Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.03.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192403235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19240323
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19240323
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-03
- Tag 1924-03-23
-
Monat
1924-03
-
Jahr
1924
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
MM !Ist«r»triU!tz , 17 18, lü . «Lri, ILrr 1921. ln- plelv sised- salers »088! k»n>«x>ur. ron ",1l 1 i> 2 «'«»-, un- ^egivu. . r. cop. ldvr, ürük!, l. rr 7^ Illi: ' krssi >sr 8cbmi-li. I> uduspks -dsttlgt M l»'^c. t'IU. va" vucd Ibrig- > «N tSS^ IkN ree 18. ekel'- )rsr sl!en »enös k lok I- klnrsl kir.: 20 Kolöpfg. -- 200 WHznkn U ^Sen-^u»s«d« 8onotsg, üea 23. MSrr 1924 Serantworilicy litr den Tex«: (rhelredakreur L. Soldttei«. Lelpzlg. tlr. 72 ÄerantworNtw sür Jnscratr: Oswald «Saer, Leip««g«Naunvo». Druck u.«crlaa: LcipztgrrVerlagSdruckercl m. b. H. vorm. Sicher L Kürlten. VerNner Slvrlsileitnng: «ochstt. 21 (ksernlpr.TSndoff »600-366.1, . . Dresdner SÄrttttet«»»«: Loschwttz.SqiLerür.3.", (gcrnipr .14793, 118. Inliro. HaLrfche Lchrlsllettung: Lcipjiger Strafe 21 <Jrrnspreck>er 8588) Bezugspreis: MR MN Anzeigenpreis: N/7-NLKL'Ä»» KN kLlW »TTHHVH^4V>-^H^H4HHATLL Lelpitg kkobanniSaaNe 8 <Sernspr.OrlSgclvr.Tammel-Rr.:70S11 ' Nerlamentte» »sw nacb Tort«. PreiLnachlatz det »vschlul;. Plotz-und .rernaesvr. 17089-17M2:: ebenda u. in ollrn tzlllalen Anzeigen-und Datenvoricdriitti« unverb,ndii«. AUr das NiiSland entivrrcdendcr Avonnemcni-Annahmei auch nimm« tedeS Postamt BeNeilungen an. Llustchlgg. ErMaungrott Leipzig Postscheck-Konto Leipzig öiX»4. Tos L«U>»t««r T«««bl«tt »»tGLll st« ««etliche» U«tau»1»»achu»kNen des Vo1«4«i»rasidi»»»ü tteiugi. Zuschriften an die Re-aftion Der bekannte Politiker Dr. k. e. Frhr. v. Schönaich, Generalmajor o. D., über mittelt uns im Hinblick auf die Reichstags- wablcn lbei denen er an der Spitze der demo kratischen Liste für Mecklenburg kandidiert) die folgenden beherzigenswerten ' Betrach, tungen. D. Red. Oie beste Parade Die beste Pcnude ist der Hieb. Dieser Satz ist zum Axiom aller Kriegswissenschaft geworden. In allen Armeen der Welt galt der Angriff siir klüger und vornehmer als die Verteidigung. Von dem Augenblick an, wo diese Auftastung All gemeingut geworden war. verlor der Satz aber auch schon seinen Sinn: Wenn jeder der beiden Gegner dem anderen mit den: Angriff zuvor- konnnen will, so artet die Geschichte leicht in ein blindes Draufgängertum aus. Unter verschiede nen Gesichtspunkten bedarf die Lehre von der besten Parade einer sachlichen Nachpriifu n g. Diejenigen, die sie auch heute noch für richtig halten, werden natürlich behaupten, man müsse den Hieb eben so umsichtig wie nur möglich vor bereiten und ihn so schnell und so vernichtend führen, wie es die Umstände nur irgend gestatten. Da der andere aber dasselbe tut, so ist der Effekt dos berüchtigte Wettrüsten, bei dem schließlich jeder bombenfest davon überzeugt ist, daß dec andere angefangen habe. Erfreulicherweise ist die Zahl derer, die das Irrige des bisher aner kannten Dogmas durchschauen, im Wachsen. , Die ganze Politik der letzten Jahre war — näher betrachtet — nichts als ein Kampf dieser beiden Richtungen. Dabei haben die Anhänger der Meinung, daß der Hieb die.beste Parade sei, die Lehren der bisherigen Geschichte für sich, denn schon vor bald zweitausend Jahren prägte der Römer Vsgetius das heute noch beliebte Wort ,^si vis pacem, nnra bellum", auf deutsch: „Wenn üu Frieden haben willst, rüste dich zum Kriege." Die Gegner der Lehre können demgegenüber nur darauf Hinweisen, daß ein Lehrsatz wohl sehr alt sein und doch durch die Ereignisse überholt wer den könne. Wenn die Ereignisse zudem« so über zeugen- such, wie die des letzten Jahrzehntes, so kann man sich nur nnmdsru, daß es auch: heute ' noch unbelehrbare Menschen gibt! Wenn Vege- tius heute lebte, würde er zweifellos sagen: „st vis oacerp, para pacem"; »Denn du den Frie- idm willst, so bereite ihm auch den Weg!"' Die Kunst der Kriegsdiplomaten freilich besteht auch heute noch ausschließlich darin, die Karten so zu mischen, «daß vor der Welt das eigene Volk als das im tiefsten Frieden vom bösen Nachbar über fallene erscheint, dkachdem aber auch diese Ross- tänscherdiplomatie Allgemeingut geworden ist, müssen wir uns nach einer besseren Parade um sehen. Und da bietet sich als das beste die Ent - waffnung Les Gegners dar. Der Ver trag von Versailles hat versucht, diesen Gedan- ken durch die Entwaffnung Deutschlands in prak tische Politik umznsetzen. Dabei kann jedoch kein Diplomatenschwindel darüber Hinwogtäuschen, daß diese Entwaffnung eine Halbheit ist, solange die anderen noch in Waffen starren. Die Auf gabe, auf die die deutsche Außenpolitik der näch sten Zeit eingestellt sein muß, ist die, diesen für uns unerträglichen Zustand dadurch zu beseitigen, daß entwvder Deutschlaich danach trachtet, sich selbst wieder zu bewaffnen, oder danach, die andern ebenfalls zur Entwaffnung zu bringen. Wir werden dann zu prüfen haben, welcher Weg der aussichtsoollere ist. Da jede Rüstnrrg heute überwiegend tech nisch ist. und da die modernen Nachrichtenmittel kaum mehr unwirksam vermacht werden können, l)alte ich völlig geheime Rüstungen für unmöglich. Halbe Geheimnisse sind aber schlimmer als ganze Wahrheiten. Mehr oder minder offene Rüstungen nun veranlassen die Gegner selbstverständlich sofort zu Gegenmaßnahmen, und der fehlerhafte Zirkel des Wettrüstens beginnt von neuem, für uns zudem in einer militärisch und politisch höchst ungünstigen Anfangslage. Es bleibt danach nur der andere Weg: zu versuchen, die anderen zum Abrüsten zu bewegen. Daß dieser Weg bei der Einstellung der gegenwärtig herrschenden Kräfte ungeheuer schwierig ist, ist nicht zu leug- nen. Ich meine aber, wenn man die Wahl hat zwischen der sicheren Wiederholung der Welt- katastrophe und der leisen Hoffnung, oaß die kühle Vernunft vielleicht doch noch durächricht, dann sollten selbst die sogenannten Realpolitiker nicht zweifeln, was zu wählen ist. Da es sich um den Kampf zweier grundsätz- lich verschiedener Kulturanschauungen handelt, ist es selbstverständlich, daß die Masse der Menschen noch unschlüssig zwischen den bei- den hin und her schwankt. Dies Schwanken äußert sich leider bei sehr zahlreichen politisch tätigen Menschen damit, daß sie tm Bordersatz jedes Wettrüsten verdammen und im Hintersatz ! ein Nein wenig mit dem Säbel oder der Hand- ! gvanate rasseln. Man ist dann in der angeneh- ! men Lage, wie das Schicksal auch entscheiden j Das Problem der Reparationen Einmütigkeit im Gachverständigenausschuß Dawes «-»««, rr. »Lr,. («t«. M-.«»t--«-r-wE-t» »«- gestrige« Sitzung des Ersten Sachverständigen-AuSschusses unter dem Dorsttz des General DaiveS ein volles Einvernehmen über die LSsungder Re- parat iousfrage erzielt worden sei. Damit erledigten sich alle Ausstreuungen, als ob die Arbeite« der Experte« gefährdet seien. Die Nachricht, datz es gelungen sei, eine« einstimmigen Beschluß herbeizuführen, habe in offiziellen Kreise» leb hafte Befriedigung Hervorgerufe«. Der Erste Ausschutz habe sich auf drei Tage ver tagt, weil die englischen, die belgischen und die italienischen Delegierten sich in ihre Länder begebe« wollten, um ihren Regierungen persönlich Bericht zu erstatten. Parss, 22. März. sEig- Tel.) Zu den Sach- verständigen-Verhandlungcn macht der „Platin* folgende Mitteilungen: Die englischen Delegierten sind zurückhaltender, als sic in den ersten Tagen der Nntersilkkpmg waren. Die Minimalziffern, die sie für die Zahlungen Deutschlands während der zwei Jahre des Moratoriums und der drei darauffolgenden Jahre norsehen, sind nicht vollkommen befriedigend. Selbst im Zweiten Sachverständigeil-Ausschuß hat man sich bisher noch nicht über eine Gesamtzahl der deutschen Guthaben im Auslände einigen können. Kenn man aber die Lage in ihrer Gesamt heit überblickt, ohne sich durch die Einzclschwierig- reiten aufhalLen zu lassen, dann kann man feststellen, daß Fortschritte gemacht worden sind. 'Die Sachverständigen standen im Anfang der Auf. fnssung Sir John Brodburys gegenüber, nach der das Reich aus längere Zeit kür alle Zahlungen unfähig sei und seine wirtschaftlichen und finanziellen Kräfte lediglich seinem eigenen Wieder- aufbau widmen müßte. .„Dieser . unglückliche Prophet*, so schreibt der ^Matjn*, „meint, man müsse glücklich sein, wenn man überhaupt den Zusammenbruch Deutschlands und da mit den Zusammenbruch Europas vermeiden könnte. Seitdem ist ein großer Weg zurückgelegt worden. Man glaubt heute nicht nur, daß bei gutem Willen, bei geordneten Zuständen die Wiederherstellung der deutschen Finanzen sicher ist, sondern daß man sogar während der Zeit des Moratoriums Areditoperationen vornehmen kann auf der Grundlagcstarkcr Pfänder. Rach dem früheren cngllschen Stand punkt wgr es eine Vorbedingung, haß die Franzosen das Ruhrgebiet, .vjelleicht- sogar die Rheinlande, herausgeben. Heute ist von einer militärischen Räumung nicht mehr die Rede, und der liebergang der verwaltungsmäßigen Erfassung des Puhrgebietes zum allgemeinen Pfändcrsystem auf die Gesamtheit des Reiches wird mit vorsichtigen Formeln angegeben, die daranf bedacht sind, keine Rechte zu verletzen. Der Beweis dafür, daß heute Arbeit geleistet worden ist, liegt schon darin, daß die Deutschen Widerstand leisten. Dr. Schacht begnügt sich bei seine«« zahlreichen Besuchen nicht damit, über die Goldkreditbank zu sprechen, sondern ec macht auch Propaganda gegen die Entnationalisierung der Eisen- bahn, gegen die Finanzkontrolle und gegen die Ab schaffung der Zahlungen nach dem Wohlstandsindex.* New Aork, 22. März. (Eig. Tel.) Zi« Kreisen der großen Wavstreet-Dankhäuser, die filr die Unter bringung der Ausländsanleihen in Frage kommen, nimmt man au, daß eine deutsche Anleihe, die zuerst von den englischen und kontinentalen Finanzgruppen organisiert werden dürfte, noch zu Beginn des Sommers aufgelegt werden wird. Bereits jetzt wird erklärt, daß nicht nur von der deutschen, sondern auch von der französischen Re- gierung das vom Dawes-Ausschuß vorgeschlagene Programm angenommen werden wird. Jeder Trmchänder des Vermögens der ehemals feindlichen Ausländer erhielt heute den Betrag von fast 10 Millionen Dollar überwiesen. Ls handelt sich um Erträgnisse aus dem Grundbesitz dieser Aus ¬ mag, jedesmal sagen zu können: „Seht mal — ich habe es ja immer gesagt . . .!" Wenn aber irgendein Volk der Welt Grund hat, in diesen Fragen offen Farbe zu bekennen, dann sind w i r er. Deutschland ist der Knotenpunkt zwischen Nord- und Süd-Europa wie zwischen Ost- und Westeuropa. Wir haben nur die Wahl, die ver bindende europäische Brücke zu sein oder das Schlachtfeld aller europäischen Kämpfe. In allernächster Zeit soll das deutsche Volk wieder einmal an der Wahlurne über sein Schick sal entscheiden. Herr v. Gvaefe hat neulich ge sagt, die Frage der Zukunft laute, ob Hakenkreuz oder Sowjetstern. Ich glaube, beide würden uns in ein Meer von Blut und Giftgas stürzen. Ich habe zum deuffchei« Volk doch etwas mehr Ver trauen. Es gibt noch eine dritte Möglichkeit, und das ist die, die der englische MinistermM- dent Maedonalü erproben will, um die er, der politische Idealist, jetzt mit dem von der ftan- »ösischen Schwerindustrie geschobenen gerissenen Advokaten Poinears ringt. Das deutsche Volk muß Nipp und klar ent- sche den, ob es Krieg haben will oder Frieden. Ein Mischmasch von beiden ist unerträglich. Wohin aber die Reise ginge, wenn etwa die Hitler und Genossen ans Ruder kämen, darüber kann doch wohl keine Unklarheit mehr bestehen. länder. Zn dem Betrage ist auch die Einnahme aus dem Besitz des Deutsch-Ameri kaners Bcrgdoll enthalten, der während des Krieges nach Deutschland flüchtete und deshalb wegen Kriegsdienstverweigerung mit Konfiskation seines Vermögens bestraft worden war. Die Ent- führunysversuche, die von Amerika zweimal unter nommen worden sind, um Bergdoll aus Baden über Frankreich nach Amerika zu bringen, find in all gemeiner Erinnerung. Die englisch-französische Aussprache Lendo», 22. Älürz. (E i g. Te l.) Die inParis und London verbreiteten Nachrichten über die Fort setzung der französisch-englischen Verhandlungen wer den immer undurchsichtiger und Widerspruchs- voller Bald ist von einem Briefwechsel zwischen Ramsay Macdonald und Poincar^ die Rede, der dann an« nächsten Tage dementiert wird, bald von mündlichen Besprechungen zwischen den beiden Ministerpräsidenten, bald wieder von Instruktionen Poincarso an den svanzösichen Botschafter in London. Außerdem melden heute englische Blätter, dsß gestern Lord Robert Cecil zu Verhandlungen über den englisch-französischen Garaytievextrag, der seinerzeit iin Abrüstungsausschuß des Völker bundes entworfen worden ist, nach Paris gefahren sei. Alle Pariser Berichterstatter englischer Blätter stellen übereinstimmend fest, daß Frankreich bereit sei, eine Lösung der Eicherheitrsrage im Rahmen des Völkerbundes zu akzeptieren. Man muß versuchen, durch Kombination zwischen den einander widersprechenden Pariser und Londoner Nachrichten einen verständlichen Zusammenhang her zustellen. Ramsay Macdonald hat wiederholt erklärt, daß außenpolitische Verhandlungen in voller Oeffentlichkeit geführt werden müßten. Als nun die Arbeiterpartei zur Regierung kam, hat sie wahrscheinlich die Erfahrung gemach«, daß hier Kompromisse unvermeidlich sind. Macdonald hält aber auch weiterhin daran fest, daß wichtige Phasen internationaler Verhandlungen >n Form eines Briefwechsels dem englischen Volke bekannt werden sollten, bevor Parlament oder Regierung sich endgültig festlegten. Betrachtet man die jüngsten Ereignisse im Lichte dieser Auffassung, so dürfte man aus den Pariser Mitteilungen rur- , > schwer folgern können, daß sich der englisch-franzöfische Meinungsaustausch zuerst mit der Frage beschäftigt baden wird, ob eine Fortsetzung der englisch, französischen Unterhaltuiv; vor Bekanntgabe der Sachverständigengutachten überhaupt am Platze sei. Bon englischer Veit« kam« man also mir Recht behaupten, daß noch kein« entscheidenden Ver handlungen in der Sicherungsfrage geführt worden seien. Da Frankreich aber in den Vorverhandlungen nicht nur auf Eröffnung der Hauptverhandlungcn in der Sicherungsfrage bestanden, sondern auch bereits bestimmte Vorschlag« nach Englar^) über, mittels hat, hat man sich anscheinend gestern in Eng land entschlossen, als nichtamtlichen Sachver- ständigen in der Abrüstung«- und Sicherheitsfrags Lord Robert Cecil nach Paris zu entsenden. Zur Sanierung -er französischen Finanzen Paris, 22. März. (Eig. Tel.) Wie das „Echo de Paris* mittcilt, wird der Kammer ein Gesetz entwurf zugehen, der die Auflegung einer Kon soli d i e r u ng s a n l e i h e für die schwe bende Schuld vorsieht. Diese Anleihe werde mit ganz besonderen Vorteilen ausgestattet sein, so daß man sich von ihr günstige Rückwirkungen auf die Sanierung der französischen Finanzen verspreche. Ein neuer Gkan-al in Amerika »astingtov, 22. März. (E ig. T« Die Skandal- aftären häufen sich in beängstigender Weise. Noch der Petrosiivmaftäre wird heute c«ne A lkoy o la ffa re bekannt, die das größte Aussehen erregt, weil dadurch zwei prominente Republikaner, Orr und Murphy, schwer kompromittiert werden. Lor dem Unteraüaschuß des Senat« erklärte heute der Vize- prafidenj der Alps Drug« Company, einer großen Gesellschaft, die mit Apotheker- und Drogenware:« hagelt,, er hab« für di« Erlaubnis, Spirituosen zu «uedlzintschen Zwecken zu verkausen, «inen Betrag von 2M00v-Dollor an Orr uns Murphy bezahlt. Navür- l ch g< chah die« unter der Bedingung, daß der ke- grill -wediziuisch« Zweck«*, nicht gar zn eng- ««faßt eorrden saitte. Die demokratischen IGpihenkcndidaten flehe Seite 2 Nie parieieu Am unsere Leser vor den Reichstagswa-len über den Stand des deutschen Purteileücns zu orientieren, begannen wir heute mit dem Ab druck einer Rcrh« von Artikeln, die die wichtige swn Parteien unter dem Gesichtspunkt ihrer Wirksamkeit in der abgelausenerr Reichstags- Periode charakterisieren sollen. Die Redaktion. I. Oie Völkischen von Dr. Uksrn»!' UleNt»«', Berlin Wer sich daran acwöhnt hat, die junge deutsch, völkische Partei als die Partei der extremsten Rech- ten an',««sehen, wird nun ein wenig umlerneu müssen —, ein wenig allerdings nur, nicht allzu sehr. Denn wenn auch tue Dcutschvölkisareu in den jiiirgsten deutschen Landesparlomenten, in Thüringen und Mecklenburg ihre Sitze in der Mitte des Hanfes zu erhalten wünschten, wenn sie auch, namentliu) im Mecklenburger Wahlkampf, giftigste Pfeile gegen die Deutschnationalen abschossen, so kann das doch nicht darüber hinwegtänschen, daß die letzten Ziel: der Führerschaft der Dcutschvölkischen mit denen de- Deutschnationalen durchaus identisch bleiben: die Wiederherstellung und möglichste Befestigung de > vorrevolutionären Obriqkeitsstaates mit seiner mili taristisch-feudalen Privileqien-Dirtschoft. Die Massen der Partei hinqegcn lind, objektiv g-°- sehen, durchaus nicht an dieser Wiederherstellung interessiert, da sic, kurz gesagt, auf proletarischem Lebensniveau stehen und proletarische Interessen haben. Wenn man sich die Anhänger der Deutsch- völkischen betrachtet, etwa auf ihren Werbeversam lungen, oder wenn man sichr, mit welcher Art Be suchern die drei bisherigen dcutschvölkischen Ab geordneten sich gern in den Wundelgängen d?-.- MichstagtL zeigten, so findet man nur höchst spä.- Uch tue typische«« Nußnießer des alten Regimes. Du Massen der Partei stammen vielmehr aus dem einstigen Mittelstand, der auch im Kaiserreich ohne großes politisches Gewicht war-, es sind jene rn. losen verängstctcn Menschen, denen Krieg und Infla tion den Boden unter den Füßen wcqqerissen hab-n enteignete Handwerker, kleine Gewerbetreibend greise Rentner, Witwen und ältliche Mädchen, s-pr viele Angehörige intellektueller Berufe auch, deck-.' Nachwuchs namentlich die aktivsten Elemente der Partei zu stellen scheint. In den Physiognomie.. dieser jungen Leute mischt sich immer wieder Robust heit, ja Roheit mit Ekstase, die Gestalten lassen im Zweifel darüber, ob ihre Magerkeit sportliches Tra: ning oder Unterernährung ist: Wickelgamaschen nn knapper Schnitt der dürftigen Kleidung verleihen, ihr eine Art militärischer Eleganz. Die deutschvölkische Partei ist also eine prole tarische Partei —, die Partei eines Proletariats allerdings, das sein proletarisches Schicksal ent- weder noch nicht begriffen hat, oder zu dünkelhaft ist, mn es anzuerkennen. Hierin eben, in Scheu und Ekel vor dem eigenen Spiegelb-ld, li"U wohl der psychologische Grund zu dem erbitterten Hass des neuen Proletariats gegen das alle uno zu oee bisher in der Geschichte wohl noch nie beobachtercn Tatsache, daß eine proletarische Partei mit den Ver fechtern schroffster sozialer und val't'r-byp o:i gemeinsame Sache «nacht. E« fehlt dem neuen Pro letariat offenbar der qcsunoc nucy.e.ne L. r,..ct,em sinn des alten, der sich diesem , ns g-m- on:n- langer Handarbeit ergeben hat-, so kommt cs zn jener absoluten Unfähigkeit in der Beurtulun- praktischer Probleme, zu jenen Verstiegenheiten, Maßlosigkeiten und Kindlichkeiten, wie sie etwa in Reinkultur die Aussagen Ludendorfss vor üem Münchener Gericht enthalten. Und eben ihre Blind, heit oder Selbstverdlcudung läßt diese Leute zu willenlosem parlamentarischen Kanonenfutter wer den, wenn man ihnen nur ein paar dröhnende, ihren Schmerzen und Beschwerden angemessene Parolen verschafft, wenn mail, um an ein Hitler- sches Bild anzuknüpfen, den Blinden auch noch die Ohren volltrommelt. Die völkischen Parolen sind ja in allen drei Rich- tungen der Bewegung ziemlich die gleichen —, bei den am schneidigsten durchorganisierten National- sc^ialisten Hitlers, bei den stärker parlamentarisch gerichteten Wulle-Leuten, endlich bei den ganz im Spießbürgerlichen stecken gebliebenen Anhänger» Kunze«: die „Schaffung eines gesunden Mittel- stnndes*. „Kommunalisierung der Warenhäuser*, „Abschaffung des Bodenzinses*, „schärfste Berück sichtigung aller Kleingewerbetreibenden bei Liest- nmgen an den Staat" und tausenderlei andr e Henso wünschenswert« wie simple Dinge, die fi t vielen Jahren schon stündige» Requisit der viel -: aufgetauchten und immer wieder untergegangenki: Parteien gewesen sind, di« es unternahmen, d-:: kleinen Mittelstand politisch zu organisieren. W??:; die Feudalen und Militaristen, die al« Führer k - OollarpariiSien an Auslan-s-örft' ta Vwtonen Mark 22. Nttrz I 21. V.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite