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zes hervorzubringen, und man mufs ihn dabey mit Nachsicht beurtheilen, wenn das Bestreben, neu zu seyn, seine Phantasie zuweilen verführt, ein wenig auszu schweifen. In einer Sammlung vieler und mannichfaltiger Ideen und Vorschriften zur Ver zierung und Verschönerung der Gegenstände, die uns umgeben, die das Bedürfnifs und der Luxus verlangen, erwartet man vorzüglich Abwechselung. Kleine Abweichungen von jenen strengen Forderungen sind daher nicht nur verzeihlich, sondern fast möch ten wir sagen, nothwendig, um die verschiedenen Wünsche so verschiedener Freunde der Kunst zu befriedigen, von denen einer das einfache oder das zierliche, der andere das reiche oder das prächtige, einer das einfarbige, ein anderer das bunte liebt. Je der kann aus den dargelegten Ideen sich alsdenn wählen, was seinem Geschmacke an gemessen ist. Mifsfällt ihm das Ganze einer Zimmer-Verzierung, eines Gefäfses und dergleichen, so kann er aus etlichen sich eine neue Form zusammen setzen. Will er das Ganze beybehalten, aber einige einzelne Dinge sind nicht nach seinem Geschmacke, so kann er bald etwas hinweglassen, bald noch etwas hinzuthun. Oft werden ihm auch diese Ideen zu neuen Gedanken Anlafs geben, \yenn er die Grundlage des Gan zen beybehält, aber seine Theile mit andern vertauscht. Auch bey unsern Heften ist daher Abwechselung und Mannichfaltigkeit noth- wendig. Und um diese Absicht desto vollkommener zu erreichen, so werden wir uns auf den neuern und gereinigten Geschmack nicht allein einschränken, wir werden bis weilen auch manche Dinge im gothischen, chinesischen und türkischen Geschmacke anbringen. So wenig wir auch diesen Styl im allgemeinen weder billigen noch anpreis- sen mögen, so dürfen wir ihn hier doch nicht ausschliefsen. Er gefällt nicht nur Manchem wegen des Ungewöhnlichen, das ihm eigen ist, sondern er giebt auch Gele genheit, in grofsen Gebäuden einigen Zimmern, in grofsen Gärten einigen Parthien, durch die daselbst angebrachten Gebäude, einen besondern Charakter mitzutheilen, welches nothwendig erfordert wird, um nicht alles einander ähnlich zu machen, nicht alles in einem und ebendemselben Tone anzulegen. Wir geben nicht alles, was wir hier aufstellen, für untadelliaft aus, aber wir werden uns doch so sehr als möglich bemühen, dem Kenner des guten Geschmacks nicht zu mifsfallen. Wir bitten aber auch von ihm, dafs er uns billig beurtheile und