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Rr S4S ' ... .> i — Hauptschrlftletter: Dr. Everth, Leipzig Donnerstag, den 24. 3uli Verlag: Dr. Reinhold L Lo^ Leipzig ISIS Französisch-belgisches Schutzbündnis Die feindliche Wacht am Rhein Basel. 24. Juli. (Eig. Draht der.) Der .Matin' meldet: Zwischen Poincar^, dem König Alberi von Belgien. Marschall Fach und belgischen Generalen haben Besprechungen über ein festes Militärisches und wirtschaftliches Schuh- und Trutz- bündniS zwischen Frankreich und Belgien stattgefunden. Dieser Bund bezweckt für alle Zeil d!e Wacht am Rhein ficherzustellen. Basel. 24. Juli. (Eig. D ra h tb e r.) .Daily Mali' meldet: Die französische Regierung erteilte den Fabriken für Kriegsbedarf neue Aufträge zur Lieferung von Panzerwagen, Kanonen und Flugzeugen für mehrere hundert Millionen Franken. Dte Ansicht des Marschalls Foch, dah man stets mit der Möglichkeit des Aus bruches eines neuen Krieges rechnen müsse, wäre hierfür ausschlaggebend gewesen. Die französische Regierung besteht darauf, für die nächsten ^ahrc ein starkes, schlagfertiges Heer stets bereitzuhalten. Verschärfung -er Bestimmungen für die Rheinpfalz Ludwigshafen. 24. Juli. (E l g. Drahtbericht.) Die französische Militärbehörde hat die Bestimmungen in der Rhetnpfalz, welche für die Bevölkerung gelten, wieder verschärft. Die Erteilung von Ausreisegenehmigungen in das unbesetzte Deutschland erfolgt spär licher als je zuvor. Für die Ludwigshafener Rheindrücken werden nun mehr Pässe für einen Tag ausgestellt. Auch die Brtefzensur ist wieder'strammer. Der Einlah selbst genehmigter Zeitschriften und amt licher Blätter wird von den Kontrolwffizieren vielfach eigenmächtig be hindert. Nach wie vor müssen die Passanten die an der Ludwigshafener Rheinbrücke aufgezogene Trikolore in gewohnter Weis« grüsten und auch den französischen Fahnen, die von vorbeimarschierenden Trup pen mitgetragen werden, ihre Ehrenbezeigungen machen. Infolgedessen haben sich der pfälzischen Bevölkerung nachgerade eine Wut und ein Zorn über die unerhörten Belästigungen durch die Besatzungsbehörde be mächtigt. ' - - Straßburg, 24^Iuli. (Eig. Drahtder.) Nach den Beschlüßen der französischen Militärbehörden werden für di« künftige Besetzung der Rheinlands, der Rheinpfal, und deS Kehler Brücken kopfes in ausgedehnterem Matze als bisher schwarz« Kolonial- truppen herangezogen. Im Kehler Brückenkopfg«biet sind sämtliche weihen Franzosen abgerückt und Senegalnsger und Algerier an ihrer Stelle eingetrosfen. Auch die elsässischen Garnison?-'? erhalten stärkere Kolonialtruppenbesahungen als bisher. Amerikanische Vorbehalte bei der Ratifiz enrng? Rotterdam, 24. Zull. (Drahtbericht.) Die .Times" melden aus New Bork, dah sich die Aussichten auf eine bedingungslose Annahme deS Friedensvertraoes durch den Senat verschlechtert haben und dah Präsident Wilson bereit sei, einige Vor behalte bei der Ratifizierung zuzuge stehen. Die amerikanische Regierung habe bei den Mächten, die den Friedens vertrag zu unterzeichnen haben, Ungefragt, ob sie Vorbehalte des Senats anerkennen würden, ob sie in ihrer Ratifikation Gegen vorschläge machen und z. B. eine Klausel in der Gleich berechtigung der Rassen ausnehmen würden. Genf, 24. Juli. (Eig. Drahtbericht.) Europapreh meldet aus Washington: Die Opposition im amerikanischen Senat gegen die Ratifikation des FriedenSverkrageS wächst zusehends. Die Zahl der Senatoren, die sich verpflichtet haben gegen den FrtedenS- vertrag und gegen den Völkerbundvertrag in der jetzigen Form zu stim men, hat sich bereits auf 45 erhöht. Da 33 Stimmen, d. h. eine Stimm« mehr als ein Drittel der Gesamtstimmenzahl, genügen, um dte Rati fikation zunichte zu machen, wird WilsonS Stellung vor dem Senat eine äußerst schwierige sein. Die Republikaner haben Wilson bereits im Namen der der Opposition angehörendrn Senatoren mitgeteilt, im Senat Kerrsche die Neigung vor, auch das vom Präsi denten Wilson eingemachte Friedensprogramm zurückzu weisen. Die Senatoren Knox und MoseS haben sich an die Spitze dieser Bewegung gestellt. Der Präsident hat bisher nichts verlauten lassen, so datznicht anzunehmen ist, dah er nachgeben wird. ES ver- lautet, daß Wilson die Pariser Friedenskonferenz um die Erlaubnis nachgesvcht hat, dem Senat vertrauliche Dokumente über den Gang der Verhandlungen in Paris vorzulegen. Wenn es Wilson und seinen Anhängern jedoch nicht gelingen sollte, durch Kompromiße im Senat eine Mehrheit für das Friedensprogramm zu- sammenzudrinaen, werden di« 45 Lenator«n auf ihren verfassungs mäßigen Rechten bestehen und gegen die Ratifizierung stimmen, um so das ganze Friedensprogramm zunichte zu machen. Deutfchösterreichs finanzielle Verpflichtungen Wien, 24. Juli. (Drahtbericht unseres Wiener Mit arbeiters.) lieber die finanziell«« Friedens bedingungen erklärte mir eine Finanzautorität: Die Auf- teiiung der Staatsschulden des alten Oesterreichs, die rund 93 Milliarden betragen, ist so ziemlich das Sinnloseste, was ausgeheckt werden konnte. Nur die yypothekierten Dorkrtegsschulden, die aber nur 2400 Millionen ausmachen, sind unter den Nachfolgestaaten einiger^ matzen gerecht aufgekeilt. Die Aufhalsung der im Ausland« befindlichen Kriegsanleihen steigert die Kriegsanleihenlast Deutsch-Oester reichs auf mindestens 15 Milliarden. Unerträglich ist auch die Notenlast in Deutsch-Oesterreich: 5100 Millionen sind zur Ab- stempelung gelangt. Der Gesamtbesttz der Noten in Deutsch-Oesterreich wird auf 7 Milliarden geschätzt. UeberdieS gelangen am 3V. September noch 3400 Millionen Schatzscheine zur Einlösung, so dah von den Schulden bei der Oesterreichisch-Ungarischen Bank über 10 Mil liarden auf Deutsch-Oe st er reich entfallen. Dazu kommt die Ueberwälzung deS Notenbesthes des Auslandes auf Deutsch-Oesterreich. Selbst vorausgesetzt, dah Deutsch-Oesterreich und Ungarn die Haftung zu gleichen Teilen übernehmen, wird in Fachkreisen die darauf bezüg liche Belastung Deutsch-Oesterreichs auf mindestens 3 Milliarden ge schätzt. Alles zusammen beläuft sich Deutsch-Oesterreichs Schuldenerb« Alt-Oesterreichs auf annäh er nd fünf zig Milliarden. Dazu kommen aber noch die eigenen Staats schulden Deutsch-Oesterreichs sowie ifle Schulden der Länder und Ge meinden. Allein das Iahresdefizit Wiens ist derzeit 400 Millionen. Dabet braucht Deutsch-Oesterreich allein für die Beschaffung von Lebens mitteln monatlich Auslandskredite von 450 Millionen Kronen und muß sieben Achtel deS Kohlenbedarfs vom Ausland« bezieh«:, von Rohstoffen gar nicht zu reden. ES ist klar, daß ein Zwergstaat von 8 Millionen Einwohnern unter dieser Schuldenlast zusammenbrechen vutz. Wien. 24. Juli. lDrahtbericht unseres Wiener Mit- arbeiter s.) Zum Frledenstexk wird von führender deutsch-böhmischer Seile erklärt: Heute kann nur wiederholt werden, was jeder Kenner der Verhältnisse, wohl auch die Herren Kramarez und Benes ch, genau wißen, dah die deutsch-böhmische Frag« nicht in einem Friedensvertrage von Salnt Germain ihrer Lösung zugeführt werden kann. Die Entscheidung wird auf deutsch-böhmischem Boden, und nur durch daS deutschoDolk ln Böhmen, fallen. Allerdings sind di« Machtmittel der Prager Regierung heute so stark, dah diese Entscheidung nicht von heute auf morgen zu erwarten ist. Insbesondere die Bestimmung über die Kriegsanleihen liefert die Sudelendeutschen dem Tschechenstaate auf Gnade und Ungnade auS. Jede Auflehnung oder auch nur Opposition d«r Deutschen kann von den Tschechen mit der Weigerung beantwortet werden, die Kriegs anleihen «inzulösen, wodurch der Ruin der deutsch-bühmischen Kredit institute, und damit der ganzen Bevölkerung besiegelt wäre. vornehmen darf, ehe die Hauptfrage entschieden ist, nämlich ob das Ab kommen mit Deutschland durch den Senat ratifiziert wird oder nicht. Di« gemäßigte Preße bedauert diesen Beschluß, weil Amerika da durch außerstande ist, an der Regelung der kommerziellen An- gelegenheilen tetlzunehmen, und da Amerika weaen der vielen Mil liarden, die es Europa geliehen hat oder noch leihen wird, großes In teresse an der endgültigen Regelung der Schadenvergütungen hat. Interalliierter Wirtfchaftsrat in London Haag. 24. Juli. (Drahtbertcht.) Auf Anregung der alliierten Mächte wird heute in London «in tnteralltierterWirk- chaftSrat zusammentreken, um dte wirtschaftlich« Weltlage zu kubieren und Maßnahmen zur Lebensmittels «r- orgung vorzuberelten. 2n diesem Ausschuß wird England durch Lord Robert Cecil, Amerika durch Hoover und ebenso Frankreich vertreten sein. Handelsfreiheit in den englischen Mandatarstaaten London, 24. Juli. (Eig. Drahtbericht.) Im Unterbaust teilte der Staatssekretär für Kolonien Amery mit, daß Schritte unter- nommen werden, um Informationen zu sammeln über die natürlichen Hilfsquellen der Länder, die künftig unter britische Kontrolle oder Vor mundschaft gestellt werden. Das Parlamentsmitglied Wedgewood stellte die Anfrage bei der Regierung, ob alle Länder gleiche Handelsfreiheiten in diesen unter Vormundschaft gestellten Gebieten haben. Amery antwortete, daß dies jedenfalls in denjenigen Gebieten der Fall sein würde, die unter direktes britisches Mandat kom men. In den Gebieten, die unter Vormundschaft britischer Kolonien gestellt werden, liegt die Entscheidung bei den Regierungen dieser Kolo nien. Jedenfalls ist geplant, daß vollkommene Handelsfret- Helt für alle Nationen in diesen Gebieten herrschen soll. Finanzmtnister Chamberlain wies in diesem Zusammenhang noch auf die Tatsache hin, daß die Bestimmung der Reichsvorzugsstelle nicht auf diese Mandatsgebiete zutreffen soll. Grohbrttannien wird fast keinerlei Vorzüge vor anderen Ländern haben. Die Beisetzung Manheims Paris, 24. Juli. (Eig. Drahtbericht.) Mittwoch vor mittag fand hier mit grohcin Po m o die Beerdigung deS Ser geanten Manheim statt. General Mangin, sowie die fran zösischen, englischen, italienischen, amerikanischen und rumänischen Missionen in Berlin hatten militärische Abordnungen entsandt. * Berlin, 24. Juli. (Drahlbericht.) Die amerikanische Blättermeidung, wonach Foch als Druckmittel zur Durchsetzung der unerhörten Forde rung einer Million Buhe für der? Fall Manheim die Zurückhaltung der deutschen Gefangenen angeordnet habe, ist nicht bestätigt. An zu ständiger Stelle in Berlin ist davon nichts bekannt. Jedenfalls muß aber damit gerechnet werden, dah di« Forderung aufrechterhalten werden wird. Ungarische Dolksbeaustraqte in Berlin Haag. 24. Juli. (Drahtberlcht.) Nach der .Disch. Allg. Zig." i ?'"e große kommunistische Versammlung hak öloyd George ln einer Rede am Montag die gesamte, l Spartakusbundes beschärliote. Auch d-r D-lbllad«,-n ,0 M HII a r d - n H I u n ö ' D--N« Sterling geschätzt. er der KriegSentschädi- üb Senator Knox stellt sich auf den foi nennvng in diese Kommission R sov Milliarden Mark Gesamtkriegskosten der Alliierten Berlin, 24. Juli. (Eig. D ra h t b er i ch t.) Wie wir erfahren, sind mehrere ungarische .D olksbeauftragte' in Berlin ein getroffen, um dte kommunistische Bewegung des Spartakusbundes zu leiten und zu organisieren. Vor einigen Argen fand tn Neukölln kommunistische Versammlung statt, di« sich mit den Plänen „ - russische Größen' werden urzeit in verschiedenen Stellen Deutschland«, darunter der Fähnrich Krvlent. Washington, 24. Juli. (Eig. DrahtberichtI Der Senatsaus- schuß für dte auswärtigen Angelegenheiten hat auf Antrag von Senator Lodz« in Abwesenheit des Präsidenten Wilson vorgeschlagen, vor- L' fig amerikanisch« Vertreter der KriegSen'^"" aongSkommisslon zu ernennen, l" ' " Standpunkt, daß Amerika ketn« Er * Unterstaatssekretär Dr. Melchior. Die Verhandlungen zwischen dem Reichswirtschaftsministerium und dem Hamburger Bankier Dr. Melchior sind zum Abschluß gekommen. Dr. Melchior wird an Stelle des Herrn von Möllendorf den Posten des UnterstaatssekretärS übernehmen. Mit Herrn Warburg dauern die Verhandlungen noch ort. Man hofft, auch seine Arbeitskraft in irgendeiner Weise für die Regierung gewinnen zu können. Innere Politik L. Die Rede, dte der deutsche Ministerpräsident gestern gehalten hat, kennzeichnet sich als ein Akt der Selbstbesinnung am Anfang eines neuen, langen und steilen Weges. Da ist eS unver meidlich, daß wir, die nicht von jeher alles politische Geschehen ausschließlich als Masscnleistung gesehen haben und eS auch in Zukunft nicht tun werden, unsererseits fragen: Sind auch dte Männer da, die auf jenem Wege zu führen vermögen? Der Ministerpräsident selber und seine gestrige Rede geben ein Bei spiel dafür, wie besonnene, klardenkende, wohlmeinende und gut willige Persönlichkeiten die regierende sozialdemokratische Partei und damit eben die große Masse deS Volkes zu stellen vermag. Aber eS bleibt die Frage, ob daä Kaliber, daS eine solche Rede und ein solcher Mann zeigt, für die unerhörten Aufgaben auä- reichen wir-, die ihm und unS bevorstehen. Da ist zunächst freilich zu sagen, dah daS, waS wir an führen den Politikern im Kriege und auch vorher gewöhnt gewesen sind, daS Maß der gestrigen Rede in der Regel nicht erheblich über schritten hat. Aber wir sagen ja auch nicht, daß jene Führung auSgereicht habe. Und jetzt stehen wir vor viel schwierigeren Zu mutungen deS Schicksals. ES kann, zu zweit, keine Rede davon sein, als ob wir nun einen oder einige andere Männer zu nennen wüßten, in deren Schatten Herr Bauer zu stehen hätte. Wir wißen zwar, daß einer seiner nächsten Kollegen, der nicht, genannt zu werden braucht, ihm wahrscheinlich an Selbständigkeit der Gedanken und an Instinkt für die, wenigstens zunächst, wirk-' samsten Mittel, sich durchzufetzen, überlegen ist; aber wer wollte deshalb einen Tausch befürworten? Es kommt ja nicht bloß darauf an, daß jemand mit möglichster Schärfe wisse, waS er will, und sich mit möglichster Energie dahin strecke, wo sein Ziel steht, sondern auch darauf, waS er denn will, und wo sein Ziel liegt. Und ln dieser Hinsicht überlassen wir uns ruhiger der Lei tung des Herrn Bauer als der deS Herrn Erzberger. Allerdings hat man van diesem aesagt, er sei der eigentliche Kopf deS Kabinetts, aber tn Bauers Rede herrscht ein kollektiver Geist, der LeS Ge- samckablnetts oder, da auch dieses nicht eben sehr scharf profiliert ist, ein noch breiter begründeter, ein demokratischer Geist nicht bloß dem Inhalt, sondern auch der Herkunft nach. Der Ministerpräsident hat selber am Schlüsse seiner etwas breiten, vielleicht zu aus geführten, infolgedessen nicht sehr schlagenden Rede Barbusse zittert mit dem Satze, die Demokratie werde sich ruhiger un schöner entfalten, wenn sie geklärt werde durch AuSerwählte. Diese AuSerwählten sehen wir noch nicht. Vielleicht kommen sie, wir müssen eS ja alle wünschen. Es ist freilich wahr, die Demo kratie kann nicht Heldenzeitalter sein. Aber sie ist alt genug in der Geschichte, -ab wir wißen können: Sie duldet sehr wohl daS Auftreten hervorragender Einzelner, ja sie wird am Ende auf bl« Dauer in ihrem Bestand davon abhängen, und wir hoffen sogar, baß gerade sie daS Aufkommen von Talenten und Charak teren, an denen unsere Politik nie Ucbersluß gehabt hat, be günstigen soll! Daß dies möglich werden kann, wenn der Geist der Bauersche» Rede Allgemeingut wird, darf man glauben. In dieser Rede ist -er Mert und Sinn der Demokratie werbend und überzeugenb zum Ausdruck gekommen. Der erste Beamte der deutschen Republik hat offen ausgesprochen: wenn es heute noch an der Durchführung der Demokratisierung bei uns fehle — nicht an ihrer grundsätzlichen Einführung —, so liege daS nur an einem Mangel von Fähigkeiten, die vorhandenen Rechte des Volkes auszuüben. Solche Offenheiten muß ein demokratischer Führer sagen können, sonst ist er zur Leitung nicht geeignet, und sonst bleibt dte Demokratie aussichtslos. Als Herr Bauer davon sprach, man müsse wieder Resvekt vor Sachkenntnis und Erfahrung be kommen, klang es nicht, als meine er vor allem seine eigenen Gaben dieser Art, sondern als sei er auch selber bereit, sich in manchen Dingen dem Urteil besonderer Sachkenner unterzuordnen. Auch dies ist eine politische Tugend demokratischer Führer unb darüber hinaus unentbehrliche Gesinnung eines demokratischen Volkes. Der Redner führte den Gedanken weiterhin für einzeln« Gebiete, namentlich auch für das wirtschaftliche, näher aus, ohn« freilich tn dieser Beziehung viel Neues zu sagen. Und daß eS viel helfen wird, wenn so gute Gedanken immer wieder ausge sprochen werden, darf man ja leider nicht hoffen, so sehr man et möchte. Im übrigen sollen aus dem Inhalt nur einige Einzelheiten hier herausgehoben sein. Der Grundgedanke der wirtschaftliche» Demokratie, der die politische ergänzen muß, ist schon lange immer weiteren Kreisen vertraut geworden, wenigstens gedanklich; et kommt nun darauf an, -aß er auch allen ins Gefühl und ln den Willen übergeht! Und dazu wird am ehesten die praktische Ge wöhnung helfen, mehr als alle programmatischen Bekenntnisse unb Mahnungen. Deshalb liegt der Haupttcil der Bauerschen Rede da, wo sie -le bestimmten und nächsten Pläne der Regierung zeichnet. Der Sinn, den bas Gesetz über Arbeiter- und WirtschaftSrät« haben soll, kann als längst bekannt gelten; ob es diesen Slnn haben wird, läßt sich erst sagen, wenn der Entwurf vorliegt. Daß gerade dieses Gesetz an erster Stelle genannt wurde, war selbst verständlich, weil eS nicht nur unumgänglich, sondern unaufschieb bar ist. Die energischen Schritte zur Sozialisierung wichtiger In dustrien, die angekündigt werben, wird man ebenfalls politisch unbedingt zu billigen Haven. Es muß endlich etwas in Lieser Rich- tung geschehen, sonst kann man über kurz oder lang überhaupt keine inner« Politik mehr machen. Die Fragen der Räte und der Sozialisierung sind nun einmal nach wie vor brennend, auch wen» nicht immer gleichmäßig viel davon gesprochen wird. 'Seid« Probleme hängen zusammen, und Herr Bauer hak das gester» so formuliert, daß In den geplanten Räteorganisattonen die Vor bereiter und späteren Träg?r der Sozialisierung geschaffen wer den sosien. Wer nun allen diesen Maßnahmen mit Sarge entgegensieht, und das tun sa keineswegs wenige, dem sott eine ander« Sora»