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Xr. 2S VleastLF, üen SO. /»auar 1922 117. Isdrgsag r;ar au-würis monatlich M.1200.- einschl. vrzugvprerS. Zurragcarbllvr. Durch die Polt innrr- Hal» Deutschlands tret ins Haus aeUeiert: monatttu» lvk. 1400.— und Bcsteüaebübr. RuSlandsvrrland; monatlich M- 14>-0^- und Drucksachen ° Porto. - TaS Leipziger Tage blatt erscheint täglich morgens, auber nacb Sonn- und '^e. tagen. Nichterscheinen elnzelner Nummern infolge Lherer Gewalt. Tlreik. Äusspecrung, Betriebsstörungen berechtigt ve.iever nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Ampruch auf Lieferung der Zeitung. Schriftieitnng und Geschäftsstelle: Leipzig, JohanntSgafse ü. Fernsprecher 70^0—17E. Anzeigen- «. Abonnements-Annahme in der GeschäitSstclle, allen Filialen, sowie in Berlin, UllsieinvauS. L«S d«»v»i««r T««eblatt «ntbätt amNich« Veknnntmachnnas» de- Rate- der Stadt Selvria. ded ValtzetvräNdtam» Lelpzt«. de» «»t-aertedt» Setv»!«. iomie verschiedener anderer UebSrde« «nseiattwrei« auSw. Inserent. M. 115.—. 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Am Sonnabend ging ein Aufatmen durch die Lande, als man aus München erfuhr, daß das Kabinett Knilling sich endlich aufgerafft hatte, energisch gegen die nationalsozialistischen Unruhestifter, die Garde Hitlers, vorzugehen. Diese nach militärischer Art organisierte .Partei', die nach dem Muster der Faschisten Mussolinis zunächst einen Staat im Staate bilden und dann die Staatsgewalt selbst an sich reihen möchte, hatte auf Sonn abend, den 27. Januar, ihren Parteitag nach München einberufen und im Anschluß daran eine Fahnenweihe mit großen Festlichkeiten und Kundgebungen unter freiem Himmel geplant. Die bayerische Regierung, die bisher das ge- walttätige Treiben der Naionalsozialisteu gedul det, ja sogar begünstigt hatte, sah ein, daß Ver anstaltungen dieser Leute unter freiem Himmel für alle Verfassungstreuen ein Acrgernis, für die republikanische Arbeiterschaft aber geradezu eine Herausforderung bilden und deshalb jetzt, da die Franzosen im Ruhrgebiet stehen, doppelt gefährlich sein würden. Und verbot sie. ' Aber Hitler und fefn Anhang versicherten, auf das Verbot pfeifen zu wollen. Der staatlichen Ge walt wollten sie ihre Gewalt entgegensetzen. Dal war offene Rebellion, war Verhöhnung und Dedroyr ng der Landesregierung, eine Hand lung, -e das Reichsgesetz zum Schutze der Republik mit schweren Strafen bedroht. Die bayerische Regierung braucht« also nur einmal mit fester Hand nach rechts zuzugreifen — wie sie sonst nu; nach links zugriff — und das Republrkschutzgesetz auf die Rebellen anzuwen- den. Dann wäre der Hitler-Garde der Ueber- mut wohl vergangen. Aber daä Kabinett Knilling verschmähte Liesen einfachen, gesetzmäßigen Weg. Warum? War ihm rin Augenblick das Aeichsgeseh zum Schuhe der Republik entfallen? Oder —? Kurz, das Kabinett Knilling machte es anders. Etwas mußte ja geschehen, das war klar, etwas Krustiges. Das Kabinett Knilling durfte die prächtige Gelegenheit nicht Vorbeigehen lassen, ohne zu zeigen, daß es Mut und Kraft hat und — selbst bei Nationalsozialisten — keine Unbotmäßigaeit duldet. Diesmal konnte es ja wagen, den Herren Hitler und Genosten die Faust zu zeigen, denn ibr aufreizend freches, die Abwchrsront gefährdendes Benehmen in der Stunde der nationalen Bedrängnis hatte selbst die Freunde und Gönner der National sozialisten in den Reihen der (dcutschnationalen) Bayerischen Mittelpartei und der ^klerikalen» Bayerischen Volkspartei arg befremdet. Und so griff die bayerische Regierung zu dem alten Hausmittel aller Regierungen, die mit ihrem Laiein zu Ende sind, zum Ausnahmezu stand. Der Minister des Innern Schweyer wurde zum ..Generalstaatskommissar* ernannt, der die Vollmacht hat, sich zur Sicherung der öffentlichen Ordnung über die Verfastungs- bcstimmungen zum Schuh der persönlichen Frei heit, der Pressefreiheit, des Vereins- und Ver- sammlungsrechts, des Brief- und Fernsprech- geheimnistes und anderer staatsbürgerlicher Rechte hinwegzusehen. Seine erste Handlung war, daß er, noch am Freitag abend, angekündigt« Versammlungen verbot, aber nicht etwa nationalsozialistische oder sonst ankirepublikanisch«, sondern — so - zs,aldemokratische! Versammlungen, die nicht unter freiem Himmel, sondern in geschlosse nen Räumen startsinden sollten. Und seine zweite Handlung war — daß er das Verbot nationalsozialistischer Versammlungen unter freiem Himmel für Sonnabend — wieder oufhod. Der nationalsoMlilttsche Parteitag konnte also Unz programmäßig mit dstuflk- i.mzügen und Meetings aus öffentlichen Plätzen vor sich gehen, als ob es gar keinen Ausnahme zustand gäbe. Die republikanische Bevölkerung aber müße entweder zu Hause bleiben oder mindestens den Mund halben, sonst hätte fie den Ausnahmezustand zu fühlen bekommen. Bayerische Dinge haben für außenstehende Europäer imm«r etwas Rätselhaftes. Aber die,es neueste Knillingsche Regierunaskunst- frückcken lst dock das Tollste, das sich selbst Alt bayern bisher geleistet hat. Der Schlüssel ist vielleicht darin zu suchen, daß sich der Münchener Reichswehrgeneral — wie einst in der Kapp-Putsch-Nacht sein Vorgänger — in die Politik eingemischt hat. Gi mrd drhüvpket Der kritische 1. Februar Vorläufig «och keine Berkehcsbeschränkung — Oer Streik als letztes Gegenmittel Essen, 29. Januar. (Eigener Drahtbericht des Leipziger Tageblattes.) Die Einkreisung des btuhrugebietes ist jetzt vollkommen durchgestthrt. Die Truppen haben die vorläufig festgesetzten Punkte des Halbkreises erreicht, dessen Lehne der Rhein bildet und der im Osten HSrde und Lünen im Bogen einschlietzt. Wohl hat der Widerstand der Arbeiter und Eisenbahner die Pläne gehindert, aber die Fran zose« hatten Zeit genug z« ihrer Ausführung. Wirtschaftliche Maßnahmen sind bisher noch nicht erfolgt, und der Verkehr ist noch unbeschränkt, doch ist mit Sicher heit sehr bald eine Verschlimmerung der Lage zu erwarten I« unterrichteten Krei se« bezeichnet man die Nacht zum 1. Februar als Zeitpunkt für das Inkraft treten wirtschaftlicher Zwangsmaßnahmen. Dieser Zeitpunkt ist mit Rücksicht ans die mit Sicherheit zu erwartende Nichtzahlung der am -31. Januar fäl ligen LOO Millionen Goldmark Reparationsschuld anznnehmen. WaS dann mit der Kohle geschehen soll, ist völlig ungewiß. Ls ist bei -er ungeheureu Menge täg licher Förderung unmöglich, die Kol-len lange auf die Halden zu lcbütten. Der Streik ,st nur als aller - letzies Mittel .zu denken. Die Bevölkerung will die onasheuce Verantwortung für die unausdenkbaren Folgen eine, Streik, nicht auf sich nahmen. Auch der passive Widerstand der gewezbetreibenden Be völkerung ist ein zweischneidiges Schwert, denn die Franzosen habest schon gestern erklärt, daß sie sich Maßnahmen Vorbehalten, wenn wieder Geschäfts leute nicht an Angehörig« Ler fremde« Truppen ver kaufen wollen. Sie behaupten auch, -aß die Eisenbahner durch Sabotage — Unbrauchbarmachung von Welchen, Drehscheiben und Lokomotiven — versucht hätten, den Verkehr lahmzulogen, und daß die Bahnhöfe vdn Düsseldorf und Aachen mit Absicht so verstopft feien, daß feder Güterverkehr unmSgbck ist. Dr« Fran zosen drüben, mit strengen Strafen gegen jeden vor- zugehen, der bei Sabotageakten betroffen wird. Ge- läng« es nicht, die Täter zu entdecken, so würden die Vorgesetzten bestraft, von ihren Posten entfernt und durch französische Beamte ersetzt werden. Di« deut schen Eisenbahner bestreiten jode Sabotage und führen die Unfälle und di« Verstopfung der Bahn- Höfe auf die Eingriff« der Franzosen zurück. Zn Düsseldorf ist die Ruhe wieder vollständig, aber die Polizeistunde bleibt weiter aus 10 Uyr beschränkt. Die Essener Postbeamten haben Len für heute ge- planten Streik auf Weisung von Berlin aufgegeben, dagegen wird der Fernsprechverkehr immer schwie riger, weil die Franzosen immer mehr Leitungen für ihr« Zwecke mit Beschlag belegen. Zn Düssel dorf wurde heute wegen angeblicher Sabotage von Dienstgefprächen der Fernverkehr von Berlin und Hamburg auf einig« Stunden eingestellt. Zn -er gestrigen Konferenz -es Pressechchs mit Vertretern -er Auslandspresse wurde auf Anfrage offiziell Mgestanden, -aß «in großer Teil -er Lochringer Hochöfen aus Mangel an Ruhrkoks süll gelegt werden mußte. Lin Husarenftückchen der Eisenbahner Eisener DrabkSertan des Leipziger Tageblattes» 'Esten, 29. Zanuar. Aus ganz Deutschland laufen im Ruhrgebiet große Kohlenbestellungen ein, da man stündlich die Errich tung der Zollgrenze erwartet und anderseits die Kohlenpreise sehr gestiegen sind. Die Hauptsorge der Eisenbahner ist, jetzt noch das rollende Material noch vor Schließung der Zollgrenze ^oor dem Zugriff der Franzosen zu retten. 13 der neuen schweren Zugmaschinen konnten von den Koblenzer Eisen bahnern ins unbesetzte Gebiet gerettet werden. Auf dem Bahnhof Diez versuchte der französische Kommandant den Transpbrt auszuhalten, aber gcgen die mit Lilzugsgeschwindigkeit dahinrasenden Ma schinen war er machtlos. Zn sinnloser Wut befahl er darauf seinen Soldaten, die Schienen auszu- reißga. Infolgedessen ist -,r Bahnhof ad Conn- abend nachmittag für die durchfahrenden Züge un passierbar. Wie die Franzosen behaupten, stehen äußerst strenge Maßnahmen bevor, um die deutsche Sabotage, wie sie sich ausdrücken, zu brechen. weiterer Vormarsch? Eigener Draht bericht des Leipziger Tageblattes Paris, 2V. Januar. ' Die Chicago Tribnne will von gut unterrichteter Seite erfahren haben, vaß im Falle eines Generalstreiks im Ruhr revier die franzäfifchen Truppen weiter vormarschieren werden, «nd zwar sollen dann Wesel, Barmen, Hamm «nd Elberfeld besetzt werden. General Wevgand und Minister Le Trocqueur sind gestern abend wiederum in daS Ruhrgebiet abgereist, um eine enge Verbindung mit den Besatzungsbehörden zwecks Ausführung der in den letzten Tagen einstimmig beschlossenen Maß nahmen sicherzustellen. Zn ihrer Begleitung be finden sich der Direktor der Bergwerke Guil leaume «nd der Generalsekretär des Obersten Eisenbahnrates B « neist. PoincarK hatte sich bereiterkläri, am kommenden Freitag, den 2. Februar, die Interpellation der Kammer zu beantworten. Unter den obwaltenden Umständen wird der Premierminister mdzlicherweis« nach einer kurzen Erklärung einen neuen Aufschub verlangen, den dos so gut wie einmütige Vertrauen der Kammer ihn ohne Vorbehalt gewäyren wird. und ist bisher nicht bestritten worben, daß Hitler -em General v. Lossow ehrenwörtlich ver sprochen habe, keinen Putsch Zu machen, un baß der General daraufhin die Regierung zur Zurücknahme des Verbots bewogen habe. Nach dieser Lesart wäre das Kabinett Knilling einem ungesetzlichen militärischen Druck gewichen. Daraus ergibt sich für den Reichswehrminister die dringende Pflicht, ben Fall zu untersuchen, ihn vor der Oeffenttlchkeit kiarzustellen und, wenn die obige Darstellung richtig ist, ben General schleunigst von seinem Posten zu ent fernen. Dadurch läßt sich -er Schoden, der aus dem Vorgang in gleicher Weise für das Ansehen der bayerischen Regierung «nd für den Reichsgebanken erwachsen ist, zwar nicht wieder gut machen, aber einer Wiederholung vorbeugen. Wenn aber die Geschichte vom General von Lossow nicht richtig sein sollte, so müßt« die Lösung des Rätsels anderswo gesucht werden. Ein zweiter Schlüssel scheint die Haltung der Presse zu sein, hinter der die Schwerindustrie steht. Die Münchener Neuesten Nachrichten, das südbenksche Stinnes-Biatt, Hai« am Sonn abend morgen das Vorgehen der Regierung gegen die Nationalsozialisten gemitzdiliigl und der Regierung den Rückzug .enwfohlen', indem et die ganze Sache alt ein Mißverständnis* bezeichnete. Wena man dthennß da- Nattonal- sozialisien über reiche Geldmittel verfügen, die Acker nicht aus Mitglieüsbeitrügen stammen, fvndern ihnenvon sehr kapitalkräftigen Gönnern zufließen, von Gönnern, die ein starkes Interesse an einem durch Schwächung der Sozialdemo- kralie zu erreichenden 2lbbau der Arbeiterschutz- gesehgebung haben , bann ist der Zusam ¬ menhang zwischen Hitler und der Presse der Schwerindustrie nicht schwer zu erraten. Die Vermutung liegt sehr nahe, daß -ie mächtigen Geldgeber der Nationalsozialisten und der Münchener Neuesten Nachrichten einen Druck auf das Kabinett Knilling ausgeübl haben. Und wie will sich dieses nun aus der Affäre ziehen? Will es zurücktreten? Nein! Will es -en Minister Schweyer, ben .Generalstaaskom- mistar', opfern? Auch nicht! Das von den Münchener Neuesten Nachrichten verbreitete Gerücht von dem bevorstehenden Rücktritt Scheoeyers wird halbamtlich für falsch erklärt. Wenn et überhaupt eine Aenberung gibt, dann höchstens die Absetzung des Münchener Polizei präsidenten, der oflichtgemäß vor der national sozialistischen Gefahr gewarnt und dadurch die Regierung zur Verhängung des Ausnahmezu standes bewogen hat. Ader vielleicht geschieht auch nichts, und es wird, wie in Bayern üblich, fortgewurstelt. Die Hitler-Faschisten bleiben obenauf »nd die Republikaner werden ein gesperrt, wenn sie fich rühren. Le Trocquers „geheime Maßnahmen" v » o unserem Pariser Mitarbeiter p. Paris, 26. Januar Herr Le Trocquer, Minister -er öffentlichen Arbeiten, ist soeben von seiner Ruhrinspektion zurückgekehrt und erstattete unmittelbar nach seiner Ankunft am Quai d Orsay Bericht über das Clgebnis seiner Expedition. Von einer Gruppe englischer und französischer Journalisten, die das Auswärtige Amt belagerte, konnte man folgendes erfahren: .Der allgemeine Eindruck ist ausgezeichnet. Die .Operationen' entwickeln sich planmäßig. Der Widerstand besonders auf leiten der Arbeiter ist im Nachlassen begriffen. Führer von großen Gruppen baden dem Minister versichert, baß sie gern arbeiten, wenn ihnen ein genügender Lohn ausge.zadlt werde. Der Minister hat zugesagt, daß dies geschähe, und daß auch eine Hungersnot keineswegs zu brfürchten wäre. Cs gäbe im Ruhrgebiet nur eine einzige Schwierigkeit: di« der deutschen hohen und höheren Beamten, die mit der Schwerindustrie verbündet seien. Sobald sie unschädlich gemacht sind, wird sich das Leben, normal gestalten. Maßnahmen sind getroffen, die eine Art wirt schaftliche Autonomie des besetzten Gobietes schaffen werden. Es sei dies um so leichter, ajS das natürliche Hinterland des RÜHr- gebiekes nicht das unbesetzte Deutfchlaird, sondern die Rbeinprovinz und Lothringen seien. Aller dings mangel« eS noch an ^sollbeamten und tech nisch geschultem Personal, damit die geplante Ab schnürung sofort effektiv werden könne. Aber man könne schon heule sagen, baß in wenigen Tagen kein Wagen Ruhrkohie mehr ohne Geneh migung der zuständigen französischen Stellen inS unbesetzte Deutschland gelairge. Bis jetzt wäre es Deutschland relativ leicht qewesen, -ie Ruhr besetzung zu ertragen. Durch feine Agitation unter den Arbeitern und Beamten wäre es ihm ge lungen, den Franzosen wirtschaftliche Schwierig keiten zu machen. Zweck der jetzt geplanten und In der Ausführung begrAenen Maßnahmen sei, den deutschen Einfluß vollständig zu unterbinden «ir den Bewohnern des RuhrgebieteS begreiflich zu machen, daß es vorläufig in ihrem Interesse lieg«, der französischen Verwaltung und ihren Bekebldn keinen Widerstand enbgegenzusetzen. Lin übrigen würden alle wirtschaftlichen und finanziellen Linzelfragen in kürzester Frist bis in die kleinsten Details geregelt werden.' Dies alles entspricht so ungefähr üem, wat das französische Volk durch seine Zeitungen von der Negierung zu hören gewohnt ist. Richtig.ist an der Darstellung vor allem der Zweck, -er im Ruhrgebiet verfolgt wird: .Autonomie", das heißt wirtschaftliche und politische Vergewaltigung ähnlich dem Saar gebiet, und zwar nicht für kurze Dauer, son dern auf lange Sicht; damit parallel gehend die wirtschaftliche Vernichtung Deutschlands, das man durch die täglich wachsende Not moralisch zermürben will, daß es in chaotische Bruch stücke zerfällt, die sich dann einzeln unter -en Schuh Frankreichs stellen würden. Von diesem offenkundigen Zweck abgeseh-n, der durch den zynischen Bericht Le Trocquers nur noch unterstrichen wird, ist an der Darstel lung des Ministers selbst nach der Ueberzeugung wirtschaftlich denkender Franzosen so ziem lich jedes Wort unrichtig. Man weiß hier schon seit Tagen, daß die ganze Ruhrcxpedi- tion, wirtschaftlich betrachtet, vis jetzt einen un geheuren Fehlschlag bedeutet. Herr Poincar^, mehr aber noch Herr Millerand, batte es sich kinderleicht vorgeslellt: Hunderttausend Mann mit Roß und Wagen und Kanonen, dazu einige Ingenieure als Fassade, bestenssalls als Ueber- wachungsorgane — der eine oder der andere Hobe deutsche Beamte würde vielleicht streiken, aber er wäre leicht zu ersehen — auf die Hütten- direkteren würde der Zwang wirken — und die Arbeier wären froh, französisches Weißbrot zu essen, und stolz darauf, für die französische Schwerindustrie Kohlen zu fördern. Alle diese Hoffnungen sind jämmerlich zu nichts geworden. Herr Loste erhielt einen Verweis von Le Trocquer, General Degoukte einen sol chen von Fochs Liebling Weygand. Und da man nickt in der Lage war, zweckentsprechende wirtschaftliche Maßnahmen ausfindig zu machen, ersann man ein ganzes System von Gewaltakten, die in den nächsten Tagen schon zur Ausführung gelangen werden. Le Trocquers .Geheim bericht' rst eine Auszählung dieser Maßnahmen, wozu General Wcygcmd im Auftrage des Mar schalls Foch noch die näheren Anweisungen geben wird. Die einzelnen Punkte des neuen Programms sinö drkaiml ÄßtchESkMW drS