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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.02.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192302010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230201
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-02
- Tag 1923-02-01
-
Monat
1923-02
-
Jahr
1923
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I-etprlser l^gedisN u»L -r ^sgesberickl Geldknappheit bei den Sanken Air der Börse war es schon vor einer Woche be kannt, daß ans dem Geldmarkt eine außerordentliche Knappheit eintreten würde. Das starke Fallen ber Mark in den letzten Tagen hat di« vage natürlich verschärft, denn die Ansprüche, die an »die Banken auch von kleineren Kunden gestellt werden, wuchsen ungmem. Für die Ultimo-Tage war also von vorn herein damit zu rechnen, daß die vorhandenen Zah- longsmittel nicht auSreichen würven, Lenn auch die Reichsbank konnte den an sie herantretenden Anfor derungen nicht I>m vollen Umfange nachkommen. Der Andrang an den Bankstellen war so am Dienstag and Mittwoch außergewöhnlich stark, untd bereits am Diens dg zeigt« sich die Knappheit der Zahlungsmittel, die sich natürlich bis Mittwoch nicht beheben ließ, so daß -le Banken nicht allen Wiu> schen Nachkommen konnten. Die Erscheinung »st aber nicht etwa auf Leipzig beschränkt, sie macht sich im Gc-gentell in anderen Städten, besonders in der ReichshanpSstadt, viel stärker bemerkbar. Lohn- und Gehaltszahlungen werden so auf eini-e Tage verteilt werden müssen, in denen man hofft, den Uebelstand beheben za können. Ruhr- und Rheinlandspende. An frei willigen Beiträgen für die Ruhr- und Rheinlandhllfe sind in unseren Geschäftsstellen auß.r den gemeldeten Spenden eingegangen: 300 «it Verein U.; 1000 T. K.; 5530 Personal der Firma O. Miehle: 10 000 Oäw. Miehle; 1000.« I., 1000 Mk. Arnold, 117 000 2UK Walter L. Chambre a. G., Leipzig, 150 Mk. Schubert, 200 Mk. T, 50 Mk. T, 5000 Mk. Schutz- und Gebrauch Sound, Vereinigung für deutsche Boxer, 200 Mk. W. G. * Der Reiseverkehr nach dem Saargebiet. Di« Eisenbahnen des Saargebietes unterstehen einer eige nen Verwaltung, dis die Fahrpreise in Franken er hebt. Es wird deshalb dringend empfohlen, bei Rei ten in daS Saargebiet stets direkte Fahr karten nach den Saarbahnzielstativnen zu lösen. Die Ansicht vieler Reisenden, baß es billiger wäre, Fahrkarten nur bis zur letzten Reichsbahnsdation und dann neu« Karten zu lösen, ist irrig, weil auf den Grenzstationen die Fahrpreise für die Soarbahn- strecke in Mark nach dem gleichen Frankenumrech- nungskurs erhoben werden wie auf dem Abgangs- dahnhof. Bei O-Zügen kommt noch dazu, daß bei doppelter Lösung von Fahrkarten auch »der Schnell- zugszuschlag doppelt entrichtet werden muß. In Franken wird der Fahrpreis nur auf den im Saar gebiet liegenden Stationen (Mettlach, Namborn, Homburg und Einöd) erhoben. Bei Benutzung von Schnellzügen müssen jedoch Reisend«, die auf -en Saarbahn-Drenzstationen neu« Fahrkarten lösen, nicht nur den Schnellzugszuschlag von der Grenz station bis zur Zielstation, sondern auch den von der Grenze bis zur Grenzstation bezahlen, so daß es sich in je-dem Falle empfiehlt, bereits auf dem Abgangs- dahnhof dirakte Fahrkarten nach den Saarbahnziel stationen zu lösen. Sihmöbel-Messe in Leipzig. Wie wir erfahren, werden sich an der vom Reichsverband der Leder- und Polstermöbelfabrikanten Deutschlands E. V. erstmalig auf der diesjährigen Leipziger messe veranstalteten Sitzmöbel-Messe im .Möbel- meßhaus, RudoSphstr. 4' di« maßgebenden Firmen -er Polster- und Sitzmöbelbranche beteiligen. Aus die künstlerische Ausgestaltung der Meßausstellung, in der Wohnräume aller Art, Dielen, auch Ge- schäftsräume, Privaträume und Bureaus in wir kungsvollster Form gezeigt werden, wird der aller größte Wert gelegt. Die Organisation und Leitung der Sitzmöbel-Messe ist dem Leipziger Werbedienst übertragen, die künstlerische Ausgestaltung hat Pro fessor Peter Behrens-Berlin übernommen. Julnläum der Chemnitzer Han-elslehranstalt. Di« Oesfentlich« Handelsl«hranstalt inLhemnitz feierte thr 75'ähriges Bestehen. Wirtschastsmlnister Fellisch überbrachte die Glückwünsche der sächsischen Regie rung. Der Schule wurden Spenden im Betrag« von NX) 000 Mark überreicht. Rezitator Carlo »oa der Ropp ch. Nach kurrzem Krankenlager verschied in Dresden infolge Lungenentzündung der bekannte Rezitator Baron Carlo von der Ropp. Brand von zehn deutschen Flugmaschinen. Seit ISIS azerken auf der E senbahnst.tion Vamdrup, der früheren deutsch-dänischen Grenzstation, zehn deutsche Flugmaschinen. Sie waren durch einen Kaufmann in Aarhus an Polen verkauft und sollten in den nächst«» Tagen in Koldnig verladen werden. Die Maschinen sind in einer -«r letzten Nächte voll kommen verbrannt. Als Ursache wi d Brandstiftung angenommen. Die Maschinen waren nur sehr niedrig versichert. Lhetragödie In ver Nacht zum 31. v. M. trat ver 1LS3 in Breslau geborene Autoschlosser Walther Heinrich, Plagwitzer Ttrahe Nr. 2S, seine 1894 in Liegnil; geborene Chefrau Elise verw. gen». Gabriel geb. Schmelzer vermutlich mit den Händen er würgt; wenigstens deuten die äuszeren Kratzwunden am Halse der Ermor deten darauf hin. Auch ein von ihm zurütk- gelassener Bries lätzt darauf schließen, das; er sie und sich um das Leben bringen wollte. Ob die Frau etwa Morphium zu sich genommen hat, darüber kann nur die Sektion Aufschluß bringen. Auf dem Tische wurde eine Schachtel mit Morphium gefunden. Der Ehemann selbst hat bald darauf in den Morgenstunden sich in der Pleiße zu ertr « ukcnver sucht. Er ist nach dem Krankenhause St. Jakob ge bracht worden. Die Erörterungen, ins besondere über die Beweggründe zu dieser Tat, sind noch nicht abgeschlossen. Der Nutz der Inderm Eine kostspielige Darnach! Eine schwarzhaarige Inderin spielte die Haupt rolle in einer kleinen Neppkomödie, die ein gericht liches Nachspiel vor -em Schöffengericht Berlin- Schöneberg hakte. Angeklagt wegen Diebstahls war der angebliche Pflanzer Ian ter Höve und besten Frau, Adele ter Höve geborene Vranja. Die Frau hatte schon geraume Zeit vor Beginn der Verband- long durch ihr exotisches Aussehen einiges Aussehen auf dem Gerichtskorridor erregt. Sie ist gebürtig aus Oldjoeng in Indien. Das Ehepaar war vor einiger Zeit nach Berlin gekommen und hatte hier gleich eine Wichnung erhalten. Bald darauf kaufte der Ehemann für einige Gulden das in der Goltz straße gelegene Lokal .Sportklause'. In diese geriet eines Abends der Kaufmann Zacharias aus Schöne berg hinein. Die Inderin hatte seine ohnehin schon durch Alkohol etwas umnebelten Sinne bald mllig gefangengenommen, so daß Z. in kurzer Zeit eine Zeche von 50 000 -ll machte. Ais er am nächsten Morgen mit wüstem Schädel erwachte, fehlten ihm weitere 50000 ^t, über deren Verbleib er sicb keinerlei Rechenschaft geben konnte. Der Ursprung- liche Verdacht, daß ihm die schöne Inderin das Geld gestohlen halte, ließ sich nicht aufrechterhalten. Als er am nächsten Tage wieder in der Bar erschien, lag er bald wieder im Bann von Frau t«r Höve. Nachdem er erhebliche Quantitäten Sekt getrunken hatte, wurde er kühner und verlangte von der Inderin einen Kuß. Dieser sollte ihm auch zum Preise von 500 gewährt werden. Offenbar hatte er die Absicht, diese .Ware' gleich im Dutzendpceise zu erstehen, denn er warf der Angeklagten seine Brieftasche zu, die 200 000 enthielt. Wie Zeugen gesehen haben wollen, soll die Angeklagte einen 10000-Mark-Schein aus der Tasche entwendet und in ihrem Dekollelä haben verschwinden lasten. Vor Gericht bestritten beide Angeklagte, die nm mit Berliner Wolkenkratzer Hochhäuser und Aufstockungen Die Baukatostrophe im Mosteschen Hause tn Berlin hat -i« Au>m«rkiamkeU weiter Kreise aus das neue Verfahren der .Aufstockungen' gelenkt. Durch die Aussetzung weiterer Stockwerke auf Ge- schäitshäuser soll der erforderliche Raum zur Aus dehnung der Betriebe geschaffen werden, der unter den obwaltenden Rmstäirden auch mit dem Aufwand größter Mittel durch Neubauten nicht beschafft werden kann. Bei dem jetzigen Verfahren der Aufstockung muh man unterscheiden zwischen Bauten älteren und neueren Datums, da ersl«re mit Rücksicht aut die statischen Verhältniste der Gebäude, eine ephevliche Mehrbelastung nicht zulassen. Di« neuen Geschäfts- und Industriebaut en sind iedoch meist weit solider errichte« und gestatten opn-e Bedenken ebne Er höhung um mehrere Stockwerke. In Berlin betrug die bisher zulässige Bau höhe fünf Etagen einschließlich des Erdgeschosses. Auf diese Höhe sind auch alle technischen Einrich tungen, wie Wasserdruck, Löscheinrichtungen der Feuerwehr ustv. zugeschnitten. An eine Erhöhung der Häuser würde man auch in Berlin ohne den Krieg und seine verhängnisvollen Folgen sicherlich nach lange nicht gedacht haben; die topographischen Verhältnisse der Reichshauptstadt, di« nach Einge meindung aller Vororte zurzeit an Areal die größte Stadt der Welt ist, hätten an sich ü«n Bau höherer Häuser nicht notwendig gemacht. Ganz anders liegen die Dinge in New N or k, das mit seinen Wolkenkratzern vor etwa 40 Iahren einen ganz neuen Gebäudekvpus geschaffen hat. Di« Metropole der Neuen Welt liegt mit ihrem Kern auf der Halbinsel Manhattan, die von drei Seiten durch Meeresarme begrenzt ist. Der zunehmend« Raumbedarf der GefchäftsstadL wies unter diesen Umständen ganz von selbst den Weg in die Höhe, der in den achtziger Iahren des vorigen Jahr- Hunderts zuerst von einem Zeitungshaus, dem World-Haus, beschritten wurde. Längst ist dieser erste Wolkenkratzer durch ungleich mächtigere und höhere Bauten in den Schotten gestellt worden; gegenwärtig ist das Woolworth-Haus mit 56 Stock werken das höchste Haus der Welt. Der Errichtung so gigantischer Bauwerke kommt -er Untergrund der Manhatlan-Halbin-sel zustatten, die einen riesigen Fels darstellt und infolge d? Ken einen absolut sicheren Baugrund bietet. Ob es in Berlin möglich ist, Wolkenkratzer von so ungeheurer Höhe zu errichten, erscheint zweifel haft, da Berlin auf Alluvialboden steht, der schon wen'qe Meter unterhalb des Straßenniveaus aus weichem San- gebildet wird. Dieser reicht so tief hinab, daß die Schaffung eines festen Untergrundes für die Fundamente riesige technisch« Schwierig keiten und noch riesigere Kosten bedingt. An man chen Stellen ist -er Untergrund von Berlin, und zwar gerade im Herzen der Stadt, sogar sumpfig, und schon mehrfach war es notwendig, größere Ge schäfts- und Indvstriehäuser auf Pfahlrosten zu fun- -amenk'eren, eine Methode, die man beispielsweise auch beim Bau der Nordsüd-Untergrun-bahn, die soeben fertiggestellt worden ist, stellenweise anweirdsn mußte. Für bi« ungeheure Last eines Wolken kratzers von sehr hohen Ausmaßen dürfte diese Art -er Fundamentierung aber kaum in Betracht kommen. Man denkt deshalb in Berliiz an den Bau sog. Turmhäuser in mäßiger Höhe, die aber kaum tcher 15 Stockwerke hinausreichen dürsten. Bauten dieser Art sind bereits an einigen Stellen der Stadt, vor allem am Bahnhof Frledrchstraße, geplant, oder noch nicht in Angriff genommen. So viel steht jedenfalls fest, daß mit der Errick- Lang von Turmhäusern, an die auch in anderen deut schen Großstädten gedacht wird, die Silhouette unserer großen Städte ein ganz neues Aussehen er halten wird. Auch die um mehrere Etagen aufge stockten Geschäftspaläste werden in Berlin schon binnen kurzem das Stadtbild nicht unwesentlich ver ändern. Vorläufig sind es meist die Großbanken, die sich in dieser Weise Raum nach oben hin schaffen, und die gegenwärtig fast all« unter riesigen Gerüsten stehen, hinter Lenen sich die Aufstockung vollzieht. Man darf sich Ke Schwierigkeiten und die Kosten solcher Aufstockungen keineswegs gering vorstcllen, selbst wenn man die derzeitigen ohnehin enormen Baukosten in unserem entwerteten Geld würdigt. Neben den rein«n Baukosten für di« neuen Stock- werke erfordern die Sicherheitsmaßnahmen, die Gerüsibauten, Krananlagen usw. weit größere Auf wendungen als bei vollkommenen Neubauten. Weiterhin müssen alle technischen Einrichtungen des Hauses, die Fahrstühle, Heizung usw., den neuen Höhenverhältnissen angepaßt werden, was vielfach beinahe ebensoviel kosten dürfte, wie «ine voll ständige Neuanlage. Kommen doch für ein Ge schäftshaus von 8 Stockwerken die Treppen weit weniger in Bettacht als bei einem Hans von vier Etagen, das vielleicht mit einem Fahrstuhl aus reichend bedient gewesen ist. In einem achtstöckigen Haus dagegen verlangt der rasche Verkehr Fahr stühle für Personen und Lasten in allen Gebäude teilen, unv zwar in kaum geringerer Zahl als Treppen vorhanden sind. Ob man die geplanten Turmhäuser nach ameri kanischem Vorbild durchweg in Eisenkonsttuktion errichten wird, steht noch dahin. Die gigantischen New Yorker Wolkenkratzer bilden bei ihrem Ban ein ungeheures Stahlgerippc, das fast die ganz» Last des Gebäudes trägt, und das sozusagen den äußeren Rahmen des Bauwerks darstsllt. Diese Sbahl- gerippe sind in sich so versteift, daß man sie in den höheren Stockwerken nur mit Mauerwerk auszu füllen braucht, wobei man manchmal nicht einmal von unten nach oben der Reihe nach zu Werke ge gangen ist. Zum Teil waren bei solchen Wolken kratzern die oberen Stockwerke früher ausgebauk al^ die stabiler zu konstruierenden unteren Etagen, und daS Scherzwort von -em von oben nach unten ge bauten HcmS ist dort buchstäblich Ereignis geworden. Hilfe einer Dolmetscherin der holländischen Sprache vernommen werden konnten, jede Schuld. Der Amtsanwalt beantragte bezüglich des Ehemanns die Freisprechung und bezüglich der Ehefrau 30 000 -K Geldstrafe. Das Gericht hielt jedoch, da keiner der anwesenden Zeugen in jener Nacht ganz nüchtern war, den Sachverhalt für nicht so aufgeklärt, um daraufhin eine Verurteilung begründen za können. Es sprach deshalb beide Angeklagte auf Kosten der Staatskasse frei. Grubenkatastrophe in veuthen Auf der in Veuthen-Noßberg gelegenen Heinitz-Grube ereignete sich Mittwoch in den frühen Morgenstunden eine große Grvbenexplofion. Etwa 300 Bergleute sind in der Grobe eiugeschlossen. Dt« Rettungsarbeiten sind eingeleitei. Sie sind jedoch wegen d«r vorhandenen giftigen Gase sehr erschwert. Bisher konnten 11 Manu besinnungslos geborgen werden. Es ist za hoffen, daß sich ein Teil der ein- lrrschloffene» Bergleute in den benachbarten Röm- bild schacht retten Kanu. Der Mailänder Hauptbahnhof brenni Der Haaptdahnhof in Mailand steh! in Flammen. Seit Dienstag Mitternacht breitet sich d<B Feuer mit rajender Schnelligkeit aas. Das Hauptgebäude ist bereits vollkommen zerstört. Dio Mailänder Faschisten wurden sofort alarmiert, doch gelang es ihnen bisher kaum, den Brand zn be- kämpfea. Oie Eurasier Ein Kapitel -er neuesten russischen Geifiesgeschichte Von vr. turtln NlnUor Wenn jüngst aus Wien die Nachricht kam, daß gerade Fürst N. S. Trubezkoj auf den altehr würdigen Lehrstuhl für Slawistik au -er Universität Wien berufen wurde, auf dem «inst ein Wondrak lehrte und der zuletzt lange Zeit hindurch tn dem Nestor -er Slawistik, JagiL, «men Vertreter von Weltruf besaß, so bedeutet das mehr als «in« Uni- versitätsangelegenheit, mehr auch als ein einfaches Zeichen des Begreifens der hohen Aufgabe, die Wt^n gerade für slawische Studien zug/failen ist. Diese Ansicht -rückt sich schon in der großen Erwei terung slawischer Studien an der Unive sität Wien aus, di« zur Errichtung mehrerer neuer Stellen für einzelne Gebiete -er Slawistik führt«. Wer aber ist uun dieser Fürst N. S. Trubezkoj? Biographisch: -er Sohn des bekannten russischen Philosophen S. N. Trubezkoj, 36 Jahre alt. Be deutend wichtiger aber ist: seine Person bedeutet ein Programm. Denn «r ist einer der Führer -er Grupp« d«r „Eurasier", -. h. einer Anzahl Ge lehrter, die aus dem Umsturz tn Rußland zu einer neuen Erkenntnis -er WeltmrMoa RaßlandS zu kommen suchen. In 2 Sammelbänden: Auszug nach dem Osten (rrrss.; Balkandcktckerel Sofia 1021); Auf der Wanderung srusf.; Heltkonvrrl. Berlin 1922) und in einer auch in daS Deutsch« übertrage- nen Schrift Trubezkojs: Europa und dl« Rlensch- heit sDrei-MaSken-Verlag, München 1922) sind di« Hauptgedanken, dl« sich tn Einzelheiten unterschei den, niedevzelegt. Wer di« Geistesgeic^cht« Ruß lands, besonders im 19. Jahrhundert, kennt, der sieht sofort wie, trotz aller Unterschiede -i« Eurasier In dem alten Zwiespalt wurzeln, -er di« russisch« Ge sellschaft besonders tn den 40«r Zähren -eS v«r- gangenen Jahrhunderts in zwei Haaptlager kennt«: Westler und Slawophtlen. Röhrend ersteren — ihr großer Ahn ist Peter -. Gr. — nur durch Aufnahme westeuropäischen Kulturgutes Ruß land zu welthistortfch«r Gröhe emporfllhren zu kön nen glaubten, befehdeten di« letzterem alles Luropä- j ische und glaubten. Laß Rußland nur auf eigenem Wege, durch Fortenbwickeln der allrussischen Ein richtungen, seiner Mission zugeführt wcröen könne. Dann werde Rußland gleich dem Lamm, so der Welt Sünde trägt, die Welt reinigen und am jüng sten Tag« die geläuterte Menschheit vor Gott füh ren. Die Eurasier lehnen beide Richtungen ab. Di« Tat -er jetzigen russischen Revolution besteht ihrer Ansicht nach darin, daß die vollständig europäisier ten Schichten Rußland verließen, daß nun erst an eine gesunde Entwicklung Rußlands gedacht werden kann. Die Flüchtlinge mögen in Westeuropa sich eine neu« Heimat suchen. Rußland kann froh sein, daß eS von ihnen befreit ist. — Aber auch den Kern der stawo^bilen Lehre halten -le Eurasier für falsch. Sie wollen nicht wie diese eine aggressive Mission Rußlands in der ganzen Welt, ein« Bekehrung zu Rußlands Idealen. Defensiver Kampf gegen alles Westeuropäische, soweit es annexionjs^'ch — auch im Geistigen — über Westeuropas Grenzen hinaus verlangt. Denn was ist -er westeuropäische Be griff -er Menschheit anderes als ein höherer Grad von Chauvinismus, meünt Fürst Trubezkoj, chauvi nistischer Egozentrismus von abendländischem Aus maß, der Kulturgüter anderer Kreise barbarisch vernichtet, Völker aus der ihnen zuko-mmender Kulturbahn abdrängt. Hier harrt Rußlands Welt- Mission: Protest gegen des Abendlan des Kultordiktatur an der Spitze der „Kolonialmächte". Westeuropa soll bei seinen Idea len selig werden. Di« andern haben kein Recht, es hierbei za stören. Aber sie können verlangen, daß auch Europa sie in Ruhe läßt. Rußland aber ge hört nicht zu Europa. An Beispielen aus den verschiedensten Kulturgebieten zeiot Trubezkoj, wie der älteste Einfluß stets vom Osten nach Rußland kam, wenngleich schon nicht viel später westeurc pätsche Einflüls« bemerkbar werden. Ader auch Asien gehört Rußland nicht ganz an. Nicht die indische Religion kann in Rußland herrschen, doch kann -er Russe von ihr lernen wahrhaft gläubig zu handeln. Rußland ist eben das Laich der Eur asier, das Zwischenland. Besonders wehrt sich Trubezkoj auch gegen die Art abendländischer Wissenschaft, alles an -em Maßstab« ihrer Kultur höhe zu m«fs«n und alle anderen als „WNde" mit wohlwollendem Bedauern zu betrachten, übrigens «tu Porwurf, -er jetzt, nachdem wir zur Achtung vor -er Eigenart fremder Kulturen gekommen sind, wohl kaum noch berechtigt ist. Im ganzen ist -er negative Teil -er Schriften ziemlich umfangreich, während di« positive Lehre nur ange-eutet ist. Nicht ein bewaffneter Auf stand, sondern geistige Ablehnung ist das einzig« Mittel, wobei von Einzelnen W«rtvoll«s übernom men werden darf, wenn man sich jederzeit bewußt ist, daß di« romano-germanische Kultur nicht die Weltkullur ist. Ieder Teil der Erde soll seine Eigenart wahren und entwickeln, wie jeder einzelne Mensch, nicht aber — wie die SlowaphUen — einen neuen Chauvinismus irgendeiner Art predigen. Und in diesem Kampf gebührt Rußland -as Banner, in -em Verteidigungskampf der Menschheit gegen Europa. Ruhrgebiet-Hilfe der Künstlerschaft. Die Ber liner Akademie der Künste richtet auf einen Be schluß hin, -en sie einstimmig gefaßt hat, an alle in Preußen lebenden Künstler die Bitte, durch Spenden zur Linderung der Not der schwerbedrängten Be- "ölkeiung des durch den völkerrechtswidrigen Ge waltakt der Franzosen und Belgier besetzten Ruhr- Gebietes beizutragen. Spenden nimmt di« Akademie >rr Künste zu Berlin auf ihr Konto bei der Preußt- chen Staatsbank sSeehandlung) Spezialkont» lluhrgcbiet-Hilfe der Künstler schäft' oder auf ihr Postscheckkonto Berlin 14555 (unter besonderer Be- eichnung «Ruhrgobiet-Hilfe der Küastlerßchoft') nkgegen. Eia amerikanischer .Ileber-Reclam'. Aus New Zork wird gemeldet: Das System von Reclams lniversalbiblioihek, sozusagen tns Amerikanische übertragen, ist jetzt in -er Entstehung begriffen. Zm April soll der erste Band herauskommen. In einer wahren Wildnis sind die Vorbereitungen getroffen ! worden, in den Bergen von Tenn«si«, wo nach einem sorgfältig ausge-achten Plan alle Anstalten zur Her stellung von nicht weniger als 100 000 Bänd«n täglich getroffen worden sind. Ia, es sollen jährlich nicht wenigcr als 3 500 000 Bänd« auf den Markt kom men, nicht Hefte, sondern in Rot und Gotd gehaltene LeInwan-bände, vnid jeder wird za 10 Lents -as Stück verkauft. M«s« immens« Bücherfabrik ist in einem neuen Ork, Kingsport genannt, wo reichlich I Rohmaterial für dt« Herstellung von Papier- und I Einbän-en vorhanden ist, untergebracht. Es sind be sonder« Maschinen für di« Massenproduktion von Büchern gebaut worden, Kostenpreis: drei Millionen Dollars. In dies«,, 10-Cents-Büchern soll dem ome- riÄanischen Volke im Lauf« der Zeit die ganze Weltliteratur zugänglich gemacht werden. L. M. Mams, der Präsident der Gesellschaft, die das Unternehmen führt, fängt natürlich, wie man es bei einem llr-Amerikaner eigentlich nicht anders erwar ten kann, mit dem Neuen Testament an. Die Wiener Philharmoniker in Südam:rika. Das Wiener philharmonische Orchester dürste auct» in diesem Iahre eine von Juli dis September dauernde Gastspielreise nach Südamerika antreten, und zwar diesmal unter Führung von Richard Strauß oder Franz Schalk. Wie Rabelais umsonst reiste. Eine lustige Ge schichte aus -em Leben des großen französischen Satirikers Rabelais wird in Reclams Universum aufgefrischt. Auf einer Reise war ihm in Lyon das Geld ausgegangen, so daß er weder in: Gasthof seine Rechnung bezahlen noch nach Paris weitcr- fahren konnte. Da verfiel er aus einen merk würdigen Ausweg. Er wandle sich an die Aerzte der Stadt Lyon, stellte sich ihnen als Kollegen vor, und tm Verlauf der medizinischen Besprechungen teilte er ihnen unter dem Siegel der Verschwiegen heit mit, -aß er aus Italien ein feines Gift mit bringe, um Köna Franz und seine ganze Familie zu beseitigen. Die Aerzk« ließen, über solche Ver ruchtheit entrüstet, Rabelais sofort verhaften, und nun wurde er auf Staatskosten nach Paris beför dert, wo -er König, sein hoher Gönner, dem er so fort zur Verurteilung vorgesührt wurde, mtt ihm über seinen gelungenen Streich weidlich lachte und ihn zur Adendtosel dabehielt. An» den Tbealervurrau» («leine? T b e a t e r.i Aus AMatz de» KV. VioduNstoas von Hermann Dohr yetzt des Dichler» Lustspiel .(Lbelei* Sonntag, ven L Februar, tzS Uhr, zum ersten Male in 2;ene. — Dcn ostrrrrlcdstchen Abend bescklicsu Anhur 2ckmivler4 .Ab schtedSsouver- au» dem Wiener Zyklus .Anatol". »en Hauptrollen sind beswksugt die Lamrn: Hosen. Hoffmann, Reimann: die Herren: Lewin. Lindegg, RoUbarger, «Sallher. Die Acqie: Paul Waliber. — Dos zweite um» letzte tz«osrspiel flriv tdortner? vom Viaettzttzeater Berlin al» Hetmann in Yronk Wedekind; rmgVowSw« -Die «oral der Scbön-ettt (.Htdclla"» erMm« steh mrr muf »rot r«»«, vom 1. r. Kebruar, «tz«» Ntz «tzr.
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