Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192301261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230126
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-01
- Tag 1923-01-26
-
Monat
1923-01
-
Jahr
1923
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Var garantierte Moratorium und die Ruhrbesetzung >»a Parts«, Miiartzeit«« p. Par! s, 23. Januar lieber die Vorgeschichte und den gegen wärtigen Sra.-H der Antwort, die von der Reparatlonskomm ssion aus die deutsche Note vom 13. November vor -em 31. Januar gegeben werben soll, erfahre ich zuverlässig folgendes: Die französische Negierung hatte ur>prünglich die Absicht, der Reparation-Kommission keinen anderen .Plan' zu unterbreiten und dessen Notifizierung an Deutschland in Form eines Illtimaturns zu verlangen, als den, der yon H.rrn Poincc.r- der Pariser Konferenz unter breitet worden war. Sie ging dabei von der Hoffnung aus, daß Italien, nachdem es einmal in das Nuhrad.nteuer verwickelt wäre, sich nicht mehr gut von Frankreich trennen könne, und so bas Ultimatum nur auf den Widerstand einer Minderheit stoßen würde. Bor einigen Tagen sedoch gab Mussolini am Ouai d'Orsai- zu verstechen, daß Italien mit einem Punkte wenigstens des französischen Programms unter keinen Umständen einver- Äanden sein könne: Mit demjenigen, der die sofortige Ergreifung von Pfändern verlangt. Herr Mussolini fügte hinzu, daß diese Forderung alle anderen Bedingungen illusorisch macht: Reform der deutschen Finanzen, Stabili sierung der Mark, innere Anleihen, Sachliefe rungen, alles dies müßte notwendigerweise in Frage gestellt werden, wenn man zugleich die Besetzung -er Schatzkammern Deutschlands ver lange. Im Mlnisterrat am Quai d'Orsay, der am Sonntag die Minimer der Oefsentiichen Arbei ten, der Finanzen, des Krieges und der Wieder- ousbangrblete vereinigte, gab Poincar« van dieser italienischen Forderung, die selbstverständ lich auch von dem neuen englischen Delegierten unterstützt würde, in einem längeren Beucht Kenntnis. Ls wurde daraufhin beschlossen, die Forderung nach einer sofortigen Pfänder ergreifung fallen zu lassen und dafür von Deutschland rvährend des zweijährigen Mora toriums eine Geldzahlung in bar von drei Milliarden Mark zu verlangen, die durch Ver mögensabgaben und Zwangsanlechen von der Industrie und Len Banken aufzudringrn seien. Ls verlautet nun, Latz sich Italien mit der so veränderten Antwort an Deutschland rinver- Üandcn erklärt habe. Nur hätte Herr Musso lini soeben in einer Unterredung mit dem fran- rvsischen Botschafter die Frage gestellt, was denn nun eigentlich mit dem Ruhrgebiet zu geschehen Hobe. Da die Forderung nach sofor tiger Sanktionsergreisung und Sicherung sallen- tzelaflen würde, so müßte folgerichtig auch das Ruhrgebiet im Falle einer deutschen Annahme der Librigen Moratoriumsbedingungen geräumt werden Es stelle ja auch ohnehin einen voll ständigen Unsinn dar, Deutschland eine .Ruhe pause^ gewähren zu wollen, und zugleich sein wlrrkchafUich wertvollstes Gebiet zu besetzen nnd von seinem Körper abzuschnüren. Auf diese Frage hat Frankreich noch nicht geantwortet. Sn gemäßigten Kreisen glaubt man hier, daß Polncar- die gotdene Brücke, die ihm durch sie Ualienische Forderung gebaut werde, beschreiten werde. Denn auch die wütendsten Schreier des Nationalen Blocks könnten keinen Einwand er heben, wenn Polncar« der Nachweis gelänge, daß im Falle -er Unnachgiebigkeit Frankreich pch vollends isostere und durch die Beschluß- ynsähigkeit -er Reparationskommission die Revision des Versailler Vertra ges riskiere. Ich habe jedoch nicht -en Eindruck, daß die , Dinge solcherweise auf die Spitze getrieben wer den können. Zugegeben, dch' Italien die Frage der Ruhrbeftclung aufgeworfen hat: es bleiben dann einem geschickten Taktiker wie Potncars immer noch zehn Auswege möglich, die Mora- tor umsverhandtungen unabhängig von der Ruhrbesetzung zu führen. Lr wird sich aller Mahrscyoin"a keit nach Italien gegenüber auf das auch von dem italienischen Vertreter fest gestellte .nisngut.ment voIvntLire' in der Kohlen- und Holzlb sirung berufen und aus feiner be kannten, alter Vernunft hohnsprechenden Aus legung des Artikels von Versailles (die .respek- tiven Rcgieru' gen') für Frankreich das Recht herleiten, irgendwelche Maßnahmen (.telles diesures") zu ergreifen: also auch die Besetzung der Ruhr, die Besetzung von Hannover, von Hamburg, von Berlin! Es besteht also kaum noch Hoffnung, daß der 31. Januar etwas anderes als ein unannehm bares Ultimatum mit folgendem Diktat brin gen wird. Uebergriffe in Hörde Hörde, 25. Januar. Bel der gestern nachmittag erfolgten Besetzung des Telegrapenamts der Stadt Hörde wur den die Beamten und Beamtinnen durch tätliche Angriffe gezwungen, entgegen der Anordnung ihrer Vorgesetzten, ihr« Plätze zu Verluste«. Sie worden io den Ankleideraum gebracht and dort bis zum Abend gefangen gehalten. Durch Verhand lungen mit dem französischen Kommandeur ward« heute erreicht, daß ein Teil der französischen Posten zurückgezogen wurde. Da aber das Lelegrapheaamt noch nicht frei ist, befinden sich sämtliche Post- and Telegrapheabeamtea und -beamtinnen noch im Streik. Für morgen ist ein 24 stündiger Protest streik der Beamten der Post, Eisenbahn, des Ge richts, des Zollamts, der Kreisverwaltung, des Finanzamts, der Stadtverwaltung and der Lehrer schaft vorgesehn, an dem sich auch ein Teil der Kauf mannschaft beteiligen wird. Die geasmle Arbeiter schaft hat ihre Sympathie hiermit erklärt. 750 französische Eisenbahner unterwegs Paris, 25. Januar. Der Kriegs Minister läßt folgend« amtlich« Be kanntmachung veröfsentlichen: Infolge der teilweisen Streikbewegung aas den deutschen Eisenbahnen, die von der Ruhr gemeldet wird, wurde als unerläßlich anerkannt, der Rhein armee eine Abteilung Eisenbahner la ge nügender Anzahl zur Verfügung za stellen, am den Betrieb für die Arme« za sichern. Aus diesem Grunde wurde« höher« and niedere Beamte der Ver kehrsdienststellen und der Direktionen ia Stärke voa 5 Abteilungen mit zusammen 7 5 0 Beamten ela- de rufen, die ans dem Personal der Rord-, Staats-, Paris—Lyon—Mitkelmeer-Dahn, der Paris —Orleans- und der Mittelmeer-Bahn entnommea worden. Diese Abteilungen, die in den Einberufungs zentren von Lyon, Orleans and Toulouse zasammea- gezoge« worden sind, werde» am Abend des 24. Ja nuar nach dem Rheinland in Bewegung gesetzt. Es handelt sich hier nicht am eine Mobikificrangsmoß- nahme, sondern nm eine Einberufung für eine Hebung von begrenzter Dauer. vr. Schlmius und Raiffeisen aus gewiesen Maia^ 25. Januar Unmittelbar im Anschluß an die Gerichtsverhand lung gegon Dr. Schl« Nus und Geheimrat Raiffeisen wurde mtigotetlt, daß sie aus dem besetzten Gebiet agsgewlesen seien «nd es so fort zu verlassen hätten. Sie wurden alsdann durch 10 Kriminalbeamte, unbekannt wohin, weggeschafft. Sagen, was ist In den deutsch«» Kabaretts und in anderen Nachtlokalen mit Sektkonsum wird wieder unsere Nationalhymne gespielt und gesungen. Mehr vom Alkohol als voa nationaler Begeisterung gerötet, Ästen dl« Leute ihren warmen Sitz und zwingen ! «lle Anwesenden, das gleiche za tun. Und wer da Wcht mitmacht, weil er glaubt, daß das Deutschland- tzed nicht zur Erhöhung des nächtlichen Stimmungs- ' »etrledeS gedichtet wurde, verfällt dem Terror des DU angezogrnen Pöbels. Unter Schimpf und Drohung Wrzwingt er, daß mau vor der deutschen National hymne, zwischen eine« gepfefferten Chanson und einem feschen Ztauny, Weinglas la der Hand, stramm siehe. Dl« Nationalhymne tm Nachtlokal ist ein ebenso »nlrLgllches wie unerträgliches Symptom für «inen tzwormale» politischen Luftdruck. 3ed« national« Well«, so schön st« sein könnte, wenn sie von Kraft, Festigkeit, Würde an- Innerlichkeit getragen wäre, sthrt auf der Oberfläche zumeist einen trübe» Schaum voa Dummheit mit sich. 3a einem Vademekum für ernste Zeitläufte naNo- «iler Erniedrigung, das za schreiben dringend not tilte, müßte an «rster Stelle stehen: In Nachtlokale» sind patriotisch« Kundgebungen unstatthaft. Leute, die das Deutschland! ed beim Herrn Kapellmeister bestelle», stad «nergi ch zur Ruhe za verweisen. Wird di« Nationalhymne trotzdem gespielt, so Magier« man darau nicht mit patriotischer Er griffenheit, sondern mit Entrüstung, um diese- Lied vor der geschmacklosesten Profanierung za schützen. Venn patriotische Ergriffenheit in Amüsierlokalen ist «in Unding, und Leute, dte noch Nachtelabltssements besuchen können, sollten ganz still und froh sein, dog sir sich trotz der Not des Vaterlandes noch amüsieren dürfen. Billige Zerstreuung und vaterländische Er- griffen- und Erhodenheit zugleich oder hintevein- ander, das ist eine grob« Geschmacklosigkeit, wie Himbeersauc« mit Pfeffergurken. Gewölbt« Brust, »orgetäuscht durch «tu gestärktes patriotisches Lhe- Misettchen, trägt man nicht. Ich weiß daß di« Großstädte auch in der schwersten Zelt vaterländischer Beörännnis nicht die Kraft aufdringen, ihr« V«rgaügangsstätt«a auch aar vorübergehend zu schließen. Denn das wäre sa ein Opfer, dessen Unterlassung man lieber mit patriotischem Krakeel billig und schmerzlos Übertönt. Es ist auch ziemlich gleichgültig, wo und wie die unentwegt Amüsterb^ürftigen Geld und Zeit totschlagen. Kein Wort dagegen. Wenn aber diese Leute chr patriotisches Bedürfnis in Nachtlokalen verrichte» zu müssen glauben, dann seien die weingeröteten Krakeeler deutsch und deutlich gefragt, was sie außer dem Absingen der Nationalhymne und drr Wacht am Rhein für das Vaterland zu tun etwa gewillt wären. Dann faste ich sie an ihrem Westen knopf und sage ihnen auf den Kopf zu, daß sich seit dem Einmarsch der Franzosen in das Ruhrgebiet ihr Spekulationsvermögen an der Börse verdret- und vervierfacht hat, und frage sie, ob sie bereit wären, diesen (wenn auch unverschuldeten) Gewinn auS einem großen nationalen Unglück sofort dem notleidenden Vaterland zur Verfügung zu stellen. Cie würden mich verprügeln und hinauswerfen, aber vielleicht wäre ihnen dann doch die Lust ver gangen, das Vaterland hochleben z» losten, besten Not dem Besuch der Vergnügung-lokal« keiae» Abbruch tot. * Auf jeder nationalen Bewegung sammelt sich ganz obenauf «in trüber Schaum von Dummheit. Die Franzosen haben den Vorzug, ihr Schrittmacher zu sein. Nun haben wir ja kein« Waffen, um uns national zu betätigen. Das ist aber doch kein Grund, -aß wir kaut äs mieux unser« Borniertheit betätigen. «Nebenbei: Hätten wir Waste» Esten, Dortmund, Köin, Mainz wären nicht nur beseht, sondern mit ihren Kohlengruben, Weinhügeln, Ackern und Fa briken zerstört, wie Nordsrankreich zerstört ist.) Ohnmacht ist erst dann würdelos, wenn sie sich in lächerlicher, wlrk >ngsio'er Ranküne Luft macht. Wer dl« iranzöstschen Schwankdichter aus den deutschen Lbeatera dinauswlrft, tut gut; wer ste erst gar nicht dereinlieh (wie da- Alt« Theater), tat besser. Wer sie herauswirst, damit jene Boulevard- dichter kein deutsches Tantieme-Geld bekommen, ist «in Esel; er gönnt dem andern Esel das Heubündel nicht, das der Französling etwa aus deutschen Theatern beziehen könnte sdaS Heubündel ist bei den valutarijch«» Verhältnis)«» nahezu gl«lch uasi). Neue Verhaftungen Im Ruhrgebiet Haden die Besahungsbrhörden wel.er ein« grcße Anzahl von höheren Beamte» ab setzen oder auSwelftn losten? Als Grund wir- an gegeben, daß sie sich geweigert hätten, den An ordnungen der Nheinlandkommission Folg« za leisten und den Einspruch der Beamten gegen i^« Anordnungen der französischen Behörden unter- zeichnet hätten. Unter den Betroffenen befndet sich der Regierungspräsident Sachsen aus Trier, sowie drei Oberregierungsräle. Ferner wurde der Regierungspräsident der Rheinpfalz, Exzellenz von Lhlingenüberg, aosgewiefen. Dieser ist bereits ln München ein- getrossen und wurde bei seiner Ankunft vom bayrischen Kultusminister mit einer Anspruchs: be grüßt. Eine vor dem Bahnhof ausgestellte HNusik- Kapelle spielte patriotisch« Lieder. Ein Teil der dem Empfang beiwohnenden Monge begab sich dann zu dem in der Nähe de- Bahnhofes gelegenen Hotel Grünwald, von dem es hieß, daß Mitglieder -er Enken, ekommission dort wohnten und trotz -cs Boykotts beköstigt würden. Tatsächlich wohnten dort einige Unteroffiziere der Ententekommission. Die Menge drang in das Gastlokal ein, zertrümmerte GlS'er und Fensterscheiben und richte.« ziemliche Verwüstungen an. Steinwürfe zerbrachen auch einige Fenster der Hotelzimmer. Ein« ähnliche Demonstration richtete sich auch gegen das tn der Nähe gelegen»; Cafä Hungaria, tn -cm i» den letzte» Tagen Franzosen mit deutschen Mädchen Sekt ge zecht Haban sollen. Die Sicherheitspolizei schaffte Ordnung. Verletzungen von Pcrsonrn sind nicht vorgekommen. Revision gegen bas Mainzer Urteil Eigener Drahtllericht des Leip»t«er Lagedlatte» Maluz, 25. Januar. Vor der Verkündung deä Urteils gegen die deutschen Industrieführer spielte sich noch ein Rede duell zwischen den deutschen Anwälten und -em französischen Verteidiger Lecl-re ab, der behaup tete, -er Einmarsch in- Ruhrgebiet sei zu Recht er folgt. Auch Thyssen verlas hierzu eine Erklärung in französischer Sprache. Der Staatsanwalt ver zichtete sodann auf do- Schlußwort. Während von -em Platz vor dem IustizgebLude dte Rufe und der Gesang einer vieltausendköpfigen Menge -urch die Fenster drang, wurde daS Urteil verkündet. Die Angeklagten wurden von der An klage, Reperationsleistungen verweigert zu haben, freigesprochen, dagegen wegen Nhchtausführung -es RequlsttionsbesehlS verurteilt. Die Höhe der Stra fen berechnet sich nach -em doppelten Preis der von den Angeklagten verlangten Kohlen. Unmittelbar nach -er Gerichtsverhandlung wur den we Verurteilten ln Freiheit gesetzt. Sie be gaben sich sofort ins Zentralhotel, wo sich rasch «in« nach Tausenden zählende, immer zahlreicher wer dende Menfjchenmenge ansammslt«, die unaufhörlich Hochrufe auf die Freigelassenen auSbrachte und patriotische Lieder sang. Die Kundgebung dauerte bis gegen ^9 Uhr abends. Wie wir hören, wird seitens der Verurteilten gegen da- Ilrteil des Kriegsgerichts Revision eingelegt werden. * Die Geldstrafen, za denen die Industrielle« ver urteilt wurden. sind geringer, als -le erste Meldung über da- Urteil angab. Es wurden verurteilt: Friedrich Thyssen zu 5100 Franken, Wilhelm Kesten zu 15 632, Franz Wüstenhöfer zu 8640, Ernst Tengelmann zu 6220, Hermann Oste zu 264 066 unö Walter Spindler zu 47 742 Franke«. Meine politische Nachrichten Der Untersuchungsausschuß deS Reichstages gegen den Minister H e r m e S ist zu der Feststellung gelangt -aß zwischen den Weialieferunzrn Der einzige echte Grund, warum man Pariser Schwankschreiber hinauswirft, besieht zu allen Zeiten zu Recht: das deutsche Theater ist zu schade dafür. Daß mit den Boulevarddichtern ein echter Dich- ter mit dinausfliegt, das ist eine nebensächliche, taktische Hausknechtsgebärde mit Rücksicht auf die unteren Zehntausend tm Geiste. Die Zeitstimmung fordert Opfer; nun out, ihr sollt euren Paul Claudel haben, dellen Haupt ihr verlangt, weil ihr Frankreich nicht siegreich schlagen könnt. Zwar: Mut ist Mut, aber einer Dichtung nützt man mit Mut nicht, der unfehlbar einen Theaterskandal ent fesseln würde. Das Litte Theater lies Paul Claudel verschwinden, um Empfindlichkeiten zu schonen, die zu überwinden es sich nicht stark genug fühlte. Was aber soll man zu einem intellektuellen Sozialisten (oder wie man das nennen mag) sagen, besten nationalem Gefühl mit der Absetzung bet französischen Dichters Claudel nicht Genüge geschehen ist und der sich über den Frevel empört, daß man ihn überhaupt auf den Spielplan sahen konnte?! Und der sich dazu von einem Blatt benutzen läßt, in besten nationalistische Kerbe er schlägt? Man braucht diesen Leuten nicht zu sagen: Der fran- ösische Staatsbeamte Claudel, der Deutschland »«schimpft hat, and der »ns ekelhaft ist, wie «der Rationalspießer, hat nicht das Geringste zu chaffen mit dem Dichter des im Jahre 18SS ge- chrirdenen lyrischen, ganz unfranzöflschen Dramas «Der Tausch - Zugegeden: Der Franzos« Claudel ist niederträchtig, wenden wir uns von ihm ad und dem Dichter Claudel zu. Spielen wir etwa Grabbe nicht, weil er «in Säufer war und höchst antaslbar in seinem Menschentum? Das alles weiß ein sozialistischer Zntelektueller (oder wie man da nennt) o gut wie wir, und verwischt und verfälscht trotzdem — warum? — diese Grenzscheid« un verführt dl« unteren Zehntausend t« Gelst« zur Gefüblsdumpfhelt und Enge. Damit nicht genug. Höhnt drr Doktor Gustav Morgenstern über di« Dummheit, daß -a- Alt« Tzeater angeblich Moli-re adgesetzt hat. Der Zu sammenhang zwilchen einem nicht gespielten Moli-re und der Ruhrvesetzung ist glatt erfunden. Aber wenn sie streng und logisch denken könnten, müßte di« Ab setzung Moli-re- durchaus dem Geiste dieser Leut« entsprechen, dl« Claudel verstoßen und tn Nacht- lokalau dt« Natlvnatygm»« singe» Dena «ia Fraa- kreNsg, 6« 26. /««M — und de» Zuckerzuwendungen keinerlei Zusammen- Hang bestand und daß dcm Winzeroerbanb kein« Ausnahmebehandlung oder VorzugsdehanLIung irgendwelcher Art zuteil geworden ist. ES könne daher weder von einer unehrenhaften Handlungs weise de- Ministers noch von Amtsmißbrauch ooer von aktiver oder passiver Bestechung dir Red« se.n. Der Reichspräsident hat an Ae Angehörigen des Krankenträgers Kowalski al- erste Hilfe 100 000 überwiesen. Eine holländische Firma hak -em Reichs- wirtschaft-minister einen Scheck über ein« Million Mark mit -er Ditte zur Verfügung gestellt, LaS Gel- zur Unterstützung der Kohlenarbeiter im besetzten Ruhrgebiet zu verwenden. s- Der Vorsitzende -er englischen Mission in Moskau, Hodsen, ist über Reval und Petersburg nach Moskau abgereist. Die Nachricht, daß in Petersburg ein englisches Vizckonsulat unter Akissicki der Moskauer Mission eingerichtet werden soll, ist nicht richtig. Das veamten-pfllchtgesetz Dresden, 25. Januar. (Drahtbericht unserer Dresdner Schriftleitung.) Dem Landlaz ging als Regierungsvorlage -er Entwurf eines Ge- sehes über die Pflicht der Beamten und Lehrer un über E.nzelheiten des Dienstfirafrechtes zu. Seine Grundlinien sind bei früheren Erörterungen schon le- kannt geworden. Allerdings sind einige Aenderung-.» vorgenommen worden. Das Gesetz bestimmt: Der Staatsbeamte ist verpflichtet, ln seiner Amts- tätgkeit für die verfassungsmäßige republikanische Staatsgewalt einzutreten. Er hat alles zu unter laßen, was mit seiner Stellung als Beamter der Republik nicht zu vereinen ist. Insbesondere ist ihm untersagt: u) sein Amt oder dte ihm Kraft seiner Amts stellung zugänglichen Einrichtungen für Bestre bungen zur Aenderung der verfassungsmäßigen re publikanischen Staatsform zu m ßbrauchen; b) bei seiner Amtstätigkeit oder unter M tz- brauch seiner amtlichen Stellung über die verfas sungsmäßige republikanische Staatsform, die Reichs flagge oder über die verfassungsmäßigen Regie rungen de- Reiches, des Freistaates Sachsen oder eines anderen deutschen Landes Aeußerungen zu tun, die geeignet sind, ste ia -er öffentlichen Mei nung herabzufetzen: c) bei seiner Amtstätigkeit auf die ihm unter stellten oder zugewiesenen Beamten, Angestellten, Arbeiter, Zöglinge, Schüler oder auch andere seiner Obhut anvertrauten Personen im Sinne einer Her absetzung der verfassungsmäßigen republikanischen Staatsform oder -er Regierungen -e- Reiches oder -er Länder einzuwirken; 6) Handlungen bei dienstlich unterstellten Per sonen, sofern ste im Dienste begangen werd««» zu dulden. Dem Staatsbeamten ist weiterhin untersagt, in -er Oeffentlichkeit gehässige oder aufreizende Bestre bungen zu fördern, die auch mit der Herstellung -er Monarchie oder gsgen den Bestand -er Republik ge richtet sind oder solche Bestrebungen -prch verleumde rische Beschimpfungen oder Verächtlichmachung der Republik oder -er im Amte befindlichen Regie rungen -es Reiches, -es Freistaates Sachsen oder eines anderen Landes zu unterstützen. In -er Begründung wurde gesagt, daß sich für -as Gesetz nach -er Haltung einiger, wenn auch er freulicherweise geringerer Telle der Beamtenschaft, rin -ringendes Bedürfnis ergeben habe. Sjchließlich soll -er Entwurf eine zeitgemäße Er neuerung der Dienststrafgericht« durchführen. Dem Dienststrafgericht müßen Mitglieder angehören, die aas innerer Aeberzeugung -em republikanischen Staate -lenen. Ohne eine vollkommene Erneuerung -er Gerichte wäre dies nur ia ungenügendem Maße erreichbar gewesen. Es handelt sich nicht um ein Gesetz gegen -le Be amten, sondern um ein Gesetz zum Schub« des Staates vor solchen Beamten, -le einem Wiederauf bau d«S Staates auf republikanischer Grundlage sich hinderlich zeigen. Die zuständigen Organisationen der Beamten und Lehr« habeu dem Gesetz grund sätzlich zugestimmt. Zofe war Moli-re doch — Hepp Hepp —, und könnt ihr beschwören, daß er, wenn sein König tn die Rhein pfalz eingefallen wäre, nicht.Bravo!" geschrieen hätte? Da- Leipziger Koaservalorio» spricht drrrch einen Anschlag am Schwarzen Drell die dringende Bitte au-, Werkesranzöstscherundbelalscher Komponisten oder solch« französischer und delgischer Verlage im Unterricht nickt zu verwende»:, solang« der widerrechtliche Einbruch tn das Ruhr gebiet cmdauert. Gleichzeitig würbe vom Studien direktor eine Sammlung für da- Ruhrgebiet ein geleitet. — Hierbei sei Gelegenheit genommen, auch auf di« .Wirtschaftliche Selbsthilfe -er Musikstudierenden' hingewlesen, die seit einiger Zeit unter dem Ehrenvorsih Prof. Krekl- der großen Notlage unter den deutschen Musik studierenden zu steuern sucht. Spenden an G:Id, Lebensmitteln oder Materialien und Kleidungs stücken. auch in gebrauchtem Zustande, nimmt die .Vereinigung -er Studierenden des Konser vatoriums' gern entgegen, um -le wirtschaftliche Lage unbemittelter zukünftiger -entscher Kultur träger erleichtern zu können v. Dl« -le-jährlgea Salzburger Festspiel« finden im August statt; im Stadttheater werden drei Auf führungen von .Don Juan" unter Richard Strauß, drei Ausführungen von „Figaro- Hochzeit" unter Schalk und drei philharmonisch« Konzerte veran staltet. Die Festspiel« bringen außerdem vier Auf führungen von .Ariadne auf Naxos" in der Residenz unter Richard Strauß und einige Aufführungen von .Jedermann" am Domplatz unter Reinhardt un einige Aufführungen von Hofmann-thai- „Welt- lheater", eoenfaUS am Domplah unter Reinhardt. Dte vllttdvhne, der Schaubühne XIX. Jahr, Wochen- schrill lllr Politik, Kunst. WtUschall, herausacgeben von Sicäkried yaeobsohn, enthüll ia »er Namm« S: Dte groß« rünschung. von Moru«. «» der Mchr^ront. voa L. Santa. Malt,» tm erneuerte» Sri»«, von Mar ramr. Rüstet Ungarn wtrklich ,mn Krieg» von Julin- Somogvi. Ich les» rin derühmtes Buch, von Ian «lmndurg. IM,. Paestum. von «mtl Si-dwta. Magdalena, von P. I. «riberk ««scher, von «se Sa«K^Sck<U«. «« von Alfred Polaar Der D»p wa, gut. vrm yrank warschauer. Bemerkungen, v» Perrier, Stiche«. Schacht. Slip»«, «mworv»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)