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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.02.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192302041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230204
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-02
- Tag 1923-02-04
-
Monat
1923-02
-
Jahr
1923
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Lelpriger Tageblatt unä »Laäersrettaag 8oantsg, <1ea Besetzung des Wuppertaler Eigener Drahldrrtch, de» Letpziaer Tageblette» Ess*«, 3. Februar. Wie angekündigt, ist nunmehr aach die Stadl Vohwinkel auf der Strecke Essen—Eldcr'.eld durch sranzösische Infanterie und Kavallerie Ke setzt worden. Die Besciumg ist m« der Aufaug der Wuppertaldesetzung, die von ettrem «rollende« neaen elsässischen Armeekorps vorgenommen werde« *soll. Cs verlautet, daß am 4. Februar die Besetzung Elberfelds vorgesehen ist, anschließend sollen Barme«, Hagen. Ilnna und Hamm nächste Woche besetzt werden. Ja der Ingenieur-Kommission solle« «gebtlch Disferenzen «M standen sein. Eln hervorragendes Mitglied der Mission. Bro«, ei« Schwager Lou- cheurs, ist plötzlich auf die Nachricht von der Anter- stellaug der Mission unter den Befehl Degouttes hi« aach Paris abgereist. Schletzlusttge Posten Eigener Dravlberichtdes Leipziger Tageblatt«» Bochum, 3. Februar. Im Stadtteil Brenschede wurde in der Nachk gegen 12 Uhr die Familie Nomberg plötzlich durch Maschinengewehrfeuer erschreckt. Gleich darauf schlug auch schon ein Schutz durch das Fenster des Nebenzimmers, drang durch die Wan- ins Wohnzimmer und prallte an der gegenüberliegenden Wand über dem Sitze der Tochter ab. Ein zweiter Schutz drang inS Obergeschoß- Er Kain gleichfalls durchs Fenster, und das Geschoß blieb im Hlur liegen. Die Schüsse hat ein französischer Posten abgegeben, der vor dem Hause stand. Die Straße war voll ständig ruhig. Der Posten soll jedoch behauptet haben, es wäre ein Schuß gefallen. 3u früh entlassen ««-euer Drohlderiqi de» Leipziger rageplaii«, Esten. 3. Februar. Die Schießerei, die am Freitag in einem Straßen- bahnwagen in Oberhausen von belgischen Soldaten veranstaltet wurde und einem Essener Schuhmacher meister das Leben kostete, hat in Arbeiterkreisen große Erregung hervorgerusen. Die Schufwollzei konnte die beiden Täter nur mit Mühe vor der Entnüstung der Menge schützen und nach der Wach« bringen. Bon dort aus ist die französische Militär behörde benachrichtigt worden. die dann di« beiden Revolverhelden abholte. Es ist sehr bedauerlich, -atz die unteren Polizei organe auf eigene Faust gehandelt und die Belgier abgeliefert haben, weil dieser Fall geeignet gewesen wär«, einmal die Rechtslage klarzulegen. Wenn die beiden belgischen Soldaten als Privatpersonen die Straßenbahn benutzten (sie befanden sich auf einer Vergnügungsreise nach Essen), dann hätten sie un- bedingt vor ein deutsches Gericht gehört. Nur wenn eine vollkommen« Okkupation des RuhrgebietcS durch die Belgier un- Franzosen festgestellt worden . wär«, hätte das fremde Kriegsgericht in Anwendung Akommen können. Die Gelegenheit, das scstzustellen, ist nun leider verpaßt worden. U ' Verschlechterung -er Verkehrslags Siseuer Draht»,richt de» Leipziger Tageblattes Este«. 3. Februar Dir Post-, Telegraphen, un- Fernsprechoerhälk. nist« im Nuhrbezirk gestalten sich unter der Ein- Wirkung der Besetzung immer schwieriger. Beson ders Essen, der wirtschaftliche Mittelpunkt -es Rohr- reviers, hat unter -en Störungen, denen namentlich der Fernsprechverkehr Lurch das Eingreifen der fran. zöstschen Besatzungstruppen ausgesetzt ist, erheblich zu lei-en. Obwohl di« Postbeamten ihren Dienst gestern wieder ausgenommen haben, ist der Fernsprech verkehr von Essen mit fast allen großen Plätzen im Reich so gut wie vollständig unterbunden, weil die Franzosen mehr alb 100 Leitungen beschlagnahmt haben. . Die Berkehrslage der Eisenbahn hat sich gegenüber gestern verschlechtert. Die Beibindui g über Hei deck« ist seit gestern abend unterbunden, well die Beamten sich geweigert haben, einen fran- zöstschen Revers zu unterschreiben, in -em sie rxrpflichlen sollten, nur französischen Befehlen zu ge- horchen. Die Franzosen t-aben den Bahnhof besetzt. Dasselbe gilt für Hengstei. An Eisenbahn- -irckttonsbezirk Ludwlgthafe n/Nhcin fahren die Franzosen erneut wilde Züge. Unter Len Eisen- bohnern herrscht darüber eine starke Erregung. In Koblenz wurde wegen der Entgleisungen im Kob- lenzcr Bahnhof der Ingeiheincr Slationsooriieber, dcr für verantwortlich erklärt wurde, von den Jrgn- zosen verhaftet. Er soll vor ein Kriegsgericht gesteht werden. Neu eingerichtet wurde eine scharfe Kon trolle der Zechen bahnen, um eine Kohl««- ausfuhr inS unbesetzte Gebiet zu verhindern. Erfolglose Vestechungrversuche Düfs«l-oef, 3. Februar. Die Besatzungbehörden versuchen, deutsche Ar beiter anzmoerben, um Kohlen in die Kanalkähne zu kippen und von den Halden forlzuschaffen. Sie bieten dafür einen Tagelohn von 50 000 Bis jetzt haben sich deutsche Arbeiter dazu nicht l bereitfinden lallen. Maßnahmen g-g.» Wirtschaftskrise vesprechungen im sächsischen Arbeitsministerium Drahtbericht unserer Dresdner rchriftleitun» Dresden, 3. Februar. Im Arbeit-Ministerium fand eine Besprechung statt über die unheilvollen Einwirkungen der gegen wärtigen schweren Wirtschaftskrise auf den Arbeits markt und über die Mittel zu ihrer Bekämpfung. Auf dieser Besprechung waren neben den in erster Linie beteiligten Staatsbehörden — insbesondere das Wirtschaft-Ministerium, da- Landesaml für Arbeits vermittlung und den Demobilmachungskommissaren sowie dem Borstand der sächsischen Bezirksverbände, den Handels- und ewerbekammern und -em Landes kulturrat — alle führenden Arbeitgeber- und Arbeit- nehmerorganlsatione« des Landes vertreten. Arbeit-Minister Ri st au eröffnete die De- sprechung mit einem eindringlichen Hinweis darauf, baß die schwere Krise, die mit der Besetzung deS RuhrgebieleS über unser schon so schwer danieder liegendes Wirtschaftsleben hereingebrochen sei. nur überwunden werden könne, wenn die Arbeit im un besetzten Gebiet mit allen Kräften weitergeführt werde. Wie schwierig sich die Lage -er Arbeit nehmer schon jetzt gestaltet habe, zei«'' °b darin, daß in Sachsen gegenwärtig, von den übrigen Arbeits losen abgesehen, etwa 60 000 Arbeitsuchende zu verzeichnen seien, und diese Zahl wachse in ge- waltig steigendem Maße. Die Arbeitgeberschaft müste sich Las Ziel setzen, der werktätigen Be völkerung die Arbeitsmöglichkeit zu erhalten und dabei auch insbesondere den gesetzlichen Vorschriften über Arbeitsstreckung, über die Befugnisse der Be triebsräte bei Arbeiterentlassungen un- über die Rücknahmen gegenüber Betriebsabbrüchen und Stlllcgungen bereitwillig enlsprechen. Die Regie rung, namentlich das Wirtsci>aftS- und Arbeits- ministerium, würden selbstverständlich ihrerseits alles nur irgend mögliche tun, um dos Wirtschaftsleben zu stützen un- die Not der Bevölkerung zu mildern, setzte:eS namentlich durch Erteilung von Notstands- avtträgen und durch Förderung von Notstands- arbeiten. In der Aussprache schlossen sich zunächst die Ver treter der Arbeitnehmer diesem Appell de- ArbeitS- MinisterS an. In -en Vordergrund wurde von ihnen die ErnährangSfrage gestellt, -le genügende Versorgung der Bevölkerung mit Nahrung-Mitteln zu erschwinglichen Preisen. Hierbei wandten sich die Arbeitnehmcrvertreter — teilweise in lebbafler Aus sprache mit den Vertretern -es LandeskulturvateK — nachdrücklichst an die Landwirtschaft. Diese habe in der Krieg-- un- Nachkriegszeit sehr verdient und müsse jetzt der Aligemenheit opferwillig helfen. Von seilen der Arbeitgeber wurden die Einzel fragen nicht näher behandelt, dafür aber auf -ie großen Schwierigkeiten hingewiesen,'mit denen die Industrie zu Kämpfen habe, insbesondere auf di« un- heilvolle Kreditnot und auf die besonderen Schädigungen, die einzetzle Industrien durch Maß- nahmen verschiedene,. A.t erlitten hatten. Zur E.undsragr der Besprechung wurde von Aroeit- geberseile erklärt, daß die Arbeitgeber von -<m Ernst der Lage und der gebieterischen Notwendigkeit, dir Arbeitnehmer mit atzen Mitteln an ihren Arbeitsstellen zu halten, durchdrungen seien. Ins- brMdcre müßt«« -ie Beiried« mit Hintan;etzung aller persönlichen Vorteile solange weitergeführ» werden, als es überhaupt erblich sei, ohne die S«- trievr selbst zu zerstören. Der Arbeit-Minister schloß die Besprechung mit dem Ausdruck der Genugtuung darüber, -aß A'-ert- grber und Arbeitnehmer festen Will«« zum Ausdruck gebraut hätten, in der gegenwl'.tigev schwierigen Kris« cvrch^uhaltea. Das Wirtschafts-Notgesetz Vom SleichSrat »mV ReichSwirtschaftSrat angenommen. Berti«, L. Februar. Dat Wirischaft-uotgesetz, -aS der Minister d«S Innere«, Oeser, g«fi«r» im Reichstag augekSa- digt hat, soll, wie wir hör««, vornehmlich di« wilde Spekulation, besonder- di« illegal« Deoiseu- sp«k«lall»n beschränke«. Di« Regierang glaubt, ucae, sehr wirksame Mittel hiergegen gefunden zu Hobe«, über der«» Natur natürlich «och nicht da- ge ringste verlautet, um Gegenmaßnahmen der Speku lation unmöglich za machen. Zugleich ist die Rede davon, Maßnahmen za treffen, am gewisse Machen schaften in der Press« zn bekämpfen. ES ist ausge fallen, daß einzelne, allerdings wenig bedeutende Preseorgaae durch Inhalt and Form größtenteils un verbürgter Nachrichten Börsenlreibereiea unterstützen. Die Regierung erwägt daher Schritt«, die aas ein« persönlich« Haltbarmachung der Verant wortlichen für di« Folgen solcher bewußte« Irres üh- ruvge» hiaauSlaasen. M« Regleroagloorschläge wolle« dieses Mal miiallerSchürfe «ad «ater Vermeidung halbe Maßnahmen de« Schädling«« drS deutschen Wirtschaftsleben» Müadvch za Leibe zu gehea. Dm Reich-rat hat den Entwarf der Regie rung zum Notgesetz bereit- einstimmig unter geringen Abänderungen angenommen, die zumeist eine Ver schärfung der vorgeschlagenen Bestimmungen bedeu ten. Ebenso billigte -er wirtschaft-politische Aus schuß deS vorläufigen NeichSwirtschafts- rates einstimmig den Entwurf, indem er erklärte, die vorgesehenen Strafen seien allgemein zu mild; besonder- di« Geldstrafen seien der Geldentwertung anzupassen. -- Zu den Gesetzentwürfen über den Handel mit edlen un- unedlen Metallen nahm der Ausschuß eine wesentliche Verschärfung der Bestim mungen vor, vor allem wurden -le Sperrfristen ver längert. Die abgeänderten Entwürfe wurden ange nommen. Morgenspazierfahrt Von ^rsnr siüoln«r (Die Geschichte spielt in einer schmutzigen allen Droschke um halb 5 Uhr morgens in der Etephanie- straße. Drinnen im Wagen sitzt ein Lump, droben auf dem Bock ein sehr zerlumpter, unrasierter Kutscher. Der Lurup taumelt jetzt aus einem Nacht kaffee, mit eingefallenen, gelben Warten. Ehe er nach Hause geht, will er im Stadtwäldchen noch frische Lust schöpfen. Deshalb nahm er einen -Wagen. Das Pferd trabt froh dahin.) Der Lump: Du, Kutscher, bist du arm? Der Kutscher: Jawohl, gnädiger Herr. (Wendet sich um.) (Pause.) Der Herr: Hast du eine Frau? Der Kutscher: Zwei. Dcr Herr: Bravo. Und Kinder? Der Kutscher: Von der einen drei, von der andren vier. Zusammen acht. Denn ich habe auch noch eines von früher her, als ich noch Gehilfe war. Der Herr: Bist du denn kein Kutscher? Der Kutscher: Nein, gnädiger Herr. Das Zeug gehört mir. Der Herr: Dieser Schmutz gehört dir? Urck avch dieses Pferdchen gehört dir, welche- diesen Schmutz zieht? Der Kutscher: Alles gehört mir. Ich Hobe vier Wagen und ajchi Pferde. Und zwei Omnibusse, für Begräbnisse. Und ich habe auch einen w«ißen Fiaker, in welchem vorne ein kleiner Glaskasten ist, für Kindersärge. Der Herr: Dann bist d« ja doch nicht arm, du unverschämter Mensch. Warum sagst da, daß du arm bist? Der Kutscher: 2n der Ufergasse habe ich ein HauS. Un- ein ieereü Grundstück habe ich auch. Ich bin kein Belker, nur ein armer Mann Dem man befiehlt, der ist ein armer Mann. (P«üe.) Der Herr: Sie, Ihr Pferd geht gut. Der Kutscher: Meines? Der Herr: Ja, das Ihre. Der Kutscher: Ich hab« nicht gleich ver standen, weil Sie mich plötzlich mit .Sie' ansprachen. Der Herr: Selbstverständlich sage Ich zu dir «Sie'h S« stad hi eck H«-Heni ««- Letch-n- bestattungsunternehmer. Hören Sie, ijch möchte mich gerne auf den Bock setzen und ein wenig kutschieren. Der Kutscher: Bitte. Der Herr: Man wird uns aber auslachen. Der Kutscher: Warum denn? Der Herr: Weil wir zu zweit auf dem Bock sitzen und im Wagen drinnen niemand. Dem läßt sich aber leicht adhelfen. Sie setzen sich hinein in den Wagen, als wären Sie der Herr und ich der Zerlumpte. Gut? (Der Wagen bleibt stehen. Der Kutscher fetzt sich hinein in ö«n Wagen, der Herr aber auf den Bock. Dann fahren st«. Der Herr haut kräftig aufL Pferd ein.) - Der Kutscher: Darf ich rauchen? Der Herr: Natürlich. Jetzt sind ja Sie -er Fahrgast. '-Wohin belieben Sie? Der Kutscher: Bis zum Wasserturm und zurück. Der Herr: Jawohl, gnädiger Herr. Hüho! (Er schlägt auf- Pferd ein. So fahren sie «ine Weile stumm dahin. Plötzlich spricht >m Wagen) Der Kutscher: Du, Kutscher, bist du reich? Der Herr: (dreht sich auf -em Bock um): Wie? Wat? Der Kutscher: Vorwärts schauen. Ich habe gefragt, ob Lu reich bist? Der Herr (zuckt di« Achseln): Ja. (Pause.) Der Kutscher: Hast du eine Frau? Der Herr: Dreiundzwanzig. Der Kutscher: Da- heißt schon was. Und Kinder? Der Herr: Kein einziges. Der Kutscher: Wat hast du also? Der Herr: Ich Hobe ein« weiße Hofe, acht Wechsel bei Kreditgnossenschaften, drei von meiner ersten Frau, »ler von der zweiten un- einen falschen Wechsel auf den Namen meines Großvater». Zu sammen acht. Ich hatte «in m-blierte- Zimmer in der Könlg-stroße, doch bat man mich von dort hinau»geworf«n, weil ich seit vier Monaten nicht die Mi«t« bezahlen kann. Eine Stelle habe ich nicht, heule habe ich meine silberne Zigarettendose ver- pfän-ei, von dem EriLS acht Flaschen Bier ge trunken und «in Gulden Ist mir noch geblieben, diesen hotte ich kür Sie bestimmt. Jetzt wollte ich meisie Hau-fra« bitten, daß ste »sich pur noch heut« zu Hause ßchlafen lasten soll. Ich dachte mir. Ich werde ein Daket Streichhölzer in einem Gla- Waster autGsen und austrinken, denn meinen Re volver habe ich verkauft. Wen« ich aber sehr schläfrig sein werde, trinke ich keine Streichhölzer, denn ich schlafe zu gerne. Ich werde -ie Lösung erst trinken, wenn ich aufwachen werde, denn immer, wenn ijch aufwache, ist mein Polster naß, weil ich im Schlaf mein verpfuschtes Lede« beweine. Ein Hund will ich aber sein, wenn lch einen Kreuzer für Phosphorstreichhölzer habe. Sie werden mir halt von dem Gulden einen Kreuzer zurückgeden. Der Kutscher: Mach keine Witze. Ist da-, was -v sprichst, auch wahr? Der Herr: Ja. Estst wahr. Daß ich -avon spreche, gehört zur Uebung. Ah fürchte auch immer weniger davor, ich werde vielleicht davon noch «ine Woche reden, dann werde »ch mich schon nicht mehr fürchten und es avSsühren. Ich werde ßhön, herr lich abgehen, adieu schöne Welt, ich werde mein Herz abstellen, wie eine Uhr. Sie verstehen -aS nicht, gnädiger Herr Kutscher, Sie haben noch nie mals nackt im Bette, den Revolver an» Herz ge preßt, geweint. DoS ist so schön, gnädiger Herr Kutscher, auS -en Augen strömen heH« Tränen, man -rückt -en Revolver fest an die Rippen, daß man vergißt, do- Wogengerastel draußen auf -er Straße zu hören, «S durchzucken «inen plöklljch die Leiden deS ganzen lumpigen Leben- und dann ist man rein, wie eine schöne Jungfrau. Da- verstehen Sie aber nicht, gnädiger Herr armer Mann, und übrigens habe ich ja meinen Revolver verkauft, um zum Rennen gehen Zu können. Ger Kutscher: Hast da keinen Verdienst? Der Herr: Rein, gnädiger Herr. Der Kutscher: Möchtest du zu mir «US Kutscher kommen? Der Herr: Und ob, gnädiger Herr. Mir ist «S einerlei, wenn ich nur Kost und Quartier habe, so lange die LehrlingSzeit währt. Der Kutscher: Du wirst i« Stall schlafen «nd zu Mittag mit an- essen, Nachtmahl bekommst du für siebzehn Kreuzer in -em kleinen MlrtShau- neben meinem Standplatz. Der Herr: Jawohl. Der Kutscher: Du nimmst also au? Der Herr: Ja. Kutscher; Da- Pfech heißt Vandi» A-gypter gegen polnearS Aus Kairo, 22. Januar, wird uns geschrieben^ In Aegypten sind im allgemeinen noch immer ziemliche Sympathien für Frankreich von früheren Zeiten her vorhanden, wie ja auch die französische Sprache in der Oberschicht der Bevölkerung noch immer eine Nolle spielt. In der Angelegenheit der Ru hr besetzung ober ist eine seilen« Einmütig keit in der Verurteilung -er Haltung Frankreichs zu beobachten. Das angesehenste englische Organ, dir Egyptian. Gazette, di« hier un- in Alexandrien erscheint, hat in der Neparationssrage von jeher einen sehr sach lichen Standpunkt eingenommen, und so versteht es sich von selbst, daß dieses Blatt die Besetzung des RuhraebietS durch Frankreich nachdrücklichst kriti siert. Dabei läßt sich das Blatt auch nicht durch -te französische Lüge einfangen, Frankreich zahle durch sein rücksichtsloses Vorgehen Deutschland jetzt nur da- heim, was ihm 1871s von Deutschland an getan worden sei. Im Gegenteil: die Lgyptian Ga zette sbellt ausdrücklich fest, daß im Gegensatz zu Frankreich- jetzigem Verhalten Bismarck nach dem gewonnenen'Kriege Klugheit und Mäßigung be wiesen habe, denn er habe die von Frankreich zu zahlende Kriegsentschä-tmmg auf einen Betrag fest gesetzt, den der Gegner auch wirklich zahlen konnte. WaS die arabische Presse Aegyptens onbe- langt, so wird von ihr ebenfalls -ie französisch: Zwangspolitik im Ruhrgebiet durchweg miß billigt. Die beiden arabischen Hauptorgane Mokattam an- Na-innil haben in wiederholten Artikeln sich mit der Angelegenheit beschäftigt und Frankreichs Haltung abgelehnk, ebenso hat die Zei tung Ahram sich gegen Frankreich gewandt. Dies ist um so beachtenswerter, als ja Frankreich wegen seiner bekannten Unterstützung der Kemalisten gegenwärtig in mohammedanischen Kreisen sich ziem lich starker Sympathien erfreut. Am stärksten werden diese französischen Sym- pothien sonst von der zaghlulistischen Zeitung Li- bert6 vertreten, denn einmal erscheint dieses Blatt tz, französischer Sprache un- zweitens ist es aus gesprochen nationalistisch-antienglisch. In diesem Blatte Hal nun kürzlich einsranzöstscher Mit arbeiter in einem Leitartikel .La politique srancaise -execution' gesagt: .Wenn Poincarä Erfolg hat, dann wird der Erfolg dieses Vorgehens die e i n- zige Entschuldigung für die französische Po litik sein.' Damit wird gesagt, daß der Verfasser -es Artikels als Opportunist zwar den Erfolg gelten lassen will, -aß er aber dos Vorgehen Poincaräs moralisch preisgibt. Dieser Satz ist also keine Entschuldigung, sondern eine Beschuldigung Poincar4s. Meine politische Nachrichten Der deutsche Botschafter Graf Brockdorff- Ra ntzau ist wieder in Moskau eingetroffen u"ü bat die Geschäfte -er Botschaft übernommen. es Der frühere bayerische Iustlzminister Heinrich Ritter v. Thele mann ist im Alter von 72 Jahre» gestorben. , Der Niederländische Frauenbund' für einen dauerhaften Frieden hat in einem Schreiben die Mitglieder -es gegenwärtig in Paris lagendcn Dvlkerdun-srates gebeten, eine Entschlie ßung anzonehmen, in der der Vötkerbundsmk seine Vermittlung in der Ruhr- und Reparalionssrage anbietet. -x- Der französische Franken Ist nach seinem schnellen Sinken nach -er Ruhrbesetzung auf unter ein Drittel seines Wertes her- «nkergegangen. Das bedeutet, daß die Währung des Siegerlandes nicht besser ist als diejenige des besiegten Deutschland zur Zeit deS Friedensschlusses im Sommer 1Ü1S. <- Zeit ist f> tz droh gar <? .Sie wird Wie hin intei ü «in« Tols .Mi Ma war nich! Ma zurrt Ma Wei Sic sehe < freu weil t i kau und 1t. ein mai Bei < des lan! veri Les« und So. nitz 1. t an Im Ne nek er Ge nisl stn Gr die täx -er gec W An ha rec ha Zu un UN N merke eS dir. Alles andere werde ich dir in der Afergasse zeigen. Der Herr: Da werde ich Sie also heute nicht bezahlen. Der Kutscher: Was heißt nicht zahlen. Für die erste halbe Stunde kommen mir fünfundsiebzig Kreuzer zu. So lange ich kutschierte. Jetzt brauest du schon nicht mehr zu zahlen. Ich brauche aber deinen Gulden nicht, behalte ihn dir. Ich werde dir die fünfundfledzig Kreuzer am Ersten lbom Lohn ab- ziehen. So wirst du dich wenigstens kmran erinnern, > -aß du einmal im Leben auch Fahrgast warst. Der Herr: Jawohl, gnädiger Herr. (Sie haben unterdessen -en Wasserturm umkreist und befinden sich nun wieder vor dem Künstlerhaus. Der Magen hält.) Der Herr: Wohin belieben Sie jetzt zu fahren? Nojch Hause? Ger Kutscher: Noch nicht. Ich muß noch zum Hoferhändler. Wenigstens wirst du willen, wo er wohnt. Fahren wir. Gcrberstraße zweiunovierzig. Schlaue aber nicht -a- Pferd» sonst stoße ich dich vom Bock hinunter. Der Herr: Jawohl, gnädiger Herr. Hüho! Bandl. lSie fahren weiter. Vor der Droschke fährt ein Milchwagen, mit zwei Frauen am Bock.) Der Herr (laut rufend): Hoooop! (Er weijcht regelrecht nach rechts aus, lächelt -en MilchweiLern zu und ist stolz, daß er lle überholt hat. Die Sonne scheint schon mit vollem Glanze und sie fahren munter durch di« Andrassystraße. Sie halten vor dem Hause d«S Getreidehändlert. Der Kutscher steigt au» -em Wagen.) Der Kutscher: Erwarte mich hter, ich komme gleich. Der Herr: Jawohl. Gnädiger Herr. (Er wartet, bis der Kutscher im Geschäft ver schwindet. Er blickt um sich. Gegenüber wir- eine Trafik aufaemacht. Er steigt vom Dock und geht in die Trafik. DI« Peitsche nimmt er, wie es sich für «inen vorsichtigen Kutscher geziemt, mit.) Die Trafikantin: Sie wünschen? Der Herr: Geben Sie mir ein Paket Streich hölzer, aber keine schwedischen, sondern PhoSphor- hölzer. (Hell klingt der Gulden, wie er ihn auf die Marmorplatte wirfkj A dc P< fa V w sr -< ri al A w ir L n C f, k ? L l i k < i ! i I i
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