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Seite 10 Ar. 32 l-elpriger Pugedlstt uock »LLckeisrettusg Littvord. Sea 7. kedraar kückersckau Lin Goethe-Roman Die Zahl -er Dichter-Romane wächst mit geradezu -vängstiAeid-cr Geschwindigkeit. Ba- wird et eben- so schwer sein, einen deut chen Dichter zu finden, den inan noch nicht zum Roman-Helden gemacht hat. wie «inen, über den keine Dissertation geschrieben ist. Dte Dissertationen haben allerdings den Vorzug des geringeren Umfangs. Schiller ist schon vor einem guten Zahr,zehnt von Walter von Molo in vier Bän den behandelt (manchmal auch mißhandelt) worden; setzt kommt Goethe an dke Reihe. Albert Tren- tt n i macht ihn zum Helden eines zweibändigen Bo mans, dessen Doller Titel .Goethe. Der Boman von seiner Erweckung' lautet und der bei Georg W- Callwey in München erschienen ist. Ein ungewöhnliches und kc-ineswegS unbedeuten des Werd, die Schöpfung einer starken dichterischen Kraft, auS wirklichem inneren Drang entstanden. Und doch lit.,. man die zwei Bände .mit einem Hottern, einem nassen Auge'. Trentini hat sich seine Ausgabe nicht leicht gemacht, und daS gereicht ihm Ehre. Er will Goethes .Erweckung' schildern, h. die Krise, die zur Flucht noch Italien führte, and die im Süden gewonnene innere Befreiung und Läuterung des Genius. Aber dazu müßte man wohl ßochsk so frei und so klar sein, wie es der reife Goethe «rr; in Trentini ist aber noch zu viel Chaos, er ist «in Unerlöster, und wer weiß, ob er diesen Boman letzten Endes nicht als Werk der Selbstbefreiung schrieb. Dor Boman setzt prachtvoll ein; -le Schil derung deS kleinstädtischen Weimar, -es wild gegen den Stachel leckenden .Geheimrats' ist glänzend, die Darstellung des Verhältnisses zwischen Goethe und Gharlotte von Slrin von großer Feinheit. Ebenso der Schluß, der den Heimgekchrten zeigt, wie er sich in die alten Verhältnisse nicht fügen kann, und der erst ganz frei geworden zu sein glaubt, als er sich auch von Lotte gelöst > al. Die'cr Goethe ist noch voll Lei denschaft. voll wilden Suchens und Begehrens, einer, dor unablässig mit dem Gott ringt, auf daß er ihn segne. Sich durch den Hauptteil deS Werkes, -le .italienischen' Kapitel, durchzuorbeiten, ist nicht leicht, and ru'etzt weiß man doch nicht, woran man »st. Es ist eine krampfhafte Erregung in diesen Kapiteln, «ine Verworrenheit, ein Hin und Her und Aus und Ab, das einen müde macht, well nicht nur der Held unsicher umhcrtaumelt rcn Begierde zu Genuß und von Verzweiflung ,zu Ekstase, sondern auch der Dichter mit ihm. Er will seinen Helden zur Klarheit führen, hat dies« Klarheit aber selbst nicht, und darum ist scen Goethe dem Straßburger Stürmer und Dränger viel ähnlicher a'S dem Dichter dcS Tasso. Man weiß bei der Lektüre dieser Kapitel ost nicht, »b eS sich um wirkliche Begebenheiten handelt oder nur um Traumcrlcbnisse, Alpdrücke und Visionen ebnes Fieberkranken. Natürlich bot ein Dichter das Reckt mit den gs- schichtstchen Tatsachen nach Bet eben scka'ken, nnd orrS einem Boman holt man sich seine literarhisto rische Belehrung. ES wirkt aber auf jeden, der die .Italienische Reis«' gelesen hat. gar zu merkwürdig, wenn von GoelheS Flucht auS Venedig Dinge erzählt werden, di« an die Memoiren Casanovas erinnern; «tSnn ihm aus Si.'t len ein tragisches Baustkaa-Erleb nis angrdichtet wird usw. usw. Beim Schlußsatz deS Nomons: .DaS ewig Männliche zieht uns hinan! lagt er laut vor sich hin, schritt zur Mauer und griiff nach der Pforte," — fällt einem fast daS Buch auS der Hand ob der graue-nvoll-en Geschmacklosigkeit dieser Selbstparodle, dte Goeche hier zugemutet wird. ES gibt Menschen, die bei jedem Buch zuerst den Schluß losen. Wer Trentinis .Goethe' in die Hand bekommt, verzichte «wf diese Gewohnheit; er käme ,ru einer ganz falschen Beurteilung des trotz allem und allem doch wertvollen DichkcrwcrkeS /bltrvE 1-ultter Glovanni Boccaccios gesammelte Werke liegen in einer prächtigen dreibändigen Ausgabe des Ver lags Müller 8- Co, Potsdam, vor; sic enthalten: .DaS Dekameron', .Ftametta', «Lorbaccio', «Ur bano" und .DaS Leben DanteS". Boccaccios Ruhm kommt vom Dekameron. Dieses, sein Hauptwerk, hat seine sonstigen Schöpfungen in den Schatten ge drängt, mit Unrecht, denn Boccaccio ist Psychoanalyti ker, Satiriker, Philosoph und Geschichtsdcuter und nicht umsonst .der Vater der Novelle" genannt. Diese Auswahl umfaßt daS ganze OpuS deS Dichters, soweit eS nicht nur für den zünftigen Forscher von Interesse ist, und liefert eine im Deutschen noch nicht gebotene Gesamtschau über daS Schaffen deS italieni schen Klassikers. Sie befleißigt sich größter stilistischer Treue und verzichtet auf jeglichen Versuch, Boccaccio sä ll5um ckipbini zu verschneiden. Die Origina'ord- nungen und Rätselzeichnungen von Ludw'g Aainer sind außerordentlich graziös und zart. Die Ausgabe wurde nach dem Italienischen Original von Else v. Holländer neu bearbeitet. George D. Herron: Die Niederlage im Sieg. Während des Krieges wurde der Nam« George D. HerronS viel genannt. AIS Vertrauens mann WilsonS, deS amerikanischen Präsidenten, sah er in der Schweiz, sprach viel mit Friedens freunden auS Deutschland und Oesterreich und ent täuschte sie schwer. Denn er war kein Freund d«S Verständigungsfriedens, wie viele geglaubt hakten, er ersehnte den Sieg des Ang«lsachsentumS über die Mittelmächte. Er haßte alles Deutsche und er hoffte den Frieden für die Welt von einer Der- nlchtung des Deutschtums. Nach dem Kriege aber, der mit dem Siege der Westmächbr endete, wurde er ein ebenso eifriger Hasser deS Friedens von Versailles. Nicht auS erwachter Liebe zu den Deutschen, sondern au- herber Enttäuschung über Len Zusammenbruch der Ideen und Ideale Wilsons. So schrieb er diese Schrift, die ein politisches Gegenstück geworden ist zu Keynes' berühmter Kampfschrift gegen daS Ma ' verk von Versailles. Viel Bitteres und manches Ungerechte sagt «r im Eifer falsch verallgemeinernd über deutsches Wesen in seiner «Niederlage im Sieg', die Professor Dr. I. S t n g e r in Wien verdeutscht, und dke der Neue-Geist-Verlag (Dr. Peter Reinhold) in Leipzig verlegt hat, aber wer als Deutscher un befangen genug ist, darüber hinwegzusehen und -em Amerikaner zugute zu halten, daß er amerikanisch und nicht deutsch denkt, der wird sein« Bekenntnis- und Kampfschrift um so mehr schätzen als eln« schneidige Waffe gegen das Versailler Mahnwerk, besten unheilvolle Bedeutung für Europa und für dl« Welk nicht schärfer herauSgearbeitet werden konnte, als es Herron hier getan hat. R. Sekt. Rudolf Gucken. Der Sinn und Wert des Ledens. (Leipzig, Quelle L Meyer.) Der Sinn und Wert des Lebens ist zweifelhaft und schwankend gewor den: Wie erhält es aufs neue zuverlässige Stützen? — Mit dieser Frage ist der Gegenstand und das Problem der Schrift umrissen, in deren Rahmen Eucken Beiträge zum »geistigen Wiederaufbau" darbringt — in Gestalt einer Lehre vom sch Ff n- den, eigenfräftigen Leben, „an der die Mägliäl^it einer Wiederbefestigung des Lebens und einer Ver jüngung der Kultur hängt". Der Geist Fichtes wird lebendig: das Evangelium der Tat. Ge tragen freilich nicht vom Rur-Menschlichen, sondern von einem Üeber-Menschlichen. von einer ./Unsicht baren Welt". Der Menlch als einziger erringt Anteil an ihr nicht «rus sich heraus; das neue un sichtbare .Leben" ist von außen in ihn gesetzt. D r Mensch wird Werkzeug einer höheren, aeheimn S- vollen Macht. Eucken reißt mit großer Schärfe die Kluft zwischen dem Diesseits: zwischen den Lebens ordnungen des „Naturalismus" und einer nur menschlichen Sozial- und Individualkultur — und dem Jenseits, einem „neuen Weltqefüge" auf. Trotz Kritik an den älteren metaphysischen und r li- giöscn LebensordnunMn doch eine deutliche Nei ¬ gung zur Translzendenz. zu irgendeinem Jenseits. Von dieser Haupt- und Grundstellung au, wrvd die Aufhebung des schroffen Gegenia'es ausgeprigt, denn das Ziel bleibt immer, dem schwank.nden Bewußtsein der Zeit einen unh.dingten Halt zu geben und die Auseinandersetzung mit We t und Akrt zu rech fertigen und zu besahen. Eine Schrift, welche in der angedeuteten Weise die gegenwärtige Welt- und Lebenssituation beleuchtet, und das Recht, ja sogar das bestimmte Nab.n einer düsteren Zukunft im Ausblick eröffnet, ist gegen wärtig auf jeden Fall zu begrüßen — ungeachtet einer härteren, .erdgebundeneren, seltstverantwort- licheren Prägung, die man bisweilen vermißen könnte. 0r. Rk. Lesttnsnttr. Das Bücher-Dekameroa, eine Zshn-NSchte-Tour durch -te europäische Gesellschaft and Llleradur, von Kasimir Edschmtd. (Erich Reiß, Verlug.) Lasten wir heute Edschmtd, den Dichter: er hat das Groß:, Programmatische gewollt, und was er ge konnt hat, ist umstritten, genügt ihm vielleicht selber nicht ganz, so sehr «S Etappe ist auf einem Weg, den nach ihm viel« pastieren werden, ja vl«l« schon postiert haben» die aus der Enge dieses mitteleuropäischen Lebens hinaus wollen in die weite Welt! Betrachten wir diesen Edschmtd der modernen L iteralur- and Ge sellschaftskritik, der angsschwellk ist mit Gefühl für Mensch und Ding, mit Wissen um das Tote und Lebendige dieses Planeten, und fo blutvoll und voller Temperament ist, daß «r in sechs Knappen Wochen dieses schmissige Buch schreibt, in dem er sein Welt- und Literalarblld zeichnet. Ungeheuer viel bat dieser, doch noch junge, Mann gelesen, gesehen, oetrachtck, in sich (Wfgenommen und verarbeitet: plastisch ab gerundet, nie dünn, saht er es hier zusammen und legt es kompakt in dks« Kapitel — deren erstes Deutschland" heißt, während das letzt« «Gelassen heit" an der Stirne trägt. Lin schöner Wag und eia gesunder Weg, den er in diesem Buch zurücklegt — und den er in sich zurückgele-gt hat seit seiner «Doppel köpfigen Nymxche"! «Man erlangt nur Europa, wenn man fein Volkstum auf die schönste Spitze treibt, nicht indem man es wegwirst.' Das, sachlich nicht zu begreifende, lieber sehen-Werden -er deut schen Kirnst in der Wett draußen hat ihn zu dieser Erkenntnis gedrängt — und erst so zum guten Euro- päer gemacht. 0r. (München) Die Revolution des Gesellschaftstanzes. Forsch und bestimmt zeichnet Heinz Pollack in seinem Büchlein «Die Revolution des Gesellschaftstanzes", das im Sibyllen-Verlage zu Dresden erschienen ist, -en neuen Gesellschaftstanz, seine Musiii. seine Technik, sein« Geschichte. Mit Selten'hleben auf eine überlebte Zeit billigen Tanzvergnügens banaler Auffassung wird der neue Tanz hingestellt als eine Schule der Erziehung zur Körperlichkeit, zur Würde und zur Aesthetlk. Die oft sehr scharfe Kritik ist zwar subjektiv, wird aber viele Anhänger finden, die ebenso jung und revolutionär im besten Sinne gesinnt, wie der Verfasser, eine Loslösung von der inhaltlosen Form ibrs früheren Tanzes fördern helfen wollen. Das Buch hat auch für Nichttänzer nicht za verkennenden Wert, da es ihnen eine scharf beob achtete Analyse der neuen Tänze gibt, die theoretisch mehr Kenntnis von ihnen vermittelt, als jahrelang« praktisch« Schulung sie zu geben vermöchte. Dem Tanzlustigen dürfte das Buch «In Führer sein, auf dem Wege alle Klippen der Geschmacklosigkeit, der U-nstttlickkeit und der Grotesk« glücklich zu um- .tanzen". — Dr. Ulrich Greif, Facharzt für Haut- und Ge- schkech.Skrankheiten. «Zur Frage der Ge schlechtskrankheiten. Leipzig 1922. Wil helm Hartung. Mit 40 Abb. auf Tafeln. 48 S. — Diese kurze Beschreibung der Geschlechtskrankheiten mit der Illustration auS dem AufklärungSfllm der Ufa und einigen Bildern des Deutschen Hygiene museums kann sehr gut als Belehrung und Warnung des unerfahrenen Publikums dienen. Auch wird eS Aerzten, die zur Begleitung deS viel gesehenen Films aufklärende Vollräge holten, erwünscht sein, zu sehen, wie mit kurzen und eindringlichen Worten die Darstellung zu gestalten ist. UnlversttätSprof. 0r. Pinkus (Berlin) ver Mieter vom IV. Stock Der unheimliche Roman eines Hauses 16) Von enlttsrtn« SoNvttn (Nachdruck verboten.) Herr Everly, der anscheinend als einziger öen Generaldirektor bet Lücken in seiner Selbst sicherheit und Redegewandtheit ertappte, schien mit Zarcheit abzuwarten, in welcher Form der Generaldirektor gesonnen war, seinen vorge faßten Entschluß nun auszugcden. Daß dieser Mann stets mit einem Vorsatz zu ihm kam, er kannte Herr Everly, und daß er diesen Vorsatz horch seine Gegenwart umzulenken hakte, fühlte er instinktiv. «Wenn Sie meinen,' lächelte nachsichtig Herr Everly. «Sie sind einsam hier oben,' meinte der Hausherr, der auf Paulinens Stichwort zurück- ariff. «Zwar fliehen Sie jede Gesellschaft, je doch... ein vollkommen anderes Element — ein durchaus gegensätzlicher Mensch könnte Sie vielleicht ablenken und erheitern. Ich habe nämlich eine Bitte an Sie," meinte höflich der Hausherr. «Am es kurz zu sagen: Der Onkel meiner jetzigen Frau ist Junggeselle, einsam wie SU, ich würde ihm die Gesell chast Ihrer Art gönnen." Auch er hüllte sich seht in undurchdringliche Rauchwolken, so -aß nicht zu entnehmen war, siand in seinen Zügen Freur.-lichkeit oder Ma lice; und über das Wort «jetzige Frau" war er rasch un- leicht dahingeglilten wie ein Seil tänzer über ein Seil. «. . . Sie haben also eine Frau . . sagte -er kleine Mann rrnd dehnte die Worte, als stünden sie gesperrt gedruckt in der Lust. «Ist sie das junge Mädchen,' fragte er weiter, «das ich zuweilen in einem Auto vor dem Hause sah?' Der Generaldirektor erwartete unwillkürlich bei Lieser Frage, daß jetzt das eine Auae seines Partners sich öffnen und den scharfen Blick ent schleiern würde. Doch nichts dergleichen geschah. «Eben dies«,' erw-'-erte Herr Forkmeyer nicht ohne Stolz. «Allerdings fast noch ein Kind... sie könnte meine Tochter sein.' «Ihre Enkelin,' korrigierte ihn der Kleine, ohne irgendeine Betonung in seine Worte zu legen, -le auf Unhöflichkeit schließen ließ. «Mein Schwiegeronkel, so nenne ich' ihn,' lächelte der Generaldirektor, «ist eben so unzu gänglich gegen fremde Gesellschaft wie Sie, ich glaube, -ah einige gemeinsame Ausfahrten einige Ablenkung...' Er wußte in diesem Momente selbst nicht, warum er gewillt war, diese beiden Menschen, die er irgendwie feindlich un- störend in seinem Leben empfand, einander zu nähern. «Also gut,' sagte Herr Everty, der zum ersten Male eine Unhöflichkeit beging, indem er sich erhob, als beende er mit Lieser Zusage den Besuch seines Gegenübers, «also gut- bringen Sie mir den Mann.' Er stand jetzt vor dem Generaldirektor, der sich gleichfalls erhob, und zwar in aufrechter Hal tung. und der Generaldirektor, der eln sehr großer Mann war. erstaunte, daß der Kleine ihm tatsächlich bis zur Schuller reiche. Das un- heimliche Empfinden, daß dieser rätselhafte Mensch inzwischen gewachsen sei. beschlich ihn erneut, aber das Groteske einer solchen Mut maßung ließ ihn eine Bemerkung hierüber unterdrücken. Immerhin überlegte er, wie alt der Mann vor ihm wohl sein könne und er schaute ihn für einen Moment forscher- an. «Ich bade kein Alter,' lächelte der Unbe- fraqke, faßte nach der Kerze un- erhellte -ie blasse, feine Zeichnung seiner Züge. «Lr ist eigentlich schön.' dachte der Haus herr und blickte staunen- auf den anderen, als sei er kein Mensch, sondern' eine komplizierte Zeichnung, die erst der, der sie genau kennt und langsam ergründet, richtig erschaut. In diesem Moment tat das seltsame Büd vor ihm eln durchaus Ungewohntes: Es schlug beide Augenlider auf, belebte für Sekunden beide Gesichtshälslen und entzündete gleichsam in der Stichflamme der Kerze den Glanz seiner Augen, die ein übernatürliches Leuchten zeigten. Der Generaldirektor erschrak, als hätte ein totes Brld an der Wand sich plötzlich geregt un belebt — er machte elnen Schritt zurück, der in einer hastigen Verbeugung endete, und stieß sich in raschem Adschie-sgruh A>er -le Schwelle. VXI. Herr Forkmeyer fand seinen Echwiegeronkel beleidigt. Herr Mischner behauptete, den Ein druck zu haben, daß er hier störe. (Sollte Trude ihm etwas gesagt haben?) Er drohte damit, sich in sein Maulwurfsloch zurückzuztehen. Er, Herr Forkmeyer, Halle ihm Haus un- Nichte geraubt un- betrachtete ihn nur als Eindringling! Lei den- lag er auf -em türkischen Diwan zu- sammengerollt in Herrn Fortmeyers Studier zimmer und schluckte an Bisten, die er nicht ge gessen hatte. Anscheinend suchte Herr Mischner Streit. Denn eS ist ein« Tatsache, dah Menschen, die sich am Ziele wlssrn, an diesem Ziele oft -reist un- herausfordernd werden. Herr Mischner lutschte an seinen Fingern, als habe er sich verletzt, sandle böse Blicke zu dem Generaldirektor un- blieb trotz besten gegen eil ger Behauptung bei -er Ueberzeogung, daß er hier im Hause störe und nicht gern ge sehen sei. Frau Gertraude war an diesem Abend im Theater, der Onkel erwartete das gute Kind, wollte wissen, wie eS ihm gefallen hakte, wäh ren- -er Generaldirektor erst seht aus seiner Sitzung kam. NervöS von dem Gequengel schützte er Arbeit vor, lat den an sich unwich tigen Text eines Telegramms mit der Miene der Wichtigkeit an- entschuldigte sich. Herr Emil Mischner verstand den Wink, rollte sich von d r Ok'omane brummte ein Lebe wohl wie eine Drohung und warf sich schnau bend in seinen Pa'ekot. . Herr Forkmeyer ließ ihn, wenn auch mit unbehaglichem Gefühl, ziehen. Znm ersten Male ward er zornig auch gegen Trude, glaubte er, sie mache mit dem Onkel gemeinsame Sache vnd sei nicht ganz un- voll, wie es sich gebührte, aus seiner Partei. Sucher der Kunst Wiederholt schon sind an dieser Stelle «irnelne Bände der Reche «Orbis PicluS" (Verlag Was nmch-Berlln) besprochen worden. Wenn wir heule abermals drei Bände kurz erwähnen, so geschieht -»es. weil -iese Bücherei wirklich verdient, bekunn- ter zu werden, da sie in einem halben Hundert von Bildern mit einer prägnanten Einleitung ein Bild zu geben versiebt von dem behandelten Kunstgebiet. Der 7. Band: Einsteins Afrikanisch» Plast i k" verzichtet in kluger Beschränkung auf Deutungen, dl« doch immer noch sehr sübsektto bleiben «misten. Dafür biebet er aus verschiedenen, geschloßenen Gebieten Afrikas ein Bildermateriat, daS zeigt, wie scharf die einzelnen Komplexe sich von einander unterscheiden, wie aber andrerseits fort schreitenden Siu-len sich bald schon verschiedene Kultuvbeziehungen innerhalb des schwarzen Erdkerls eröffnen werden. Ein Bildermaterial, das leider, der Not gehorchend, nur wenig Stücke des Auslandes bietet, unterstützt vorlresflich dies« Betrachtungen. Ein anderes Kunstgebiet, für das erst Gerhart Hauptmann und Stucken Intereste in wetteren Krei sen weckten, behandelt Walter Lehmann. «Mext- iranische Kunst" betitelt er den Band, in dem er eSne Knappe, sehr interessante Geschichte Alk mexikos gM, die von dem Entstehen des mexikani schen Volkes aus den verschiedensten Völkersplit- kern Zeugnis ablegt. Von den Bildern darin finden wir neben prachtvollen Tempelbaulen besonders einige hervorragende Statuetten, darunter einen köstlichen Krieger. Der 9. Band -er Reih« .Hechttisch« Kunst" führt aus in das antike Kleinasien. Diese Hechttischen Denkmäler, die wir hier wiedergegeben finden, zei gen deutlich den Einfluß der überlegenen babytv- nikchen Kultur, der dieses unverdient wenig bekannke Kulturgeb-tek vollständig unterworfen war. Viel Mittelmäßiges ist hier avsgegraden worden» ohne daß man doch bisher besonders hervorragende We-tze gefunden hat. Derselbe Verlag hat außerdem ein Werk er scheinen lasten: .Kunstgewerbe, Fornrver. edeluno vnd Gesckmackserziehung", das an der Hand von Aufsätzen unserer ersten Kunst- ocwerbler einen Ueberblick über -en augenblickliche» Stand unseres Kunstgewerbes gibt. Es ist seh«' interessant, daraus zu sehen, welchen großen Wand lungen m -en letzten 40 Jahren diese Erziehung zu Künstlerischem Geschmack unterworfen war. Und wir mästen bekennen: Es ist bewundernswert, was wenige führende Geister m dieser kurzen Zeit zu stande brachten. Aus einer Zeit, der jedes pro-uk- tive Stilgefühl im Gewerbe abhanden gekommen war, ist man nach tastenden Versuchen zu einer Er neuerung gekommen, die schon sehr Bemerkens- wertes geschaffen hat, besonders aber auch für die Zukunft vielversprechend ist. Man mutz es asten denen, b'e dieses Werk mit Rat und Ta* unter- stützten, danken. Denn aerode «in solcher lleberblick kann den Sinn für geschmackvolle Kleinkunst auch in weiteren Kreisen wecken, die bisher mit recht un schlecht hergestellter Massenwarc sich begnügten. Zum Schluß sei noch der 1. Da-nü einer neuen Reihe, «das Bild, Atlanten zur Kunst" genannt, die bei Piper in München erscheint. Der vorliegende Band -bringt prachtvolle Abbildungen deutscher gotischer Malerei. Meisterwerke deS Konrad Witz, Hans Pleydenwurlfs und anderer ge nießen wir in ausgezeichneten W»-ergaben. be*o-- der in Ausschnitten aus größeren Werken, die sonst: nur in kleinem Format wiedergegcben werden, wyk-e dle Feinheiten untergehen. W>«l1tsrstra«e S. llckasrä Vervedure Magerkeit und welke Haut möchten namentlich Frauen gern beseitigt sehen. Wir raten Ihnen, 30 Gramm echte Avora-Kerne zu kaufen, die erprobte, völlig unschädliche Skoste von ansatz fördernder Wirkung enthalten. Davon nehmen Eie 3mal tägl. 2—4 Stück. Sicher erhältlich: Kön'g Salomo-Apotheke, Grimmaische Straße 17, Engel- Apotheke, Markt 12. Unterdessen aber begab sich im Treppenhaus eine unerwartete Begegnung. Herr Mischner stieh im Dunkeln, denn ge rade verlosch Las elektrische Licht, kurz vor dem Hauskor, gegen eine Gestalt, fluchte erst und sagte -ann: «Pardong!" und fühlte, wie ihm das Licht einer Taschenlaterne blendend ins Antlitz schlug. «Einen Moment," sagte ein« Stimme vor ihm, dann schritt jemand zur Tür zurück, drückte auf den elektrischen Knopf un- entzün dete so das Licht im Hause. «Aha,' meinte Herr Mischner, -er den kleinen Mann vom vierten Stock, seinen frü heren Mieter, wiedererkannte. «Sehr an genehm!" Der Kleine vor ihm verbeugte sich, doch nur eben flüchtig, un- schien gewillt, an ihm vorbei die Treppe emporzuschreiken. «Nicht so eilig,' eiferte der Dicke, der durch seinen Aerger redselig geworden war und sich. zu entladen wünschte. «Ich bin -och Ihr Haus-' Herr." «War —,' korrigierte ihn der kleine Mann, Indem er sich wiederum anschickke, die Treppe emporzusteigen. «War?' ärgerte sich der Dicke. «War?' — und suchte nun seinerseits den anderen zu korri gieren: «Immerhin bin — denn ich bin der Onkel meiner Nichte, der Lies Haus gehört.' «Das Haus gehört Herrn Generaldirektor Forkmeyer vom ersten Stock,' erläuterte der kleine Mann herablassend, stand zwei Stufen höher als der Dicke und blickte kühl auf den Krebsroten herab. (Fortsetzung folgk.) Verantwort ich Mr dcn redaktionellen Lett (auger Handel): Sbttiedaktcur Dr. Kurt Schmidt: f0- Anzeigen: Hetnr. Balser: detde in Le'pztg. - Berliner Dienst: Shckredal' -,r Dr sprich ttvcrtb, Berl'n. rillst indan» — Dresdner Dienst: k*dm well, Dresden aiabelSderaer- strahe 2t. Jernspr. z,793. - Druck u. Verlag: Lclp/tger Vrrlaasdrnckrret. S» m. ». H.. Lcstnig, IobanniSaalse 8. Unverlangte Bettilge odne Rückvorto werdcn nicht ,«» rückgesandt. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 12 Seit«» Llttvo ianne « Gre*d«n Llto u> Dresden «tt gw teil. I Gentavl uadlei «aniel eiserne rödr. 1 lauien wurden tn 3r ' «älchel Knops, -einzel 2 Haar Beutel HSrrod kauisn« 1 Kuck, niaulko 1 Jacke. Dame»! 1U2B. 2 kragen.! dut.4H daube.! Beutel i drrlchul Baar k Januar BelrLae orcldtau bis ' aold. «i Ringe. ! mit » 1 welke talttette armbän 1 stid. » baulich« 4 Schir laichen beutel, betröge« mit S« 1 Rati»! «rapyte gürtet, aewehr. ftütttvei tterne Bohlen hi« 1 Dldt buch <i 1 Rett