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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.02.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192302078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230207
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230207
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-02
- Tag 1923-02-07
-
Monat
1923-02
-
Jahr
1923
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8eNe 2 Xr. S2 LElprlger l'Lgedlätt vaL »LuLelsreUuag Rückkehr des Reichskanzlers Dra»t»erta>t »nserrr vrrltner »öirtttlettuna Berlin. 6. Februar. Der Reichskanzler »ft heut« Mittag Xl? Uhr wieder hier elagetroff«». Er hat di« beste» E n» -rücke von seinen Aussprachen mit alle» Bevö.ke- rungSschlchlen »ttgebracht. Auf -er letzten Stat o» seiner Rundreise in -«» neude.ehte« Gebieten hi«U er in Münster eine Rede, in der er kurz -le Bvr- gesch chte und die Beweggründe de« französischen Gewaltaktes streifte. Er legte dabei klar, wie d a deut Ich« Regierung alles möglich« versucht habe. >uu zu einer Velstän-igung mit Frankreich za komme». Mehrfach hab« ste den direkten Weg der Brr- ständ gung angeboten, Polncarä habe aber immer ab gelehnt. Gleichzeitrg sei die Regierung bemüht ge- wesen, auf dem Wege über England and Amerika die Grundzü-e ihrer Pollt k bekanntzugeben. Auch die deutsche Wirtschaft habe unzweideutig in Parti zu erkennen gegeben, lmß ste bereit sei, auf dem Wege privater Kooperationen zu einem Interessen ausgleich der französischen und der deutschen Wirt schaft zu gelangen. Di« Antwort auf alle d'ese Bor schläge war: nein. Man müsse sich darüber klar sein, erklärte der Kanzler, -ah alles nichts genützt hätte, wir hätten dem Feind« nur sagen können: .Nehmt!" Dazu aber sei der Deutsche doch noch nicht schwach genug. Zum Schluß setzte sich -er Kanzler mit den Kreisen auseinander, die kürzlich, wie di« Kreuz- zeltuug, zum Abbruch der dipsiunati'hea Be- Ziehungen und anderen Unbesonnenheiten aus» forderten. Er warnte vor den Wirkungen der fran- zöfl'chen Propaganda, die noch bewährtem Krlegt- muster «inen Keil in den gemeinsamen Abwehr kampf z» treiben versuche, und erklärte: .Die Re chSregierung tretbk keinerlei Sonder pol itlk, ihr einziges Sonderlnteresse ist daS deutsch« Interesse, daS gleich Ist für Arbeitgeber und Arbeitnehmer.' Hermes im Ruhrgebiet Dortmund, S. Februar Gestern abend traf der Reichsfinanzmln)ster Dr. Hermes in Begleitung einiger Beamten seln.eS Ressorts hier ein. Am Bormit ag hotte er in Elber feld eingehende Besprechungen mit Bertrelern der RejchSfinanzverwaltung im besetzten Gebiet gepflogc.» und zusammen mit dem Reichskanzler und -cm Minister Severing an d«n Beratungen in Barmen tetlgenomwen. Am Nachmittag wurden Be sprechungen mit -en Bertrelern der Beamtenschaft and der verschiedenen BevölkerungSk^eile in Eitra. Bochum und Dortmund gepflogen. Die Probleme-eS ZahlungSmlttelumlaufS, der Währung der Preis steigerung, der Sicherstellung der Löhne, der Für- svrge für di« Beamten usw., wurden eingehend er örtert. Die vertraulichen Erklärungen -es Ministers wirkten beruhigend. Der Minister sagte die weitest gehend« Berücksichtigung der wertvollen Anregungen, die. sich aus der persönlichen Aussprach« ergaben, zo und betonte die große Bedeutung LeS ständigen un mittelbaren Kontakts mit den Bertrelern Las be- fetzten Gebiets. rMMarben-veihttfe des Reichs Berka, K. Februar. Angesichts der durch den Gnbruch der Franzosen außerordentlich verschärften Notlage weit.r Bolkt- kreise hat bl« RcichSrcglerung zwei Miüarden für die Kriegsbeschädigten- und dir K r rge r- hinterbllebenenfürsorig«, zwei Mill-ard^- für di« soziale Renlnerfürsorge und ,'ä.rf Milliarden für d.e Kleinrentnerfürsorgt, zur Verfügung gestellt. Einstellung des Stoßverkehrs auf benr Main Frankfurt, 6. Februar. Da die französische BesatzungSbehörde die vor der Tosthetmer Schleuse liegenden, mit Kohlen be ladenen und nach Frankfurt bestimmten Lastschiffe seit drei Tagen festhält, ist d«r Fiaßparkatzr mainabwärtS ad Frankfurt btt a»f »eitere« verboten worden. Infolgedessen stauen ftch -t« Flog« »derhald bar Stadt an. Vorsicht! Bon beachtenswert« Seite wird ua» geschrieben: Dl« bekannte Aarfteedam« Zeiiung D, L«l«- grnnf wbinet ftch setzt, »ochse» ^«S Bintt von England fallen geiafjo» worden ist, ausichlletzltch der Verteidigung der fvanzöftschen Interessen. Der Be sitzer Le» B^IteS wohnt seit Jahren in 'Paris. Wie intim die Bezwungen -er Schr.stleitung d«S Tele- graaf zum französischen Außenmintsterlum sind, kann man am beste, daraus erseh«», daß outzer feincm Besitzer auch mehiar» Redakteure, darunter ber be rüchtigt« llchefrv^Mktemr Schröder, H» Ritter» der Ehrenlegion ernannt worben sind. Deutschland ist seit FriodenSschlrch von Korrespondenten dieseSBlatteS überschwemmt. Bei sehen» bchonderen Anloh »erden Sand« bericht« statt« nach den leweits im Vordergrund de« Interesses stehende» deutschen Gebieten entsandt. Außer seinen ständgen Korrespondenten in Berlin, München und Hamburg hat L«S Blatt schon vor ber Besetzung EssenS ein« ganze Kolonne von Agenten nach dem Ruhrgebiet entsandt. Dies« pflegen sich vielfach alt derrtsch- freunbliche holländische Journalisten einzuführea, baren Ziel darin bestehe, di« deutsche Sach« tu Hol- > land zu verteibiao«. Leider find nicht »ur Aechen- venooUungen und Arbelkervertrek« deS Ruhrgebiets, sondern auch bi« Gemeindeverwaltungen diesen» Schwindel zum Opfer gefallen. In den Fällen, wo vorausgesetzt werden konnte, daß die deutschfeind lich« Haltung -es Lelograof bekannt war, träte» selu« Korrespondenten als Bertreter der Amsterdamer Zet- tnag D, Courant auf, einer NebenauSgabe deS Leie- groof, di« in derselben Druckerei hergesteUt wir- un alle Artikel de« Ha»ptblolt«L übernimmt. Aus dl«s«S schwindeihast« Verßchren sta- i» b«» letzte» Jahr« »in« g»nz« Anzahl öeatscher Politiker aller Partei- rlchtunae, hineivgesalla». Dawit nicht genag. sche» der Telegraaf nicht da»or zurftch, Leltarti^el, di« ihm von deutschen Parlamentarier» zur Verfüg»», ge stellt ward«», i» ber schamloseste» Welse z» entstelle». Solche Entstellung«» werden bann mwerziigfich vo» de» heukschfe'.ndlichen Preffe- und Nachrichtenargant- satlonen in den Ententeländern und in andere» Staaken nachgedruckt Di« französische Regierung hat in -en letzten Jahren sogar offiziell von dem ihr durch -«»Telegraaf gelieferte» Material Gebrauch gemacht. Nack alledem kann »lcht gevag vor den Agenten deS Lelegvaaf gewarnt werd«». Eurzon erstattet Bericht Load»», k. Februar. Lord Curzon ist tn London eingetroffen »nd am Bahnhof von Bonar Law empfange» worden. De» Pressevertretern erklärte er, daß er vor dem Zusam mentritt deS Parlaments keine Erklärungen abgeben könne. Unmittelbar nach seiner Ankunft hakte Lord Cur zon eine lange Audienz beim König im Buckingham- Palast. Dann wohnte er einer Kadi »ettS- sihung bei. In der dl« in der Türkei entstandene Lage erörtert würbe. Die Sitzung dauerte bald Stunden: eln Bericht ist nicht auSgegeben wor den. DaS Kabinett wird heute nachmittag zur Fort setzung der Beratung wieder zusammentreten. Die Verstimmung gegen Oesterreich vo» »»ter«« wte»«r vtiiarüe»««» Gr. Wien, 4. Februar. Dl« Reise d«S österreichischen Bundeskanzlers Seipel nach Paris hat in Deutschland eine Erregung hervorgerusen, die sich in einer doppelten Richtung entladen hat; gegen Oesterreich selbst und gegen de» deutschen Gesandten in Wien, den Zenlr^mSadg. Maximilian Pfe lffer. In Wlen Hal die erregte Stimmung im Deutschen Reiche gegen den österreichi schen Bruder überrascht. Sle wäre hier vor einigen Monaten verstäntstlcher gewesen, damals als der Bundeskanzler di« Reise zum Völkerbund nach Genf angetreken hakte, und di« berühmten Genfer Proto- kolle daS Licht der Welt erblickten. Sin Sturm der Entrüstung, der damals durch die deutsche Oeffentllch- kett gegangen wäre, hätte vielleicht, sogar wahrschein lich, daS Genfer Abkommen verhindern und die Gen fer Paragraphen tn alle Winde zerstäuben können. Die Tatsache, daß daS deutsche Volk damals schwieg, mußt« hier die AoSlegung finden, daß das deutsche Volk ebenso wie dle bürgerliche Mehrheit deS beuksch- österrelchlschen BolkSzwelgeS dle Bölkerbundhilf« als letzten Rettungsanker vor völligem Zusammenbruch betrachte. ES gibt doch in Deutschland keinen wärme- ren Vertreter de« völkischen Zusammenschluß gedankens, als eS di« großdeutsche DolkSpartet tn Oesterreich ist. Wenn n»n diese Partei, dle gegen- wärtig in Oesterreich ReglerungSteilnehmer ist, damals keinen anderen Ausweg and keine andere Rettung vo: der Katastrophe deS Zusammenbruches Oester reichs sah, als den Weg nach Genf, so darf d'.ese Partei von der Oeffentttchkeit im Deutschen Reiche wohl daS Vertrauen beanspruchen, baß di« Begehung dieses WegeS ohne Aufopferung und Preisgabe der großen völkischen Grundprinzipien ber Partei mög lich und notwendig ivar. Denn damit Deulschüsterreich einmal sein mit Sehnsucht erwartetes nationales Ziel deS Zusammenschlusses mit dem großen deutschen Vaterland verwirklichen kann, muß eS zunächst den Tag erleben, an dem -leset Ziel verwirklicht werben könnte. Di« erst« nationale Pflicht der Deutschen tn Oesterreich bestand also darin, diesen schiffbrüchigen abgesprengten Teil deS deutschen GesamlvolkeS am Lede» zu erhalten, ihn womöglich tn einen sicheren Hafen zu steuern, von dem aus Deulschösterreich die Gelegenheiten der Zukunft abwarten konnte. In den Genfer Tagen aber ging eS nicht um schnödes Geld allein, um bloße Kredit«, sondern um Sein oder Nicht sein DeutschösterrelchS als einet selbständige» Staa tes. Umlauert von beutegierige» Nachbarn, hätte etn staatlicher Zusammenbruch DeukschöflerretchS damals nicht den automatische» Anschluß der heimatlos ge wordenen DolkSteUe a» bat Deutsch« Reich, sondern dle Aufteilung DeutschösterrelchS unter die Nachbar- staaten b: ratet. Die Tschechoslowakei, Italien, Jago- slawlen unS Ungarn hätten sich die kostbarsten Stücke auS dem Le be DeutschösterrelchS gerissen, und eS wäre vielleicht au« Wien mit einer kleinen neutralen Zone als modernes Konstantinopel übriggeblieben. DaS war dle Zwangslage, als man sich zu dem Gange nach Genf entschloß. Nach Genf war aber Paris nicht mehr zu vermeide». Gewiß mußte dle Zitierung nach Paris in einem groß:» Telle der deutschksterretchlschen Oeffentllchkeit daS beschämende Gefühl eines KanossagangeS Hervorrufen. Aber in Wirklichkeit kam doch Oesterreich zum Völkerbund und nicht zum PoincariSmuS. DaS ohnmächtige, kleine Oesterreich aber konnte dem Völkerbünde nicht diktieren, wo er zu tagen habe. WaS nun die Angriffe auf den deutschen Ge- sandten Pfeiffer bekifft, so bedauert man diese hier auch in Kreisen, die der Politik deS Gesandte» durch aus nicht in allen Punkte» zustlmmen. Konnte er grrßdeulscher sein, als die großdeutsche Volkspartei? ES wäre gut, die Auseinandersetzungen hiermit ab- zuschlleßen. LUttwock» Le» 7. kedra» Ludendorff darf nicht «ach Vien Boa Kommunlfieu auS de« SchneLMg ßühüv Gr»»tüo,»O1 »»ter«» iverttaer «chrtttSeit»», Berü». C Febenar. General L»de«d»rff Hai auf sei»« Agi. tatlonSreij« nach de» österreichischen Alpeulgudern »l» Abenteuer nach de» »»der«» zu bestehe». Bor leiaer Abreise aus Kloaensori hatte er »»ch a»f de« B»uernr<m eine politische Red« gehalten, die sehr viel Anstoß erregte. Ludendorff hak i» Kärnten di« Gegend besucht, wo im Iabre ISIS dl« schweren Kämpfe der Kärntner Mpenschüken gegen den Ein marsch der Jugoslawen, dle damals Sadkärnten an nektierten, sta'tgefonden Haden. Wae schon dies« .militärische Inspektierung' durch de« frühere» Generalstabschef eln Akt. der von viele» Seiten scharfe Kritik erfuhr, so hak die Red«, i» der Laden- dorff dle Kärntner alt Beispiel dafür htnftellte, wie man Eindrlmrstng« aus de« Land« sagen müsse, noch mehr Anstoß erregt, da daS Kärntner Bo'k in seiner: überwiegenden Mehrha't heute mit dem sugoslawl>men Nachbarstaat gute Beziehungen unterhalten will. Diese Nachrichten sowie di« zahlreiche» Zu- sammenstvße zwischen den Arbeitern tn Klagenfurt und den deutschnationale» bewaffneten Heimat- schüsten haben in Wiener s^zia'istischen und kommu- n'stischen Kreisen groß« Erregung tzervvrgeru'en. General Luden-orsf, der gestern abend auf der Rückreise von "ärnten Men vasfterte, wurde in einem Men« Vorort von Arbeiter» aus dem Schnellzug« beravSgeholt. Mau ver langte von ihm da< Versprechen, ohne Aufenthalt in Wien zn nei-m-n sofort n<ck Deutsch'»»- weiter. zvrelsen. Di« Arbeiter erklärten, weqe» -er B«. Haftungen ihrer Genossen in Klagenfurt, di« nach einem -er dortiqen bewaffneten Zusammenstöße er- folgte», -en General als Geisel zurück halten zu wallen. Sie ließe» sich sedoch da»» de- ruhigen, und Ludemdorff konnte lm Vorort Heben, dort etn Nachtcmartler nehmen. Die Einfahrt nach Wien wurde sedoch nicht gestaltet. Heute wir- er s«ine Reise forlsetzen. Meine politische Nachrichten Ein« Zentralstelle für di« Ruhr spend« ist lm RelchsarbeitSminlsterlu» unter Ministerialrat Karfledt eingerichtet worden. Dle Verteilung erfolgt durch d.« Reichskanzlei. * Der Streik Im Saa rgeblet hak am Mon- tag auf allen Gruben eingesetzt. Ruhe und Ordnung sind bisher nicht gestört. Der Zwischenfall an der bayerischen Grenze bei BischofSreu h, wo eine Lourstrn- ezpedltlon an- Soldaten durch Zufall die tschecho- slowak sch-bayerisch« Grenze überschritten hakten, ist durch gegenseitige Aufklärung -er deteillakea Regie rungen beige legt worden. Don tschelcho-siorra- kischer Seite ist eine Untersuchung durch -t« z»- ständigen Behörden angeordnet worden. » Zwischen -er litauische» Regierung und -em Delegierten der Ententemächte in Kowno ist ein vor läufiges Kompromiß zur Regelung -er Lage in Memel geschaffen worden, b t die Bot- schafterkonferenz oder der Völkerbund eine E»t- sche düng getroffen haben werden. Voraussichtlich wird man, wie «S in solchen Fällen üblich ist, et»«» neutralen Strelfen schaffen. * In B Smarckhütte verstarb der SOsähria« Polen- führer Pfarrer Joseph Waida, der bei den letzte» Wah'en in Oierschlesien eln Mandat für de» Reichs tag, für den Landtag und den oberschlestsche» Pro- vlnziallandkag erhielt. Die älteste Tochter deS italienischen KönlgS- paareS, Prinzessin Jolanda, hat sich mit dem Kavallerlchauptmana Grafen Calvl verlobt, dessen Sckwcste» mit -em Prinzen Aage von Däne mark verhe'ralet ist. Der Bräutlga« entstammt eine« alte» Turiner Ade'.Sgeschlecht. verwunderliches Von tzäcktr EmcS Tages sagte meine Mutter: «Wenn da rätst, wer hier in -er Stadt als Rezitator auftritt, schenke ich «Ltr —' — ste zögerte einen Augenblick — «eine Million.' Ich erwiderte: «Versprich nichts, was du nicht hast, ich bin ja schon mit einem Pjund Scbokolade zufrieden,' und dann nannte ich den Namen deS Betreffenden. Meine Mutter war ein fach baff, na- lch selbst auch, L«a ich durchaus nicht wußte, woher mir -ieseS Wissen kam. — Der Rezi tator war nämlich eine komische Figur in unserer Stadt gewesen, an dl« ich seit meiner Kinderzeit überhaupt nicht mehr gedacht, ja, di« ich eigentlich gar nicht gekannt halte. Auch ging sie einem durch aus anderen Beruf als dem eines Rezitators nach. Etn lustiges Nachspiel war, daß meine Mutter mit mtr in ein SchokolcLengeschäft ging, um -i« Beloh nung auSznzahlen, kein Portemonnaie bet sich hatte und mich anpumpt«. LS war im Wienerwald: Ich giag mit Bekannte» zu einer mir fremden Familie, dl« ein» Villa mtt einer Kegelbahn besaß. Dort fand ich «in« Gesell schaft vor, und unter dieser «inen Herr», bei dessen Anblick ich an einen Herrn in Berlin denken mußt«, bem er jedoch nicht tm mildesten ähnlich sah. Da «ich -er Gedanke an den anderen aber immer mehr bedrängte, erzählte lch eS schließlich dem Wiener, der mich darauf um den Namen «S Betreffenden bat. Nach Nennung sagte er: «DaS ist mein bester Freund, ich habe soeben eia« große ReSse mit ch» ge macht.' — — — «In der Wiener «Urania' sollt« ich el»e Vorl«s«»g auS meinen Arbeiten halte». Ich stand vor -em Zim mer eines mir bis -ahin nur dem Namen »ach be kannten Professors in daS Ick soeben einkreken wollte, als ich mich plötzlich ganz lebhaft eines mir befreun deten Herr» erinnerte, der — eS war wäbrerid de< Krieges — zurzeit tm Veneralstade M Derlt» be schäftigt war, während er sonst ta Müncke» lebt«. Ich dacht« so tnlenftv an ihn. baß ich dem Professor, den ich glelch kennen lernen sollt«, von ihm -i er zählen beschloß Gleichzeitig aber kam mir -« Ge danke. daß das -och s^hr unangebracht sei, -a der Professor sich unmöglich für -en kh« völlig fremde» Generalstäbler zu interessieren vermöchte. Mit Müh« nur bk?tt ich mich Mvöck, nickt von bem be treffenden Herrn zu sprechen, alz ich nach wenigen Minute» de« Professor kennen lernte. Als ich später meinem Bekannten davon erzählte, «eint« er. ich hätte nur vom ihm soreche» sollen, da er -och zusammen Ml -em Professor ei» Buch herauS- gäbe. — — — In München bezog ich etn neuer LogiS, über dem fortwährend Klavier gclllimpert wurde. Ich famd -a< nicht angenehm, muhte aber gleichzeitig denken, daß «S vielleicht ei» Blinder sei. der da spiele. Nach her erfuhr lch, -aß über mir tatsächlich ein« blinde Dame warnte, die viel "Klavier spleli«. Eln bekannter Berliner Filmstar kommt in einer Gesellschaft auf mich «r und sagt, indem er auf fein« herrlich« seidene Weste deutet: «WaS meinen Sie, waS -le mich gekofiek hat?' Ich nenne, trotzdem auch damals die Preise schon recht hoch waren, eln» lächerlich geringe Somme. TS war richtig, er hatte sie zu -em lächerlichen Preise bekommen. Ein junges Mädchen besuchte mich, ein kleines, ffachrS, in Papier verschnürtes Pakelchen tn der Hand. «Na/ frage ich, «hast du dir MörikeS «Mo zart» Reis« nach Prag' gekauft?' WaS st«, sehr erstaunt, besaht«. -—Ich faß tm Bahnhof- Wartesual meiaer Heimat, mtr gegenüber ei» eifrig tesevter Junge, dessen Buch ich «ber nicht sehe» konnte. «Ist «Der Flieger von Tflnatau' schön?' fragte ich. .Ja,' sagte er, .sehr schön. 'Was liest du denn da?' .Na, -en Flieger von Tsingtau.' WaS ist da»? Gedankenübertragung? Telepathie? Jedenfalls spielen keine übernatürlichen Dinge mit — aber auch dies« natürlichen erschienen mir wunder bar genug, um einmal ernstlich darüber nachM-enke» Nur, daß das Denken nicht viel biK, mn ihnen auf den Grund M komme» — wenigstens bei mir »ich«. DaS Vorlesiugiverzelchul« ber Lelpz'aer ll»i»er- stlät für da« Sommer ferne strr tSW, daS am 1». April deginnt, ist er ch enen. Die Einschreibungen beginnen am IS. April »vd dauern biS «tnschliek th 1L Mai. Der Lebrplan bat wiederum durch Neu- beru ongen und Ernenrunpen verschiedener Lehr kräfte wesentlich« Lrgänzvn-e» eriadren. 2» ber th ««l o g ts che n Fakultät wird -er neuberusen« Ordinarius Dr. Girgens«hn lesen: „Dogmatik ll", „Phantast« und Wirklichkeit tm reli giöse» Erleb«»": -er a»S Jerusalem -»rück- »ehrende Ordinarius Dr. Alt kündigt u. o. an: „Erklärung ber GeneflS"; der sächsische Landesbischof Dr. IhmelS wird in noch zu bestimmender Zelt an Studierende aller Fakulläien eine Vorle'ung vudlies obhalten über: „Der christlich« Gla uv« tm GetsteSkamps der Gegenwart". In der suristischen Fakultät liest der neuberuiene Ordinarius Dr. Rehme a. a. „Deutsch« RcchlSgeschtchte", „Wertpaplerrecht seinsch. Wechsel »nd Scheckrecht)": Prof. Dr. Molitor o. a. „TarlfvertraaSrecht"; Dr. Bley „Steuerstrafrecht und Skeuerstrofprozeß", Dr. Heller „Alloemeine Staatslehre", „StaatS- dürsierkunbe" s>ür Hörer aller Fakultäten). In der medizinischen Fakultät: Pros. Dr.Linien- meier: Gynäkologischer UntersuchungSkurS, „Gynä kologische Propädeutik mit Demonstrationen"; Dr. Weichsel: „Blut- und Stoffwechselkrank heiten". In der philosophischen Fakultät stnd u. a. folgende neue Vorlesungen zu verzeichnen: Ordinarius Dr. Vol z: „Geographie deSWelthandels", Ordinarius Dr Wiedenfetd: Praktische Volks wirtschaftslehre", „Konversatorium über wirtschaft lich« Fragen der Gegenwart", Dr. Grimpe: „Dle deutsche» Meer« und ihr« Bewohner", Dr. Bach mann: „Pflanzenphysioloeische Uedungen". Kammermupk-Uraufführuug. Ein neues Quintett iD-Dur» für Bläser und Klavier von Walter Glese- ktna wurde in der Züricher Tonhalle erfolgreich uroufgelübrt. AuSsührend« waren Frau Anny Etsele und Mitglieder deS Leipziger GewandhaoS- orchesterS. „Politik" ia» Theater. Bei der Sonnabend-Auf führung der Oper „Der Waffenschmied" in Plauen ; d «s «ine» Zwischenfall. Der Sänger AanS San-Hor -er Träger der Titelrolle, ließ den in de» voraufgl ^angenen Vorstellungen von ihm gesungenen Zugabe; crS gegen den Nuyreinfall der Fran zosen ^eg. well eln Teil -eS Pud.ikumS -oaeaen pro^s'rert hakle. Der VerS wurde aber vom Pnvlt- k«^ sttlrmi'ch ver'angk »»- schließlich mußt« Herr c-and rop an die Rampe treten und erk Lren, -aß «S ihm infolge eine» Derb, tl der städtische» Behördr nicht möalich »et. den gewünschten VerS z» singen. Dieser Mitteilung folgten lebhaft« Pf»l-Rufe, die pck noch steigerten, alS der so''aid«mokkatlsch« Abge ordnete Fritich auS dem Paikrt» tn daS Publikum binetnrief „2-r braucht wohl wieder einen neuen Krieg, «S gab wohl noch nicht genug Lote?" Der Lärm wurde hternach noch größer und «an börte Zwischenruf« wie: „Pfui, das will ein Deutscher fein!" „RauSl" „Feigling!" (Man sollte eigentlich als Deulscher vor der Kunst LorhlngS mehr Respekt Haden und eine Oper, die einer ganz anderen Welt angehört, nicht durch «inen aktuellen Text verhunzen. TageSpolltik tm Theater — eln kläglicheres Schau spiel ist, wl« daS Pmuener Beispiel zeigt» nicht denkbar.) Der Iustue»za-Baz'lluS gesunde». AuS New «Jork wlrd geme bet, daß eS zwei Aerzten deS Institutes Rockefeller namens GaleS und Oütaky geiun^ea jet, den Influenza-BazilluS zu l ollerea. vettnquenten'Geschlchlen Eln Delinquent wird Sonntag abend verständigt, daß er sich bereit machen soll. Montag früh seine Hinrichtung sein. Der Delinquent brummt: «Na, d.« Woche fängt gut an.' * In die Armesün-erzelle tritt d«r Geistliche, am dem Delinquenten zuzurede», seine Seeke zu fam- mein und sich bereit zu mach», vor Gott zu tret«». .Ack Gott', antwortet der Delinquent wegwerftnd, .g b?n Sie sich keine Mühe, Herr Pfarrer, t» zwei Stunden sprech« ich mit Ihrem Chef persönlich/ Unter Monsieur Drlbler arbetteke die GiUllokne so famoS, daß der Tod erst einig« Zeit »ach der Operation eintrat. Ein Delinquent lierft ante, -<m Ma'chtnenmesser und wartet. Dle Gullotln« fällt. AuS bem Kopfe deS Hingerichtete» dringt noch di« Frage: .No, wann endlich?' Monstmr Deidler erwidert höflich: «Sckoa ge schehen, Monsieur. Schüttet» Sie «rr den Kopf.' * In München ist großer Andrang M «karr Hin- ilchtung. DaS Publikum drängt tn -en Hof. Der Des nauent tritt auS seiner Zell« heraus, bemerkt di« Unrvbe, daS Gescklebe deS Publikums and schreit d»r Mena« §i: .Nur net so drängeln, oh' l Mt da bin, geht die Gsschichk ja n^'t lot.' «Hab n Sie noch einen Wunsch?" .Bitt' schön, lch möchte gern den SlaatSamoall raster«».' 3m Frühling wich eln Delinquent gefragt .Allo, wat wünschen Sie sich heut« an Ihrem letz'en Tag?' .B tt' fckön. Walderdbeeren mtt Schlagsahne/ .Aber s^tzt ist sa Febrrmr.' .Na, ich kann ja warten.*
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