Volltext Seite (XML)
8vLe 12 Mf, I.elpTiger 1'sgedlatt und NandelsLeituay Oer Mieter vom IV. Stock , Der unhstmliche Roman eines Hauses I4j Von e»M«r1n«» Soüuvin (Rackdruck verboten.) Das eben war ihr Vorzug: Sie wollte nichts, was sie nicht beherrschte, und da sie nichts be herrschte, griff sie kein Thema auf, war ganz Fassade und verinnerlichte diese Fassade durch ihr gütiges Schweigen. Wäre Frau Gertraude Fortmeyer um ein Weniges weniger schön gewesen, hätte ihr latentes Wesen sie nicht geziert. So aber schien sie über jede Kritik erhaben, sie schien Front gegen das Literatenhafte unserer Zelt zu machen, ja lehnte in ihrer Haltung den Geist mit Ueberlegenheit ab, der ihr dennoch hul digte... Eine Frau Generaldirektor, die jn der ersten Gesellschaft verkehrt, kaum zwanzig jährig, von unantastbarer Schönheit und Un nahbarkeit, dabei gehoben von der Intelligenz eines reifen, arrivierten Mannes, der seine Zeit beherrschte, scheint selbst der Herrschaft würdig. Auch die Damenwelt muhte zugeoen, daß die Frau Generaldirektor eines jener bestrickenden Wesen war, die keine andere Behauptung ihrer Persönlichkeit zu erbringen haben als dazuse'uu 11m dennoch aus die nicht vorhandene Psyche der Frau Gertraude einzugehen, so muh gesagt werden, daß sie sich vorderhand noch mit der Befriedigung begnügte, die der Applaus ihrer neuen Rolle ihr eintrug. Irgendwie war sie eine vielfach verschönerte', verjüngte Filiale, ihres trägen Onkels, der sie Konzentration und Verharren gelehrt hatte, und sie ahnte dumpf, daß die meisten Menschen sich dauernd in einem Anlaus verbrauchen und dann keine Schwung kraft mehr haben, wenn der Sprung wirklich zu nmchen ist. Glück ist eine Angelegenheit für unglückliche Leute. Der wahrhaft Glückliche muß eigentlich ein Tlhnunasloser des Glückes sein, einer, in dem das Glück als eine Vollendung sich spiegelt, der es nicht will oder weiß, sondern es dar stellt. In solcher Weile etwa war Frau Gertraude Fortmeyer glücklich. Sie sah sich geliebt, verwöhnt und geährt. So wohl der HauSarzt als auch der Onkel Mischner kamen deS öfteren, um sich vom Glück und Wohlbefinden der jungen Frau zu überzeugen. Kleinste Unpäßlichkeit seiner Richte versetzte Herrn Mischner in heftige Aufregung, ließ ihn Bestürzung durch die Wohnung trogen, ließ ihn mit hochrotem Kopfe und hängenden Backen Besorgnis gegen den überbürdeten General direktor maulen- daß sein Zuckerbrot irgendein Wehweh habe, erschreckte den dicken Mann sol chermaßen, dah er gleich dem Scvlagfluh nahe echauffiert war. Tatsächlich zeigte sein Herz in letzter Zeit erhebliche Eigenarten, was daher kam, daß Herr Mischner die Zinsen von den zwei Millionen redlich zu verspeisen suchte. Er wußte gar nicht, was alles Gute er sich noch antun könnte, um sich mit der Schlechtigkeit der Welt zu versöhnen. Er fuhr seinen Bauch in schaukelndem Einspänner durch die Sonne und dachte gerührt darüber nach, wie er das Schiff lein seines Lebens in gutem Hasen geborgen hatte. Seine Richte, die ehedem feiner Herab lassung noch zuweilen gewiß war, behandelte er jetzt als Frau Generaldirektor mit devoten Ge fühlen. Das gute Kind halte ihm Glück ge bracht! Er hatte es sich gleich gedacht, als er dieses Zuckerbrot einst dem mageren Haus halt seiner verwitweten Schwester entriß. Armut schändet nicht! Welch törichte Redensart. Freilich: Armut schändete — Ar mut machte die Menschen arm in ihrem Herzen, der Reichtum aber, und hier ließ Herr Mischner die Goldberloque auf seiner Weste springen, der Reichtum machte reich! Herr Mischner fühlte, daß er ein guter Mensch, ein edler Mensch, und dah er bereit war, irgendein Gutes auch für die leidende Menschheit, allerdings erst etwas später, zu tun. Er trug sich mit der Idee, nach seinem Tode irgendeine Stiftung zu machen, die seinem Namnen Ehre zollte, nur war er sich über die Branche seiner Wohltätigkeit noch nicht ganz im klaren. Vorderhand führten ihn seine milden Re gungen immer öfter in das Haus des General direktors, das ja das Haus seiner Nichte war, was er schwarz auf weiß besah. Hier fühlte er sich wohl. Hier war die -istlngierlG Atmo sphäre, die er brauchte, und in der langen Ab wesenheit deS Generaldirektors ftreckte er sich auf den Kanapees, nahm die Gebärde des Ge lähmten an und ließ sich von der Pauline be treuen. «Was macht denn eigentlich der Mieter vom vierten Stock?' fragte er einmal die Pauline, sich auf den seltsamen Mann besinnend, «iS er noch immer verrückt?' Die Pauline kramte sofort ihr Wissen aus. Seitdem sie ihre Position bei dem Generaldirek tor so stark befestigt hatte, zumal da ihr Herr jetzt Besitzer des Hauses war, fühlte auch sie sich als Hauseigentümer, da alle Anfragen an sie gelangten und auch sie am Ersten die Mieten entgegennahm. «Er war krank,' — und sich vertraulich zu Herrn Mischner neigend: «Der Herr General direktor will nicht, daß man hier in der Woh nung von ihm spricht — er will es nicht wegen der gnädigen Frau.' «Larifari — larifari,' knurrte gereizt Herr Mischner, der Einwendungen seines Schwieger sohnes in letzter Zeit Gewalt entgegensetzte. «Larifari!' sagte er wieder. Das wäre ja noch schöner, sollte er in seinem eigenen Hause, das heißt im Hause seiner eigenen Nichte, sich drein reden lassen! «Man sollt'n mal besuchen,' meinte er leicht hin, und die Stirne runzelnd, «'mal nach dem Rechten sehen, ob ihn nich die Motten fressen.' «Nee,' meinte die Pauline, «der klopft alles selber, die Betten hängt er jeden Morgen an die Sonne. Neulich hat er schon nm sechs Ahr in der Frühe geklopft, der Herr Ober-Steuer inspektor vom Dritten hat sich beschwert.' «Nee,' staunte der Dicke, ließ die Backen hängen und das Thema fallen. Auch das Fräulein im Parterre wohnte noch immer da. Sie hatte ein großes, schwarzes Schild anbringen lassen mit güldener Inschrift: Vornehm möblierte Zimmer mit Frühstück. Fräulein Amalie von Steglitz. Sie nahm jetzt 8onritsg, den 4. kebrusr nur noch solche Gäste auf, die ihr persönlich empfohlen waren. Sie hatte sich durchgesetzt und , war wühlerisch geworden. Aber der Frau Ge neraldirektor war sie nicht gut gesonnen. Denn die Frau Generaldirektor grüßte sie nicht, er wartete wohl vielleicht noch, daß sie sie zuerst grüßen sollte, rauschte an ihr vorbei — schien niemand und nichts zu sehen; und wie sie in hrem Auto saß: daß man ihr das Nichtstun nur o ansehen konnte! Eine ausgeputzte Puppe war le und nichts weiter. Leider konnte Fräulein von Steglitz ihr vorderhand sonst nichts nach- Frau Generaldirektor war an der ihr ent- gegengebrachten Sympathie oder Antipathie ziemlich schuldlos. Sie gab sich mit jener Re serve, die sie bei anderen für vornehm ansah, sie verhielt sich stets abwartend, das hatte der gute Onkel sie gelehrt. Die Mieter kannte ste nicht. Wohl sah sie zuweilen Menschen aus- und ein gehen, die sie schürf und neugierig musterten. Zog jemand den Hut, dann nickte sie, grüßte der andere nicht,' dann grüßte sie auch nicht. Onkel Mischner hatte ihr klar gemacht, sie habe es nicht mehr nölig. Rein gar nichts habe sie mehr nötig. Haßte Onkel Mischner diese Zeit, so war er gesonnen, sich in seiner Nichte an dieser Zeit zu rächen. Das Leben war betrügerisch. Aber Herrn Emil Mischner hatte es nicht betrügen können. Er hatte dem Leben in die Karten ge schaut und seinen Trumpf ausgespielt. -Der dicke Mann fühlte, dah alle jene hastigen Gau ner, die die Gegenwart als Herrscher aufwars, von ihm bezwungen waren und er ein Eiland des Friedens in seiner Brust errichtet hatte, das die anderen nicht mehr besaßen. tForisstzuim folgt.) Verantwortlich für den redaktionellen Teil (außer Handel): cshcsredakteur Dr. Xuri Schmidt: für Anzeigen: Hcinr. Balser; beide m Leipzig. - BcrliUk Dienst: Chekredak' nr Dr. Srich (?vertl,, Berlin, Ullsteinbaus. — Dresdner Dienst: Sstm LVelk, Dresden. Babelsberger- strafte 24. Fcrnshr. 31793. — Druck u. Verlag: Leipziger BerlaeSdrusterei. G. m. b. H.. Leipzig. Johannisgasse 8. Unverlangte Beitrlgr obne NÜ.rporto werden nicht ,u» rückgcsandt. Die vorliegende Ausgabe umfaßt IS Seiteu 0/77^ Mäuler aus 6er Verlobte i.elpr»L, sinmsr >927 MtVEEEEEEEEEEEEWEEEEEI ..4 vis Ovdirrt ibrsr losbUrr : - kteownrkt, ^etersklrehhak. I ei. I4.Z82. schüft lucbe ich «ine tüchtige , nsie VeMusmn <5sal. »'N» Idani Mucker I^eon Zinder vieles einritze äeutscke Ver8anäKlLtt 6er tsckecko- 3lozv2ki8cken Republik Netzt in rillen Orten d68 nGeümAkrSLrk - rckiLLkrSHSw InüustrSS- SsdSsrps, LIsvlskSZ unü Polen nuk. sür Prokura des Z/sr renevMner lekprkp, Lewer waöe s d 2 Lttstu/en vom Kmi-splak- welche selbständig arbeiten kann. gesucht, »riouuri-. Re fchS- strafte 4 ». 'krüuerkeisr mit üllseklieLsoäer Llnügekoruvx Üoäst dlcmiag, äso b. ä. ftl., nsckw. S vkr, Lsuptkspslls äss Lüäkrioäkokes statt. 2uge-i»ektsv vlumensckmuck dittsa rvir kütl. bei 6er vsoräiixuog»- »ULtalt vou Su»1»v IVIÜIIvr, dtattkLiliirekdor, »bLULvbso. Für mein Lprzlal. Wiilche- Geschäft Iiiwe ich «nie tüchttgc Z^u8kün!le, Voran8cNlÄtze, ln8erÄten'cLrike etc. Ko8ten1o8 äurcb die Verzvsltuntz der UNLl »SNrlTlLtzSZM vv-rdt rnrrn sm sickerten durck Zlnkünäitzuntzen in der WM" Als lernende Buchhalterin sucht Haustochter, 30 Jahre alt. mit guten Kenntnissen in der doppelten Buchfüh rung, Sicklung. Angebote unter » S Su» an d. c-rped. d. Leipziger Tageblattes, ZIiI!i!I!!!!!ii!ii!Ii!!!!!II!!I!IiIIII!!!!!!ii!!!!!I!!lI!lllliIllllIIIIllI!!ll!IIIH!!llIllIIÄIllIllINIII>llllIllllIlliM niit guten Branchckenntnissen. Gcfl. Offerten nur mit Bild. Zeugni-ao,christcn und GcdallS- ansprücheu erbeten an: Lrr-rlrr «rvustodt, Goelar am Harz. iw kgst vovsllästso 48. Vvdsnsjkidre. VsiprZx, dtaocüiell, vooäoo, Wissl>stäeo, Verlill. Vi'eoteU nS« ID, l. Ill tisker l'rausr Slrslkmsnn iw -lswso «Iler ttllltorbUvbsoell. „NorZenLeitung und sdandeishsatt" in Uäbr.-Ostrau. Metakfirma Mitteldeutschlands sucht LLigell kocbsrtreut ru» IlMMt vr. üllfM ll. klUll LirttnA» geh. X»»I»»I»0 Vsipri», 2. kodruar 1WZ. k'orctinrroä-kdoäo-Ltrstüe 3i. H.W 2. kebruar vorwittsz verselüsä oack lstvgew sckvorso, mit grvLsr Oeäulä ertragsnsw vsiäsa M UM Anlwm rewamxAsLMLL'L Galv.-Anstu Metallw^Fbr G.m.b.H,U^E».Hall.»i,.ns. Tel. 51698 meines Baiers suche ich sür seine HaushSlteriil, in mittleren Jahren, stets, ig, grundehrlich. Witwe ohne Anhang paffenden Wirkvnaskrek. Möbel und Wäsche känn nestelt «werden. Gest. Anträgen er- jüngcre, gebildete u. tnieltigente Vang« »ungttaedilsi« — luoal. au« Papiersach — für rirnogravbie. «Schreibmaschine u. alle sonst Kontor.Ardciien Gest. Angeb m Angabe d. «ehatts-Auspr. erd. nnt. > v» an d. Letpz. Tageblatt, Jv-anmSgasse 8.^ Johanniögasse S, erbeten. UÜWWM!M stlläsll »okort öescbüttißUllS. 2u mviävn mit ^usvsis vsiprix, Zokllllllistgktsss 8, kortivr. hnaäpsdiUcsst, In xrvllor AueuLbl, eiposa t'adeüeat, »ersten oaod Oorvledt vvr- leuust lcvaleurrsorlos nlestrlge i'rels«. l^Iprlgs xröütes guinpor-LporrolgoschLkt jj dervr. 2V79S. Mtrnderxer 8tr«Le40.^/ perkekt io Ltvoosrapktv unü kcbrsiblvLLvdivo, vlrü rur c^lls- tulk« dis IS. itLrs gesu^kt. Xugestot« mit ttioktdiiä nnä ,^os»be üsr Xnnprücb« erdeten unter 8 30 un äis Vvseküfts- »tvUv äes VeiprZesr 1'Lgebillttvs, Veiprig, .sodLNvisLstkLS 8. WM MM -lriMIs kaüls Urrkt Istkoi» Pnstlernende ges. Johannis-Allee 1ö allererste Nrasi i ß Altmetalle en groS und ücionders Aüclslündc W Wich okura und (stewinnücieiUgung zugestcherr. Wi^:ch Offerten erbeten unt Li tt« i» an Vic vjcschästsstclle N 1 Leipziger Tageblattes, Johanniögasse 8. W ^ch s WSWMLLSSS^^ kür äis oviüLIicb uvssres H ZudilLumstoze» vi rziesellen I ^ukmerkssmlreiten sogen dier- H liurck sIteo Verrzunätell, U krsulläen uoä kekannten nüsl'lniilgsLen lknk. ß 8. »aglSL uad k>au. V Vviprig, kiorästraLs 40. » iDreAde«. Geboren: strttz Waaner,K.S. Oberleutnant a. D- und <rrau Herta aevor. Wildnrr eine Tochicr. — Ste- starben: «. <L. Lunradi. Obervaurat i. R. 70 I. Lonel Psrövlchner, Nst. Bhs- N. «arwnnagensabrikant Louis lltobert Brrgmaun, 54 I. Dresden- Odergorbitz. Dr. für. o. o. Bruno Viktor Jay««. Wirkt. Gey. Rai und Ministerialdirektor a Ntederlöstniv und Radebeul. Gertrud Martin geb. Raumann. Elisabeth Ungelenk geb. ülauft. 56 I. Marie vrrw. Hilzbcchcr geb. Stoll. 54 I. Friedrich August I Rosenkranz, 74 I., DrcSden-Löbtau. Erfurt. Gestorben: Anna Fischer geb. Hönicke. Freiberg. Gestorben: Maria Lina Vogts geb Stirl, 29 Jahre. »e»ucht,.l.März23 titent, znvertäfs Meinmödthen, welches gut kocht. Haber Lohn, ange nehme Stellung. Fr. tlvnnaau trank, Funkcnvurgstr.20 V Telephon 16828. It»«»rre» kllölaiMsden Prtvaiwobnuna Voruaisch« Str. ISO kWlieii-WMiiii W! M < I ' I, OEEEEEESHOEOEEEEEEEE««» !