Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192301122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230112
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230112
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-01
- Tag 1923-01-12
-
Monat
1923-01
-
Jahr
1923
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
l^etprlger «»6 rvM»L, «Mt LF. ^«LMrr 8ett« « Rr. 10 Vie Erhöhung der Ztrahenbahn- tarife abgelehnt Dir Rat halt« die Erhöhung der Straßenbahn- fahrpreis« aus 80 Mark sür di« einfache und 00 Mark für di« Amsteigesahrt beantragt. Wider alles Er warten wurde diese Erhöhung mit SO gegen 3S Stim men abg « l «hnt, wobei die Stimm« des Vorstehers Heinze (von der wirtschaftlichen Fraktion) den Ans chlag gab. Wirtschaftliche Fraktion und Kommunisten tlmmien geschlossen gegen die Erhöhung, weil ste die »ithrrige Preispolitik für falsch halten and an ihrer Stelle einer .Frequenzpolitik' bat Wort reden, d. h., st« glauben durch niedrigere Fahrpreise «in« derartig hohe Beförderungsziffer erreichen zu können, um di« Mehrausgaben zu decken. Die neuen Lohnerhö- Hungen, die rund 40 Millionen Mark ausmachen, wurden dagegen einstimmig bewilligt. Eia« Deckung ist hierfür also zunächst nicht vorhanden. — Eine lange Debatte über Mißstände im PfleghauS 1 am Läubchenweg bildete den Schluß der Sitzung. Ein Meister-Ausbrecher. 2n BlieS-Castet saß ein Einbrecher im Gefängnis, der die Be wunderung seiner Zunftgenossen verdient. ES handelt sich um den Schrchmacher Friedrich Helfer, -er gelähmt war und darum sich zweier Krücken beim Ge^en bedienen mußte. Bor kurzem brach er zum zweiten Male aus dem Gefängnis auS, obwohl man ihm seine hölzernen Beine weggenommen hatte, und holte sich nach seinem Ausbruch im Bureau deS BlieS-Caifteier Amtsgerichts seine beiden Krücken. Danach faßte man rhn in Zweibrücken ad, wo er durch einen Einbruch Schuhe gestohlen hatte. Ein gefährlicher Diebstahl. Die Polizei der Stadt Minden hatte, wie uns gemeldet wird, angeordnet, daß sämtliche Gänse eines Landwirts G. abzufchlachten oder einzufperren sii.d, da eine der Gänse von einem tollwütigen Hunde gebissen wurde. Es wurden darauf alle Gänse eingesperrt, die tollwütige in «inen Käfig besonders. Nach zwei Tagen war die tollwütige GanS gestohlen. Nach Ansicht eineü ArzieS muß sich baS Gijt unbedingt auf den Menschen übertragen, der von diesem Gänsefleisch ißt. Dann wird die Polizei den D.ed sicher fassen. Vergnügungen Otto Neuler in den Drei Linden. Lange Jahr« ist Otto Ncutcr nickt in Leipzig gewesen. Jetzt in eS der Dirck.>on der Drei Linden gelungen, yn aus einen Mona, nach hier zu ziehen. Har mancke Jahre hoben wir ihn nicht gesehen, aocr sürw hr, nur der Kauender scheint skin Vllter vorwäits zu schreiben, ijc seiber ist der aire geblieben: unverwüstlich in fernem Humor, ».r köstlich ist. wett er echt ist. Uno ni: wohl verletzt Otto Reutter eine gewisse vernehme Linie, de aber doch so gezogen ist. dab ieoer schmunzelnd fernen Witz ar snimmi. So wird man nie müde, ihm zuzuhoren und man dankt ihm, hem Standard-Humoristen, mit rauschendem Bei fall. — Sieben ihm ist das gesamte Januar-Programm aus der Höhe. Die Freunde der Akrobatik und «Lquili» bristik kommen vml aus ihre »kosten, sei es durch die gvivandien und lustigen Hon eck und Palmers, die tüch'.igen Wandlers an einem eigens konstrr ierren Darren, den originellen Balanceakt von »k t n g and King. Fersen und Arnold führen als Baga- dunden tolle Tricks au! Fahrrädern auS, und die beiden ÄlankS leisten al- Siollschuhläuser vorzügliches. Daubners Marionetten gefallen jedermann. Der Tang ist durch das Doppelbauer« Fred und Petra Boas-Barett und Wart» auf» beste vertrcttn, und der Kunstgcsang findet durch «ammersängrr Ma» «btzardi setn« Pflege. Maskenball fm Park MeuSdors. Am Sonnabend, den 18. Januar, sinder Mask.nball im grössten Fcftsaale Deutschlands statt. Arno Trommer hat alle« getan, um da» Fest so glänzend als möglich zu gestalten. Sämtliche Räume d«S itlavlissemenis sind prächtig dekoriert, si DkusikkapeUcn spielen ununterbrochen die neuesten Tanz» LlW-Mill' sedütiell dw kuodörLtliod ewpfottlevea kLll!lLvm-?L8i1Uell LrdLMlek In rillen ^poldelren und Drogerien. weisen. Resertztert« Tische und Rische« können nur bt» tz Udr abend» freigehalten werden. Domino» und Masten find am Saalemgange »u habe«. Für Fahr- «legrnhetr ist atz lAndstarton gesorgt. Kunstkalender VSc« vastarr: Freitag 8 Uhr st» chaufhauSfnal« Lreder- und Balladen-«b«nd. Alfred» Tl^y. Freitag fS8 Uhr im Reu«n Kattzanf« st lacht eradend. Verelnr und Vorkräge ». fächstscher Ido-Wellsprache-K,n>refi. Z.L. Januar in Lhemn,,. 8port »»6 Turner» von SO OO0 Mark auf 5 Millionen Aeuderuag d«S Gesetzes über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen Die LnkscbäLigurvg, die ein Automobllbosiher den Hinterbkvbensn einer durch einen Automobitunfall ums Leben gekommenen Person zu zahlen hat, ist durch ein am 23. Dezember 1922 erschienenes Neichs- gcseß von 50 000 auf 5 Millionen Mark erhöhk worden, der Rerttenbrttag hat eine Erhöhung von 3000 auf 250 000 Mark erfahren. Bei Tötung oder Verletzung mehrerer Personen durch dasfeldc Er eignis erhöht sich die EntsMäZirung von 150000 auf 12)4 Millionen Mark, -er Rrntenbetrog von 9000 arrf 1 Million Mark. Liegt nur eine Sachbeschädigung vor, so hostet der Automobil Halter bis zum Betrage von 1 Million (bisher 10 000) Hflork. Das Gesetz ist am 23. Dezember in Kraft getreten, die oben genannten Erhöhungen kommen nur in den Fällen zur AnwerckunL die nach diesem Termin ein getreten sink Norddeutsche Rodelmeisterschaft Di« Norddeutsch« Rod-lnreisterschaft wird am kommenden Sonntag — bei ungünstiger Schnr«lag« Hannover—Barsinghausen auf der 1500 Meter langen Bocksbergbahn in Hahnenklee t. Ober harz ,ur Entscheidung gebracht. Verteidiger ist 2oh. Rosen busch (Braunlage). Neuschnee in den Sergen Aus Oberwiesenthal wird Neuschnee sie- meidet, der bei einer Temperatur von —4 Grad vor zügliche Gelegenheit zur Ausübung deS Ski- und Schlittensports bietet. AuS Schierke wird ebenfalls von starkem Schneefall berichtet. Temperatur 0 Grad. Aus- oezelchncte Schneeoerhältnisse, besonders für Rodeln und Skifahren. Auch im Rlesengebirge sind die Sport gelegenheiten sehr gut. Bei klarem Frostwetter ist auf den Kämmen und in den höher gelegenen Orten, wie Schreiderhau und Brückenbrrg Neu schnee niedergegangen. Deutschland und die pariser Olympiade Anläßlich der Durchreise ungarischer Fußball mannschaften durch Paris suchte eine führend« ungarische Persönlichkeit (Dr. Fodor: Die Schrift leitung) den Französischen Fußballverband und daS Oii-mpische Komitee auf, um an beiden O.ten über alle ak'uellen Sportangelegenheiten die notwendigen Informationen zo erhalten. M. Reich elt, der Generalsekretär deS Olympischen Komitees, sprach sich vollkommen frei über die im nächsten Jahr« in Paris zur Durchführung gelangenden Olympischen Spiele wie folgt auS: Es ist ganz selbstverständlich, dast Ungarn und Oesterreich bei de« Pariser Olympischen Spielen unsere Gäste sei« werden. Rur Deutschlands Ein» ladungistnochnichtentschiede«, doch nur aus Gründen, denen wir voll kommen lernstehen. denn unserer Mei nung zufolge hat Deutschland im Linne der Olympischen Spiele da» Siecht, bei diesen t« Paris zu er scheine«.- kur clie keruauÜaOe Abberufung vr. Mayers aus Paris Berlin, 10. Januar. Der Botschafter D». Mayer ist tele phonisch angewiesen worden, die Geschäfte an den Botschaftsrat abzngeben und Paris z« verlassen. Entsprechend« Weisung hat der deutsche Gesandte in Brüssel, Dr. LandSberg, erhalten. Die Reichsregierung hat die deutsche« Vertreter im Auslande angewiesen, bei den fremden Regierungen unter eingehen der Darlegung der Lach« und Rechtslage gegen die Vertrags- und völkerrechts widrige Gewaltpolitik Frankreichs und Belgiens Verwahrung einznlegen. Keine Leistungen mehr! Der Reichskanzler Über die deutschen Gegenmaßnahmen. Drabttzertchr unscrer verltner Lwriftkrttung Berlin, 10. Januar 2m Auswärtigen Ausschuß beS Reichstages sprach heute nachmittag -er Reichskanzler über die durch das Vorgehen Frankreichs geschaffene Lage und die Konsequenzen, di« -Ke deutsche Regierung vor läufig ziehen werde. Hdach einem Rückblick über die Bestrebungen der Reichtregierung, durch weit gehende, der deutschen Leistungsfähigkeit angepaßte Vorschläge eine Lösung des ReparationSproblemS zustande zu bringen, legte -er Kanzler eingehend di« Rechtslage dar: Dr. Enno kam dabei zu dem Ergebnis, -atz Frankreich und Belgien den Ver trag von Versailles osfenkun- dig gebrochen hätten. DaS müsse «m so ernsthaftere Folgen haben, al- die fran zösische Aktion Deutschland gerade das Gebiet auS den Händen nehme, auS dem heraus die Reparationsleistungen bisher gemacht wurden. Der Kanzler gab dann bekannt, datz die Reparations leistungen nnn den Vertragsbrüchigen Ländern gegenüber eingestellt wür den. Eine aktive Gegenwehr sei dem deutsche« Volke nicht möglich, aber es werde sich auch nicht mühelos dem Rechts- brnch deuge». Der deutsche Botschafter in Paris sei angewiesen worden. Pari» z» verlassen; nur da» Wirtfchaft»pcrsonal werde in Paris -reiben. Die Beamten im besetzten Gebiet sollen mit Rücksicht ans die Bevölkerung und auf die Fortführung der Verwaltnngsgeschäfte aus ihrem Posten belassen werden. Wa» Weiler z« geschehen habe, hänge von dem ab, wa» von der an deren Seite «och erfolgen werde. Der Reichskanzler kündigt« dann Maßnah men an, Li« gegen dt« -rohen-« Leu«» rung getroffen würben, und schloß mit «nein Appell an -aS -rutsch« Volk, zusammenzostehen und durchzuhatten. Dieser Ge-anke soll zum äußersten Ausdruck gebracht werben durch einen vom Reichs kanzler gegengezelchneten Aufruf deS Reichspräsi denten, der dazu mahnt, -en nächsten Sonntag zu einem Tag der Einkehr, -er ernsten Würdigung -er Not beS Vaterlandes zu gestalten. Die Regierung werde nicht ruhen, diS sie einen Weg gefunden habe. -,rch Fisthalt«n an -er dtSheayen Aktivität -t« Lage zu entwirren. Vi, Erklärung wurde mit «t»»Lktgrm großem Beifall ausgenommen. Vorzeitige Einberufung der Reichstages Berlin, 1». Januar. Der Reichstag, der ursprünglich erst am nächsten Dienstag zasammealreten sollte, ist bereil» flr Sonnabend einberutea vor-eu Dies' früh r» Einberufung hängt mit der Frage der Ruhrdesetzurrg zusammen. Man erwartet, daß die Neuerung am Sonnabend ein« Erklärung vor dem Parlament ab geben wird. Ferner bat der Reichskanzler die Minsttc präst- deuten der Läuber zu einer Konferenz nach Berlin auf Freüag uachmiitag ^.Ahr elngela-en. Auch Litauen marschiert Einfall ins Memelland Berlin, 10. 2au»ar DaS Wolfs-Durea« verbreitet nachstehend« Kund gebung: Nach einer amtlichen Meldung auS Memel sollen zwei litauische Kompanien and etwa SO Zivilpersonen die memelläadisch« Grenze bei Paticken überschritten haben. Die deutsche Oeffentlichkelt wird über diesen Friedensbruch aufs äußerst« beunruhigt sein. Wieder einmal schickt sich eine fremd« Macht an, kern deutsches Land gegen den ausgesprochenen Willen seiner Bevölkerung za besehen. 2m Vertrag von Versailles hat Deutschland aaf daS Memelgebiet verzichten müssen. Deutschland Kan« den behängten Brüdern jenseits des MemelstromeS daher nicht mit der Tat za Hilfe kommen, aber daS ganze deutsche Volk wird durch diese neue Vergewaltigung deutscher Bevölkerung auf daS Schmerzlichste be rührt. ES erwartet, daß die alliierten Mächte, die gegenwärtig Herren des Gebietes find, ihren Ver- psttchlangen Nachkommen nnb daS Memelgebiet und di« Rechte der Bevölkerung nachdrücklich schützen werden. Verdoppelung der Personen fahrpreise am 1. Februar Berlin, 10. 2anuar. DeS stäadige Ausschuß des Reichseisenbahnrates billigte heule einhellig die Politik der Reichsbahn, die zum Ausgleich zwischen Ausgaben und Einnahmen die schnelle Anpassung der Tarife an die fortschreitende Geldentwertung fordert, wobei die wirtschaftlichen 2nler«sse«, soweit «den mognch, durch Spezia».,ierung bts Tarifs berücksichtigt und geschont werden sollen. , Ha»b in Hand hiermit solle« Eisparuiss« auf der Ar Habenseite gehen dur«*» Vcrringc. - der persön lichen and sachllcken Anspabcn, sowie die Hebung der A> KeitSlatensität. Der Ausschuß erkannte einstimmig di« Nowtendigkeck an, den Perfourr verkehr ent sprechend seinen Selbstkosten in Zukunft stärker her- an,.«ziehe«. Mit alle« gegen zwei Et'mmen wurde die Notwendigkeit einer Erhöhung der Per- fvneatarif« zmn 1. Februar 1V2S umiovPro- zeut anerdaiml. Lehrer Rrzt vrzsrhsschulrat Drahttzertcki unserer Dresoaer rchrtstleikun» Dresden, 10. 2anuar. Der bekannte sozialdemokratische Abq. Lehrer Arzt ist an Stelle des früheren SchulrakcS Dr. Friehsche, der dreimal versucht haben soll, durch ein Disziplinarverfahren den Abg. Arzt aus -em Lehrerstonde herauszubrlngen, zum Bezirksschulrat für Dresden I ernannt worben. Musikalische Rück- und Ausblicke Von Pros. 0r tänrmnnn /kvnrl H. Auch -le heutige Musik trägt deutlich di« Spuren -(eses Testes an sich, trotz oder -esser gerade wegen der unerhörten Erweiterung ihrer äußeren Machtstellung. Auch sie dient nicht dem Leben, son- -ern dem technischen Äiekorü und wähnt dabei, mit einer mcHLchst starken üvßeren Gebärd« das Sveüsche M ersetzen. DaS geht von -en berühmten „Masten- Wirkungen"' über die raffinierte Komposition»- und Orchestrations-Techmk htneoeg diS zur Maschioen- owstk der Grammophon« und PicmotaL, bei -er daS Persönlich-Lebendige giückllch ganz verdrängt ist. Wer -en Rekord Hütt, hat auch Las Publikum, Venn -äeses ist von seiner sonstigen Tätigkeit her daran gewöhnt, auch in der Musik nicht nach Lebens werten, sondern nach .Leistungen" auSzuschaucn. Nur solche vermögen es tatsächlich nach -es Tages Arbeit noch an die Kunst zu fesseln, wofern «S diese nicht überhaupt bloß als Unterhaltung und vor atiem als Beruhigung aikffaht. Was in früheren Zetten (wo der tüchtige Mensch -4e Arbeit macht«, nicht bie Nichtig« Arbeit den Menschen) Arbeit u,n- Kunst verband, -i« bindende Kraft, ist nunmehr verschwun den; kein Wunder, -aß -er moderne Mensch -en Ausgleich zwischen beiden nicht mehr zu finden ver mag. Der Riß zwischen Musik und Volk, d«r seit drei Jahrhunderten immer stärker wurde, ist heut« bereits «tue schmerzende Wunde geworden, -t« wir mSt steigendem Unbehagen fühlen. 2n neuerer Zeit mehren sich denn auch die Ver- ivch«, dem Uebel zu steuern. And namentlich seit d«r Revolution von 1S18 herrscht auch in der Musik «t-. beängstigender Reformeifer. Zahl reiche dieser Besserungsvorschlag« beweisen frei lich nur, wie fest sich daS Uebel schon bei «nS «ingefresten hat. denn sie sind, bei Lichte betrachtet, Kinder desselben Geistes, den ste bekämpfen wollen. Die «In« Richtung erblickt -ot HoN i» Zurückgreif«v auf -« Organisation der alteren Musik und möchte Schulchöre, Turm bläser, ja die ganze Liturgie früherer Jahrhunderte wieder einführen. DaS ist eine echt moderne, rein mechanische Art, die niemals zum Ziele führen kann, denn alle jene Einrichtungen sind Erzeugnisse eines ganz anderen Verhältnisses zur Musik, als es heut« besteht, und es ist völlig versehii, sie dem vollständig anders gearteten modernen Musikleben künstlich aufpfropsen zu wollen. Man täusche sich überhaupt nicht über den Wert musikalischer Studien für die Reform unserer heutigen Muftkverhältnlsse. Sie sind gewiß ausgezeichnet daz« geeignet, unser« Ge sichtskreis nach allen Seiten zu erweitern und unS vor allem die Wurzel deS AebelS erkennen zu lassen. Aber die Heilung selbst kann nur auS der Gegen wart erfolgen, nicht auS der Vergangenheit. Line andere Richtung sucht durch die entsprechende Umgestaltung der Schule eine bester« Zukunft herdeizusühren: er scheint doch die Schulreform vielen als der letzte Rek- iungSarcker in aller Wirrsal. Vieles ist apch schon für die Musik dadurch erreicht worden; trotzdem ent puppt sich der moderne Musikunterricht, auch der fortgeschrittenste, alt rein organisches G!i«d unseres gesamten Musiklebens und ver mag somit logischer Weise dessen Grund lagen nicht zo ändern. Rur ein Münchhausen ist imstande, sich am eigen«« Zopfe auS Sumpfe zu ziehen. Soviel Musikleyrer, soviel technische Methoden: überall Zerrissenheit und Ver äußerlichung. 2n allen Zweigen deS Musikunter richts diS zur Analyse der Tonwerke h«rab spielt die Technik und die dadurch erstrebt« «Leistung* di« erste Rolle. Ls Ist gewiß schön und gut, daß neuer- dingt im Schulgesang wieder dem Volkslied «ine erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt wird. Ader b«i aller Förderung, die wir durch düse alten Schätz« er- fahren, stehen wir doch zu ihnen ganz ändert als die Zeck, bi« ste geschafsen hat. Für »nt sind sie Sach« d«S Wissens und Lernens. Für sen« waren pr Er zeugnisse unmittelbaren schöpferischen Erlebens, und et ist kein Wunder, wenn sich im Zeitalter deS Ma- terlalismuS daS Volkslied ganz aut dem Volktleb«« zurückgezogen hat. Aut sich selbst wir- sich somit unser Musikleben nicht umgestalten lassen. LS istz so »ü «S ist, nur ein« bysoader« AüS-rvcktform -et allgemein«« Zeit- geifieL und wir- sich nur mit den gesamten Grund lagen unseres LcvenS ändern. Von einer solchen Aenderung und Umwertung aller Werte ist ja nun heuizutaac mehr die Rede alt uns lieb ist, und die melstrn derartigen Vorschläge geben sich von vorn herein zudem als feste .Programme' und laufen somit wieder auf ein« Mechanisierung alten Schlags yinaut, wenn sie nicht gar auf der öden Partei mühle heraestellt sind. Wat uns jedoch vor allem not lut, sind keine neuen Programme und Methoden, sondern «in neues Leb««, daS an. die Stell« der Lebentroutln« tritt, und das läßt sich durch keine noch so gesinnungLtüchttge Re- form h«rveiäwing«n. Et wird lange Zett brauchen, bis unser Volk aut seiner Zerrissenheit heraas wioder den Weg findet zu einer wlvnLchen Lebens gemeinschaft, die dem Ganzen dient, und dis «t besten inne wir-, daß es sich lang« mit der kkktzen SebenLechnik statt det wirklichen Ledens hat oe- gnü^kn «rüsten. Solange aber Technik und Rou tine noch so hoch im Preise stehen wie heule, m»d ihre Vertreter in -en Augen vlcker ans der Mensch heit Höhen wandeln, so lange werden wie za keinen neuen Grundlagen -es Lebens and barmt aoch der Mastd gelangen. Aver aach die Bäum« -«, 2ndastrialiSmat wachse« nicht in -en Himmel. 2e brutaler er bat Zepter schwingt, desto sicherer beschwört er den Rückschlag gegen sich selver heranf. And daß sich hier bereits neue Kräfte rezen, sehen wir aach schon aut der Musik. Schon Anton Bruckner war ei» srckher Protest det natürlichen LebenSgefilhtS gegen eknen übergroßen 2nfellehvuoliSrnnt>. FreRch wurde aus seiner Kunst altbalb ein Programm gemacht und so konnten wir es «rüden, -aß am einiger ver- nxmdter technckeher Züge »Uten eine gdnzllch invcknerisch« Nalwr rote D Mohler ihr o-S Erb« cuchge-rung«« ward«. AehntSch q-tg et »St -er rhythmischen Gymnastik: st« ««vr bereits von -em sckScwen Dvicroze setbst zu «iE technischen .Methode' «rtgebaut, mit -er sich dal- zlänzende Resultate', h. eben müder einmal -Schst- MGkmgen. erzielen Leßm». Sv wird et noch manchem an »nd für sich i«vent- keSfttgen Keim gehe«, der sich za srSH «et Lickt miWb Di» HlstWk stöbst wir- -ethailb jodacb nicht untergeben. Et tst tzhon viel, -aß -le Zahl derer, i - - V . . '.i. - - > .... die -en Sitz det AebelS erkennen, stetig wächst; mehr als vordem bricht sich die Erkenntnis Bah«, daß - ieMusik mch! Sache deS Wissens, auch nicht beS Könnens, wie so manch« Musiker meinen, son dern deSLebentist. Geht doch allmählich auch die Musikwissenschaft, soweit sie nicht nach alter Weise auf eine bestimmte technische Methode versessen ist, über die hörbar««, Töne auf die seelischen VorxÜnoe zurück, denen st« Ihre Entstehung verdanken. Schon spielt um di« Gefast det technisch un- indostrlali- msch gerichteten Musiklehrers, seihst wenn or da durch zur Berühmtheit gelangt ist, ein leiser Schim mer unfreiwilliger Komik, und di« öugrnd übeniäßt ihn seinesgleichen oder Ausländern. Auch zu singen beginnt «s da un- dort wieder im Volke, auch ohne Anregung durch di« Schale. Dieser Ge sang ist nicht immer schön and die Gemeinschaft, de, er divnt, nicht immer lobenswert. Aber daß di« Mustk solche Gemeinschaft wle-er zu bilden ver mag, ist «'m gutes Zeichen. Vielleicht kommt uns hier sogar noch einmal die Not von innen und der Druck von außen za Hilfe, and läßt unt erkennen, daß Persönlichkeit niemals bat Geschenk des gänz- Uch unpersönlichen Parteigeistet »st, sondern der ewig neuen und lebendigen Menschen natur. Hoben wir aber erst wieber diese persönliche Grnnd'cge für olle Ausstrahlungen unserer Lebens erreicht, so wer den wir aach dellen inne werben daß die Musik nicht ein bloßes Fock un- eine SpezioliE', son- -een ein« Lsvensmachi ist, die allen. Beethovensch gesprochen, Feuer aus der Seel« schlagen, und sie dadarch zu einem Lebensganzen verbinden will. Ls ist recht und gut, zu den Erzeugnissen der moderne.i Musik Stellung zu nehmen, aber man darf nie vergeßen, -aß man damit del Oberflächenersckei- nongen stehen bleibt. Sie kann nicht anders setn obS die Grundlagen, aut -«nen ste erwachsen ist, vnd ddesr Grundlagen bestehen tn -er völlSgen Absonde rung -er hohen Kunst vom musikalischen Volks leben. 2hrr sattsam bekannte Ligenock mag unS zu sagen oder nicht, ändern wird ste sich erst, wenn ihr »en« Grundlagen entzogen sind, und das Volk wieder lebendigen Änschivh an dl« Tonkunst findet, nicht tti Form «tner Vermehrung an- Popularisierung der technischen oder wissenschaftlichen Methoden, a»ck nicht einer Steigerung det modernen Massen- musikbetrlebt, sondern aut neu erwachendem inneren Bedürfnis heraus. Hier liegt dos Hauptproblem unseres heustgea Musiklebens.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)