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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192301106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230110
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230110
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-01
- Tag 1923-01-10
-
Monat
1923-01
-
Jahr
1923
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LllttvorL, ftro IO. - H»»»S ^sKerberickt Der Mieterstreik vertagt Rearegelang drr Mlettfütze ad 1. Februar Unter dsefer Ueberschrtst schreibt ans dse Streik- ettuag des Mteterschutzverbanbes Leipzig u. Umg.: A« der Angelegenheit de» in Leipzig herrschenden Mieterftreik» habe« am Montag, den S. Jamrar, Verhandlun gen im Landeswohnnngsamt ftatt- gefmrden, au denen der Landesverband teilgenommen hat. Eine Neurege- lnngderMietsätze erfolgt für de« 1. Februar L9L3. Anf Grund dessen werde« dre streikende« Mieter ersucht, ihre Miete «ach der Bekarrntmackmng de» Rate» der Stadt Leipzig für de« Monat Januar abzuführe«. In de« nächste« Lage« werde« Ver sammlungen stattfinde«, in Vene« ge nauer Bericht erstattet wird. * Wie ans obigem hervorgebt, sollen vom 1- Fe bruar die Zuschläge zur Grundmiete neu ge regelt werden. Dabei soll, wie wir erfahren, be sonders eine Herabsetzung der Betriebs kosten, die letzt auf den hohen Satz von 3000 Prozent bemessen find, in Betracht kommen, und .swar In der Weise, daß, wenn bie h e r a d geminder ten Betriebskosten nicht aosreichen, eine Nqch- zahlung durch die Mieter zu erfolgen hat. Die Nach, schuhpflicht für die laufenden JastandfetzungSardeiten soll begrenzt werden. Ferner soll der Sonderzaschlag für Ge- werdsrüum«, der mit WO Prozent angenom men war, ganz fallen gelassen werden. Den Mietern wird deshalb vom Mieterschutz- Berdanb onempkohlen, nunmehr die Miete für den Januar zu zahlen, tm übrige» aber die Neurege lung abzuwarten. * EifeadahngSter. Für Anträge von Absendern auf Anstellung von Nachforschungen nach dem Ver- bleib von abgesandten Bahngütern ist ab 1. Januar 1922 eine Gebühr eingeführt worden. Sie betrügt 220 wenn es sich um Stückgut, und 640 wenn es sich um Wagenladangsgut handelt. Die Gebühr inutz mit dem Antrag vorgelegt werden. b Wagenladungsverkehr mit Engelsdorf. Zn- folge Inbetriebnahme der elektrischen Zugförderung aus der Güterzugsstrecke Engelsdorf—Schönefeld werden nunmehr Wagenladungen aus leicht entzünd lichen Gütern in offenen Wagen nach Station Engelsdorf und darüber» hinaus nur unter voll ständiger Bedeckung mit haltbare« und sicher de- Verve Soxsdknü IssuSn Lsttunz I'eaie»», 1». Uunuur, 7^0 VNr lai rvvk LnUllMlse PM8»!«>Ijl>»IlIl M lt t« lv lot» t: Kcknst iütiasart—Tom Jürgannnn , (öerUu) (VLolxülar Na1M«rbou«) Leute»» eeirlovt: Snor« Zilollnnro—stnttx prlnelnnmna (VtUrdur») (Lenwor») 8 o k v » r » « v 1 v l» t: üleNnrel vnnnr—VMinnnn (Vsttdarr) (SsrUu) l-vloli t»« v lv t»t: Suntnv «uns«—V. Srottt» (UsrUuj (8Lede Heller) V»rv«r«»uk: deirte tlittwook lu 6er Lsupta»«üUM^ »teile (Zodeoolr^esee 8) uixl «Lmtliekeu Lilleier» 6se l-eiorlzer lit^edtetts» »ovt« tu» 8poNt»«u» Uv» ^Veetea», 1»-Hoäer»«u, I >vll»werlllL»treüs. I festigten Wagenplanen zur Beförderung cmge- aommen. b Geldmttuahme lns Awltmk Ad 1. Januar ist die Grenze für die persönliche Mitnahme von Zah- lungsmltteln nach dem Auslande von M) 000 auf 200 000 «st, im kleinen Grenzverkehr^on 3000 auf 20 000 monaütch erhöht. Dem Besitzer de» Schlosses Saaleck, Dr. Stet», der im Zusammenhang mit dem Nathenau-Mord vor dem Staatsgerichtshof angeklagt war, ist durch Be- fjchluß des Staatsgerichtshofs die beantragte Ent schädigung für unschuldig erlitten« Untersuchungshaft zugebiütgt worden. Da mit ist allen noch umlaufenden Gerüchten von einem stillschweigenden Einverständnis deS Dr. Stein mit dem Aufenthalte der Attentäter auf Burg Saaleck der Boden entzogen. * Der Fehlbetrag in der Postkasse. Am 6. Ja nuar hat ein Beamter des Hauptpostamtes am Augustusplatz in seiner Kaste einen Minderdetrag von 45 000 Mark dadurch verschuldet, daß er bei dem Berkause von Einkommensteuermarken, der in den letzten Tagen unter großem Andrange des Du- blikums vor sich ging, für diesen Betraa Marken verabfolgt hat, ohne das Geld dafür in Empfang zu nehmen. Der Beamte muß den Schaden ersetzen. Vielleicht trägt diele Mitteilung dazu bei, daß der Beamte, der den Verlust nur schwer verschmerzen kann, wieder zu seinem Gelde kommt. Klemreutnerhilfe. Karten für billigeres Brot, Kohle, Talg, Fleisch, Margarine, Mehl usw. außer Mittwochs werktäglich N12 Uhr Kohlgartenstr. 67, I r. Eia Opfer der Teuerung. Der 19 Jahre alte Schreiber Kart Günther wohnte mit seiner dNutter zusammen. Bisher hatten sich beide mit dem Verdienst des Sohnes kümmerlich über Wasser ge halten. Da wurde Günther stellungslos. Trotz aller Einschränkungen reichten Matter and Sohn mit der Arbeitslosenunterstützung nicht aus. Die Sorge ums tägliche Brot wurde immer größer. Da Günther keine Möglichkeit sah, seine und seiner Mutter Lage zu verbessern, griff er in der Verzweiflung zum Re- volver und machte seinem Lcken ein Ende. sowohl »Wohnung! «m S. Januar tft einem GvedUwaskutscher 1 Ballen mit 20 Wethen Bettgarni- luren, die aus je 2 Bettbezügen (geflickt), je 2 Kopfkissen (aesttckt) und te 4 Kopfkissen (nicht gestickt) bestehen, im Werte von 500 000 von seinem Wagen gestohlen worben. Die bestohlene Firma hat SO OVO vl Be lohnung ausgesetzt. — Einen noch gröberen Verlust har eine Waschanstalt durch einen gleichen Diebstahl erlitten. Ihr Bote hatte aus riinem Handwagen zwei Wicke mit schmutziger Wäsche von einer Kundin abaebolt und diesen kurze Zeit vor dem Grundstück deS Tattersall in der Elsterstr. aussichtslos stehen lassen, um «Ine Rechnung zu kassieren. Bei seiner Rückkehr war ein Tack gestohlen, in dem sich Leid- Md Bettwäsche, die M. T., H. F. und iS. S gezeichnet ist, befand. Der Schaden delüust sich aut 5ÜK000 Wer kann Angaben zur Sache machend Eia Kindesm»rd? «m 8. Januar ist in der Pleitze in der Nii-e des sog. Wassergottes die Leiche einer etwa 7 Monate alten, blonven Knaben a«geschwemmt wor den. DaS Kind war «. a. mit geflr>ckiem Süppchen, rotem Barchentröckchen bekleidet und trug weitzwollene Strümpfe, die S Ringe von mattblauer Farve auf- ioeisen. Angaben über die Angehörigen erbittet schnell- swus die Polini. Künstler-Revoute 1923. Dir Vorbereitungen zur dies jährigen Künstler-Red oute d«S Schauspielhauses, die am 17. Januar in den Räumen des Lentralthearers zugunsten der Vühnengenossenschast stattfutdet, sind t« vollem Gange. Die der Redoule vorausgehewd« FestvorHrüung beginnt um Si4 Uhr. Für die Deutsche Rotgemeiaschaft. Oberbürger meister Bisher in Dresden «spendete muh im Januar wieder 10 Prozent seines Gehaltes. Die Firma Seidel L Naumann, A.-G., gab 400000 Die Rot der Alte». Ein älteres Ehepaar ging in Dresden wegen der Not, in die es infolge der großen Teuerung geraten war, freiwillig gerne infam in den Tod, indem es den Gashahn aaf-reyte. Kranzniederlegaua in Hove. Am Dienstag legten die Zentrumspariel, die Deutsche Volkspartet und di« Deutschnationale Volkspartei an dem durch di« Dynamitattentate zum Teil zerstörte» Kaiser-Wtl- Helm-Denkmal in Halle a. d S. Kräy« nieder. Der Akt verlief ohne fede Störung. Tags zuvor hatte die Polizei die Kranzniederlegung verboten, west st« neue Zusammenstöße mit den Linksparteien be- fürchtete. Neues zum gerechten Verkaufspreis Von Staatsanwalt 0e. p—r (Leipzig) Das Reichsgericht hat i» eurem Urteil« des 1. Strafsenats vom 1V. Dezember 1S22 (1V 771/22) zur Frage des WiederdeschaffangSprelfes ausführ lich Stellung genommen. Es erachtet es für nicht Mäfstg, daß der Kaufmann-en Wiederbeschassungs- prets als Einstandspreis in seine Kalkulation ein fetzt. Dabei wird ». a. ausgesührt, daß dem Kauf mann kein Sonderrecht etngeräumt werden könne, für jede verkaufte Ware ein« gleiche Ersatzware anfchaffen zu können und so den Bestand seines Vermögens unter allen Umständen zu sichern, während die anderen Volksgenossen andauernd ein« Verminderung ihres Vermögens htnnehmen müßten. Zur Erhaltung des Warenbestandes liege auch volkswirtschaftlich kein Anlaß vor, weil der Steige rung des Preises naturgemäß eine Verringerung der Nachfrage gegenüberstehe. Auch habe der Kaufmann keinen Anspruch auf einen gleichbleiben- dea Umsatz. Da im Wie-erdeschaffangspreist oft mals eine Preistreiberei zum Ausdruck komme, würde seine Zulassung schlechthin den Zweck der Preistreiberei-Verordnung hinfällig machen. Während das Reichsgericht aber früher die An sicht vertreten hat, die durch das Sinken der deut schen Währung herdeigeführten Lasten seien unter Händler und Verbraucher zu verteilen, erhält es in der neuen Entscheidung diesen Standpunkt nicht mehr aufrecht. Ls erklärt vielmehr, die Geld entwertung der Mark müsse, soweit sie in der Ver minderung ihrer inländischen Kaufkraft be stehe und nach dem Einkäufe -er Ware blS zur Be stimmung des Verkaufspreises eingetreken sei, bei der Einstellung des Einstandpreises in die Kalku lation in vollem Umfang« berücksichtigt wer ben. Die Kaufkraft der Mark tm Auslande könne bei der Feststellung des Wertonterschieds nur da eine Rolle spielen, wo es sich um reine Auslands ware oder um überwiegend aus ausländischen Roh stoffen hergestellte Inlandsware handele. Als annähernden Maßstab für die Veränderung der Jillandskauskraft der Mark bezeichnet das Reichsgericht die vom Statistischen Reichsamt ver öffentlichten Reichsindexztfferu für Lebenshaltung. Derselbe Vorschlag wir- in den .Grundsätzen über die Feststellung des angemessenen Preises gemäß 8 1, Nr. 1 der Preistreiberei-Verordnung' ge macht, die in einem vom 16. Dezember 1922 datier ten Rundschreiben -es Reichswirtschaftsministeriums and -es NeichsjustizministermmS an die Landes regierungen enthalten find. Diese .Grundsätze' stad für den Kaufmann äußerst wichtig und lehi- oeich. Sie find veröffentlicht in dem soeben er schienenen Heft 12 (Dezember 1922) -er .Mitteilun gen für Preisprüfungsstellen' (Lari Heymanns Ver lag, Berlin V 8, Mauerstrahe 43/44). Zu der erwähnten Berücksichtigung' der innere» Geldentwertung ist folgendes zu bemerken: Di« Entwertung der Mark ist ungleichmäßig. Sie ist bald hier, bald dort von -en verschiedensten Umständen, zu denen auch preiskrekdende Momente gehören, beeinflußt. Infolgedessen macht sie sich en dem einen Gegenstände mehr, am anderen weniger geltend. Kalkuliert der Kaufmann mit dem Wieder - beschaffungSpreise, so will er die Mischen Lin- und Verkauf liegende Verminderung der Kaufkraft der Mark in dem Maße, wie sie fich für ihn an der betreffenden Ware zeigt, voll ausgeglichen wissen. Dem tritt das Reichsgericht entgegen. Ts läßt nur zu, -aß der Kaufmann die allgemeine innere Geld entwertung in Rechnung stellt. Diese ist ein Mittel wert und bringt zum Ausdruck, in welchem Um fange pch die Mark Mischen Ein- und Verkauf t der Ware für di« Volksgenossen durchschnittlich ver schlechtert hat. Der allgemein« JulandSwert der Mark wird meist über dem besonderen, wie er fich im Wiederbeschassungspreise zeigt, liegen. Dies kommt daher, weil die Wlederbefchasfungsprelse zum guten Teile erst die höheren Preise von morgen sind und weil, wie das Beispiel -er Mieten dartut, fich nicht alles der durchschnittlichen Steigerung der Warenpreise angepaßt hat. Wird daher mit dem Wiederbeschaffungspreise die Geldentwertung, so wie sie sich im einzelnen Falle darstellt, voll berück sichtigt, so geschieht dies, wenn die allgemeine Zu landskaufkraft d^r Mark maßgebend sein soll, gemessen am Wiederdeschaffungspretse, meist nur zu einem wenn auch oft sehr erheblichen Teile. Der Kaufmann wird sich dabei aber vielfach besser stehea als bei der Durchschnittspreisberechnung d« sächsischen Landesprelsprüfungsstelle. Der Kaufmann wird sich nunmehr eingehend mit den Retchsinbexziffern für Lebenshaltung beschäf tigen müssen. Bei der Kalkulation muß er prüfen, um wieviel Prozent diese Ziffern in der Zett zwischen Einkauf und Bestimmung des Verkaufs preises gestiegen sind, und darf entsprechend den Ein kaufspreis berichtigen, um dazu dann noch di« üblichen Zuschläge zu nehmen. Dabel ergeben fich aber Schwierigkeiten insofern, als die Reichs indexziffern nur monatlich und naturgemäß nach träglich veröffentlicht werden. Sollen sie für de» Kaufmann Mr Berechnung der Geldentwertung i» vollem Ilmfange brauchbar sein, so ist dringend za wünschen, daß sie in kürzeren Zeitspannen, wen« möglich wöchentlich, bekanntgegeben werden. So weit Reichsindexziffern fehlen oder nicht ausreichend sind, kann der Kaufmann in Leipzig die seit bat letzten in Frage kommenden Reichslndexztffer «1»- getretene Geldentwertung an der Hand der vom Statistischen Amt der Stadt Leipzig wöchentlich ver öffentlichten Teuerungszahlen für Leipzig feststelle». Im übrigen ist er auf Schätzungen angewiesen, für die ihm Beobachtungen und Erfahrungen im täg lichen Leb«n Fingerzeige geben können. Neben den Teuerungszahlen können, wie das Reichs gericht heroorhebt, gegebenenfalls auch andere Um stände, wie die Entwicklung der Löhne und Gehälter der Angestellten, als Maßstab für die Geld entwertung dienen. Eine Tabelle zur Berechnung der Erhöhung d«s Einstandpreises nach Maßgabe der Geltentwertung auf Grund der Reichsindexzisfern für Lebens haltung, die sich über den Zeitraum vom Zull 1V21 bis zum 19. November 1922 erstreckt, ist den er wähnten .Grundsätzen' betgefügt. Ihre wett- gehendste Veröffentlichung ist im Interest« des Kauf manns unbedingt erforderlich. Ebenso ist es nötig, daß mit jeder neuen Reichsindexziffer die zur Er gänzung und Wetterführung der Tabelle nötig« Zahlen dekanntgegeben werde». Mliten - KlikSiilie Msnlr. 8. Natürliche volle Formen und jugendfrisches Aussehen find der Wunsch viel« Frauen. Wir raten Ihnen, 30 Gramm echte Avora- Kerne zu kaufen, die erprobte, völlig unschädlich« Stoffe von ansatzfördernder Wirkung enthalten. Davon nehmen Sie 8mal täglich 2—4 Stück. Sicher erhältlich: König Salomo - Apotheke, Grimmotsch« Str. 17, Engel-Apotheke, Markt 12. Vas Namel und das Nadelöhr Groteske von pnul Sutinnnn Dem Gerechten gibt es -er Herr im Schlaf. Diese Erfahrung machte Peter Nabob, als er eines Mor gens erwachte and sich der Worte entsann, die der Pfarrer zu ihm in der Konfirmattonsstund« gesprochen hatte. .Herr, d«tn Pfund hat zehn Pfund erworben,' so sagte der erste von den zehn ausgefandten Knech ten, denen der Herr zehn Pfund, jedem eins, ge geben hatte. .Und er redete zu ihm: .Ei, du frommer Knecht, dieweil da bist im geringsten treu gewesen, sollst du Macht haben über zehn Äädte.' An diese Worte hatte der Pfarrer lehrreiche Ermckhnuiweu geknüpft, von denen Peter stets L4e eine im Ohre klang: .Da sollst mit deinem Pfund wuchern.' Solcher Ermahnungen eingedenk, beschloß Peter, ein richtiges Pfund zu erwerben. Er legte es vor- läufig in ein Kästchen, das er von seiner Großmutter geerbt hatte und worauf inmitten von Muscheln in einem Äeln «ingegraben stand: .Souvenir'. Er be trachtete zärtlich sein Pfund jeden Tag und überlegte, was er damit anfangen sollte. M>er stehe, eines Tages entdeckte er, genau wie es dr Pfarrer gesagt, daß fich fein Seid verzehnfacht hatte. Nachdem er so -en Anfang gemacht, wucherte er weiter. Er kaufte »nb verkaufte, kaufte und ver. kaufte, und war nach einigen Jahren ein reicher Mann. Gr tat ui« etwas Gutes, sondern Lachte stets nur an sich, aber da er -em Pfarrer, wie er ver meinte, seinen Aufstieg zu verdanken hafte, worbe er ein Diener des geschriebenen Worte. Er las jeden Abend, wenn er mit dem Börsenbericht fertig war, in der Bibel und gelobte, sich möglichst genau an ihre Anweifangen zu hatten. Aber da gab es ihm jedes mal einen Stich ins Her^ wenn er auf dte Stelle stie^ wo gesagt wurde: Es gcht «her ei» Kamel durch «In Nudelöhr, ehe den» eia Reicher i» de» Himmel kommt.' Peter wollte in den Himmel kommen, er, dem «S a»f Erben so gut erging, wollte sel» Psimd zur ewige» Seligkeit anwochsen lassen. Was war zu tun? Ls mußte der Beweis erbracht werben, daß ei» Kamel sehr gut durch «in Nadelöhr gehen könne. Er grübelte »nd grübelte, und endlich, nach vtebrr Geiste», anstrenaung, erfand er do» «kHssche NadeLhr ARP- 0274«». Man denke sich als Verlängerung des Nadelöhrs einen unendlich feinen Droht, der über mehrere winzige Spulen gerollt, in die angehöhlte Rodel etwa von der Größe einer Stopfnadel — System» Mannes mann — eingelassen wird. Durch ein derartig sinn reiches Verfahren — auf näher« Einzelheiten ein- zugehen, hat nur bei einem technisch vorgebildeteu Publikum einen Zweck — ist es möglich, La» Nadel öhr j« nach Bedarf riesenhaft za erweitern. Es war nun wetter nichts nötth als «in Kamel za finden, um zu beweisen, daß es bequem Lorch di« Oeffnung spazieren könne. Das Kamel des Zoologi schen Gartens war an Unterernährung gestorben and es blieb nichts übrig, als aas dem Weg der Zeitungs annonce sich Las gewünschte Objekt zu verschaffen. Vorsichtig, wie er war, annoncierte Peter: .Junges Kamel gefacht,' da man doch nicht wissen konnte, ob ein ausgewachsenes nicht za groß für daS Nadelöhr fein würde. Es. meldeten sich sünfundachtzig Lehr- linge, vier Kaffeepikkolos, drei Liftboys. Peter Nabob war wütend. Seine Hoffnung auf La» Jen seits ward« auf die Folter geftmnnt. Wie gelangte er zu feinem Beweisstück? Endlich, nach monate- langem mühevollen Suchen, gelang es ihm, von einem verkrachten ZirkuSdirektor ein richtiges Kämet za erwerben. Der große Tag stand bevor. Auf -em Feld außerhalb der Stabt sollte der endgültige Beweis erbracht werden, daß ein Kamel üarch ein Radcköhr gehe, mithin ein Reicher la den Himmel kommen könne. Plakate forderten die Menge auf zu er scheinen, da hier ein Problem von epochaler Be deutung seiner «nd gültigen Lösung harr«. Dte Presse war geladen. Der WirtschaftSmünifier sogar hatte sein Erscheinen zugesagt. Edve Nadel von der Gröhe einer gewöhnlichen Stopfnadel war inmitten eines abgegrenzten Raumes in den Boden gepflanzt. Alle Augen, »m Dell mit Operngläsern und Fernrohren bewaffnet, waren darauf gerichtet, als Peter erschien und spielend das Nadelöhr z» einer immensen Orfftmng knapp üb« dem Erdboden erweiterte. Eia berühmter Professor -er Nationalökonomie trat vor »nd bmvles, daß nicht etwa Adam Smtth, Fomrier, Proodhon, Kurs Marx da» sozial« Problem feiner Lösung zogeftthrt hätten, sondern Peter Nobob mit feiner genialen Erfindung D. R. P 0274 596 Als er geendet haft«, letzte sich da< Kamel tn Bewegung. Jauchzender Zuruf aus der bessergekleDeten Menge begrüßt« es Mo» hört» rxvvb^ettr Mv-erruft and schrille Pfifft, dte oder bald von dem orkanartigen Beifall erstickt wurden. Das Kamel war offenbar nicht in guter Form. Ls knickt« in den Kniekehlen, zitterte und stemmte die Vorderbeine widerstrebend nach hinten. .Vorwärts, vorwärts!' schrie die erregte Menge. Aber gleichsam, als fürchtete es das Gottesurteil herauszufordern, blieb es unmittelbar vor -em Nadel- öhr sicher», reckte die bebenden Nüstern gen Himmel, stieß ein ohrenbetäubendes Gewieher aus und brach tot vor dem Ziel zusammen. Eine ungeheure Aufregung bemächtigte sich d«s Volkes, dte sich in die Straßen der Stabt fortpflanzt«. Es kam za wütendem Handgemenge. Schüsse fielen. Es gab Tote und Verwundete. Die von einem Parlamentsausschuß verlangte Untersuchung stellte fest, daß zwei Stunden vor dem tragischen Ereignis «n junger Manu, dem Aussehen nach ein Gymnastrfi, tn den Stall getreten war und das Kümel mtt Pralinen gefüttert hatte. Es ergab fich, daß diese vergiftet waren. Die Fäden -er Unter suchung führten tief in dos Gebiet einer gewissen hochverdtenenden Industrie und verliefen dort im Dunkel. Tatsache ist, daß das führende Organ der dortigen Gegend feit Wochen gewarnt hatte, es auf einen derartigen Versuch ankommen za tasten, der geeignet wäre, di« Leidenschaften deS Volkes avf- zupeitschen, da er auch negativ ausfallen könnte. Der Professor der Rationalvkoneenie gibt die Hoffnung nicht auf. Er erläßt im Ausland Aufrufe zam Ankauf eines Metten Kamels zur Förderung der deutschen Wissenschaft. Chaplin über bar Geschäft be» Spatzrnachenr Von Lharli« Lhapkln dringt das veve Heft von Paut Westheims .Kunstblatt' folgende Bemerkungen über dos Geschäft des Spaßmachens: .Spaß machen ist «tn ernsthaftes Geschäft. Es erfordert er» tief- gehendes Stadium und konzentrierte Beobachtung. Ls ist das Geschäft eines Komikers, za wissen, was dte Leecke znm Lachen dringt, und warum es st« iach«n macht. Er muß ei» Psycholog« kein, «he er «tn erfolgreicher Komödiant wenden kann. All« Wett lacht gern. Für denn, der mtt Lachen handctt, kommt es darauf au, heraaSzafinden, wie er die mMssan Mensche» zum Lochen dringt. Es gll>t einige Arien d«S Lachens, dte soft ebenso viel Stirinan^ln wte Lachen verursachen; die «tn« Hälfte -es Publi- iumtz» dteibt davon mcherührL Da» P beiW gut« Art von Humor. Es ist die Art, die den Aussteller von Gemälden oft sauersüß lächeln läßt, dieweL er seine Gönnerschaft nach Mei Seiten hin auszu- teilen hat. Das amerikanische 'Publikum hebt di« Groteske. Dais französische und das englisch« lieben sie gleichfalls. Vor wenigen Jahren noch wäh len wir nicht, daß -er Chinamann Sinin für Humo« habe. Ernste und gelehrte Herren versicherten auch daß der Chinese niemals lache, daß er allenfalls nur lächle. Nun will ich den Hauptgrund nennen, warum die Nlukwal Corporation mir jährlich 670 000 Dollar zahlt. Unerhört viel, so scheint's, nicht wahr! Ms aber nicht. Meine Arbeitgeber batten ihr Getd nach kurzer Zeit wieder zurück. Ich bekam dieses Gehakt nicht deshalb, well ich nur den Amerikaner zu antev- halten verstehe, sondern, well das, was die Amerika ner zum Lachen bringt, auch die Chinesen lache« macht, well es den ganzes Jangtse entlang dte Dächer von unzähligen schmutzigen kleinen Theater« erschüttert, well es an dem feierlichen Japaner dte humoristische Ader erschließt, -em Türken in Kon stantinopel das Gesicht verzieht, und aus dem Mnschck das Geld heraushvlt, das er für Wuün «rnzolegea pflegte. Kurzum, wir haben mit Hilfe des Films da» seltsamen Zug der Natur entdeckt, in oem olle Well miteinander verwandt ist — dte Art von Stoff, -4» jedermann zum Lachen bringt.' ' Rich» spekulieren! Der frühere Bürgermeister von Liverpool Louis Samuel Lohen, der ass Besitzer «irrer großen Firma und vielfacher Millionär starb, hat in feinem Testament ein Vermächtnis»«» ftim Söhne hinterlassen, in dem er ste auf bas dringezchst« delschwört, »>ie zu sp e k u ll« r e u. DaS Geschäfte machen an der Börse erscheint ihm als der gefähr lichste Geld erwerb, und er ruft daher aus dem Grobe feinen Söhnen za: .Ich bitte und beschwüre meine SSHne, sich niemals m Spekulationen an der Börse oder sonstwo cinzutassen. Geld, bas auf diese Weise gewonnen wirb, wirb sicher wieder verloren und führt zu weiteren Verlusten mtd Unglück.' Ebenso ver bietet dieser vorsichtige Vater seinen Söhmm, die k» das Geschäft et »treten, sich jemals als Kcmdüda« für daS Parlament oder für irgendein öffentliches Amt aufstellen zu lassen. Endlich warnt er sie vor Heirate» mit Fronen, die einer anderen Konfession ober ek»er anibevem Natkm ongehöre». All «eft Waruomgar bahnt er auch ans ftkxe .Enkel »d «Nsserrcken» auck
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