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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.03.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192403081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19240308
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19240308
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-03
- Tag 1924-03-08
-
Monat
1924-03
-
Jahr
1924
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kmrsl-ßin.: 2V Kolüpfg. --- 206 Wlisnkn ßE. . »Ur »le (Stadt- u. Bott-) »«kl«»«« r L4NASLgSI»H>rSIS. Dt« 12-eIpaltene 24 ww brrtle wm^Leil« Uvrtundzwanlig «oldpsennlgc, Yamiltenanjemen von Privaten mw-^etle sechs Stoldytenntae. GeleaenheUSanzelgen Tletlengcsuche RektamezeUen ulw naL Lari». Pret«na<dlatz ve> «bschlutz. Platz» und Datenvorschrttte» «nvrrblndltch. gar das SuSland entsprecyeiidrr Ausschlag. Grsüllungtztzn Leipjlg Postscheck-Komo Leipzig 3004. »^4«» Durch dle Pott »n Deutschland »ar Monat VkAUgAptklS» MLr» 3 Goldm.; Ausland 6 Goldm. etn- schlteßltch Porto. Srlchetnt täglich morgens, auher Montags. Höh. Gewalt schltetzt Srsüll. aus. DwrtltleU.,GelchLNStt, Druckerei Leipzig. gohanniSaafse 8 (Fernspr.OriSgelpr. Sammel-Nr.: 70811 Ferngelvr. 1708S-170S2): ebenda u. in allen tztlialen Anzeigen- und »donner». nl-Annahme; auch nimmt sedrs Postamt Bestellungen au. Du» r««o»l«t« »«tstLtt tzt« «»Uickhu« du» V»liH«tnrtsitzU»»tz Lainst« Kr. 69 verantwortlich sür den Tert: Lbrsredakteur L. Goldttei«. Leipzig, «erantioortltch sür Inserate: Oswald Müller, Leipzig»Rannvos. Drucku-Verlag Leipziger BerlagSdruckeret G. m.b.H.vor«.Fischer LSürsten. 8oaa«dsn<1, 6er» 8. «Lrr 1924 Berliner Schrittleitung: «ochstratze 21 lgernsvreck er 360V-S««S> Dresdner Gchriitlritung: Lolchwch.Schillerstr 35 igernipr. 347SS> Hallesch« Schrtstleitung: Leipziger Sssrabe 21 igcrniprrcher 8588» 118. /»Lrg. Lieber Heifferich und anderes 7. März. I». Helfferichs Name hat in der zünf» tigen Volkswirtschaftslehre einen guten Klang. Lein Buch über das Geld zählt zu den besten Werken, die über diesen Gegenstand jemals ge schrieben wunden. Wer Heifferich ist auch ein großer Redner. Schlagfertig im Wort und glän zend in der äußeren Form reiht er Trugschluß an Trugschluß und ein Schlagwort ersetzt oft. und gerne eine allzu leicht sichtbare Lücke in der Logik seines Gedankenganges. Wenn man den Redner Heifferich hört, glaubt man lucht mehr an den Bolkswirtschaftler. Und dieser Mann war Bewerber auf Deutschland gegenwärtig oerantwortungsreichsten Posten, auf d:e freigewordene Stelle eines Reichsbankpräsi denten! Daß uns Heifferich, der seine prak- tischen Fähigkeiten schon während des Krieges an den deutschen Reichsfinanzen erprobt hatte, als Leiter des deutsch» Geldwesens erspart ge blieben ist, ist ein Glück für die deutsche Nation. Um so bitterer wird es von seinen Partei- genossen empfunden, daß ausgerechnet der De- mokrat Dr. Schacht Deutschlands Geldpolitil mit so gutem Erfolge leitet. Und das auch gerade noch, wo die Neichstagswahlen von der Türe stehen! Deshalb sollte Heifferich erst mit aller Gewalt zum Pater der Rentenmark gemacht werden, die das äußerlich sichtbare Zeichen von Deutschlands Wiederaufstieg ist. Wer es fan den sich wenige, die das Märchen glaubten. Nun versucht er wenigstens einen Vorstoß gegen die Goldbankpläne. Alle .Welt weiß, daß die Rentendank nur eine Zwischenlösung sein kann, daß in der-Zeit der Weltwirtschaft kein Staat auf die Dauer mit einem Gelds auskommen kann, das einen streng nationalen Charakter trägt und dessen Ausfuhr ins Ausland verboten werden mußte. Kein ernsthafter Mensch verschließt sich der Lin- sicht, daß die Kapitaldecke, die die Rentendank der deutschen Wirtschaft gibt, nicht ausveicht und wir ausländische Kredite brauchen. Aber was geht es Heifferich und seine Parteibrüder an. Die Goldnotenbank ist eine interna- tionale Dank, nicht eine deutsche. Wenn das Ausland uns Kredite gibt, dann sollen wir dafür unsere Eisenbahn verpfänden. Welch furchtbares Schicksal droht Deutschland! Volk wach auf! Du willst die heiligsten Güter ans Ausland verpfänden, auf die doch die in ländische Schwerindustrie schon ihr Auge gewor fen hat. Sie hat zwar immer wieder erklärt, diese Trauben seien ihr zu sauer. Aber ans Ausland verpfänden? Dem Auslande dafür eine Sicherheit geben, daß es dein deutschen Volke das dringend benötigte Geld borgt? Aus geschlossen! Und das mit Recht. Denn auf das ehrliche Geficht unserer Deutschnationalen krie gen wir vom Auslände sicher mehr geborgt als wir nur haben wollen. Und was soll dann übrigens mit den Devisen werden, die in Deutschland noch aufgestapelt sind? Sie werden von Schacht auf etwa zwei Milliarden Gold- mark geschätzt und sind sicherlich doch vorwiegend in Händen von Personen, die von der Deutsch nationalen Partei nicht allzu weit entfernt stehen. Mit ^schwerer Mühe und Not haben diese Herren sw zusammengerafft, als Deutsch, lands Währung in immer rasenderem Fall den Abgrund hinabglitt. Sollen diese Schätze, die letzten Reste des deutschen Volksoermögens, viel- leicht dadurch entwertet werden, daß eine inter nationale (deutsche) Goldnotenbank ein eben- sogutes und auf dem Weltmärkte ebensogern ge- seltnes Geld ausgibt als die schwererworbe nen Devisen? So etwa könnt» Heifferich gesprochen haben, wenn inan die Lücken ausfüllt, die er rn seiner Neichstagsrede mit „treuteutschen" Schlagworten überdeckt hat. Inzwischen ist die Schachtsche G o l d. krcd itbank in greifbare Nähe gerückt. Die Sachverständigen und die Repavationskommission haben zugestimmt. Gin entsprechender Gesetzent- wurf soll dem Reichstage am Sonnabend schon z-ugehen. In stiller, emsiger Arbeit ist ein neuer Baustein zur Sanierung Deutschlands fertig- gemacht worden. Die Auslandskredite, die die deutsche Wirtschaft so dringend braucht und deren nächst: Wirkung sein soll, dis dcut'che Preisniveau wieder in Einklang mit den Welt marktpreisen zu bringen, stehen sozusagen vor der Tür. Freilich, umsonst kriegen wir das Geld nicht. GolokreditbanL und GoldnotGibank sind Gei chäfte, die Deutschland mit dem Ausland ab- schließt, und ein Geschäft kommt nur zustande, wenn sich beide Teile einen Gewinn davon ver sprechen. Das wissen natürlich Heifferich und seine Parteigenossen auch. Aber der Schmerz, daß nicht sie es sind, die dem deutschen Volke die Rettung bringen, ist größer, als ihre Einsicht, daß es anders gar nicht geht. Sonst wäre es bei- spielsweise gar nicht denkbar, daß Heifferich die Frage aufwerfen könnte, wie denn die verschiede nen Zahlungsmittel nebeneinander bestehen Zustimmung zur Gowkreöitbank durch die Reparationskommisfion Berlin, 7. März. Au der Erklärung Dr. Ttresemanns, datz der Gesetzent wurf über die Goldkreditbank nach de» Plänen de» Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht dem Reichstage in kürzester Frist zugetzen werde, verlautet, Dr. Schacht habe gestern nach seiner Rückkehr aus Paris der Reichsregierung über seine Verhand lungen Bericht erstattet und «itgrteilt, sein Entwurf für die Gründung einer deut schen Goldkreditbank hab« dieAustirnmungderSachverständigenundder Reparationskommisfio« gesunde n. Am Interesse der Kreditwürdigkeit der Bank sei die Gründung auf g e s e tz l i ch e m Wege notwendig. Ei« entsprechender Gesetzentwurf ist sofort in Angriff genommen worden Und wird bereits morgen das Reichskabinett beschäftigen. Am Dienstag wird die Vorlage dem Reichstage zur Verabschiedung zugehen. Der Kampf «m die Neichstagswahlen Von unserer Berliner Redaktion N. Berlin, 7. März. Di« Lage hat sich weiterhin in der Richtung ge klärt, daß die Auflösung des Reichstages frühestens Donnerstag nächster Woche er-- folgen wird. Infolgedessen werden die Wahlen erst Anfang Mai stattfinden. Ls handelt sich ja jetzt im neuesten Stadium der Auflösungsfrag« gar nicht mchr um eine Spannung zwischen Regierung und Parlament, nachdem letzteres sich schon mit seinem natürlichen Ende abgefunden zu haben scheint, als um eine Auseinandersetzung innerhalb der Regierungsinstanzen selbst. Diejenigen Gruppen, die sich aus außenpolitischen Gründen ver frühten Neuwahlen widersetzten, haben in den gestrigen Abendstunden anscheinend neuen Zuzitg er halten. Zu dieser Gruppe nümlich, di« ihr Zentrum im Außenminister hat, der aber auch der Reichs- Präsident nahesteht, und der auch der Kanzler immer hin zuneigt, ist nunmehr der aus Paris zurückgekehrte Reichsbankpräsident Schacht getreten. Lr hat nicht nur seine ernsten Bedenken geäußert, die er gegen vorzeitige Wahlen mit Rücksicht auf ihre außenpolitischen Konsequenzen hat, sondern auch dar auf hingewiesen, daß zur Errichtung der Goldkreditbank, da sie ein neues Zahlung»- mittel schafft, di« Zustimmung des Parlamentes er forderlich wäre. Hieraus freilich ergibt sich schon di« Notwendigkeit, den Reichstag mindestens bis Mitte oder Ende der nächsten Woche tagen zu lassen. Ob der Reichstag bis nach Erledigung der Goldkredit bankvorlage sich auf Grund eines noch einzureichen den Antrages selbst auflöst, oder ob er von der Regierung aufgelöst wird, ist neuerdings auch wieder fraglich. Oie Demokraten drängen gleichfalls Berti», 7. März. (Lig. Tel.) Die demo- kratische Fraktion des Reichstages hielt heute vormittag eine Fraktionssitzung ab, in der besonders über den Termin der Reichstagswahlen gesprochen wurde. Die Fraktion war einmütig der Auffassung, daß der Reichskanzler dem unerfreulichen Schwebezustand alsbald ein Ende machen müsse und deshalb die Reichstagswahlen mit größter Be- schleuaigung vorgenommen werden müßten. Wenn vor Ostern nur noch -er Palmsonntag als Wahltag zur Verfügung steht, so wäre in einer Besprechung mit den anderen Fraktionen darüber Klarheit zu schaffen, ob nicht ausnahmsweise am Sonnabend, und zwar am Tage vor Palmsonntag, die Reichstags- könnten, wo doch jedermann weiß, daß die Noten der Goldnotenbank, wie sie die Sachverständigen errichten wollen, alle übrigen papiernen Zah lungsmittel aufsaugen sollen. Bis dies geschehen ist, werden die einzelnen Arten von Banknoten nebeneinander leben wie heute Reichsbanknoten und Rentenmark. Das ist gar kein Problem. Helfsevich macht nach dem Grundsätze: „Es glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört..." eines draus. Ebenso toll ist die Behauptung, daß wir die Goldnotenbank erst an das Ende unserer Arbeit stellen könnten. Das ist nicht mehr und weniger als die in Deutschland sattsam bekannte SachoevständigenweiHeit, die zwar erklärt, das und jenes ginge nicht zu machen, aber nicht an- zugeben weiß, was man sonst tun soll. Wer die Rede wirkt. Je mehr logische Fehler sie enthält, um so leichter lst sie für die, an die sie gerichtet ist, zu verstehen. Mr anderen aber wolle» uns freuen, daß die Wahl des Reichsbankpräsidenten seinerzeit nicht auf cinen Seren gefallen ist, der seine Aufgabe darin sieht, da» deutsche Volk von roten Ketten zu erlösen, sondem auf einen Bank- fachmann, der seine ganze straft in den Dienst der Bähmmgsfrage stellt. wählen stattfinden könnten. Eine Hinausschiebung der Wahlen über die Karwoche hält jetzt die demo kratische Fraktion für außerordentlich unerwünscht. Die Lage der Landwirtschaft Graf Sanitz' Reichstagsrede Berlin, 7. Niärz. (Lig. Tel.) In der Fort- setzunq der politischen Aussprache erörtert Reichsernährnngsminifter Graf Sanitz dieErnährurtgslage: .Di« jetzige Sanierung-, krise. hat dazu geführt, daß noch immer Hundert- tausend« von Deutschen hungern und auf die Liebes tätigkeit des Aus- und Inlandes angewiesen sind. Wir danken für die großherzige Hilfe des Auslandes und ganz besonders dem Papste. (Beifall im Zen trum.) Aber auch di« Lieoostätigkeit des Inlandes kann nicht hoch genug anerkannt werdcn. Im vorigen Jahre sind im Durchschnitt allmonatlich Lebensmittel für 1200 Kinder von der Landwirtschaft als Liebesgaben in die Städte geliefert worden. . Di« Landwirtschaft leidet gegenwärtig unter einer Ertragskrise, die sehr bald auch der ganzen deutschen Derbraucherschaft sehr empfind- lich fühlbar werden wird. Der derzeitige Steuer- druck auf di« Landwirtschaft ist auch nach der M«i- nung des Finanzministers nur ganz vorübergehend tragbar- Di« Landwirtschaft muß aber jetzt vorüber gehend. schwer« -Opfer bringen, um di« von ,.)r selbst gestützt« Rentenmark stabil zu erhalten. Die gestern gegen di« Goldkreditbank gerichteten ab fälligen Bemerkunegn kann ich nicht billigen. Dre Rentenbank all«in kann die Kreditansprüche der Wirtschaft nicht befriedigen. Die Landwirtschaft hat das größe wirtschafliche Interesse an der Goldkredit- bank. Dir find jetzt kurz vor de« Ziel der wirtschaft- liche» Erleichterung. Die nächsten Monat« werden noch sehr schwer sein, aber die Landwirtschaft und die Finanzwirt schaft dürfen nicht vor dem Ziel« den Kopf «r- lieren. In der Kreditfrage läßt sich di« Reichsbank bei der Gewährung von Rentenbankkrediten nicht ausschalten, weil die Rentenbank keinen Kredit verteilungsapparat hat. Aber die unerhörten Zu» stände mit den Debetzinsen und Bankprovisionen können so nicht weitergehen. Die Zwischen- in stanzen zwischen Reichsbank und Kreditneh mer nehmen so hohe Zinsen, daß der landwirt- schaftliche Kredit mit 24—30 Prozent verzinst wer den muß. (Härt, hört!) Da« ist ein unmöglicher Zustand. Die Landwirte solken auf ihre land wirtschaftlichen Kreditgenossenschaf- t e n dahin - einwirken, daß sie ihre Zinsen wesentlich herabsetzen und gl«ichzcit g ihren viel zu großen Perwaltungsapparat abbauen. (Lebhafte Zustimmung.) Anderseits sollten sich die Landwirte auch an den Derwaltungsrat der- Renten, bank wenden, in dem 50 Prozent der Mitglieder Landwirtschaftsvertreter sind. 16 Prozent Zin sen für Rentenbankkredite sind auch noch zu hoch. In der Frage de« Schutze» der einheimische» Produktiv» gegen di« Uekxüschwemmung mit ausländischen Pro dukten will keine Partei kurz vor den Wahlen den Reigen eröffnen. Ohne Zweifel muß aber in absch- barer Zeit in irgendeiner Form Erleichterung ge schaffen werden. Die Frage wird akut, sobald wir nach dem Westen wieder eine feste Wirtschaftsgrenze haben Ls ist untragbar, daß die Industrie Schutzzölle Hat, die Landwirtschaft dagegen nicht. Diese rein wirtschaftlichen und fachlichen Fragen müssen mit vollendeter Sachlichkeit und ohne parteipolitisch« Schlagworte gelöst werden. Die Eisenbahn- frachttarife sind noch zu hoch, aber* bei der gegenwärtigen Finanzlage der Reichsbahn kann man vo» ihr noch nicht wieder Tarife verlangen, die allen Anforderungen gerecht wevden. Auch hier kann nur erne Er!r ich»,r,mg auf dem Gebiete der Reparationen Besserung schaffen. (Abg. Schiele, Dnatl.: Bi« da- hin find wir verhungert!) Auch ich bin der Meinung, daß w*r verloren find, »renn nicht i» den nächsten, Wochen und Monaten die Reparationsfrage bereinigt wird. Darum muß maa aber an der Reparation»- frage arbeiten und darf nicht mit Schlagworten darüber hinweggehen wollen. Die täglich wachsespdc Au»wa»d«rung deutscher Bauer» sind ein furchtbares Warnungszeichcn. Wenn die Landwirtschaft kein produktives Gewerbe mehr ist, ist auch di« landwirtschaftliche Substanz kein Wert- , begriff mehr. Sicherlich sind dem Landwirt Ent behrungen, wi« sie die Städte erlebt haben, zum großen Teile erspart geblieben, aber wenn der Bauer erst anfängt, zu hungern, dann sind wir in den Städten auch schon am Ende. Es wurde ja auch schon im Alten Testament als zum mindesten unpraktisch empfunden, dem Ochsen, der da drischt, das Maul zu verbinden. (Nach rechts: Ich wollte nicht persönlich werden.) Die Landwirtschaft hat in den Zeiten der Inflation nicht etwa nur Papiergeld, sondern auch ihre Spargroschen in ihre Substanz gesteckt, andern falls würden die Genossenschaftsb inten h«ute nicht ohne jedes Kapital sein. Wir wollen nicht darüber > schimpfen, sondern dankbar dafür sein, daß die Land- wirtsachft ihr Geld in der Inflationsperiode zur Der- besserung der Substanz verwendet hat."' Di« Landwirtsä)aft ist zurzeit illiquid. Sie kann nicht, wie die Industri«, in schlechten Zeiten vor übergehend ihre Betriebe schließen. Ich möchte der deutschen Derbraucherschaft dafür danken, daß sie mit unsagbarem Heroismus diesen Winter über standen hat. Sie hat nicht nur gelernt, ohne Klagen zu leiden, sondern teilweise auch ohne Klagen zu verschwinden und unterzugehen. Aber auch der Landwirtschaft muß ich dafür danken, daß sie, ab- gesehen von einzelnen Fällen, ohne viel Murren die Lasten trägt, die ihr jetzt auferlegt werden. Für mich ist die Land»' /ist nicht Selbstzweck, sondern di» Grundlage für die Wohlfahrt des ge samten Staates und des Wiederaufbaues der Nation- (Die Sitzung dauert fort.) Lloyd George« Llnterhaus-Gieg Loudo», 7. März. (Eig. Tel.) Zur gestrigen Unterhausdebatt« über die Herabsetzung der Repara tionsabgabe hebt die heutige Morgenpresse hervor- daß Lloyd George mit seiner großen Rede gegen di« englische Reparation«- und Europa-Politik der eigentliche Sieger des Tages gewesen ist. Lloyd George hat heute die beste Presse, die er seit Jahren in England gehabt hat. Fast von allen Seiten > wird betont, daß er im Sinne der überwiegenden Mehrheit des englischen Ddlks gesprochen hab«, als' er dafür eintrat, daß di« einseitigen englischen Opfer an Reparationslasten und Schadenansprüchen auf hören müßten, und daß es an der Zeit sei, energischer die englischen Interessen und Ansprüche zu vertreten. Wenn Lloyd George an der Abstimmung der Kon servativen nicht teilnahm, so zeigt das, daß hier ein geschickter und immer noch einflußreicher Politiker seinen Anspruch angemeldet hat, die Gruppe der jenigen englischen Politiker zu führen, die entschlossen, ist, sich von den europäischen Dingen zurückzuziehen. Lloyd Gorge hat augenscheinlich die Absicht, sch zum Führer gegen die Reparations und E u r o p a - P o l i ti k der neuen Regie rung aufzuwerfen mit dem Feldgcschrei: keine wei- teren Opfer! Diese Atmosphäre der Europa- und Opfermüdig- »tit, die gestern so deutlich im Unterhause fühlbar wurde, wird zweifelhaft gefördert durch die un- günstige Aufnahme, die den englischen Vorschlägen für den Abbau der interalliierten Militär- - kontrolle in Deutschland bei der deutschen Re gierung und der deutschen Presse entgegcngebracht' wird. Die „Daily News", das deutschfreundlichste Blatt der englischen Morgrnprefle, spricht ganz offen davon, daß eine Ablehnung der englischen Porschläge iiker- die Militärkontrolle von deutscher Seite Poincars dazu ermutigen werde, in allen Fragen gegenüber Dermittlungsvorschlägen eine viel kältere Haltung einzunehmen. In England begreift man nicht, wie man auf deutscher Seite das Kampffeld zu verschieben trachtet, indem man sich in solchen Fragen, wir di« Umgestaltung der Militärkontrolle und'die Herabsetzung der an sich finanziell nicht besonders schwer wirkenden Reparationsabgaben seftbeißt, während cs doch darauf ankommt, di« öffentlich« Meinung der Welt, einschließlich der zur Besinnung kommenden französischen Wirtschaftskrise, für einen' großzügigen Plan zur Sanierung ver deutschen Wirtschaft und der deutschen Finanzen zu geryinnen. Oottarparitäien an AuSlandsbSrfen LmerltttwlrGcr tieiü»«« Ul Btlltoncn Mark 7. Mar, 1 6 Mär, Zürich Amsterdam 4.4 4.4 4.5 4.4 London . . . . . . . 4.5 4,5 New Porst (Vorbörse). 4,4 45 4.5 4, „ - (Rachbörse) 45 * 8oockerIc»dEl LekrUrnr»« 6«» Vordür»« Vordü^e I, pvltck, rmia» 'N pro« lt-pond«. Ä.-- 'M
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