Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.03.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192403207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19240320
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19240320
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-03
- Tag 1924-03-20
-
Monat
1924-03
-
Jahr
1924
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
emrvs-lif.: rv ovsvpfg. — rov WMsrüvn m. voaaerstLg, 6ea 2V. LLSrr 1924 Berliner ScvrUtlrUung: «ochstt. 21 tssernipr.DSnhoff3600—3663, . . Dresdner Schrtlileitung^ Lolcvwttz, Schiller,r. 35 igernspr 34793, 118. ssdro. Hallesche SchrMlettung: Letpjtger Suade 21 (Fernsprecher 858tn Anzeigen»-»«»: KV ALM zwetundzwanzta «oldplenntgr. Yannltrnan-eiae» von Privaten mni.ZeN« sechs «oldplenntge. SeleaenheUSanzelgen. Stellengesuche . Rekiamezetten ulw nacd Lartt. PreiSnachlatz bet Vibschiutz. Platz-und Ferngeivr. 17W9-1M2>: ebenda ü. in allen Füialen Anzcigcn.'un'd " DatenvorschrUten unverbindlich. Für da« Ausland entsprea-ender Avonncm.nl-Annahmc: auch nimmt jedes Postamt Bestellungen an. Ausschlag. ErMllungSort Leipzig Postscheck-Konto Leipzig 3064. Das «einzig«, r «edt«tt «»ttzLtt »i« «»tttche» B«t«»»»t»»«ck,»»»aex des P«ti.zeipriifi»i»»S L«ip»i, Durch die Po,r ,» Deutschlanv iltr Monai MLrz 3 Gold«.: Ausland K Golbm etn- schlicnltch Porto. Erscheint »Lglich morgen», außer Montage SSh. Gewalt schlteht Ersllll.au». Schritt leit , Geschü«1»st. Druckerei Leipzig. FodanntSaafie 8 «Fernspr.OriSgespr. Sammel-Nr.: 70811 Ferngelvr. 17089-17092): ebenda u. in allen Filialen Anzeigen- und . verantwortlich sllr den Text: Ehetredalteur L. Leipzig. -Ir. 69 Verantwortlich »Ur Lnscraie r Oswald « ll« . Leipzig - Nau «yo». Drucku.VerlamLeipzigcrVerlagSdruckerei«.m.l H^-o«n«.F. LKüriren. . Zeitgloffen 19. März. I.. S „So mußte es kommen mit Zeignerl Wir werden ihm seinen verfluchten repu blikanischen Richterbund schon heim- zahlen. Ja, so etwas ist eben nur in der Nepu- blik möglich." So soll sich nach der Aussage eines unbescholtenen Zeugen im Zeigner-Prozeß der Staatsanwalt Fiedler, d« die Vorunter suchung zu führen hatte, geäußert haben. Wür den solche Worte irgendeinem beliebigen Beamten der Republik in Len Mund gelegt, so könnte man darüber zur Tagesordnung übergehen. Tenn es ist nun einmal damit zu rechen, daß nicht jedem Gemüt die aufrechte Würde des repu blikanischen Bürgertums gegenüber der geduck ten Haltung der monarchistischen Untertanen schaft zugänglich ist. Doch nicht um einen de- liebigen Beamten handelt es sich, sondern um einen Staatsanwalt, mit dessen Funktion, wie schon dec Name sagt, eine gegen die Grundlagen des Staates gerichtete Gesinnung völlig unver einbar ist. Es ist aber nicht daran zu zweifeln, daß die republikanische Verfassung zu den Grundlagen des Freistaats Sachsen gehört, und sonnt erscheint es als ein elementares Erforder nis der guten Ordnung im Staate, die von dem Rechtsanwalt Graf eidlich bezeugte, von dem Staatsanwalt Fiedler ebenfalls unter Eid in Abrede gestellte Aeußerung ehestens auf ihre Tatsächlichkeit zu prüfen. Auch ist dieser in mehr als einer Hinsicht bedenkliche Zwischenfall nicht der einzige, der das ganze Verfahren gegen Zeigner, wie es sich in dem jetzigen Prozeß dar- stellt, in einem eigenartigen, der objektiven Rechtsfindung keineswegs zuträglichen Zwielicht erscheinen läßt. Bis jetzt wenigstens hat man noch keine volle Sicherheit darüber gewonnen, daß parteipolitische Erwägungen der Einleitung und Durchführung Les Verfahrens so vollkom men fern gestanden hätten, wie es jeder Ange klagte unbedingt zu beanspruchen hat. Und wenn setzt die öffentliche Verhandlung — unter großem Zulauf einer gewissen Damenwelt, die sich offen bar an dem moralischen Zusammenbruch eines Menschen zu weiden wünscht — von dem Vor.- - sitzenden der deutschnationalen Ortsgruppe ge leitet wird, so ist das mit dein Buchstaben des Gesetzes offenbar mehr im Einklang als mit dem gewöhnlichen Rechtsgefühl, das bei allem Glau- bcu an die Unparteilichkeit eines deutschen Rich ters doch als Leiter dieses Prozesses lieber einen weniger parteipolitisch belasteten Mann gesehen hätte. ,, * Die Bedachtnahme auf einen großen Teil -der öffentlichen Meinung, die Herrn Miaskowsky zum freiwilligen Verzicht auf die Leitung des Zeigner-Prozesses hätte veranlassen können, kann h:ute freilich von einem deutschnationalen Führer kaum noch erwartet werden. Diese Par tei, deren Angehörige sich nach den« Umsturz sehr klein machten und keineswegs die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu lenken wünschten, glaubt sich heute schon jeder Rücksicht enthoben und die Stunde gekommen, sich als das zu ent hüllen, was sie von Haus aus gewesen ist: die Nachfolge Ler vorrevolutionären Iunkerpartei. Angesichts der bevorstehenden Reichstagswahlen ist es doppelt begrüßenswerte Klarheit, wenn die Teutschnationalen jetzt ihren Sieg in Meck- len bürg schlankweg dazu benützen, zwei mit allen Oelen des Junkertums gesalbten und auf die Adelsprioilegien eingeschworenen Persönlich, leiten, dem hochwohledlcn Freiherrn v. Branden stein auf Gcoß-Niendyrf und dem ohne Zweifel nicht minder uradligen Herrn Dietrich von Oer- tzen die Macht im Staate in die Hand zu spielen. Wenn man ihnen einen einfachen Pastor als ge wiß zu größter Bescheidenheit entschlossenen Ver- treter der Deutschen Volkspartei gnädigst bei gesellt hat, so ändert das nichts an der sehr de ine, kenswerten Demaskierung, die da stattgefun den hat. Die Masken fallen und die deutsch nationale „Dolks"-Partei enthüllt sich als die Vertretung des Junkers, der weder den Willen, noch Äie Hoffnung aufgegebcn hat, die profitable Stellung zurückzuerobern, die er unter dem alten Regime als Inhaber so vieler durch Gesetz oder Gewohnheit verbürgter Vorzugsrechte genossen hat. Wird das deutsche Bürgertum noch Huf den dcutschnationalen Leim gehen, nachdem es durch Len Vorgang in Mecklenburg so deutlich belehrt ist, wer hinter jener „Volks".Partri steht und wohin ihr Weg geht? Die kommenden Wahlen werden zeigen, ob der deutsche Bürger sich zum Opfer solchen Gimpelfanges herzugeben bereit ist. -tz Einstweilen ist als Vorbereitung zu den Wah. len so ziemlich jeden Tag die Gründung einer neuen Partei zu verzeichnen. Bis jetzt waren es — unter Vorbehalt der einen oder andern, die inan etwa übersehen hat — die „Republika nische Partei Deutschlands", die „Arbeitnehmer- Partei", die „Christlich soziale Volksgemein schaft", und nun hat sich ihnen, anscheinend als neue Firma -er „Unobhängigen", der „Sozia listische Bund" deigesvüt. Zu einer Zeit der poli- Großbritanniens Seerüstung Ramsay Macdonald als realpoliiischer Kriedensförderer Laudon, IX März. (E ig. T e l.) Die Aussprache im Unterhaus über den Flottenetat 1er Arbeiterregierung gestaltete 'sich zu einer großen Auseinandersetzung der englischen Außen- und Ver- tetdigungspolitik. Ti« wurde eingcleitet mit einer Rede des Unter st aatssekretärs der Ad- miralttät, der darlegte, daß England jetzt einen Flottenetat habe, der sich ziffernmäßig mit dem Etat des Jahres 1903/04 decke. Der von der Regierung beschlossene Neubau von fünf Kreuzern lei nur eil« Ergänzungsbau, da von den 48 Kreuzern, die England auf der Liste führe, 10 veraltet seien und 18 kleine Kreuzer mit geringer Wasserverdrän- gung seien, die nur für die Ztordsee in Frage kämen. Gegenüber 20 amerikanischen und 28 japanischen verfüge England nur über 20 Große Kreuzer. Die Regierung sei entschlossen, sich auf dem im Wa- sington er Abkommen festgelegten Standpunkt zu halten und nur diejenigen Ersatzbautcn anzu fordern, die nötig sei«/.», um diesen Flottcnstand fest zuhalten. Neue Maßnahmen, die als eine Erhöhung der englischen Rüstungen angesehen werden könnten, wie z. B. der Ausbau des Hafens von Singapore, würden von der Regierung nicht in Angriff ge- nommen werden. Nach dem Unterstaatssekretär sprach im Auftrage der konservativen Partei der Marineminister im Kabinett Baldwin, A in e ry. Er erklärte, die konservative Partei sei nicht damit einverstanden, daß die Regierung nur fünf Kreuzer statt acht, wie das Kabinett Baldwin vorgeschlogen habe, bauen wolle, und auch nickt mit ihrem Entschluß, den Bau des Hafens ron Singapore einzustellen. Die konser- vative Partei sei von demselben Idealismus beseelt wie die Arbeiterpartei. Auch sie strebe die Ab rüstung und die Sicherung des Weltfriedens an. Sie unterscheide sich aber von der Labour Party und besonders von den pazifistischen Elementen da durch, daß sie versuche, diese Ziele auf prak- tisch em Wege zu erreiche«,. Die Lage im Jahre 1920 sei ähnlich der vor dem Kriege gewesen: Während England alte Schiffe außer Dienst gestellt habe, ohne Ersatzbauten vorzunehmen, hätten Nord- umerika und Japan vollständig-) Geschwader neuester Großkampfschiffe auf Stapel gelegt. Damals habe die englische Regierung erklärt, daß sie-in Zukunft jedes veraltete Schiff durch ein noch größeres Kampf- schiff als das größte Kampfschiff der anderen Länder ersetzen werde; sie habe aber gleichzeitig erklärt, daß das englische Volk von tiefer Friedensliebe beseelt sei, der die englische Regierung Rechnung tragen wolle, indem sie mit Japan und Nordamerika auf Abrüstungskonferenzen versuchen wolle, eine Formel für gegenseitige Rüstungsbeschränkungen zu finden. Man könne m t dem guten Beispiel der Selbst, entwaffnung nur vorangchen, wenn man es ohne Opfer der nationalen Sicherheit tun könne. Zum Schluß wies Amery darauf hin, daß England, wenn cs den Hafen von Singapore nicht auobaue, den ersten Eckpfeiler seines Vertcidigungssystcms ver- nachlässige. Seine Flotte brauche im Osten einen Hafen ersten Ranges, uin sich neu ausrüsten und die notwendigen Reparaturen vornehmen zu können. Die Kolonien würden die Preisgabe des Hafens von Singapore als Verzicht auf die Ausgestaltung des allbritischen Perteidigungssystems auffasscn. Nachdem der Liberale Lambert sich gegen den Bau der fünf Kreuzer und des Hafens von Singapore ausgesprochen und an dem zunehmenden Bürokratismus der Marirrcverwaltung Kritik geübt hatte, sprach Ramsay Macdonald, um di« Regierungspolitik in der Frage der Brr. teidigung in Ostasien zu behandeln. Der Premier- Minister betonte zuerst, daß die enge Zusammen- arbeit nicht nur zwischen den drei Waffengattungen der Marine, der Armee und der Luftslottte not- wendig sei, sondern die vereinigte englische Ter- teidigungspolitik müsse in jeder Beziehung der nationalen und internationalen Reichspolitik Eng lands angegliedert und untergeordnet werden, damit die Bertcidigung Englands sich unter der ausschließ, lichcn Verantwortung des Kabinetts nur nach den politischen Bedürfnissen des Landes richt« und in ihrem Umfalle nicht beherrscht werde von den tischen Gärung wie der unsrigen, ist es gewiß begreiflich, wenn sich neue Ideen und Kräfte in neuen Formen darzustellen suchen. Doch wird das diatürliche nachgerade zum Unsinn, wenn solche Neubildungen, deren sich in Ler nächsten Zeit wohl noch mehrere melden werden, in zweck- widriger Vielheit und außer Zusammenhang mit dem politischen Bedürfnis des Augenblicks zutage treten. Kann es sich jetzt für die Republikaner darum handeln, irgendwelche Schattierungen des republikanischen Staatsgedankens zur Gel- tung zu bringen? Dies ist doch offenbar nicht Las Gebot der Stunde, sondern darum geht cs, die Republik selber gegen den Ansturm ihrer du.ch einige Erfolge der letzten Zeit ermutigten Gegner zu verteidigen. Wüe dies am besten ge- schehe, das sollte heute die gemeinsame Sorge der Republikaner sein, wie sehr sie im übrigen auch durch Auffassungen oder Nuancen von Auf fassungen geschi Len sein mögen. Nicht was sie trennt, sondern was sie einigt, muß in diesen Tagen den Sinn der Renublik'ner erfüllen, so- fern sie den Kampf mit der Aussicht auf den Sieg anzutrrten denken. Projekten der Sachverständigen. Ramsay Macdonald betonte dann, daß der Dau des Hafens von Singapore nach diesen allgemeinen politischen Gesichtspunkten von der neuen Regierung sorgfältig geprüft worden sei. Sie habe sich bei ihrer Ent- scheidung, den Dau aufzugeben, nicht davon leiten lassen, daß die Arbeiterpartei als Opposition gegen den Plan gearbeitet habe, sondern habe die Bau- Vorschläge mit den militärischen Sachverständigen und den Regierungen der großen Kolonien durch- beraten und dann sorgfältig die taktischen Dorreile gegen die politischen Nachteile der Fortführung des Baues abgewogen. Auf Grund dieser Erwägungen sei das Kabinett zu der Entscheidung gelangt, der Bau eingestellt werden müsse, da die politischen Nachteile überwiegen. Während die Re- gierung entschlossen sei, den englischen Verteidigung«, apparat in seiner gegenwärtigen Größe aufrecht zuerhalten und alles zu tun, um seine technische Vollkommenheit und die Ausbildung seines Personals zu fördern, würde jede Diaßnahme der englischen Regierung, die auf eine Erweiterung der militari- schen Anlagen oder Einrichtungen hinausliefe, ge eignet sein, das Vertrauen der anderen Länder zum Friedenswillen der englischen Regierung zu er- schüttern, und England würde sich durch den Aus bau des Hafens von Singapore dem Vorwurf aus setzen, bei seiner Friedenspolitik nicht in gutem Glauben zu handeln. Die Folgen der Fortsetzung des Baues des Hafens von Singapore würden darin bestehen, in Ostasien und im Pazifik ein Wettrüsten zu veranlassen. Ramsay Macdonald faßte dann kurz die Gutachten der Kolonialregierungcn zusammen. Australien sei mit der Politik der englischen Negierung einver standen. Die Regierungen von Neu-Seeland und Neufundland erklären sich aus ver- schieden«» Gründen für den Bau des Hafens. Kanada und der Irisch« Freistaat inter essieren sich nicht für dieses Projekt. General Smuts hat sich gleichfalls mit der Friedenspolitik der Regierung einverstanden erklärt. Zum Schluß seiner Rede ging Ramsay Macdonald auf die Ausführungen von Amery über den prak tischen Idealismus näher ein und erklärt«, daß auch er nicht die Absicht habe, unpraktischen Abrüstungen nachzulaufen. Das englische Volk müsse sich aber darüber klar sein, daß cs wahrschern- lich nur noch wenigs Jahre auf eine fast absolute S cherung vor neuen Kriegen rechnen könne. Es könne diese Jahre dazu benutzen, entwevsr seinen Rüstungsapparat zu stärken, damit werde es aber alle anderen Völker auf dasselbe Mittel zur Ver wirklichung politischer Ziele verweisen. Die eng- lischc Regierung könne aber auch noch einen anderen Weg beschreiten. Sie könne zwei Jahre lang eine konsequente Friedenspolitik verfolg«.»' die darauf abzielt, mit der ganzen Welt einen Frieden durch Verträge, Abmachungen und Ver- ständigungen zu sichern. Als Beweis seines eigenen guten Willens müsse England seinen Verteidigungs apparat auf einen kleinen, aber auf höchster tech nischer Höhe stehenden Kern beschränken, der jeder- zeit ausgebildet werden könne. Der außerordentlich tiefe Eindruck, den diese Rede auf das Unterhaus machte, kam dadurch zum Ausdruck, daß die konservative Opposition durch Baldwin erklären ließ, sie werde übe: den Bau des Hafens von Singapore kein« Abstimmung bean- tragen, sondern diese Frage bei der 3. Lesung de« Marineetats zur Sprache bringen. Das Unterhaus hat dann mit 304 gegen 114 Stim- men den Antrag der Liberalen, den Bau der fünf Kreuzer zu streichen, abgelehnt. Opposition des Oberhauses Das Oberhaus hat gestern noch in später Abend stunde eine Resolution angenommen mlt 36 gegen 1V Stimmen, die das Bedauern darüber ausspricht,- daß die Ncgrerung den Bau des Hafens von Singa pore eingestellt habe. Zn der Begründung des An- träges betonte Lord Eurzon, daß die Regierung bei ihrer Verteidkgungspolitik nicht genug Rücksicht auf die Interessen de: Kolonien nehme. Lord Grey erklärte im Namen der Liberalen, daß es gefährlich sein werde, in Zukunft bei internationalen Konflikten sich ausschließlich auf die vermittelnde Tätigkeit des Völkerbundes zu verlassen. Der rug- liscke Verteidigungsapparat müsse in unverändertem Umfange aufrechterhaltcn werden. Bei dem Bau des Häsens von Singapore handele es sich aber um ein neues Unternehmen, das geeignet sei, die englischen Rüstungsmaßnahmen zu erweitern. Das stände daher im Widerspruch mit einer Politik, di« bestrevt sei, den Gedanken der gegenseitigen Abrüstni g rasch zu verwirklichen. Reichstagswahlen im besetzten Gebiet genehmigt Berlin, 19. März. (Gig. Tel.) Di« aus Koblenz mitgetcilt wird, hat die Interalliierte Rhein- landkoinmission die Verordnung des Reichspräsidenten vom 13. März, noch der die Hauptwahlen zum Reichstag am 4. Mai stattfinden, im besetzten Gebiet zugelassea. Damit ist aber noch nicht gesagt, daß die für die Vorbereitung der Wahlen notwendige Versamm- lungsfreiheit wieder hergcstcllt wird. Es sind dies- bezügliche diplomatische Verhandlungen eingeleitct worden, die zur Zeit noch schweben. pari« und Prag Wo ist die Wahrheit? Das „Berliner Tageblatt" veröffentlicht — selbstverständlich im vollen Bewußtsein der Verantwortung, die es damit übernimmt — französisch - tschechoslowakische Geheimoerträge als authentisch und Dr. Eduard Benesch, der Außenminister der Prager Regierung, tut vor dem zuständigen Parlamentsausschuß die ganze Veröffentlichung als glatten Schwindel ab. Behauptung steht gegen Behauptung. Herr Dr. Denesch darf sich aber nicht wundern, wenn die deutsche Öffentlichkeit -das größere Maß von Glaubwürdigkeit auf der Seite des „Berliner Tageblattes" findet. Auf die Tatsache, daß er sich ingeheimen Ausführungen über den In halt dec Geheimoerträge geäußert hat, legen wir in diesem Zusammenhang kein entscheidendes Gewicht; an sich kann auch ein Minister des Aus wärtigen hinter verschlossenen Türen die Wahr heit sägen. Bestimmend ist für unsere Auffassung zweierlei: Einmal beweist ein Dementi gar nichts und zweitens passen die Abnrachungen, die das Berliner Organ wiedergibr, glatt in den Rahmen Ler H e g e m o n i a l v o l i t i k. die das Frank reich Poinear^s allen Warnungen zum Troß betreibt. Der Einwand, daß zu jedem Vertrags abschluß mindestens zwei Kontrahenten ge hörten und daß die Berliner Veröffentlichung nur dann Glauben verdiente, wenn ihr mate rieller Inhalt auch den Interessen der Tschecho slowakei entspräche, schlägt nicht Lurch. Bei der Ungleichheit der Kräfte ergibt sich in jedem Fall ein DasaUenoerhältnis der tschechoslowakischen Republik gegenüber Frankreich und daß die wirt schaftliche Vernunft, die für manche gegen die neuste Enthüllung zeugt, der stärkste Faktor des politischen Geschehens wäre, wir- sich angesichts Les Weltkriegs und seiner Nachspiele nicht wohl behaupten lassen. Die Tschechoslowakei hat gar nicht die Möglichkeit, irgendwelche wirtscl)aftlichen Postulats gegen Frankreich durchzusetzrn. Mag sie auch tausendmal auf ergiebige Handels beziehungen mit Deutschland angewiesen sein — wenn Frankreich kommandiert, muß sie eben mcw- sch'eren. Dieser Zwang beruht nicht sowohl darauf, daß die große westeuropäische Republik dem Tschechenstaat ins Dasein geholfen hat — Lie Bande der Dankbarkeit reißen im Völker leben ganz besonders leicht —, als vielmehr dar- auf, daß die ganz« staatliche Existenz dec Tschecho slowakei ein in Europa übermächtiges Frank reich zur Voraussetzung hat. Der von Prag aus beherrschte Mtionalitätenstaat, diese künstlichste aller „FrieLens"-Sck»öpfungen, kann nur so lange in der Haltung eines einhei.tlicl)en National staates auftreten, als er Anlehnung an ein Frankreich hat, mit dem machtpolitisch kein fest ländischer Staat in ernsthaftem Wettbewerb steht. Sobald einmal Deutschland neu erstarkt und die gegenwärtige französische Hegemonie nach dem Rhythmus der historischen Entwicklung wieder durch eine europäische GleichgewichtsorLnung er setzt ist, bricht der Reifen, den die tschechische Herrschsucht um drei oder gar vier wesensver schiedene und auseinanderstrebende Volksstämme gelegt hat. Und Frankreich wieLerum braucht die Tschechoslowakei als Posten vor der Südost flanke des Deutschen Reiches, das um jeden Preis niedergehalten werden soll. Bei dieser Sachlage will es wirklich nicht viel besagen, wenn der Älann, Ler im Weltkrieg die Massendesertion der Tschechen aus der k. u. k. Armee organisiert hat, das Wohlwollen der Pra ger Regierung gegenüber Deutschland beteuert. Das Gegcnseitigkeitsgeschäft, das Paris und Prag vereinbart haben, wird wohl schon die Be stimmungen umfassen, Lie im „Berliner Tage blatt" angegeben sind. Die einzige Korrektur, über deren Notwendigkeit kein Zweifel walten kann, betrifft Südslawien. Entgegen den französisch.tschechischen Erwartungen hat der 8. tt. 8.-Staat mit I ta lien seinen Frieden ge- macht. Uin Europas willen muß man hoffen, Oollarparitäien an Siuslandsbörfen in Billionen Mart 19. März 18 Mär» Zürich Amsterdam 4.4 4,4 4.4 4,4 Londo» 4,4 4,4 Prag 4,3 4,3 New Park (Vorbörse). 44 44 4,4 » , (Nachbörsc) 4.» »»erllliwvaer KelümsNtt * 8oo<isrlc»del »04 1724 »erlia l.onckoo Anilin«» 1» 'W 1« 3691 lrmk 284 kopood» — — cmi«. 1Z« VordS« ! l'arNL, O.lvömU 4444 429.12 19271
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite