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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192301122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230112
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230112
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-01
- Tag 1923-01-12
-
Monat
1923-01
-
Jahr
1923
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Lett« K «r. 10 -as Gewiss«» -er Welt »vd -er dtter- »atumale» werktätige» Bevölkerns^ dl«s«u» Rvchisdeuch »nd Ker GewaUa»w««d«g Eiuhalz M gekieie» nak «f die Erhalta»g des Friod«as hi» z«w rde«. Vas dwttsche Volk motz t» setwer Kefe« Rot zolammeuflehe«. Es wird die« »« so leichter tu» könne», ß, stärker der Will« »a» d« Rrichs- reglerung delmadet »ad -«tätigt wird, dl, Me- podltk z» festigen und aaszudau«« »»L alle TM« des Volke» »ach ihrer wirtschaftlichen Leisimegs- fähigkeU zu de» Lasten de» Fr.edensvertrages und -es Meder an fda» es der deutsche» VolkSwtrtfchaft heranzaziehea. Dl« sächstsche Regierung fühlt mit d«r Bevötae- nmg der besetzten Vedlete die schwere Rot und Bedrängnis, in der st« steht, und fordert die sächsisch« Bevölkerung auf, kühles Blut »nd Ruh« zu bewahren, sich auch nicht durch das Vorgehen einzelner irregeleiteter oder an^ehetzler Gruppe» za Unbesonnenheiten hinreißen zu lallen, sondern alle Kraft elnzusetzen, um neuen KrI«gStr«iberele» and einem neuen Kriegsbrände enir"men^uwirken. Zum Schluß seiner Ausführungen gab Minister Lipinski -en Beschluß Ser Regierung bekannt, zu veranlassen, daß all« öffentlichen Gebäude am Sonntag -er öffentlich«« Trauerkundgebungen mit der Reichs- and Land«Sfla-^e halbmast aeflamt wer de». Di« Regierung habe es adqelehnk, -le Lust barkeiten am Sonntag zu verbieten, einmal wegen d«r Kürze der Zelt und wegen des wirticha,...che» Schodens. Sir erwart« aber von der Bevölkerung, daß st« d«r ernsten Lage entsprechend sich »erhalte Auch HI«r lärmten die Kommunisten und machten Zwischenruf« wi«: „Nationale Einheitsfront 1814t Mqtiomüistischer Rmnmell «sw. Kommunistisch« Storungsversuche Das HaaS geri«! tn große Unruhe, und lärmende Schluhruf« ertönten, als dann der Kommunist Bött cher lange kommunistisch, Tiraden begann. Der Lärm stieg bis zur Unerträglichkeit. Ununterbrochen btopfte der Hammor des Präsident«,, aber der Abg. Böttcher sprach weiter. Als er «ndlich schwieg, versucht« der Präsident das Haas zur Ruhe zu bringen. Indem er bat, man solle den Eindruck ver meiden, als würden die Kommunisten hier verge waltigt. Das Land werd« sich schon Len richtigen Eindruck von dem Gebaren des Adgevrdnetn Bött cher machen. Der kommunistisch« Antrag, sofort in «ine Be sprechung über die Erklärungen «inzutreten, wurde mit allen gegen dt« kommunistisch«« Stimmen abge lehnt. ES meldete sich dann der Kommunist Sie wert zur Geschäftsordnung und denann ebenfalls, kommunistische Politik zu machen. Alle Versuch« des Präsidenten, ihn zur Geschäftsordnung zu zwin gen, scheiterten. 2m vollen Lärm des HairseS und dem Hämmern des Präsidenten gingen di« Ausfüh- winge» 6i«w«rt unter, ober er redet« weiter. Der Präsident vertagte deshalb -le Sitzung am ein« Viertelstuad«, was den ovg. Stewert nicht hindert«, l» sein«» Ausführungen fortzufahren. Zul«tzt geriet er tn eine persönliche Auseinandersetzung mit -em Minister Lipinski. — Das Niveau dieses Parlaments Ist wirklich nicht mehr zu senken! Schul» und NeUglonsfragen Nach einer Viertelstunde trat man tn di» Be handlung d«r etoentlichen Tagesordnung ein. Sie sah Schul- und Rellgionsfragen vor und umfaßt« 18 diesveHüalich« Punate. Auf eine volktparteUich« Anfrage t«tz dl« Regierunaerklären, daß sie Nichts gegen die Abhaltung von Weihnachtsfeiern in den Schulen hab«, wenn di«se Feiern airherhotb d«s Lehrplanes fielen und die Schüer zur Teilnahme nicht gezwungen würden. Abq. Dr. Seyfert (Dem.) begründet« sei», Anfrage: dt« Steateruna »rreti, dalviaft de» Landtag einen tzte1rr«navur, vorzulrarn, durch de« »a« iächgsch« vottSsltmUoesrn den arundiNtzliw-n chesNmmnngrn »er Neichsvertassun, entsprechen» »euarorvnei wirst* Seo 12. JE«» Dr. Seyferk führt« dqz» aus: 3n Sachsen herrschten tm Volktschntoxsen Viag« mühten gesetztich ««regelt werden, meqenblickttch »»« Reich nicht gescheh müsse es vom Lande aus erreicht werde«, . beantragt« der Redner, di« Regierung zu ersuchen, daß p« die tn «Inzelnen Gesetzen verstreuten, ober zusammengehörigen Bestimm»»««» über d«n Auf- »nd Ansdau ber Schulen, sowett nötig, ereönw. dann zusammenfafse »nd damtt des «esamse sächstsche Schulwesen M «ine» zweckmäßig gealiederüe» »nd dock eindeltlichen Organismus «usg-ftalte. Abg. Fräulein Dr. Hertw ig (Disch. Vpt.i er sucht« dt« Regierung, einen störwtgen Landetl-ckui- beirat, dessen Bildung von» KaKusministettam scheu im Zadre 1820 geplant war und der aus Vertret«»« aller Schulart«» besteben foä. sobald «ls möql'ch, jedenfalls noch vor Beginn das nächsten Schul- sa-meS, zu bestellen. Abg. Frau Bültmov» lDnatl.t fragt« di« Regierung, ob sie bereit s«t, bas Ergebnis der Ilm- frage, betreffend di« Erteilung des Religions unterrichts an den Volksschulen, »em Larrdtuae mit- Mteilen. oter welches dl« Hinb»rn>snränd« seien Aihz. Siegert fDnaK.s begründete einen An- trag seiner Partei über di« Maßregelungen vvn katholischen Schulkinder» wegen Fernhl»'bens vom Unterricht am botbvstschen Feier loge Allerheiligen. Er trog»«, ob das KultvS- mlnisieriwn bereit tei, diese Verordnung»« zurück- Mnebme» und die Maßregelungen der Schüler auf- zsh»ben. Ruck der Antrag der Deutschen Vo^spartei, de» Hickman» begründete, besaßt« sich ast den Maßregelungen von Schülern an staatlich nicht an erkannte» Feiertagen (Schluß folgt., Vie Zahnen halbmast! Dresden, 11. Ianaar. Dte Sächsisch« Staobszeitunq veröffentlicht fol gend« Kunbgeb»»« Ker sächsische» Re gierung: Um dem Gefühl brr Enttäuschung, Empörung und Traaer «ber Los neueste Vorgehen der französischen Regierung gegen das wehrlos« Deutschland Ausdruck zu geben, sind die sämtlichen staatlich«» Dlenst- gebäude, die staatlichen Schulen und dte im wesent lichen auS Staatsmitteln unterhaltene» Stiftung»- gebäud« am Sonntag, den 14. ». M , gemäß Ver- ovdnung des Gefamtminlfkriums aas hatdmast z» beflaggen. An b« fiir k»e Reichsvegirruwg für nächste» Sonntag ungeordnet«» Volkstraaer werden sich auch dt« evangelisch«» Landeskirchen Deutschlands mit einer TraaerkunLgebung im Gottesdienst und Trauergeläat zwischen 12 und 11thr beteilige». Di« Leitung d«s Deutsch«» Beamtea- bundes beschlossen, di« Mltglieder des Bun des zum «nergs ch«n Protest gege» kl« sranzöstlch« Gewalt- und Zwangspolitik »nd namentlich gegen den E »marsch -er Franzosen in daS Ruhrgebiet aus zurufen. Sie degrüht dt« Versicherung des Re jchS Kanzlers, daß Deutschland unter Druck und Drohung nicht handeln werde, »nd ist entschlossen, dte Reg e lung in ihrem Widerstand« gegen Vertragsbruch »nd Lrpresserpolitik mit aller Energie zu »»lerfuttzen. Max HSlz und stle Kommunisten »ruktdertcht »»§«««« »««»»»«« Gchr»fN«ttn«s vrwsk«» 11. Januar. Max Hölz hakt« tn «türm Brtef an das Komm»- «ksttsch« Organ Der Kämpfer gebeten, dt« Genossen möchten doch tm Landtag« für feto« Dederführnng a»s dem Zuchihoas t» Breslau in dos i» Waldheim ernretem. Die kommunistische Landings-Fraktion hat daraufhtu jetzt folgend« Anfrage an die säch- fisch« Regierung gerichtet: .«ar HLlz hat det per flchsikheu Uralernn« sttne Neber Mdrun» an« »er «kratanftall Veesla» »ach »er wtrojanstm, vawketm »eaatragl. M »ie «e-teruna aewtüt, de« Hlnlrag« v«n «ar HSl; ftattzuqedent drlw, »rUn»« »eraiUotzten »1, »eawiuna »tsder dt« VedertUhruna »KM »orzunedmen»' Dl« Kömmaniste» hätte» sich dw A»frage selbst beantworten können: 4Rax Hölz ist von einem vraußtschen Gericht abgeurtöttt und einer preu- lüschoa Sttafanstalt überwies«» Word«». Sein» Sehnsucht nach dar Heimat kann als» durch dl« säch sisch« Regierung nicht befriedigt werd«. Altersgrenze und Pension^- dienftzeit für veamte und Lehrer E.R5. Dresdeu, 11. Januar. Bei der Beratung des AltersgrenzengesetzeS für Richter war von der Demokratischen Pattei an geregt wordon, die Regierung zu ersuchen, «in Allersgrenzengc srtz für sämtliche Beam'en ein- zubrinpen und darin Bestimmungen in der Richtung zu treffen, daß die pensionierte» sächsi'chrn Staats beamten und Lehrer den ReichSdeamten in -er Aus nutzung ihrer Arbeitskraft gleichgestellt werden, und daß -lesen Beamten «in gesetzlicher Anspruch aus Anrechnung des Vorbereitungsdienstes del Be rechnung -es RuhrstandSallrrs «ingeräumt wlrd. Die Regierung hat diesem Antrag« entsprochen und dem Landtage seht den Entwurf eines Gesetzes über eine Altersgrenze und über dte Pensionsdienft» zeit -er Beamten und Lehrer überreicht. lieber die Altersgrenze heißt es darin: Dt« StaatSLiener, mit Ausnahme der Minister und L«r Professoren an den wissenschaftliche« Hochschulen, ferner die Beamten der Univerfl ät und ««blich die jenigen Lehrer, deren Anspruch auf Ruhegehalt lond«sgesetzlich geregelr ist, treten Kraft dieses Ge setzes mit dem Schluß des Kalenberviertcljahres, in dem sie das b5. Lebensjahr vollenden, mit Anspruch aus Ruhegehalt in Len Ruhestand. Die Bestimmung kann auf Antrag des zuständigen Ministerium- um sechs Monat« verschobrn werden. Daß da- Gesetz <mf die Minister keine Anwendung finden soll, er- gibt sich aas deren durch die Verfassung begründeten Sonderstellung. Die Ausnahme wegen d«r Pro fessoren an den wissenschaftlichen Hochschule» ist mit Mlcksicht auf die Eigenart der Hochschälen uich die vielfach vorhandene Unmöglichkeit, die etwa mit VS 2ahr«n auSscheidenden Lehrer zu ersetzen, not wendig erschienen. Es kommen dabci in Betracht die Universität Leipzig» die Technische Hochschule in Dresden, die Tierärztlich« Hochschule, die Berg akademie und die Forstakademie. lieber dl« Berechnung der Dienst zeit, heißt es: Di« Dienstzeit wird von dem Tage an gerechnet, an dem der Beamte tm Staatsdienst ständig angest«Ut worden ist. Bei Berechnung der Dienstzeit wird auch dt« Zeit berücksichtigt, während welcher der Beamte vor der ständigen Anstellung im Staatsdienste beschäftigt gewesen ist, soweit di« Beschäftigung im regelmäßigen Verlaufe der Dienstlaufbahn zur endgültigen Anstellung zu füh ren bestimmt war; «»schließlich der Zeit eines vor geschriebenen Vorbereitungsdienst«-. Ls kann bet der Berechnung L«r Dienstzeit auch die Zeit mit be rücksichtigt werden, während welcher ber Beamt« außerhalb des Staatsdienstes praktisch beschäftigt gewesen ist, sofern »ad soweit dsese Beschäftigung vor der Anstellung in -em später erlangten Staats amte herkömmlich war. Dl« anrechnungsfähige Dienstzeit, -ie vor dem Beginne -es 26. Ledens/ahr«s liegt, bleibt bei Be rechnung derjenigen 40 Dlestjahre, nach deren Er füllung ein Staatsbiener mit Anspruch auf Ruhege halt sein« Entlassung »ehmen kann, außer Betracht. Dl« Dienstzeit, bi« vor -em Beginn« des 18. Lebens jahr«- liegt, dletbt in jedem Fall« außer Betracht. Dt« Bestimmungen g«lten auch für dir Richter bet -en ordentlichen Gerichten und für d!« Mitglied«? des Oberverroaltungsgrrichts. Das Gesetz soll am 1. Aprll in Kraft treten» vke Ianuarbezvge der veamten Rach de» Vereinbarungen des Relch^finarrz- rnlnipertums mit de» Spitzenverbänden werden für -ie erst« Ianualhäkst« die prozentualen Teuerungs zuschläge um 68 Prozent und für dt« zweit« Monats hälfte um 1S7 Prozent erhöbt. Auh«rd«m ist dt« Fra»«NPilaa« von SöOO auf S000 Mark «rhöht ward«». Für d«n Fall, daß «In« w«itrr« kata- sirophal« Tnttvertuna der Mark in Lrschetmrng trete» sollt«, ist den Boomten das Rocht einer Nach forderung z»g«stando» worden. Lin litauischer Zaschistenstreich E1ir»e«r««k«»er»chi»«» »«»»,»,«« To»«»i«ree» KSutgsberg, 11. Januar. Der Einfall der Litauer in das Memelgediet ist, wi« sich herausgestellt hat, ein faschistisches Unternehmen, das von dem Eisernen Wolf auSgesühtt wird, einer sehr gut organisierte» Frel- nEgengropp«. An dem Vooyeben sollen auch regulär« Truppe» beteiligt sckn, doch ist die- noch nicht destätigl. Dos Verhalten der Franzosen ist sehr eigenartig. Dl« französischen Schuhtrnppen, dl« den Litauern entzegengeschickt worden waren und vor der Stabt Mem«l Schützengräben bereits ausgehobe» hatten, find in di« Kasernen zurück beordert worden. Ts steht dies in kvastem Gtg«nsatz zu der Aeußerung deS französischen Ober kommissars, daß die Besä Han-Struppen dl« Stabt Memel bis zum letzten Mann verteidigen würben. Die Entente habe Ms-schiff« nach Wernei entsandt. Ronig Konstantin von Griechenland Bern«, 11. Januar. (Drahtbericht «userer Berliner Bchriftleitung.) DaS Wolffsche Telearapsirnbnrearr melvet aus Palermo: SSrrig Sonftanti«, der ehe malige König von Griechenland, ist ver schieden. Nach dem für Griechenland unglücklichen Aus gang des Feldzuges in Kleinasien hat König Kon stantin, -er schon einmal während des Weltkrieges vor -am Entente-Günstling VentzeloS aos Athen hatte flüchten müssen, zum zweiten Mole -am Thron entsagt. Während der Kronprinz als fein Nachfolger -le Regierung überncchm, wandt« fich Konstantin nach Palermo, wo er fürs erste zu bi«Len gedacht«. Was -en plötzlichen Tod des Exkönigs veranlaßt hat, ist aus der vorliegenden Melidemg nicht er- sichfiich. Kleine politische Nachrichten Die Reparationskommission hat die Tagesordnung für die nächste Sitzung am Freitag, in der das deutsche Moratorlumsgesoch für 1823 geprüft werden sollte, endgültig noch nicht sesi- gesetzt. Möglicherweise wird daher, falls Bradbury b.S Freitag noch nicht aus London zurückgekehrt sein wird, die Prüfung des MorotoriunrSgesuchs aus eine spätere Sitzung verschoben werLen. * Die Verhandlungen über die Freigabe des deutschen Eigentums in Italien sind end gültig gescheitert, da dir Garantie eines DannenkonsortiumS in Höhe von 800 Millionen Lire von der deutsche» Regierung nicht durchgesetzt werde» konnte. Nach Nkldunze.r <wS Serbien sollen Stockung«» -es Bahnvrrkehr» zwischen Griechenland und Jugoslawien entstanden sein, die wohl auf militärische Bewegungen auf griechisch»», Gebiet zurückzuführen find. Der Ansammlung griechischer Truppen soll eine solche türkischer in Thrazien gegenüberstehen. Man scheint mit dem Wiederbeginn der Feindseligkeiten zu rechnen. Sie Wen Mi schon wochenlang und haben immer noch nicht das richtige Mitte dagegen gefunden. Wir raten Ihnen, aus 50 Gramm echtem Fagofot-Ezlrakt durch Aufkochen mit '/«Pfd. Zucker und I Wasser eine preiswerte, prompt wirkend« Hustenmediztn selbst herzustellen. Echter Fagofot-Eztrakt ist sicher erhältlich: König-Salomo- Apolpek«, Grimm. Str. 17, Eagel-Apotheke, Markt 12. Reise in das Ruhrrevier Von kUwn Lmwln Essen, 10. Aaniurr Da» Nest -er KaaonenkSnige Aha, das ist -ie Vorstadt. Solche» sagt man sich bei -er Ankunft in Essen a. -. R. Denn -le Gaffen sind so eng, -aß dl« Elektttlche oft nur eingleisig fahren kann, aber das Postamt und ha» Bureauhaos Handelshof haben respektable Ausmaße. Die Reprüsentationsbauten -er Banken wirken wie einst -ie prachtvollen Ge sandtschaften im armseligen Letinje. Die Privat häuser schmal, meist bloß eines, höchstens zweier Stockwerke teUhastia geworden und grau von kohlenftaudhaltiger Luft, manche — schon in Voraussicht -teser unvermeidlichen Schwärzung — im Tu-orstil ausgebaut, also schwarz von Ge burt an. Wiederholt staunt man, hier, tn -er Kapitale -es rheintsch-wostsälischen Industrie gebietes, hier, tn der Hauptstadt -er Montan- In-ustrie, aus Häuschen mit -en grotesk steilen Dächern unh -en schlefdeschlagenen Fassa-en «n- grasgrünen Fensterländen zu stoßen, -le den Lan-dewohnern -es Wuppertals eigen tümlich fin-, nach Baum «nd Blumen rufen un nur von Naach und Rotz beglückt werden. Rle-rtg ist auch -as Münster, offen -le Plätze, eng brüstig un- bucklig on- schlottern- -i« Straßen. Affichen Kloben an den HLnserwänden, ber Christlich« GewerkschaftSverban- plakatiert eine Tagesordnung -er nächsten Versannnlnng: .Unser« Haltung zur Negierung Enno.' Das morgige MeeNng -er Sozialdemokraten hat folgendes Programm: 1. Die drohende Be setzung deS Nohrrevler» durch -ie Entente, d. Organisattonsfrogen. Aber -a< Plakat einer Firma ruft nach -em Westen-, un- der Fremd«, da» Wort .Webend' lefend, wird sich klar darüber, daß der Westen -aS eigentlich« moderne Ess« sei» muß, wäh rend er sich hier zwischen Haupkbahnhof und Nordbahnhos nur mit -er Vorspeise plagte. Also aus, nach -em noblen Westen, -em goldene» Westen! Fatsch alle Diagnosen! Immer donkler tönt sich da» Grau -er pLuserwönde. immer dunkler, und bald pn- ste deinschwarz. Nackt«, kohle, ruhige Ziegeknauern unendlicher Fabriken und unendlicher Arbeitthöfe sind die Seitenkulissea dm Straßen, -as Balkengewirr eine» Förder- turmeS un- Schlote» von ungeahnter Brette mit eisernen Wendeltreppen an der Außenseite und «in unmutiger Himmel sind ihr Hintergrund. Nirgends eine Zler-e, nirgen-S etn Schmuck, außer dem Kuppeltunn -es Verwaltungsgebäu des, einem Mausolea» gleich. Und man hört tn -en Straßen keinen vtuaßenlürm, denn alle» übertönt -er Schalt, -er aus -en Fabriken kommt, und au» -ea Oesen: fallen-«» Elfen, rollendes Eisen, schlagende» Eisen. Fast stunden lang gehl man durch dies« lärmende Oed« west wärts. .Kr.' Kr -Friedhos, Kr.-Lazarett, Kr.-Ver- waltungsgebäu-e, Kr.-Konsumverein. Kr.-Denk mal. daS bedeutet nicht .Kreis', nicht .Krieg', nicht .Kron«', — da» alles dedeulet: .Krup p'. Und «es« ganze dunkle Stadt un- ihr« Be wohner un- ihr Leden haben nur einen Namen: .Friedrich Krupp, Gußstablfobttk'. Sie haben ihr« schlicht« Stammburg hier, dt« Krupps, un veranlaßten, -aß sie inmitten -er monströsen Bauten ahnenstolz konserviert werd«, und Keßen sich auf den besten Plätzen -er Stadt Denkmäler stellen mit goldenen Negiervngszohlen: .Krupp l. 1811 US 1826, Krupp N. 1826 US 1887, Krupp IN. 1887 biß 1902. Der erst« d«r Dynast« ist noch mit -em Amboß «dgebtldet, auf -em er -lei« Stadt und ihre Bmoohner »nd fremd« Ar beiter sestchmiedete. Der -ritt« Krupp aber hat etn besonderes, etn fulminante» Monument au» St«in un- Erz: — Aederieb«nSgr»b und ge schmacklos fällt die Bügelfalte -er bronrene« Solonhofe «f Ue bronzenen Schntirfvefelr :atives fred Krupp recht» un- link» an -em steinernen Rondo huldigen ihr vier Arbeiter, deren Gesichter den stumpfen Ausdruck der Meunierschen Skulp turen haben, aber deren Körper nicht mehr die ser sozlal-anklagenden Kunst entlehnt find, son dern den muskulösen deutschen Gtgantengestal- ten Franz Mehners. Das Ist «tn demonstr Monument. Denn dieser Friedrich A fred i hat sich erschossen, als die Sozialdemokratie während einer Kampagne für -ie Aufhckung det 8 17S darauf hinwieS, daß nur die Krankhaften -er ärmeren Schichten von der Verfolgung be troffen seien, währendz. B. ein Kropp in Capri mit Aufwand von Millionen seinen homo sexuellen Orgien frönen könne, von denen die italienische un- französische Presse bereits ent rüstete Artikel veröffentlicht hab«. Trotzdem Kaiser Wilhelm noch kurz vorher gegen Krupps prelstrelderisch« AuÄ>eutung elngeschritten war, trotzdem auf Betreiben der Frau Kropp das Entmündigungsverfahren gegen F. A. Krupp eingelettet werden sollte, trotzdem selbst dte dem Toten nahestehende Presse in ihren Nekrologen ihn .als nicht übermäßig bedeuten-«' Persön lichkeit charakterisierte, fuhr Kaiser Wilhelm II. zur Beer-laung nach Essen, um im -ortlgen Bahichvfs-Wartesoal di« berühinle Rede zu kalten, in der er dle Sozialdemokraten als Ver leumder, Giftmischer and Mörder, .nisderträch- Lg und gemein' bezeichnete un- dle Arbeiter so apostrophierte: .Wer nicht da» Tischtuch zwi schen sich und diesen Leuten zerschneidet, Kgl moralisch gewissermaßen dl« Mitschuld aas sein Haupt.' Dann wurde von den Arbeiten» ganz Deutschland» die Absendung von Adressen oegen di« Sozialdemokratie erpreß», ,nd im Reichstag kam e» deshalb zur PrEfldentschaftsdemlsston Dalleftrems. Aber Wilhelm hatte noch nickt genug, er hat dieses kolossal« Denkmal veranlaßt, provokant un- höhnisw aus dem Waae stehend, -en dt« Arbeiter nm 6 1«b* tritt» vnv um 6 Ahr abend» gehen müssen. Wilhelm hat auch -er einzige» Leiheserbtn Krupps -en Bräutigam ausgesucht, -en feudalen Legativnsrat von Bohlen-Halbach, der bei der Hochzeit das Recht zur Führung des Namens Kruvp erhielt, Krupp IV. Der soll nach -er Verlobung von einem Kameraden des preußischen Gardodukorps gefragt worden fein: .Sansemal, Kamrad, müssens« nu die janze Klempnerei oock übernehmen? Er hat -ie janze Klempneret oocy übernommen. Frei werdende Autoren. Da dle von den Ver bände» -er geistigen Arbeiter geforderte Ver längerung der Schutzfrist für geistiges Eigenen» noch nicht eingeführt worden ist, sind -um 1. Januar wiederum diejenigen Autoren frei geworden, deren Tod vor 30 Jahren, also im Laufe des Jahres 1882, erfolgte. Ss find in diesem Jahre keine Größen der deutsche» Literatur unter ihnen, aber doch eine Zierde der Rechtswissenschaft: Rudolf v. Jhrring, der auch auf populäre»» Gebiete manch« Schrift verfaßte, die unsere Nachörocker reizen dürft«. Es sind die Nebenwerke, die neben seinem große» .Geist des Römische» Rechts', diesem genialen Tors» unserer turistijch«n Literatur, entstand«» find. Vor allem ist darunler di« 1872 entstandene Schrift Der Kampf ums Recht' hervorzuheben, für deren Titel 2h«rinz sogar in den Bachmann kam, «ine heute in fast all« enropätschen Sprechen üd«rsehte geistvoll« rechtS- philosophsche Stndie, die z. B. in d«r vielerörterten Shy!ock-Frage gegrn das strafprozessual« Verfahren der schönen Porzia Stellung »imM. Avßerdam sind Jherlnrs kleine Schriften über den Zweck im Recht, aber Sch«r, und Ernst in der IoriSprndenz zu nennen, vesonderS aber dt« 1882 erschienen« Broschüre .Das Trinkgeld', die gewiß avch nach Abschaffung des Trinkgeldes in unser«» volkstüm lichen Bückersamm'vnsien rr'chetnen dürste. Der zwette der Freiwerbnrden Ist Friedrich v. Boden- st « dk, dessen einst weitberahmt« .Lieder des Mirza Schasfv' ihre Auferstehung erlebe» dürfte». ES war einer der größ'en Erfolge etwrs deutschen Literatur» werke» tm In. Jahrhundert. Handerttanlende von Erempkrr^n wird«» verkamst, nnd der V'nd ist in alle K«s Ursprachen, auch ins Hebräische und Tatarische, üdevjetzt «ord«u.
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