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rdra» LMLe/zrummef 7M?/s^ F»F»FF« Lk« o fitrpie<vOlM»»1«fStadr»u.Posi.>Hl»»NMgE! «»Zklgenprers. die eiasp. 24»m vr »».ZrileM 100. lur auSw. Inierrm. R.180—. Tondervreisergamiucnanz. v. Priv. die »» Lriir M. 20.-. Ge1egrnvetl4.«ii,eigrn «priv. Naiur) vnd <2tellrnai»ael>otr, die mm-Zrur M. SO.-. Siellengeiuwe die mm Leilc M. 40—.amil. BelannimaLuiig.n. Doppel-mm-Leile M. 200 -, sllr au»W.M.S60.- Reklame72 mm ureit. die ww-LeNe M SM—. tllr au«- morgen», auber nach Sonn- und geteriagcn Silchlerscheinen wär lge -800-. AuSland-anzrtaen mit Valuia-Äutlchlag. Bet einzelner Nummern tntolge böherer Gewalt. Slretk, Aus- Wiederholung Rachiol,. Platz- und Datenvorschriiien ovne Per« sperrung. BetrtedSilSrunaen berechtigt den Defever nicht zur Äülzung dc^ Bezuaspreties ober ,um vrnipruch au, , -tiiülichketi. EriüllungSon Leip,««. — Im Halle bStzerer Gewalt erlUcht jede Verpflichtung aui Erfüllung der Anzeigen- Lieferung der Leitung. Schrlsuettiing und tzicfchSitSslelle: Leipzig. Johannisgasse 8. 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Das Leipziger Taacblali ericheint «llaiich Xr. 39 OoaoerstLg, <lea IS. kedruvr 1923 117. /adrgsog worum es geht Der Standpunkt deutscher Regierungskreise zur Ruhrbesetzung - Der solaendc Artikel geht un« von einer gut unter richteten Persönlic^eit zu. Wir veröffentlichen ihn alS sachliche Stellungnahme zu dem Artikel Rudolf ««Her» .Die Ruhrzölle - ein schlechte« G«schüft'. Ein« Snta-anmrg soll folgen. Je ausführlicher da« ganz Europa bewegende Ruhrproblcm von fach männischer Seite besprochen wird, um so besser wird der gerechten Sache Deutschland« gedient. —ü Berlin, 14. Februar. In Nummer 28 des Leipziger Tageblattes vom 2. Februar hat sich das Blatt mit der finan- ziellen Seite des Nuhrunternehmens beschäftigt. Die Methode seiner Berechnungen führt folge richtig, wie jede Nachprüfung im wesentlichen bestätigt, dahin, daß das Quantum der aus dem neubesetzten Gebiet zu erpressenden Goldnüllio- nen oder Sachleistungen im besten Falle auf eine dürftige Summe zu reduzieren ist, und es führt damit den Nachweis, wie goldgesräßig die Okku pationsarmee, Zollbeamten- und Eisenbahner- Heere und unter Maschinengewehrbegleitung ar- beitende Ingenieure sind. Gleichzeitig macht es deutlich, wie heute dec Abnehmer den Weltmarkt komma-diert, nicht der Erzeuger, während man sich nach dem sogenannten Krieasschluß unter dem Eindruck des aufgestauten Warenhungers einbildete, die Märkte seien unbegrenzt auf- nahmefähig. Aber das Leipziger Tageblatt selbst schiebt alle dies^ vernunftgemäßen Betrachtungen unter Berufung auf Norman Angells Buch „Die falsche Rechnung" wieder mit einem Federstrich beiseite; es muß zugeben, daß die Vernunftwidrig, keil im Kampf mit dem Recht und im Bunde mit der Rechtlosigkeit triumphiert. Die etwas spät geborenen Indiskretionen des Obersten Re- pington bestätigen daher alles, was die Oeffent- lichteit, die für eine andere als die Melodrama- ti'che Seite des politischen Geschehens ein Inter esse hat, längst wissen konnte: daß seit April 1921 offi-iell die Besetzung des Ruhrgebietes angekün- digt wurde und zur Annahme des Londoner Ultimatupis vom Mai des gleichen Jahres führte. Damals trat auch die französische These ohne jeden Behang in die große Politik ein, daß Deutschland - sich io lange mit der Widergut- machung in Verzug befinde, als es irgendwelche Aktiva besäße und daß jeder Verbündete das Recht hätte, in Deutschland einzufallen und sein Gebiet zu brandschatzen, ohne sich einer kriege- rischen Handlung schuldig zu machen. Doch wozu das alles? Es macht krank, dieses Ge- wuschel von Rede und Gegenrede in verschiede nen Sprachen immer wieder zu hören. Es kommt zu spät. Kein Mensch auf dem Planeten ist über die Triebkräfte der französischen Politik im unklaren. Kein Staatsmann, auch kein Journalist. Man befrage Lord Curzon, bei Gott kein Deutschenfreund, über seine Bemühungen, die Verbündeten nach dem Mai 1921 zur Auf- gäbe der ungesetzlichen Okkupation der Ruhr häfen zu bewegen — man wird sicherlich die gle che Aiktwort von dem früheren britischen Kronjuristen und seinem Chef und Kollegen Lloyd George hören. Allgemein zunächst: daß lothringische Erze und die Ruhrkohle sich suchen, war nie ein Geheimnis. Sie haben früher ein trächtig miteinander gearbeitet und könnten es jederzeit ohne Förderstörungen wieder tun, wenn die Franzosen ihrenvPlan der Syn- dizisierung öffentlich machen woll ten im Zusammenhang mit ihrem System der deutschen Finanzregulierunq oder Finanzkon- trolle, von der man nur weiß, daß es im Gegen- satz zu dem (nebenbei auch nicht lieblichen) eng lischen Vorschlag der deutschen Finanzkontrolle steht. Diese Vorschläge, die zu hören wir doch e n Anrecht haben, nachdem inzwischen der offi zielle Friede in den Kriegszustand übergesührt wurde, hüllen sich aber in Schweigen, damit die machtpolitischen Hintergedanken nicht zu. Dorder- grundtatsachen werden. Rheinland. Westfalen ein Pufferstaat, die Wiederherstellung der Main- linie, die Rückführung der deutschen Einheits bewegung in den seligen Zustand des alten deut- fchen Bundes — diese Dinge sind keine Ge schichtsfabeln mehr, sie können auch von parla mentarischen Sophismen nicht mehr verdunkelt werden. Sie sind Kriegsziele, und Herr Poin- ears schleppt sein Land in ein Unternehmen, das ganz Europa balkanisseren und unter die wirt- schädliche und politische Hegemonie Frankreichs fielen will. Das spürt auch der simpelste deutsche Bergmann, dem nationalistische Strömungen und Gesinnungen ferne liegen. Aber er ist nicht so stupid, die ihm gestellte Falle nicht zu wittern: ein elementares Nationalgefühl ist als Grundlage seines unzerbrechbaren dgulokM- tischen Willens wach geworden, das gar nicht daran denkt, unter das kaudinische Joch irgend welchen Kapitalismus zu kriechen und darum kämpft er heute gegen die französische Ausgabe des Militarismus und Kapitalismus als Vor hut der deutschen Demokratie mit der einzigen Waffe, die ihm zur Verfügung steht: Dem Rechte und dem Anspruch auf den eigenen Staat, die eigene Sitte, die eigene Sprache und die freie Arbeit. Kohlenlieferungen? Entschädigungen? Wiederaufbau? Er ist bereit, das alles zu leisten, nur möchte ec endlich wissen, unter welchen Be dingungen und in welcher Frist. Er weiß aber, daß man mehr und anderes wA. Nicht zum ersten Male bietet die Geschichte einen solchen Kampf zwischen Recht und Gewalt. Wehe, wenn er für das Recht mit einem Mißerfolg endet. Dieser Sieg könnte, mit europäischen Augen betrachtet, für Bourgeoisie und Kapitalismus ein Pyrrhussieg sein. Gystemwechsel an der Ruhr Repressalien gegen die Ruhrinduflriellen Pari-, 14. Februar. «tg e»«rDrahtI>erl<In de» Leipziger Tageblatt e« Die Pariser MittagSblätter stellen sich auf Derr Standpunkt, Vatz ein energischeres Borgeheu im Ruhrgebiet vringenv er forderlich sei, und verlangen vor allem energische Maßnahmen gegen die Groß industrie des Ruhrgebietes. Der Wider stand der Ruhrindustrie könne nur daun mit Erfolg bekämpft werden, wen« man sie bis zur vollständigen Lahm legung zwingt. Man WM deshalb «eben dem bereits bestehenden Ausfuhrverbot jetzt auch die Einfuhr von Eisenerz« und andere« Rohmaterialien in das Ruhr gebiet untersagen und damit der Industrie die Arbeitsmöglichkeit vollständig nehmen. Da die Ruhrindustrielle« es ablehnen, mit den Franzosen zu arbeiten, müßte« ihre Hochöfen gelöscht und sie so lange be drückt werden, bis sie Gnade erbäten. Die Aktion im Ruhrgebiet, so . führt die Iournse Industrielle im Leitartikel heute aus, nimmt jetzt einen neuen Charakter an. Man verzichtet jetzt auf die direkte Ausbeutung des Pfandes und benutzt es mehr und mehr zum Druck auf die wirtschaftlichen und politischen Körper de» Deutschen Reiches. Auch der Petit Parisien äußert den gleichen Gedanken, wenn er schreibt: Angesichts des Widerstande« im Ruhrgebiet ist die Besetzung im Begriff, ihren Charakter zu wechseln. Man umgab des Rheinland, sowohl da» links- wie da« rechts rheinische, mit einem französischen und' belgischen Zollpostenkordon. Innerhalb dieser gollinle werden sämtliche deutschen Eisenbahner entlassen werden, die sich mit dieser Beschlagnahme nicht abfinden. Man wird künftig die Fabrikate de» Ruhrgebiete», di« für da« Ausland bestimmt sind, nur durchlassen, nachdem man eine Ausfuhrabgabe erhoben hat, und man wird gewiss«, für das nichtbesetzte Deutschland bestimmt« Waren nur auf Grund von Ausfuhr bewilligungen herauslassen, für die eine Ausfuhr- abgäbe entrichtet werden muß. Die Logik de» Systems führt unvermeidlich zur Schaffung einer rheinischen Währung, einer rheinischen Polizei und einer rheinischen Verwaltung, deren Mitglieder au» dein Rheinland selbst stammten. Wiederzusammentritt der NU Pari», 14. Februar. Die Wiedergutmachungskommission wird morgen zu einl.^ ordentlichen Sitzung zusammentrcten. Sie wird sich mit den Stickstoff, und Saatkartoffelliefe- rungrn Deutschlands beschäftigen. Lin italienischer Vermittlungs versuch? Eigener Drahtdertchü de» reiP-lgerTageblatte» Nom, 14. Februar? Wie aus London gemeldet wird, bringt die Daily Lhconicle die Nachricht von einem Ber mitt- lungsschritt Italiens, der am Sonnabend in Berlin unternommen worden sein soll. Diese Nachricht ist mit größter Vorsicht, ja mit Skepsis aufzunehmen. Bei Beginn der Ruhraktion versuchte Italien allerdings vor der erwarteten Verschärfung einen Vermittlungsversuch zu machen. Die Zurück haltung Englands einerseits, das deutliche Nicht behagen Frankreichs anderseits und di« sich über- stürzenden Ereignisse ließen Italien schließlich davon absehen, seine vorläufigen Dcrsöhnungsversuche fort- zusctzcn, um so mehr, als der praktische Vorteil von Italien forderte, an der Ruhr zu bleiben, um sich seine Kohlen zu sichern. Italien war jedoch nach wie vor bemüht, einer Verschärfung der Lage sowohl in Pari« wie in Berlin entgegenzuarbeiten, wobei jedoch die Verschiedenheit des italienischen Stand punktes zu Paris und Berlin nicht zu übersehen war. Viel eher ist daher anzunehmen, um eine eventuelle italienische Aktion durch ihre verfrühte Denunzierung unmöglich zu machen. Trocquers Londoner Mission Eigener Dr»1,«prri0i de» Leip» t, er T-gebl« Nr« Pari», 14. Februar. Die Franzosen haben die Hoffnung noch nicht aus- gegeben, die englische Regierung dazu zu bewegen, die Kohlenzüge in irgendwelcher Art und Weise durch das von den Engländern besetzt« Gebiet durch zulassen. Obwohl der englisch« Botschafter in Pari» bereits gestern von seiner Regierung die Weisung er halten hat, dem französischen Kabinett m tzuteilAi, daß die englische Regierung da» Ersuchen Frank reichs ablehnt, hat sich der Verkehrsminister Le Trocquer heute nach London begeben, um neue Verhandlungen mit der englischen Regierung anzu bahnen. Es verlautet, daß die Franzosen jetzt Vie Abtretung eines schmalen Streifens in der englischen Zone verlangen wollen, um auf den Eisenbahnen dieses Gebictsstreifens ihre Kohlcntransporte nach Frankreich gelangen lassen zu können. Weiter wird hi« der belgische Ministerpräsident Theunis erwartet, der über den weiteren Ausbau der Besetzung de» Ruhrgebietes verhandeln will. Hauptsächlich soll dabei die Einführung einer neuen Währung sowie die Frage der einheitlichen Leitung zur Sprache kommen. Protest gegen die Lrzsperre Berlin, 14. Februar. Die Reichsregierung hat in Beantwortung der französischen Verbalnote vom 11. d. M. tn Par,» und Brüssel folgende Antwort überreichen lassen: „Die französische und die belgische Regierung wollen vom 12. Februar an die Ausfuhr der in den besetzten Gebieten hergestellten metallurgi- schen Erzeugnisse und sonstigen Fabrikate nach dem übrigen Deutschland sperre«. Sie be gründen diese Maßnahme mit dem Hinweis auf di« von der Reichsregierung den deutschen Beamten im Ruhrgebiet erteilten Befehle sowie mit der Be- hauptung, daß die Reichsregierung in diesem Gebiet Unruhen aller Art hervorzurufen suche. Die Begründung der neuen Maßregel kenn- zeichnet sich selbst als Vorwand und bedarf keiner Widerlegung. Sie ist ein offenes Eingeständ nis der Tatsache, daß die Besatzungsmächte mit den bisherigen Gewaltakten dem mit der Ruhrbesetzung begangenen Unrecht nicht hoben zum Erfolge ver helfen können, und daß sie sich deshalb zu immer schwererem Unrecht getrieben sehen. Nach- dem di« zunächst versuchte Requisition der Kohle und die alsdann angeordnete Sperre der Kohlen ausfuhr nach den unbesetzten Gebieten nicht zum Ziele geführt haben, scheuen die Besatzungsmächte jetzt nicht einmal vor einer Maßnahme zurück, die mit der angeblich angestrebten Sicherung der Re- parationslieferungen in keinerlei Zusammenhang ge bracht werden, sondern lediglich die Folge haben kann, dos deutsche Wirtschaftsleben weiter zu zer stören. Die deutsche Regierung weiß, daß es den Be- satzungsmächten auch mit diesem Gewaltakt nicht gelingen wird, sich die Bevölkerung der besetzten Gebiete gefügig zu machen. Sie protestiert gegen das neue Unrecht und macht die französische und die belgisch« Regierung dafür verantwort lich, daß die Fähigkeit Deutschlands zu Repara tionsleistungen zum Nachteil aller alliierten Mächte in immer höhere» Maß« vernichtet wird." England und d«r Ruhrkrieg Leipzig, 14. Februar. Die gestrige Wiedereröffnung des englischen Parlaments fiel in eine Zeit voll ungelöster außenpolitischer Probleme. Der Abbruch der Lausanner Konferenz und vor allem die unklare Haftung der englischen Regierung gegenüber den französischen Operationen an der Ruhr ließen der Thronrede mit besonderem Interesse entgegensetzen. Was diese brachte, war jedoch nicht viel Neues: Der König schilderte noch ein mal die Entwicklung der Reparationsfrage seit der Pariser Konferenz, und wie die englische Regierung zu großen Zugeständnissen gegenüber den Alliierten bereit gewesen sei. Wenn nian nicht zu einer Einigung habe gelangen können, so sei das nicht die Schuld Englands. Gegen über dem französischen Borgehen an der Ruhr habe es die englische Regierung vorgezogen, sich nicht daran zu beteiligen, aber auch den Ler- kündeten keine Schwierigkeiten zu bereiten, ob- wchl damit keine Billigung der französischen Operationen ausgedrückt werden solle. Die Erklärungen des Königs über die Ruhr fragebewegten sich also auf einer sehr allgemeinen Linie. Ebenso war es mit den Betrachtungen, die er über die Konferenz von Lausanne, über die Regelung der englischen Schuld in Amerika und über verschiedene innerpolitischen Fragen — besonders über die Arbeitslosigkeit — anstellte. Bei weitem interessanter gestaltete sich die Aussprache über die Tronrede, die am Nachmittag von den Rednern der Unionisten eingeleitet wurde. Und vor allem sind die Erklärungen von größter Bedeutung, die dann der Minister- Präsident selbst über die Ruhrkrise abgab. Die Aeußerungen Donar Law» waren die offene Absage Englands an Frankreich, sich an dem Ruhr-Abenteuer zu beteiligen. Ja, er ging sogar noch weiter, indem er nicht nur darauf hi wies, daß das französisch - belgische Vorgehen für Deutschland und Frankreich gleich unheilvoll ist, sondern indem er zugleich den Rückzug der englischen Truppen vom Rhein« an- zukündigen schien. Der Wunsch Englands, den Schwierigkeiten am Rhein aus dem Wege zu gehen, ist bereits in den letzten Tagen in den Vordergrund getreten; er muß aber wohl weniger als Drohung gegen Frankreich angesehen werden, denn als das Bestreben Englands, sich nach dem amerikanischen Beispiel von den Angelegenheiten des Kontinents zurückzuziehen und dafür mehr Handlungsfreiheit im Orient und auf Wirt- schastsnebieten zu erlangen. Besonders hervorzuheben sind die Aeußerun- gen, die Donar Law über die Möglichkeit einer Intervention im Ruhrkonflikt machte. Er führte dabei u. a. aus: „Grpßbritannien hatte vorgeschlagen, baß Deutschland 2500 Millionen Pfund Sterling be- zahlen solle. Poincars hat diesen Vorschlag aber abgelehnt, da er befürchtete, Deutschland würde im- stand« sein, in IS oder 20 Jahren diese 2500 Mil lionen Pfund Sterling abzuzahlen, und es würde dann in einer ebenso starken Stellung sein wie früher. Die Franzosen möchten gern Reparationen haben, aber sie möchten nicht, daß Deutschland stark genug wird, um Reparationen zu zahlen. Das französisch« Volk hat sich mit der Lage nicht ab- finden wollen, bevor ein Versuch mit der Besetzung des Ruhrgebiete» gemacht worden sei. Jetzt hat Frankreich es versucht. Ich hatte, sagte Bonar Law, gehofft, wir würden in die Lage kommen, den Wiederaufbau Europa» Seit« an Seite mit Frankreich fortzuführen. Mir waren der Ansicht, daß der französische Schritt gefährlich und ver- - hänanisvoll für das Wirtschaftsleben Europas sein weroe. Die Ereignisse haben die« bestätigt. Da« was ich befürchten mußte, ist geschehen, und es ist noch kein Ende abzusehen. Die Ruhr ist die Haupt- schlagader de« europäischen industriellen Leben«, und Frankreich hat sich selbst größeren Schaden zugefügt al» anderen." Nachdem Bonar Law die Erklärung über die englischen Desatzungstcuppen in Köln abgegeben hatte, sagte er: „Es ist zwecklos den Völkerbund an zurufen, wenn man sicher ist, daß Frankreich Orosse Kursstürze an cien Börsen im k-Isn6elLteil.