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Durch die Post innerhalb Deutschlands vkzUgSprklS. frei tnSHaus geueictt: monatuarA«. 140t).— und Btsrellarbühr. NuStandSvrriand; monatlich M. 4000—rinichl. Drucksachen.Porro. - Das Leipziger Tageblatt rricheint räglich inoraenS, auher nach Tonn- uns Feienagen Nichterscheinen einzelner Nummern infolge hdderer ckrwatt, Streik, Nus- sperrung, BelrievSstSrungen berechitgt den Bezieher nlch» zur «Urzung des Bezugspreises oder ,um dlmpruch auf ^letcrung der Zeitung. Schrtstlriinng und GeschättSstelle. Leipzig. Johannii»gaslt 8. yerniprecher 17060-ti0S-^. Anzetgen. u. elbonnementö-Annahmr in der GeschSttSstele Leipzig, JohanntSgasse 8, allen sisiliale«, sowie in Berlin, Ullsteintzau«. ck E a AuzeIae«prel«:K^/Är:-'°fL^» M ausw. Inserent. M. iso.—. Sonderpreise: gamilirnanz. v.Priv U MM W M W M U^U M.1 MMM MM Vie MW Zeile «. ro.-, «elegenhetis-«n,eigen iprtv.Natur) und MW U W U U M W M^ d» WWWWDWWW Stellenangebote, die ww-Zc,le M. so.-. Stkflengcluche diewm-Zetle WdM M M. 40—.amil. 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Da» Laipsiaer raaeblatt amtttch» Bekaantmachnaae« de» Rat-S »er Stadt Letoeig, da» VattzeivräNdiams Leip»»«, de» ««»»»eeickt» «eipri«, samie »aeschiedeae» ««derer «etzSrde«. krellLg, üell 2. kebruur 1922 117. /LLrgLag Xr. 28 Oie Ruhrzölle - ein schlechtes Geschäft Bon kuttott Kviick, Die Linie um das Ruhrgebiet ist militärisch beseht, die Zollsiellen sind fertig, die Kohlen ausfuhr ist gesperrt, und in ein paar Tagen werden die Franzosen mit ihren Dlänen hcrausrücken müssen. Was sie eigentlich vor haben, ist ein Geheimnis, denn aus den wort reichen Erläuterungen der französischen Regie rung und ihrer Experten wird es nicht klar, in welcher Weise man die ungeheuren Repara tionssummen aus dem wohl reichen, aber doch kleinen Ruhrgebiet herauspressen will. Unter den finanziellen Sachverständigen der ganzen Welt, einschließlich Frankreichs, herrscht Ein stimmigkeit darüber, daß das ganze Deutschland nicht reich genug ist, um die Summen des Lon doner Ultimatums aufzubringen, was also ist es, das Millerand dazu verführt hat, im Gegen satz zu der öffentlichen Meinung ganz Europas dieses kleine Gebiet zu besetzen und von ihm einen Milliardentribut zu erhoffen, den ein Grvßstaat nicht zahlen kann? Das finanzielle Resultat der Okkupation und Zollabtrennung läßt sich auf die verschie denste Weise berechnen. Wan kann den Absatz nach Deutschland und nach dem Westen schätzen, man kann das Steuererträgnls der Provinz in Betracht ziehen. Das größtmögliche Resultat ist zu erwarten, wenn man den Wert der Ge samtproduktion Les Ruhrgebiekes innerhalb der Zollinie schätzt, also alles, was in dem Gürtel ist. Dann kann uns nichts entgehen. Die Gesamtproduktion von 200 000 Tonnen täglich zu 25 Goldmark die Tonne ergibt in 25 Arbeits tagen 125 Millionen Goldmark monatlich, von denen maximal 40 Millionen Goldmark als 40prozentige Steuer erhoben werden können. Gegen diese Rechnung gibt es mancherlei Ein wände: Cs werden neben Kohle auch Eisen, Teer, Chemikalien, elektrische Kraft usw. pro duziert. Richtig. Aber eben deshalb wurde für die Kohle ein so hoher Preis angenommen, wie er im Ruhrgebiet ab Essen bisher niemals auch nur annähernd gezahlt worden ist, nämlich der Weltmarktpreis. Es wurde die volle För- dcrziffer angenommen, einschließlich der bis herigen Reparationslieferung von rund fünfzehn Prozent, die ja gar nicht versteuert werden soll. Es wurde angenommen, daß volle fünf Millionen Tonnen gefördert werden, was diesen ?Nonat nicht zutrifft. Und schließlich, wenn alle diese Gründe unzureichend wären, so mag man 50 statt 40 Goldmillionen herausdrücken, was ist dieser Betrag neben den Kosten einer militä rischen Okkupation und einer Ingenieur-, Dahn- angestellten- und Zollarmee? Oder gar neben der Reparation! Es gibt Leute, Lenen die von Frankreich beabsichtigte 40prozentige Steuer ui niedrig scheint, obzwar sie die Ruhrkohle in Konkurrenz mit anderen Revieren zurückdrängon wird; sie möchten auch die Unternehmer enteignen. Nun ist dies nickt so einfach. Die meisten Gruben sind Gesellschaften mit englischen, belgischen, polnischen, tschechischen und holländischen Aktio nären, nur wenige Prioakbesth. Man konfisziere alle Rohrkohlenbarone. Es sind Leute darunter, die Journalisten bezahlt haben, damit sie für die Annexion der Brtev-Erzqebiete schrie ben (die meisten schrieben umsonst dafür), Leute, die die belaischen und nordfranzSsischen Gruben und Fabriken zerstören ließen, zerstören, nicht bloß okkupieren; wenn die Ruhrkönige eines Tages nur auf ihre im Ausland versteckten Milliarden angewiesen bleiben, so wird ihr Schicksal wenig Bedauern erwecken. Aber, wenn man alles, Gruden, Hütten konfisziert haben wird, so werben es cmttatt 40 oder SO vielleicht 60 ober 70 Millonen Doldmark monat lich sein, mehr aber sicher nicht! Es wird schwer sein, so viel auf einer so kleinen Zollinie ein- zukassieren. Die Schmuggler werden eine glän zende Konjunktor haben. In vielen Fabriken läßt sich der Kohlenverb rauch schwer nachweisen. Ein» StahlfeLer hat bas Zehnfach« ihres Ge wichtes an Kohle verzehrt. Mrd man dies im Ausfuhrzoll bereinbrlngen? Wir- ein« so hoch belastete Feder noch konkurrenzfähig sein? Deutschland spricht immer davon, daß es aus 40 Tag« mit Kohl« gebrckt ist und daß in England und in der Tschechoslowakei große Kohlenmengen gekaoft worden. Bon -er Tschechoslowakei ist bisher nicht ein einziger Waggon Kohle mehr adgesetzt worden, in Eng- land scheint tatsächlich einige Nachfrage aus Gegen die Ruhrabsperrung Oie Lebensmittelversorgung -es Ruhrgebiets gesichert Drahibrricht unserer Berliner SchrUtlettung Berlin, 1. Febrvar. Zv, der durch das französische Verbot der Koh'en- abliesernna ans dem defekte» Gebiet nengeschcsfe- nen Lage wird von feiten der Reichsregiervng fol gende Mitteilung«, ver-ffentsichi: .Da sich die Durchführung der Zollinie Im Ruhr gebiet brach die Franzosen ond Belgier bisher nicht ermöglichen lieh, haben die widerrechtlich ius Ruhr revier eiagedrnngeae« französischen und belgischen Truppen sich einstweilen damit begnügen müssen, die Kohlenzusnhr ms onbesehte Deutschland ar«r dem Rnhrrevier zu sperren. Die nmfangreichen nnli- lärischen Maßnahmen zur Kohlenblockade De «tsch- lands sind so gelrossen worden, daß mit d«r Blockade in der Rächt vom 31. Ianoar zum 1. Februar be gonnen werden konnte. Rach vorliegenden Mel dungen sind die Elsenbahoanlogen an der willkür lich errichteten Absperrlinie, soweit das bisher noch nicht aeschebe« war. in der vergangenen Rächt mi litärisch beseki worden, und es ist mit der Zurück haltung von Kohle, Koks nnd Leerzüge« begonnen worden. Der übrig« Güterverkehr ist einstweilen noch unverlnaderk, iedoch werden auch Leerzüge, die aus Deutschland ins Rrchrgebiet kommen, von den französischen und belgischen Truppen ongehalten, rm, für die französischen und belgisch«, Züge Ver wendung zu finden. Maßnahmen, daß die aagehaltenen KohlenzSge nicht nach Frankreich gelangen, sind bereits ge troffen worden. Ebenso stad alle Maßnahmen für die Lebensmittelversorgung des Rahrgebieis einge richtet für den Fall, daß durch clwaige Mrsivpfnng der Bahnhöfe große Stockungen im Li,«nbahn- verkehr eialreten sollten.' Auch die neuen GewaltmaMahmen der Fran zosen. die als Sanktion <Utgekilnt<zl sind, werden das Ruhrrevier für Frankreich und Belgien nicht zu einem produktiven Pfand machen. Die Stim mung uuler den Eisenbahnern, die an erster Stelle unter der Wirkung der französisch:«, Vewallübung zu leiden baden, ist fest und «.nheulrch. Das gilt auch für die Bergarbeiter deS Ruhrgebiets, dem in diesem Augenblick besondere Bedeutung beikommt. Wie wir Horen, haben Franzose und Belgier wäh rend der bisherigen Okkupation des RuhrgeKets nur die verhältnismäßig ganz geringe Menge von 28 000 Tonnen Kohlen nach Frankreich und Belgien bringen können. Ohnmacht der französischen Machthaber Köln, l. Februar. Die Kohlensörder-ung im Ruhrgebiet ist inzwischen wesentlich zurückgcgangen. Eie beträgt jetzt nur noch 270 000 Tonnen täglich. Die Franzosen beabsichtigen in folgenden Orten Beobachtungsstellen zur Verhin derung der KohlenauSsuhr in das onbesehte Deutsch land einzurichten: Hattingen, Kupserdreh, Vorhalle, Herbete, Ralhe, Langensiep, Recklinghausen, Drosse und Friedrichsfelde. Auf Grund einer Vereinbarung zwischen der Eisen- bahndircktion Köln und den^Besahungsbchörden wil der Eisenbahnbetrieb im DirektionSbczrrk Köln Freitag früh wieder ausgenommen. Die bewaffneten Militärposten werden sofort nach Wiederaufnahme deS Dienstes zurückgezogen. ES verlautet übrigens, daß auch im Direktionsbezirk Mainz drr Verkehr in Kürze wieder aufgepWrnen werden soll. Vage französische Erwartungen Paris, 1. Februar. Arber die nächsten Absichten im Ruhrgebiet schreibt der Inlransigeant, man mäste einlge Zeit warten, bis die besetzten Gebiete vollkommen vom übrigen Deutschland getrennt würden. Frankreich und Belgien könnten die Abschnürung deS Ruhr gebietes nur dann vornehmen, wenn sie sich vorher mit der englischen Regierung verständigt Hütten, damit auch sie die von den britischen Truppen be setzte Zone abschließen. Hierüber würde verhandelt. Die Verhandlungen seien aber nicht abgeschlossen. Die neue Währung werde aber erst eingeführt werden, wenn der Zollkordon errichtet sei. Spende der holländischen Eisenbahner Amsterdam, 1. Februar. Dem Reuve Rolterdamsche Courant zufolge hat das Personal der holländischen Eisenbahn den Ve- t ag von 6000 Gulden, etwa 120 Millioeen Mark, für die Kinder deutscher Eijenbahnangestellten gesammelt. Frankreich sieht eine Krise kommen atse«e« Draht bericht des Letprigrr Tagebl«tte» Paris. 1. Februar. , Marcel Lutin teilt im Echo de Paris mit, daß Poincarö gestern abend den Ministern mit- qeteilt habe, daß er um 8 Ahr -em deutschen Ge schäftsträger die bekannte Note überreicht Hobe. Gleichzeitig Hobe er zu wissen gegeben, daß vom Mittwoch an die Kohlenzüge, abgesehen von den für Italien bestimmten, nicht mehr aus dem Ruhr gebiet inS besetzte Deutschland gelangen könnten. Ein Teilnehmer der Sitzung hat Marcel Hutin er klärt, Frankreich hab« an Ort und Stelle alle Kon- trollmirtel in der Hand, um in wenigen Tagen sest- zustellen, ob die aus dem Ruhrgebiet für Italien bestimmten Kohlen, die einen Teil deS nicht besetzten Deutschland passieren, an ihren Bestim mungsort gelangen. Marcel Hutin teilt weiter mit, daß am gestrigen Minisierrat auch Herr Tan ne r y, der Sendling des französischen Ministeriums im Ruhrgebiet, teiiqenommen habe, der nach Paris gekommen sei, um einen Bericht über dir Frage deS PapierqeldeS z» erstatten urch die Mittel anzugeben, durch dir die Krise beschworen werden könne, die nach der Einrichtung deS Gürtels um das Ruhr gebiet unverzüglich auSbrcchcn kann. Lösungen seien ins Auge gefaßt. * Die Ankündigung deS Verbotes der Ausfuhr von Kohle und Koks in daS unbesetzte Deutschland hat keinen großen Eindruck gemacht. Das Publi kum, das einen entscheidenden Schlag erwartete, ohne sich vielleicht darüber klar zu sein, worin der- selde bestehen könne, scheint enttäujjcht. In extrem- Nationalist.scheu Kreisen wird das Vergehen Poin- car<s als .viel zu gemäßigt' kritisiert. Die in Re gierungskreisen .vorherrschende Auffassung wird heute besonders vom Matin wir dergcgeben. Dos Blatt erklärt, das Verbot der Ausfuhr von Kohle und Koks nach dem unbesetzten Deutschland werde aufgehoben .an dem Tage, an dem die deutsche Regierung sich dazu verstehe, anzuerkcnnen, daß st« Frankreich und seinen Verbündeten etwas schulde und annehmbare Zahlungsweisungen vorschlägl.' Diese Lösung kann nach dem Malin allerdings erst dann einlrclen, wenn es in Berlin eine Regierung geben wird, die das Deutschland vertritt, daS den Versailler Vertrag unterzeichnet hat, also nicht nur eine Regierung der Schwer,nLnsiriellen. — 2m Vor dergründe des allgemeinen Interesses steht hier das Fallen des französischen Franken, »das allgemc-n beunruhigt. Deutschland zu bestehen. Glaubt man wirklich irgendwo. Lag Deutschland mit Ruhrkohlen aus gehungert werden soll? Es ist nicht an zunehmen, Laß ein solcher Vorsatz besteht. Was soll Frankreich mit vier Millionen Tonnen monatlich anfangen, die es nicht benötigt? Der Kohlenmarkt ist seit Monaten rückgängig, und es ist ganz ausgeschlossen, auch nur die Hälfte dieses Quantums außerhald seines natürlichen Absatzgebietes anzubringen. Aeberhaapt ist die , französisch-offiziöse Darstellung, als ob Frank- i reich wegen der nicht voll gelieferten Repara- > tionSkohle marschiert wäre, nicht so aufzusassen, ! als ob etwa in Frankreich ein -ringender Bedarf wäre. Frankreich erstickt in Kohle, verkauft Repvrationskohle nach Holland, sein Anrecht auf volle Lieferung ist nur dadurch verletzt, daß es daS minimale Quantum nicht zu dem billi gen Preis der Reparationslieferung erhalten hat. Die .abfichttiche Verfehlung' Deutschlands reduziert uch in Wirklichkeit auf eine Preis differenz ür ein kleines Restquantum, das sich schwer ab chähen läßt, jedenfalls aber zu dem Aufwand der Angelegenheit in keinem Ver hältnis steht. Ileberhaupt gehen alle Leute, die auf der Landkarte eine reiche Gegen- sehen und von ihr habsüchtig ein besonderes Erträgnis erhoffen, von e:nom verbreiteten Irrtum aus, als ob ein Länderbefitz ein gutes Geschäft wäre. Darüber, daß Annexionen unter allen Umständen «in schlechtes Geschäft find, hat Normann Angell vor -em Kriege ein heute wieder lesenswertes Bach geschrieben: .Die falsche Rechnung'. Frankreich selber hat ein näheres Beispiel an feinem eigenen Land, einem -er reichsten und kultiviertesten von Europa, das ohne Wiedtzr- aufbaukofien mit zehn Milliarden Frank passiv ist, Polen ist ein anderes Land mit unerhörten natürlichen Hilfsquellen and -er anspruchslosesten Lohnarbeiterschaft und Beamtenschaft Zentral europas. Es hat außerdem erst kürzlich ohne militärische Ausgaben kostenlos ein halbes Ruhrrevier in Oderschlesien verschluckt mit dem Erfolg, noch bankerotter zu sein als Deutsch land. Die Tschechoslowakei, die reiche Republik mit dem energischsten Finanzminister Europas und 80 Prozent Erwerbsteuer, ist noch immer mit drei Milliarden tschechischen Kronen passiv! Mit allen diesen Staaten ist das Ruhrrevier nicht gut zu vergleichen, es ist konzentrierter Reichtum auf einem so enaen Gebiet, -aß tat sächlich bei sparsamer Zivitverwaltung ein ueberschuh zu erzielen wäre mit einer teuren Militärokkupation aber nicht. Aber diesem Ueberschuß sind durch den Wert -er Gesamt produktion Grenzen gesetzt, und die pöar Millionen müssen dann noch vertragsgemäß mit England und Italien geteilt werden. Poincarö beruft sich auf die Teilbesetzung Frankreichs durch deutsche Truppen nach 1871. Damals handelte es sich um einen vergleichs weise kleinen Betrag. Die Entente verlangt jetzt jährlich säst so viel, wie Deutschland damals im ganzen erhalten hstt. Man kann gegen die Linschätzungsmechode des Ruhrreviers mit einer Maximalleistung von 70 Millionen Goldmark monatlich mancherlei Einwände machen, rechnet man aber nach anderen Methoden, so kommt noch viel weniger heraus. Das Gesamtdadget Deutschlands beläuft sich gegenwärtig auf Billionen Vapiermark gleich SOO Millionen Goldmark gleich 25 Millionen monatlich. Dieses Budget ist kein Erträgnis, sondern «ine durch laufende Post, für die auch Staatsaosgaben geleistet werden müssen, and doch ist es ein Drittel nur für ganzDeutschland von dem, was wir vom kleinen Rohrreoier als Ueberschuh erwarten. Oder, nach einer dritten davon unabhängigen Methode berechnet: bet siebzig Millionen Goldmark hat jeder der eine Million Erwerbstätigen des Gebietes jähr lich sieben Millionen Papiermark rein als Ueberschuh an die Enlente durchschnittlich ad- zuliefern. Jeder erkennt. Laß diese Schätzung unmöglich hoch ist. Aus diesen Ziffern kann man die volle Ge wißheit schöpfen, daß es ganz aussichtslos ist, das Ruhrgebiet als ein .Pfand' von erheblicher materieller Bedeutung zu betrachten. Die Be deutung Les Ruhrgebietes als Besehungsobjekt liegt mehr in seiner moralischen als in seiner finanziellen Wirkung, wenigstens solange, als nicht von Deutschland oder von Frankreich aus gewaltsam Störungen in den empfindlichen Wirtschaftsmechanismus des Gebietes hinein getragen werden, zum Beispiel Betriebsstill stände, Streiks, Verkehrsstörungen. Bei -er gegenwärtigen Lage des Kohlen- und Eisen marktes, bei -er Einschränkung des Absatzes von Koks- und von FerLgfabrikaten aller Art wird durch die Besetzung deS Ikdustrlegedietes wirtschaftlich Frankreich eher von Deutschland cckhLngiö, als umgekehrt Deutschland von Frank reich. Der Abnehmer ist es jetzt, nicht der Er zeuger, der auf dem Weltmärkte kommandiert. ES ergckt sich hieraus zwingend, daß von Deutschland alles getan werden maß, am den Franzosen daS Arbeiten im Ruhrgeoiet zu er leichtern, nicht es ihnen zu erschweren, damit sie sich auf keinen verantwortlichen Deutschen aut- reden könnten, wenn die Blamage offenkundig ' wird, di« anS der mit so großer ond kostspieliger Inszenierung unternommenen Aktton erwachsen dürfte. Die Pvincaristen können nur dann einen Erfolg erzielen, wenn die Ruhrarbeil ge hindert, wenn der Verkehr blockiert und sowohl daS Ruhrgebiet als auch die Ruhrindnstrie- Konsumenten im Stammland ausgehungert werden.