Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192301238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230123
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230123
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-01
- Tag 1923-01-23
-
Monat
1923-01
-
Jahr
1923
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
mM 8so6««erivoy vier Jahre Kerker für vaeran! Br. a. Pra^ ro. Januar D«r deukschnattonal« Abgeordnete Dr. Tarran tst gejlern In «nein Prozesse zu 4 Jahren Kerkert veruriellt worben. Mit Tarran zugleich worbe der Lojährige Rechtshörer Kari Schwunde zn 3 Jahren schwere« Kerkert verurtvitt. B« diesem Prozess« yaudelt« et pch nicht sp sehr am bl« Person Dr. Baerans, alt vielmehr um bat System, bat mit de« aut Metternichs Zeiten übernommenen Mittet« eine Haupt- unb Staatsaktion in Szene setzt«, um «Inen höchst unbequemen Politiker unb M»geond- neten unschädlich zu machen. Eben bieset System, dat sich im Schatten der Demokratie alt ein höchst unzeitgemäßes Spitzet wesen «vtwickett hat, warb« «U Boeran zugleich gerichtet und verurteilt. Me tschechischen Politiker und die ganz« tsche- chtsch« Sssentlichkett Haden sich seinerzeit, alt bte Mit begründer dieset Staatet Krmnarsch unb Raschln von den willfährigen österreichischen Behörden aus di« Anklagebank gezerrt worben waren, nicht genug daran tun können, -at altösterrelchtsche Metternich- sch« Büttelsystem -em Spott« Europas Preisan gaben. Jetzt, da bi« Rollen vertauscht sind, da die Hochverräter von gest«rn Wer die Hochverräter von heute zu Gericht sitzen, werben diese Mittel, die man einst nicht scharf genug verurteilen konnte, als ein ziger Schutz beS S-taateS hingcstetlt. Der Vertei diger Dr. Gost«r hat auf di« Nervosität jener über eifrigen nationalistischen Kreis« hingewtesen, die eS als Ihr Reservat betrachten, die Grundlagen deS Staates zu schützen. Der objektive Beurteiler muh sich aber fragen, ob dieser Prozeß, den übertriebene Sorge und Nervosität veranlaßte, und dessen Urteil, wie eS in mittelalterlichen Rechtssprüchen immer ausdrücklich hieß, ,^um abschoulichen Excmpel" sta tuiert wurd«, geeignet ist, die Kreise, deren angeb liche Umtriebe man damit ein für allemal erledigen will, zur Vernunft zu bringen. Mer die Stimmung in der deutschen Provinz k«nnt, wirb angesichts deS Urteils '- wer« Bedenken haben, ob auf diese Weise di« Loyalität wesenMch gefördert werden kann oder ob nicht vielmehr durch die noch stärker werdende Radikalisierung daS Gegenteil erzielt wird. Gerade die Tschechen selbst Mühlen di« besten Lehrmeister der Erfahrung sein, bah man mit Polizei und K«rker weder einem Lin- ze'nen, geschweige denn einem ganzen Volke Loyali tät dcibringen kann. Der alt« österreichische Staat, der manchen gefährlichen Schlag auSgehalten hatte, ist gerade an der Verkennung dieser Tatsache zu grunde gegangen. Die Personen, auf deren Zeugnis sich die Anklage stützte, der geheimnisvolle Schleier, der über manchen Vorgängen liegt und dessen Lüf tung ein Offizier deS Nachrichtendienstes durch Be rufung auf sein Dienstgeheimnis hinderte, müssen, wie die Verteidigung ausdrücklich feststem«, Beden- Ken erregen. Die drei Namen Holbinger, Lonrbardini un- MajoreS kennzeichnen b!e keineswegs kristallklare Hauptquelle, aus der der kschecbi.me militärisch« Rachrichtendienst sein Material bezog. Holbinger, dessen Aussagen vor Gericht so wertvoll gewesen wären, ist verschwunden und tn BreSlau wegen Spionage zugunsten der Tschechoslowakei verhaftet worden. Er hat aber auch für und gegen Deutsch land, für und gegen Polen Spionage getrieben, ist also ein recht vierseitiger, aber nicht gerade Ver trauen erweckender Ehrenmann. Und der Zeuge Lomba.dini? Sitzt gegenwärtig in Preßbär«, well «r, der anfangs für bi« Tschechoslowakei Spionage betrieb, jetzt einmal gegen sie spioniert hat; dasselbe gtlt von MojorcS, der in Kaschau wegen -«Sselben Deliktes sitzt. Welchen Einfluß dieses Spitzelwesen, daS erst durch diesen Prozeh so recht enthüllt wurd«, auf die deutsche Bevölkerung dieses Staates auS- Sdk, kann selbst ein oberflächlicher Leser der deut schen Provinzpreise aus -en in der letzten Zeit ständig wieberkchrenden „Warnungen vor Spitzeln" unschwer erkennen. Dieser Prozeß war unklug, weil er mehr Scha den im Gefo'ge haben wirb, als Nutzen; man kann ohne licbertreidung sagen, dah di« Keime za einer lULtiona^en Verständigung, dir durch di« kluge und a-em^ß'gl« Politik eines Masarnk und Ben«sch ge legt wurden, durch diesen Prozeß, den tibernatlonÄ« Eifer keraufbelckworen, radikal vernichtet wurden. In einer Zett, da neu« KricgSgespenster drohen, ist Dir geistreiche Frau Von kriwüriett Krakau «Eine schöne Frau ist immer geistreich,' be- haupleke ein Frauenkenner auS der großen galanten Zeit, während ein anderer schöne Frauen ohne Geist als .Speisen ohne Salz' bezeichnete. So paradox beide Aussprüche klingen, wenn fke nebeneinander sichen, so gleichgesinnt sind dennoch die Melodien ihrer Erfahrungen. Frauen sind keine Statuen, bei denen man nie befürchten muß, daß sie einmal den Mund auf tun werden. Denn das ist das Geheimnis, das eine jede Schönheit ahnt; Worte enthüllen, was unter der Leiblichkeit verborgen liegt. Dreimal erleben wir Männer das Weib. Zum ersten, wenn es uns enlgegentritt in seiner ganzen Rüstung: in Gewandung und Schmuck, veredelt durch Geschmack und Kunst. Immer ordnet sich das Weib in seiner äußeren Erscheinung dem Gesamtwillen der Zeit ein. Es verbirgt sein erstes Geheimnis, den Leib, unter den Farben nnd Linken, die -em Mann gerade in seiner Zeit und Umwelt verführerisch erscheinen. Und sehr viel« Männer suchen nicht weiter, sondern begnügen sich mit der Freud« an der äußeren Hüne des Weibes. Zerreiße di« Schleier und Hüllen, die di« Zeit spann, und im nackten Weib« wirst du das Stück Urnatur finden, oder vermissen, das du vielleicht als Knabe erträumt hast. Allein, hat der schon ein Ws» besessen, -er es umarmte? Du bist begehrlicher und eitler, da suchst noch mehr: Line Seele, in di« du dich hinein stürzen willst, wie der Wanderer kn Sommer in einen stillen, Wunder verheißenden Waldsee. Du fuchst nach -em dritten Geheimnis. Ader ein einziges plumpes Wort kann es dir zer stören, du kannst zvrückschrecken wie eia eS für emcrr Nationalitätenstaat, wie di« Tschecho slowake», doppelt unklug, tn einem M»nstr«proz«h wn L^-MilUonenvolk vor den Kvpf zu stotzeu. DaenrnS politisch« Laufbahn »st wenigstens vorläustg erledigt: seines Abgeordnetenmandates und «deS Doktorates wurde «r verlustig erklärt. Trösten mao !hn dabei einigermaßen haS Bewußtsein, daß auch ein Dr. Raschen sein Doktorat dreimal verloren und dreimal wiedcrg«monnen hat. Ls ist anzun«h- msn, -aß Präsident Masaryk. -er den Ausspruch prägte: ,^ln den jetzigen Zeiten von Hochverrat ,u sprechen, ist Anachronismus!", jene Amnestie nicht vergess«« wird, di« der letzte Habsburger aus dem österreichischen Throne einst den .Hochverrätern" Kramarsch unb Raschln gewährte. verhaftet wurden: EtseaerDeahideetchtveV ee»»,»,er r«oebtai»e« Mannheim, 22. Januar. Heute vormittag wurde ein Mitglied der Ba disch«« Anilin- und Sodafadrik tn Lud- wigShaf««, der im Auto Gelder für Lohnzahlungen von der Reichsbankstelte Ludwigshafen abholen wollte, von den Franzosen festgenommen und mit dem Auto zur französischen Kontrollstelle gebracht. Mainz, 22. Januar. Der Oberregierungsrat Dr. Offendäcker vom hiesigen Zollamt wurde am Sonnabend verhaf tet. Sein« Familie hat dl« Anweisung erholten, ihre Wohnung binnen vier Togen zu räumen. Heut« morgen worden di« Zolloberinsvektoren Horn und Wießner vom hiesigen Hauptzollamt verhaftet. München, 22. Januar. Der Leiter der Zweigstelle Pfalz des Landes- flnanzamteS Würzburg, Regierungsdirek- tor Morgens in Speyer, wurd« von d«n Fran zosen verhaftet, weil er sich pflichtgemäß geweigert hatte, den französischen Anordnungen bezüglich der Beschlagnahm« der Zölle und Kohlensteuer nachzu kommen, und mit sofortiger Wirkung später auSge- wiesen. Seiner Familie wurde ein Aufschub der AuSreis« dii zum 22. Januar bewilligt. Bankpräsident R ot ha os tnNeustadka.d. H. ist gestern abend von der Besahungsb^örde ver haftet worden, weil er sich weigerte, den Franzosen die Bankbücher und di« Abschlußztffern preiSzu- qeben. Heute wird er in daS Gefängnis Lindau ein geliefert und vor ein Militärgericht gestellt werdea. Köln, 22. Januar. Der Präsident des Landesfinanzamtes tn Köln Hachling von Lanzenaaer wurde ao-Ägewiesen, nachdem vorher «in französischer Aoltdlrek>lvr ver sucht hat, dt« Beamtenschaft des Landeiftnonzamtes zur Durchführung der neuen Zollsanktionen za ver anlassen, D«r Ausw«iSbef«hl ist aber noch uicht da rchge führt. Fürsorge Vs* Nefchsregserung Drahtdertchr »userer verliuer Vchristleitun« Bersin, 22. Januar. Die Reichsregierung wird dafür Sorge tragen, daß für alt« Beamten und Angestellten der Reichs behörde, die durch das rechtswidrige Vorgehen der Franzosen und Belgier in ein Verfahren verwickelt werben, rechtskundig« Vertreter bestellt werden. Einspruch eines englischen General» Sigoaer Drubiverichtde» LetveioerTageblattes Köln, 22. Januar. Wie wir von zooerläsfiger Seite erfahren, Hal sich der englische Oberbefehlshaber za dcr Stellung nahme veranlaßt gesehen, daß vorläufig keilte wei teren Ausweisungen and Verhaftangen höherer deut scher Beamten in der eaglischea Besatzungzone statt find«« dürfen. Die Rücksicht aas die ihn aaierstellica Trappen ocrcmtaßte ihn za dieser Stellungnahme. Aos Veranlassung der englische« Besatzungs behörde Hai die interalliierte Rbelniandkommi.fioa die gegen den Präsidenten deS Landessinanzamkcs Köln, Haehliag von Leazeaaaer, grtrosf«»«» Maß nahme» zurückgezogen. Line Nedo Stresemanns ES«,»,r DvahibrrtchtdeS Leivstger ra,<»I«lt«s Stuttgart, 22. Zammr. Die gestern tn Stuttgart adgehattene Landetver- sammüung der Deutschen VomSpartei, hatte als Hauptredner den Ad» Stresemaan Herderuse». Stresemann sagte, daß d»e letzten Folgerungen aas dem Vorgehen der Franzosen heut« noch nicht Za übersehen seien, daß oder das Schlimmste za befürch ten sei. Nlachk, der nicht die gietche Macht gegew- überstehe, werde zur Brutalität. Di« Politik beS Vvlk«rkundes sei ohnmächtig und ebensowenig könne der internationale Sozialismus auS dem LhaoS un serer Tage heraussühren. Auch dem Gedanken Klothe naus, durch die Verbundenheit der volkswirt schaftlichen Interessen eine Besserung Zu erzielen, 'siönne er nicht beitret««, Henn die Politik sei das Schicksal d«r Völker. In bezog auf die Reichs regierung sagte er, das Kabinett Cuno treibe hie Politik des ehrbaren Kaufmanns, der Wechsel nur dann unterschreibe, wenn er si« «inlösen könne. Daß die Franzosen auf die letzten Angebote d«S Deutschen Reiches nicht «tngtngen, und daß sie die Expedition nach der Ruhr unternahmen, zeige, daß st« nicht nur das Rheinland, sondern den ganzen Rhein haben wollen. Einmal müsse der moralische Widerstand des deutschen Volkes gezeigt und gesagt wenden: .Wenn man uns vernichten soll, dann soll eS nicht mit der Unterschrift der deutschen R^ierung geschehen.' » Der Hinweis auf -le lnkernakionale Bindung der deutschen Arbeiterschaft scheint uns gerade tn diesem Moment eines besonderen Beweises za bedürfen. Die Bohrarbeiter bieten der be waffneten feindlichen Macht die Stirn und stellen sich vor ihre vergewaltigten Arbeitgeber, einfach weil diese ihre Volksgenossen sind. Wo ist hier denn etwas zu erkennen, was wie .international' aussieht? Jetzt mit Worten aus einem überkommenen Wortschatz auszuwarten, dünkt uns nicht sehr glücklich. Die Haltung der Ruhrarbeiter läh sich nicht schematisieren, son dern trägt ihre Würdigung in sich selbst. Professor Goetz über die Lage In einer außerordentlich stark besuchten Sitzung des großen Vertvauensausschusses der Deutsche» Demokratischen Partei für Leipzig berichtet« am Sonntag vormittag der Leipziger Reichsbagsabgeoed- nete Professor Dr. Goetz über dl« politische Lag«. Gegenüber der Gewaltpolitik der Franzosen tm Ruhr- revler erklärte er es für die erste Aufgabe der deut schen Politik, all« unüberlegten Schritte za ver meiden, de« Frankreichs Verbündeten, de« Palen und den Tschechoslowaken, einen Vorwand gebe» könnten, in Deutschland «Inzufallen. Selbst wenn tn diesem Falle die Russen gegen di« Polen voegehe» sollten, so würde doch Deutschland das Schlachtfeld für einen neuen Weltkrieg ohgeben. Das mLss«n wir vor allem verhüt««. Eta Umschwung t« Frankreich ist meinte Prof. Goetz, nicht zu erwarten, weit nach Ansicht der Franzosen jetzt die Ehr« Frankreichs engagiert ist Für Frankreich gibt es jetzt kein Zu rück Ls fragt sich, ob der deutsch« Widerstand dl« französische Politik wir- awjhotten können. Werde» die Arbeiter an der Ruhr durchhatten können wen« sie keinen Lohn bekommen? Mit der Rot wind auch dt« Erbitterung im besetzte» Gebiet wachsen. Vom Völkerbund und von England, das gegenüber Frank reich ohnmächtig ist, können wir keine Hilfe «märten. Ader auch aus Amerikas Hilfe dürfen wir rächt hoffen. Glücklicherweise sind groß« Wirtschafts gebiete in Deutschland von der Rohrkohle «nab- hängig Wenn uns englische Kohle gegen Kredit ge liefert wir-, wäre es möglich, dos Wirtschaftsleben einigermahrn aufrecht zu erhalten und große Ar beitslosigkeit zu verhüten. Dann wird es mügftch sein, -en Widerstand länger« Zett fortzasetz««, vor- aosgcsetzk, -aß di« Gtnigk«lt tm Inner« «hatte» bleibt. Sollte der Reichstag dt« Regierung tm Stich« Badender, dessen Fuß tn weichem, widrigem Ufcrschlamm versink!. So wie -le Gewanüung den Körper locken verhüllt, ist das Schweigen das Gewand der weiblichen Seele. Alle großen, geistreichen Frauen verstanden fast besser noch Vie Kunst, rechtzeitig zu schweigen, als die geistreichen Männer. Ein Mann, der mit klugem Worte sich kämpferisch gebärdet, bleibt ein Mann. Aber eine Frau, die mit scharfer beißender Logik eine gute Sache verficht, wandelt ihr Geschlecht. Eine abwehrende Bewegung, eln bedauernder Blick sind bei einer schönen Frau Waffen, die den workgewaltig streitenden Mann sicherer ent waffnen, als klirrende scharfe Sähe. Die Frau sollte nie vergessen, daß auch der geistreiche Mann in ihrer Gegenwart zuerst Mann und hernach geistreich ist. Eine geistrelche Frau vermag in einem Ge spräche, ln dem mehrere Männer sind, sich stets die Majorität für ihre Ansicht zu sichern, nnd sie wird mit ihrer Partei fast immer über die Gegner triumphieren. Daoet ist freilich zu be denken, daß wir Männer in Gegenwart von Frauen niemals ehrlich nach Wahrheit oder Erkenntnis suchen, und mit -em Köstlichen, was Menschenwitz ersann, nur ein prunkendes Spiel treiben. Das Gute, das geistreiche Frauen in einem solchen Gespräch detsteuern, besteht aus er lebtem Wissen in Dingen des Gefühls und des Geschmacks. Ihre Worte sind darum von Wert, we l si« ein wenig preisgeben von der Seele der Sprecherin. Sie erscheinen lockend und leuch tend wie ein schöner bloßer Hals des Abends Oder sie sind Bilder, glatt and spiegelnd wie olänzerde Krtstollkugeln, die tn neckischem Flimmer hin und her rollen. Ein« Frau hört auf, geistreich za seln, wenn fl« weiß wird. Dann ist sie zumeist alt, und wir nelaen uns vor ihr in Ehrfurcht. Aber sie hört a»ch ans, geistreich zu sein, wenn sie chre eigene Klugheit wichtig nimmt, wenn fle Ansichten durchsetzen will oder, was am schrecklichsten ist, die Seelen der Männer, die in ihre Nähe kommen, zu regieren sucht. Wanderer auf dem Parkett, flieh den Gehirnvamplrl Das anstößig« Medizlnstadlom der Engländerin nen. Den Frauen, die Aerzt« wenden wollen, wer den ln Eng'ond viele Schwierigkeiten gemacht, die mit -er bekannten Prüderi« dcr Engländer zusam- menhängen. Wie in d«r „Deutschen Medizinischen Wochenschrift" m1tget«ilt wird, hat jetzt die größte Medizinschale Londons, das Londoner Hospital, be schlossen, keine Frauen mehr zum Medizinstudium aufurnehmen. In der Begründung dies«r Maß nahme wir- ausdrücklich betont, dok man die Eig nung der Frauen zmn Studium nickt bezweifle; ader der gemeinsame Unterricht mit Mäa- nern Halde sich als unmöglich erwiesen: es s«i nicht angängig, gewisse Kapitel der Medizin lungen Männern und Frauen gleichzeitig vorza- tragen. Die Universitäten Dundee und Manchester haben ebenfalls d!« Frauen vorn Medizinstudium ausgeschlossen, weil ihre Erfahrungen mit denen deS London Hospital übereinstimmen, und auch an anderen Universitäten ist ein« Bewegung gegen daS Frauvnstadtmn im Gange. Ja Edinburg, wo 400 Medizin-Studentinnen sind, wird der ge burtshilfliche Unterricht In getrennten Klassen erteilt. Di« Hemmung«, denen di« Frauen beim Studium an den englischen Hochschulen auSges«tzt sind, haben In ihnen -en Gedanken ent stehen lassen, eigene Franen-Universitäten tat Leben zu rufen. (Wenn die Frauen Hemmungen haben, solle« sie das Stadium der Medizin an d«n Nagel hängen.) Der revige Ehemaaa. Eine so drossiv« wie wahre Geschichte hat sich neulich ln Belfast begeb'n: Line Fran merkte, daß kdr Mann fle betroa. Sie beschloß, »hm keine V» würfe za machen, sor^crn bewog den Pastor ihrer Kirch« am nä 'sten Ser» t g gegen den Ehebruch zu predigen, um so das Herz des Ungetreuen zur Reue zu bewegen. Der Reve rend hic't also eine wunderschöne Prrdlat; er sagte, unter den Anwesenden sei ein Ehebrecher, den « vr««r»s, ae» 2s. lassen^ so müßte er aufgelöst werden, Wen« nicht Recht und Vernunft siegen, gehen wir Napoleonischen Zeiten entgegen: völliger Unterwerfung Deutschlands, auf di« eines Tages die Befreiung fo'gt. I« «in. mutiger mvsrr Widerstand »st, um so größer ist dl« Aussicht, Latz wir das Schlimmste abwcnden. — Dem Vortrag« folgte warmer Beifall. vom sächsischen Zentrum Et»««er Leatztbertchidr» Setv,t,errageblet«e» Bautzen, 22. Januar. Auf dem am Sonntag in Schirgiswalde abge- haltenen Ottsachsen^g der sächsischen Zentrums partei sprach Reichsminister a. V. Gtesderts über die Potttik der ZeatrumSpartei leit -er Revolution. Er rechtfertigt haupt sächlich daS Zusammengehen der Zentrum^par.ei mit der SoziaIbemokrotie tn der Regierung und den von ihr eingeschlogenea Weg der LrfüllungSpvlitik. Die Partei Pad« >>ch dabei von dem Vestreven lei ten lassen, daS deutsch« Votk vor d«a Bolschewis mus zu bewahr««. In bezug auf die Wirtschaftä- fragea stellt -er Minister folgende Forderungen auf: Rationierung der wichtigsten Lebensrnittel, Be reitstellung größerer Mittel zur Bekämpfung deä HuagerS, Hebung der Produktion zur Akttvgestal- tung -er HandeliSbilanz, Beibehaltung des Acht stundentages unter Anwendung ver Differenzierung brr Arbeit, Stellenabbau in Staats- und Komnuunal- detrieben, raschere Erfassung d«r Steuern, Erhaltung der Errungenschaften der Neuzeit (Versammlung--, Wahl- und Koalitionsfreiheit, BetriedSrälegeietz, Versorgung der Arbeitslosen unb vor allem Reli gionsfreiheit. Die Zentramspartel werde niemals politische Kompromisse mit anderen Parteien machen unter Aufopferung ihrer kulturellen Ziele. ES wurden drei Entschließungen angenommen. Ja der ersten drückte die Versammlung ihre Ent rüstung über dieRuhrdesetzung aus, be kundete d«n Brüdern tm besetzten Gebiet Anteil nahme and forderte Maßnahmen der Reichs regierung gegen Wo<her, SchiÄbertum und Ver- gnägungStaumel. Ja -« zweiten Entschließung wurde Protest erhoben gegen die Augujt- er lasse d«S sächsischen Kultusministe riums und der Reichsregierung Dank ausge sprochen für ihr Eintreten zur Erhaltung der Kon sesstonellen Schute. In der dritten Entschließung sprach man der Parteileitung bas Vertrauen der Wählerichasi auS. Unglaublich, aber wahr! Dies« nicht gerade originell« Ueberschrlft steht über einem Arl-Svel, den die Zeitschrift des Bundes sächsischer Staatsbeamter (BSS.) .Der Säckttsch« Staatsdienst' veröffentlichte. Sie ist nicht so sehr be zeichnend für den geschilderten Vorgang, als für die Tatsache, daß «ine Entrüstung über Len Vorgang möglich ist. DaS nämlich ist unglaublich, aber, wie das folgende zeigt, wahrt Ja der Zeitschrift ach» heißt es; .I» «in« Abteilung eine« sächsischen Mvck fierimns ttef vor wenigen Tagen folgender AkuK,- des Kanzteigewaltigeu unu .ttnoerme diich« Dienst-, gespräch« find so zu fahren daß die anderen In sassen «ines Zimmers in ihren Arbeiten mch< g , werdeal' Zweierlei «st dabei erstaunlich: Einmal die Kühnheit dieses Kanzleivorstehers» der seine» Mitarbeitern den Mund während emer achtstün digen Arbeitszeit verbietet, denn wenn schon un vermeidlich« Dienslgespräch« nur ungern geduldet werde«, so find private Gespräch« natürlich streng stens untersagt. Das andere Erstaunliche ist die De- amteuschaft, di« sich solche Befehle gefallen läßt. Es zeigt sich wieder,' -aß die Einrichtung o«r Bureouvorstän-de In viel«» Fällen geradezu d^mo- realisterend wirkt.* , « In welchem ArbeikSparadles müssen -lese Herren grifft haben! Bezeichnea- für die Auffassung man cher Beamten von Arbeit und Dienstzeit .st auch, d ß sich die Regierung veranlaßt sah, durch die Staats- zettung dekanntzugeben, daß es den Beamten des Ministeriums »erböte« sei, obu« Erlaubnis den Die ist zu »«lassen und de» Verhandlungen -es Landtag drizuwohn«». x? natürlich nicht nennen wolle. Der Mann soll dcch tn sich gehen; zum Zeichen der Reue und Buße abcr solle er bei der Kotierte am Schluß des Goitesd enslrS oiu Goldstück für dl« Armen spenden. Als man darauf absammeln ging, fanden sich in dem Kl.ny<l- beatet 37 goldene Sovereigns, d^e Zeichen der Zer knirschung von 37 ungetreuen Ehemännern. Kulisse nwitz«. Lustige Geschichten aus dem Dühnevieben erzählt der engri,che Schauspieler Sil F. R. Benson in seiueo Eriunerungen. AIS seins Frau einmal im .Hamlet' die Ophelia spielen sollte, hatte man keinen Sarg, der auf die Szene gebracht werdcn konnte. Man nahm daher eine alte hölzerne Standuhr, die wi« ein Sarg aussah und mit e nem schwarzen Tuche bedeckt awrde. Mitten in Hamlets Rede fing die Uhr an zu schlagen. — Zn -er Dramatisierung voa Dumas' .Drei Musketiere' gibt es eine Szene, in der di« Königin dem Helden eine Audienz gibt. Als dabei der König gemeldet wird, soll ihn di« Hofdame durch eine Geheimtür hinausschmuggeln; sie findet die Tür verschlossen, pocht wild daran und ruft: .Verschlossen! WaS soll ich tun?' Bel einer Vorstellung hatte man ver liessen, den Riegel vorzuschieben, und als die» Schau spielerin nun gegen dir Tür pochte, sprang diese auf und sie fiel kopfüber hinaus mit dem Rufe: .Ver schloss«», v«rlchlossen! Was soll ich tun?' — A'S Benfon einmal krank war, mußte ein anderer Schauspieler oll« seine Rollen übernehmen und fand sich damit, so gut es ging, ab. Als er ader nun den Hamlet spielen sollte, konnte er die Roll« nicht ordentlich lernen. Er legte sich daher Textbücher in alle Kulissen, und wenn er nicht mebr weiter w- hke, flüsterte er feinem Portner mit großer dramutischcr Gebärd« zu: .Still! Worte einen Augenblick!' Don» versckmand er blitzschnell in der Kulisse und frischt« sein Gedächtnis auf. Die'«» Trick führt« er mchrma's während der Aufführung auf, ohne drß daS Publikum etwa- merkte., DlchterpreiS Dir Gesellschaft der Kammsrkunst» abend« Brandt-Jacoby setzt für ein« deutsch« Tchhtu g ln dramatischer, epischer oder lyrischer Gestalt dcn Preis von 20 000 Mark aoS, der bei un terer Entwertung der Mark erhöht wird. D« P e s- besstmmungen sind durch die Leitung der Gefells 'vft (Berlin ^v. 30) g«gen Eins«ndung eines Frel-Rück- umschlages zu erhalte». ,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)