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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192301187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230118
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-01
- Tag 1923-01-18
-
Monat
1923-01
-
Jahr
1923
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Vorwerks, Se» N. Nrank am Dollar Alte Frontkämpfer wie ich wissen, daß man bei Trommelfeuer gar nicht an das Lrommeiseuer den ken darf; am besten, einfach ignorieren, nicht hin deren. Sich eine Pfeif« anzünden und denken, rutscht mir alle «tcetera. Tine ähnliche Hygiene befolge man in -en Zeiten -es Dollar-Trommelfeuers. Die Mark- Deckung wir- von der schwerkalidrlgen «Valuta e.n- geebnet, zerrieben, zermalmt — na schön, gar nicht ylnhorchen, auch dieser Sturm geht vorüber. Ader wenn man ängstlich und gespannt auf jeden Ein schlag lauscht, jede neue Erschütterung registriert, im Geiste schon die Margarine in die Gefilde der Seligen entschweben steht, jede Stund» — au der Hand d<r New Dorker Kabelkurse — seine schrump fende Marksumme nachrechnet —: dann ist man dem Dollarfieder elendiglich erlegen. And dies ist um so bedauerlicher, wenn man den Stofs, der diese Krankheit verursacht, gar nicht besitzt. Wir haben doch schon so manche Valuta schlacht geschlagen. Wir sollten doch eigentlich abgehärmt sein. Und wenn der Dollar von den Franzosen auch auf 20000 ^it getrieben wird —wir werben dieses böse Fieber nicht schlimmer verspüren, als unsere näheren und weUeren Nachbarn. Mein Kaufmann unten im Hause ist ein ganz schwerer — Patient. Seine Krankheit kommt tög- lich zweimal zum Ausbruch, früh und abends. Sie äußert sich in einer merkwürdigen Manipulation, die man fachmännisch das .Umzeichnen' nennt. Wenn ich morgens an seinem Laden vorüberoehr, kostet die Flasche Kognak 2300 am Adend notiert sie bereits 2900 und am nächsten Morgen 2600. Unentwegt schreibt er kleine Prelszettel aus, mit denen er, zweimal täglich, seine Waren neu etikettiert. Und -er Wirt in meinem Gasthaus hak gestern mittag zwischen Suppe und Braten, «nr- sprechend der Döllarkurve, die Karte umgezelchnet, so daß ich die erste Hälfte deS Schwetnskoleletts noch zum gestrigen, die zweite Hälfte aber bereits zum heutigen Kurse verzehrte. Natürlich ist es gar nicht leicht, die Dollar- Hygiene zu befolgen. Voraussetzung ist außer der nötigen SeListbeherrschung ein bischen moral sche Widerstandskraft und das Nichlvorhandenfe'n eines Dollar- oder sonstigen Valutagulhabens. So eln Guthaben ist geradezu ein Nährboden für dieses gefährlich« Wechselfieber. Di» ersten Symptome der Krankheit zeigen sich in einer inneren Unruhe, die Immer mehr wächst, je näher die Stunde der Zel- tungsausgob« heranrückt. Temperatur steigend. Puls beschleunigt, fliegender A!em. Bei erwehr ter Pupille verkleinertes Blickfeid, das schließ'ich — bei Verschärfung der Krankheit — sich auf ein winziges Zahlenbilid, den Dollarkurs, verengt. Das Weltbild, zusammengeschrumpft aus den Kurszettel — ein höchst erbaulicher Kulturzustand. Von der Zeitung existieren nur noch die protzen Zahl-nfelder. Und wenn in diesem Zahlenfev «ine Zahl feh't, die man gerade sucht, weil man .hat', — dann ist dte ganz« Zeitung nichts wert und verdient, ad- bestellt zu werden. Don allen Geräuschen dieser an Tönen wahrlich reichen Welt drinaen an das Ohr des Erkrankten nur ein paar Zahlen. Die Natur Ist tot, das Theater ist bestenfalls eine leidige Stö rung der Zwis^enakte. die man demtzt, um die letzten Ku'sb-rlchte zu lesen, die man erreichen kann, und die Kunst ist ein fremdes Marktgebiet, besten Notierungen nur in stabilen Zahlen rin flaues Scheininteresse wecken können. Die Krankheit in ihrem schlimmsten Stadium zehrt das Innere langsam auf. D:r Wertb g lfs ist auf die Valuta lokalisiert, und im Lbripen herrscht «ine voll ge Empfindungsstumpfheit für aste LcbenS- werke. An Stelle des Herzschlages hört man die AuSschläge der Kurs«: Brief — Geld, Brief — GeL>, Brief — Geld. ES ist der Widerhall des ungeheuren Rhythmus, der die ganze Welt durch- braust. Es ist dte Epidemie, dte so allgemein ist, daß mau sie vom gesunden Zustand nicht mehr unter scheide« kann. I— * Goldenes Biirgerjubiläa«. Am Sonnabend, dem 20. Januar, feiert der Schlossermelster Eonrad Maller, Luerstraße 11, das goldn» Dürgerjublläum. Der Jubilar hat am 11. Januar sein SOjähr. Meister- und Geschäftsjubiläum gefeiert. Iobilüuai. Am 18. Januar vollenden pch 22 Jahre, dos, der Prokurist Richard Plaul bei der Firma August Wehs«, Dampfsägewerk in Leipzig-Möckern, G. m. b. H., ununterbrochen tätig ist. Kommerzienrat Bernhard Rudolph ch. Wie aus den Familiennachrichten unseres Blattes hervorgeht, starb am 10. Januar Kommerzienrat Bernhard Rudolph. Der Verstorbene war lange Jahr« Teilhaber der Firma Mey ck Ediich, zu deren Ent wicklung er wesentlich beigetragrn hat. Neue MUchhochstpreise Das sächsische Wirischafttmlnisterium seht neue Höchstpreise für Milch und Butter fest. Das Land Sachsen wird wie bisher in zwei MilchpreiSzonen eingeteilt. Die Erzeugerhöchstpreis« für Milchliefe rungen an Milchhändler betragen ab Stall für das Liter Vollmilch in Zone I 130 ^tl, Zone II 140 Magermilch SS und 70 ^t. Für den Milchkletn- verkauf durch die Erzeuger unmittelbar au die Ver braucher Haden die Komma naiver bände und Ge meindebehörden örtliche Höchstpreise feftzusetzen, di« folgende Beträge nicht überschreiten dürfen. Für bas Liter Vollmilch in Zone I ILO «il, in Zone II 162 ^t; für Mager- und Buttermilch 72 »nd 81 ^L. Die Erzeugerhöchstprelse für Lieferungen an Wiederverkäufer betragen für das Psund Butter in Zone I 1430 ^it, Zone II 1240 Spelsequark: 130 und 140 für gewerblsch« Molkereien für das Pfund Butter 1SS0 und 1820 Quark: 126 Ut und 166 -4t. Das Ministerium behält Pch vor, Ausnahmen von dieser Verordnung za be willigen. Die Verordnung kitt am 21. Januar t» Kraft. Wolle und Politik. In Leipzig besteht «in ZeatralauSschutz der Wollhandels- Verein«, -er seinen Sitz bei -er Firma Roediger L Davignon in der Löhrstraße hat. Als «in Herr unserer Handels-Redaktion Liesen Zentralausschutz der Wollhandels-Vereine desuchtt, um eine Information zu erbitten, wurde ihm gesagt: .Dem Leipziger Tageblatt geben wir wegen seiner politischen Haltung kein« Information.' Da wir annehmen, -atz sich die Mitglieder and dte Kundschaft des Wollhandels-Vereins dafür interessieren werden, welch« Art Politik von ihrem Zentralausschutz getrieben und gefordert wird, veröffentlichen wir diese recht bezeichnend« Begebenheit. Motette la der Thomasklrche. Freitag, 19. Zan., abends 6 Ilhr. Orgel: I. S. Bach: Fantasie und Fuge G-Moll. Vorgetragen von Günther Ramin. Chor: 2. A. Schein: .Angstseufzer'. 2. S. Bach: .Der Geist hilft'. PokkSunirrhalluniSabenv. In einc« ausgezeichneten Vortrag Dr. chrorg SrimprS über »Di« Wunder der Tiefs««" wurden dir Besucher mit d«m Siebtet der Tief seeforschung vertraut gemach«. Man erfuhr, dass die Loiung Meerestirien bi» 10VVV Meter frststtlli und »tue «an, desonder« wesellschasr eigenarttger Tier« aut dem Meeresboden »nd darüber hrrurnkraborlt. Ma» sah de« oen folgenden Lichtbilder» so Sonderbares, dag ofe Lochen di» Albertville erfüllte, staunte auch darüber, mit welcher Kunst die Natt» dir Tier« ausgeftone» hat, damit N« in solchen Vkek«» leben tSnnen. Se-ch«ttr»«r »nd Kampfwerkzeugr sind da besonders auSaebtldel. Ten untcrbaltenden Teil bestritten diesmal Sri» von » »s« (Klavier). Margarete Berga» und Rudolf Jager (Gesang). Dte Künstler boten auSgewöhlt« Kost, untrr den Vorträgen bestachen die technisch etnwandsre» wieder- Das Wohnungselen- was sagt der Arzt dazu? Von vr. -tullbaum Die Wohnungsnot ist mit all ihrem Jamm« und Elend über »ns gekommen. Dte schöne Zeit, wo jedermann nach Wollen und Können ln schöner, ge räumiger »nd gesunder Wohnung sein Heim gründen konnte, ist vorbei. Vorbei ist auch dir regel mäßige, allgemeine Nutznießung hygienischer Einrichtungen, z. B. deS Bades, das schon aus wirtschaftlichen Grün- den nicht mehr so oft benutzt wird; eln Zeichen »nserer Not. Ist dann dem einen oder anderen der große Wurf gelungen, ist er schließlich glücklicher Besitzer einer Wohnung geworden, fo hat er rucht autsuchen und bemängeln können, wird auch kaum in der Lug« sein, Verbesserungen vorzunehmen und hygienische Neueinrichtungen zu treffen. Di« Frage nach Licht und Luft darf ihn nicht allzusehr interessieren; er übernimmt -le Wohnung mtt all ihren Unzweckmäßig. Kelten und Nachteilen, mag sie auch noch h wett von seiner Arbeitsstätte entfernt liegen. So hastet er von früh bis spät, trägt Unruh« in sich selbst und ln leine Familie, dis er zum Neurastheniker und Quälgeist seiner Umgebung »Kd. Nicht besser ergeht es den Wohnungsbeschränkten, während -le Wohnungsiofen natürlich am meisten zu bedauern find. Schon im Kriege durch Unter. «rnähr»ng und Entbchrungen geschwächt, durch über menschliche Anspannung dis zuletzt zu größter Ar- beitsleistung getrieben, sehnt sich ihr Körper nach Ruhe »nd Erholung. Statt besten Hausen fle ln engen, nicht selten überfüllten Räumen, wo ver brauchte Luft auf ihren Lungen lastet und nur spär lich« Sonnenstrahlen Eindringen können. Wo aber die Sanne fehlt, bleiben Krankheiten nicht auS. Es bildet sich Schmutz in allen Winkeln, aus denen verderbliche Keime ausschletzen. Gerade in notdürftig gelüfteten, unhyzjenifchen Räumen, in Nlastenherbergen, Mastenansammlongen, nisten ge- fährlich« Krankheitserregen. So werd«) wir in diesrn Tagen von der Vrtpp« heimg.sucht, die kein Haus verschont und schwer« Opfer fordert. Wie sie im Feld« kn Schützengraben oder in den Städten bei Truppenonsammlungen wütete und ihren Beutezug üb«r dl« Länder »»trat, so ^ht ft« ^w«tz heut« von den zusammengepfercht woh»«w« Mensche» t» -en Großstädten a»s, ha» gewtlj«matze» bas Woh» nungselend als Schrittmacherin, da sie t» fmschtan, naßkalten Wohnung«» vor alle» Ding«, chr Fei sucht. Natürlich schleiche» sich and««« Infektdons- Krankheiten mtt «in, wie Scharlach, Rötet», nicht zuletzt dte Tuberkulose mit ihre» furchtbaren Ver heerungen. Wo Luft und Sonne nicht hlngeian^n, bilden sich eben wahre Brutstätten von Tuberkel- bazlllen. Hier kann dt« erkrankt« Lang« nicht zur Ruh« kommen, das Kraukheltsglft wlr- somit weiter übertragen. Di« Großstädte bilden an sich schon eine Gefahr in gesundheitlicher Beziehung, enges Zn- sammenl«b«n schasst aber neu« 2nfektionSquell«u. A»ch Geschlechtskrankheiten nehmen überhand, da die Schranken fallen müssen, di« sonst dte Trennung -er Geschlechter verlangt. Es verkümmern die einfach sten sittlichen Forderungen, und Li« Jugend gibt cinen Teil ihrer sittlichen Festigkeit auf. Schließlich gesellt sich der AikoholismuS hinzu. Ob Ursache oder Wir kung, wer will das entscheiden? So schauen Morast und Elend aus asten Fenstern heraus. Man möchte Häuser aas dem Boden stampfen, um all di« Wohnungs'osen einem geregelten Leden ^rzaführen. Man sehnt dte Zett herbei, wo ein« umfassend« Neubautätigkeit wieder einseßt, wo zwangsweise oder freiwillig geopferte Baukosten- Zuschüsse großzügig« Wohnungsneubauten gestatten, wo das Mieterschuhgesetz und -de Wohnungszwangs- wirtschoft obgebaot werden, um privaten Bauintrr- essen neue Anregungen zu geben, vorausgesetzt, dotz der Mieter in anderer Form gesichert ist Plan- mäßig«, hygienisch« Großeinrtchtongen müssen ge gründet werden, wie Badehäuser, Spielplätze, gesund, hettliche Familienfürsorge mutz einschen; es muß alles geschehen zur Hebung der Volkshygiene. Insbesondere muß die Zwangsjacke der disherlgen WohnungspolILK von uns genommen werden, damit wir freier atmen und unS entfalten können. Die Wohnungsämter sollten nicht aufteil«», sondern zuteilen und einzig und astein die Wohnungspflege wieder betreiben. ßearbene» Stück«. Im Programm vcrtrete» war«» -auptsäwti» Lcvudert, Braym» mW «Humaam Im «aturtuudUchen Hetmatmuseu« (Tröndttnrtna 1, SewerbrauSftrtlung) sinder Sonntag 11 Uhr ein« Jah rring durch dt» geologische Schausammlnng statt, «m gleiche» Lage ersolgr etn« vormttlagStttbrung ins Rose», tat mir «nlelnmg ,»m Erkenne» der BLnm« »nv Strau ch», tm «latrrltchen Z, ft .nd. Dt» retlnehmer irrste» sich 9 Uhr am vosrntaltsr. Erwerbslose, Knrzarbrtler. Rentner, gürsorgeunler- ftühungSempfÜ»»«« »sw. BrikettauS-ad« am Freitag den 1s. Januar, für dt« Nummer» 9001—1000, «herber- ftrah« 8, Hot; »m Montag, den 22 Januar, für vt» Nummern 1—1V00 in der Löbnlger Slratze. bei Matz it Lo., von S bi» 8 Uhr. — verkant von frischen NtudS- knock«» aus dem Sevlachthos am Donnerstag, den 18., yrettag. den 19., »nd Sonnabend, den 20. Januar, t» »er Kett von 9 bt» 8 Uhr. — Verkans von Mar- »art»» täglich von s htö 12 Uhr t« d»r «rrberstt. s, Zimmer s. Bund der NuSlandSdeutschen. Donnerstag, 18. Ja»., 7 Uhr. t» d«n .Drei Lille»-, Lcneraiversammlung. KriegSbeschitdtgrr und Sr»egrrt>>n,erbitede:i« rrhanen arrt dem stützt. Schlach Hose gegen Vorlegung der Bez »> tarl« tzcS LNSamie» Nintzsletscd »um Preise von vdv pr» Psund. ES erhalten 1—8 Perioran 2 Psund, 4 und mehr Pcrsoarn 8 Pfund, Papier mltbrtngenl Donners» tag Buchst. L—W, tzretiag Buchst. V—U, Sonnabend Buchs». L-S. Mo*tag Buchst. «. Q«, P, DtenSrag «»chst. 0. « M. »»NSHschsivul, »e tz tg. Dt» «rbrtisgemctnschas» von Dr. Karg ist aus allgemeinen Wunsch von Donne S- tag aut 8r«t»ag verlegt worden «nd stutzet vom 19. Ja nuar ab tm Höriaal 28 der Untversttltt, abends 7 Uhr. statt. Am Donnerstag, den 18. Januar, tst dte Universt- »üt geschlossen. Jnsolgedesse» sollen sümntche Kurs« der Volkshochschule, dte an tztstem Lag» t» »<r Untvrrfitüt staltstnden. »bensallS «uS. Ei»« 2O-Millivnea-Spe»-e. Wie wir hören, hat der Dresdner Industrielle Generalkowsul Wilhelm Kaufmann anläßlich seines 40. Grbafstoges 20 Millionen gespendet, davon 10 Millionen für allgemein« Woblfahriszwecke. Kaufmann Hot sich «uts kleinen Anfängen «nporgeardeitet zum Besitzer mehrerer Textilfabriken und zahlreicher Niedrr- iasfnngen im In- uv- Ausland«. 2m letzten Jahre dehnte er seinen Wirkungskreis auch a»f andere InLmsttten aus und wvede zmn Aufflch^ralsmitglied mebrerer lndustrieller Gesellschaflen gewählt. Vermiedener Streik Der Metallarbe terkketk, der die Orte Hall«, Merseburg, Weißen fels, Ellenburg umfassen sollt«, und am Diens tag durch Itradsiimmunq in den Betrieben beschlossen wurde. Ist noch glücklich vermieden wor-en. Nach langen Verkandlungen vor dem SchlichlungsauLsc! vß kam eine ^in'oung zustande, daß die Metallarbeiter für die erste Iannarhälfte 400 Stundenlohn, von da an 480 .it Stundeniohn erhallen, dazu kommt di« sogenannte Bewertungszulage. Simsa und Simfa Von Ernst Das »vair in einem der kleinen Varietes, wo der Tylophonist die Lell-Ouvertür, und danach Len Hun-ertsechser-Marsch häminert, der Aauoerkünttirr bei den Damen Blechtaler unker dem Kragen ihrer Mattosenblrsen und ans den Drustlalchen der H:rr:n Kinderwi'ndeln od:r Spihenunterta llen herrvrzanb rt. Die Pause, -L« der Ansager dem .hohen Haus', der .edlen Maste' scherzhaft als .Pünschen von zehn Minuten' avisiert hatte, war vorüber, wn- Simsa und Simsa, das weltberühmte demimonda ne Tänzer, paar, in ihren echten Origiual-Aixrchen-TSn-en' waren an der Reih«. Der Vorhang ging hoch. E n K«rl und ein Mädchen. Der Kerl: Lumich, zerfress:ne Nase, blutigbl-aues Schielauge, mit dem Dlähhals des Kretins, di« linke Pfote irgendwo beim Ge'dschrank- knacken tm SauerstoffgedlH« «len- zusammen- stttrronnt, in -<r rechten Gorillatatze ein gefährlbckes Mester — die lächerlich« Bühnenhinterwand mit der Gasatreppe, die in einen paradiesischen Park sth t, urar verschwunden, und dieser Kerl sinn- an f nsterer Ecke ber Rue de SounLso im Pariser Verbrecher, viertel, lm Begriff, fein Mädchen wogen loppta«n 20 Lents nieL«rraschsagen. Diese erste Impression wurde zum nachdrücklichen Erlebnis, als dos Paar zu tanzen anstng. In genialer Gemeinheit ritz der Zuhälter das arme Wesen an sich, warf es M roh r Fre«-« auf dl« Diel«, um «s ln jäher Zärtlichkeit aulzvheben, «H es an den Haaren durch die Luft ua- fiach es ln glühender Umarmung nieder. Der Vorhang senkt« sich über dieses unerhörte Geschehen. Was war daS. Ohnr Zrveifel: Simsa und Simsa müssen ihr« Studien verdammt nahe an ben größten Lasterstätten Europas gemacht hoben. Aber eine derartig erA'afstg« internationale Nummer tu einem sächsischen Vorstadt-Varietä? Dnfach mal hinter dle Bühne gehen und saren: .Kinder, hört, w« kommt ihr denn hierher?' Ober vielmehr: ^kuräou, woueleur, m»l» js Vou, »ämir« Natürlich, das ist doch das einfachste. Ich winkte -em Ober, zahlt«, und während ich -k Handschuh anzog, hörte Ich hinter dem beruntergelasfenen Vor- hano: .Du, Bauhla, Goddversalat, brenne mir mal r Vchdreichhetzchn an. Bei der Wäscherei ts «r wtdder 's Graachngnebbchen drvongahttbdfd.' — Tja, tja. Wir Sachsen können aüerhand. Nur «den dürfen wir nicht dabei. Ursula Falk« emoieS ihr« hohe Kunst an einem Tanzabend im Zenttaitheater. Ebenso wie bet ihrer Schwester bewundert man zunächst die Mannigfaltig keit der Gesamtleistung. Jeder Ihrer Tänze zeigt ihre Begabung und Gestaltungskraft von einer neuen Seite, und nicht, wie so ofi del solchen Veranstal tungen, hat man schon nach den e»stea Nummern d«S Pr^ramms eln klares Bild von dem, was chr möglich und was Ihr versagt tst. Diese dis zum letzten Augenblick anhaltende Spannung, verbunden m't -em Außerordentlichen ln Erscheinung und Emp- finbung, macht ihren Tanz zu einem das Publikum leise be'remdenden, den Kenner in höchstem Maße erregenden Erlebnis. Wundervoll für jeden, Ser Kunst mit dem Auge des Schaffenden anzosehe» ver mag, tst, wie hier das gegebene Material dts zmn Letzten vergeistigt wird. Ein hagerer, überschlonker Leid nttt zerbrechlichen Glledern, «ine Streckung -er Vrößenvechältnifse, -le dem klassischen Kanon alt Disproportion gellen würde, die wir aber, an gotischen Bildungen geschult, als tief beseelt »ich ausdrucksvoll vmpflnd«n. Und wenn auch so etn Arm ln den Gelenken sich bricht, das Auge ln bleichem Antlitz glüht and di« Figur mit zögerndem Schreiten oder mtt wlld geschleuderter Bewegung den Raum ersüllt, ist es, als ob die Skulpturen ber Kathedralen und dl« schmerzensreichen Mütter aus den Bildern der frommen Miler des Mittelalters lebendig würden. Die Abgründlgkett und bas Pathos einer Seele tut sich kund, -le in sich selbst versink! — man könnte st« die Tänze tu des Leides nennen. In solchen Schöpfungen, i» d»nen sie betont«»s von der Mastk des Debussy angerV wird. Ist ml» einer rein bildnerisch gestaltenden Dvantasle eln wahrhaft großer StlI erreicht. Wle reich abrr die Suala ihrer Möglichkeit Ist, beweisen am besten die kleineren Stücne, dl, bis zum Grotesken gesteigert« Leiden schaft bei Skrjabin »nd das ganz unkonventionelle Rokoko, mit dem fle di« G^votlc von G'.nck inter- prr vrt mr- Di« rmbrkamtt«« .Rembrnndt-Bitber' >« Prag. Aus Prag drahtet unser Vertreter: Einige Ber liner und Wiener Blätter brachten vor elniner Zrtt Nachrichten «brr die Auffindung K"i»r bisher un bekannter Rembrandt-Bilder In Prag. Di« Redak tion der Lldove Noviny hat sich mm, da ->« Bild« für di« Tschechoslowakische Galerie anoekanft »er den sollten, an den Drektor der Gesetlfchaft patrto- üfcher Krmstfr«n-«, Dr. Vckcs«« KramarjH, -e- wandt, der über bi« B lder folgenden Bescheid gibt; Das etn, Vild .Di« Hockiett Alexanders des Großen mit Roxan«' Ist eln« durchaus untergeordnete Arbeit ans der Sckole Rembrandts, dl« vor etwa 10 Jahren bei einer Auktion in Amsterdam um 150 Dulden nach Prag verkauft wurde. Das zweite Bild -Duz abnahm«' lst ein« spätere frei« Skizze nach Rem brandts Original. Phantastisch« Dcebrechen. Wenn ein Verfass«, von Verbrecher- und Detekkogeschichten Untaten ec- fi »den würde, wie sie in Wirklichkeit Vorkommen, so würde Ihm kein Leser seine Erzähl-ng glauben, son dern man würde über di« Unwahrscheinlichkeit nur lacken. Aber, wie -ar manchmal tm Leben, tst auch >n der Kriminalistik -t« Wirklichkeit sehr viel kühner als dt« kühnst, Phantasie. Etn solch »»glaubliches Verbrechen hat sich kürzlich ln London ereignet Kaum etn ELgstr Allan Poe dürft« «inen Charakter ersinnen, wte den Helden dieses düsteren Vorfalles» «inen Mann namens Maltby, der fünf Monat« lang allein »n «tnem oerramme'ten Hause wohnte, zusam men mit der Leich« einer Fra», die «r ermordet hatte und bse ganze Zelt in der Badewanne log. Wä;r«rry dieser Zett lebte er in dem Badezimmer und kochte und aß hier fein Esten. Als die Pol zet mit Gswa t «lnbvach, erschoß er sich Aehnltch« »nwcchrichelnttck« Verbrechen, die passierk sind, stellt V. T. Lrovk zu sammen. George Smith ermordete drei Fra»«n, In dem er sie nacheinander in einer Badewanne er tränkte, und ln allen drei Fällen wurde der Lod durch Uaglücksfoü beschelniat. bis die V«; brechen durch einen Zufall ans Licht kamen. Vor einigen Jahren räumte etn Dted dt« gesamte Auslage kostbarer Ju welen tu einem eleganten Londoner Laden aus un legte wertlos« Nachahmungen an thr« Stelle, »nd dieser Died-i^a-l ward« nicht «her -«merkt, als bis «in Angestellter einen Dcqenstand aus dem Fenstrr nahen, um ihm einem Kunden vorzulraen. Die Ge schichte von den in Hatton Garden, dem Londoner Juwelen markt, gestohlenen P«rl«nha'tdand für 120 000 Lstrl. ist ebenfalls «in Vorkommnis, mit dem sich kein Erzähler vor seinen Leser trauen dürste. Dcr kostbare Schmock, der von dem geschicktesten Londoner Ivwelmedt« gestohlen war, wurde einige Tag« später »on einem Arbeiter in «lner Strorchtzo zschachtel I» Rinnstein g«ftin-eM. Der Polizettnspektor, dem er seinen Fund vorzeigt«, wollte die Perlen, die er für roerstofe Nachahmungen hielt, nicht annehmen, an der ÄrtzMer fachte den Millionenschmvck in ver schiedenen Gastwirtschaften l»sz»werd«n, bis er ihn ge-«p ckm Flasche V»« «cktavschttz . . , vle tSrichl« Jungfrau AuS Berlin schreibt unser DHraterreferent: DaS große Schauspielhaut, der einstige Zirkus Schumann, schickt sich an, den Weg drS großen Stiidramas zu ver'assen und den der Qperette «inzuschtagen. Eigentlich hatte ja .Orpheus in der Unterwelt' schon tm vorigen Jahr« -en Anfang gemacht. Aber Osfendach ist ln den Qlvmp der Kasflker eingsgangen, und Reinhardts InyenierungSlust hatte sich schön öfters an ihm be währt. Nun aber ist man den Schritt gegangen, ron dem man noch nicht weih, ob «S der entscheiden»« ist: den von Offenback ra OSkar Straus. — Di« Nle'en- dlmensionen des Zirkus waren ia intimeren Wirkun gen imm«r feindlich — und das Problem des Thealers der Fünftausend galt für -ie ernste Kunst längst alt ungelöst. Hat -ie heitere Mose mehr Chancen? Die Bühn« ist riesengroß und gestattet gewaltiges Aufgebot an vzenerle und Personal. Ador d«r etnzrlne Sänger oder Komiker ist auch in der Operette ziemlich ver loren, der wirkliche Kontakt stellt sich erst im zweiten Akt «'n. wo ein großes Zelt di« V.r-erbühne noch hinten wbschlieht. Erst von -ielom Augenblick an .ging man mit'. Der für Len Text verantwortlich« Florida', hinter dem sich vermutlich r'ne ganz« Genossenschaft von Dichtern versteckt, glaubte dem Geist« des Hauses zu dienen, indem er di« Handlung ia di« Renaissance verlegte, un- ihr ein derv'.seheS Gerüist zur«chkztmm«rtr. Was berauskam, war zwe'ttttig. Soweit das rein Operettenhafte zmn Vo- schein kam, war es sehr hübsch. Hier bemährte sich Oscar Straus' leichte Hand für reizende, kleine, echt musikalische Einfälle, die nicht nur ins Ohr fallen, sondern ein« angenehme Nachwirkung tun. Es regnete Dakapos. AuS dem heroischen Teil wurde etwas, das man als durchaus nicht komische Oper bezeichnen kann. Dt« Personen haben «ine be'de»- Hafk« Geste »nd singen dazu sentimentale und lan^ wei'ige Walzer. Worum es sich dreht«? Eigentlich kann man es nicht erzählen. Denn der Held vertaner von der eroberten Stadt eine Iunasrou: diese ist nickt m f atzten, -o st« sich z« ihrer Sicherheit m etn Fre» «n. Haus begeben hat. Aber onsehen kann man sich oieses Hous ruht» — denn geht darin überaus «brprßlig zu. — An der Darstellung war das Merk würdig«, daß alle Künstler vom Schau'ptel kamen un» dt« wenigsten von ihnen bereits bei der Operette ge dient habmi. Man sah Clewing Hermann Thrn g. Wntzmann, Diegelmonn — »nd freut« stch an den Begabungen -er Domen Emmy Sturm und E ik-, von ^tzostWWiU. Dar icktzare Erf»ög Wer» ^etzr stsrk.
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