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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192301284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230128
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230128
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-01
- Tag 1923-01-28
-
Monat
1923-01
-
Jahr
1923
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
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^ur »Her ^Velt Da» Drama auf öer RiesengebirgSbaud«. Lu der kürzlich verbreiteten Nachricht von einem drei fachen Morde in einer Niesengebirgibaud« er fahren wir, dah es sich nicht um die Tat von Einbrechern, sondern um ein furchtbares Familien dram a handelt. Der Besitzer der Baude, Caspar, lebte mit seiner Frau in sehr ärmlichen Verhält nissen. Offenbar hat Caspar seine Frau und seinen dreijährigen Sohn und dann sich selbst getötet. Für die Ermordung eines erst 6 Wochen alten lindes Hal ihm offenbar der Muk gefehlt. Caspar bat vielleicht in einem Anfall von Geistes gestörtheit gehandelt. Einschränkung bei der Halle-Hetlstädter Etseubad«. Wegen Unrentabilität läßt die Verwaltung der Haue- Hettstedter Eisenbahn A.-G. eine bedeutende Ein schränkung des Zugverkehrs vornehmen; eine Reihe von Zügen wird gänzlich Wegfällen. Da vor kurzem die Mänsfclder Kleinbahn A.-G. stillgelegt wurde, und demnächst auf Abbruch verkauft wird, sieht die Bevölkerung der umliegenden Orte diesen Betriebs einschränkungen mit großer Besorgnis entgegen. Zwei Räuber diugfest gemacht. Wie seinerzeit gemeldet, wurde am Sonntag, dem 10. Dezember, , «in in Dresden zugereister junger Mann von zwei Unbekannten vom Hauptbahnhvf nach der Costritzer Flur verschleppt und dort seiner Kleidung und sonstigen Wertsachen beraubt. Die Täter sind jetzt durch bei ihnen voagefundene, dem jungen Mann aeraubten AuSweiSpapicre in dem 21 Zähre alten .Hkbeiter Arthur M. aus Gelsenkirchen und dem i ^.Schlosser Willi Sch. ans Berlin festgestellt worden. ^Beide haben in Berlin und Umgegend mehrere derartige Straftaten verübt. Bei der Ausführung eines neuen RaubllberfalleS gelang jedoch ihre Festnahme. Der französische .Raffle»'. Lin Gentleman Ein- Stecher namens Bordes, der sich selbst stolz der .fran- 5 ' Msche Rafsles' nennt, wurde kürzlich von der Pariser - . Polizei verhaftet. Zn seiner Garderobe fand man eine ' ' grohe Menge eleganter Kleider, darunter mehrere der , reinsten Frackanzüge, und Bordes erklärte kaltblütig: „Ich besuche alle Arten von Gesellschaften und brauche - dafür natürlich sehr verschiedenartige Toilette. Zch denke, daß ich für mich den Namen deS französischen RaffleS in Anspruch nehmen kann.' Wie der bc- i rühmte Roman-Einbrecher, arbeitete DordeS mit den technisch vollendetsten Werkzeugen, die auf seinem Toilettentisch neben dem Rasierapparat nikd der Nagel- feile gefunden wurden. Man hat ihm eine große Menge von Einbrüchen nachgewiesen, darunter meh rer« bei großen Pelzfirmen, bei denen er kostbare Beute machte. BordeS war mit der Tochter eines an- gesehenen Pariser Kaufmanns verlobt und stand nahe vor der Heirat. ... — Wettervoraussage Mr «Sann,an, de« 28. Fanaar. Wetirrytn mildes, trüdes «etter, zeiNooile NiederschlLqe. Mr kernauÄstze Deutscher Reichstag DrahrderiSl unserer «rrttner Schrtstte»tuu, Berlin, 26. Zanuar. Die Absicht, die erste Lesung bes Entwurfes für den ReichohauShaltvlan für 1923 am Freitag zu bringen, damit der Ausschuß biü Mittwoch der nvm- menden Woche Zeit zu eingehenden Besprechungen Hot, nötigte den Reichstag zu einer sehr langen und angespannten Sitzung. Di« Debatte war lebhaft und bei allen Parteien ei»dri>»glich. Die Aussprach« begann mit einer kurzen Stellung, nähme des Aeichsfinanzminisiers gegen die Kritik deS sozialdemcchratischcn Redner- an der Stundung -er Kohlenstener Für deren Stundung hätten zwingende Gründe vor- gelegen. Ls hätten entweder dte Kohlcnpreise er höht »der die Steuer gestundet werden müssen. Bon den 21,9 Milliarden gestundeter Steuern seien aber bereits 1S,1 Milliarden «ingczahlt. Zm übrigen de- tonte der Minister, daß die Steuerverwaitung mit größtem Eifer an der beschleunigten Einziehung der Besitzsteuer arbeite. Ms erster Debatterebner folgt« der Abg. Dr. Helffrrdch (Dnall.), der mit einer scharfen KritL der verbrecherischen französischen Gewaltpolitik begann und von -em Minister für die AuSschußberatungen eine erhebliche Erweiterung der b.sher nur sehr spärlichen Einzelangoben über den EkotLentwurf forderte. Die ganze Rot sei verschuldet durch den brutalen Druck von außen, und eh« der Schandver trag von Versailles nicht zerrissen sei, werde die Fertfetzung deS Krieges mit anderen Mitteln gegen Deutschland kein Ende nehmen. Die Deutsch nationale Partei füllige die bisherigen Abwehr schritt« der Regierung, hätte aber in einzelnen Punkten mehr erwartet, namentlich den völligen Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Frank reich. Hatte d«r deLlsschnationale Sprecher, trotz der Schärfe seiner Ausführungen und seiner Vortrags art das Ohr des Hauses gehabt, so leerten sich di« Bänke vor der Daucrleistung des Kommunisten Fröhlich fast restlos. Leiber gerieten auch die beiden folgenden Redner über Gebühr ins polemische Fahrwasser. Abg. Ledebour warf Helfferich vor, daß er mit seiner Rede der Gewoltpölitck PoincarLs neue Waffen liefere. Auch Abg. Dr. Dreitscheib (Soz.) bestritt den überwiegenden Teil seiner Ausführungen mit Partei- und persönlicher Politik, in der er sich gleichfalls mit Helfferich sehr scharf auSelnandersehte. Die Politik des bürgerlichen Block«- der Mitte diene weder den Interessen der Demokratie, noch denen de- Parla mentarismus. Namentlich dürfe die Demokratie in der jetzigen Situation nicht zu den nationalistischen Ausschreitungen in München schweigen. Man dürfe den Ereignissen im Ruhrgebiet gegenüber nicht zum passiven Statisten werden. Zn der Abwehr des französischen Einfalles steh« die Sozialdemokratie an der Seite der bürgerlichen Parteien und der Regie rung. Sie lege aber Wert darauf, sich nicht mit ihnen identifizieren zu taffen. Die Wiederkehr -es Burg- friedens lehne die Sozialdemokratie ab, denn der Burgfrieden bedeute KirchhofSruhe. Eine ebenso kurze, wie treffliche Rede hielt der demokratisch« Abgeordnete Korell, der st ein Vertreter deS besetzten Gebiete- mehr als irgend ein anderer berufen war, dem Gefühl der Stunde Ausdruck zu verleihen. Er mahnte zum inneren Frieden, namentlich auch im Parlament. Die Kund gebungen der Bevölkerung in Mainz und anderswo seien nichts anderes gewesen, als der spontane Aus bruch des Gefühles, das seit vier Zähren still zu- rückgehalken wurde: «Wir wolle« nicht länger Sklave« bleibe»!' Auch die Arbeiterschaft deS Ruhrgebtctes fasse den Abwehrkampf gegen die französische Gewalt nicht als Klaffenkampf auf, sondern als Vertetdi- gung gegen die seit Jahrhunderten fortgesetzt« Raub politik Frankreichs. Stürmischer Beifall und Händeklatschen folgte dieser kernigen und von Herzen kommenden Rede. Auch Abg. Decker-Arn-berg (Ztr.) mahnt« zur Etnmüttosiveit tm Abwehrkampf gegen die französische Gewalttat. Schließlich wurde -er Hauschatk dem Ausschuß überwiesen Einschränkung des Zugverkehrs Berlin, 26. Zauoar. Der Persoweazugverkehr in der Reichsbahn soll in nächster Zelt «m insgesamt lüblS20Prozenl eingeschränkt werden. Die Einschränkungen erfolg«« zum Teil sofort, zum Teil von Milte nächsterWocheab. Wen« anch dl« Dlenstkohlen- lag« der Reichsbahn zurzeit noch günstig ist (Vorrat für etwa 40 Tag«), so müssen doch bei der lingewih- hett von Weiterliefernngeu von Kohle 1» das «lchl- besehte Gebiet die Sparmaßnahmen sofort «insetzea. Die Einschränkungen erfolge« auf Grund von Pläne«, die die RelchSbahndlrektione« nach d«> örtlichen Ver hältnissen ausgestellt haben. Dabei ist auf di« Be- dreamrg des Berufs-, Arbeiter- und des übrige« lebensnotwendige« Verkehrs, besonders auch der Post, sowie von Milch- «ad Persoaenzügen Rücksicht genommen. Die Unbequemlichkeiten, -le an- de« Einschränkungen del -em zurzeit sehr starke» Per sonenverkehr entsteh«« sollten, «Offen in Kans ge nommen werde«. Der Londoner Sahlungrpkm wieder in «rast Pari», «. Januar. Frankreich nnd Belgien habe« Henle nachmittag in «in« offizleilea Sitzung -er RcparatwnSkom- Mission di« Feststellung «iaer allgemeinen, vorsätz lichen Nichterfüllung' Deutschland» beantragt. Auch dieser Antrag ward« mit drei Slimmea bei Stlmm- enkhalinag de- englischen Delegierte» angenommen. Ferner beschloß di« Koiamisfion bei Stimmest- Haltung Englands, den deutschen Moratorium-- aatraa vom 14. November al- nichtig zu betrachte», well Deutschland durch seine Rote vom 13. Januar di« Einstellung aller Reparationsleistung«« für Frankreich und Belgien ang«kündigt hab« und den Londoner Zahlangsplaa vom Mai 1S2l wieder in Kraft treten za lasten, unter Fest- sehnng de- S1. Januar al- nächste» Zahdmgttermla. Deutschland wird durch «tuen Brief davon in Kennt nis gesetzt werdea, -aß e- am 31. Jauaar, dem Londoner Zahlungsplan entsprechend, 800 Mil lionen Goldmark za zahlen habe. Steuerfreiheit für die Ruhrhilfe Berlin, 26. Zanuar. Auf Grund deS si 108 Absatz 1 der ReichS- abgadeaordnung hak der ReichSsiaanzmlnister di« Finanzämter ermächtigt: L. Zuwendungen unter Le benden an die Hllfsordganisakion aus Anlaß -er Besetzung des Ruhrgebietej von der Erbschaftssteuer zu befreien; 2. bet der Einkommensteuer und Körper- schaflSsteuer einen Abzug von Beiträge« an die Hilfsorganisation der in Punkt 1 bezeichneten Art vom Einkommen in voller Höhe zuzulaffen; I. den Arbeitslohn, -er der Hilfsorganisation zur Verfü gung gestellt wird, vom Steuerabzug und von der Einkommensteuer zu befreien; 4. Hilfsorganisationen der in Frage kommenden Art von allen Steuern zu befreien, die auf dem Einkommen oder Vermö gen ruhen. Ein polisteikonflikt in Halle Holle, 20. Zanuar. Oberprästbenk H Srflng hat Gebäude und Ein richtung der Polizeiverwaltung Hall« mit Beschlag belegt, veranlaßt durch die Weigerung der Polizei, die Bedingungen der Staat-- regkrung anzunechmen. unter denen die hiesige Po- ltzei auf Grund des VerwaltuvgsgesetzeS verstaatlicht werden soll. Da di« Stoaksregierung ohne den Beamtenapparat die Verwaltung jedoch nicht über nehmen kann, werden die Beamten in ultima tiver Form oafgefordert, sich btS zum 29. Januar der sodann staatlichen Pollzeioerwottung zur Ver fügung zu stellen. MM» Wochenspielpln» -er Leipziger Theater. Die Atff«» bedeute» «»«au« ». Schlug der «uttühr. r».i.-«.r.s Sonnt««, Nstonta«, Dienütag DonnaeStan Mattan Sonnabend s Oannla« Ihealn Bel aufgedodenem Unrecht Aida. n. g. «tgolrlto. 7—Mt,. Byzanz. ». v.u.A.-D. f.d. Wirtschaits-Bercin Dtfch.Lehrer. 7-v»,. l. g. Eavalkrla rafttcan« Der vataz»o. ». A.-B. 2. g. Figaro« Hochzeit 7-l0. rr. «. F. Ehristelfletn. r-v«. 2l. 2. F. Zar» Zimmermann. 7—lv. r».«.-v. b.F L. Judittz. Musik. Lragöbi« tu > Akt«» nach Fr. Hebbel von Ma» Ettinger. 7—S-!,. Allrs Heater operellen- Heal« peterch. Monvsahrt. i>. .V Auher Anrecht Li« «eschrvisier. — Der zerdroch. ttrug 7>/,- I«. ff. Uhr« HoheZt^di« ILnz. Drst.s.Eewerk-ver.Y.-D. Da, Strumpfband der y,rzogin. 7>I,—IM!«. Die versank. Glocke ü.B.u.A.-B.f.d ADI. Dz.vNenrroai.riroo Die Tanzgrüfln. Borst, sür den Orts verb. Gabelsberger Torquato iasso. S. v. u. A.-B. f. d. Höheren Schulen. 7^-lü>t,. Ara»quita. 7'., -lü's,. ff. Der Biberpelz ,.Lehrer-V. L.-L. ä.Die verlunk.Glocke ö.N.u.A -B.f.b.ABD Der letzt« Walzer. Borst, für denMittld. Berdraucher-Becb. 7- Die Geschwister. Der zerbroch. Krug. S D. u. A.-D. f. d. Ver.Dtsch.Bilhne.7-k verliebt« Laut«. 7-,-,-l01». Florian Geyer. S. v. u. A.-V. f. v. Leipz.Wtr1sch.-v«rb. 71,-tt. Da» Strumpfband der Herzogin. Borst.fd.Gcr» er kver L.-W«ft. 7'1^-,01.. Nutzer Anrecht Franziska. 7>s,-I0. Frasqutta. ff. Beterchen« Monbfcktzrt. L-S-«,. — X. Autzer Bnrecht Franziska. 71,-10. ff Ein Wkilzertraum. Borst, f. d. Gutenberg. «, L. Verliebte Leut«. 7'/, -Ml.. SS au- üielhaus V. Vorst, f. d Ard.» -2nfi. Prinzessin Huschewind. U. ff. Prinz.dnfchaw. iüb?. »>,. Wa» ihr wollt. 7> ,. ff.Prtnz.tzusch«wlnd. v. v. r>/, ä. Robert unb Bertram 7 ,. ff.Prinz.tzufchewind. ff. Prinzessin Hasche- Borst, f. d.Bz.-Lehr.-! wind. Kd?. S'i,. Ber.L.-Lond. zMach Damaskus, ». Was ihr wollt. 7>!-I l. Teil. 7'/,. Rodert und Bertram Nach Domaskua, Kit. 7^ X. was ihr wollt, r'-,. V. Vorst, f. d.»rb..B..Inst MLZLL'L 'l: Robert u Bertram. 7>t, Kleiner Heal« ff. Lügenpeter. Nl>. r. «ntlaffung. 7z,. amlossung. 7>i^ Entlassung. 7>/,. YürAH,t>i.u.Rharfp. ff. Entlassung ». — ä Entlassung. «. HldaUa. 0. Fritz «armer. 7's,. Hiballa. 0. Fritz Kortner. 7-i,. Hlbatla. 0. Fritz ttortner. 7Z,. ff. Lllgenp«1er. W», >. Ehel,t. L -Vs,. »all-nl>.- Ihrvtrr ff. Sonnenschelnchen und Springinsfeld. .V Satan Geld. Satan Gelb, v.-v. Satan Geld. Satan Selb. Satan Geld. V. V. Sala« Geld. V.-V. Satan Geld. ff. Srmnenschrinchen und Springinsfeld. V Satan Geld V. — Vormittag-, kl.—Nachmittags. --»lvends. O.-r Gastspiel. U. V.-V.-^ Peretnüvorstcllung. ttk>. - -- Uraulsübruna. L. - Srttausführnna. Halbe Preise. L?. - SrmLtzigte Preise. 0. veröffentliche Vorstellung. A.-V. - S LIU». - Einheiti-Preise. InrcchtS-Dorstellung. Oer Mieter vom IV. Stock ,H Der unheimliche Roman eines Hauses ffj Bon OnOiveln» SorlMln ^Nachdruck verboten.) j IX. > Der Generaldirektor kehrte etwas verstimmt kn -en ersten Stock zurück. Gewöhnt, alle Dina«, die ihn irgendwie bewegten, als Mann der Tat logisch in sich zu ordnen und sodann «ä »ct» zu leigen, vermochte er dennoch das soeben Gehörte nicht sogleich zu registrieren. > 3a, es geschah, -atz spontan mitten auf -er Straße oder wtchren- einer Sitzung oder in seinem Bureau und selbst aben-s in den Armen seiner neuen Geliebten -as eine aufgerissene Aage -es Herrn Everty ihn plötzlich anzufiarrcn un- wie aus Fernen zu hypnotisieren schien. Auch nachts im Bett vor -«n Einschlafen kam ihm der törichte Gedanke, Herr Everty habe das Auge nun starr auf den Fußboden gerichtet nn- schaue durch -le vielen Stockwerke hin-urch auf ihn herab. Don einem unangenehmen Empfinden ge trieben, verließ -er Generaldirektor eines Nachts s«n Lager, begck» sich hinüber in das einstige Schlafzimmer seiner Frau, -aS frisch von der Paulin« gestöbert war un- aus -em -le Prlvatsachen -urch eine Schwester -er Ver storbenen entfernt waren. Gr näherte sich dem Bette, tn -ein die Tote einst ruhte und durch lange Jahre als Leben-e schlief, er nahm schlas- krmken darauf Platz und verharrte ohne eigent liche Gedanken. Plötzlich aber schritt er zum Fenster, öffnete es, hängte Len Kopf heraus, blickte empor un- suchte sich zu orientieren. Lag -lese» Ammer nicht etwa direkt unter -em un heimlichen Studierzimmer -er Herrn Everty? Za, -ort oben links waren fein« Zimmer — recht» war -er Speicher. Herr Everly schritt also, wenn auch getrennt durch einige Stock werke, nun genau über seinem Kopf« hin an her, un- Herr Fortmeyer hatte dat dumpfe Ge- fühl, daß dieser Mann mit seinen Gedanken hier unten im Zimmer sei, sich tn irgendeiner Weife mit ihm beschäftige rmk ihn bamrnhtg^ Er blickte nach der Uhr. Cs war 3 Uhr. Lächer lich! Er hatte nie an Schlaflosigkeit gelitten, sein Gesundheitszustand war ausgezeichnet. Auch der To- seiner Frau hatte ihm nicht geschadet, im Gegenteil: sein Aussehen un- Ansehen ge steigert. Jetzt fiel es lhm ein, baß ja Herr Everty ge sagt halten seine Frau sei ost spät — meist nachts — gekommen. Sie war also auf gestanden — sie war unbemerkt -ie drei Treppen emporgestiegen, sie hatte des unheimlichen Sonderlings Wohnung allein betreten un- dem starren Auge gegenübergesessen. Jetzt sah der Generaldlr^tor Las starr geöffnete Auge mit klarster Deutlichkeit vor sich. Er fühlte den fremden Blick, als zögen ihn unsichtbare Fäden, er schaute erschrocken auf das leere Lager, unü es kam ihm die Idee, diese Frau, der er inner lich durch Wochen vielleicht unrecht getan, diese Frau, durch deren Namen er einen Strich un unter deren Leben er einen zweiten Strich ge macht hatte, set gar nicht freiwillig, nein, sei unter dem Zwange jenes Auges den Weg emporgestiegen. Beunruhigt von solcher Vorstellung, di« nicht bei Hellem Tage in ihm hätte Raum finden können, die jedoch ln dunkler Nacht Dimen sionen bekam un- daS Zimmer riesengroß er füllte, ergriff der Generaldirekor sein« Unter kleider, zog hastig Anzug un- Stiefel an. um nach einem Spähen un- Lauschen im Stiegen- hauS im Dunkeln die Treppe bis zum vierten Stock emporzusteigen. Er hatte — es ist nicht ersichtlich, aus welchem Grande — einen Spazierstock mit wuchtigem Griff dabei, und -lese» Bewußtsein verlieh lhm Ruhe, als er flch energisch Lamuf stützt^ während er auf die Klingel drückte. Eine brennende Kerze tn der Hand, die das Gesicht de» kleinen Manne» flackernd beleuch tete, ließ dieser ihn ohne Frage un- ohne Zeichen de» Erstaunen» ein. Der Schreibttschsesses stand merkwürdiger weise mit -er Lehne nach dem Schreibtisch zu gekehrt. als habe der kleine Mann bereits so- Äen Besuch gehabt oder Besuch erwartet, und « setzte flch nun auch seinem Besucher gegen über, als führe er nur in einer bereits seit langem begonnenen Unterhaltung fort. «Herr Everty', meinte der nächtliche Gast, der keineswegs Platz nahm, sondern, den Stock in der Han-, in aufrechter Haltung stehen blieb, als wünsche er -urch die Gröhe seiner Gestalt chch un- -em anderen zu imponieren, «Herr Everty! Ich glaube, wir hoben noch einige» mit einander zu bereden.' .Wenn Sie meinen ' sagte der kleine Mann, rückke die Kerze neben sick auf ein rundes Tischchen und neigte sein Gesicht vor die flackernde Helle, so -vH die Linien seiner Züge zu schwanken schienen. Der Generaldirektor hatte das peinliche Empfinden, daß dieses merkwürdige Gesicht fähig sei, sich nicht allein in seiner Gröhe zu verän-ern, sondern auch ln seinen einzelnen Teilen zu verschieben un- zu verstellen. Herr Everty hielt -ie Augen halb geschlossen und schien keinen Gebrauch von -er Gewalt seine» BKcke» machen zu wollen. Er schien überhaupt ohne jede Absicht, und die» Absichts lose in le ner Haltung lieh auch die Absicht die Herrn Fortmeyer beraofgeführt hatte, allmählich blasser werden. Er sah sich um, machte einen kleinen Schritt von flnks nach rechts, un- der Raum, der anfangs ein Unheimliches für ihn barg, batte in diesem Augenblick fast etwas An heimelndes, un- daS seltsam beschriebene Gesicht dieses einsamen Mannes erregte unwillkürlich seine Symvathie. Spontan ward er flch der ge- waltioen Ferne Mischen einem Menschen wie sich selbst und diesem Einsiedler bemüht, er, der mitten im la-ten Leben stand, Zohlen nach -em Zeiger der Uhr unablässig summierte unü in Kassenscheinen registrierte. .Ein sonderbares Leben führen Sie hier*, sagte Herr Fortmeyer bald einienkend und fetzte sich nun doch auf die Ottomane. .Sie schauen flch das Ganze gleichsam von oben an', fügte er witzelnd hinzu. Herr Ever*y hatte di« Augenlider schlaff herabfallen lassen and schien ln einem Zustand, wo er nahe dem Schlafe war. Er entgegnete gar nicht», und die» Schweigen bewirkte, dah Herr Fortmeyer sprach, und zwar Dinge sonach, die er niemals von flch selbst erwartet hätte. Er zeichnete jetzt mit dem Spazlerstock Linien aus -en Teppich, als sähe er irgendwo auf einer Bank und beschrieb den Erdboden, während er seine eigene EÜmme wie entfernt von sich also vernahm: .Das nämlich, was mau -en ganzen Tag über treibt, treibt man oben -rüber über dem Eigentlichen — dies laute Leben ist niemals wach, nein, eS betäubt, und niemals ist -er Moment der Besinnung. Was abläust, ist im Tempo nur das Räderwerk. Wir' — und hier stieß er mit -em starken Griff deS Spazierstockes gegen feine eigene Brust — .find nur die Funk- tionäre der kleinen Sekunde. Die Stunden aber, d!« großen Stunden gehören anderen!' Herr Fortmeyer schwieg, ohne recht be griffen zu haben, was er hier eingestanden hatte. Wäre die gleiche Erklärung von seinem Gegen- über ausgegangen, er hätte sie nicht objektiver vernehmen können. Zugleich empfand er «inen leisen Schmerz in der Brust, un- über ihn, -en niemals ein Schatten seines eigenen Leben» traf, sank eine beschattende Melancholie. .Sie sind unglücklich', sagte -er kleine Mann, rückke mit energischer Hand die Kerze noch näher vor flch, schnellt« plötzlich daS eine Augenlid empor und sah nun Herrn Fortmeyer starr un- fragend an. .O nein', wehrt« Herr Fortmeyer ab, -er sich beim Anblick -es scharf auf ihnaerichteten Auge» wie gegen eine Waffe zur Wehr setzte. .Wie Sie meinen', erwiderte der Kleine ln ergebenem Tone, auS dem Herr Fortmeyer eine leise Ironie zu vernehmen glaubte. Aber der Blick Ferres Auge» blleb gespannt und streng. (Fortsetzung folgt.) verantwortlich für den redaktionellen Lett fautzer Handel): Evelredakteur Dr. Nuri Schmidt: für «»zeigen: Hetnr. vaster: detd« m Seipzta. - Berliner Dienst: L-efrrdaN «rr Dr. Erich Everty, veri'n, Ullftriuvau« — Dresdner Dienst: MN« Well. Dresden GadeMderaev» straff, 24. sternspr. A4 7SS. - Druck ». Verlag: Letwtgeg BertwMrnckerrt. ». «n. ». geipstg, Sotzanuttzgaffe 6. Unverlangt» Beitrag, obn, Wickporto »erde» «Ich« M» rackgesandt. Di« vorliegend« Ausgabe umfaßt ltv Sette»
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