8. Srautstand und Ehe am Hofe. (1681.) Im Verkehr mit Anderen Zucht zu bewähren, sich selbst gut darzustellen, Höheren Ehrfurcht zu erweisen, von Niedrigen Achtung auch in Geberden und Anrede zu fordern, war von je deutsche Art gewesen. Genau besümmt war die Form des Verkehrs, nicht gering die Zahl der bedeutsamen Redewen dungen, welche jede gesellschaftliche Beziehung einleiteten und wie Marksteine in gebahntem Weg erhielten. Aber die Grund lage aller alten Genauigkeit war ein gesundes Selbstgefühl gewesen, welches dem Einzelnen sicher machte, was zu ge währen und zu empfangen sei, und darum war auch die Höflichkeit in der Regel wahr. Kam ein Mißklang in die Seele, dann pflegte der Deutsche auch ihn nicht zu verbergen, und dann wurde er so von Herzen grob, daß er darum bei allen westlichen Nationen berüchtigt war. Zwar ist in der Anrede an die Fürsten schon viel Devotion, das Wort „unter- thänig" wird gebraucht wie jetzt, immer aber stehn Fürst und Bürger, Junker und Handwerker einander als Männer gegenüber, und leichr brichr ein kräftiges Wort, eine warme menschliche Empfindung durch die höfliche Form. Das änderte sich seit dem Kriege. Die alte Zucht war dahin, hart und verletzend stach die Selbstsucht der Zügellosen; der tüchtige, oft beschränkte Stolz des Bürgers, des Edelmanns war ge-