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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.01.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192401176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19240117
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19240117
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-01
- Tag 1924-01-17
-
Monat
1924-01
-
Jahr
1924
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5*1»« » Und man bars von seiner Energie und Gewandrheit . uch erhoffen, daß er es allen sicher -u erwartenden Qucltrelbecrien »um Trotz, durö lühv-n wird. Was über ist da mir erreicht/ Dies nämlich ist die schwöre Frnge, di«, un- bcict»drt ollen Respekte», den man dem redlichen Wahrycilssuchcr in Poris »ollen muß, hier kaum irgend etwas wie Opt^m.smus auslow.wen läßt. Dos Amt, dos er und di« beiden Uiiteliuchungsausschüsse auf sich genommen haben, ist fa bestimmungsgemäß absolut aus di« wirtschaststhcoretischr Eben« be- schränkt. Da» Ergebnis, dos ihre Arbeit haben wird, hat also keinerlei zwangsläufige praktisch Konse- quenzen, weder im wirtschaftlichen und noch viel weniger im politischen Betracht. Mögen also auch in den Gutachten, die di« be.den Alusjchusse au», arbeiten werden, die Ursachen des deutschen Verfalls und damit der Gefährdung Europa» noch so klar beleuchtet werden — die Reparationskommiiston ist nicht rm mindesten verpflichtet, d.ese Gutachten zur Grundlage ihrer künftigen Politik »u machen. Hier aber liegt der tiefst« Grund »ur Hoffnung», losiplrit: daß die Reparationskommission, die, ihrem ursprünglichen Aukgabenkrois nach, rein wirtschaftlich eingestellt sein müßt«, überhaupt Politik treibt; — ein Ucbcl, das dadurch noch vergrößert wird, daß sie vor altem die Politik de» Hauptgläubigers Deutschlands, die Politik Frank- reicl)L, vertritt. Die französische Politik aber ist sich in den legten Jahren noch nie im klaren darüber gewesen, ob sie Reparation, also Erhaltung der deutichen Wirtschaftskraft, und damit der deutschen Einheit, oder aber .Sicherung' und domit Zcr- störung des Reiches erstreben soll. Diese Unsicherheit gab der französischen Politik jenen nervösen, un. ungeduldigen und gewalttätigen Charakter, der in allererster Linie jene Zerrüttung der deutschen Wirt schaft herbeigesührl Hot, zu deren Beseitigung jetzt die beiden Pariser Untersuchungsausschüsse den besten Weg finden sollen. Der Weg ist nicht allzu schwer zu finden, l>e- sonders für eine Persönlichkeit wie General Dawes. Aber seine opfcrmutige Arbeit wird umsonst ge wesen sein, wenn er nicht auch imstande ist, in Fiankreirli den Willen zu wecken, diesen Weg zu gehen. Ein starker Will« entdeckt, nach dem alten c.rgliichen Sprichwort, immer auch einen Weg. Aber ob ein vor aller Welt offen -argeleqter Weg auch den fehlend«« Millen zu erzeugen vermag? Ramsay Macdonalds spitz.ge Rede Londo», 16. Januar. (Eitz. Tel.) An seuirr Antwort aus die Thronrede erklärte Ramsay Macdonald, daß seine Partei nicht dazu beitragen kann .die Regierung länger im Amte zu lassen, nachdem die Thronrede die Frage unbeantwortet gelassen habe, ob dis konserva tive Partei nach dem ungünstigen Ausfälle de: Weh- len ihrs Schutzzollpolitik aufgegebcn habe. Seme Partei Hobe unmittelbar nach Verlesung der Thron rede sich entschlossen, am Donnerstag ein Miß trauensvotum einzubringen, das fol genden Wortlaut habe: „Es ist unsere Pflicht, Ew. Majestät ehrerbietigst darauf aufmerksam zu machen, daß die gegenwärtigen Berater Ew. Majestät nicht das Vertrauen des Pause» besitzen.' — DeE Arbeiterführer erklärte dann, er werde sich ein- mhknd mit der gesamten Politik des Kabinetts in seiner Prag ramm rede über den Mißtrauensantrag der Arbeiterpartei beschäftigen. Lloyd George, der einen starken rednerischen Erfolg, hatte, sprach hauptsächlich über die englische Landwirtschaft und die deutsche Frage. Er wüns-.te zu wissen, was es bedeutet, wenn man davon spreche, daß Deutschland gr^ über Frankreich kapituliert habe. Wce seien tue ^ntereffen der englischen Wirt» schcft bet dem Vertrag zwischen den deutschen Jnku» striellen und de: Micum gewahrt worden? Es fer ausreichende» Beweismatrrial dafür vorhanden, daß die separatistische Bewegung in der Pfalz abermals von französischem Gelde tatkräftig unterstützt worden sei. Eine gründ- liche Untersuchung dieser Angelegenheit sei erforder- lich. Was England brauche, sei eine energische Außenpolitik, die entschlossen sei, alle Rechte und Interessen des Empires zu wahren. Baldwin leitete seine Red« mit einer langen Erklärung ein, warum das Kabinett aus verfaäungs- rechtlichen Gründen es für notwendig besungen Hobe, lus zu ecner entscheidenden Sitzung des Unter hauses im Amte zu bleiben. London. 16. Januar. (Eia. Tel.) Die beiden politischen Debatten, di« in den englischen Parla- menten geführt wurden, standen auf grundverschie denem Niveau. Im Oberhaus ein« geistig hoch- stehende Debatte zwischen Lord Grey und Lord Curzon, die als erfahrene Sachverständig» aus dem Gebiete der Außenpolitik über die besten Mittel und Wege berieten, Europa aus dem Zustand des Unfrieden» zu erlösen und di« Tradition der eng lischen Außenpolitik auch nach drm bevorstehende!? Regierungswechsel zu wahren-, im Unterhaus« die agrtotorisa-c Angriffsrede von Ramsay Macdo nald und von Lloyd George gegen eine angeb lich unfähige Regierung, di« baldmöglichst zu.ück- treten müsse. In Ramsay Macdonald« Rede, die, seil sie offenbar auf den Zuhörer zug-schnitten war, in politischen Kreisen lebhaft enttäuscht hat, vrrspürte mau wcucg v»u dessen siaattwövvtjcher Mäßigung, dir der Alücrt-Hall-Rede ihr großes politisches Ge wicht urbliehen hat. Als Ramsay Macdonald er klärte, daß neue Männer und «ine neu« Politik not wendig seien, nm dem Elend in Mitteleuropa und der Politik, di« dieses Elend verschuldet habe, Lin. halt zu gebieten, al» er, ohne ein Programm zu um- schrr b»n, sich damit begnügt«, zu erklären, daß di, englisch n Ansichten und Interessen -ur Geltung ge- bracht werden müßten, statt Noten zu schreiben, da fiel es Lloyd George ein, dem Führer der Ar beiterpartei, dem er ironisch alle» Gut« wünschte vorzuhalten, daß die europäischen Problem« nicht ohne weitere« durch Verbotstafeln der Arbeiterpartei gelöst werd«» könnten. Die konservativr Press« kommentiert di« Thron- red« al« Bekenntnisabgab« durch di« Regierung, w:s sie zu tun gedenke, wenn man sie im Amte ließ«, w'-h-end die .Timea' darauf Hinweisen, daß Ramj.» Macdonald nur ganz kurz die außenvolitische L g» gestreift habe, und daß d«r innerpolitische Teil sein»; Rede « nen ausschließlich demagogisch zugcspttten Angriff auf Baldwin darstellte. .Daily Telegraph' hält dem Arbeiterführer vor. daß «in noch so laut ausgesprochen«» und au all« Bölket s«richt«tea Verdat, «tu« bestimmte Politik zu verfolgen, noch keine positiv« englisch« Außenpolitik dorstrll«. Kundgebung gegen de« Separatismus Generalkonsul Elive in Mannheim Mannheim, 1V. Januar. (Eig. Tel.) General- konsirl Botschaftsrat Clive aus München, d»r un Auftrage seiner Regierung bekanntlich die Pfalz bereist, um sich von dcr durch die Gcwulthcrrchaft der Separatisten in der Pfalz geschaffenen Log« per sönlich zu überzeugen, hat dem Wunsch der pfälzischen Bevölkerung entsprochen und im Parkhotel, wo er ab gestiegen war, die berufenen Vertreter der Pfalz zu einer Aussprache empfangen. Die Aussprache gab ein erschütternde» Bild der Qualen, die das Pfälzer Volk unter der separatistischen Ge walt!) rrrschaft ertragen mußte, und zeigte, daß di« Separatisten nur durch den Schuh des französischen Provinzdelcgiertcn für die Pfalz, General de M tz, und seiner Bezirksdclegiertcn sich in der Pfalz s>.st- sctzeil konnten und ihre Gewaltherrschaft gegen -en einmütigen Willen der wehrlosen pfälzischen Bevölke rung aufrecht crlraltcn können. Besonders tiefen Cm- druck machte di« Erklärung eines Arbeitervcrtrtters, daß 80,8 Prozent der pfälzischen Be- völkerung den künstlich in die Pfalz h'ne n- getragenen Separatismus auf das scharrst« verurteilen. Es war ein erhebender Augen blick von historischer Bedeutung, als die berufenen Vertreter des Pfälzer Volkes, als erste der D.schof von Speyer und der Präsident der protestantischen Kirch«, sich spontan -um Zeichen der Zustimmung ;ür folgende Kundgebung von ihren Sitzen er hoben: .Die berufenen Vertreter aus sämtlich n Wett- anschouungen, allen politischen Parteien und Bevölke rungsverbänden der Pfalz erklären dem Herrn Grne- ralkonsul Clive als dem Abgesandten ter Regierung Großbritanniens, daß die pfälzische Bevölkerung auch unter den fürchterlichen Drangsalen der Ge waltherrschaft der sogenannten separatistischen Ne gierung als einer Horde landfremder, sittlich min derwertiger Elemente niemals fol gen wird. Nur durch die direkte Unterstützung -er Separatisten durch die französische Besatzung ist dreie Gewaltherrschaft gegen eine wehr- und waffenlos Bevölkerung möglich. Im Namen der Menschenrechte und des Sclbstbestimmnngsrcchte einer kulturell und wirtschaftlich hochstehenden Bevölkerung von 800 000 treudeutschen Pfälzern bitten mir den Herrn Ver treter der britischen Nation, bei »einer Regierung dahin wirken zu wollen, daß unserer Pfalz wieder der Rechtsboden der deutschen und bayr schen Verfassung, des Versailler Vertrages und des Nhern- landabkommens gegeben wird und di« Bevölkerung der Pfalz von der separatistischen Tyrannei undDcrsllavung befreit w rd.' Mavnhc.M, 16. Januar. Der englische General konsul Clive reiste gestern vormittag in die Pfalz ob um bei dem französijchen Oherbelegert-n für die Pfalz, General de Metz, einen Besuch abzu- stottrn. General de Metz hat eine kleine Anzahl Pfälzer »« diesem Besuch zu sich gebeten. Maßregelung undeutscher Journalisten Kam, 16. Januar. lE i g. Tel.) D«r Verein Kölner Presse hat gestern einstimmig eine inzwischen der Ocfsentlichlcst übergebene Ent schließung gefaßt, nach d:r seine bisherigen Mit- glieder, der Chefredakteur des .Kölner Tageblattes' Kurt Rademacher und sein Mitarbeiter Pro fessor Artur Jung in Köln, durch ihre un deutsche Haltung bei der Erörterung der rheinischen Frage eine Gesinnung geze'gt haben, de ihr wuitcrcs Verbleiben im Verein Kölner Presse nicht wünschenswert erscheinen läßt. Im .Kölner Tageblatt' geben sich jene Kreise ein Stelldichein, die zwar mit den Separatisten bekann ten Schlages nichts zu tun haben, aber staats rechtliche Aenderunqen am Rhein durch di« Rheinländer selbst, nötigenfalls ohne Reich und ohne preußische Regierung, ober im Einvernehmen mit den Besatzungsmächten erstreben. Das Blatt entfernte sich in letzter Zeit mehr und mehr von einer sachlichen Vertretung sein«: Ideen, begründet« vielmehr in wichtig»» politischen Fragen seine Schlußfolgerungen einseitig mit ausgeprägten französischen Gedankengängcn Di« französisch- Propaganda bedient- sich ter Artikel des .Kölner Tageblattes' hin und wieder als Kron zeugen für di« angebliche Stimmung der Rhein länder. Es sei deshalb sestgcstellt. imß der hinter drm .Kölner Tageblatt' st-h-nde Pcrsonenkreis nur ganz klein ist und politisch als einflußlos gilt. Dem Blatt; selbst kommt nur lokale Bedeutung »n. Prüfung der bayerischen Denkschrift Meinungsaustausch zwischen Reich und Bayern Berli», 16. Januar. Der Reichskanzler hat aa den bayerischen Gesandten von Preger am lS Za- nnar ein Schreiben gerichtet, in dem es heißt: .Die mir am 8. Januar überreichte Denkschrift der bayerischen Regierung habe ich inzwischen mit Aufmerksamkeit gelesen und sie, sobald ich in den Besitz einer ausreichenden Zahl von Abd.ücken gelangt war, ollen beteiligten Reichsstellen zuge- leltet. Dl« bayerische Regierung wird e, verständ- llch finden, daß die Reichsregierunq angesichts der weitgveisenden Bedeutung de» in der Denkschrift er- örterten Problem» eine abschließende Stel lung heute noch nicht einnehmcn kann. Schon jetzt aber möchte ich der lebhaften Genugtuung darüber Ausdruck geben, daß der in sachlich gehaltener Form daraeleyte Standpunkt den die bayerische Rrg'e ung der Reichsverfassung gegenüber einntmmt, von dem Gedanken getragen ist, do« Reich im ganzen, wie in sein«» Teilen stark und fest zukan m»ng-füg zu er halt;». Ich verkenn« n'cht. d ß dl« Denkschr ft stw hl in ihren arschichtl'chen D rlrgunaen w'e ln den Dor- schlügen für die Zukunft Gegenstand lebhafter vi:I- l«icht hastiger M«inuna»kLmpf« sein wird, di« jedoch, wi« ich bestimmt hoff«, sich in den Grenzen halten werden, die ihnen die Tatsache zieht, daß d.utschr Gedanken und Gefühle der bayrischen N^ie vonoeratag, ck«r 17. suauur rung die Feder geführt haben. Die Reichsregierung ist gern bereit, zunächst mit der bayrischen Regierung unter Zugrundelegung der überreichten Denkschritt in einen Meinungsaustausch «iazutreten, wobei sie mit der bayrischen Regierung darüber einig ist, daß die «in^.nen in der Denkschrift erörterten Fragen einer eingehenden sachlichen ,uvd vorurteilslosen Prüfung bedürfen. Erst nach dem Ergebnis dieser Erörterungen wird sich die Frage beantworten lassen, inwieweit seitens der Reichsregierunq und der bay rischen Regierung die Initiativ« zu gesetzgeberisch«» Maßnahmen zu ergreifen sein wird.' Oberstleutnant Knebel stellt sich München, 16. Annnar. (Eich. Lei.) Oberstleutnant Srieb « l, der »Ultürlsche Leiter de- Hitlerpntsches, seit dem ü. No» vember flüchtig, hat sich heute vormittag der Staatsanwaltschaft beim Voll-, gericht München l gestellt. Aa Beglei» tung feine- Anwalt- Dr. Grademann begab er sich ,u der genannten Stelle tn den Iustrzpalast, wo sofort mit seiner Vernehmung begonnen wnrde. Cr rechnet darauf, nach keiner Bernehmnrrg wieder auf freien Aust gesetzt zu werden, Sa Verdunkelungsgefahr nicht mehr vor- liegt. DerBeamtena. bau bei -erpost Bon Oberpostsekrelär ^lormnnn Auf Grund des Ermächtigungsgesetze« vom 13. Oktober 1823 hat di« Neichsrcgierung die Vor- ordnung über den Personalabbau erlassen. Danach hc.ben wegen der dringenden Slotlage des Reiches bei jeder Reichsverwaltung von der Gesamtzahl der cm 1. Oktober 1923 im Dienste befindlichen Beamten 2ö v. H. auszuscheiden. Während die ersten 10 v. H. b » zum 31. Januar und die weiteren 5 v. H. bi» zum 1. Mär» erfüllt sein müssen, hat sich die Regierung die Bestimmungen über den Abbau der legten 10 o. H. Vorbehalten. Bei der Post sind die ersten 10. v. H. erfüllt. Der Abbau ist gleichmäßig für aüe Gruvpen nach folgenden Richtlinien dnrchgeführt worden: a) Angestellte und Helfer, b) verheiratete weibliche Beamte, c» minderleistungsfähige Beamte, ci) Beamt«, die aus anderen Quellen einen dauernden und gesicherten Erwerb haben, e) sonstige Beamte im Alter von über 60 Jahren, soweit nicht zwingende dienstliche Gründ: für ihre Belassung vorliegen. Im Oberpostdrrektionsbezir! Leipzig sind da mit 1120 Kräfte cinschl. der Angestellten und Helfer dem Abbau verfallen. De Erfüllung der folgenden 5. v. H. erfordert den Abbau von weiteren 600 männlichen und weiblichen Beamten. Dis Beamtenschaft hat der Notlage des Reiches, mit dem si« auf das Engst« verbunden ist, stet» weit gehendes Verständnis entgepengebracht und ist auch im neuen Staate Hrer Pflicht als Staatsbürger durch pünktliches Zchlen der Steuern gerecht gewor den. Sie hat sich mit der vorläufigen Ausyebung der vierteljährlichen Zahlung des Gehalt» abzu finden, sic hat trotz der wesentlich höheren Grund preise gegen früher mit 40 v. H. de« Friedensein- kommens auszukommen und die verlängerte Arbeits zeit auf sich zu nehmen. Und dazu jetzt noch der Personalabbau mit seiner brutalen, grausamen Aus wirkung. Schon bei Erfüllung der ersten 10 v. H. konnten außer den älteren Beamten Beamte in ten mittleren Jahren nicht geschont werden, di« infolge von im Kriege zugezogenen schweren Leiden ge- -wungen waren, längere Zeit dem Dienst fernzu bleiben. Nach löjühriger und längerer treuer Dienst zeit werden diele Beamten mit ihren Familien durch di« harten Bestimmungen der Abbauverordnung in der Zeit größter Arbeitslosigkeit unter Gewährung eines völlig unzulänglichen Wagegeldes in Höbe von 60 bis 100 monatlich aus ihrem Lebens^rus gerissen und einem ungewissen Schicksal iiberl. ffen. Achnlich schwer trifft der Abbau Beamtinnen, di« für Eltern und sonstige Angehörige zu sorgen haben. Noch brutalere Auswirkungen muß der Abbau der weiteren 8 v. H. mit sich bringen. Weil der Pcm- hundcrtsatz unter allen Umstanden erreicht werden muß, wird sich nicht vermeiden lassen, d.ß selbst kriegsbeschädigte Beamte abgebaut werden müssen! Sind angesichts dieser furchtbaren Auswirkr'ngen nicht die selbstverständlichen Fragen aufzuwer,en: „Warum sind von den maßgebenden Stellen n»ck,t rechtzeitig zur Vereinfachung de» Verwaltungs apparates die Gesetze geändert und ve.etn- facht worden, und weshalb erfolgt nicht zunächst ein Abbau derjenigen Behörden und Verwaltungen, die während de« Krieges und nach dem Kriege entstanden sind? Deshalb ist bei d:r Umstellung der Finanzverwal- tung trotz dauernder Hinweise des Reichspostmini steriums und des Reichsverkehrsministerium» sowie der beteiligten Beamtenfachorganisationen nicht zur rechten Zeit auf Beamte der Der- kehrsvcrsaltungen zurückgegriffea worden? Die Öffentlichkeit soll sich darüber klar fein, daß der plötzliche brutale Abbau tausroder ein gerichteter Beamten Rückwirkungen bei den Der» kebrsverwaltungen in Gestrlt von Verkehs- und Be- tricbseinschrönkungen einschneidendster Art mit sich bringen muß. E» darf aber erwartet werden, daß sie angesichts der Opfer, die di« Beamtenschaft unttr den größten, kaum zu ertragenden Entbehrungen für den Wiederaufbau de» Reich«, und für di« C«- sundung feiner Finanzen bringt, V«rständui» dafür hat und die Auswirkungen nicht dl« Beamten schaft entgelten läßt! Wie denn überhaupt zu wün» schen ist, daß da» Verstehen zwischen Oeffentltchkett und Beamtenschaft b-sser werden möge, al» e» leider in der Ver gangenheit zum Nachteil beider öfter der Fall war. Penesch ln London Lcnd« N Kanua« (EigTrl.>D.Vrnesch ist gestern obe d tn London e'ngetroff-n und er klärte den Vress'verlretern, baß er vor seiner Unter haltung mit Lord Curzon die heut« vormittag statt- sinbet, keinerlei politisch, Erklärungen abzugtben Un stande sei. Graf Vethlen ist ebenfalls in London eingeirosf-n. Das Scho der sächsischen Wahlen Die Reichspresse hat erst Hetzt Geleaenbeit ge- nommen, sich mit dem Ergebnt, der sächsischen Ge- metndewahlen zu beschäftigen. Sie tut das in sehr ausführlichen Artikeln, in denen die Ursachen für die Wahlniederlage der DSPD. und den Sieg der bürgerlichen Parteien untersucht werden. So schreibt die .Frankfurter Zeitung' in ihrem gestrigen Leitartikel, daß die Vorgänge in Sachsen geeignet seien, die Sozial!dcmokratie tief zu be unruhigen. Die Partei trag« die Spaltung»leime in sich, vor allem durch da« gegenseitige Mißtrauen, da» au» ihrer ganzen seelischen Einstellung ervorgehe. Unter dielen Umständen hätten die Gemeindewahlen stattgcfunden, und es sei ganz natürlich, daß zahl- reich« Mitglieder der Partei gar keine Lust mehr haben, sich Mr sie zu bemühen. Da» Ergebni» sei daher die Niederlage gewesen. Das Blatt untersucht dann die Zersetzungserscheinungen in der Sozialdemokratischen Partei näh;r und bemerkt, cs sei durchaus entscheidend, ob eine Partei ihre ganze Seele auf ein gewisses Vermitteln oder ans Zuspitzung einstelle, denn eben da» sei aus schlaggebend Mr ihre inneren Auseinandersetzungen. Eine sozialdemokratisch« Partei oder Gruppe, die nicht wisse, daß sie mit den Kommunisten niemals durch Nachgiebigkeit konkurrieren könne, Hobe sich selber schon di« praktische Grundlage entzogen. Sie habe bereits die Maße verloren. Di« .Kölnische Zeitung' stellt fest, daß man das Ergebnis der sächsischen Gemeindewahlen, die übrigen» nach einer neuen, der rheinischen Verfassung stark angenäherten Form vor- genommen worden seien, als «inen Sieg des Bürger tum» verkünden könne, und daß man daraus schließen könne, daß damit auch die s o - i a l l st i sch- kommunistische Mehr he it de» Landtags überlebt und abgetan sei. Dem rechten Flügel der Sozialdemokratischen Partei müsse da» Zeugnis ausgestellt werden, daß er mit seinem Streben zur Großen Koalition di« Zeichen der Zeit besser erkannt habe, al» die doktrinären Rovembersozialisten und Zuläufer der eigenen Partei. Gerade diese hätten die freie Entschlußkraft der sächsischen Sozialdemo kratie seit 1818 stark behindert und di« ganz« Partei in ihrer innerdeutschen Bedeutung stark herab gedrückt. Es scheine nun heute am Platz«, da» liberal-freisinnige Bürgertum -u ermahnen, auf ebenso klugen und taktvollen Degen vorzugehen, wie es seine Gesinnungsgenossen im vreußischen Landtag getan haben. Das Blatt tritt- siert dann das Verhalten der Deutschen Dolkspartei in Sachsen, die sich nirgends zu liberaler Arbeitsgemeinschaft mit den Demokraten -usammengefunden hätte, sondern in überwiegendem Maße mit den Deutschnationalen zusammen- ma^Gicrt sei. D'e .Deutsche Allgemeine Zeitung' bemerkt: .Die Ge"ieindewablen wird man immer besonder» we.ten müssen, daß sie aber ein so gleiche» Ergebnis in gar- Sachsen gebracht haben, gibt ihnen doch eine größere Bedeutung, als ihnen im allgemeinen -ukommr. Da di« Wahlen an einem Tage in ganz Sachsen statt fanden, lassen sich daraus bestimmt« politisch« Schlüsse für die völlige Umstellung ln Sachsen ziehen, was bei getrennten Gemeinde wahlen nicht d«r Fall wäre, da ja im allgemeinen örtliche und wirtschaftliche Interessen bei den Ge- meintewahlen vorherrschend zu sein pflegen. Di- Rolle der Sozialdemokratie in Sachsen in ihrer Hoch burg ist völlig ausgespielt. Di« Konse quenzen Liess Ereignisses werden und müssen sich in der ganzen Politik des Lande» ausuurken." Di« „Bossische Zeitung' schreibt, nach ein gehender Würdigung des Wahlergebnisses: .Aller dings wird es sich erst erweisen müssen, ob di« bür gerlichen Parteien den starken Erfolg, den sie errun gen haben, richtig auszunutzen verstehen. Es wird sich insbesondere -eigen müssen, ob die extremen Rechtsgruppen, die -um erstenmal al» poli tische Partei in die Oefferktlichkeit treten, imstande sein werden, positiv an der Wohlfahrt der Städ'e und damit des ganzen Landes mitzuarbeiten. oder ob diese Partei nur eine Schar fanatischer, unber chen- barer Oppositioneller um sich gesammelt hat, wie wir sie auf der linken Seite der Parlamente in den Städten und Ländern des Reiches -ur Genüge haben,' Das .Berliner Tageblatt' stellt al» be sonders bemerkenswert und charakteristisch fest, daß die .wirtschaft» politische Gemein schaft »liste' in Leipzig, di« die Parteien rechts von den Demokraten, mit Ausnahme der Völkischen umfaßt, gegenüber 1921 sechs Mandate verloren habe. Unter der Ueberschrift „Rot auf Halbmast!' wür- digt der .Berliner Lokalanzeiger' die sächsischen Ge meindewahlen einer eingehenden Bettachtung. Da» Blatt schreibt u. a.: „Die große allgemeine Be deutung der Wahlschlacht liegt darür, daß di« Führuyg der sächsischen Politik nun endgültig den Händen der Linken -ntgleitet und in die der bürgerlichen Mittclparteien übergeht. Die Deutsche Dolkspartei und di« Demokraten sind zur- zeit die alleinigen Dertreter des siegreichen Bürger- tum« in der Negierung. Slotwcndig ist vor allem, daß die b:st?h?nd« Ungleichheit im Ka binett beseitigt wird. L« ist nicht langer an- gängig, daß drei bürgerlichen Ministern vier sozial demokratisch« gegenüberstehen. Stimmengleichheit ist da» mindest«, was die bürgerlichen Parteien be- anspruchen müssen. Die Stellung des Koalitions kabinett« ist zweifellos gestärkt worden.' Zum Schluß sei in diesem Zusammenhang auf den gestrigen Leitartikel der „Leipziger Volks zeitung' hing«wi«sen, die unter dem Titel .Die Reaktion triumphiert' di« Niederlage der sächsischen Sozialdemokratie einer schonungslos«» Krittk unter- wirst und abschließend folgende» schreibt: .Di« Wahlen, vor allem aber di« vorhergegang-nen Kampfe, haben mit aller Klarheit bewiesen, daß es unmöglich ist, mit den Kommunisten «ine taktische Einheit -u bilden. Dies« Er- lenntni» wird für den weiteren Kamps des deutschen Proletariats von folgenschwerster Bedeutung sein. Aber di« Erfahrungen in Sachsen haben genug be wiesen, daß es den Kommunisten zuletzt nicht daraus ankommt, die Position der Arbeiterklasse gegenüber dem Kapital zu bessern, sondern daß sie lediglich ihre parteipolitischen Ziele in den Vordergrund stellen. Daß di« linksextreme Einstellung unf«r«r Ge- noss-n bi« Partei vor einem auß-rordentlich starken Abfluß sozialdemokratischer Döhler an b!« Kim- muv st.sckce Parttt n'cht z« retten vermochte, >-'g-n bi« Dehlen in Zwickau. Chemnitz, Plau«n und auch Dresden. Da» der Soziald^mokrekischen Partei not tut, ist atn« »öllia«Umstellung ihr«« Tak tik, di« ab« vAttg f-aibl«ib«n muß von tra«^ welchen Beeinflnffimgen s«ttrn» der Komnnmiinsch«» Partei.'
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