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Seit Mitober vorigen Jahres fühlte sich Herr Poincars von zwei Seilen her bedroht: Don Len Vertretern Ler mit -en MUitärs und den Klerikalen verbündeten Großbourgeoisie unter der Führung Tardieus, und von den in ihrem politischen Einfluß beständig wachsenden Re präsentanten der schwerinduftriellen Konzerne, denen es Anfang Dezember gelang, durch dunkle Manöver die rückhaltlose Gefolgschaft des bloc natiunLl zu erzwingen. Gewiß, PoincarS trieb sein eigener Dämon. Mit -en Mögliäckeiten wuchs sein Ehrgeiz. Er fing an, sich als den Vollender der Mazarlnschen Politik zu betrachten. Merkwürdige Metamor phose eines Mannes, dem Selbstkritik früher nicht mangelte, der sich selbst und anderen in ruhigen Zeiten eingestand — die Zeugnisse da für haben wir — daß ihm mehr das Akademisch- Beschauliche, als das Politisch-Aktive natur gemäß sei. Ein Schulbeispiel dafür, wie der Dämon nicht aus des Menschen Brust heraus, sondern vorwiegend in sie hinein aürkt. Herr Poincarv ist zum großen Teil das unglückselige Opfer seines Geschickes, und nun hat er aus geholt, das ganze europäische Festland zu seinem eigenen Opfer zu machen. Er ist nur ein Ge fangener, aber er hat aafgehört, seine Fesseln zu fühlen, und schließt nun seinerseits die Ketten um die Geknechteten. Es mag in diesen Tagen -er grenzenlosen Trübsal und HoffnunaSlosi^zelt gestattet sein, einen kleinen Rückblick zu werfen auf die psy chologische und zeitliche Bedingtheit der Tra gödie, die sich vor nnseren Augen abspielt. Viel leicht, daß die jüngste Vergangenheit der Zu kunft doch etwas zu sagen hat, daß aus ihrem Dunkel doch ein Lichtketn aufglimmt, das zum Wegweiser für das düstere Morgen werden kann. Die Frage, die in letzter Zett am häufigsten an mich gestellt worden ist, lautete stereotyp: «Was sagen die großen Massen des französischen Volkes dazu? Sind sie wirklich mit der Wahn sinnspolitik ihres Führers, die doch schließlich zu ihrem eignen Verderben führen muß, restlos einverstanden? Und wenn nicht, wie ist es in einem parlamentarisch regierten Lande möglich, dem Massrmwillen zum Trotz Taten von so unerhörter Tragweite zu fetzen?' Ich konnte mit gutem Gewissen die Antwort geben: «Nein» das französische Volk, der Klein bürger, Bauer, Geschäftsmann, Angestellte, Ar beiter, Rentner, sie alle wollten nicht die Ge walt. Für sie war der Krieg, der ihnen soviel Schreckliches gebracht, endgültig vorüber. Er war ihnen eine Erinnerung, die aus ihrem Ge dächtnis zu tilgen sie sich alle Mühe gaben. Sie wollten nichts als friedliche Arbeit, Wiederauf bau, Versöhnung und Ruhe. Allerdings: Sie verlangten dabei auch, daß der Deutsche ihnen helfe. Aber es war ein leichtes, sie davon zu überzeugen, daß -er Deutsche gerne dazu bereit sei. Schon die Tatsache, daß das deutsche Volk in feiner ungeheuren Mehrheit an der republi kanischen Regierungsform fefihkelt, war ihnen Beweis für besten friedfertige Gesinnung. Zu dem wagte man auch van den deutschen An erbieten von Waren und Arbeitskräften, und man hatte einen klaren Einblick in die Machen schaften der profitgierigen Großunternehmer in den zerstörten Gebieten.". In diesen hoffnungsreichen Zeiten, wo die Wendung zum Besseren mit den Händen greif bar war, konstituierte sich die neue radikale Partei als die zukünftige Wortführerin der großen Masten, und suchte Fühlung nüt -en Sozialisten, sogar mit den Kommunisten, um gegen die dünne Schicht des dloe vstion»! eine Einheitsfront des französischen Volkes aufzu richten. ES gck> Tag für Tag Besprechungen mit deutschen Politikern und Wirtschaftlern, Projekte wurden aasgearbeitet, Verträge ab ge schlossen: überall trat der feste Wille hervor, die Geskyicke Europas trotz aller heimlichen Tücke der regierenden Gewalten zum Besseren zu lenken. End« Oktober erreicht« diese hoffnongt- freudige Bewegung ihren Höhepunkt. Mit November sHte di« von langer Han- mtt äußer ster Geschicknchkeit vorbereitete Reaktion eia. Die öffentliche Meinung wurde systematisch ver giftet. Männer mtt gut klingendem Namen ver- ösfenkiichten plötzlich Artikel in gemäßigten, vom Volk gerne gelesenen Blättern, aus denen ber- vorzngehen schien,-daß Deutschland insgeheim das französisch« Holk betrüge, -aß «eite Schich- Memel von Litauern beseht Vie weiße Kahne auf -er franzöfifchen Präfektur Memel, IS. Januar. (Eigener Drahtbericht.) Um 81 Uhr heute mittag drang ei« Trupp von etwa SV Litauer« mit Gewehre« und Maschinengewehren über die große Brücke in da» Zentrum der Stadt. Die Truppe ließ die aufgezogene Börsenbrücke herab, um den Hanpttrnpp der Freischäler herüberznlaste«. Auch die französische Präfektur wurde von den Litanern besetzt; es soll dort eine weitze Fahne gehißt worden sei«. Das Schießen hat znr Zeit anfgehört. Der Teil der Stadt «m die Kaserne und um den Lotsenturm befindet fich noch in Hän den der Franzofen. Die Litauer marschieren jedoch jetzt in den Rücken der Fran ¬ zosen. Damit scheint fürs erste das Schicksal -er nörd lichsten «deutschen Stadt -er vorm-alitzrn Proving Ostpreußen besiegelt zu sein. Daß -er Einzug -er Litauer in Mernel unmittelbar -evorstan-, ließ sich aus den besorgniserregenden Nachrichten «riiuennen, die am Sonntag aus dem Memelland einlrafen. Danach wurden bereit sam Sonntag in der Gegend von Terickt 3000 Mann reguläre litaaüsche In fanterie mit größeren Abteilungen von Kavallerie und Tanks zwfamimengezogen, um die Memel- Aktion zu unterstützen. Das offizielle Dementi, doS der litauische Gesandte in Bersin Ende voriger Woche auf den deutschen Protest hin oibgob, wird also durch die Tatsachen Lügen gestraft. Wenig Befremden kann es erregen, wenn ein« so kleine Schar, wie sie die 30 Litauer zewefen sind, trotz -er französischen Besatzung k» di« Htodt «in- -ring-n konnte. Bereits die ZixäcknMm -er j«m- zöstschen Truppen aus deu yor -er Atadt.aMgqvyr- fencn Schützengräben ließ darauf schließen, daß es den Franzosen wohl mit -er Verteidigung der Staüt Memel nicht recht sein würde. Wenn anscheinend auch einige Kugeln zwischen Litauern und Franzosen gewechselt wurden, so kann dos doch nur wir ein Scheingefecht anmuten. Auf -er französischen Prä fektur weht die weißz Flagge! — Trotz der laut -em Versailler Vertrag über- »rommenen Verpflichtung, das Memelland zu schützen, hat die mächtige Entente -en Einfall -er Litauer nicht verhindert. Daß sie es nicht vermocht Hot, muh angezweifelt werden, denn man muß sich -och unwillkürlich fragen, ob die Truppen, die tm Ruhr gebiet einmorschlert sind, nicht hätten im Meinellond nützsicher In Szene gesetzt werden können. Aber: wenn man selbst einen Rechtsbruch plant, ist es schwer, einen Parallelfall militärisch zu bekämpfen. Nur so ist es verständlich, wenn dl« französische Be satzung in Memel weder durch Militär noch durch Kriegsschiffe Verstärkung erhielt. Di« Dotschafter- kovfereng hiett es auch erst drei Tage nach -em Uebsrfall für notwendig, sich mV dsesör Frag« zu -»fasten, ab*r -er Erfolg waren nicht Taten, sondern Worte: in K«»no sollten neu« Vorstellungen er- hoben werben, um die litauische Regierung zur Etn- floßnahrne aus die Urheber der Bewegung zu ver- anlosten, mud zweitens soll ein französischer Oberst nach Memel zur lieber nähme des Oberbefehls ent sandt, werden. Einzug der Franzosen in Bochum Ausdehnung -er neuen Besatzungszone — (An Zwischenfall in Buer Bochum, 15. Januar. (Eigener Drah tbericht.) Heute nachmittag find die Franzose« in Bochum eingezoge«. Nachdem um 1L Uhr der Bahnhof durch eine mit der Eisenbahn von auswärts augekommene Abteilung besetzt worden ist, er- folgte der Einzug weiterer Truppen. Das StathauS, die Post und das Telegraphen amt wurde« mit Truppe« belegt. auch nirgends war an jenem unglückseligen Tage, als französische Tanks mitten tm Frieden die rauchenden Schlote von Esten umzingelten, das geringste Anzeichen von Begeisterung zu be merken. Selbst die, -le sich sonst an sedem militärischen Schauspiel zu berauschen pflegen, blieben still und stumm. Ls lag etwas wie ein -umpfer Druck über -en Masten, der fich nicht einmal, wie einst inmitten der Zeppelinangriffe, durch ein glückliches Witzwort verscheuchen ließ. Der unsehtbare Nationalinstinkt sagte auch -em gewöhnlichen Mann, daß jetzt eine Tat ge schehen sei, die folgenschwerer und schrecklicher ist, als -re Fliegerbomben aus den Boulevards. Mit düsterer Resignation öffnet er seine Zei tung, er weiß, sie wird ihm nichts sagen. Denn die Parole ist gegeben, und keine Presse der Welt ist bester diszipliniert als -le französische. Man sagt so oft, -er Deutsche neige vermöge seines slawischen Einschlags mehr zum Fatalis mus als der Franzose: -aS Gegenteil ist der Fall. Die großen Masten hier spüren deutlich das Grauen, aber sie versuchen nicht einmal, es abzuschütteln. Sie verrichten ihre Geschäfte, etwas stiller vielleicht als "sonst, unter der Wacht eines Geschehens, das sie weder begreife« können noch wollen. Sie wollen nicht begreifen. Seht man lhnen den unerhörten Rechtsbruch und beste« unaus bleibliche Folgen für Deutschland, für Frank reich, für ganz Europa auseinander, so schwelgen sie einen Augenblick still. Dann klammern sie sich an den Strohhalm, -en ihnen der Imperialis mus hohnlächeln- hrnwarf: .Aber wir wollen doch keine Eroberungen! Wir wollen doch gar kein politisches Ziel! Wir wollen ja sHar Deutschland gegen seine eignen Tyrannen helssnl And einen kleinen Teil der Summen, Ä» dle Reichen von drüben uns schulden, und die sie gutwillig nicht bezahlen wollen . . Ich muß sagen: Niemand ist überzeugt von dem, was er da sagt. Seine Worte dienen ihm mehr zur Selbstbetäubung, um seine g«Herme, innere Angst zu meistern. Diese Angst ist nicht nur Gewistenspeiiu Vier Fahre eines Friedens der in jeder Hinficht aus Phrase aufgebaut war, haben den Franzosen realer denken gelehrt, als er je dachte. Di« erste Frage, die er fich inner lich stellt ist die: Was bringt das Ruhrunter- nehmen ein? Inwiefern sind wir durch diesen Schritt bester gestellt als vorher? Potncars hat als guter Kenner der französi schen Volksseele die Antwort gegeben: .Früher erhielten wir nichts, jetzt wenigstens etwas." Der weitere Vormarsch ins Ruhrgebiet setzte be reits am Sonnabend ein, indem starke Trappennach- schüb« in -er neobesetzten Zone eintrafen. Auch -er Stadtkreis Buer bei Esten, -er bisher von -en Truppen nicht besetzt war, wurde noch am Sonn abend mit vier Schwadronen französischer Kavallerie belegt. Hierbei wurden di« neuen Truppenquartiere, wie frans-sischerseilS -er deutschen Polizei mitgeteilt wurde, mit Steinen beworfen, so baß den Truppen für -en Wiederholungsfall bereits Waffen gebrauch anempfohlen wor-en ist. Außerdem ver ¬ te« den Rsvanchekrieg vorbereiteten, daß es wirtschaftlich die Welt erobere, wtchrend es -em auf seinen Ruinen kauernden Frankreich von seinem Ueberfluste kaum ein kümmerliches Almosen zuwerfe. Tagtäglich konnte man die verhängnisvolle Wirkung -es Giftes beobach ten, die Masten worden mißtrauisch und ver langten Aufklärung und Rechenschaft von ihren politischen Führern. Die Schicksalsstonde für die ne--radi kale Partei war damit angebrochen. Sie mußte sich entscheiden, und von ihrem Entschloß hing das Schicksal Deutschlands, nicht minder das Schicksal Frankreichs ab. Und in diesem tragischen Augenblick erlebten wir ein« Offen barung, deren niederschmetternd« Wirkung kein wahrer Friedensfreund je verwinden wird: Durch eine systematische Mini erarbeit war es dem grohindustrtellen franzöfifchen Imperialis mus gelungen, die einflußreichsten Führer der Kleinboargeotfie für ihr« Zwecke zn gewinnen. «»Per Pi« Mittel, welche z» Pies«» ver hängnisvolle« Zwecke angewandt wurden, will ich nnr so viel »errate«, paß zwischen einigen iidroßgeldgekerrr, penselven, Pie die .Horizontplanei»" Vahle« von 1V1V ans den, Gewisse« Haven, und gewisse« vOpiÜalen ZentralorAanisati onen ei» AV» laust -er französische Befehlshaber die Bestra fung des Polizeidtrektors von Buer. Den Sonntag über trafen weitere Truppen in Esten ein. Der allgemein« Vormarsch setzte Äer erst am Montag früh ein. Ln Norden stießen Radfahter- trupps über Recklinghausen nach Datteln am Rhein-Herne-Kanal vor. In Gelsenkirchen ist die Lage unverändert, doch sind Truppen in die Stadt Gladbeck eiagerilckt, in deren Bezirk sich eine Reihe staatlicher Gruben befindet. Weiter südlich wor-en Hattingen, Langenberg »nd Vel bert besetzt. Der Vormarsch dauert an. kommen getroffen wurde, gemäß dem die frauzöfische Schwerindustrie die radikalen Parteien im kommende« Wahlkampf finanziell nnterstütze« wird, «nd diese Unterstütz««- nicht von eine« Kartell mit dem nationale« Block abhängig macht. Die innerpolitischen Folgen dieses Abkom mens sind bis beute noch unübersehbar; nach außen hln ist besten sichtbares Ergebnis das still schweigende oder ausdrückliche Einverständnis -er bisherigen Opposition mit der pomcaristischen Marktpolitik Deutschland gegenüber. Dennoch wäre es verfehlt, von einem .absoluten Sieg des nationalen Blocks" zu sprechen; man ist tm Gegenteil der Wahrheit viel näher, wenn mar den verhängnisvollen Ruhreinmarsch als Zu aeständnis betrachtet, das von der sranzösi scheu Kleinbvurgevisie, soweit st« sich politisch betätigt, den wirtschaftlich-imperialistischen Inter essen der Schwerindustrie gemacht worden ist Die weitere Entwicklung -er Dinge wird ja wol auch i« diesen Dingen volle Klarheit bringen. Es kommt nan die andere Frage, dl« gera den Tagespolitik er am intensivsten beschäftigt Inwiefern yat das französisch« Volk für dieser elenden innerpolifischen Kuhhandel seiner Führer Verständnis gezeigt? - Stellen wtr zunächst M Nirgends, ad« Ich las heute im Oarust äe i» Seauüa«, das glücklicherweise nicht vom gemeinen Mann ge lesen wir-, einen gut dokumentierte«, wenn auch vorsichtig gehaltenen Artikel üb« die .Bilanz des Ruhrunlernehmens". Es wird -ort sehr nüchtern gerechnet: Verminderte Kohlenproduk- kion, Streikbefürchtungen, mangelnde kranzö- fische Organisation, schließlich natürlich auch noch ..schlechter Wille der Deutschen". Dazu Einstellung aller Barzahlungen «nd Repara tionslieferungen aus dem übrigen Deutschland. Der Artikel gelangt zum ironischen Schluß, daß eigentlich folgerichtig ganz Deutschland besetzt werden müsse, .da eine ganze Menge von Gin gen, die Frankreich von Deutschland zu fordern hat, nicht bm Ruhrgebiet zu finden find'. Das Fazit kann nicht anders fein als dieses: .Wir bekamen in der Vergangenheit wsnlg, in der Zukunft werden wir nicht nur nichts bekommen, sondern noch Gel- zulegen müssen." Es wird keine vier Wochen mehr dauern, und Herr d« Lasteyrie wird dem Volk di« Wahrheit sagen mästen: die neuen Ausgaben bedingen neue Steuern. Denn nach einem fest- . stehenden Dogma darf nicht an d«n Franke« durch Ausgabe neuer Noten gerührt werden. Dann wird di« große innerpolitische Entschei dung kommen. Die außenpolitische, die in der augenscheinlichen Isolierung Frank reichs wie ein drohendes Schwert über dem Haupt jedes nationalen, nicht nationalistischen sranzosen dängt, wird in ihrer Auswirkung änger aus sich warten lasten, als man vielleicht n Deutschland glauben mag. Der Schwerpunkt legt im Innern. Herr Poincars weiß, daß r ein Va-daoque-Spiel spielt, über besten Aus- ang er wahrscheinlich nicht im Zweifel ist. Es ist der logische Schlußakt seiner politischen Ver gangenheit. Zum Segen seines Landes konnte r nicht werden: er ringt nan darum, ob er zu dessen Fluche wird, oder ob er. wie Llomenceau, mit einer offiziellen Ehrenmeldung und einer i inoffiziellen, allgemeinen Verachtung ab treten l darf. -