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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.02.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192302161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230216
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230216
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-02
- Tag 1923-02-16
-
Monat
1923-02
-
Jahr
1923
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Sette 4 Rr. 40 Leipziger ^»gedielt nn6 Heaäelsrettuvg krettsg, äen 16. kebrv-r zurück und verkauft sic lieber den zahlungsfähigen Franzosen und Belgiern, al» den hungernden deut» schcn Müttern und Kindern. Dafür werden aber un wahre Gerüchte in die Welt gesetzt, wie z. D. von der Beschlagnahme der gesamten Milch in Duisburg durch die Ftackzoscn. Die Großindustrie predigt vor der Welt die nationale Einheitsfront, hintenherum aber schließt sie Abkommen mit den Franzosen. So ist in den letzten Tagen mit großer Mehrheit von der französischen Kammer das Abkommen mit der Badischen Anilin- und Lodafabrik ratifiziert worden, gemäß dem die Badische Anilin- und Sodafabrik den Franzosen eine Reihe von Fabrikationsgeheimnissen für Sprengstoffe für mehrere Milliarden Älark ver kauft. — Man möge sich doch nicht einbilden, daß irgend ein Land um unserer schönen Augen willen intervenieren werde. Nur wenn ein Vorteil dabe: hcrausschaut, wird interveniert. Also ob früher oder später: Opfer werden von den Leistungsfähigen in Deutschland gebracht werden müssen. Die furchtbare finanzielle Notlage Frankreichs läßt sich auf andere Weise nicht beseitigen. Nicht Krieg, sondern nur Ver ständigung darf unsere Losung sein. Der Redner schloß, seine mit starkem Beifall auf» genommenen Ausführungen, indem er Rathenau und sein Wort „Wir morden uns, wenn wir andere mor den" als Kronzeugen seiner Forderung zitierte. vr. N. Ergebnislose Bürgermeisterwahl Der jetzige Dritte Bürgermeister Leipzigs, Dr. Weber, wird infolge Krankheit am 31. April in Pension gehen. Die bisherige Vorbesprechung der Stadtverordneten über den Nachfolger hat zu keiner Einigung geführt. In der lösten Dorvcrsammlung wurden drei Dors e gemacht, aber zwischen den Parteien v l keine Einigung erzielt. In der Stadtverordneten sitzung am Mittwoch stand nunmehr die Wahl des' Dritten Bürgermeisters aus der Tagesordnung. Do-rgeschlagcn waren von der bürgerlichen Seite der Leipziger Polizeipräsident Dr. Kubitz und von der linken der Spandauer sozialistische Stadtrat Dr. Her z. Söluriiche 72 Stadtverordneten waren anwesend. Sowohl beim ersten als auch beim zweiten Wahlgang entfielen auf jeden Kandidaten 36 Stim men. Nach der Revidierten Städteordnung muß in der nächsten Sitzung der Wahlgang noch einmal wiederholt werden. Ergibt sich da wieder keine Mehrheit für einen der Kandidaten, dann muß das Los cntscheidcn. Der Esel als Kronzeuge Durch sein sicheres Auftreten an Gerichtsstelle bat kürzlich ein Esel einen schwierigen Rechtsfall, üver den das Gericht in der englischen Grafschaft Stafsord verhandelte, entschieden. Ein gewisser Charles Norton, ein ehenialiger Matrose, hatte einen Schauhudcnbesitzcr, namens Samuel Robbins, ver klagt,^ niz dem Antrag, ihm einen Esel oder dessen auf Io Pfund Sterling geschätzten Geldwert zurück- zuerstalten. Nach seiner Angabe hatte er in dem Esel, dtn er bei einem Besuch des Jahrmarktes in Stafsord in der Schaubude Robbins gesehen hatte, das Tier wiedcrerkannt, das er in Sierra Leone ge kauft und nach England gebracht hatte, und das dort eines Tages spurlos verschwunden war. Robbins seinerseits versicherte, daß er den Esel schon vor dem Eintreffen des Klägers in England für 27 Schillinge ! erworben l>itte. Ilm die Sache anfzuklären, wurde ! das Streitobjekt in den Gcrichtssaal gebracht. Auf die Aufforderung, zu Roeton zu kommen, eine Auf forderung, die von diesem noch durch den dringlichen Zuruf ^Komm her, Zennie!" verstärkt wurde, schüttelte der Esel nur mürrisch den Kopf und trat an die Seite Robbins, dem dann auch der Esel unter Auferlegung der Kosten auf den Kläger zugesprochen wurde. Der Richter aber verfehlte nicht, in seiner Urtcilcbcgründung auszusührcn, daß der Esel nicht minder glaubwürdig, ja vielleicht noch glaubwürdiger sei als mancher zweibeinige Zeuge. Herabsetzung de» Goldankauf», vrcijes. Der amtnchc Gcldantaufspre»«, der bis- her immer an jedem Sonnabend für die nächste Woche festgesetzt worden ist, ist diesmal mit Rücksicht auf das Fallen der Devisen schon l»eute für den Rest dieser Woche neu festgesetzt wordeu. Es werden vom 15. Februar ad nur noch 160 NW Mark für ein 20-Markstück gezahlt, statt wie bisher 140 000 Mark. Auch der Preis für Silbcrgeld ist dementsprechend auf das 2000 fache de» Nennwerte» herabgesetzt worden. 491 Kraftpostlinicn iu Deutschland. Das deutsche Liniennetz der Kraftposten ist in den letzten Jahren erfreulich gewachsen. Nach dem Stande vom Januar betreibt dw Reichspost insgesamt 401 Kraftpostlinien mit einer Gesamtlänge von 9115 Kilometer; davon entfallen aus das alte Reich^postgebiet 260 Linien mit 4729 Kilometer, auf Bayern 152 Strecken mit 3173 Kilometer, auf Württemberg 55 Linien mit 929 Kilometer; dazu kommen in Bayern 24 Dreirad- Kraftpostfahrten im Ucberlandverkehr mit einer Gesanu länge von 284 Kilometer. Die meisten Kraft postlinien bestehen in Süddrutfchland; denn zu den genannten Kraftpostiabrtcn in Bayern und Wiirttem- berg kommen noch 51 Linien in Baden mit 975 Kilo- mcter. In Ostvreußen und Oldenburg werden bisher keine Kraftpostlinien betrieben-, auch der Freistaat Sachsen besitzt nur vier Linien. Die Autofalle. In der Gegend von Ilsen- bürg richteten vier Hüttenarbeiter eine Autofalle ein, indem sie einen Schlagbaum auf der Chaussee herunterlicßen. Der Fahrradhändler Sperber und seine Frau fuhren in der Dunkelheit mit ihrem Auto dagegen und wurden schwer verletzt. Für den Schurkenstreich wurden die vier Hüttenarbeiter zu ' je einem Jahre Gefängnis verurteilt. Pfarrer tu Banken, Kontoren und io Fabriken. Da unter den heutigen Verhältnissen die Bezahlung der Pfarrer so unzureichend ist, daß sie nicht im stande sind, ihre Familien zu ernähren, hat sich ein großer Teil nach Nebenbeschäftigung umgesehen. So sind von den IW Pfarrern der Stadt Dresden 20 in Danken und Kontoren beschäftigt und einer schafft die Woche über als Fabrikarbeiter. Die Zahl der Pfarrer auf dem Lande, die ihre seelsorgerische Tätigkeit nur abends und Sonntags ausüben können, ist noch viel großer. Wahnsinnstat einer Mutter. Im vierten Stock eines Hauses in Berlin wohnte der Sattler Milde mit seiner nervenkranken Fran nnd seinem ein Jahr , für <11e alten Töchterchen Erna. Da die Frau in den letzten Wochen mehrfach Anfälle hatte, sollt« sie nach der Irrenanstalt Dalldorf transportiert werden. Sie flüchtete vor den Beamten, eilte in das Zimmer, holte ihre Tochter aus dem Bett und warf sie in einem Anfall. von Derfolguugswahn aus dem Fenster in den Hof. Dann kletterte sie auf die Brüstung, um sich ebenfalls hinunterzustürzen. Sie wurde aber von den nacheilenden Beamten fest gehalten und nach Dalldorf transportiert. Das Kind ist gleich darauf an den Folgen der schweren Ver letzungen gestorben. Eine Berliner Hotelratte gefaßt Die Berliner Krimnalpolizei konnte in der Nacht zum Donnerstag einen lange gesuchten und oft vor bestraften Hoteldieb auf frischer Tat ergreifen. Gäste eines Hotels hörten nachts eiu Geräusch im Zimmer und sahen nach Einschaltung des Lichtes einen mit einem dunklen Trikot und einer schwarzen Maske be- kleideten Mann flüchten. Die Kriminalpolizei um- stellte das Hotel, durchsuchte das Zimmer und fand unter dem Bett eines Gastes versteckt den Mann mit dem Trikot. Die Polizei erkannte in ihm einen alten Be- kannten, den berufsmäßigen Hoteldicb Emil Lux, der mrt den Papieren eines von ihm Bestohlenen im Hotel abgestiegen war. Er leugnete und gestand seine Iden tität erst ein, als man ihm seine Photographie aus dem Verbrecheralbum und seine Strafakten vorlcgte. Er erklärte, daß man gegen ein solches „bureaukrati- sches" Vorgehen nichts weiter unternehmen könne. Seine letzte Strafe hatte er wegen eines Hoteldies- stahl» an einem französischen Oberst in Koblenz er halten. Frauenüberschuß. Nach amtlichen Zählungen gibt cs in Württemberg 75 000 Frauen mehr als Männer. In den letzten zehn Jahren hat sich in Württemberg der Frauenüberschuß mehr als ver doppelt, während er sich im übrigen Reich ver mindert hat. Kein Kaviar für» Volk! Die Franks. Zeitung schreibt: In dem offiziellen „Verzeichnis von Gegen ständen des täglichen Bedarfs im Sinne der Preis- treiberci-Derordnung vom 8. Mai 1918 (R. G. B. S. 395)", das im Reichswirtschaftsministerium sorg sam aufgestellt und Ende März 1922 abgeschlossen wurde, finden wir unter dem Buchstaben K — Kaviar und dazu die klastische Fußnote: „Nachdem die Ernährungsverhöltniste sich gebessert haben, kann Kaviar nicht mehr als Gegenstand des täglichen De- darfs angesehen werden." Nicht mehr! Jetzt ist's vorbei mit dem schönen Wort — Kaviar fürs Volk! Geschäftsverkehr Dte erste deutsche Hrüfttahrsmetle. Die 6. Deutsche Ostmefle Königsberg t. Pr. <18. bis 28. Februar) fiirdet alS erste der deutschen FrüLja-rsmessen statt. Sie wird deshalb für den Handel von «an; besonderer Be- deutung sein. CS ist anzunehmcn, dah ein: autzerordent- lich starke AaSsrage nach allen areikdarcn Waren nicht nur seitens der Jnlandökundschaft. sondern auch seilens des Auslandes hervortrrten wird. Sparkasse Liebertvolkwitz. IM Januar 2267 Stn- mdlunaen von 5 575 076 Mark nnd 290 Rückzahlungen von 523 528 Mark. DLgliev« Pcrzinsung 4 Proben,. Postscheckkonto Leipzig Nr. 11480. Doraussichkliche Wikkeroag am Freitag, Ist. Fedr. chclinder Frost, wolkig, etwas Niederschläge, im Lsicn und Süden starkes Frostwettcr. 8port unü turnen Thunberg Eisschnellauf-Weltmeister Die in Stockholm mit den beiden Strecken über 500 und 5000 Meter begonnenen Kämpfe um die Weltmeisterschaft im Eisschnelläufen wurden mit den noch ausstehenden Läufen über 1500 und 10 000 Meter beendet. Als Sieger im Gesamtergebnis ging der Finne L. Thun berg mit 11 Punkten hervor. Der vorjährige Weltmeister Harald Ström-Norwegen placierte sich mit 13 Punkten als Zweiter vor d.nn Rusten Melnikoff mit 14, dem Norweger Roald Larsen mit 17 und besten Landsmann Ole Olsen mit 24 Punkten. Der 1500 Meter-Lauf endete mit dem glatten Siege von Roald Larsen in 2 Min. 24F Sek. vor E. Thunberg in 2 Min. 26F Sek., H. Strom in 2 Min. 27^3 Sek., Slutnabo in 2 Min. 29 Sek. und Ole Olsen in 2 Min. 29^5 Sek. Heber 10 000 Meter war Harald Ström in seinem rich tigen Element. Er siegte zum Schluß leicht in 17 Min. 58,4 Sek. vor Ole Olsen 17 Min. 59,9 Sek-, Melnikoff 18 Min. 09 Sek., Roald Larsen 18 Min. 14,4 Sek. und Ipolitoff 18 Min. 10^3 Sek. Trotzdem E. Thunberg hier vollständig abgcfallcn war, konnte ihm der Sieg im Gesamtergebnis nicht mehr ent rissen werden. Insgesamt nahmen 18 Teilnehmer aus Rußland und den nordischen Staaten an der Weltmeisterschaft teil. Automobil-Ausstellung in Genf Zur Automobil-Ausstellung in Genf, die am 10. März eröffnet wird und die die Gruppen Per sonenwagen, Nutzfahrzeuge, Flugzeugmotoren, Motor räder nnd Zubehörteile umfaßt, haben sich Firmen aus Amerika, England, Italien, Deutschland, Frankreich, Belgien, der Schweiz und Spanien an gemeldet. Besonders stark vertreten sind amerika nische und französische Erzeugnisse. Die Maybach. Motoren-Gcscllschaft nimmt allein die deutschen Interesten wahr. Tennis-Weltmeisterschaften in Barcelona Die Tennis-Weltmeisterfchuftcn in Barcelona brachten in den noch ausstehenden Entscheidungs kämpfen folgende Ergebnisse: Damen-Einzel spiel: Miß Mac Kane (England) schlägt Mrs. Bramish (England) 6:3, 4:6, 6:2; gemischtes Doppelspiel: Crawley—Miß Mac Kane (Eng- land) schlagen Gilbert—Mr«. Beamish (England) 3:6, 6:3, 6:3; Herr en-Doppelspiel: Lo chet—Louitcus (Frankreich) schlagen Tegner—Rovsing (Dänemark) 6 :1, 6 :1, 7:5. Vavir-Pokalspiele 1Y22 Die Organisation für die Davis-Pokalspiele 1923 fällt in diesem Jahre an Amerika, da« durch seinen Tennisvcrband die Einteilung der Konkurrenten in zwei Zonen (Amerika und Europa) beschloß. Indien hat bereits seine Meldung für die amerikanische Zone abgegeben. Die übrigen Länder haben sich bis zum 15. März für dte Beteiligung anzumelden. Nach einer Pause von einigen Jahren wird auch Holland wiederum an den Tenniskämpfen teilnehmen und sich Französische Entrüstung über Sonar Law Pari», 14. Februar Die Rede Bonar Laws wird in Pariser poli tischen Kreisen lebhaft besprochen und fast durchweg scharf kritisiert. Die Urteile darüber gipfeln im all gemeinen in der mit Bedauern vorgcbrachten Fest- stellung, daß diese Rede nicht geeignet sei, eine Ent- spannung zwischen Deutschland und Frankreich zu beschleunigen. Man bemerkt in diesem Zusammen- hange, daß die ganze Ruhraktion in ihrer gegen- wärtigen Gestalt vermieden worden wäre, wenn England eine andere Haltung beobachtet hätte, genau so wie der Weltkrieg nicht ausgrbrochcn wäre, wenn England unzweideutig zu erkennen gegeben hätte, daß es im Kriegsfälle nicht neutral bleiben werde. In den Kreisen des Ouai d'Orsay erklärt man, trotz dieser Rede sei man der englischen Regierung völlig sicher. Das werde in der nächsten Zeit anders als durch Worte bestätigt werden. Allem Anschein nach bezieht sich diese Anspielung auf die Eisenbahnver- Handlungen, zu denen der Minister der öffentlichen Arbeiten Le Trocquer heute nachmittag mit General Fayott, dem Chef des Verkehrswesens im besetzten Deutschland, nach London abgereist ist. Man entschuldigt die Rede Donar Laws in Etlichen fran- zösischen Kreisen durch die Behauptung, daß der Premierminister nicht die Freiheit habe, seine wahre Ansicht zu enthüllen. Man bemerkt weiter, Donar Law sei offenbar bemüht gewesen, eventuellen Ein wendungen seiner Gegner, besonders Lloyd Georges, von vornherein die Spitze abzubrechen. Zurückziehung französischen Zivils Frankfurt a. M., 14. Februar. Die französische Militärbehörde in Wiesbaden hat den Angehörigen der Desatzungstruppen den Befehl erteilt, das besetzte Gebiet bis spätestens Ende dieses Monats zu verlassen. Diese Anordnung kann nur so verstanden werden, daß man in den Kreisen, von denen der Desehl nnsgeht oder die ihn veranlaßt haben, mit der Erklärung des Kriegszustandes zwischen Deutschland und Frankreich rechnet. Die Nervosität, die überall in dem besetzten Rheinlande bei der Besatzung, besonders aber bei den Offizieren, zu beobachten ist, und eine ganze Reihe von Maß nahmen, die in letzter Zeit getroffen worden sind, verstärken den Eindruck, daß man zu diesem Ziel hin treibt. Aber vielleicht handelt es sich nur um eine Drohung Deutschland gegenüber. Innenpolitisches vor dem Reichstag Berlin, 14. Februar Die heutige Sitzung des Reichstages wurde von Präsident Loebe mit einem Nachruf für den in dr letzten Nacht verschiedenen sozialdemokratischen Abg. Vogtherr eröffnet, der noch der gestrigen Sitzung des Reichstages beigewohnt hat. voraussichtlich durch seine Tcnnismeister Dan Lennep und Van der Feen vertreten lasten. Der Amerikanische Tennis-Verband wählte auf seiner Generalversammlung Dwight F. Daois, den Stifter des internationalen Davis-Eup, zum Präsidenten. Gegen Vie „französischen wetten" Gegen die „französischen Wetten" richtet sich ein dem Reichstag unterbreiteter Antrag Bruhn, Hergt und Genossen, der folgenden neuen Para graphen in das Nennwrtt- und Lotteriegcsetz ein gefügt sehen will: „Es ist verboten» iu Zeitungen. Zeit schriften oder sonstigen Druckerzeugnissen Starterlisten, Voraussagen oder andere Informationen über französische oder belgische Rennen zu veröffentlichen. Wer dieser Vorschrift zuwldcrhaudclt, wird für jeden Fall mit einer Geldstrafe bi» zu einer Million Mark bestraft. Dieser Paragraph tritt außer Kraft, sobald die Reichsregierung mit Zustimmung de» Reichsrates festgestellt hat, daß eine Verständigung mit Frankreich und Belgien erzielt ist.* Dieser Antrag, der anscheinend aus rein gefühls mäßigen Motiven heraus entstanden ist, bedeutet sachlich einen Schlag ins Wasser. Wie wir be reits kürzlich ausführlich begründeten, Hütte Frank- reich aus einer Einschränkung der deutschen Wetten über französische Rennen auch nicht die ge ringste pekuniäre Einbuße zu befürchten, da es sich bei diesen Wetten ja um eine ganz interne Angelegenheit zwischen deutschen Wettern und deut schen Buchmachern handelt. Die letzteren sind be kanntlich konzessioniert und müssen ihre Um- sätze vcrsteuern. Der einzige Leidtragende würde bei einer Annahme des oben erwähnten Antrages also nur unser Fiskus sein, dem auf diese Art sehr erhebliche Steuerbeträge entgehen würden. Einschränkung ver Vollblut-Ausfuhr Der Verkaufs-Ausschuß der Obersten Rennbchörde hat bisher den Standpunkt vertreten, daß bei dec Unsicherheit der Verhältnisse einzelne Pferde, aus- (cnommen Stuten, in das Ausland verkauft werden »urften, wenn durch solche Valuta-Derkäufe die Be iher in die Lage versetzt wurden, ihren übrigen Be tank unterhalten zu können. Nachdem aber nun mehr durch die Regelung der Totalisator-Steuer für Preußen den Rennvereincn ausreichende Mittel slchergestellt sind, um den Rennställen wieder eine einigermaßen lohnende Ausnutzung des Rcnnmate- rüils zu bieten, müssen Ausfuhranträge nuch wesent lich anderen Gesichtspunkten beurteilt werden. Der Verkaufs-Ausschuß hat daher beschlossen, den Aus- verkauf des vorhandenen Bestandes möglichst einzu schränken, das heißt, die Ausfuhr brauchbaren Renn materials bis auf weiteres nicht mehr zu gestatten. Diese Maßnahme muß man mit Freuden begrü ßen, du damit, allerdings erst, nachdem unser Mate rial ganz gründlich dezimiert worden ist, der weite ren Ausplünderung durch ausländische Pferdeschieber «in Damm gezogen worden ist. Das Haus verwies dann den 11. Nachtrags etat, der die Neuregelung der Beamtenbesoldung enthält, ohne Debatte an den Hau«haltsausschuß. und nahm in 1. und 2. Lesung eine Novelle zum Postscheckgesetz an, in der der mindest einzu- zahlende Betrag auf 1000 Mark erhöht wird, (rin von allen Parteien einschließlich der Kommunisten eingebrachter Gesetzentwurf, der den Unter stützungsbetrag für Erwerbslose auf d-s l^fache erhöht, wurde in allen drei Lesungen ein stimmig angenommen. Dazu genehmigte das Haus eine ebenfalls von allen Parteien beantragte Ent schließung, wonach spätestens vom 19. Februar ab seder männliche über 21 Jahre alte Erwerbslose eine Unterstützung von 1500 Mark pro Tag erhalten soll. An Familienunterstützung sollen für Ehegatten 800 Mark täglich und für Kinder und sonstige unter- stützungsbedürftige Personen 600 Mark gewährt w r- den. Endlich wurde noch eine Entschließung an genommen, in der die Reichsregierung ersucht wird, alsbald einen Schlüssel für die automatische Er- Höhung der Erwerbslosenunterstützung vorzuschlag^n. Bei der folgenden Fortführung der Beratung dcs Iustizetats macht der sozialdemokratische Abg. Dr. Moses längere Ausführungen über Klassen justiz. Während der zu Festung verurteilte Ernst Toller im Zuchthaus schmachte, erfreuten sich Oriwig v. Hirschfeld, Graf Arco und die Mordanstifterin Gräfin Schliessen ihrer Freiheit wegen „Haftunfahig- leit". Der volksparteiliche Abgeordnete Dr. Rießer verlangte für den Vormund größere Freiheit in dr Anlage der mündelsicheren Gelder. Bei der jetzigen Geldentwertung müßten die gesetzlichen Bestimmun gen, wonach das Vermögen des Mündels in mün delsicheren Papieren angelegt werden müsse, zu einer schweren wirtschaftlichen Schädigung des Mündels führen. Der Reichsjustizminister Dr. Heinze erklärte hierauf, er erkenne die Notwend g- keit einer Aenderung der Bestimmungen über die An- läge des Mündelvermögens an. Abg. Dr. Brod- auf empfahl eine Entschließung der Demokraten, die die Begnadigung der wegen Beteiligung am Eisen- bahnec streik verurteilten Eisenbahner verlangt. Darauf wird der Iustizetat bewilligt, und das Haus wendet sich der Beratung dcs Haushalts des Reichs ministeriums des Inneren zu. Als erster protestierte der Zentrumsobgeordnete Dr. Schreiber gegen den französischen Einbruch ins Ruhrreoicr, wo Frankreich jetzt eine große Zone des Bölkerhasse« und der kulturellen Verwüstung schaffe. Auf die Frage des Föderalismus über gehend, erklärte er, Frankreich schätze diesen ganz siilsch ein, wenn cs glaube, mit seiner Hilfe eine Neckarlinie schaffen zu können. Der richtig verstandene Föderalismus entsnreche deutscher Art, man dürfe ihn aber nicht zum.Deckmantel des überspannten Nationalismus machen, wie dies in Bayern geschehe, wo das Treiben Hitlers den föderativen Gedanken schwer schädige. Auf der anderen Seite dürfe aber auch nicht durch einzclstaatliche Bestimmungen die kulturpolitische Rückständigkeit gefördert werden, wie in Sachsen, Thüringen und Braunschweig. Die sächsische Polizei sei die rückständigste in ganz Deutschland. Sachsens Bestimmungen über das Schulwesen bedeuten einen Rückfall in die Klein- staatzcrci. Der sozialdemokratische Ma. Sollmann dankte als Rheinländer dem Vorredner für die warm, herzigen Worte, die er dem besetzten Rheinland, ge widmet habe, widersprach aber seiner Kritik der sächsischen Polizei. Den Radikalen von rechts und links hielt Sollmann vor, welche Verantwortung sie in dieser Stunde übernehmen, wenn sie dem deutschen Staatsbürger die Republik verekeln, während sie doch anerkennen müßten, daß nur ein demokratisches Deutschland imstande ist, den Kampf an der Rubr zu führen. Nach 6 Ilhr wurde die sehr ruhig verlaufene Sitzung geschlossen und die Weitcrberatung auf morgen vertagt. Ausbau der Absperrung Essen, 14. Februar Die Franzosen teilen mit, daß für das ganze be setzte Gebiet zwei große Zentralen fü» Aus- und Einfuhrbewilligungen auf. gestellt werden. Die Zentrale für Ein- und Durch, fuhr kommt nach Ems, die für Ausfuhr nach Essen. Es sollen für olle Fabrikate dcs Ruhr bezirks und des rheinischen Gebietes gegen eine noch festzusetzende Gebühr Ausfuhrbewilligungen erteilt werden. Nur Kohlen und Koks sollen ausgeschlossen sein. Die Einfuhr von Lebensmitteln soll ohne Lizenz und ohne Zoll gestattet werden. Die Belgier haben die ZecheProsper Hl, auf der sie vor einigen Tagen vergeblich Kohle zu er- halten suchten, militärisch besetzt. Die gesamte Be legschaft hat daraufhin die Arbeit niedergelegt, ebenso die Belegschaften zweier benachbarter Zechen. In Essen ist jetzt auch der Syndikus des Eisen- Handelsverbandes Dr. Guyenz verhaftet worden. Der Grund liegt vermutlich darin, daß dieser Ver band für dis Organisation des Verkaufsboykotts ver antwortlich gemacht wird. Die Arbeitsgemeinschaft für Bergbau und Eisenbahn, der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände des ganzen Industriebezirks angehören, hat heute in Essen eine nochmalige Be- sprcchung abgehalten, in welcher die Lage erörtert wurde, die durch das Verbot der Ausfuhr der Fabri kate geschaffen ist. Es wurde beschlossen, trotz der schweren Last der Maßnahmen am Kampfe festzu halten. Verhaftung eines Betriebsrats Esseu, 14. Februar. Auf Zeche Ewald, auf der sich die Belegschaft ge weigert hotte, den Franzosen die von ihnen ge- forderten 300 Zentner Kohlen zu überlassen, und die daraus von den Franzosen besetzt wurde, erschien eine starke, schwer bewaffnete Abteilung Franzosen und nahm den gesamten Betriebsrat fesü
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