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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192301187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230118
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-01
- Tag 1923-01-18
-
Monat
1923-01
-
Jahr
1923
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Seit« r Iw. rv TsgedLstt u»E ttLnüelsrettLog vomrerslsg, üeo 18. )Lou»r Stinnes sorgt für Kohlen Loovo«, 17. Aa««ar. (Eigene* Deahtbericht.) E» ist Stirme» gelme» gen, von einer Gruppe von Lonvone* Banken einen Kredit von 8 Millionen Pfnnv Sterling »«« Ankanf von Ix Mil lionen Tonnen Sohle ,« erhalten. England* Sorgen Die letzte Entwicklung der Dinge im Ruhrgebiet und ihre voraussichtlich« Rückwirkung auf di« poli tische and wirtschaftliche Lage Europa* wivd tn poli tischen Kreisen mit großer Besorgnis beobachtet. Man fürchtet, baß der Konflikt zwischen -en Maß nahmen -er RelchSreglerung und der französischen Mititärgewalt za Unruhen führen wirb, denen blutig« Ereignisse folgen werden, wte sie im Kriege üblich waren. Die neue Wendung der beutsch-franKöstschen Krise bestärkt die englische Regierung in ihrer Zurück haltung. Man erwartet, bah nach sehr vorsichtiger Untersuchung unter neutraler Vermittlung und nach verschiedenen Sondierungen in den kommenden Ta gungen von selten de* Völkerbundsraleä die deutsch französischen Kanzleien dazu gebracht werden können, die Frage anzufchneö^en; diese Vorarbeiten mühten oder in sehr vorsichtiger und zurückhaltender Form geschehen. 2n dem Augenblick, in dem man. »»nehmen konnte, bah Großbritannien selbst Nutzen au* der neuen Aktion Frankreichs und aus der Zerrüttung her In dustrie auf dem Kontinent ziehen könnte, steht Groß- britannlen selbst vor einer schweren Industriekrise. Die Arbeitgeber beabsichtigen, Verminderung der Gehälter and Vermehrung der Arbeitsstunden Vor zuschlägen. Di« Arbeiter weigern sich sedoch. Frank HodgeS, der Sekretär des Bergorbeiterverbandes, erklärte, die Arbeiter erwarteten eh«r eine Ver kürzung -er Arbeitszeit von 7 auf 6 Stunden für bie Schickt. Man sieht di« Lag« als sehr ernst an. Ausreden vor Amerika New Vork, 17. Januar 2m Anschluß an frauzöflsch« Beschwichtigungs versuche wegen de, Ausdehnung der militärische» Besetzung des Ruhrgedleles sowie zur Prüfung der von Poincarä vor der Durchführung der Aktion an gekündigten .Mäßigung' hat Staatssekretär Hughes den französischen Botschafter in Wash'ng- ton Jasserand gebeten, dem Staatsdepartement Milteilung über die Stärke der fraa- zksischea Truppen tm Rrhrgeblet zu machen. Rach Anfrage bei Poincarä erklärt« 2usserand, bah pch insgesamt 45 000 Mann im Ruhrgebiet befän den. Das Staatsdepartement wies auf di« in den Zeitungen aus Esten gebrachte Mitteilung von de« Anwesenheit von 100000 Mann im Ruhrgebiet hin ' mit dem Bemerken, dah auch die von Jusserand ge- »annt« Zahl vou 45 000 Mann bcl weitem dle vor knapp einer Woche erwähnte Zahl von 7500 Mann übertreffe. Die französisch« Regierung lieh er klären. dah die Zahl von 45 000 Mann das «Mari- mum' darstelle und dah auch diese Zahl durch die Opposition Deutschlands gerechtferligl werd«. LranzSsische Zuversicht St»euer Drahtberlcht de» Leipziger Tageblattes Paris, 17. Januar Dem Journal zufolge hat d-e französisch« Regie- rung schon fast vollkommen dle 15 Mil'arde.r Pooicr. mark zur Verfügung, die notwendig seien, um am 25. d. M. die Zahlungen an die Arbiter d:s Ruh.- gebiets vorzunehmen. Dos gleiche Blatt teilt mit. Bilder aus dem besetzten Essen VonllnlermSondcrbertch!erstallerSu8»n8rQlm«rl Esten, im Januar. Wenn irgendein« Pariser Zeitung st.geSlrai,- Ken zu melden wußte, daß auf -em Marktp ny von Essen sranzösijcy« Gcwehrpp.amlben zu sehe» sind — so Kana nur gesagt werden, daß dle Be setzung sich bisher gerade durch das Gegenteil dieser Behauptung auszeichnet. Di« F anzosen haben seit Düsseldorf anscheinend viel gelernt — di« üuheren Fo.meu der Besetzung waren, von der « sten Stund« abg sehen, ziemlich korrekt. Schon am frühen Nachmittag verschwanden di« Pferde und Fuhrwerke von den Stiahen, die Panzerautos ver schwanden in Höfen und di« Maschinengewehre m dunklen Torbogen. Dt« Wache vor dem Postamt blieb, — mit aufgepflanzlem Seitengewehr, tn strammer Haltung promenierte sie vor -cm Eingang zur Post und in der Nacht war es ziemlich heiler zu fchen, wte die beiden französischen Posten von nicht weniger als sechs handfesten Schupoleuten be wacht waren, and wle «tn nicht ganz nüchterner lun ger Mann, der auf dl, Franzosen in -eutscher Sprache — ihnen gew'h ganz unverständlich — Be merkungen macht«, von den Schupoleuten unverzüg lich festgenommen wurde. 2n den Straßen steht man viel mehr grün« Schupountformen, al« dle stahl blauen Kleider der Franzosen. Die Stabt ist ruhig, — und dos ist keine Phrase. Nur di« Pre'fe sind leit d«m Tage des Einmarsches ausnahmslos am 26 bis 50 Prozent gestiegen. . .. Krapp — .nicht gentlemanlik«'. Der Kommandant des 33 Korps, General Henrys, hat — selbstverständlich — in der Villa Hügrl, im Haas« der Famtlt« Krupp, Wohnung genommen. Er kam tn feinem Aut» mit seinem Adjutanten o«, »nd der Adsatant ließ sich ixt Herrn von Krupp melde». Ein Diener erschien — in Ha»ssock« — teilt« mit daß Herr von Krupp nicht zu sprechen fei, und fragt« nach den Wünschen d's Offtztrrt. Als diefer dl« Mltt«lt»n« machte, daß der General tn der Villa eingnarstert »erden wolle, »erschwand der Diener wieder, kam in fünf Minuten zurück and führt, den General tn «tn Zimmer. Herr von Krapp ^t*te stch nicht. «« htM B für abfvtat »»- daß ein neuer Trupp Ingenieur« zur Ver stärkung der technische» Mission Ins Ruhrgebiet ab- gereist ist. Ferner will das Blatt aus fich«r«r Q»«ll« erfahren haben, daß öle dmitsche Eisenbahn, dt« Elektrizitätszentral« and di« Gaswerk, a« ftp S KH 0 Lag« Kohlear«s«rv«a had«n. Vie politischen Siel« ai,euer L, atz»»« richt»«» Üetp»t,«,ra»edlair«» Paris» 17. San«». Wie das Journal mltt«llt, hat Polnears gestern, sobald ihm dt« noa« Entscheidung der Reparationskommission Mitgetetlt word«n war, sofort neue Sanktionen ins Auge gefaßt und sich mit der belgischen Regierung tn Verbindung gesetzt. Es soll bereits «in Einvernehmen über die voll kommene Erhebung der Kohl«nsteu«r als erste Saaktivn erreicht sein; ander« Sanktionen würden geprüft, jedoch habe man hierüber noch keine Einigung zwischen den Regie- rangen erreichen können. Dem Petit Journal zufolge gehen di« neuen Maßnahmen darauf hinaus, di« Maßnahmen, die ursprünglich produktiv« Pfänder sein sollten, tn un mittelbar« Sanktionen umzuwandeln, Insbesondere denke man an eine Kontrolle der staatlichen Forsten sowie an dle Einrichtung einer Zollgrenze, dl« die Rheinland« und das Ruhrgebiet abschlteßen. Vas Problem der Verfehlungen Eigener D«»tzt»«,1chi»e» »et»,1,«rr»,e»1«tre» Pari», 17. Januar. 2n der Not«, durch die die Reparations kommission dle weiteren vorsätzlichen Nicht erfüllungen Deutschlands ausspricht, wirb betont, daß die Reichsregiernng durch et« Schreib«» vom 13. Januar die Reparationskommission davon in Kenntnis gesetzt hat, sie sei während der Dauer der Verletzung des Vertrages durch die Besetzung des Ruhrgebietes nicht in der Loge, an K« dabei de- telligtrn Mächte Lieferungen zu machen. Während der kurzen Debatte in der KommissionSsttzmrg von heute vormittag trat Bart Hou als erster Redner für die Annahme des französisch-belgischen Antrages «in. Der Vertreter des erkrankten englischen Dcle» gierten Sir John Bvadbury, Campbell Look, gab dle Erklärung ab, e, werde sich der Abstimmung ealhaüea, weit die betreffenden Rlchterfüllnnge» Folgen einer Politik seien, deren Unterstützung seine Regierung ad- gelehat habe. Der italienische Delegiert« erklärt«, «r werde für die Feststellung stimmen, und betonie, daß Italien den frunzöstschchrlgischen Antrag nicht unter- zrichnet habe, weil die brutschen Kohlenlieserungen für Italien nicht suspenflert worden seien. Der belgisch« Delegiert« Delacroix trat gleichfalls für die Annahme des Antrages ein. Der offiziöse Vertreter Amerikas, Boydea, beobachtete Schwrigen. Der von der Mehrheit der ReparaLonS- kommission angenommene FeststellungLdeschluH ist vcu der belgischen Delegation aufgesetzt. Er enthält am Schluß -le Bemerkung, daß di« Feststellung sofort den Regierungen Englands, Frankreichs, Italiens und Belgiens mitgeteilt worden ist. Es steht noch nicht fest, wann di« Reparationskommission die Erörterung der Moratorlumsfrage zulasten wird. Vas Mngen Legen die deutsche Schwerindustrie a»»«««« rr«tzi»e,»ch» de» »«»»,»,«« Ta»,d»«t»e» Paris, 17. Januur De Spannung aller politisch interessierten Kret'e ist nach wLe vor auf di« Haltung der deutsche« Schwerindustrie gerichtet. Mit Ungeduld er- wartet man Mitteilungen über die Düsseldorfer Be ratungen mit üen Vertretern der Industriellen an der Arbeiter des Ruhrgebiets. Man hofft, daß stch nötig, die Anwesenheit des Generals irgendwie zur Kenntnis zu nehmen, worüber sich die Franzosen sehr geärgert haben. Sie hatten gedacht, — so säg ten sie. — daß man sie freundlicher ausnchmen werd«, und das Verhalten des Herrn von Krupp sie als nicht genklemanlike bezeichnet. Dl« ausquartterten amerikanischen Journalisten. Die Besetzung hat übrigens zu einem französisch- amerikanischen Konflikt geführt. Die Franzosen haben bas größte Hole! d<r Stadt, den Kaise-Hof, für die Jngenieurkommtsston and für dle Offizier« der Besatzungstruppen beschlagnahmt und sämtlich« Gäste auSquartlert. Unter den Gästen befanden stch aber neun amerikanisch« Journalisten, die pch dle AuSqua tterung durchaus nicht ge allen lasten woll ten. Nachdem «tn Palest, -en st« beim General Henrys erhoben haben, ergebnislos blieb, begaben sie sich kurzerhand nach Dasselbe f und erhoben beim Oderkommandierenden der französischen Rhein arme«, General Degoutte, feierlich Protest. Der General erklärte, er könne den Herren keine unverzügliche Antwort geben, er müsse sich zuerst auS Paris neue Instruktionen holen. Er de peschierte in der Tat nach Paris an daS K lrgo- ministerium, daS stch an daS Ministerium deS Ara bern wandte. Ouat d'Orsay entschied salomo nisch den Streit — daS Hotel müsse der Kommission verbleiben, aber di« Quartiermacher der Desatzungt- truppen seien verpflichtet, für die Herren der ameri- konischen Press« neu« und geeignete Quartiere zu besorgen. Die neun Vertreter deS Dollar gaben sich damit zufrieden, und der Streit war damit aus der Welt geschasst. Dle Zagd »ach dem Verteilungsplan. Die Mitglieder der Jngenteurkommtssion fuhr«» in ihre» Autos direkt zum Haufe -es Kohlensyn- dikate«. Sie fanden nur «inen Portier, der sie sehr kühl empfing. Sie verlang en daraus, in die Bureaus geführt zu werden, was sofort geschah, fanden ober in den Bureaus nur leer« Schränke. Einzig und allein die Dokument« über die an di« Entente abgelieterten Kohlenmengen waren noch da. Herr Ktrdorsf ließ sie anscheinend aus Courioifl« liege», als <r mit seinen Archiven und mit seinen Beamte» den Marsch nach Hamb ur g antrat. De» Mitgliedern der Jngenlenrkommisston bll-b nichts weügr übrig, als bas Hans, beste» Besitz sie cke Leiter der Bergwerk« za freiwillig«» Kohlen- lt«f«rungen berettftnden werden, and daß stch die Requisition der Kohle als unnötig «rwets«. Di« heutige» Feststellungen der Reparationskommission ll«l»«n sechst in HSestgen politlfchoa Kreis«» für «in« Paragrapheasuchsrr««. Maa bezeichaet st» als überflüssig in -em schwer«» Konflikt, der »'s ein« Machtprobe zwisch«» zwei zähen und starke» Gegner», nämlich zwischen Poincarä »ad der deutschen Großindustrie, aufgefaßt wird. Das Gebot bev Stunde: die Große ÜoaNtion Di« Sozialistischen Monatsheft« beginnen ihr neuestes Heft, daS erst« dieses Jahres, mit einem sehr verstündig«n Aufsatz von Carl Severin g: .DaS Gebot der Stunde', der bie Lage nach dem Ruhr-Einfall bespricht und zu folgendem Ergebnis kommt: .Wir sind aus uns selbst angewiesen, auf uns allein. Je «her wir uns zu dieser, wenn auch für manchen bitter» Erkenntnis durchringen, dest» bester für uns. Daraus folgt aber auch, daß wir auS Eigenem versuchen müssen, die LetdenSzeit -er Ruhrbesetzung abzukürzen. Dazu gehört eine außenpolitische Orientierung, die der wirklichen Weltlage, nicht alten Traditionen und veralteten Doktrinen entspricht, und dazu wiederum gehören tapfere, vielleicht unpopuläre Entschlüsse, dle nur verantwortungsfählg« Männer einer festen Regie rung fasten können, wen» sie durchgefetzt werden sollen. Die Reichsregierung, die in der nächsten Zeit unser Wirtschaftsleben vor dem völligen Brr- fall bewahren soll, muß ein« feste Mehrheit im Reichstag haben, die nur durch di« Bildung der Großen Koalition zu erzielen ist. So kann neues Unheil abgewendet, können die Leiden gekürzt, besseren Zeiien dl« Wege geebnet werden. Ist erst daS ChaoS da, dann Hilst kein« Samm lung der Kräfte mehr, dann sind wir als selb ständiges Volk ausgelöscht und haben nur noch Anwartschaft darauf, ein von anderen abhängiges, kümmerliches Dasein M fristen. Mir können unserm Selbstvertrauen keine bessere Stärkung gewähren und auch das Ver trauen deS Auslandes tn unsere Schossenskraft (das die wesentlichste Vorbedingung einer andern Gestaltung unserer außenpolitischen Beziehungen und damit unserer Stellung in Europa überhaupt ist) nicht leichter wiedergewinnen, als wenn wir an die Spitze unseres Volkes eine Regie rung stellen, in der all« produktiven Kräfte des Landes vertreten sind. Das ist nicht ein, sondern daS einzige Mittel Mr schnel len Lösung der Krjse. I« früher wir es an wenden, desto schneller beenden wir die LeidenS- zeit unserer rheinisch-westfälischen Brüder, desto früher befreien wir uns von dem wirtschaftlichen Druck, brr auf unserm ganzen Volke lastet, und dem es sonst aus di« Dauer erliegen motz.' Man sollte meinen, dies ist so klar, daß rS jeder einsehen kann. And et ist besonder- wertvoll, daß diese Einsicht von einem sozialdemokrati schen Führer geäußert wirb. Nun, auf zur Tat! Vie Verlesung de« Kohlensqndikatr Hamburg, 17. Januar. Di« Verlegung deS Kohlensynöikats ist n chi etwa lediglich als Demonstrot.on zu bewerten. Rian muß sich vergegenwärtigen, daß Las Syndikat das VersügungSrecht über dir aesamte Produktion des RuhrbergbaueS hat. Alle Zechen sind gesetzlich un verträglich verpflichtet, Kohlen zu liefern, mok'n bas Synd Kat «S bestimmt. Di« Verkauft««^ »»ngea Les Syndikats haben in ihren Büchern und Nach weisungen -«» klarsten Aederdlick über den Kohlen bedarf fast der ganzen deutschen Industrie. Dieser ganz« sachl che Apparat mußt« verlchwinden and mit den Geschäft-papieren auch der Vorstand und die Angestellten. Wäre dieser ganze wohlaufgezogene so schr ersehnt hatten, unverzüglich dem Hauptmann Braster zu übergeben, der darin sein« Eolbaten eln- zuquartieren hatte. And die Jngenieurkommisston war gezwungen, die 2agd nach dem berühmten Kohlenoerteilungsplan einzuleiten, «ine Jagd, die bereits geradezu komische Färbung anzunehmen be ginnt. Denn es sind bisher mindestens hundert Leute nach den verschwundenen Plänen gefragt worden. Selbst -le Portiers deS Kohlensyndikats wurden darüber befragt . . . Und es werden sicher- Uch noch sehr viel« Leute darüber ausgefragt werden müssen, während bie ersehnten A chlv« in den Räu men des neoerstandenen Kohlensyndikats in Ham burg schlummer».. .. Vierzig Kinder. Der Kampf um die Ruhrkohle geht welker. Die Jngenieurkommission versucht, die Produktion zu heben. Sie will mit den Arbeitern Aeberschtchien vereinbaren und hat bereits mit der Arbeiterschaft Fühlung genommen. Versprach den Arbeitern LedenSmIttelzuschasse und Lbertariflich« Bezahlung der Ueberstunden — der Vorschlag wurde aber von den Vertretern der Arbeiterschaft glatt obgelehnt. Auch dle Verhandlungen mit den industriellen Füh rern versagten. Die Jngenieurkommission hat die Aufgabe, die Produktion det RuhrgebieteS zu über wachen und für eine Hebung der Produktion Sorge zu tragen. Die Verlegung des Kohlensyndikats hat aber diese Arbeit unmöglich gemacht, da die Kom mission nicht die geringste Aederstcht über das ihr anvertraute Arbeitsgebiet haben kann. 2n Paris wird damit gedroht, daß man ein neue« Kohlen- syndikat errichten wird, währenö dle Mitglieder der öngenteurkommisflon dir Schächte unmittelbar kon trollieren sollen. Wie töricht! Es handelt sich um 256 Schochtanlagen, die von vierzig Ingenieuren kontrolliert werden sollen. In Doopelschlcht wären dazu mindestens 500 Ingenieur« erforderlich. Drei- hunderttausend Tonnen Kohlen werden in West falen täglich gefördert, «ine Meng«, deren Vertei lung nur durch erfahrene und sachkundig« Leiter vor sich gehen kann. Sollte hier ein Zwang ang«. wendet werden, so würde daS entstehende Chaos -en Franzosen sehr bald über den Kopf wachsen. An wollte man wirklich einen Ersah für dos deutsche Koblensynd'.kat schaffen, s» würden mindestens zwei bis drei Monate vergehen, biß man dafür di« erfor derlichen Erfabrunaen gesammekt hat. In dem kom- plisterkesten Wirtschaftsgebiet der Welt, inmitten «tu«s vnübersehdaren Wirrwarrs vo» Schächte^ Apparat des Syndikats mit seinen 000 Angestellten und den Geschäft-papieren in die Hand der Fran zosen gefallen, so hätte eine Kommiss on von wen gen Personen genügt, um ihn zu Aufträgen an alle Zechen zu benutzen, Z« deren Ausführung bi» Zrjch« und das Syndikat v«rpflicht«t sind. Deutscher Reichstag Kundgebung gegen Leu Frie-easdruch Drahi»,richt »»Irre, BerNne, »chrtitlettung Berlin, 17. Januar. Der Beginn der Mitwochs sitzung deS Reichstages brachte eine erneut« stark« und eindrucksvolle Kund gebung des Parlamente- gegen di« französische Ge walttat um- Gewaltherrschaft an der Rühr. Präsi dent Loeb« »erlös ein Telegramm, das vom Salz burger Landtag eingegangen ist und salzenden Wortlaut hat: .Den Salzburger Landtag erfüllt dle neuerlich« wider alles Recht gehende Vergewaltigung Deuiich- lands durch dt« unter nichtigen und heuchlerischen Vorwänden veranlaßt« französisch« ÄesetzuM des RuhrgebieteS mit tiefer Trauer und aufrichtiger brüderlicher Teilnahme und banger Sorg« uin vle Zukunft. Möge diese Not daS deutsche Volk ein mütig zusammenführen zur Aeberwindung dieser schweren Zeit und demselben -en Weg zur Frei heit weisen.' An die Verlesung dieses Telegramms, die mit lebhaftem Beifall ausgenommen wurde, knüpfte der Präsident solgende Worte, dt« nicht minder starken Eindruck auf das Haus und die Zuhörer schaft machten: .Nach den neueren Nachrichten ist kein Zweifel mehr, daß die militärische Besetzung des Ruhr gebietes das erste Menschenleben gefor dert Hot. Der Grund an dem Mord des Sohne- des Bochumer Lokomotivführers war da- Singen von Liedern, daS die Eroberer als «egen sich ge richtet betrachtet hoben. Diese Tatsache hat genügt, um die fremden Soldaten zu veranlassen, «n die Menschenmenge hineinzuschleße» und Blut zu ver gießen. Dieses Blut komme auf daS Haupt der Männer in Paris, die den militärischen Einmarsch gegen das unbewaffnete Volk d«S RuhrbeckenS be fohlen haben. Ich wie-erhole blutenden Herzens meine Mahnung zur Besonnenheit an die Landsleute im Ruhrgebiet, aber auch die War nung an die Gewalthaber, die auS diesen Vorgängen sehen müßten, daß, wenn sie hier nicht Halt gebieten, sie einem furchtbaren Ende entgegen treiben. Sie müssen endlich einsehen, daß die täglich erweiterte Besetzung di« Reparation nickt fördert, aber Hotz nnd Erbitterung ins Riesengroße treib'.' Die lebhaften Bekundungen der Entrüstung, die die Erklärungen wiederholt unterbrochen hallen, zeigten deutlich die erregte Stimmung, di« auch über dem deutschen Parlamente liegt, und sie waren die einmütige Bekundung der Gefühle aller Parteien. Vor der Erledigung der kleinen Anfragen, die durchweg von geringerer Bedeutung waren, von denen aber -er Hinweis auf di« Ausweisung eines Düsseldorfer Arbeiters durch die BesahungSoehörde um einer harmlosen Aeoßerung willen völlig in das Bild der französischen BedrückungSpolillk paßt, wird ein von allen Parteien mit Ausnahme der beiden radikalen Flügelgrvopen etnaebrachter Initiativantrag verlesen, den der Präsident noch nachträglich auf die Tagesordnung setzte und der «in Ermäch tigungsgesetz für die Regierung zu besondere» ^Naßnobmen verlangt. Dieser Antrag besagt: .Di« Regierung wird ermächtigt, mit Zustimmung deS Reichsrates diejenigen gesetzlichen Maßnahmen anzvordnen, die sich Mr Abwendung des auS der wlrifchaftlichen und sozialen Not für die Allgemein heit drohenden Gefahren für notwendig erweisen. Dl, Verordnungen sind dem Reichstag unverzüglich Mr Kenntnis zu bringen und auf seiu Verlangen außer Kraft zu setzen.' (Die Sitzung dauert forO Die Deutschvölkische Frethekts- vartei, die antisemitischen deutschen Faschisten, haben nun auch in Leipzig eine Ortsgruppe gegründet und eine Geschäftsstelle eingerichtet. Minen, Gruben, Werken, Bahnen, elektrischen und Wasseranlagen, Hochöfen und Walzwerken, in die sem industriellen Labyrinth, In dem sechshundert tausend Arbeiter und zehntausend Ingenieure tätig sind, müssen stch die vierzig Mitglieder der 2n- genieurkommisflon wie vierz'g Kinder vorkommen, di« sich im Arwald verirrt haben. Niemand gibt ihnen eine Auskunft, kein Mensch zeigt ihnen einen Weg, st« stehen allein inmitten einer kompliziert:» Maschinerie, deren Räder so genau ineinander greifen, daß nur allergenauest« Kenntnis sie zu r»- gieren vermag vnd der kleinste Eingriff eines An- wissenden das Ganze ruinieren kann. Amerikanisch« SelbmMel für deutsch« Sloken- te«. In New Bork ist, wie unt ein eigener Draht bericht meldet, unter FLHrung der Bankhäuser Lazar«, Sieyer, Ellison, Loebt L Eo. eine Gesell schaft gegründet worden, dtetnallengrößerea Städte» der Vereinigten Siaate» Tochter« gesellschaften gebildet hat oder bilden wird, um in großem Maße Geldmittel für lausende Unter stützungen an bedürftige Studenten in ganz Deutsch, land ohne Unterschied der Konfession flüssig zu machen. Die erwachenden Madjaren und die Operette. AuS Budapest wird uns gedrahtet: Im Haupt städtischen Operettentheater haben gestern wühreno der Vorstellung zwei junge Leute auS dem Balkon einig« Revolverscpüss« abgegeben. Von einem Seiten eingang versuchten daraufhin 40 lange Leute tn -a- Theater «inzudringen. D« Eindringlinge warten jedoch von den über den vorbereiteten Angriff unter richteten Bühnenarbeitern empfangen und mit bluti gen Köpfen heimqeichickt. Im Theater selbst ent stand aus di« Schüsse hin große Aufregung. D^m Sekretär des Theaters und der gerade auf der Bühn« spielenden Soubrette gelang «S, das Pubit- kam alsbald zu beruhigen, so daß di« Vorstellung ohne weltere Zw schenfäll« zu End« geführt werde» konnte. Einer der junge» Leut«, Hörer der volks wirtschaftlichen Fakultät an der Budapester Univer sität, ward« verhaftet, der zweit« entkam. Di« Demonstration richtete stch gegen den Direktor d«S Operettentheaters Blumenthal, der auch vor kurzem da« Lostspielihrater »»gekauft hat Gegen Blumen thal macht sich schon seit keinem Erscheinen die Oppo sition des erwachende» Madjarentams geUeak
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