Volltext Seite (XML)
63 13. In Erwägung dessen ließ sich Alexander, um unruhigen Bewe gungen unter seinem Heere vorzubeugen, sobald es thunlich war, an das Ufer des Hydraotes bringen. Als er nun den Fluß hinabfuhr — das Lager stand nämlich am Zusammenflüsse des Hydraotes und Acefines, wo Hephästion das Landheer befehligte und NearchuS die Flotte unter sich hatte — und das Schiff mit dem Könige am Bord sich bereits dem Lager näherte, so befahl er, das Zeltdach vom Hin terverdeck wegzunehmen, damit er für Alle sichtbar wäre. Sie aber blieben noch immer ungläubig, als wäre es nur die Leiche Alexanders, die man bringe, bis das Schiff anlandete und er seine Hand der Menge entgegen streckte. Da schrien sie laut auf, indem sie die Hände zum Theil gen Himmel, zum Theil gegen Alexander selbst erhoben. Vielen entströmten auch bei diesem unverhofften Anblicke unwillkür lich Thränen. Einige seiner Schildträger brachten, als er aus dem Schiffe herausgctragen wurde, eine Sänfte herbei; er aber befahl, sein Pferd vorzuführen. Wie er nun wieder hoch zu Roß sich sehen ließ, da erhob das ganze Heer unter lautemHändeklatschen ein Jubel- gcschrci, wovon die Ufer und die benachbarten Waldthäler wieder hallten. In der Nähe seines Zeltes stieg er vom Pferde, so daß man ihn jetzt auch zu Fuß sehen konnte. Da lief Alles von allen Seiten herbei; der Eine suchte seine Hände, der Andere seine Kniee, ein Dritter auch nur sein Kleid zu berühren: Andere waren zufrieden, ihn wenigstens in der Nähe zu sehen, und dann wieder unter glück wünschendem Zurufe sich zu entfernen; wieder Andere warfen ihm Bänder oder Blumen zu, wie sie gerade der indische Boden darbot NearchuS erzählt, diejenigen seiner Freunde seien ihm lästig geworden, die ihm Vorwürfe machten, daß er seine Person für das Heer Gefah ren aussetze: das sei nicht Sache des Feldherrn?), sondern des Sol daten. Meiner Meinung nach war Alexander auf diese Aeußerungen ungehalten ^), weil er ihre Berechtigung und das Verdiente des ihm gemachten Vorwurfes erkannte, und doch war er bei seinem unge stümmen Schlachtenmuthe und seiner Ruhmliebe, wie Menschen, die sich von einer andern Leidenschaft Hinreißen lassen, nicht stark genug