1. Der dreißigjährige Krieg. Das Heer. Der Gegensatz zwischen habsburgischcm Hausinteresse und deutschem Volksthum, zwischen dem alten und neuen Glauben mußte zu einer blutigen Katastrophe führen. Wer aber fragt, wie doch ein solcher Krieg durch ein ganzes Menschenalter rasen und so furchtbare Erschöpfung einer starken Nation ver ursachen konnte, der wird die ausfallende Antwort finden, daß der Krieg deshalb so groß, schrecklich und endlos wurde, weil keine von allen hadernden Parteien im Stande war, großen und entscheidenden Krieg zu führen. Die Heere des dreißigjährigen Krieges hatten im besten Fall die Stärke eines modernen Armeecorps. Tillh hielt vierzig tausend Mann für die höchste Truppenzahl, die sich ein Feld herr wünschen könne. Nur in einzelnen Fällen hat ein Heer diese Stärke erreicht, fast alle großen Schlachten wurden durch kleinere Massen entschieden. Zahlreich waren die Detachirungen, sehr groß der Abgang durch Gefechte, Krankheiten, Flucht. Und da kein geordnetes System der Ergänzungen bestand, schwankte der wirkliche Bestand der Armeen in höchst auffälliger Weise. Einmal zwar vereinigte Wallenstein eine größere Truppen macht — den Angaben nach hunderttausend Mann — unter seinem Oberbefehl, aber nichr in einem Heer, ja kaum in militärischem Zusammenhang; denn die zuchtlosen Banden, mit welchen er im Jahr 1629 die deutschen Territorien dem