Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.02.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192302062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230206
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230206
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-02
- Tag 1923-02-06
-
Monat
1923-02
-
Jahr
1923
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Selle 4 Nr. 31 Leipziger DsgedlrM uaü SeackelZreltung Dleosteg, 6ea 6. kedrm» Iuckerzuteilung im Zebruar Die Hauptgeschäftsstelle des Zuckeroerkehrs 1922/23 L. V. in Berlin V S teilt mit: 3m Monat Februar gelangen zur Belieferung: die Februar. Zvckerkarte die Februar.Zuckerkarte 8. Sonder zuteilung 8 (Elnmachezucker). Jeder Markenab- abschnitt darf mit je einem Pfund beliefert werden. Es ist mehrfach vorgekonuncn, daß der Abschnitt Sonderzuteilung 8 — zum Teil aus Unkenntnis — bereits im Dezember beliefert worden ist. Ein« Schädigung -eS Verbrauchers ist dadurch keines wegs «ingetreten, da der Verbraucher also bereits im Dezember an Stelle von 3 Pfund 4 Pfund erhalten hat. Dazu kommt, daß der Preis im Dezember ganz erheblich billiger war. als im Monat Februar. Di« Belieferung eines LlbschntttS mit mehr als 1 Pfund ist unzulässig. Der Fabrikpreis für diesen Zucker beträgt 400 Mark je Pfund MeliS Basit Magdeburg. Zu diesem Preise tritt ein O:tS- und Sortenzuschlag, die Sacknutzgebühr, Fracht. Rollgeld. Umsatzsteuer und Trotz- bzw. Kleinhändlcrverdiensl. ver Ringnepper Am 1. b. M. ist in mehreren Leipziger Zuwelier- geschäften ein Schwindler ausgetreten, der in folgen, der Meise verfuhr: Er lieh sich goldene Ringe vor- legen, hatte an diesem und jenem etwas auszusetzen, bi- er, ohne etwas gekauft zu haben, das «-eja-u r veriietz. Bei der Besichtigung der Rmge hatte er eine Gelegenheit abgcpatzl, einen sog. Repperring unter die ihm oorgelegten Ringe zu dringen und da- für einen der echten verschwinden zu lassen. In einem Falle bemerkte ein Juwelier im Schuh- machcrgätzchen den Betrug rechtzeitig. Er verfolgte d«n Menschen. Ein im Brühl stechender Polizei beamter nahm den Betrüger fest. Bei der Durch suchung fand man noch weitere vier Repperrinqe und über 68000 Mark Geld. Ohne Zweifel hat der Nepper diesen Betrug in Leipz g öfter verübt. Ein anderer Geschädigter erschien in der Polizeiwache, um Anzeige zu erstatten, als der Täter gebracht wurde. Geschädigte wollen sich bei der Polizei melden. BootSunglück aus der Elbe. Beim Aeberjahren eines unter der Wasseroberfläche nicht .zu sehenden Gegenstandes zersplitterte in Magdeburg daä Boot der Schülcrriege des Ruderklubs Werder, Hoei Schü lcr fanden trotz sosortiger Hilfe den Tod in den Fluten. Krise im Berliner GaslwirlLgcroerbe? 3m Ber liner GastwirtSgswcrbc bereitet sich eine neue Krise vor. Die Verhandlungen wegen Erhöhung der Lot)ne zwischen den Angestelltenverbänden und dem Arbeit geberverband haben sich sehr zugespihk und drohen, sich i« «inen Konflikt auszuwachsen. Ein« grotze Gruppe der Saalbcsiher erklärt, Latz sie wogen der einschränke aden Verordnungen über 11 llhr Polizei stunde und Tanzverbote überhaupt keine Lohn erhöhung vornehmen könne. Die Arbeitnehmer Klagen die Regierung an. völlig zweck- und nutzlose Maßnahmen getroffen zu haben. AvSlandspende für tuberkulöse Kinder. Durch eine große Ans'.andspende ist eS, wie die Deutsche Medizinische Wochenschrift berichtet, möglich ge worden, für tuberkulöse und luberkuloscbc^ohte Kinder in Berlin eine grotzzüg ge Ernähru gs- hilfe «inzuleiten. ES werden in regelmäßigen Ab ständen, vorläufig ein V crtcljahr lang, an etwa 20 000 Kinder, die selbst tuberkulös sind oder die durch ansteckende tuberkulöse Familienangehörige gefährdet sind, beträchtliche Lebensmiite'zuschüjse auSgegeben werden. Die Auswahl und Ausgabe er folgt durch die Tubcrkulosefürsorgestelle der Start Berl.n. — Welch furchtbares Elend spricht ans diesen wenigen Zeilen! Heber 14 000 gefangene Schmuggler. AuS Moskau wird gcmcldei: Roch amtlichen Mittei lungen sind an den russischen Grenzen im Verlaus des 3ahreS 1022 über 14 000 Schmuggler gefangen genommen worden. Der von ihnen milgeführte Warcnbetrag beläuft sich auf über 1,5 Millionen Goldrubrl. Schmuggelwaren für die Ausfuhr aus Rußland waren in erster Linie allerhand Rohstoffe, Musik Lckluns: Unwerg,StSmnsiN>tr. Pros. S r i e d r. V r a n k» e S Iudith Musikalische Tragödie nach Hebbel von ststsx eninsvr Erstaufführung in der Leipziger Oper Daß Friedrich Hebbel nicht der musikalische Ignorant gewesen ist, zu dem ihn HanSlick hak stempeln wollen, braucht heute nicht mehr auS- einandergeseht zu werden. Man kann sehr musikalisch sein und doch als Laie Schlüssel und Vorzeichen verwechseln, wie eS dem Dichter gelegentlich passiert ist. lieber sein Verhältnis zur Musik gibt es bereits eine ganze Literatur. Sein« Gefühlslyrik hat Liedkompositionen, seine Dramatik sinfonische Musik in Mengen hervor gerufen. Am bedeutsamsten war wohl das herzliche Verhältnis zu Rodert Schumann, eigenartig und außerordentlich belehrend auch das zu Richard Wagner. Wie Hebbels eigene Theorien bei den Zeitgenossen wenig Gnade fanden, so bekämpfte er diejenigen Wagners heftig und fand sie abgeschmackt, bewunderte aber seine Kunstwerke, besonders den »Lohengrln". Schumanns musikalisch hochbedeutender Opern- versuch „Genoveva" scheiterte am Verquicken Hedbelscher und Tieckscher Vorlagen. Hebbel wiederum versagte gründlich mit seinem einzigen Operntexte „Ein Stetnwurf oder Opfer um Opfer" für Anton Rubinstein. Er „strotzte von Unsinn" und wurde bald beiseitegelegt. Alles, was mit wachsender Anerkenntnis des Dichters an Opern nach Hebbelschen Vorlagen bisher herauSkam, hat, wie d'AlbertS „Rubln", Schillings „Moloch", Mottls „AgneS Dernauer" usw., hohe« Interesse erregt, aber aus die Dauer sich nicht behaupten können. Auch mehrere Iudlthopern nicht, deren «Ine b«r Dichter selbst noch in Weimar kennenge- lernt hatte. Die Erklärung ist gleich zur Hand: das Grüblerische und Gedankenschwere ist unkomponier- bar. Sicherlich das rein literarisch Dramatische und vor allem das Historisch«, Zufällig«. Anders dat »ichtiasie bet H«dd«l: da- Metaphysische, die 3d«e des Allgemeinen, das hinter und über dem Beson deren steht, der Sinn üeS Geschehens, seine Bedeutung im Weltprozetz. DaS Drama als Erfüllung deS Dellwillent j-«r sich nach Hegel der »List der Dor ader aüch Gold, Silber, Edelsteine, ausländische Goldnoten; eingeschmuggelt wurden vor ollem Spiri- tuosen. Luxusartikel, Galanteriewaren. QericktssLLl Vie ersten weiblichen Geschworenen in Leipzig Am Montag nahm di« diesjährige erste Schwur. gerichtSperiod« ihren Anfang. Zum ersten Male nehmen Frauen als Geschworene an Len Sitzungen teil. Auf drei Damen, die Assessoren, ehefrau Eugente Ackermann, die Stadtverord nete Frau Berta Thiel und die Prlvalsckrelä.in Frl. Edith Brühl, sämtlich aus ^lpzig, ist die Wah gefallen. Der Vorsitzende LanögerichkSLirekkor Dr. Mey hielt die übliche Eröffnungsrede. Hierbei richtete er seine Morte besonders an die Frauen. Er gab ihnen zu bedenken, Latz ihnen durch die neue ungewohnte Tätigkeit ganz besondere Auf gaben hinsichtlich des Denkens gestellt würden, daß sie sofort nach der Beweiaufnahme entgültige Ent- scheidungen über .schuldig" oder .nicht schuldig' zu treffen hätten. Gerade dieses schnelle Enkschlutz- sassen sei nicht immer leicht für eine Frau. Der Vorsitzende legte den Geschworenen ferner anS Herz, sich in ihren Entschließungen nicht durch Herz und Gemüt beeinflussen zu lasscssn, sondern den Tat sachen mit kühlem Blut und Verstand gegenüber zutreten. Bei der nachfolgenden Auslosung der Geschwo renen fiel das Los auch auf Frl. Brühl. Der leib liche Geschworene wurde jedoch von feiten der Verteidigung abgelchnt. DaS Urteil in einem Papicrschiebcrprozetz. Vor der Kölner Strafkammer ist am Sonntag ein großer Pap.er?,hieberprozetz beendet worden, in dem eS sich um die Versch.cbung von 208 Bahnwa^en Druckpapier nach Holland handelte. ES wurden ver urteil:: Der Hauptangekmgte 3os. Siefer zu zwei Jahren 6 Monaten Gefängnis und 80 M.llionen Mai» Geldstrafe, se n B:uo«r Leo zu 3 Monaten Gefängnis und 500 000 «.K Geldstrafe, se.n Bruder Franz zu 1 Monat Gcfängn S und 500 U)0 Geld strafe, der Kaufmann Marcus Apsten zu 2 Monaten Gefängnis und 500 000 Geldstrafe, der General direktor Tipel von der Reitzhold Papierfabrik A.-G. zu 3 Monaten Gefängnis und 30 Mill onen Mark Geldstrafe und der Sachversländ ge Bandisch wegen Begünst gung zu 2 Monaten Gefängnis und AD OOZ Mark Geldstrafe. Ein Räuber verurteilt. Der Klempner Wegerich aus Aschersleben, der im ^.ahre 1V20 nut e ner Bande die Hähnelsche Mühle inEndorf überfiel und Ge walttaten gegen L'e Müllersleute verübte, an denen die Frau deS Müllers nachträgl ch gestorben ist. wurde vom Schwurgericht in Halle zu 10 3ahren ZuchlhauS und 10 3ahren Ehrenrech.Soerlust ver- urleilk Weger ch war damals flüchtig gegangen, aber wieder zurückgekehrt, als in M tteldeutschlanü im nächsten 3ahre die kommun stifchen Unruhen S- brachen. Er übernahm dabei eine führende R le und organisierte Dynamild ebstühle r Sprengungen. Der größte Teil der Sprengungen kam aber nicht zur Ausführung, weil die Attentate rechtzeitig der Polizei bekannt wurden. Wegerich g ng darauf abermals flüchtig und konnte erst vor kurzem ver haftet werden. Er wird sich demnächst wegen wei- terer Straftaten, namentlich auch wegen Hochverrats und wegen Vergehens gegen daS Sprenastoffgefch vor dem Reichsgericht zu verantworten haben. Geschäftsverkehr Deutsche Lttvrr. Tie Prolcstbcwcgunaen gcaen die feindliche Huür-Akiion rüst aut allen l?lcbte:en im dcuO fchen Potk de vefttasten Widerstände hervor. Auch die VcrkausSvervände der ffcinkost- und Kolonialwaren- Händler. wie auch der Spirituosew-ändustric h^ben den Mitveririeb aller französischen Produkte auSacschlosscn. Die deutschen psavrikatc sind in der Tai den ausländisclen mindestens cbcnbürtia. An diesem Znsammcndanäc sei vinaewiescn aut die vorztialichcn Wcinbrand- und Liköre DpcOal-Markcn der Kempe- Akiicnacscllschost. Oi'pach, die sich überall der größten Beliebtheit des Publikums erfreuen. tür cke kerirauÜatze Di« Franzosen besetzen Vaden Draytkertcht unserer Berliner «chrtftleltnng Berlin, 4. Februar Französisch« Truppe« sind heute aus der Zone des gegenüber Stratzborg auf dem rechte« Rheinufer gelegenen Brückenkopfes Kett in das Gebiet des Freistaates Baden einmarschierk. Ein« grötzer« Truppcnabteiluna hat Offenburg 20 Kilometer südlich von Straßburg an der Bahnstrecke Freiburg- Karlsruhe, besetzt. Auf dem Marktplatz Kaden «in Regiment 3nfaaterie and eine Abteilung Kavallerie mit Panzerwagen Aufstellung genommen. Das Einrückcn der französischen Kolonnen war schon in der Rächt bekannkgewordea so daß bis zum Einmarsch am Vormiktqg der grötzt« Teil des Lsea. bahnmakerials fortgcschafft werden konnte. Das französisch« Oberkommando hat Plakate ocrbreltrt, worin di« Bevölkerung aufgesordert wird, sich r chlg zu verhalten. Die Wirtschaften müssen um S Uhr abends geschloffen werden. Versammlungen wr^ea verboten. Die Devö kernng unterliegt den politischen Bestimmungen des übrigen besetzten Gebietes. Außer Offenborg wurden dl« klein« Stadt Appenweier und außerdem Brühl beseht. Französische Vorposten wurden bis Orlenbrrg an ter Schwarzwaldbahn vorgeschoben. Die interalliierte Rhelnlandkommisfion hat dem Reichskommissar für die befehlen Gebiete in Koblenz eine Note zugelelket, in der die Mitteilung von dem Beschluß der französischen Regierung gemacht wird, Offenburg und Appenweier mit Rücksicht euf die von der deutschen Eisenbahnverwaltung bei -er Durch führung der inkernalionalen Züge Prag—Paris be reiteten Schwierigkeiten zu besetzen. Schon jetzt muß aber auf Grund der einge laufenen Meldungen erklärt werden, daß von den Franzosen ein neuer schwerer RechtSbruch begangen worden ist Zu den französischen Gewalttaten im Ruhrgebiet tritt nun eine Vergewalt gung weiteren deutschen Gebietes durch französische Truppen, durch die vermutlich die deutschen Kohlentransporte auf der w ästigen Strecke Frankfurt a. M.—Basel unter französische Kontrolle genommen werden sollen. ver Reichskanzler im Ruhrgebiet Eigener Drahtbericht des Lctvrtger Tageblattes Esten, 4. Februar Reichskanzler Dr. Tuno weilte heute in Esten, um sich persönlich über die Lage im Ruhr bezirk zu informieren. Er sprach in einer Konferenz mit Vertretern der Behörden, der politischen Par teien, der Gewerkschaften oller Richtungen und brr 3ndustrie, darunter auch Hugo SlinneS, über die Haltung der Regierung im Ruhrkonflikk. Der Reichskanzler drückte dabei auä, daß die «deutsche Regierung nur zu Verhandlungen bereit sei, wenn die widerrechtliche Besetzung dcS Ruhrgebietes rück gängig gemacht werde, nicht aber unter der franzö sischen Bedingung, wonach .. aS Ruhrgebiet auf fünf Jahre als Pfand von den französisch-belgischen Trup pen besetzt bleiben sollte. Di« Haltung der Regierung wurde von den Vertretern aller Schichten der Bevölkerung einstimmig gebil ligt, wobei aufs neue zum Ausdruck gebracht wurde, baß die gesamte Bevölkerung «deS Ruhr- gediakes unbeirrbar ruhig und fest in ihrem Wider- stand gegen die französischen Pläne verharren werde. Von Esten aus begab sich der Reichskanzler nach Bochum und Dortmund, von wo er abends wieder nach Berlin zurückgekehrt ist. Lin deutscher Appell an Amerika Lrahtvericht unserer Berliner r»ritllett«ns Berlin, 4. Februar Vertreter des Sozialdemokratischen Allgemeinen Deutschen GcwcrkschaflsbundeS, des Lheisllichen Deutschen GewerkschoftsbnLeS, des GewerkschaftS- rlnges (bürgerlich-demokratisch) und des Sozial- demokratische« Allgemeine« Freie« Angestellteuboa. bei habe« beschloss««, folgere Kandgelmag sofort ergehe« zu lasse«: An de« Senat und das Repräsentantenhaus der Bereinigte« Staate« la Washington! Die ««ter- zeichneten Gewerkschaftsverbäao«, die zwölf Millionen Mitglieder vertrete«, mit ihre« Ange« hörige« also mehr als di« Hälfte der gesamte« deut sche» Bevölkerung darstellen, erklären erneut, daß sie, gestützt auf Amerikas positiv« Dorschläge, Ge rechtigkeit «»alte« zu laste«, Deutschland von der Autokratie zur Demokratie geführt, sich dem Derbst völliger Entwaffnung gefügt und dem Derlaagea für Friede« und internationale DerstHnong rückhalt los Ausdruck gegeben haben. Der Deutsche liebt di« friedlich« Arbeit, aber er widersetzt sich ebenso sehr der Absicht, ihn für aabe- grenzte Zeiten zum Sklaven zu machen, »der gar die kommenden Geschlechter seines Volkes dem System wirtschaftlicher Knechtschaft anszaliefenl. Die Be setzung des Rnhrdezlrkes «nd die Versailler Ver tragsbedingungen zerstören daS bratsche Volk, die europäisch« Wirtschaft «ad bedrohen Millionen Deutsche mit Arbeitslosigkeit. Eine onparteiische, doch genügend beoollmLchligke UnlersuchungSbommission wird dies feststellen können, außerdem aber noch, daß fetzt, mitten lm Frieden, Männer und Frauen, alte und junge, verhaftet und aus ihrer Heimat ausgestohen werdea, nur well sie sich weigern, zu Verrätern an ihrem Daterlande za werden. Wir sind bereits zu einem Volke herab gedrückt worden, das chronisch hungert, feine Säug linge in Papier stakt in Leinenwindela wickelt, desscn Franen und Kinder körperlich verelenden und ver kommen. Dieser Appell soll kein Versuch sei«, Amerika zu bewegen, eine bestimmte Haltung zagunfien der einen oder der anderen der sich gegenüberstehenden Parteien e'.nzunehmen. Es ist ein Appell an das traditionelle amerikanische Ehrgefühl und an seinen Sinn für fair play. Amerika, wir sind fest davon überzeugt, ist nicht in den Krieg ein getreten, um das deutsche Volk zu vernichten. Der amerikanische Ehrenfiandpunkt, wenn er auch jetzt behauptet wird, kann Europa und die Welt retten von sonst unvermeidlichem Unglück." Harbins lehnt ab? Eigener DrahtberiSt des Leipziger Tageblattes Paris, 4. Februar Der New D»rk Herald berichtet aus Washington. Prauaent Har ding lasse in einer offiziellen Note erklären, baß die Vereinigten Staaten sich unter keinen Umständen in einer rein europäischen Anqr- legenheit zum Schiedsrichter machen könnten. D S Blatt schließt, daß diese Note eine Antwort auf Len Appell der deutschen Arbeiterorganisationen sein so.l, der an den Senat und das Repräsentantenhaus ge richtet worden isd Vas Lilbr der Konferenz in Lausanne Lausanne, 4. Februar. (Ei gen er Drahtbericht.) Die Weigerung ver Türken, auf die letzten Bedingungen der Alliierten einzugehen, hat auf die Alliier ten, wie e- scheint, Eindruck gemacht. Bompard hat sich noch einmal zu Lord Curzon begeben, um einen letzten Vermitt lungsversuch zu unternehmen. Lord Cur zon hat darauf die Abfahrt seines Tonder- zuges, der nach dem Lrienterpretz um S LN Nhr Lausanne verlassen sollte, ver schieben lassen. nunfl" bedient) kann schon Verglcichslinien mit Wagners Mustkdrama ziehen lassen. DaS Wunder bei beiden Dichtern zieht den Kreis noch enger. Alles Fraaen, mit wenigen Worten nicht abzulun. Mit ihnen hätte sich eingehender der Dichter komponist zu befassen, der aus Hebbclscher Vorlage ein Musikdroma gestalten wollte. Max Ettinger Hal in seiner „ 3 udlth " die Mode der letzten 3ahr- zehnte mitgemacht sSlrauh, Zemlinsky) und eine Literaturoper gegeben: ein durchkompon- nierkeS Wortdrama. Er stellte die (im Erstdruck nach Hebbels Manuskript) ursprüngliche Dreizahl der Akte (gegenüber den späteren jüns) wieder her, warf alles, was ihm nebensächlich oder unmusikalisch erscheinen mochte, hinaus und vertonte, genau wie der Salome- komponist, daS zwar beschnittene, aber doch ureigene Original Wort für Wort, wohl mit der einzigen Ausnahme deS großen Thores, mit dem daS letzte Finale durchaus unhebbelisch beginnt. Der wunderbar klare, einfache Aufbau und die zielsichere Steigerung dcS Dramas machten diese redigierende, um nicht zu sagen reduzierende Arbeit ziemlich leicht. Aber Hebbel ist nicht nur ein ge dankenschwerer, sondern auch ein äußerst knapp mit Worten umgehender, man kann sagen epigramma tischer Dramatiker. Was er sprechen läßt, muß gesprochen werden, sofern der Kern deS Stückes nicht irgendwie geschädigt werden soll. Wirklich gesprochen, keinesfalls gesungen. Auch die stark beschnittene Gedankenfracht ist noch derart, daß Musik ihr nicht beikommen, sich mit ihr nicht ver tragen kann. Erst müßte sie in GesühlSfracht um- geseht, musikalisiert werden können. Sicherlich ist Hebbels Drama eher eine Vorlage für ein Musikdrama als die biblische Erzählung. „Frei nach Hebbel" ab«r müßte bedeuten: kein Wort -eS Dichters dürste darin vorkommen. DaS Muflkdrama wäre neu zu empfangen und zu schaffen aus dem GefühlSgeholt und dem mystischen Unter gründe deS Wortüramas. 3n der biblischen Erzäh lung gibt eS zwei Hebbelsch« Wunder nicht: 3ndtth, di« jungfräuliche Witwe, und Daniel, der stumme 3üngllng als Prophet. Diesen hat sich Et tinger n:cht entgehen lasten, aber übersehen, daß gerade jenes Wunder im Tiefsten ein Grundstein d«r Tragödie und zumal deS eigentlich Musikalischen, Metaphysischen ist. Daß 3ndllh in der Ehe unbe rührt bleibt, macht sie zum Ausnahmemenschen, in ihren Augen zur Gottgeweihten, die «ine ungeheure Tat in göttlicher Sendung vollbringen kann und darf. Wie die dichterische Gestaltung bei E kinger (wenn man daS so nennen bars) nun einmal ist, Hal aus dem Ganzen nur eine Literakuroper werden können. 3st schon die Oper überhaupt ein Zwitter, so die Literakuroper erst recht Nur irgendwie außerge wöhnliche, sei es durch Genialität, sei eS durch Exzenklizität auffallende Musik vermag ihr Teilnahme zu sichern. Ettinger ist ein solider und erfahrener Komponist. Er weiß, waS er will und kennt gewiße moderne Errungen schaften, teils um sie, wie manche Kombattanten, am unrechten Orte zu verwenden, teils um auf sie zu gunsten der Sänger und ihrer Deutlichkeit durchaus anerkennenswert zu verzichten. Billigen Effekten geht ermit geringen Ausnahmen aus dem Wege, wenn auch nicht Wendungen, die gang und gäbe sind. Viele Strecken sind absichtlich aszetisch und oralo- rienhaft nicht nur in der 3nstrumentierung, die den Text nicht stört, sondern auch bei Behandlung des erwähnten 3sraelitenchores, als 3ntention und Arbeit interessant, aber nicht bühnenwirksam, und, wie auch sonst einiges Charakteristische, an Saint-Saöns („Samson und Dalila") erinnernd. Das Streben deS Komponisten, Heidentum und 3udenlum gegen sätzlich darzustellen (abgesehen von sonstigen sehr hübschen orientalischen Färbungen), den Ueder- menschen Holofernes in seinen Kraftäußerungen und das AuSnahmcweib 3udith in ihrer seelischen Marter musikalisch zu grundieren, ist nicht zu verkennen. WaS dabei herauSkommt, ist freilich weniger symbo lische als meist dekorative Musik, aber keineswegs die feurige und vuckanijch«, die Hebbel entspräche. Um so mehr ensprachen die beiden Darsteller, die dem auck sonst gut auSgeführten Werk« zum Erfolge in Anwesenheit des ost hervorgerufenen Komponisten verhalfen: Frl. Streng als Judith und Herr Soomer als Holofernes. Das waren in jeder Hinsicht überragende, bewundernswerte Verkörpe rungen und Vergeistigungen. Mit ihnen und Herrn Liß mann als Daniel steht diese Oper auf einige Zeit, ohne st« und vielleicht auch trotz ihrer dürfte sie bald versinken. Sie kann Hebbels Stück nicht ersetzen oder irgenwie überflülsig machen. Nur eine Literaiuroper, die das Drama verdrängen kann (etwa „Salome"), ist lebensfähig. 3n einem Musikdroma „3uditb" ober oder sonst einem nach Hedbel müßte alles Wunder und Ausnahme sein: nicht nur der Mann und daS Weid, sondern auch die Dichtung und die Musik. (Man kann gespannt sein, wie etwa Rezntcek, der Komponist des „Blaubart", seiner neuen Oper »Judith und Holofernes" »frei nach Hebbel" verfahren wird.) Die höchsten Fragen, um die slch's hier dreht, zwingen zur Unerbittlichkeit der großen Ausnahmemenschen Wagner und Hebbel, felseteleü Srsnri«». Die Pauliner (Universitäts-Sängerschaft zu St. Pauli) geben ihr Gewandhauskonzert zu gunsten der Spend« für Rhein und Ruhr Frei tag, den S. Februar, nachmittags 2 Uhr. Solisten: Rudolf Dockelmann von der Leipziger vpcr «nd Herbert Eharlier (Klavier). Programm: mehrere Uraufführungen, PautuS-Lieder u. a. Lei tung: Friedrich Brandes.. Karten bei PabA Klemm und Jost. Rus Len Ronzertsalen Für daS dritte Konzert des Musikhauses Llpsia, in dem wiederum auf verschiedenen Musik instrumenten Orchesterstücke, Kammermusikwerke und vor allem Sololieder durch bekannte Sänger vor geführt wurden, hatte man zwei Leipziger Künstler zur Mitwirkung gewonnen. Frau Rose König interessierte ausS neue durch die musikalisch geschmack volle und stark gefühlsmäßige Erfassung und ein dringliche Gestaltung der ausgcwählten Gesänge. 3n rein klanglicher Beziehung muß man jetzt freilich auf das ihr früher zur Verfügung stehende entzückende Plano verzichten und nicht selten und zu wenig resonanzvolles Forte in Kauf nehmen. Herzlichen Dank der zahlreichen Zuhörerschaft durfte Herr Professor Klengel für seine von tiefem Empfinden zeugenden, technisch einwandfreien Vloloncello-Vor- träge entgegennehmen. A. Fritz von Bose vereinte sich mit zwei anderen Leipziger Künstlern zu einem erfolgreichen Trio- abend. Er spielte zusammen mit Professor Klengel und Tavisson zunächst H. PfitznerS eigenwilliges F-Dur-Trio, dessen erste Sähe herb und streng das Ringen des Genius verdeutlichen. Erst das kecke Scherzo bringt die Erlösung aus schweren Gedanken gängen. Noch dieser ernsten Tonsprache mutete die Neuheit des Abends wie ein munteres Rokoko gedicht an. ES war dies die aus dem Manuskript gespielte Eellosulte von Fritz von Bose, ein launiges Werk, das den geschickten Könner offenbart und um so erfrischender wirkt, als Einfall und Form im rechten Verhältnisse stehen. Alles wird kurz und witzig gesagt
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)