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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.02.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192302032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230203
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-02
- Tag 1923-02-03
-
Monat
1923-02
-
Jahr
1923
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Sette 4 ktt. 29 Giebeleinfturz in Kleinzschocher Don dem Hause Altranstädter Straße 39 in Leipzig-K elnzschocher ist am Donnerstag abend dl« Glebelwanb eingestürzt. lieber den Unfall, bet dem glücklicherweise Menschen nicht zu Schaden gekom men sind, erfahren wir folgendes Das Häuschen Altranstädter Straße SS, tn dem mit Mühe zwei Parteien Platz finden, soll etwa um 1813 erbaut worden sein. Man sieht eS seinem Aeußern an. Laß schon seit vielen Jahren keine Re paraturen an ihm auSgeführt worden find. Am Donnerstag abend gegen zehn Uhr stürzte plötzlich die Gledeiwand ein. Große Lehmklumpen und Balken liegen im Hofe des NebenhauseS. Polizei und Feuerwehr erschienen alsbald und letztere arbeitete bis ungefähr 11 Uhr nachts, um einer weiteren Einsturzgefahr vorzudcugen. Einem glücklichen Umstande ist es zuzuschreiben, daß Menscyen nicht verletzt wurden. Die Betten der Parteien stehen gerade hinter dem jetzt etnge- stürzten Giebel. Wie alltäglich, hatten sich auch am Donnerstag die Mieter, meist alte Leute, früh- zeitig zu Beit gelegt. Schon im Halbschlafe, hörten sie plötzlich ein fürchterliches Krachen und Ge polter an der Wand, an der sie schliefen. Sie eilten entsetzt auf die Straße und auch all dem Nebenhause stürzten die Parteien auf den Hof. Da sah man, daß allein die bessere Hall« darkeit eines dünnen Wandteiles des Giebels et verhütet hatte, daß auch die Betten mit den in ihnen Nutzenden auf dis Straße und den Hof stürzten. Die Feuerwehr hak den Dachgiebel gestützt. Auch bei dem Schuppen, der an das Haus angedaut ist, droht Einsturzgefahr. Soweit bisher bekannt, dürfte die Baufälligkeit des kleinen Häuschens hauptsächlich den Einsturz verursacht haben, den das jetzige nasse Wetter vielleicht beschleunigt hat. „Var größte Schwin-elgenie der Jetztzeit" Eimer der raffiniertesten Betrüger hatte sich vor der 2. Strafkammer des La:cdgerichts I Berlin .zu verantworten. Die Verhandlung richtete sich gegen den .Schriftsteller' Hermann Mattern und den Kaufmann Walter Franke wogen Betrugs in .zahllosen Fällen. Der Hauptangeklagle Nlottern war rüber in der 1 Schweiz und in Amerika als Schriftsteller tätig. ! Nach seiner Rückkehr im Jahre 1920 verlegte er sich i m Berlin bis zu seiner Verhaftung im Juni 1922 auf di« Gründung zahlreicher Schroindelunlernehmen, durch die lzohreiche Personen um sehr erhebliche Be- ,räg« geschädigt worden sind. Wie der hinzu- gezogene Büchersachverständige in der Verhandlung feftsteltbe, handelt eü sich bei Mattern um das .größte Schwmdelgenie der Jetztzeit'. Für seine angeblichen Geschäfte hakte sich Mattern ein elegantes Bureau gemieset rnrd mit nichtbezahlten Möbeln eingerichtet. Die einige Einnahmequelle des Angeklagten bildeten die Einlagen der Angestellten, mit denen er seine Unkosten deckte und seinen persönlichen, ungeheuer großem Aufwand bestritt. Nach dem .Schneeball system' deckte Mattern die Forderungen alter, ihn fortnäckig bedrängender Gläubiger aus Ken Ein nahmen, die ihm die neuen Opfer verschafften. DaS Gericht verurteilte Mattern zu fünf Jahren kin Opis«, «^68 l.6iekt8inn68 wurde eine Frau Weber aus LovicnS, welche ihre schmerz oaftcu Lüyneranaeu mit einem Rasiermesser zu beseitigen versuchte. Sie schnitt sich dabei ziemlich ttes ins Fleisch, schenkte aber der Wunde keine arokc Beachtung. Am nächsten Tag schwoll der Fnh stark an. und es stellte sicy yerauS, da» sic sich eine Dlutvcrqismng zugezogen hatte, denn in die Wunde war Schmutz dineingeratcn. Die Am putation d«S Beines kam bereits zu spät, denn Frau Weber slarb kurz nach derselben. Tie alte Unsitte. Hühneraugen mit dem Messer zu beseitigen, hat allo wieder ein Opfer gefordert. Diese Unsitte sollte ein iür allemal unterbleiben, denn man steht aus vorstehender Meldung, zu welchen traurigen Folgen das führen kann. Mit dem ärztlich emp fohlenen. in vielen Millionen Fällen bewährten HÜVncr- augcn-Mittel Kukirol entfernt man Hühneraugen. Horn haut. Schwielen und Warzen vollkommen schmerz, und gefahrlos. Eine Schachtel kostet nur 5<>y Papicrmark. Sr- bältltch in allen Apotheken und Drogerien Tie Kukirol- Fabrtt Grosi-Salzc 126 bei Magdeburg liefert die überaus wichtige und interessante Broschüre .Die richtige Fuss pflege" gratis und portojrci. Schreiben Sie sofort daruin. Musik Leitung: UniversttStSmustsdir.Pros. Fried r. Brande- 14. Gewandhauskonzert Nach den im pressionistischen „Römischen Bron nen" Respighis im letzten Konzert brachten Kapell meister Furtwängler und sein treffliches Orchester -ieSmal ein deutsches Stimmungsbild, eine „Wald musik" von PaulGraener. Es scheint vor- wiegend den feierlich erhabenen Eindruck, den eine Landschaft von hoch aufstrebenden Baum riesen aus den Naturfreund ausübt, und die Ehrfurcht vor der mächtigen Schöpfung zu malen. Daß diese Musik nicht auf Deutung von Einzelheiten angewiesen ist — niemand wird das auch nach bloßem einmaligen Anhören ver langen —, daß sie sich also selbst Genüge leistet, ist ein gutes Zeichen für ihren inneren Wert. Sie kommt von der impressionistisch zerfließenden Art mancher späteren Werke Graeners erhediich ab, ist, wie immer vornehm wodern ohne Forcierung er funden und erfreut durch das Bekenntnis zu weit- doalger echter Melodie. Die klangschöne Wieder gabe trug nicht wenig zu dem Erfolge bei, der den erst zögernden Tondichter wiederholt zu denken nötigte. Die Symphonie deS Abends, Mendelssohns dritte, führt in schottische Landschaft und Volks leben. Von neuem wurde sich der wirklich musi kalische Hörer über die Haltlosigkeit des Märchens vom „verblaßten und verstaubten" Mendelssohn klar, weidete sich an seiner Musizierfreud«, seiner glücklichen Erfindung und glänzenden Meisterschaft über Orchesterlechnik und äußere Form. Das sym phonische Gegenstück zur (Heuer auch schon ge spielten) Hebriden-Ouvertüre kam mit schöner Ein fühlung in ihre romantisch« und nationale Art prächtig heraus. Ein erster Meister seines TonwerkzeugeS, Prof. Earl Flesch, wirkte als Solist mit edlem Ton und vollendeter Technik; ein echter Hoherprlester seiner Kunst gilt ihm aber die rein technische Wirkung nichts: wendet sogar an die stark zurück- tretenden virtuosen Stellen deS Werket durch absichtliche Zurückhaltung der Zeitmaße wenlger Effekte alfi üblich; versenkt sich allein mit qesonderer Betonung deS „Apollinischen" tn seinen glück- spendenden Gehalt. Der Leistung b«S Dirigenten, di« den künstlerischen Abfichte» des Geigers auf feinst« nachsplftle, verdient «och kesondert gedacht zu werden. M. 8orur«dea6» öeo 2. kedriuu» kür riie kernauÜatze Gefängnis und fünf Jahren Ehrverlust unter An rechnung von sieben Monaten Untersuchungshaft. Der Angeklagte Franke wurde zu enem Jahre Ge fängnis verurteilt. Sch« Die Maffeuvergiftuua i» Freie moakde. Wie zu den Fleischvergiftungen in Freienwalde ge meldet wird. umrden del der Obduktion der Letcken Paratyphutdazillen festgeftellt, die wahr scheinlich den Tod herbeigeführt haben. Gegen de« Roßschlüchter, der das von den Vergifteten ge nossene Pferdefleisch verkauft hat, ist di« Vorunter, suchuna eröffnet worden. Die Zahl der Erkronkun- gen ist auf 323 gestiegen. Spend« aut Badendach. Di« Stadkgemeinde Bodendach k B. hat za« Zeichen ihrer Teil nahme an dem Schicksal der hartgepvüsten Deutschen Republik zur Linderung der Rot eine Million Mark für die notleHenden Kinder Sachsens gespendet. Ministerpräsident Buck hak der Etadtgemetnde für diesen Beweis werktätigen Mitgefühl- -en Dank der sächsischen Regierung ausgesprochen. Rückkehr einet Verschollenen. Ein Sohn des Polizeldieners Haßler in Bodman (Baden) war seit dem Kriege spurlos verschwunden und ist für tot erklärt worden. Die Frau des Verschollenen hat sich inzwischen wieder verheiratet. Nun tauchte in Bodman ein Mann auf, der behauptete, der ver schollene Haßler zu sein. Er sei auS Algaer mit den auf einen Hamburger Kaufmann lautenden Papieren geflüchtet und über Holland nach Deutschland ge- kommen. Niemand in Bodman will den Mann al ben Verschollenen erkennen, auch seine frühere Frau und die Eltern nicht. Ein Bruder des Ver schollenen ist jetzt mit dem Fremdling nach Stuttgart gefahren, wo dieser die richtigen ihn legitimierenden Papiere in seinem Koffer verwahrt haben will. Nach der Aussage des au- Stuttgart allein zurückgckehr- ten Begleiters scheint eL sich zu bestätigen, daß der Zurückzckehrke tatsächlich der seit 8 Jahren Ver schollene ist. Der Geiztenfel. In M ü n ch e n ist di« 56jährige Witwe des Anfang Januar verstorbenen General- oderarzte- a. D. Baudrexl vom Untersuchungsrichter unter dem Verdacht verhaftet worden, auS Geiz den Erschöpfai^stvd ihre- unterernährten und von ihr überdies mißhandelten 7ttjährigen Gatten herbei- geführt zu haben. Sie wird der Körperverletzung mit nachgctolgtem Tod beschuldigt. Vie Zukunft des „Luna-Parkes" Gntaeacn früheren Adsicktcn wirv eine der beliebtesten ErbolnnaSstätten in der näckyten Umgcvnna Leipzigs nicht der Ändustri« dienstbar gemacht werden, sondern dem ursprünglochcn Zweck erhalten bleiben. Und nicht nur dies, sondern cs werden auch Vorberettungcn zu einem wetteren Ausbau getrosten. Wie wir vcrctrs mtttcitten. hat die Lnna-Park-G. m. b. H. Direktor Fern, Rosen, der durch seine frühere Tätigkeit als Kabarettist bestens bekannt ist, mit der Leitung des gesamten Unternehmen- beauftragt. Zu nächst acpenkl Direktor Rosen sich besonders der Pflege des vornehmen ckcsellsän>stSl»aLeS zu widmen, liunfrrg werden jeden Sonnabelch im Grasten Festtaal vornehme «heiellschattSbälle stattsinden. di« sich durch geschmackvolle» Arrangement, gute Musik und eingessigtc künstle», rische Darbietungen vom Herkömmlichen vor- Icittxttt unterscheiden sollen. An Neueinrichtungen sei zuerst die bequem« geräumige Wcinterrassc «rwäbnt. «ms der Weinnischen eingebaut werdcu. Sie ist vornehm ausgcstattct und gewinnt durch ihre csscktvolle Bcleuchüung. TaS Puppcnstüvchen. von dem aikS man einen Uüberblick über den Park mit allen seinen Anlagen und Gebäuden dat. das Tiroierzimmer, das- für viele ein angenehmer AusenIhaltSort sein wird, tveil eS hier gute Biere gürt, und die Wcindiclc wirken intim und anhermclnd. nicht zuletzt durch ihre archiiekio- nischc vorbildlich« Anlage, .gliche und Keller werden daö Beste viotrn. Ferd. Lrommer. den trübere Geschäfts' sichrer von .Park McuSdors'. wird bemüht sein, den «Lüsten auch in dieser Hinsicht mancherlei Genüsse zu ver- schassen. Zrn Tanz-Palast werden nach wie vor die bekannten Sonntagsbälle abgehalten. Der ErSsfiumaSball, der am Sonnabend. 8. Februar, tm Groben Festsaale stattftndet dürste ein Sr-tgniS wer den Der Reinertrag Vieser Veranstaltung kommt der Rhein- und Ruhrspende zugute. VorauSstchllich« Witterung am Sonnabend, 3. Febr. Wechselnd bewölkt, zeitweise authcrternd. etwas kühler, ohne «rhcbiiche Niederschläge. Der Nachtragsetat vom Reichstage genehmigt »r«ttt»«rt»i ««»«««« v«rtt,e, «chrtttlet«»», Berlin, 1. Februar. Di« Tagesordnung der DonnerstagSsthang des Reichstages war so umfangreich, daß zwei Sitzungen zur Erledigung der vvrgenommenen Arbeiten not- wenidtg waren. Rach dem Zusammentritt de- Hause« gedachte Präsident Loebe mit den Worten herzlich« Anteilnahme der Opfer de- schweren Sroben- unglück« in Oderschlesie» und ihrer Hinter- dliebenen, und das Haus ehrte dl« Loten in dec üblichen Form. Dann wurden in schneller Arbeit das oberschtesische Bergwerksabkommen in zweiter und dritter Lesung, sowie das Gesetz über di« Rücklagen bet den Berufs genossenschaften erledigt. Hierauf begann di« erste Lesung deS 10. Nachtrages zum Reichs- haltSplane für 1922, der Bestimmungen ent- hält über di« weitere Erhöhung der Beamten gehälter, sowie den ReichSfinanzmlnister er mächtigt, für Zweck« der VoikSernährung bi- zu 1500 Milliarden Schahanweisungen neu aus zufertigen. ferner zur vorübergehenden Ver stärkung der ordentlichen Betriebsmittel der ReichS- tzaupkkafs« bis zu weiteren 2000 Milliarden Mark Schahanwelsungen auSzugeben und zur Bestreitung der durch di« Vertrags- und völkerrechtswidrigen Maßnahmen der französischen und der belgischen Re gierung entstehenden Ausgaben dis zu 500 Milliarden Mark eine Anleihe aufzunehmen. Der Nachtrag wurde sofort dem Haus Haltungsau Sschuß überwiesen, der noch im Laufe des NachmibagS an das Plenmn zurückrerchen sollte. Dann wurde eine Pause ein- geteilt. Noch 3 Uhr begann die zweite Sitzung. Der An- trag, die Tätigkeit der Jugendämter auf Ver einigungen, die sich mit Jugendpflege beschäftigen, zu übertragen, wurde in namentlicher Abstimmung mit 176 gegen 165 Stimmen der Rechten und des Zen trums abgelehnt. Im übrigen die Vorlage gemäß der Ausschußfassunll angenommen. Der auS dem Ausschuß zurückgekehrte Nach- IragSetat wurde dann ohne Debatte in zweiter und dritter Lesung genehmigt. Das Hans ver tagte die Beratung deS Etats des Reichspräsidenten und deS Reichskanzlers, sowie die Aussprache über den bäurischen Ausnahmezustand ans Freitag nach mittag 2 Uhr. Die bayrische Negierung verteidigt sich München, 1. Februar. Im StaakShanshafts-AuSschuß des Landtages legte heute Ministerpräsident Dr. v. Knilltng die Gründe für die Verhängung deS Ausnahme zustandes in München dar. Der Minister er klärte. di« nationalsozialistisch« Bewegung sei sett längerer Zett in ein für die öffentlich« Ordnung ge fährliches Fahrwasser geraten, wie bi« verschiedenen nationalsozialistischen Ausschreitungen, Demvustra- tlonen und die an Lan' ^iedenSbrnch grenzenden Kundgebungen vor dem .^oiel Grünwald bewiesen hätten. Märe der Ausnahme,Mstcmd nicht verhängt worden, so hätten die geringsten Zufälligkeiten An- laß zu einem verderblichen Auffiackern des Brandes geben können. Die Auffassung, als ob Hitler schließ lich allcS erreicht hob«, sei unrichtig. Gänzlich vn- gerechtfertigt sei eS, wenn di« ganze Schuld an der Verhängung de- Ausnahmezustandes auf den Minister deS Innern abgeladen und sein Rücktritt gefordert werde. Der Minister d«S Innern könne wegen der Geschehnisse nicht belastet werden. Die Aussprache über die Erklärung war teil weise außerordentlich lebhaft. Schließlich wurde ein Antrag der Bayrischen VoikSpartei angenommen, daß der Ausschuß die Erklärungen der Regierung Aus den Nonzertsälen Fräulein Käte W i ß und Herr Willy Renner brachten an Neuheit sür zwei Klaviere Renners Variationen über ein altdeutsches Volkslied op. 14, ein nicht sonderlich dankbar, zum Teil in der über wundenen Art Llsztscher Lledtraisskriptionen ge schriebenes Stück, dem die bekannte Melodie „Mai käfer flieg!" zugrunde gelegt ist, neben dem tn einer der freien Variationen ohne inneren Zusammenhang plötzlich „Ein Männlein steht im Walde" austauch». Die technisch ausgezeichnete Wiedergabe zeigt« wohl tn den Grundzügen Einigkeit in Auffassung und Aus legung, ließ aber bei Feinheiien doch noch kleine Unter schiede in der rhythmischen Gestaltung hervortrelen, wie auch einzelne Stellen noch nicht in der wünschens wert klanglichen Ausgeglichenheit (bedingt durch Hervor- oder Zurücktreten deS einen oder anderen Spielers) dargeboten wurden. — Lonrad An sorg« wurde tn seinem Klavierabende, der erfreulicher- weise ausverkaufk war, nach Verdienst gefeiert. Der nunmehr im 61. Lebensjahr stehend« einstige Lisztschüler spielte ausschließlich Beethoven, und zwar neben den daS technische Moment in den Vordergrund stellenden „Promeiheus-Variaiionen" wohlbekannte, doch geistig besonders gehaltvolle Sonaten. Er tat dies mit tiefem Eingehen auf die Eigenart der einzelnen Werke, mlt, musikalischem Geschmack und lebhaftem Empfinden. Wenn auch — rein virtuos betrachlet — dies« oder jene Stelle von anderen Spielern noch glänzender, feingeschliffener htngestellt wird, di« Pathötique-Sonate in ihrem ersten Satze noch mehr Größe und Leidenschaft ver trägt, so nahm man doch den erhebenden Gesamt eindruck mit hinweg, wieder einmal einem großen Vorlragskünstler begegnet zu sein. Im Zentralkheater bereitete ein« international« Hörerschaft der Cellistin Judith Bokor stürmische Triumphe. In der Tat, hier pulst musikalisches Vollblut! Di« Künstlerin, der ein herrliches Instru- ment zur Verfügung steht, ist bereits seit ihrem Auftreten im Gewandhaus« hier rühmlichst bekannt. Ihr Vortrag, durch und durch musikalisch, seelenvoll beflügelt und technisch von hoher Brillanz, nimmt unbedingt gefangen und adelt selbst leer« Virtuosen stücke, nach denen nun einmal «in Teil des Publi kums verlangt. Ein starke- Temperament regierte dl« Wiedergabe der Ariosttschen Sonate, wie da« Haydn-Konzert. Der satte Ton in seiner starken Körperlichkeit kam auch den kleineren Stücken zu gute, über denen zum Teil der Schatten slawischer Schueermitt lagerte. Der Liederabend, ben DtAsckrt* »on lte* proeben veranstaltete, hinterließ einen zwie spältigen Eindruck. ES sei gern fostgestellt, baß die Sängerin sich um den geistigen Gehalt der Lieder ehrlich bemühte. Aber Material und Technik reichen nicht auS. Die Stimme klingt im Piano belegt und trägt nur bei betonten, vollen und langgehaitenen Vokalen, weswegen man dann den ganzen Abend nur dauernd wiederholte Schweller hörte, während L!e unbetonten Silben und die Konsonanten fast ganz unterdrückt wurden. — . -L- Auf dem Zettel der fünften Kammermusik kn Ge wandhaus fand man zwei Tonseher verzeichnet, die hr Bedeuten steS in der sinfonischen Gattung g«g e Haden: Brucnner mit dem F-Dur-Streza-quurteü und Tschaikowsky mit dem Quartett in ES-Moll. Von beiden sprengt der erste — formal und inhalt lich — am meisten die kammermustkalischen Fesseln; dem anderen wußte unser treffliches Quartett, wenig stens so weit ich mir daS zweite Werk trotz -er un mäßigen Länge des Abends anhörte, am meisten gerecht zu werden. Im Quintett, das durchgängig von echt Brucknerschem Empfinden — Einsalt des Ge mütes, Frömm gkeit und Musizierseligkeit — ge tragen ist. wirkte Herr R. Lindner als Gast an der 2. Bratsche Gesänge von Schubert und H. Wolf szwei Komponisten, die übrigens im Grund« nicht« miteinander zu tun haben) vermittelte mit sorg- fältlger pianistischer Unterstützung Herrn Ramins der Düsseldorfer Baßbaritvn Herr A. Stephani; ein wirklicher Konzertsänger von sicherster Beherrschung seiner Stimme und reifer Gestaltungskunst. -n- A»S der Musikwelt. Lonrad Freys«, -er Dirokior des Collegium musicum tn Eisenach, wurde vom Ausschuß -er Neuen Deutschen Dach gesellschaft zum KustoS des dorTigen Bach- Hauses ernannt. — Der Tonkünstler-Ver ein macht sein Publikum mit ftnigen Routzetten bekannt, von denen wohl P. Graeners WShelm. Raabe-Musik für Klavier besonders interessierte. Dieser duftigen Tonpoeste wurde Herrn WeinreSchs meisterlicher Vortrag vollkommen gerecht. Die Variationen Iwan Langstroth- für Violine and Kla- vier, denen ein Thema von Florlllo zugrunde liegt, find ebemfalls »Ine tüchtige, nur zu breit ausgvspon- nene Arbeit, um -le sich di« Damen Hellwig und Krieger-Isaac verdient machten. Ferner gab es eure An,zahl guter Lieder zu hören, dl« der Komponist Hans Herwig beglottete. De» nicht sehr unterschied- ltchen Ausdrucks wegen wäre es vortesttzast gewesen. I diese Lyrik auf zwei Gruppen zu verteilen, anstatt billigt. Anträge der Sozialdemokraten und der Demokraten, die die Aufhebung des Belagerungs zustandes verlangten, wurden adgelehnl. Vie Revision im Thysienprozeh verworfen a»»»n«r»v«hlder»»ldt» retp»tgeer«geblatt tz Mat»), 1. Februar. Die »o» Fritz Thyssen und de» übrigen Ruhr- industriellen «ingclegte Revision gegen bas Urteil be- französische» Kriegsgericht« tp heute von dem Revistousgericht beim Geaeralstab der französischen Rheiaarmee zarllckgewiesen worden. Vie 0 vurad 6i bllttoi» ckor < ckäusttie ruae er-L ckurod ch« rabiat« jp» < tjff Lsvonch kroSuktiove» »tlai» «jaä i InlZväckrvä» der oe- fie zu häufen. Frau Hähnel-Zuleger vermittelte die Neuheiten geschickt. Schade, daß ihrer Stimme der eigentliche sinnliche Reiz fehlt. — Mark Roland, der Komponist der FriedericuS Rex-Musik, schreibt die Musik zu dem Anfang Februar zur Urauf führung gelangenden Filmwerk ^llt Heidelberg" nach dem Schauspiel von Meyer-Förster. — Von der SkaatSoper in Berlin wurde Rimsky Kor- sakof Oper ^D e r g olden« Hahn" (Ver- zur Ur- die kom- Lntent^Ulttmatum an Litauen Pari«, 1. Februar. Dte Bokschafterkrmferenz hat tn ihrer gestrigen Sitzung beschlossen, der litauischen Regierung ein Ultimatum zu senden, in dem diese aufgefordett wird, die litauischen Aufständischen von Memel innerhalb einer Frist von sieben Tagen zurückzurufen. Rntifranzösische Ausschreitungen König«b«rg, 1. Februar. Die Vorfälle im Ruhrgebiet haben auch in Ost preußen Demonstrationen gegen dte Ententekomm s- siou veranlaßt. Am Mittwoch abend zog eine riesige Menschenmenge vor daS Hotel, in dem die Mit glieder der Ententekommlflion untergebracht sind. Unter -em Gesänge vaterländischer Lieder ver- suchte die Menge das Zentralhotel zu stürmen. Nur mit Müh« gelang eS der Pol.zei, da« Eindringen tn das Hotel zu verhindern. Heute mittag wurde ein Automobil mit einigen Offi zieren der Entenkekommission, daS zum Oberpräsi denten fahren wollte, um Schutz zu erbitten, von Studenten angehalten. Ein Französe er hielt einen heftigen Stockhiebüder -en Kopf. Der Oberpräsidenk hat eine Kundgebung erlassen, die zur Rahe and Ordnung mahnt, Vertagung -er politischen Debatte in -er französischen ttamrner Pari«, 1. Februar. Die Kammer beschloß heute auf Ersuchen Poin- cartt mit 485 gegen 81 Stimmen, die Erörterung der Interpellationen über dte auswärtige Politik bis auf weiteres za vertagen. Ur sprünglich war der Beginn der Debatte auf morgen anbevwaml. Poincarä begründete sein Vertagungs ersuchen damit, daß man die Regierung in Ruhe ihre friedliche Aktion zur Erlangung von Reparations zahlungen fortsetzen lassen möge. venesch erkennt Lie -eutschen Neparationsleiftrrngen an Eigener Dr«-t»ertchtde« Letp-tserTagebkaiteS Prag, 1. Februar Ja der gestrigen Sitzung des AußenauSschusseS boarrkwortebe Außenminister Dr. Bene sch einige an ihn gerichtete Fragen bezüglich seiner Erklärung über dte politische Lage. Dr. Benesch sagte dabei: «Ich erkenne gern alles an, was Deutschkmd bisher geleistet hat. Namentlich muß man den Mut der dänischen Politiker bewundern, die in der schweren Lag«, in der sich Deutschland befunden hat, w-Wig»,, stenS daS durchgeführt haben, was geleistet werden konnte. Leider war die- nicht genug. Ich gebe zu, daß «S tm lebenswichtigsten Interesse der Tschccho- flooxiket läge, wenn Frankreich sich mit Deutschland einigen würde. Die Erzielung eines solche« Einver ständnisses würde unstrelttg «inen riesigen Vorteil für alle Völker der kfchechoflvwakischen Republik bebeuten. Gs ist jedoch fraglich, wie man dagu ge langen kann. , lag P. Jürgenson-Rob. Forberg, Leipzig) aufführung in deutjcher Sprache für wende Spielzeit erworben. .Kkurg und Eros", der zweite Band sammelten Schriften von PaulBekker, dem be kannten früheren Rdustkkrttiker der Frankfurter Zeitung, ist bei Schuster L Löffler (Deutsche Herlangsanstalt, Stuttgart) erschienen. Das Kritische tritt hier, im Gegensätze zum ersten Bande, den .Kritischen Zeitbildern', tn den Hintergrund. Die im zwriten Bande gesammelten Lülfsähe üb r Werke, Bühne und Publikum, Menschen und Ideen wollen .in irgendeiner Beziehung posttve, charcik- » teristisch« Beiträge zum künstlerischen Leben der Gegenwart geben'. Wie alles, was von Bekkers Feder stammt, reich« Anregungen bietet, so fesseln diese Aufsätze auch noch an solchen Stellen, wo M'n anderer Meinung ist: sehr erfreulich ist es auch, daß . er dort, wo er abkhnt oder ongreist, den Ton ein:S vornehmen Schriftstellers wahrt. —N— «Die Philosophie der Musik' von Kant bis Ed. ». Haftmann von Paul Moos, dem b - deiftendsten modernen Erforscher der Musikästhetik, ist soeben, wesentlich umgearkfttet, erweitert un vertieft, 20 Jahre nach der ersten, in zweiter Auflage bet Schuster L Löffler fDeutsche Verlags anstalt in Stuttgart) erschienen. DaS Werk, ein starker Band von gegen 700 Seiten, verbindet eine wohltuend sachlich« Darstellung mit be- umndenrngswürdiger liebeftegenheik über -eis reichem, Stoff und Selbständigkeit des Urteils. Heber die Gelehrtenanqelegenhelt hinaus ist der Gegenstand dem Verfasser aber offenbar Herzens sache gewesen, und so entbehrt daS Werk denn, soweit bet so abstrakter Wissenschaft möglich, der inner« Wärme nickt. Diese Philosophie der Musik, «in bleibende« Zeugnis für den deutschen Idealismus auch tn der Nachkriegszeit, wird im Bücherregal jede« ernsten Musikers und Musik- freundes, der nach Erkenntnis deS Innersten und Geistigen seiner Kunst strebt, an der am leichtesten erreichbaren Stelle stehen müssen. Der Verlag hat ihr eine dvrchaull würdige Ausstattung ge geben. . , , —N— 6«v»u u Li*«rM<lu«t, ISIS «da» 1! nirä « 192! risrt dudon. kbor vock ä »ko» »mos < uv». , ei »vuvr Ix>kowvUvb Loostruktt« imm, ä«L ö lrwü »io A, ä»r ftaackvk kÄnobukrim stdruox rftoäoo»- , äouteek» vi vollem, ch«ellvrr«UL kLNLtz d« I isistunx s 156 ^bsr «j 6er Ludrrm sj» rmr HuS «-«oprockut Lrjex» üvr äia .^usu»d <i«a ; r nel s b«udt «ut i« Ivluuck t waä, «ui < lxft« eriuca iaäaotft» » «ftmdvvbor vHftvuvft«, ! 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