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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192301276
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230127
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-01
- Tag 1923-01-27
-
Monat
1923-01
-
Jahr
1923
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8oru»Ld«nI, 6«r 27. ^L^esderickt Wervekunst und Leipziger Messe Die Bestrebung, Mißstände durch eine geschmack volle, künstlerische Ausgestaltung auf daS Auge des Meßbesuchers wirken zu lassen, gewinnt immer mehr Raum. Bewährte Künstler zur Leistung dieser Auf gabe und zur Anfertigung von Reklameentwürfen werden von der Vermittlungsstelle für Künstler und Fabrikanten der Entwurfs- und Modellmesse in Leipzig, Markt 4, kostenlos nachgewiesen. Ausstelleraudrang zur Frühjahrsmesse Wie wir erfahren, find bereits seit Wochen sämt liche AuSstellungsplähe in den Leipziger Meßdäusern und Hallen für die Frühjahrsmesse 1923 vergeben. Eine große Anzahl täglich noch einlaufender An fragen nach Mißständen auS allen Kreisen der In dustrie kann deshalb nicht mehr berücksichtigt werden. Deutsch-Oesterreich und Mess». Nachdem das Oesterreichlsche .Handelsmuseum, das sich stets die Propagierung der Leipziger Messe in Oesterreich angelegen sein ließ, seine Tätigkeit eingestellt hat, ist vom Meßamt Leipzig mit dem Aagenhandelsdlenst der Handelskammern Oesterreichs ein Ilebereinkommen getroffen worden, nach dem sich beide Organisationen zu einem Zusammen arbeiten verpflichten, das der Leipziger Messe und der Entwicklung der österreichischen Industrie gleich- mäßig zugute kommen soll. Den österreichischen Meßbesuchern werden durch die Tätigkeit deS Außenhandelsdienstes die Vorbereitungen zur Fahrt nach Leipzig durch Besorgung eines Souderzuges, von Paßvisä usw. erleichtert. * Abgabe der Vermögeutsteaererkläruug. Bis Ende Februar spätestens soll die Vermögenssteuer- erklärung abgegeben sein. Dies dürfte jedoch für die meisten Steuerpflichtigen kaum möglich sein, und zwar einmal, da die Geschäftsleute zurzeit mit der Anfertigung ihrer Bilanzen stark in Anspruch genom- men sind, anderseits, weil für Handel und Industrie dis erforderlichen Unterlagen in so kurzer Zeit schwerlich beschafft werden können. Schließlich muß noch berücksichtigt werden, daß in nächster Zeit auch die Einkommensteuererklärungen erfolgen müssen. Aus diesen Gründen wandte sich die Leipziger Handelskammer an das Reichsfinanz ministerium mit der Bitte, doch im Interesse der Steuerpflichtigen und nicht zuletzt der überlasöcten Steuerbehörden selbst, die Frist Mr Abgabe für die Vor mögenssleuererklärung und im Zusammenhang« damit für die Vorauszeichnung auf die Zwangsanleihe in angemessener Weise zu verlängern. * Erhöhter Ausländerzuschlag in de» städtischen Theatern. Der Ausländerzuschlag für das Neue Tt-caier (Oper) und Operettentheater beträgt von beute Sonnabend an 8000 Mark und für das Alte Theater (Schauspiel) 3000 Mark. * Richter im Rllhestaud. Nach vierzigjähriger Dienstzeit sind der Vorstand des Leipziger Amts gerichts, Präsident Thi-eme-Garmann, und der Vorsitzende der Zivilbeschwerdekammer, Land- gcrichtsdirektor Dr. Reppchen, in den Ruhestand getreten. Der Bezirksvereln sächsischer Richter und Staatsanwälte, besten Erster Vorsitzender Dr. Repp- chen war, veranstaltet zu Ehren der Ausscheidenden am Montag eine schlichte Abschiedsfeier. Zum neuen Vorsitzenden des Deutschen Richterbundes wurde Reichsgerichtsrat R e i ch e r l - Leipzig ge wählt. * Fremd« Geldsorten am Eisenbahnfchaller. Viel fach wünschen Auslandsreisen-«, di« kein deutsches Geis bei sich haben, oder kurz vor der Rückreife inL Ausland keine Umwechselungen mehr vornehmen wollen, die Eisenbahnsahrkarten in ausländischem Gelbe zu bezahlen. Die Schalterbeamten der Reichs bahn sind neuerdings angewiesen worden, dief« Wunsche zu erfüllen und im Personen-, Gepäck- und Erpreßgutverkehr fremde Währung anzunebmen; dagegen soll im allgemeinen am Schalter kein frem des Geld um- oder eingewechselt werden, da der artige Geschäfte in den Betrieb der Wechselstuben cingrelfen. Nur wenn die Wechselstuben geschlossen sind, oder wenn -er Reisende ausdrücklich wünscht, den Kaufpreis der Fahrkarte und Gepäck- oder Expreßgutsrächt in fremder Währung zu zahlen, darf Mr. 2S Sene S -er Schatterbeamte die fremden Geldsorten entgegen- nehmen. * Me Teuenmg der einzelne« Städte im Dezember. Die Teuerungsgahlen betrugen im Dezember von den 71 Gemeinden mit Eildienst in Berlin SS 844, Ham burg 80 837, Leipzig S3690, Köln 56 SSI, Mün chen 58 026, Dresden 58186, Breslau 51976, Esten 54 833, Frankfurt a. M. 57 906, Nürnberg 58604, Stuttgart 59 642, Ehemnitz 56852, Dort mund S4 052, Magdeburg 52 798, Königsberg t. Pr. 53 873, Bremen 55 747, Stettin S4 823, Mannheim 57 748, Ki<1 54 336, Augsburg 58 206, Aachen 61 460, Braunschweig 45 128, Karlsruhe 60 167, Erfurt 55 933, Krefeld 55 853, Lübeck 55 305, Hagen t. Westfalen 60 788, Ludwigshafen a. Rhein 60 937, Darmstadt 55 894, Gera S3 933, Gleiwlh 58 154, Frankfurt a. O. 50 217, Dessau 50 663, Koblenz 58 290, Solingen 59 445. HalberstaN 50 811, Schwerin i. M. 48 536, Oldenburg 54 525, Worms 56 394, Heilbronn 53 759, Göttingen 51 047, Eisenach 55 075, Etolp i. Pomm. 49 757, Weimar 53 136, Waldenburg i. Schief. 50 772, Herford 51 346, Bau tz e n 49 329, Weißenfels 51 292, Gießen 54 003, Schweinfurt 54 858, Lüneburg 51184, Eberswalde 54 261, Amberg 57 772, Fulda 51 547, Straubing 51 403, Anna berg 55 808, Reichenbach i. Schil. 48 233, Zweibrücken 62 292, Auerbach i. Vogkl. 56 164 usw. Die Dresche Denuckratische Partei für Leipzig und Umgebung ruft ihre Mitglieder und Gesinnungs freunde auf, was in ihren Kräften steht, zur Rhein- und Ruhrspende, die von den amtlichen Stellen oder anderen Sammelstellen eingeleitet ist, zu geben. — Auch die in Deutschland lebenden Deutschöster reicher sammeln in einer besonderen .Oesterreich- Hilfe für Rhein und Ruhr'. Sicherstellung der Ernährung de« Ruhrgebleles. Die Leipziger Handelskammer bittet ihre bezirkseingesestenen Firmen, die mit dem neu besetzten Gebiet in Geschäftsverkehr stehen, diesem in der Weise zu helfen, daß Lieferungen zu keinen anderen Bedingungen erfolgen, als es bisher der Fall war. Schon hak sich vereinzelt der Gebrauch gebildet, nur gegen Vorkasse nach der Ruhr zu verkaufen. Diese Unsitte muh besonders lm Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs und vor allem im Ledensmittelhandel die schädlichsten Wir kungen zeitigen, und die großzügige Hilfe, zu der sich alle Kreise unseres Volkes und nicht zuletzt die übrigen aktiven Wirtsckaftsstände aufgeschwungen haben, wieder in Frage stellen. Hilfsbereitschaft sächsischer Bergbauangestellter. Im Zwickauer und Luqau - Oelsnitzer Berorevier fanden stark besuchte Versammlungen des Reichs verbandes deutscher Bergbauangestellter statt. Die Versammlungen beschlossen, durch die Leistung von Ueberschichten und Zurverfügungstellung des Lohnes aus diesen Ueberschichten den Bergbaubeschäftigten im Ruhrgebiet zu helfen. Außerdem will man, wenn diese Mittel nicht genügen sollten, noch 5 v. H. deS gesamten Einkommens laufend zur Verfügung stellen. Darüber hinaus erklärten sich die sächsischen Berg- bauanaestellten bereit, etwa vertriebene Angestellte des Ruyrreviers in ihrer Wohnung aufzunehmen, wenn die Bergwerksbesitzer bereit seien, diese An gestellten auf den Werken in Sachsen unterzudringen. Die Bergwerksbesitzer haben ihre Bereitschaft dazu kundgegeben. Nebenbeschäfiiaung der Bauschullehrer. Das sächsische Wirtschastsministerium warnt mit Rücksicht auf die Notlage der freien Berufe die Bauschul- lehrer davor, del der Uebernahme von nebenamt licher Tätigkeit in allzu scharfen Wettbewerb mit ihren im freien Erwerbsleben tätigen Berufsgenosten, den Architekten, zu treten. Wie jeder Lehrer, der technischen, architektonischen und kunstgewerblichen Unterricht erteilt, müssen auch die Bauschullehrer selbst bauen, damit sie beruflich auf der Höhe und ihren Schülern gute Lehrer bleiben. Das Ministerium sagt aber, augenblicklich sei die Not der Zelt stärker als diese Erwägungen und es fei jetzt unerläßlich, daß jeder Bau schullehrer seine nebenamtliche Tät.gkeit auf ein Mendestmah einschränke. Anderenfalls müßte da- Wirtschaftsminlsterium, um die betreffenden Bes rufsstände zu schützen, ein vollständiges Verbot in der Nebenbeschäftigung aussprechen. Das Wirt- schaftsminlsterium erinnert daran, daß eS diesen Standpunkt bereits in einer Verordnung vom 20. Juni 1922 eingenommen habe, die künftig mehr als bisher angewendet werden soll. Bei den deutschen Minensuchern Wilhelmshaven, Anfang Januar. Vor fast vier Jahren, im Februar 1919, übergolden -ie englischen Behörden -em Chef -er deutjchen Minen,uch-Abteilungen ein kartographisches Ta- dellenwerk, aus dem erflchtljch war. Laß -te deutsche Marine nicht weniger als rund 47 000 englische Minen aus den Gewässern -er Nor-see aufzusifchen habe. Diese Riesenztsser verteilte sich auf 236 wah ren,- -es Krieges zum Schutze der englischen Küste eingerichtete Minensperren. Zu dieser laut FriedenSverlrag und Enlenledesehl uns auferlegten Arbeit kamen noch etwa lOtXXi deutscherseits ausgelegte Minen und ferner die -urch -ie Rusten in der Ostsee verankerten Sjchiffahrts- Hindernisse. Insgesamt stand -ie deutsche Behöröe vor der Riesenaufgabe, gegen 16000 Quadrat kilometer Meeresfläche von Minen zu räumen. Die Aufgabe war nicht ohne ernste Gefahren für Mann und Schiff. Geleistet werden mußte sie, denn solange diese -em Seefahrer unsichtbaren, raffiniert gearbeiteten Zerstörungskörper heimtückisch auf -er Lauer logen, Klange war in jenen Wasterbezirken an eine gesunde Schiffahrt und an eine friedliche Fischer tätigkeit nicht zu denken. Dem -rutschen .Mä-chen für alles' wur-e -le kulturell wichtige, vom finan ziellen Standpunkt indes außerordentlich undankbare Arbeit zugeschoten. Heute ist diese geleistet, wie viele andere deutsche Arbeit: zuverlässig und vor- bilLlich. Das Schwerste war der Anfang. Ain Beginn der Minenräumarbeiten ward die Regierung aus -en ausgelösten Marineoerbänden zehntausend Frei willige. Mit -lesen Mannschaften, denen eine ver hältnismäßig günstig scheinende Bezahlung zugesichert war, bemannt« fle siebzig Minensuchboote, und diese gingen nun an -ie Arbeit. Befuhren die Meere an -er deutschen und der englischen Küste, suchten am Kattegatt, im Schwarzen Meer und wo sonst die Minen aosgelegt und anderthalb dis drei Meter unterm Wasserspiegel verankert waren. Fleißige Arbeit wurde von diesen ums liebe Brot hinaus fahrenden Seeleuten geleistet, bis dann aus dem immer noch nicht schwindenden Mißkauen heraus nach achtzehnmonatiger Tätigkeit in Spa verfügt wurde, daß die Freiwilligen zu entlassen seien und die weiteren Räumarbeiten durch den uns gütigst ge statteten lächerlichen Rest der deutschen Marine aus zuführen sct. Fortan fuhren nur vierzig Boote in die Minendezlrke, infolge Kohlenmangels auch von diesen einige nicht immer. Dazu kamen gelegentlich Wittern ngchinderniste. Als seinerzeit die Vorbereitungen -es Minen suchens begannen und die ersten Boote hinousge- fahren waren, fürchtete man allenthalben Kata strophen. Man kannte die Wirkung der Minen, wußte, daß während -es Krieges auf -er Wilhelms havener Reede eines der modernsten deutschen Kriegsschiffe, die .Bork', -urch eine eigene kleine Mine völlig zertrümmert worden war. Was Wun der also, -aß in jener aufgeregten Zeit aus soundso viel Fenstern der Wilhelmshavener Papiergeschäfte Minensuch-Postkarten leuchteten, auf denen ein lockender Tausendmarkschein und das Knochengerippe -cs Gevatter Tod -em sich der neuen Arbeit ver schreibenden Seemann höhnisch angrinsten. Die Fa milienangehörigen zitterten in Not und Sorge. Dennoch ist's gegangen. 2a, die erst so gefürchtet« und als überaus gefährlich angesehene Arbeit verlor mit -er Zett ihre Schrecken, lind tatsächlich ist auch nicht ein einiger Unfall durch di« Explosion einer hinterhältig lauernden Mine herbeigeführt worden. Wenigstens nicht unter -em Minensuchpersonal, besten Zentrale anfangs auf dem alten, geräumigen Linienschiff war, das den Namen deS letzten deut schen Kaisers trug. Anders im Bereich der Fischerei. Hier ging es nicht ohne Katastrophen ab und Fahr zeug« und Menschen sind hier mehrfach Opfer lauernder Minen geworden. Sehr natürlich übr'gens: die Minensucher be obachteten alle Vorsichtsmaßregeln. Sichteten fle eine Mine, f» wurde dies« kunstgerecht oufgeflscht und entschärft, mit Hilfe einer an ihr befestigten und zur Entzünövng gebrachten Sprengpatrone oder durch Abschuß eines kleineren SchiffSge-schosses. Selbst den gegen U-Boote ausgelegten, in -er Regel 15 bis 20 Meter unterm Wasserspiegel befestigten Minen ging man erfolgreich zu Leide, ohne eigenen Schaden. Anders der in der Gefahrenzone herumgondelnde Fischdampfer. Dem Fischer pajsterte es häufig, daß ihm eine Mine inS ausgeworsene Netz geriet. Er merkt daS deim Etnziehen d«S Netzes an dessen Schwere. In solchem Falle soll er das Fischen aus geben und das Netz mit dem unheimlichen Inhalt anS Land schleppen, wo lm nächsten Hafen sachkund ge Personen des eingebrachten Eisenbaues warten. Doch für den Fischer ist Zeit Geld. Er scheut daS Auf geben der Arbeit und versucht selbst mit der Mine fertig zu werden, sie wieder ins Meer zu kippen. Häufig gelingts. Zuweilen aber stößt bei solchem Versuch -er Zünder der Mine an -ie Harke Schiffs wand, -ie Mine explodiert und daS Unglück ist da. Aber wie kommt -er Fischer in -ie Gefahrenzone? Ist er nijcht unterrichtet über das Unheil, das -ort verderbendringen- lauert? Gewiß ist er das. Aus amtlichem Wege wird ihm -as regelmäßig bekannt gegeben, welche Wasterbezirke nach und nach Minen-, also gefahrenfrei wurden. Indes sind dem Fischer die besten Jagdgründe die, in -enen lange kein Schiff mehr gefahren ist. Wo kein Hon-elskahn und kein Minensuchboot in den letzten Jahren die Wellen kreuzte. Mit einem Wort: wo -ie Fische ganz un gestört waren. Das aber sind -<e während deS Krieges angelegten Minenfelder. Jahrelang ver mehrten und tummelten sich hier die Fische. Reiche Beute lockt. Wagemutig wird hineingefahren, viel« Minen sind ja Versager. Gelingt die Schche, so ist ihm ein schneller und lohnender Fang sicher, geht sie freilich schief, -ann droht -os Schlimmste. Der Kampf ums täglich« Brot läßt eben auch hier dl« Sorge ums Leben oftmals in den Hintergrund treten. In den binnenländischen Zeitungsberichten hat man viel von Treibminen gelesen und alles Un glück auf fle geschoben. Sehr zu Unrecht. Gewiß haben sich sehr viele Minen von ihren Drahtver- ankerungen loSgerissen und gondeln eigenwillig im Meere umher. In welchem Umfange -ieS geschah, dafür ein Beispiel: In einigen Minensperren, in denen nach der Karte etwa 300 Minen liegen muhten, fanden unsere Sucher nur noch zehn bis Zwanzig Stück. Die übrigen zweihundertachtzlg waren auf die Wanderschaft gegangen. Sie trieben, also Treib minen. Treibminen aber sind fast durchweg ünge- fährltzch. müssen es, theoretisch betrachtet, eigentlich sein. Unheil richtet im allgemeinen hier der Ver sager an: -ie Mine, -ie in -er WasterwanderpraxlS andere Wege wandelt als der Konstrukteur des un- gcfügen, runden EisenbaUeS ihr bestimmte. Und, w»e leicht zu erraten, lieferten auch die Seeminen- fabrikanten nicht immer erstklassiges Material. Im Durchschnitt hatten sich gegen 50 Prozent der vierzig bis fünfundvierzig Meter auseinan-erliegende« Minen von ihren Verankerungen losgelöst. Der Zahn der Zett, der Zahn vierer Kriegs- un- dreier .Friedensjahre' nagte an -en Drähten. DaS Minensuchen war für unsere Sucher nicht immer Elendsleben. Ar^ch sonnige Stunden gab't zuweilen. Stille Fahrt im Wastersonnenscheln; kurzer Besuch in diesem uv- jenem Hasen; ein An- Land-Gehen an fremden Gestaden; Willko-mmenS- grüße in Norwegen und dann, nach soundsoviel Wochen, auch wieder mal ein vorübergehender Auf enthalt in der Heimat. Mit AuSleben und Geld- ausgeben. Alles in allem aber ein bedeutungsvolles Stück deutscher NachkrlegSarbell. XI. Franzosen and Belgier ln Dresdner Hotels. Wta der Verein der Hotelbesitzer von Dresden und Umgebung mittellt, ist in feiner letzten Sil-una fest gestellt worden, daß fett dem Einmarsch ins Ruhr- gebiet keine Franzosen und Belgier in den Dresdner Hotels ausgenommen worden sind. Die von der Entente kommandierten Verkeler sind aufgefordert worden, ihre Zimmer biS zum Sonnabend zu räumen. Unwürdige Zastände. Die hohen Bestattungs kosten führen in vielen Orten zu unwürdigen Zu ständen und es ist hohe Zeit, daß die Frage der Sächsischer Humor Die Sachsen sind nicht nur .chelle", sondern haben auch einen ganz besonderen Humor, den -er modern« ,Homer der sächsischen Komik" Hans Reimann nicht müde wird, in lästigen Büchern zu sammeln. In seinem neuesten Werkchen, daS unt«r dem Titel „Dr Geenij" bei Paul Steogemann in Hanno ver erschienen ist und «ln« Fülle von Anekdoten von Friedrich August von Sachsen zusammensteilt, bietet er in -er Einleitung einige Proben -eS nach seiner Ansicht tür -en Sachsen typischen Humors. Auf Neisen verliert -er Sachse sein« nüchtern klare Be- u.rioilung -er Ding« nicht. So trifft z. B. ein junges Ehepaar bei -er früher obligaten Hoäneitsreis« nach Venedig am Canäle Grande auf einen Künstler, der das sich ihm -arbieten-e Bild in einem Pastell fest hält. Die frtschg«backen« Gattin guckt ihm neugierig über die Schulter. Dann läuft sie hinter ihrem Manne her und ruft strahlend: „Ehrichl DaS iß awwr braggdsch! Dähr mahid sj seine Andängkm sellwr!" Selbst in Todesnot »erliert -er Sachse nicht sein« Kaltblütigkeit. Darüber folgendes Histörchen: Adolf Lslchsenring, Zigarren- und Zigaretten (direkter Import), dampft von Hamburg gen Amerika. Da gibt «S elne Explosion; das Schiff spaltet sich; das Achterlei! versinkt ln -en Wellen, -ann daS Mittelteil und nur daS Bugspriet bleibt nrch übrig, auf -em sich Lelchsenring befindet. Lkxr als auch dieses von de« Fluten hinweggespült wird, da sagt Leichsenrtng lm letzten Augenblick kleinlaut und mit elegischer Rohe: .EtjnLlich wolldj mich ja frbrenn lassn . ..' und ertrinkt. Von d«m Dichter Rudolf G. Binding wir- aus seiner Leipziger Studentenzeit fclgendej Geschichtchen berichtet: Auf seiner Bud« stand ein Klavier, und diesem entlockt« er denn auch eines Nachmittags melodisch« Töne. Da ko«, da« Mädchen von unten herauf, klingelt« und bat: H«rr Binding möchte doch -as Kiavdersptelen lassen; -te knäh-je Fra» wär« führ« krank. Binding hört« natürlich sofort auf, aber zwei Stunden später bmu d«t Mädchen »Ute» wilder, Udqdlt» »ad sprach; Herr Binding genn-e nuh weiter spielen. Di« knäh-je Frau währe ähm geschdorm. Zum Schluß ein sächsischer Sol-akenwitz. D-e 19. Ulanen sollen von der Prinzessin Mathilde besichtigt we den, die der Chef des Regiments ist und ihre beträchtliche Leibes» fülle zu diesem Zweck in ein« Art Uniform gepreßt hat. Natürlich macht bi« reitende Amazone einen etwas merkwürdigen Eindruck, und der vorsichtige Führer der zweiten Schwadron kommandiert daber: .Loht Trensen — los! Faßt Lanzen — an! Prin zessin Mathilde kommt geritten! Daß mir kee Schwein feixt!' Engen Ortner las lm Kaufhaus aus seinen dra matischen Dichtungen vor. Unsere Leipziger Bühnen leiter oernachläjsigen den hier ansässigen, dem hie- sigen Bühnenieden doch nahe verbundenen Drama tiker, und drängen ihn aufs Podium. Sie «un recht daran. Einstweilen. Der erste Akt eines Revolu- tionSdramas „Die Häßlichen" (Ermordung Ma rats) verrät wenigsten« ernsthaftes Deschichtsstudium. Und Temperament hat Eugen Ortner sowieso Aber die Wedekinderet vom „Marquis und seinem Sohn", mlt der er schon die Nürnberger erschreckt hat, ist ebertto ungenießbar wie das Bruchstück einer Alltag«- komödie und der Einakter aus einem unbürger- lichen Zyklus. Denn Ortner krankt noch an einer vermutlich in jüngeren Jahren verhaltenen Neigung zur PudertätSpoeste derberen Kaliber«. Keinen Akt schreibt er, der nicht aus mehreren bestände. ES kann überhaupt kein Mädchen seine Bühne betreten, dem nicht schleunigst und gleich von Zweie« Vorschläge gemacht würden, wie man sie doch nicht zu allen Stunden de« TageS und nicht unbedingt lm oeselligen Kreise ausspricht. Ich möchte nicht gern deutlicher werden. Aber «S ist wirklich «in bißchen unanständig, zumal weil eS langweilig ist, denn, wa< sich darüber hinaus noch begibt, ist lm günstigeren Fall« von Wedekind, im weniger günstigen vom Marqul« de Sabe. „Wahllos will ich Frauen schänden", sagt Ortner« hoffnungsvoller Sohn de« MarquiS. Ader er sollte doch lieber wählerisch sein und nicht auf seinen Papa Sabe hören, der mit erhobenem Finger spricht, er «gff« -urchaa« ein „Brutalist" werden. — Die Tänzerin Olga Brellng war nicht so brutal. Sie eine ervor- stellte freundliche Posen, währen- daneben modernste Musik gespielt wurde. t«. v. k. Ja der Akademie für graphisch« Künste an- Buch gewerbe zeigte P r o f e s l o r Fritz Goetz Sammlung von Reproduktionen, -ie seine y ragenden Leistungen auf dem Gebiete der modernen Vervielfältigungstechnck sowohl in der Qualität wie in der Vielseitigkeit der Verfahren von neuem er kennen läßt. Von Grünewalds Isenheimer Altar sind photographische Aufnahmen größten Formats gemocht worden, die durch die Genauigkeit -er Formenw.edergabe und durch die Klarheit deS Tons für -as Studium wahrhaft kostbare H lfsmittel sind; wie schön ist etwa die Kühle Helligkeit ln -em Kapellenraum der .Verkündigung' getroffen. Wenn trotzdem ein Teil der ästhetischen Wirkung verloren geht, so liegt eS eben daran, daß gerade bei Grüne wald für den modernen Betrachter di« seelische Er schütterung auf« engst« mit dem Kolorit verbunden ist; für daS Getümmel -er AntonüSversuchung z. B. ist das fanfarenhafte Blau deS Mantels unentbehr lich. Von einer prachtvollen Sättigung des TonS sind die Phatogravüren nach englischen Schad kunstblättern des 18. Jahrhunderts; sie schmücken das Verzeichnis, das H. W. Singer von der kürzlich wieder aufgefundenen Sammlung der Reußischen Fürsten ln Greiz aufgestellt Hot. Die ganze Delikateste moderner Farben-Llchtdrucke kommt schließlich bei den Blättern deSZlnggsche» Stammbuch« (Sammlung der Sekundogenikur in Dresden) zur Geltung. Kreide, Rötel, Feder, Aqua rell und d« verschiedene Handschrift der einzelnen Spender Ist aufs treueste faksimiliert, so daß un« noch jetzt etwa« von dem zarten Hauch de« Rokoko ent gegenweht. W. B. Die harten Strahlen. Bisher wurde die Ve- handlung de« der Frauenschönbelt sehr gefährlichen Barte« mlt Hilf« der Elektroly e durchgeführt, wobei jede einzelne Haarwurzel abgetötet werden muß und nicht nur sehr viel Geduld erforderlich ist, sondern auch da« Ertragen großer Schmerzen. Außerdem führt« dies« Behandlung nur in seltensten Fällen zum Ziel. Wie in der Umschau berichtet wird, hat nun Dr. Fritz M. Meyer die harten Strahlen, die au« der Röntgenröhre auStreten und stärker al« bi« mittelweichen Röntgenflrablen auf di« tterische an- pflanzliche Zell« «tnwtrkea, »ach achtjährig«« Versuchen mlt Erfolg dazu verwendet, den Frauen bart vollkommen und sicher zu beseitigen. Di« Patientin muß allerdings die behaarten Hautstellen dreimal ln bestimmten Zeiträumen behandeln lasten, und auch dann ist bisweilen noch weitere Bestrahlung nötig. Jedenfalls aber ist hier der Frauenwelt ein Mittel an die Hand gegeben, diese Verunstaltungen, die so mancher Dame alle Lebensfreude rauben, loszuwerden. Amerikanisch« WhlSky-Komöbie. Das Alkohol verbot mit all seinen aufregenden und kom.fchen Zwischenfällen sorgt für die Unterhaltung der New Parker und gibt ihnen mancherlei zu lachen. Di« neueste Komödie dieser Art, die ln den Blättern erzählt wird, hat allgemeine Heiterkeit hervor- gerufen. Ihr Held Ist einer der bekanntesten und reichsten amerikanischen Zeitungsbesttzer, dem eS kürzlich glückte, 200 Gallonen deS feinsten Bourbon- WhiskyS zu erstehen. Um sie ungehindert nach seiner Villa bringen zu können, erstand er zugleich einen funkelnagelneuen P<troleumwagen, auf dem mit großen Lettern die Firma der Standard Oil Company angebracht war. Unter dieser hornlosen Marke hoffte er die kostbare Flüssigkeit glücklich wegzubringen, und wirklich langte der Kraftwagen auch nach einer weiten Reise vor der Billa de« Zeitungsmagnaten an. Es war kurz vor Mitter nacht, un- wegen der späten Stunde befahl der glückliche Besitzer dieser großen Menge Whisky dem Fahrer, den Lastwagen in die Garage zu fahren, die zugeschlosten wurde. Der WHISKy sollte dann am anderen Morgen ln Fässer gefüllt und im Keller sicher unkergebracht werden. Aber der Ze t'ng«- mann hatte ung^ückllchewelse nicht mit dem Eifer eines jungen Mechanikers gerechnet, den er kürz lich engagiert hatte. Am nächsten Morgen um 7 Uhr betrat dieser bereit« die Garage, und als er den Waaen mit der Firma der Standard Oil Company erblickte, ließ er den ganren Inhalt lm Werte von 10 000 Dollar in den großen Pekroleumkank seine« Herrn pumpen, wodurch nicht nur der pa.ize Whlskn unbrauchbar gemacht wur-e, sondern auch noch 50 Gallonen des teuren Petroleum« lh-en Wert verloren. Der Mechaniker hadert beute mit dem ungerechten Schicksal, da« zu seiner sofortigen Entlastung führte, obwohl er doch ja »tel Eifer au d«o Lag gelegt Hutt».
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