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Loavlag, üea 28. /»auLr 1923 117. jaUrguog klr. 24 ^SF»F» LUrre/zrummer HO?/s^ . »ür mi-würi- monatlich M.120Y— etnschl. vkzUgApkElS. smragcgrbüvr. Durch d,e Post tnnex- baio LemlchlandS irrt «ns Hau» ^gelieiett: monatlich j-i. 14M- unv Bestellgebuor. Äuoland-vrriand; monatlich M. 1400.- und Drucksachen «Porto. - Das Lripziacr Taar« blatt erscheint «Sgi'ch moracnt. außer nach Sonn- und Feirr- taaen Nichterscheinen einzelner dtumniern infolge höherer Anreigenprers: au»w. Inserent M.118^-. Gondervresse: Jamlitrnanz. v.Priy. die mm ^etlk M. 18.-. Heicgenstritk Anzeigen lvrtv. Natur) und Tirtenangrdote. die wm Zeile M. äü -- ..Stellengesuche di« mm-Zeile M. SV-.amtl. Bekanntmachung n. Doppel-wm Zeike M. 14O.-.iar autlw. R.2ZÜ.—,SieName72 ww ureit. die mw-Zetle M.8S0—, iür au«. loär tge ». 8-0^-. «uSlandSanzetgen m>t Palma-Lullchlag. Bei Mt^ti'rliLeinen Einzelner Nummern tnsülüe vöneree / « Ev^eder^ok^mn Platze und DnkenvorsiVkis^en oüne i^;v",k» Streik. Aussperrung. 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' All« I»» >«dsl«. >Uo MS. 1 isllss. er it. auch r unter -ll 2. >r. lullbr. üikt. delt. »IIsn ««uplsUIlltchn «lurefl «ISGNO Korr«»ponE»Mpn t»I»se»pI»iHchk unit»rrlelir»t »vlrE unE »lek «»In R«ekrIeM»napp»r«t vvsr S«nr europ» un«I SI» v«d»r»«»- Ssdlst« «r»1r«ett I den. Die Einheitlichkeit der Leitung soll dadurch gesichert »erden, -aß General Degoutt« all oberster Ehef für dog Ruhrgebiet bezeichnet wird. Der Minifteraatschuh, der zweimal - täglich bet Palncar^ tagt, wird allem Anschein nach die lat. sächliche Leitung der Aktion behalten. All« Ge- rächte non der Entsendung eine« industriellen Kommissar«' in do« Ruhrgebiet werden dementiert. General Wey-gand wird heute in Pari« zurück- erwartet, da .seine Mission beendet ist', a>ie di« offiziöse Mitteilung besagt. Die extreM'natlonalMsche Presse zeigt sich wegen heil angeblichen Verzichts der Regierung auf die Schaffung eines militärischen Veneralkommissariats beunruhigt; sie fordert die völlige Lostrennung de« RhetnloardeS und deS RuhrgebieteS vom übrigen Deutschland. , Zusammenstöße in Trier Eigener rrahidericki des S«iv»t««r ragedlatte« . Frankfurt. 27. Januar. 3« Trier kam e« wegen de« »erhängte» De- lagerlragtMstaude« za schweren Zusammen- st-tze» zwischen französischem Militär und der eni- ieten ilcrn eral- Wir Isens Pri- ikclS. risiei. 4scnc ÜU00 (Bei iger.^ r » ' 8. Vsbsrreugvn Sls siefi, s«st s»r polttl»«!»« VsII SO« Letten, treu ttsel, I.«cksn n- rr >er -lila» Esse», 27. Januar. Eigener Draht bericht de« tetpztger rageölatte« Di« Absicht der Franzose», ia der vergangenen Rächt eine Zolllaie um das Ruhrgebiet zu ziehen, ist noch nicht durchgeführt. Immerhin find die Vor bereitungen soweit gediehen, datz mit dem Iakrast- treten der Zollgrenze «och heut« Nacht ge- rechnel werden mutz. Heute ist der Eisenbahnver- ke^l, insbesondere dar Hohlentrausport, au» dem Ruhrgebiet noch nicht behindert.. Die bi-herige Zollbesetzmig vertäust wie folgt: In n Srd l i ch e r Richtung haben die Franzosen mit starken Truppenmassen ein« Linie besetzt, die von Düssetdorf über Grohenbaum noch Duisburg— Oberhausen—Bottrop—Gladbeck West 2—Reckling hausen läuft. Von hier au« dkegt die Linie stark nach SL-eoestea ob.' In südlicher Richtung wurde besetzt: Düssel dorf—Kekküilg—Werben—Kupferbreh nach Steel« tn nordöstlicher Richtung weiter. In Verbindung hier mit sind die Bahnhöfe Gladbeck-West. ReckÜng- Hawsen-Ost, Aplerbeck umd Aplerbeck-Süd, ferner im Süden Werden, E fsen-Stadtwald, Heifingen und Kopferdreh von französischen Truppen besetzt worden. - Die Beamten und Arbeiter sind nach Hause ge- schicht morde», soweit ste -Le BrdeU wese» der Ein griffe der Franzose» in da» inneren Betrieb nicht selbst »kSevgeiegt haben. Auf der Streck« Düssel dorf—Oderhäuseii ftchvek de) gewaltsamer Umlegung der. Weichen T r u pp en t r a n « p o r tz ü.ge mit französ i s ch e r Bed i e n u n g , da die deutschen Eisenbahner die Arbeit in den Stellwerken ver weigert haben. - '' Di« Zösitnie ist bereits gezogen im Skden über Waltrop—Lünen nach Dortmund—Hörde auf Hagen-Vorhall«.' -Den ganzen Tag bewegen sich ungeheure Truppeninofsen mit Tanks und Geschützen an der Grenze des Ruhrgebiet«. vegoutte - oberster Lhef im Ruhrgebiet Eigener Drahiderichi de« Leidztger ragedlatte« Pari«, 27. Januar Das Regierrmgsprogramm für den Ausbau der Besetzung des RuhrgebieteS und die Schaffung einer .dauerhaften Organisation' wird streng geheim ge- halten. Offiziell ist nur mtkgeteilt worden, datz e« sich hierbei hauptsächlich um die Lösung von drei Fragen handelt: nämlich die Sicherung des Eisen- bahnverkehrs und der Kohlentransport«, die Ver proviantierung der Bevölkerung und die Versorgung der besetzten Zone mit Zahlungsmitteln. Alle Ge rüchte von einer Ausdehnung der Besetzung und von weiterer Umgruppierung der Truppen werden dementiert. Auch von der Herstellung einer Zollschranke im Osten deS RuhrgebieteS wird nicht gesprochen, sondern nur von einer «Kont olle' an den AusgangSstellen, die im Laufe der nächten acht Tage geschaffen werden soll. Die Schaffung eine« militärischen General« Kommissariat« für Rheinland und Ruhr- gebiet ist angeblich endgültig aofg«gebe» wor- Wafs« drelnfchlnge». Marokkaner überfiele» de» Direktor der Trierer Land«4zeit»»g und verprügel te» ihn. / Von S Uhr abend« bi« 7 Uhr morge»« dürfe» keine Zivilpersonen die Strotz« betret««. Die Verkehr««nstaltra hohe» den Betrieb vollständig eingestellt. Di« Haltung der Bevölkerung ist aus gezeichnet, sie hat jedoch Mühe, nicht mit de» Sonderbündler», welch« französischen Schah ge- nietzr«, in Konflikt zu gerate«. In DuiSburg fand gestern im Zusammenhang mit der Verhaftung deS städtischen WaldjägerS Berg eine Kundgebung vor dem Landgerichtsgebäude statt. Die Menge zog sodann zum Hause der belgische» Kommandantur, um zu protestieren. Belgische Offiziere und Beamte griffen etwa 20 Personen willkürlich heraus und brachten sie l« die Kom mandantur, wo sie fesigehallen wurden. Belgische Kavallerie zerstreute -te Menge auf der Strahe. Der französische Plahkommandant in Essen hat dem Polizeipräsidenten erklärt, die französischen Truppen würden in Zukunft bei Angriffen der Be völkerung von der Schußwaffe Gebrauch machen; die Pvlizeibeamben sollten, wenn sie die Menge nicht mehr zurückhaltea könnten, hinter die französischen Posten gehen. Der Polizeipräsident er widerte, die deutsche Schutzpolizei werde sich nie- malS hinter französische Truppen zurückziehen, um da« Schußfeld auf deutsche Landsleute fre zumachen; sie würden bl« zum letzten Augenblick auf ihrem Posten bleiben, um im Inter- esse der Bevölkerung einen Zusammenstoß mit den Truppen zu verhindern. , . Oie Iollinie Ruhrgebiet wirtschaftliche Kbschnürung noch vor Sonntag Vie Schweiz mobilisiert! Eigener Dradiderickidr« Leipziger r«ge»l»tte« ZLrich, 27. Januar. Der Schweizer BusdeSpräsideut Scheue er er« klärte in eine« l» Zürich gehaltene» Vorlroye, dl« umlaufenden Gerüchte über ein« Mobillsatla» desschweizer i.sche« Heere« seien zwar v»r- früht, e« seien «ber alle Vorbereitung«mah»chm«a getrosten worden, weil mit allen Ev«»l»«ls- täte« gerechnet werden müßte. Englands abwartende Neutralität Eigener Drihtdrrtchide« Letp»r«err««e»r»1»«V Loudon. 27, Januar. Der aestr«« Kabinektsrak hat beschlossen, »dk» lÄrfig die englisches? Truppen im Rheinland« zu de- lasten. Die Regierung ist nicht geneigt, die Truppe nzur ü ck zuziehen, sostm^e 'sich keine weiteren Verwicklungen ergeben, .und'solange keine deutschen - Beamten mehr von den Franzosen ver haftet werden. Vorläufig bleibt Großbritannien also bei seiner wohlwollenden Neutralität. In Doronina Street ist man der Ansicht, datz seder Versuch einer Intervention unnütz sei, solange der passende Augenblick noch nicht. gekommen ist.-Man hofft, daß Frankreich schließlich doch dos Falsche ein.eS Vorgehens «insieht und beschließt, sich zurück- zuzlehen. Dann wäre auch der Augenblick ge kommen. einzugreifen und seine Vermittlung- an zubieten. Einem Versuch, die Reparakionsfrage dem Völkerbund zu unterbreiten, ist die englische Regle- ryrrg abgeneigt, da solche Versuche nur zn Streitg- keikeu führen würden, und den Völkerbund leicht in ein« Sackgasse bringen könnte. Außerdem sä ein beträchtlicher Teil der Rfikg'ieder peS Völker bunde« so für Frankreich gestimmt, datz man kaum einen »»parteiischen Schiedsspruch erwarten könne. Inzwischen setzen die. Londoner Blätter ihre scharfe Kritik -er französischen Aktion f-kt. So stellt beule der Outlook fest, datz Frankreich biSber im ganzen 28 000 Tonnen Kohle au- dem Ruhr- gebiet erhalten habe, während eS, wenn do- Ruhr- gebiet n cht besetzt worden wär«, ohne weitere« 800 000 Tonnen in der gleichen Zeit erhalten hätte. Das Blatt fragt, ob Frankreich das deutsche Gotte«, frieden-angebot vergessen habe und meint schließ lich, die Geschichte werde daS Ruhrverbrechen unter, die gleiche Kategorie zählen wie den Ein fall in Belgien. Törichte Rriegsgerüchte .Frekvlürgenmek-vngen'' für -le Reichswehr - «Berli», 27. Januar. Der preußische Minister deS Innern Severtng bot, wte der amtliche preußische Pressedienst mstteilt, folgende« Brieftelegramm an die zuständigen Regio- rungSstsllen gerichtet: .Allenthalben macht sich ein Zustrom vpn Frei willigen bemerkbar, die in d«r törichten An- nähme kriegerischer Verwicklungen in die Reich«, wehr eintreten wollen. Leut« dieser Art sind überall anzuholten und in die Hermat und ihr« Arbeitsstätten zurückzuführe». Regierungspräsidenten und Polizeibehörden sind enlsprechend anzmveisen, sowie di« Aufklärung der Leute wie der Bevölkerung überhaupt za veran lassen. DI« Ausstellung von FührungSAeagnisten zum Zweck de« Eintritt« in di« Reichswehr ist H1S auf welkere« zu verbieten. Di« Llsenbahnbehörben sind dringend zu ersuch«, solche Leute von ber Br- förderung auözuschlietzen. Erforderlich«« ist beim ReichSverkehrSministerlum veranlatzt. Inzwischen ist von der RelchSregierung öfsenNch mitgrteilt worden, datz a u ßerpla ninäh ig e Einstellungen i» die Reichs«-« «ichl statt- finde», § Uli, loscht. Filia l<- l 17M. Vv« Ni .«MK ir» Msr rrrrrrs nichts von der Stimmung der Sommertage 1914 war zu merken, wo man wohl auch nicht aerade -en Krieg wollte, ihn aber als etwas UnauS- weichliches, schon lange in der Luft Gelegenes, als daS vom Schrecken ohne Ende befreiende Ende mit Schrecken hinnahm. Ungarn will also nicht den Krieg, und -ie kle ne Entente schwört, auch sie habe die fried lichsten Absichten und rüste bloß deshalb, «eil Ungarn ongreifen wolle. Zweifellos hat hie kleine Entente ebensowenig Grund zu einem Angriff auf Ungarn, als es von Ungarn un vernünftig wäre, seinerseits anzugreisen.. Einen schlechteren Friedensvertrag könnte man ja Ungarn auch auf Grund eines neuen Sieges nicht ovferleaen. als es ihn schon bekommen hat. Mit Magyaren sind die Staaken der kleinen Entente wohl schon saturiert. Warum «'.so doch der KrieaSlörm? Es wikderholt sich d^S Spiel von 1stl4 — hoffen sich oder ohne dessen äußerste Kopse- que zen. Wie dcwals die zwischen den West ¬ eigentliche Ursache deS KriegSlärmeS, der heute Osteuropa beunruhigt, in den Händeln der West staaten zu suchen. Die Pariser Konferenz hat Frankreich und England entzweit, Frankreich acht gegen Deutschland los, in Lausanne konnten sich Griechenland und die Türkei (sprich: Eng land und Frankreich) nicht einigen, die römische Sphinx hat sich wieder auf den »aero egoiemo .zurückgezogen. Grund genug, datz die Ostflaaten ins Gewehr treten, um bereit zu stehen, wenn es heißt — wie im Jahre vierzehn — den West lichen die Erledigung ihres Streites durch die Entfesselung eines kleinen Weltbrandes zu er leichtern. So balkanisch ist man aber auch schon am Balkan nicht, daß man nicht wenigstens einen Vorwand für -en Atarmruf suchte. . Mit -en Demarchey der kleinen und -er arotzen Entente in Budkpest und der Feststellung der Schuld an drn Drenzzwischenfällen Haden di» a gcnbllcklichen Streitig'-eiten Ungarns mit feinen Nachbarn vorläufig ihren Abschluß ge funden. Soian^e aber im Westen nicht Ruhe floaten schwebenden unerledigten Fragen und e'ntrilt, wird sich auch der Osten nicht beruhigen. Gegensätze die Balkantemperamente in Be- Stall die Osteuropäer über die Gefährlichkeit roegong brachten und die im Westen geladenen ds- Schießgewehrs zu belehren, spielt der West- Wo-lken jm Osten zur Entladung kmnen, ist die ' europäer selber leichtsinnig mit der Waffe. Ungarn und seine Nachbarn Von VifsflOr Gurgs Nach einer Meld nag der Belgrader Prawda begibt sich dieser Tage König Ferdinand von Rumänien nach ' . Prag. Der Zweck seiner R«is« soll mit der .auswärtigen Lage Zusammenhänge«. Budapest, Mitte Januar. Wenn's Frühjahr wird, gehen am Balkan die Flinten von selber los — mit dieser Fest stellung setzte sich Europa seinerzeit über die all jährlich wiederkehrenden Grenzzwischenfälle und Komikadschikämpfe in Osteuropa hinweg. Schließ lich traf aber -je Kugel eines solchen von selber losgehenden»Schießzeuges den Thronfolger der österreichisch-ungarischen Monarchie, und daraus wurde ein großer Krieg. Europa hat feine Nach sichtigkeit bereut. Heute wäre ein Sichhinweg- seden über die von neuem in Mode kommenden sewsttätigen Flinten noch' weniger angebracht, als es vor 1914 war, denn die FrledensvertrLge hüben -en Balkan inS Herz Europa verseht, indem der alte Balkan bis Arad und Segedin vorgeschoben und Überdies ganz Mitteleuropa biS unedle Grenzen des Deutschen Reiches -alkamsiert wurde. z Bel Ara- gab «S vergangene Woche wieder, hott - Schießereien zwischen ungarischen und rumänischen Erenzttrn. Wer hat «ngefauseu? Die Ungarn deschuldlaten die Rumänen, der Rumäne erklärte die Magyaren als Friedens störer. Enkenteofftziere stellten schließlich fest, daß dip Rumänen angefangen Haden. Vom Standpunkt- Europa? Md der allgemeinen Menschhei^interessen ist es aber ganz belang los» wer angefangen hat. Tatsache ist, daß ge schaffen wurde. und Tatsache ist, daß ganz Ost europa vom Kriegsfieber befallen ist, und daß auch der Weltkrieg mit allgemeinem Kriegs fleber und Schießereien am Balkan begann. Es wäre gut, den Osteuropäern rechtzeitig Kom pressen aufzulegen und sie daS .Spiele nicht mit Schießgewehr" hundertmal «-schreiben zu lassen, ehe der Fiebernde zu toben beginnt und es sich herausstellt, daß das Schießgewehr geladen war. Me kleine Entente empfindet es als störend, daß in Ungarn die irredentistische Propaganda in Versammlungen, Presse und Parlament hemmungslos zu Worte komme und sogar für eine gewaltsame Beseitigung des Trianoner Vertrages agitiert werde. Eie verlangt Kom pressen für Ungarn, zugleich aber droht sie, wenn die Kompressen nicht den gewünschten Erfolg hätten, würde sie in Ungarn einmarschieren, um den Kranken einfach umznbringen. Die kleine Entente ist ungeduldig. Das Fieber, an dem Ungarn krankt, ist Wundfieber, dessen end- Mtige Heilung erst mit der Vernarbung der Wund« zu erwarten ist. Die kleine Entente be hauptet freilich, dte Gliedmaßen, über deren Verlust Ungarn klagt, seien gar nicht seine natürlichen Gliedmaßen gewesen, sondern ge stohlene Kothurn«. Ob sie damit recht hat, soll hier nicht erörtert werden. Wenn es aber wirk lich Kochurne wären, sollte man berücksichtigen, daß Ungarn seit seiner Geburt auf diesen Kothurnen ging und jetzt, dg sie ihm plötzlich abgenommen wurden, vorerst noch taumelnd auf seinen eigenen Füßen geht und daher begreif licherweise hier und dort anstvßt. Und dann — Kaschau, Klausenburg, Szebadke gehörten vielleicht doch schon zum lebendigen Körper Ungarn«? Fersen feines lebendigen Fußes hat »an ihm mjk dem Kothurn jedenfalls abgerissen. DaS Fieber Ungarns äußert sich in schweren inneiL» Kämpfen und irredentistische« Weh klagen: Daß beides eine Begleiterscheinung eines halbbewußten FieberzustandeS ist, beweist die Zweckloflakeik, ja Schädlichkeit sowohl des häus lichen Haders als auch der wütenden Geste nach außen. Denn wenn man mit dem Auslande ein irredentistische- Hühnchen zu rupfen hat, pflegt man zu Hause Ordnung zu halten, und wer ernste Frredentapolikik macht, .denkt immer daran, spricht aber nie davon". Wer in diesen bewegten Tagen in Ungarn war und Ereignisse und Skimmunaen mit Auf merksamkeit v«rföigke, mu^ke fest^ellen, daß Ungarn an alle- eher drnkt als an Kri:g. Dmn «er Krieg will, rüstet und freut sich, wcnn der Anlaß zum L-sschlagen geoeben ist. In Ungarn sah man aber nichts von KriegSvorbereitungen, und je lauter der Kriegsrummel von drüben umrde, desto besorgter wurde man hier. Auch de 2V idlernx