene Zahl stellt das Minimum zur regelrechten Aufrechterhaltung des Geschäftsganges dar. Und nun zu der Schlüsselzahl selbst! Es ist für den Bücherfreund nicht gerade angenehm, für e n Buch das LOOOfache von dem zu bezahlen, was er im Frieden aufwendcte. Da wird ober wohl die Fr ge erlaubt sein, welches denn die Dinge des täglichen Bedarfes sind, für die man nur das 2000fache vom Frie denspreis zu bezahlen braucht. Gewiß, die Schlüssel, zahl ist rasch gestiegen; von 60 am 13. September v. I. ist sie auf 2000 am 19. Februar d. I. gerlctte t. Aber dieses Anziehen ist nicht eine Aeußerung d"r Preistreiberei, sondern eine Felge davon, daß die ersten Schlüsselzahlen in dec Besorgnis vor einem starken Rückgang des Geschäftes zu niedrig gehalten waren, und daß jetzt in den letzten Wochen die all gemeine Teuerung sich in den groteskesteu Preis- sprüngen äußerte. Rückporto bei Eingaben au die Steuerbehörden Don den Finanzämtern wird geschrieben: Die Tatsache, daß den Eingaben an die Steuerbehörden, deren Beantwortung lediglich im Interesse der Steuerpflichtigen liegt, Rückporto beizufügen ist, scheint bet einem großen Teil der Steuerpflichtigen in Vergessenheit geraten zu sein In den zahl* reichen Gesuchen um Fristverlängerung für Steuer erklärungen und um sonstige Vorteile fehlt fast durchweg da« Rückporto. Die Gefuchsteller haben daher mit der Nichtbeantwortung zu rechnen, die sie aber nicht als Genehmigung ihrer Gesuche aus fassen dürfen. d. Frachtstuuduug im Eisenbahn - Güterverkehr. In den Bedingungen für die monatliche Frachtstun dung im Güterverkehr treten mit sofortiger Gültig, keit wesentliche Aenderungen ein. Wenn auch auf eine Sicherung der Forderungen aus dem Güter verkehr durch die Reichsbahn mit Rücksicht auf die unsichere wirtschaftliche Lage nicht verzichtet werden kann, so kann doch künftig den monatlichen Stun- dungsnehmern auf Antrag die Stundungssumme und die hiernach zu bemessende Sicherheitsleistung Vas Elend des schuldlos ungeschiedenen Mannes Don krlek N. Das Los der schuldlos geschiedenen Frau ist ge wiß beklagenswert, und Dr. Taub, der es an dieser Stelle beklagte, hat recht, wenn er bei der geplanten Refbrm des Ehescheidungsrechtcs eine Verbesserung ihrer Stellung fordert. Aber viel schlechter geht cs dem schuldlos ungeschiedenen Mann, von dem leider nie die Rede ist. Er ist der eigentliche Märtyrer unseres von Grund aus verpfuschten Ehescheidungs rechtes. Sein Leidensweg, an dem sich selbst die Romandichter meist scheu vorbeidrücken, sollte einmal besckrleben werden. Der schuldlos ungeschiedene Mann, das ist der Mann, der in jugendlicher Unerfahrenheit nicht ge nug geprüft hatte, bevor er sich ewig band, der Mann, den eiu hübsches Gesicht oder der Geldschrank de» Schwiegervaters oder die Sucht nach gesellschaft licher Geltung verführt hatte, die Ehe zu schließen, und der die seelische Fühlung mit seiner Frau ent weder nie gefunden oder — ohne seine und vielleicht auch ohne ihre Schuld — im Laufe der Jahre ver loren hat. Freudlos bringt er seine Tage dahin in einem Heim, dem die Sonne fehlt, an der Sette seiner Frau, die ihn nicht liebt und die er nicht liebt. Eie hat «s leichter, sich damit abzufinden, sie kann in der Sorge um die Kinder, in der gesellschaftlichen Stellung, die der Mann ihr bietet, Befriedigung finden. Ihm aber ist die Ehe nur eine Last, die von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr drückender wird. Liebe, nach der er sich sehnt, könnte ihm vielleicht eine andere Frau schenken. Aber da» Gesetz verbietet ihm, der Stimme de» Herzens zu folgen. Das Band der Ehe fesselt ihn an di« Ungeliebte, für ihn gibt es keine Möglichkeit, von ihr loszukommen. Denn n^ch dem heutigen Ehescheidungsrecht kann «ine Ehe <ad- gesehen von dem Fall der Geisteskrankheit) nur wegen Derfchulden» eine» Ehegatten geschieden w r- den. Aber seine Frau verhält sich korrekt, sie gibt ihm keinen gesetzlichen Scheidungsgrund. Soll er, gegen seine Neigung und gegen seine bessere Ueber- »eu-irng, sich schuldig machen! Selbst wenn er es —- S08«tteS auf das durchschnittliche Frachtaufkommen einer Woche ermäßigt werden. Um ein Ueberschr«iten der Stundungssumme zu vermeiden, sind rechtzeitig entsprechend« Abschlagszahlung«» zu leisten. Der Restbetrag ist am 10. des Folaemonats fällig. Bei nicht rechtzeitiger Abschlags- oder Restzahlung wer den Verzugszinsen in Höhe des jeweiligen Reichs bankdiskonts (z. Zt. 12 Prozent) erhoben. Für er forderliche Mahnungen ist die lOfacke Postgebühr für Ortebrirfe zu entrichten. Bei eintägiger Fracht stundung wird die Hinterlegung einer Sicherheit im allgemeinen nicht mehr gefordert. . Steuerabzug. Eine wichtige Bekanntmachung über den Steuerabzug veröffentlichen im amt lichen Teile dieser Zeitung die Finanzämter. Die hier veröffentlichten Bestimmungen bilden eine wesentliche Ergänzung zu den Ausführungen über den Steuerabzug in unserer Sonntagsausgabe. Vas zukünftige Reichskursbuch Das Neichskursbuch, das in der Kursbuckstelle de« Reichspostministeriums bearbeitet wird, soll bei seinem nächsten Erscheinen im Mai d. I. innerlich und äußerlich in verbesserter Form herauskommen. So werden die ersten drei Teile, die die Fahrpläne der Deutschen Reichsbahn enthalten, neue Heber- sichtskarten auf zwei Seiten in Zweifarbendruck bringen, während diese Kärtchen bisher nur auf einer Seite in Schwarzdruck hergestellt waren. Damit wird die Uebersichtlichkeit bedeutend vergrößert, und die Karten sind auch geographisch übersichtlicher, da die Flußläufe in blauem Druck erscheinen werden. Weiter sollen diese ersten drei Teile, die schon bisher so gebunden waren, daß die einzelnen Teile Ost-, Mittel- und Süddeutschland herausgenommen werden konnten, jetzt in Kartonpapier eingebunden werden, um sie als Einzelteile haltbarer zu machen. Auch inhaltliche Aenderungen sollen das Buch nutzbarer machen: die jetzige 4. Abteilung, die die Fahrpläne Oesterreichs, Ungarns und der Tschecho slowakei umfaßt, wird mit der 5. Abteilung, die bis her unter dem Titel „Fremde Länder" geführt wurde, vereinigt, und Oesterreich, Ungarn und die Tschecho slowakei werden in der neuen Form als selbständige. Länder der 6. Abteilung in streng-voneinander ge trennten Gebieten erscheinen. Diese neue 4. Abteilung (die an die Stelle der bis herigen 6. Abteilung tritt) wird, um die Schriftzeichen klarer hervortreten zu lassen, in Zukunft auf rosa Papier gedruckt, und in den Dorb°merkungen zu dieser Abteilung werden die Paßvorschriften für sämtlich« fremden Lander aufgcführt werden. Ein besonderer Teil des Reichskursbuches wird wieder eine Uebersicht über den Luftverkehr bringen, außerdem werden die Dampferverbindungen nach überseeischen Ländern be deutend vervollständigt werden. Eine Fabrik niedergebraunt. Die Holzessig- und Teerfabri! Kaufmann in Düben wurde durch Feuer vollständig eingeäschert. Sic war erst vor zehn Tagen neu in Betrieb genommen. Siu Lebensmittelwucherrr abgeurteilt. Die Straf- kammer in Nordhausen verurteilte den Fleischer meister Siebold, der Schmalz im vorigen Jahre zu 1L Mark das Pfund eingekauft und zwei Monate später zu 600 Mark das Pfund verkaufte, zu drei Mo- naten Gefängnis, 20 000 Mark Geldbuße und be- scylaqnahmte 6ZL Zentner Schmalz. Mieterstreik in Berlin? Im Saale der Diehhof- Börse zu Berlin sand eine Mieterversammlung statt, die von etwa 6000 Personen besucht war. Nach teil weise recht stürmisch verlaufener Aussprache beschlossen die Mieter durch Abstimmung, vom 1. März ab in den Mieterstrelk zu treten. Den Vater um zeh« Millioue» bestohleu. Wegen eines Einbruchs bei seinem Vater wird ein 31 Jahre alkdr Richard Veterek aus Goslar von der Ber liner Kriminalpolizei gesucht. Veterek, der sich in Berlin aufhielt, fuhr von hier aus nach Goslar, wo er bei seinem Pater, einem Zahnarzt, cinbrach. Er stahl Goldmünzen und Schmucksachen, 45 Zwanzig- Markstücke, 24 Zehnmarkstücke und 30 Platinstifte im Gesamtwerte von zehn Millionen Mark. Wahrschein-- lich ist er mit der Beute gleich wieder nach Berlin z rückgcfahren, wo er früher unter falschen Namen in verschiedenen Hotels gewohnt hat. Kür -ie alten Leute Bedrohlicher Wirtschastskampf — Altersheime Don vr, Ihovsrt Nuvd«um Der Alterszehrqroschen gehört in unserem valuta schwachen Lande der Geschichte an. Der Begriff des Sparens ist ausgetilgt und der neuen Jugend ganz unbekannt. Das Alter aber, das gearbeitet und ge spart angehäuft und gedarbt hat, als es noch froh« Schaffenskraft besaß, durchlebt die Oed« der mageren Jahre mit banger Beklemmung. Mit Sorge fragt es nach einem Die und Wohin. Die sollen sie von dem wenigen leben, das nicht ausreicht, um den hungrigen Magen zu befriedigen? Der wird ihnen helfen, wenn das letzte Schmuckstück gegen Papier- geld eingetauscht und auch dieses aufgebraucht ist? Wohin soll dann der Weg gehen? Schon manchen haben diese Zweifel zur Verzweiflung getrieben und ihn dahin gebracht, basier den freiwilligen Tod einem Leben größter Not vorgezogen hat. Es sind dies traurige Zeiten des Wirtschaftsclend». Hier müssen wir mit allen Mitteln zugreifen und unsere Dankes- pflicht den alten Leuten gegenüber erfüllen, gerade so, wie wir auch die Jugend in sorglichen Schutz nehmen. Wir dürfe» nicht das Wort Montegazzas vergessen. „Man nehme einem Volke die jugendlichen Elemente, und man wird einen Körper ohne Herz haben; man nehme ihm die Greise, und er wird ein Organismus ohne Kopf sein." Es ist schwer für die alten Leute, ein« Arbeit»- Möglichkeit zu finden, solange sie überhaupt geistiger und körperlicher Arbeit noch gewachsen sind. Denn ins Heer der Arbeitstüchtigen werden gern Jugend und kräftiges Mannesalter eingestellt, also Leute, die volle Spannkraft besitzen oder auf der Höhe körper licher und geistiger Lebensfähigkeit stehen; wir können etwa das 45. Lebensjahr als Grenze hierfür an- nehmen, da mit diesem Alte- der Mensch im Vollbesitz der Reife und Kraft sich befindet. Darüber hinaus stellt man schon ungern Arbeitswillige ein, die es darum schwer haben, trotz körperlicher und geistiger Elastizität sich wirtschaftlich zu behaupten, sobald sie älter werden. Gewiß steigt die Abnutzungskurve bis zum 60. Lcbensahre allmählich, von da ab im Eil tempo senkrecht an, aber es hängt doch viel von der bisherigen Lebensweise des einzelnen ab, von seiner Konstitution, dem Klima usw., ob er seine Spann kraft behält oder gor als jüngerer Mensch schon zum alten Eisen zu legen ist. Lastträger, Erdarbeiter, alte Sportler, die stets einen starken Kräfteverbrauch gehabt haben, erlahmen natürlich viel schneller, um so mehr, als sie dem hohen Energie- und Stoff- wcchselnmsatz keinen genügenden Ausgleich in Form kräftiger Nahrungsmittel, d. h. der nötigen Wärme einheiten, gegenüberstellcn können. Ueberhaupt er reichen in unserem Lgnde nur wenige ein sehr hohes Alter. Diese Tatsache liegt in dem häufigen Wechsel von Wärme und Kälte, von Trockenheit und Fruchtig- keit^kurz den ungünstigen klimatischen Verhältnissen begründet. Die wenigen Auserlesenen, die ein hohes biblisches Alter erreichen und nach einem arbesls- reichen Leben gern einen frohen, sorgenlosen Lebens abend erwarten, stehen heute vor dem Zerrbild größter Not und sind gezwungen, um nicht zu ver- hungern, di« alte, treue Arbeiteschllrze wieder aus zugraben und mit zitternder Hand das Lebens- notwendige zu verdienen. Ist das unser würdig? So sehr wir verlangen müssen, daß noch einiger maßen Taugliche Beschäftigung suchen sollen und er- halten müssen, so plädieren wir für Ruhe und Pflege im hohen Alter. Es ist ein natürlicher Lebens- Vorgangs Mit dem Alter nehmen die Kräfte ab, die Säfte fließen träger und erzeugen sich langsamer. Die Funktion der Gewebe und der Organe erlahmt, die Spannung vermindert sich. Die Lebensvorgänge verfallen nach und' nach der Auflösung, nachdem sich die feineren Funktionen abgcschlisfen haben. Die tierische Faser erstarrt, die Arterien verkalken, dir Knochennähte verknöchern, desgleichen der Knorpel. Selbst die Sinnesfunktioncn stumpfen ab, verlieren au Schärfe und ermatten schließlich. Kurzum es kommt zur Rückbildung und Umwandlung, zu einer Auflösung der körperlichen und geistigen Schaffens kraft Nicht selten ändert sich auch die ganze Per sönlichkeit, indem sie ihre ethischen und ästhetischen Gefühle verliert und so in ihrer Pflegebedürftigkeit und Unbehilflichkeit eine Sorge für die Umgebung darstellt. Mer soll darum die Pflege anders übernehmen als der Staat? Der Einzelmensch, selbst der nächste Angehörige ist durch die Wirtschaftskatastrophe aus» letzte angespannt und kann im Kampf ums tägliche Brot gerade recht bestehen. Auch sind die Wohnungs verhältnisse so unwürdig, daß er selbst notdürftig sich einschränken muß und niemand aufnchmen kann. Aber Altersheime wären die gegebenen Stätten, wo in lichtvollen, freundlichen Zimmern der stille Ge lehrte neben dem alten Arbeitsmann den Lebens abend genießen kann, wo nicht schnöder und häßlicher Kampf ihm die letzten Tage trübt. Hier wird er noch Wertvolles leisten können, da er losgelöst ist von dcni Kleinkram des alltäglichen Lebens. Sein reifer, klarer Verstand kann von hier aus manche rpciss Lehren der Jugend und dem Staate geben. Beide haben eine heilige Dankespflicht zu erfüllen. Man sorge auch durch ausgiebige Hilfe für Kleidung. Nahrung und Kohle und bedenke, daß auch wir einst alt sein und nach der stützenden Hand tasten werden, daß wir uns sehnen werden nach der Liebe und Dankbarkeit unserer Mitmenschen. Wie sagt Jean Paul .' „Bettet doch alte Menschen weich und warm und lasset sie recht genießen, denn weiter vermög^: sie nichts mehr; und beschert ihnen gerade im Lessen^- Dezember und in ihren längsten Rächten Weihnachts feiertage und Ehristbäume; sie sind jn anch Kinder, ja, zurückwacksende." schrvindelfahrten eines Lehrlings Der Sutmacherlehrling Walter Bernstein aus Leipzig, der bei dem Hutfabrikanten Klietmann in Quedlinburg in der Lehre stand, war am 3. Februar zwecks Einkaufs verschiedener Ware,» '.mH Leipzig gesandt worden. Unterwegs hatte der leichtsinnige Bursche von dem erhaltenen Gelbe mehr verlebt, als er durfte. Nachdem er in Leipzig die erhaltenen Auf träge erledigt hatte, wagte er sich nicht zu seinem Meister zurück, sondern fuhr nach Halberstadt. Dort begab er sich zu einem Kunden seines Lehrherrn und lieh sich 3000 Mark. Darauf setzte er ferne Fahrt nach Hildesheim, von da nach Stendal, Schwerin, Stavenhagen und Parchim fort. Ueberall lich er sich unter schwindelhaften Angaben Geld bei Kunden seines Meisters. Seine Ansprüche waren inzwischen immer größer geworden, deshalb wurde» die Sum men, die er sich lieh, auch höher. Außerdem kaufte er » conto seines Lehrherrn Waren, die er sofort wieder verschleuderte. Auf diese Weise hat der Bursche in Stendal Hutbänder im Werte von 17 000 Mark, in Leipzig für 3000 Mark Ledersachen, eine elektrische Klingelanlage für 93 000 Mark, in Berlin Mützen 150000 Mark, in Liegnitz Lutbeutel für etwa 85 00!« Mark und ebenda bei einer anderen Firma ebenfalls Hutbeutel für 175 000 Mark, endlich in Dresden einen Gummihutbeutel im Werte von 70 000 Mark und 5000 Mark in bar erschwindelt. In Leipzig wurde seinem Treiben ein Ziel gesetzt. Er wurde verhaftet und eingesprrrt. täte, würde es ihm nichts helfen, solange sie nicht auf Scheidung klagt. Und er hat kein Mittel, ste dazu zu zwingen. Treibt ihn aber die Verzweiflung dazu, seine Ketren gewaltsam zu brechen, verläßt er seine Ehefrau und schafft er sich eine Lebensgemein schaft mit der Frau, die er liebt, so beginnt für ihn nur eine neue Leidenszeit. Der doppelte Haushalt, für den er aufkommen muß, geht über seine wirt- schaftliche Kraft oder zwingt ihn zu äußerster Ein schränkung. Die Frau, die er nicht heiraten darf, wird gesellschaftlich geächtet, mag sie auch noch so rein und edel sein, und diese Aechtung verbittert mir ihrem auch sein Leben. Es gibt keinen Ausweg aus diesem Elend. Die Tragödie dauert so lange, bis der Tod die Ehe löst, die nie eine wahre Ehe war. Was ist daneben das Elend der unschulvkg geschiedenen Frau? Gesetzgeber, erbarmt euch des schuldlos un geschiedenen Mannes! Gebt die Scheidung frei für «ine Ehe, die eine Qual ist, und fragt nicht nach der „Schuld", wo es keine Schuld gibt, wo Schicksal», möchte walte,:, die der Mensch nicht meistern kann! Wie wird die Frühjahrsmode ausseh«»? Line „Bunte Mode" ist in Sicht. Das ist das Neueste. In lebhaften Farben, mit Motiven öst licher Länder — Persien, Türkei, Indien — be druckte, bestickte, bemalte, bekurbelte Stoffe in Seide, Wolle und Baumwolle werden stark in Erscheinung treten. Sonst sind die Modelle sehr schlicht und gradlinig sowohl für Kleider al« auch für Kostüme und Mäntel. Die Buntheit erstreckt sich aber auch auf Blusen, die viel zu einfarbigen Kostümen getragen werden. Auch Hüte sind mit lebhaft bunten Bändern sehr schick. Der lange Rock hat endgültig seinen Einzug gehalten. Nach wie vor bleibt die grade, schlanke Form bevorzugt. Die Kleider haben glockig eingesetzte Teile, andere Glockenbahnen, die jedoch die schlanke Linie nicht aufheben. Neben dem Kostüm, da» wohl nie seine Beliebtheit verlieren wird, stehen jetzt Kleider stark im Vordergrund, die durch Jacken, Umhänge, ärmellose Mäntelchen für die Straße ergänzt werden. Die Kostüme zeigen vielfach die kur,«, weite, gürtellos« Jacke, die kurze Jacke mit glockig onacsetztem Schoß und die zweireihige schneider mäßig verarbeitete Jacke. Dri den Mantel formen lassen sich zwei Richtungen deutlich unterscheiden: die elegant«, eng nm drn Körper. »adrral««rit- autgeDH«. " « «0 S ivccherkckc D<r. 8 lL«. linksseitig durch «ine Schließe gehaltene Form, und die flotte, lose, weite, sportmäßige Verarbeitung des Modells. Eine reichhaltige Modeiibersicht geben die neuen, soeben erschienenen Ullstein-Modealben mrt ihren 2000 Frühjahrs- und Sommermodellen für Damen und Kinder. Die Vorlagen sind sämrlich zur Selbstschneiderlii bestimmt und ermöglichen da- durch allen Devölkerungsschtchten, sich auch in der augenblicklichen schwierigen wirtschaftlichen Lag« ohne zu große Kosten modern zu kleiden. Li» i»trr»attovaler Wettbewerb für Opern- iuszenteruvg. Eine große amerikanische Operngesell schaft, die Zuro-Company, hat einen internationalen Wettbewerb für Zeichnungen ausgeschrieben, die Äusstattungsentwürfe für die Opern „Aida", „Carmen", „Faust" und Rigole tto" ent halten sollen. Wie in der Kunstchronik (Verlag Seemann, Leipzig) mitgcteilt wird, ist der Einliese- rungstermin bereits der 15. April, so daß der Auf- ruf etwas verspätet an die deutschen Künstler ge- langt. Es werden vier Preise ausgesetzt von 100, 75, 50 und 25 Dollar. Unter den Preisrichtern be- finden sich bedeutende Künstler, wie Norman del Geddes und Robert Edmond Zsnes. Die praktische Ausführbarkeit der Entwürfe und die künstlerische Einfachheit bei Berücksichtigung moderner Licht effekte werden al» besondere Erfordernisse genannt. Das Preisausschreiben ist interessant als ein Zeichen dafür, daß man sich auch in Amerika jetzt mehr um eine künstlerische Ausgestaltung der Theaterdekora- tionen bemüht, bet der ja die Oper bisher etwas ver nachlässigt wurde. Häsbels Appetit. Der Komponist Händel war ein riesengroßer Mann, der dementsprechend auch un menschlich aß und trank. Eines Tages setzte er sich in einem Londoner Restaurant an einen Tisch und bestellt« Ess«n für zwei Personen. Er wartete und wartete; aber das Essen kam nicht. „Wo ist mein Essen?" fragte er schließlich ungeduldig. „Wir warten nur, bis Ihre Gesellschaft kommt." „Dringen Sie da« Essen her — meine Gesellschaft, das bin ich!" Rezitation Thea Kaste». Ein interessante» und bisher verhältnismäßig wenig behandelte«.Thema hatte sich Theo Aasten für ihre Sonntagsmatine« i» -er Kunsthandlung K. H. Dezi ausgewählt: „Die Malerei als Erlebnis rn der Dichtkunst." Man mochte angesichts der Titelgebuyg im Zweifel sein, worum es sich eigentlich handelt. Zn einer Einleitung zum eigentlichen Dor trage unterrichtete Dr. Kirchner (Berlin) uns indes, daß eine Wiedergabe von „Gemäldegedichtcn" beab sichtigt sei, worunter er Ausdeutungen von Gemälden und Abhandlungen über die Farbe in poetischer und prosaischer Form versteht. Von den Romantikern bis zu den Modernsten haben erleuchtetste Geister dann und wann ihre dichterische oder s^riftstcllerische Betätigung in die Bahn der Gcmäldedichtungen gelenkt. Wenn Dr. Kirchner mit seinen Darlegungen eine Behauptung formulierte, so blieb Thea Kasten uns den Beweis nicht schuldig. Ihrer kultivierten Sprechkunst war es zu danken, daß die Wiedergabe der bisweilen spröden und für den Dortrag wenw?r geeigneten Materie doch durchwegs fesselte. Man gewann aus ihrem Dortrage den Eindruck, daß Maleret und Dichtkunst bisweilen recht verwandte > Künste sind und sich zu ergänzen bestimmt erscheinen. Dafür legten beispielsweise Deaudelaires Gedicht von der Farbe, Kleists „Empfindung vor Friedrichs Scelandschaft", Armins „Paradies der Erve", sowie vor allem Rainer Maria Rilkes Werk über Rodin Zeugnis ab. Buch Huysmans Roman „Tief unten" ist der Kategorie von „Gcmäldedichtungen" zuzu- rechnen. Thea Kasten wurde für die verständnis volle Wiedergabe der geschickt zusammengetragenen Belege von ihren zahlreich versammelten Anhänger» auf da» lebhafteste bedankt. N-k. «us den D»eaterbu«auS. (Neues Theater,, «IS nSMte Neneinstudterung bereitet die Lper Nir Ton «er-iag. den 1. März, Morartb .Don «tovanni" vor. Die Harvtpartien sind wie folgt besetzt: Dona Anna — Smmp Streng. Dona Elvira — Rosa Lind. Zerline — Slje Vcduu-Dorn bürg, Dan ditovannt — Netilbcr ^an,ak. Leporello — O-lar Laßner, Ma- setto — Findols Vockelmvnn Dir mustkaliswr Leitung hat Herr Professor Otto Lohse die fleuiscde Weißleder. — lschansptelbau».) San William Büller wird am Donnerstag, den 1. «Sri. vtrlen wünschen ent- kprocstend mxdmol» den Hasemann in „HasemannS Lhchrer» spielen bripOser vottSarUdemie. «IS dritte Sonderver- anftaliuna de» kulturhistorischen Theater« findet Sonn tag. den 4. Mär,, vorm. 1i Ubr, im Leipziger Icdauspiel- hau« eine Urausfitbrnug ve» Lustspiel« „Dir Iwulc der Welt" von Psriedria» dem Großen statt. AnscNteßtnv wird Mattere« Lustspiel „Der Lied- Havrr als «rit^ aulg^füür,. aintrttiSkarte» in der - - !. ,7 727) »» -ad«».