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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.01.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192401315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19240131
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19240131
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-01
- Tag 1924-01-31
-
Monat
1924-01
-
Jahr
1924
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»ett« 2 0ou»«r»t»g, 6« LI. Ein überflüssiges Zwischenspiel Vie preußische Krise Au« Oesterreich Vs» »ufere» Dieser Vertreter. lL. L» Wie«, Ende Zaimor. Dank der ehrlichen Bestrebungen de« österreichi- scheu Bundeskemzler» Seipel, da« Genfer Sa» uierunqswerk zu einem gedeihlichen Abschluß zu brikmen, sowie durch da« Vertrauen, do« er gez^enwärlig bei den führenden Staatsmännern im Auslände genießt, konnte Oesterreich länger« Zeit als der ruheuüe Pol in der europäischen Wirtschaft er, scheinen. Indessen fehlt es nicht an An.,eilten do. für. daß das Seutierungswerk noch nicht als außer fr der Gefahr betrachtet werden kann. An dieser Stell« umrde bereits vor längerer Zeit erwähnt, daß die Sanierung Oesterreichs nur theoretisch und bis zu unem gewissen Grade gelingen könnte, wenn es nicht bald möglich sein sollte, die Härten, die der Sanierungsplan in sich birgt, rn etwas gerechterer Form aus alle Volksschichten zu verteilen. Denn es im zweiten Jahre der Lonierungsperiode vorkommen kann, daß einige hundert Ariegsinoalidc aus Ürner, iter Verzweiflung ins Parlament eindrurgen und es besehen, weil sie seit Wochen vergebens aus ihre Renten warten, während fast zur gleichen Zeit der freiwillig aus den Diensten einer ersten Wiener Großlxlnk scheidende Generaldirektor di« Kleinigkeit non 54 Milliarden Kronen in Einpfang nimmt, dann ergeben sich Kontraste, die an die düstersten Umsturz' tag« erinnern. Behördliche Verordnungen, nach denen Deputationen, die über 10 Köpf- stark sind, ins Parlamcntsgebüud« keilten Zutritt t-aben, schei nen hier allein nicht das Mittel zur Vclksberuhi» gmiq zu sein. Seit Jahresbeginn trat der Kumpf der sozial» demokratischen Opposition eine wesentliche Be» scharfung erfahceir. Sowohl das Parlament selber als auch die Ausschüsse halten seit der Neufahrspanse Sigungen ab. aber wirkliche Arbeit wird im Na- tionaLrat rächt geleistet. Dem Finanzminister Kien- bock wird vorgcworferr. daß er das Abgaben» teilungsqesetz, das aus dem Ucbereinkvmmen aller Länder, darunter auch der Stadt Wien, mit dem Bunde beruhe, nunmehr einseitig zum Nachteile Wien» ändern wove. Die Angriff« der Sozialdemokraten richten sich in erster Linie auf die dr-ci christlichsozioleii Wiener Minister, das sind »er Minister für soziale Vcccvaltung Schmitz, der Finanzurinister Kienböck und der Heeres- Minister Pangoin. Letzterer soll einer Denkschrift des gewesenen Hoercsinspektors General Körner zu- folg« alles doransctzen. um das österreichisch« Heer »er Auflösung entgegenzuführen. Der österreichische Nationalrat dürste bald Ge- U-e.enheit Haden, sich mit einer Frage zu befassen, di« nahezu von der gesamten Wiener Press« bisher tot- geschwiegen wurde. Ls ist dies die .Klein, rentnerfrage" oder die Bemühung um die Valorisation der Kriegsanleihen und Spareinlagen. Diese Schutzaktion für Kronenwerte, die unter Füh rung des Wiener Rechtsanwalts Dr. Zalmyn steht, hat di« Unterstützung des Diener Bürgermeisters Seitz gewonnen. Hi« Rationalräte Danneberg. Eisler und Forstner sind bereits mit der Ausarbei- !nng ein«, Balorisicrungsgesetzes beschäftigt, das sich auf eine Ausgleichsabgabe stützt, die fens Schichten entrichten sollen, die über ein Vermögen von mehr als 100 000 Goldkronen verfügen. Da die Rentner keineswegs darauf bestehen würden, daß ihre Forderungen sofort in barem Gelde bezahlt wer- c>n, könnten di« dem Ausgleichsfonds zusließenden Mittel dem Staate zur Stützung der Sanierung leih- weife überlasten werden. Der Uustand, daß dadurch der Genfer Plan nicht ungünstig beeinträchtigt» eher o, fördert wird, läßt daraus schließen, daß die Art der Sanierung neue Richtlinien erfahren werde. Derzeit ist auf Veranlassung des Generalkommissärs des Völkerbundes Dr. Zimmermann ein Funktionär de, französischen Arbeiteministeriums Laprinee-Ringuet mit dem Studium der Salinen beschäftigt, angeblich »m ein« Steigerung des Ertrages des <salzmonopols zu erzielen. Es ist zu hoffen, daß sein Gutachten nicht Anlaß zu einem Verkauf« der hochwertigen Salzbergwerke geben wird. Die überaus schwer mit Steuern belastete Wiener Industrie und Kaufmannschaft dürste unter allen Um. ständen ein neues Steuerbukett empfangen, wodurch der Index weitere Erhöhungen erfahrt. Sowohl Metallarbeiter, Staats, und Privatbeamte, di« Ange» stellten von Danken imd Versicherungsgesellschaften, Von unsere« Berliner Vertreter k. Verlin, 30. Januar. Die preußische Krise kam überraschend. Die politische Belastungsprobe, die die Große Koalition heute in jedem Folie bedtutet, wnr hier bislang unerwartet gut er- tragen worden, so daß man sich saft daran gewöhnt hatte, sie als ewig ruhenden Pol anzuerkennen. Die vier koalierten Parteien ließen die Reibungen, zu denen es naturgemäß dann und wann zwischen ihnen kam, sich niemals über den Kops wachsen, und auch innerhalb de» Kabinett» hatte sich ein durch» au« kofttediaendes Gleichgewlchtoverhältnis heraus, gebildet. Die von der Sozialdemokratie gestellten Minister Braun und Severtng, die führenden Köpfe des Kabinett«, sind als 'Menschen, also unpoli. tisch gesehen, durchaus konservativ gerichtet« Charaktere, während die beiden Vertreter der Volks. Partei, die Minister Boclitz und v. Richter sich politisch zurückhaltend bemühten, sachliche Arbeit zu leisten. Di« Krise, soweit von einer solchen heute di« Rede sein konnte, war also von außen hereingetragen wo den. Bekanntlich Hoti« sic sich an dem Kampfe um die Grundsteuer entzündet, bei einer Vor» läge also, die der volksparteiliche Finanzministec ausgcarbeitet hatte und die, wenn man das Staats- dekizit überhaupt irgendwie auch nur teilwecke tilgen wollte, unvermeidlich war. Die Steuer soll etwa <120 Millionen Goldmark einbringen, während 500 Millionen Goldmarl immer noch ungedeckt blieben. Gegen diese Grundsteuer, die ländlichen, städtischen und industriellen Grundbesitz ziemlich gleichmäßig belasten würde, hatte sich nun zunächst die Opposition der Deutsch nationalen er> hoben, die au sich nicht gefährlich gewesen wäre, wenn sich ihr nicht der in Preußen besonders ein flußreiche agrarische Flügel des Zentrums bei gesellt hätte. Geführt vom Abgeordneten Herold, verlangte die preußische Aentrumsfraktion die Kür. zung der Grundsteuer um beinahe 50 Prozent, «in Verlangen, das im Kabinett gestern durch ein stimmig gefaßten formellen Beschluß abge- lehnt wurde. Damit aber wäre, wenn die Zen- trumssraktion sich nicht doch noch zu irgendeinem Kompromiß bereit finden läßt, die Koalition ge sprengt und die Regierung zum Rücktritt ver anlaßt. alle treten mit neuen Forderungen auf d«n Plan, und der Kreislauf beginnt aufs neue. Die» alles in einer Zeit, in der die meisten österreichisch«» Industrie-Artikel über den Friedenspreis zu stehen kommen. Es muß daher für die nächst« Zeil mit Streiks gerechnet werden. Der Erfolg der englischen Eisenbahner Loudon, 30. Januar. (E i g. Tel.) Gestern abend und heute nacht Haden die streitenden Loka motiv. führ er ihre Arbeit wieder ausgenom men. Die Eisenbahngesellschasten hoffen, in zwei Tagen wieder den normalen fahrplanmäßigen Der- kehr in Gang zu bringen. Die wichtigste Bedingung, die zur Wiederaufnahme der Arbeit geführt hat, «ar ein Erfolg der Streikenden, nämlich, daß die Eisenbahngesellschasten zugestehen mußten, vorder. Hand drn Schiedsspruch nichtabzuändern. Weiterhin haken die Lokomotivführer erklärt, daß sie den letzten Schiedsspruch nur mit Vorbehalt auf- nähmen, und Ende des Jahres neu prüfen würden, ob die wirtschaftlichen Verhältnisse die Aufrecht- erhaltung des Schiedsspruches rechtfertigte. Der Vorstand der Dockarbeitergewerkschaften hat gestern den Hofenbehörden von ganz England mit teilen lassen, daß am 7«. Februar 720 000 Dock» arbciter und zugleich andere Arbciterlatcgorien in den Streik treten würden, wenn bis dahin nicht eine Einigung über die Forderungen der Dock arbeiter erzielt sei. Wegen der langsamen, aber stetigen Aussteigens der Lebensmittelpreise verlange» die Dockarbeiter 2 Schilling pro Tag und Mann mehr. Di« Aussicht, daß es zu einem solche» Kompromiß kommen werde, ist in der Tot sehrgroß. Ueberoll, auch in der Zentrumsfraktion selbst, sieht man ein, daß eine Regierungskrise des größten deutschen Bundesstaates gerade in diesem Augenblick, in dem außenpolitische Entscheidungen von allergrößter Wichtigkeit sich vorbereiten, diese Entscheidungen aufs verhängnisvollste komplizieren müßte. Es ist darum letzten Endes absolut unwahrscheinlich, daß das Zen trum es wagen wird, die Verantwortung hierfür — die ihm klar und deutlich zufallen würde — zu tragen. Auch der Reichskanzler soll seinen ganzen Einfluß aufbietcn, um sein« Partei von einem Schritt zurückzuhalten, der ihr nur als Unbesonnen heit, wenn nicht als Frivolität ausgelegt wer den müßte. Der ganze Vorfall, mag er sachlich auch noch glimpflich ablaufen, ist dennoch charakteristisch für die Kräfte, die im Augenblick die ganze politische Situation bestimmen. Derrn die unmittelbar durch das Zentrum verschuldete Gefährdung der Großen Koalition geht auf zwei tiefer« Ursachen zurück; ein mal auf die maßlose hetzerische Agitation des „Landbundea, der danach strebt, an die Stelle der Großen Koalition einen reaktionären Bürger- block zu setzen, uirü der mit seiner Parole: »Dieser Regierung keinen Pfennig!" auch bei den bäuerlichen Zentrumswählorn leider erhebliche Erfolge gel)abt hat; zweitens aus die unverkennbar nach rechts hin gerichtete Entwicklung, die sich im gesamten Zentrum vollzieht uird die ihren wesentlichsten Rc- Präsentanten im Abgeordneten Stegerwald hat, der immer noch nicht vergessen kann, daß er auch einmal pveußischer Ministerpräsident war. wenn auch nach seinen eigenen Worten nur aus Trotz. Berlin, 30. Januar. (Eig. Tel.) Wie wir hören, kann die Gefahr einer preußischen Regierung», krise als beseitigt gelten, weil in der heute vormittag abgehaltenen Sitzung der Landtags fraktion de» Zentrums eine Einigung mit der Regie rung erzielt worden ist. Das Zentrum wird voraus» sichtlich auf seinen Antrag, der ein« Herabsetzung der Steuer um 20 Prc^ent verlangte, verzichten, wahrend die Regierung den Zentrumswünschrn in der Stasse- lungssrage entgegenkommen will. Rückkehr der deutschen Schutzpolizei ins Ruhrgebiet Esse», 30. Januar. (Eig. Tel.) Die Rückkehr der Schutzpolizei in den Rnhrbezirk war seit langher Zeit Gegenstand von Verhandlungen zwischen der Reichsregierun« und der Bcsatzungsbehörde. Wi« die .Rheinisch-Westfälische Zeitung" aus Oberhausen erfährt, sind diese Verhandlungen nun so weit ge. diehen, daß wohl im Monat Februar mit der Rück- kehr der Schutzpolizei gerechnet werden kann. Etwa ein Drittel der früheren Be. amten, fast ausnahmslos Rheinländer und West, falen, solle» im besetzten Gebiet wieder zugelafsen werden. Ob die einzelnen Polizeipräsidenten und Obersten mit der Schutzpolizei zurückkehren, ist noch nicht bestimmt. Das Oberkommando der belgischen Ruhrarmee, das sich bisher in Etrrkrade befand, wird nm 7. Febnmr nach Duisburg verleqt werd««. Die Tätigkeit der Sachverständigen- ausschüffe in Berlin Berlin. 30. Januar. (Eig. Tel.) Die gestern hier eingetroficuen Mitglieder der beiden S ach v e r - ständlgenkomitee» haben heute um 17 Uhr vormittags in den ihnen zur Verfügung gestellten Räumen im Reichswirtschastsrat ihre hiesige Arbeit ausgenommen. Im Auftrage der Reichsreqiernng steht ihnen Staatssekretär Fischer als Vorsitzender der deutschen Kriegslastenkommission und gewissermaßen als Verbindungsmann für die Beschaffung der erforderlichen Auskünfte und Unter- logen mit seinem Personal zur Verfügung. Gemein same Sitzungen etwa mit Mitgliedern der deutschen Behörden sind vorläufig nicht geplant. Die Angehörigen der Dawes-Kommissto» haben ihre Vorarbeiten in Paris während der Fahrt nach Berlin eifrig fortgesetzt; die Reise hat Gelegenheit zu aus- führlichen Besprechungen in aller Ruhe gegeben, so daß man annehmen darf, daß di« bisher bekannt gewordenen Pläne und Gedanken sich zu einem fcstumriffenen Arbeitsprogramm, dessen Ziel von vornherein feststand, verdichtet haben. Zwischen den Mitgliedern der beiden Komitees — der größte Teil des zweiten Komitees trifft heute abend ein, während einzelne Herren bereits gestern mitgekom- me»l sind — ist bereits in Paris vereinbart worden, daß während der Dauer ihrer Arbeiten keinerlei Auskünfte über deren Verlauf von einzelnen An- gehörigen der Ausschüsse gegeben werden. Der Generalsekretär der Ausschüsse wird indes von Zeit zu Zeit eine Art amtlichen Eommuniqnös über den Derlanf der Arbeiten bekannkgeben. Rechberg und das Zentrum Berit», 30. Januar. (Eig. Tel.) Die Zen. trumsfraktion de« Reichstages hat in ihrer heutigen Sitzung abgelehnt, Arnold Rech berg über seine Pariser Verhandlungen zu hören. Nachdem Reichskanzler Dr. Marx die von Rechbcr.i nochgesuchte Audienz abgelehnt hatte, war dieser durch Bermittluyg eines hohen Geistlichen an die Zentriunsfraktion mit der Bitte herangetreten, sie möge ihm Gelegenheit geben, in einer Fraktions sitzung über seine Bestrebungen und Verhandlungen zu berichten. Da» ist »unmehr auch «bgefthnt worden. I > - *' Erhöhung der Eisenbahukanfe in Sicht Derlk», 30. Januar. Zu der Meldung einiger Blätter, daß zum 1. März eine fünfzigprozentige Er- Höhung der Personentarife auf der Reichsbahn in der dritten und der vierten Klasse geplant sei, erfahren die Blätter von zuständiger Seite, daß Bestellungen, die Tarife im Personenverkehr zu erhöhen, schon seit langem im Gange seien. lieber den Termin und dos Maß einer eventuellen Erhöhung seien jedoch bis sehr noch keine Beschlüsse gefaßt morde». Die Vorwürfe gegen die Reichswehr in Sachsen Berli», SV. Januar. (Eig. Tel.) Seitdem in Sachsen stärkere Reichswehrtruppen zusammen- gezogen wuvden, find m der Oeffentltchkeit Be- schw « rden wegen der großen Zahl von Straf taten erhoben worden, die die Soldaten verüb: haben sollen. Es ist jetzt festgestollt worden, daß die Zahl der gerichtlichen Ermittelung-verfahren gegen Reichswehrangehörig« in ganz Sachsen 107 ist, ein- gerechnet die Verfahren, die auf Anzeige der Militär behörden eingeleitet wurden. Der größte Teil ist bereits erledigt. Es hat sich gezeigt, daß sie auf unwahren Anschuldigungen beruhen. Liu kleiner Teil der Verfahren schwebt noch Bisher waren auf Anordnung des früheren sächsischen Justiz. Minister« sämtliche Fälle dieser Art der Staats anwaltschaft Lhemnitz zugewiesea. Die noch übrigbleibenden Strafverfahren werden setzt a«f An ordnung des gegenwärtigen Zuftizministvs wieder regional verbellt. Oie Friedensbewegung innerhalb des protefiantisnms Zu dem unter dieser Ueberschrist in Nr. 24 unfern. Blattes veröffentlichten Aussatz von Dr. Kurt Böhme (Berlin) betont Herr Pfarrer O. Schelo (Leipzig) in einer an unsere Redaktion gerichteten Zuschrift, daß auf der Weimarer Zähresversammlung der .Freunde der Christlichen Welt" das Theou. »Christentum und Pazifismus" auch noch in ernem zweiten Vortrag durch einen arrsdrucklich dazu bestimmten Referenten — Oberstudiendirektor Schirmer (Magdeburg) — vom pazifistischer: Standpunkt aus behandelt worden sei. Oer -Ojähnge Hofmannschal Zum 1. Februar 1924. Vor just dreißig Jahren gab in ein,« Prolog zu eine- Freundes Erstling „Änatol" die Worte von aer zarten und traurigen, von der frühen Reife ei» junger Schriftsteller mit; und unterzeichnete diele Gabe: LoriS. Vorher hatte er „Gestern" ge- »»rieben, eine dramatische Skizze, und unter „Teosil Merreu" herauSaegeben. Eg kam „Der Tod deS Tizian"; es mm „Der Tor und der Tod"; und man eissuhr, daß der junge Schriftsteller Hugo von -ofmanusthal hieß. Er w der sechste der Schriftsteller, die das junge Wien von damals auSmachten. Fünf, von ihnen waren lehr befreundet und kämpften kameradschaft lich: Hermann Bahr und Felix Salten; Richard Beer-Hoimarm und Arthur Schnitzler. Immer ein Abseitiger lebte und starb Peter Altenberg. Sechzig und siebzig Jahre wurden die anderen, sehr geehrt und gsseiert, und gingen in die Literaturgeschichte ein. Hugo von Hösmannsthal, des Jüngsten, Weg ibied sich früh von ihnen; nun ist er fünfzig, und Lein Weg biegt in den der alten Kameraden ein. Doch ist seine Erscheinung eine überaus besondere unter diesen Dichtern des jungen Wiens der neunziaer Jahre. Lin Dichter ist selbst der Literat Hermann Bahr. dieser wandlunqssähigste Geist. Denn Wien und Paris fin> ei- ander sehr ähnlich. Wenn die Deutschen ins riasseehaus gehen, werben sie Lite- raten. Tie jungen Wiener wuchsen und wachsen im Cats Eentral, r« Herrenhof, im Grabencals aus; und unbeschadet dessen sind fie Dichter. Roch nicht zwanzigjährig: Alle- hatte Loris er lebt. Und fühlt« nicht mehr einfach, sondern in einer vielfältigen Musik, die harmonisch alle Geigen ver einte: Reichtum de« Lebens und Armut des Lebens, rlker der Hymnus ist eine Melodie und die Klage -si eine Melodie. In München wetterleuchtet« der Rcali-mu- am Himmel der Gesellschaft; in Verlin breitete Drahn» dem Naturalismus «ine frei« Bühne. Souder Stürmen und Dränge« gingen die Oeftsrreicher aus ihren Wgg«; und in »«bewußter Zielstrebigkeit fübrke auch hier ihr Wog in das waren Dramen, sacht und sanft gezeichnet -7- und doch im Einklang mit der Sucht, Erde zu erfassen, dieser Zeit. Hoftnannsthals Dramen waren Spiele; Theater in Versen; getragen von der Erkenntnis: Unsere eigenen Stücke spielen wir; früh gereist und zart und traurig; bö er Tinge hübsche Formel; manche hören zu, nicht alle. Ter Prolog zu Schnitz lers „Anatol" ist Kes Dichters hösmannsthal Kon- iesfion. Ein Jahrzehnt war er der fruchtbarsten einer. Auf den „Tod des Tizian", aus „Tor und Tod" folgten „Der weiße Fächer". „Das kleine Welt theater". „Ter Kaiser imd die Hexe", „Die Frau am Fenster". Alle in einem Jahr geschrieben; alle: dramatische Gedichte. Tas Theater war in der» Vers aelleidet; in eine Melodie gehüllt; in Musik ge- saßt er Edelstein. Viele andere hatten viele Götter. Für den Dramatiker Hösmannsthal gab es die Griechen; stir den Lyriker HosmannStkal Goethe. Vielleicht noch George. DaS Theater in Versen erweiterte sich. Hoi- mannSthal schrieb „Tie Hochzeit der Sobeide", „Abenteurer und die Sängerin", „Bergwerk zu Falum". Zwischendurch Gedichte, IVologe. Iknllen, Intermezzi, Requiem für Tote Alles im Vers. Auch die Prosa war VerS; tief lyrisch, immer ac- stimmt auf das sbmerzliche und doch geruhige Wissen um die Vergänglichkeit. Ti« Dinge waren alt und lebendig und wertvoll; ihre Sprache sing der Dichter tzoimannstbal aus und gab sie wieder, aber der Tob war nicht düster, sondern lind, ein Blatt in lauer Sommeraibendieier durch goldene Luit heradgeweht. Die Schöpfung wurde seltener, das Einzelwerk umsasscirder; da- Theater tragisch. „Elektra", sehr frei nach Sophokles; „Tas gerettete Venedig" — eines Trauerspiels wenig glückliche Hälfte; „Oedipus und die Sphinx". Das Schicksal ist ae- wattig in keiner Anentrinnbarkeft; es schlägt wahl los nick» trifft den Schuldigen und den Unschuldigen: Diese starke Wandlung kennzeichnet Seltenheit von Rhythmus nick» Reim; säst Gesuchtheit, an Artistik oren-end. Und der Dichter Hösmannsthal ist sebr in Gefahr, «in Gesäbrt« der Neoromantiker und Neo- klasstzisten zu werb«». Klingend unterbricht de« Weg das Spiel ^ab-erm a««"^ einfach ohne GestichHett; wt« et» Merkmal: Heimgefunden. Und den Heimweg be zeichnet stärker die Komödie, die an der Scheid« sicht: „Christinas Heimkehr". Sie ist schwächlich; manche Stellen, dünkt einen, könnten von Felix Salten sein. Ader: Stoff und Arbeit sind etwas Neues an Hösmannsthal: theatcrhaft, modern. DaS musikalische Empfinden krängt zum Opernbuch; Hösmannsthal schreibt dre Texte »um „Roscnkavalier", „Frau ohne Schat ten", „Iosephslegende". Und endlich sind zwei Komödien da: „Der Schwierige" und die vom „treuen Diener." 'Merkwürdig genug blieb von den Aufführungen Ker die Leistung der Schauspieler am stärksten haften; Elisabeth Bergner als Helene des „Schwierigen" in München; Max Pallenderg als „Diener" in Wie». Daß die Stücke für die Schauspieler geschrieben waren, so nahe im zweiten Fall besonders die An- nähme lag. kam bei Hösmannsthal nicht in Frage. 'Also belebte erst der Schauspieler die Schöpfung? So war es; aber das verriet nicht die Schwäche des Stückes, sondern die tdeaierhafte Erkenntnis des Dichters. Das Instrument beherrschte er nun meister- lich, und handhabt« es um so kunstfertiger, als er in die geliebte Welt des Spiels untertauchte. Der Schriftsteller Loris war ein großer Lvriker; der reife Dichter Hösmannsthal ist «in Lyriker und ist ein Theatraliker. ). l-, Bineent va» Ga-H aus der Lüh»«- Das Freund- schastsverhältnis, welches Vincent van Gogh mit seinem großen Malerkollegen Gauguin verbunden hat, ist der Gegenstand eine« fünfaktigen Schauspiels von Hermann Kasack, welche» soeben im Verlage von Gustav Kiepenheuer in Potsdam erschienen ist. Die Uraufführung soll an einer Berliner Bühne statt finden. Shrensold für Charlotte Rief«. Der zumal um die Heimatprovinz verdienten nahezu 70jährigen Schriftstellerin Charlotte Riese wurde von der Stadt Altona ein Ehrensold von 600 Mark ein- stimmig bewilligt. Unter dem Lite! -Au» dänischer Zeit* hat st« nnr »edr als R) Zabren Kinderaeschichten an» der eigen« Jugend veröffent licht, die zum Besten gehören, was es auf diesom Ge- hiet Wttochalvovlfteratur »ibt. — , — Schillers .Faust* und Goethes »Teil*. Aus Warschau wird der ,B. Z- a- M." berichtet, daß dort in der Großen Oper amtliche Textbücher zu Gounods .Faust" verkauft werben, mit dem literarhistorisch höchst aufschlußreichen Aufdruck: „Li bretto nach der gleichnamigen Tragödie von Schiller." — Die Warschauer Oper sollte es freilich wissen. Auch jenes liebenswürdige Schweizer Mädel, von dem uns ein Freund unseres Blattes erzählt, hätte sich den Schillerstein mal genauer ansehen können, den die dankbaren Schweizer bei Brunnen für den Dichter des „Tell" errichtet haben. Sie sagte nämlich zu einem deutschen Schulbuben, der sich in Schwyz unter drn Mythensteinen in irgendeinem großväterlichen Ohren sessel dreist niederließ: .Za, ja, junger Herr, da müssen'« sich auch reinsetzen, in dem Stuhl da Hot der Goethe seinen .Teil" geschrieben.* Borstaodswahl in der Berliner Freie« Sezession. Die Arbeitsgemeinsaft der Berliner Freien Sezession setzt sich für die nächsten zwei Zähre folgendermaßen zusammen: H. M. Pechstein, Vorsitzender; Ulrich Hübner, stellvertretender Vor sitzender; Heinrich Heuser. Schriftführer; Nick-ard Scheibe, Kassenführer; Ernesto de Fiori, Professor Käthe Kolluntz. Professor Han» Meid, Karl Walser. Magnetische Forschung«». Di« magnetische For- schunysexrxbition, di« im September 1S2S im In teresse sämtlicher Ostseestaaten von Kiel au» an Bord der .Ereilte" ihren Ausgang »ahm, ausgerüstet und geleitet von Kapitän v. Lernet und Dr. Grotcwohl, ist nach erfolgreicher Arbeit vorläufig abgebrochen worden. Die Expedition hat sämtliche 2Messungen in mehreren Teilen der Ostsee und im Finnischen Meerbusen ausgeführt. E» find zwei große magnetische Störungen entdeckt worden, deren Ursachen indessen bisher noch nicht ge- , klärt wurden. Das Expeditionsschiss kam durch das früher« Einsetzen de» Winter» im hohen Norden in, Eise fest. An eine Aurückfiihrung noch Deutschlcnd war nicht zu denken, und es wurde deshalb zur liebe rw inte run'g in der Bucht von Hasoal geschritten. Instrumente und Ausrüstung sind ge borgen. Ein Teil der Besatzung ist nach Deutschland zuruckg«kehrt, lieber den Verbleib eine, Teilnehmers herrscht Ungewißheit. Zm Mai d. Ä- wird die Erre- ditto» ihpe Arbeit« wieder aufnehmen. E licher ten fresse und: D heißt: W Hr nigi spriin tern, steht, Har Ung eh raubt, lichstei zerstör geheiz Stiefel unterg Ha gemalt die du Gli Zwei-? Kochkis Kind < Perle Uui heit, vi Ahnun Hause der Gö Abend. Ncii muß de so viel Abe herrscht brutale, lcitung der Stc Du ist gefrc es aufh das Voi den We, ausmistc Heizen, i im Hau sieberhch Haushal Da : Windeln wannen der Säuc abgespül Und Hai auch die Hühi Hunde? -rhebt s' Winter: klappern, die Küch drehen, i laufen u, Hausl Haushalt Man I'chiucn, c drahtlose wird ma jenen Kn um den Diese Menschhei Eisenbahn mehr als ganzen L kchrecklichs tlnive Ein-Vorsch Auch n zur Ouali Mittel, m winnen kö ganisation Eine von Buchmu an die b frage h« dem Zufall Gebiet der Buchkundc einen ganz vom geschr mit der Ke Buchdrucks nicht zuletz schaftlichen Gebieten f allen billig liche Arbei verein der jähriges Zl schichte des Das Er^ Albert S ch Nummer d, sehr zeitge, diesem leid Gebiete syf zeitig der lösen, dürft meine Zusti an verschiei reichenden Schramm v dern in der gewcroes, 2 Franks»
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