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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192301063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230106
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230106
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-01
- Tag 1923-01-06
-
Monat
1923-01
-
Jahr
1923
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Lette 10 Rr. 0 Lerpeig« 7eged!iitt m>6 S»»L1««tt>ms ^aektra^ kür <iie kcrnauÜa^e Vie pariser LLonferenz gescheitert Vi»e««rDr»ki»eri»tde» »ei»»ieerrVt«»l«tteO Paris» 4. Januar. Die Pariser Koaferoz ist deea-ek, dl« euglisch« Aborduoag »erläßt morgea früh Paris, u« »ach 'Loadoa z»rü«kz»k«hre». Dl« heokig« Sitzung wurde um S Uhr eröffnet. Der Führer der ilaltenlschen Delegation,della Lor- re tta, ergriff als erster Redner das Wort. Ent gegen den Erwartungen machte er keinen Vennttt- InngSvorschlag. Die neuen italienischen «Vorschläge, die er verlas, kommen dem französischen Plan sehr nahe und schlichen sich vor allem dem Gedanken der Beschlagnahme von Pfändern als Gegenleistung für das Moratorium an. Poincar 6 beantwortete dann die gestern von Bonar Law erhobenen Einwände. 2m Anschluß daran verlangte der englische Premier minister die Erörterung einer Note, die er am frühen Nachmittag der Konferenz übergeben hat und in der die gestern von Poincarä an dem englischen Plan geübte Kritik beantwortet wird. Der französische Ministerpräsident erklärt«, daß er sie zur Kenntnis genommen habe und daß es ihm genüge, festzustellen, daß dieses Dokument den Grund satz der Psänderbeschlagnahme, den di« französisch« Regierung für unerläßlich halte, ablehne, und daß es ihm daher unmöglich scheine, in die von Bonar Law verlangte Erörterung etnzutrelen. Indessen wurde auf Drängen der englischen Delegation und der bel gischen «Vertreter vereinbart, daß jede der Delega tionen für sich den englischen Entwurf und die tta- lienifchen Pläne einer Prüfung unterziehen sollte, und daß nach einerStunde di« Konferenzverhandlungen wieder ausgenommen werden sollten. Die belgisch«, französische und italienisch« Delegation zogen sich daraus jede in einen besonderen Raum zurück, um die gewünschte rasche Ueberprüfung vorzunehmen, während die englische Delegation sich in ihren Gast hof bcgab. Die Konferenz wurde am 6 Uhr wieder ausge nommen. Bonar Law beantragt« die Feststel lung der Uneinigkeit unter den Verbündeten und legründete diesen Antrag in einer kurzen Re e die in die Versicherung der unveränderlichen Freu « schäft Englands für das französische Volk ausklan^. Poincarö antwortete mit der Versicherung der Freundschaft Frankreichs für das eugltsch« Volk. „UnNberbrücktbare" Link gkett Ei»e«erDrn»i»eriatde»»eiV»igerre»edleties Parts, 4. Immer An französischer amtl'chcr Stelle Hal »um mrser*« Sondcrber chlerstatter gegea 8 Uhr abends erklärt» die italienische und die belgisch« Delegatio» würde» Paris «richt verlasse», sonder« Marge, di« Be- rakunge» mit der französischen Delegatio» sartsehe». Poincarä und Bonar La« stelle« l» Ssfe»t- llchen Erklärung«» fest, daß die Enterri« cor diele trotz des negativen Ausganges fortbefieh«. Di« «nMche Erklärung lautet: .Die Regierung Seiner Majestät ist «ach sehr genauer Prüfung der französischen Vorschläge z» dem Beschluß gelangt, daß dies« Vorschläge im Falle der Ausführung den erstrebt«« Zweck nicht erfüllen, sondern im Gegenteil eine verrrichterrde Wirkung ans die wirt'chaftvche Lage Europas aus üben würden. Die Regierung Seiner Majestät Kan» deshalb an der Ausführung dieser Vorschläge »lcht lell- »«hme» «d a»ch dt. Bermrkvwt»», d«für MchÜ tragen. Di« A^t-r»»« Set«, Majestät B-t D«rsich«rvng Ausbruch, daß trotz des »lcht über brückbare» Gegensatzes t» de« A-ffastm^e» dte freundschaftliche« Gefühl« »lcht m»r der engllfche» Regierung, sondern a»ch des englisch«» Volkes für Frankreich fortbesteh«».' Di« fra»zöstsch« vchl-ßerklärm», hat solge»d«» Wortlaut: .Die Regler»», her französische» Repabllk hat ihrerseits sehr aufmerkscnn »nd sehr gen« dl« e«a- lisch«» Vorschläge geprüft, »nd je mehr sie dies« Vorschläge studiert hat, desto «ehr «mßt« sie er- kenne», daß sie ein» beträchtlich« Reduzier»», der französische« Scholdfordernngen sowie ei«e Unr- stürzmlg des Dersaillcr Vertrages el»schll«ße». Es «ar ihr deshalb «nnöglich» ein« derartig Lös«, aa- zu»«hme». Di« Regier«», der Republik bedauert lebhaft, daß es nicht möglich war, sich über diese er»st« Frag« mit der «nglische« Regierung za ei«ige»; st« da»Kt aber der englische« Rcgiernng für ihre fremcksch^ft- lichea Erklärungen und Kan» ihr die Versichern», geben, daß trotz dieser Verschiedenheit der Auf- faffvnge« dl« Gc'ühle der Regieruvg der Republik und der fra»zöfischen Ration für England »»- verändert herzlich bleibe» werde».' Bomrr Law erklärt« «amittetbar »ach der Schlaß, fitzung eagllsche« Preffevertreter», daß scho» »äh- read der Lo»do»er B« sprech»ugea ei» tiefer G«ge»- satz la der Reparatioasfrag« zwlfche» England »»d Frankreich z»lage getreten sei, »ad zwar »icht » » r zwische» de» Regier»»,«», s»»d«r» aach zwische» de» Völker». Lrotzde« hab« ma« i» Paris »och ei»e» Versuch der Verständig»», unternommen. Einberufung der Kusschufser für KurwSrtige 5lngelegenheiten Tkrndtdertcht »»lerer Verltner «»risileti»«» Berlin, st. 3anaar, 12>L Uhr morgens Di« Relchsr«gl«r»»g wird z» de« Schei tern der Pariser Konferenz erst »ach der Rückkehr des Staatssekretärs Berg»«»» Stell»», »ehme». Bergmann ist in Paris sicht daz» gekoanne«, de» alllerle» Ministerpräsidenten di« de»tsche» Vor schläge z« übermittel» »»d m»tz Henle «averrichteler Di»ge wieder adrelse». El»« vorzeitig« Einberufung des Reichstage« ist nicht geplant, dagege» soll A»- fang nächster Woche der R«ichstagsa»ssch»tz für Auswärtig« Angelegenheit«» z»- sammentrete». Der Reichskanzler beabsichtigt, bei dieser Gelegenheit Erklär»«,«» zur Lag« abz»- geben. vaa loagelaffene Frankreich Eigener Dreß«»«richt de» retp,tser r«»«»t»i»e» Paris, 4. Januar Poincarä n^rd, wie unser Sonderberichl- erstatter zuverlässig erfährt, durch dle französisch« Delegation ln der Reparation-Kommission die so fortige Feststellung etner vorsätzlichen dotschen Nichterfüllung tu der Frag« der Kehlenlteferungen beantragen lasten. Sir John Bradbury hat er klärt, daß er an der betreffenden Kommisstonsfltzun, nicht teil nehmen wird. Frankreich will daraus bestehen, daß dte Ab wesenheit Bradbarys an zwei Sitzungen feflgestelU wtrb, kamst Kl« Nichterfüllung Dokschlamds d«m Friedensvertrag entsprechend t» der dritte» Sitzung trotz der Abwesenheit des englisch«» Delegierte» konstatiert weihe« kam». Sttttfierun- be» Zrlebeurvertras«« In Lausanne «i«e»erD,«»«»e,tcht»«»»«t»,i,««r<,e»l»tte» Lass«»»«. 4. 2a«»« DU Großmächte ko*stttM«rte» sich heut« als et» fogernmirtes «Ovwitö ä« Looräinatio»', nur mit d«r Stilisierung des Friedensvertrages auf Grund der bisher erzielten Lösung,» zu beginne». Dieses Komitee, de« Lord L » rzo «, Baron Ga ro »l und Hayasht angehören, will de« Friedensvertrag vov- läustg in 14 Abschnitt« gliedern, nämlich i» eine Vor. red« und t» 18 Kapitel. Di« beiden letzten Kapitel über die Südgrenze von Kleinasien und die Moss»lfrage bleiben vorläufig unberührt. Man hofft mit der Redaktion bis Anfang nächster Woche fertig z» setz». Lpsrt uac! I^Tirirei» Turfnattzen Dle Marl«»dorf«r Januar-Re«- »e« werden nicht flattfin-en. Das Land- »lrtschaftsuUnisterium hat gege» dte Adhaltzmg derselben zwar nichts einzuwenden, war aber nicht in d«r Lage, dem Derei» die angeluchte« EzkvarennUye zu bewillige». Mög licherweise weiten, wenn bekannt ist, wie viele Renn, baoe der Mariendorfer Der««» für 1923 bewilligt bekommt, einig« von diesen Tage« bei günstiger Witterung noch tzn Winter abgehakten, so daß die diesmalig« Saison früher als bisher beginnen wird. O Für Minor vmrde Herrn K. v. Tepper-vaskt aus Frankreich «in Angebot von vier Millionen Mark gemacht, ein Preis, der de» Werte des aus gezeichneten Steeplers bei de« heutigen Pferde- proileu in keiner Weise entspricht. Das Angebot ward« abgelehnt. e» Nach St. Moritz m den dortigen Winter rennen sind Kern und Ehalzit bereits verladen morde». Die beiden Pferde des Lt. M. Ger e s werben von Archibald in -em Schweizer Kur ort« geritten werden. Spanisch« ttnerkemrun- D«r Sportklub Wacker-Leipzig erhielt am Donnerstag vom Club (Symnastieo-T arrag » »a. gegen de» er ö:1 gewan» bezw. 2:2 »nentschtede» spielte. «tu längeres Schreibe», aus dem» mit aller Deutlichkeit hervvrgeht, daß es unseren Leipziger Vertretern gelungen ist, nicht nur für den deutsche» Sport sondern aach sür die deutsche Sache zu werbe«. Wtr freuen uns mit Wacker das moralisch«» Ge winns. 2m Brief heißt «s«.mt .... Sn S»m »etum«chen SeMK« »nrr<rg«remt, vertande» Sie laut, da, Tarragona Htzr Spiel gerade so drwrncdcrt, wie mir das Deutsche «oll bewundern und achten. Laviere» Von. welcher tnmtttte» seiner -tot sich lavier und gesund d»lt. — Verttinde« St« laut, da. Sie t« Lind Gbmuasltco nicht nur sr»»r«a«era»en aetroste» da»«», sonden, auch Verehrer das deutsche« «etter, der deutschen tk«U»r, alr dessen Vertreter Sie »ch detrachten komrten. Hotte» wir, daß dar »e« Sahr de» Deutschen «eich Venen drtnai. damit er dal» von tei»«n Nesseln »«- ' frei« in seine» alte« Glan,« itedt- Jude» wir Idne» »«rufen: V»k >«1»i»«» «iekerseh», dvgrtlbe» wir Sie alle aut dar herzlichst« chlntz chpn»»na«tGG L«msdraL, 6«t S. /mnmr ' 11. verttner kjallensportfest Mtt -er Riesenschar von etwa All» Lellaehmer» «artet das 11. Berliner Hallenspertfest des Ver- lwndet Brandenburgischer Achletikvereine, desfe» Haupttage der 8. und 7. 2ammr sind, auf. Au de» 1228 Leichtathleten, darunter ISS aus ecken Teilen des Re.ches, gesellen sich 260 Teilnehmer der de- freundeten Verbände, sowie 800 2r»gendltche, di« den Sttllauf vorführen. Das Hauptintereste beanspruche» naturgemäß di« leichtathletischen Wettbewerbe. Hier hat das M-Meter-Laufen mit 104 Bewerbern die stärkste Besetzung erhallen. Reden dem vorjährigen Sieger Friedrich sVfB-Letpzig) kommen Söhngen Frankfurt a. M., Westermann-Hannover, Edelstein-Dortmond, Schöltz, Bornnan« (DSL), Lohn. Düncker (SLL) für, di« Entscheidung ln Frage. Im 60-Meler-Hüvd«nl<r»fen ist der deutsche Meister Troßbach (Frankfurt a. M.) vor Ball-München, Schelenz (Siemens), Leninger (SLL) und Kasten (Lüb. TV) zu nennen. 2m Hannt-Braun-Erinne- rungstaofe» hat Peltzer-Stetti» dte besten Aussichten vor. Bein-Langendre-'r. Wa vert-Kastel und Kiddet- Bersi». Das 1500-Meter-Dor-abelaofen sieht Bein allein am Mal, der bis zu 120 Meter mrfzuholen hat. Zum SOOO-Meter-Loufen sind 61 Meld»'gen einge- laufe». Hier Parte» i» einem Einlaoungstauf u. a. Bedarff-Frankf»rt a. M-, Dieckmann-Hannover, Walpert-Kastel, Tschaber-Dresden, Lauterbach (LBL), Pülsten (VfB) Letpz!g, Bäumel, Brandt (Lheutn tz) und Ktddert-Berli». Sehr gut desekt ist der Aochspnmg. Von den 24 Genannte» sollte Schvmacher-Hamdurg gege« Ball-München, Ho f- mann und Schiller (LSL) das Heft in der Hand haben. Schumacher hat auch im Slalchochsprung neben dem Meifier Fricke-Hannover and BalteS- Dortmund die ersten Au-sichte»». — Die tnterestanie- fien Kämpfe gibt es natürlich wieder in den Stoffe n, von denen dle lOmal SO-Meker-Pendel staffel mit 23 Mannschotton besetzt ist. Um den Wan^erpr-'« Reichspräsidenten in der -mal 200-Meker-Staffel dürft« es unter den 17 Mannschaften, besonders ab:r zwischen VfB-Leipzig, Eintracht-Frankfurt, Dresdenfla-Dresden, SL. Lharlotkenburg. Deatschcm Sportklub und Zehlendorf hark hergehe»». lieber 4mal 400 Meter hat VfB-Leipzig vor allem mit dem DEL und ELT zu rechnen. Von den übrigen Sportarten bringen di« Rad fahrer «in Zehnrundenfahren mit 40 Teilnehmern, sowie ein Halbstandenrennen mit drei Werbungen. Vorführungen und Kämpfe im Bozen, Ringen, Fech te«, Tanz'ehen, Volkstanz, Turnen und Trocken- jchw'.mmen vervollständigen da« allzureichhaltige Pro. gramm, dessen Abwickelung sich diesmal über vier Tag« erstreckt. * Leipzigs MikkcMreckenläufer Kempe-VfB. ist leider Lvrch Krankheit verhindert, im Sportpalast zu starben. Altmeister Rau wird nur ln den Staffeln für seinen Verein antrelen, nicht ober zum 00-Mcter- La»fe» für Alte Herren. Boxen 3n ber Affäre Stki —Larpenk ler hat man jetzt zu einem neuen Mittel gegriffen, um den Beweis einer .Schickung' zu erbrinaeit. Eine Film, aufnahme des Kampfes zeigt« devtlch einen mehr fachen Wortwechsel während des Kampfes sowohl zwischen den Managern alt «ch den Boxern. Daraufhin hat inan Taubstumme herangezogen, dle aus de» Mundbewegungen die gesprochenen Worte lesen sockten. Nach Mitteilungen der französischen Blätter sollen die Feststellungen der Taubstummen fast wörtlich Lbereinst onnen und ein für di« Be teiligte» sehr delastendes Mater al ergeben Haden, das jedoch noch nicht veröffentl'jcht worden ist. Zrau Mama 3Sj Von äo»afst»« von Kottronotoln («awdruck verdate».) Und nun kormke fie ihre Ungeduld nicht mchr bemeistern. Sie muhte endlich Klarheit in der Sache haben. Eben huschte Elfe wted>er herein, um nach dem Bruder zu sehen. Auf Zehenspitzen schlich sie an sein Bett. Sie beugte sich darüber. Taktik der Ueberraschung! fuhr es Frau Gerta durch Len Sinn. Am Augenblick, wo sie an nichts dergleichen denkk, auf nichts gefaßt ist! Man wird doch noch ein sechzehnjähriges Mäd chen überrumpeln künnen. .Else, gestehe sofort, wer Doktor E. F. ist!' Schneidend, wie ein Hieb, fuhr di« mütterliche Stimm« durch den Raum. Else schlotterten dte Knie. Der geriebenste Sünder hätte nicht fassungsloser und geknickter sein können, wenn man plötzlich all seine Schandtaten vor ihm «rfdeckte, als sie, dte nichts verbrochen, als in backfisch-schwärme rischer Dankbarkeit, in kindlich-dankbare Schwärmerei, ihn, den st« für -en Edelsten der Menschen hielt, einmal anzudichten. Höchstens noch einmal seinen Namen auf ein Blatt Papier zu schreiben. daS sie dann zerriß und forftoarf. .Ich verlange zum letztenmal, zu wissen, wer dieser Doktor E. F. ist, den du liebst und an zudichten dich nicht schämst. Sprich!' .Herr Doktor Feuerstoß!' .Was ist daS für ein Doktor? Was treibt er? Antwort!' .Er ist unser Lehrer,' kam es ganz zer knirscht und schüchtern. .Nun, dann freut es mich, -ah -eine Schul zeit bald um ist, damit derartige Dinge aut deinem Gesichtskreis gerückt sind!' Plötzlich kam ihr ein Erleuchtung. Jetzt wurden alle Zu sammenhänge sonnenklar. .Also dorom ve- sctäfttgst du dich mit geheimen Plänen, hinter gehst dein« Eltern, belügst sie, wo du nur kannst, damit du später ungehindert diesem Herrn Doktor E. F. nachlaufen kannst, wohin er nur will. Ein braver Pädagoge Übrigens, der seiner Schülerin den Kopf verdreht. Ich werde doch das Ganze mtt Papa besprechen.' DaS würde fi» njchis Hss tzüftd M Augenblick bei ihr fest, denn diese Schule war ihr Werk. Da regte sich Hansi. Er warf sich auf die andere Seite herum. Etwas fühlte sich sein Magen vielleicht doch beschwert. Frau Gerts hatte sich erhoben und war cm Else vorbei an daS Bett des Jungen getreten. Aber der schlief fest, und es hatte durchaus den Anschein, als wollt« er aus -er anderen Seite noch viel« Stunden weiterschlafen. Sie wuhte setzt im Augenblick eigentlich nichts weiter zu sagen. Erst würde sie die Sache ganz genau durch denken müssen. Und müde war ste von den Aufregungen. Tödlich müde. Dle Tesgesell- schaft hakte sie abgespannt, -er Aerger mit den Kindern ihre Kräfte verbraucht. Sie scch aus die Uhr. Schon gleich halb zwölf. Ihr Mann konnte jeden Augenblick kommen. .Warum hast du dich nicht vorher hingelegt, damit du mich seht ablösen könntest?' wandte sie sich tadelnd cm Else. .Ich bin nicht müde,' sagte -le leise. .Wenn du schlafen gehen möchtest — ich bletbe wach.' Ach, nur allein sein. Allein in ihrem Kummer und ihrer Scham. .Gut,' sagte Frau Gerta und packte gähnend ihre Habseligkeiten zusammen. .Ich werde setzt hinübergehen, damit Papa sich nicht ängstigt. Und wenn etwas passiert, dann schleichst du dich auf Strümpfen an mein Bett. An mein Bett. Hörst du? Papa braucht seinen Schlaf.' Im Hinausgehen drehte sie sich in dar Tür noch einmal herum und fragte, wie von einer mahnen den Stimme in ihrem Innern getrieben: .Werde ich mich denn wenigstens, wo eS um dein krankes Brüderchen Aht, einmal auf -ich ver- laffen können?' Else nickte. Mama verschwand. Und sie sank auf einen Sessel und weinte. Sie war so müde, richtig nachdenken konnte sie heut« abend gar nicht mdhr. Am liebsten Hütte ste aeschlaien und überhaupt nichts mehr gedacht. Sie wußte ja so gar nicht, was non werden sttllte. Sie wagte auch nicht, sich alle Folgen d«S Entsetz lichen klarzomachen. Sie fühlt« tief, man hatte ihres Lebens Inhalt in den Staub gezogen, ste verdächtigt und bezichtigt. A>er da- Schtinnnste von allem — -aß man es ihr unmöglich machen lyckvd«, jemals ihren Idealen zu leben, daß man sie halten, feffÄn und nie fretgeben würde, bat getraute fie sich noch nicht auszudenken. Plötzlich schrak fie furchtsam zusammen. Sie hatte dte Einaangstür gehen hören, und seht unterschied ste deutlich männliche Schritte. Ader Unsinn, daS war doch Papa! Sie schüttelte Über sich selber den Kopf. Doch im nächsten Augenblick schon durchzuckte ste der Gedanke: wenn eS nun nicht der Papa war. Und fie lauschte gesoannt. Er klinkte eine Tür auf. Ja, warum konnte daS nicht auch ein Einbrecher sein? Er machte sich irgendetwas im Zimmer zu schaffen. Er ging hin und her. DaS konnte ebensogut ein Fremder sein, der sich «rrechk- sttchke. Jetzt öffnete er einen Schrank. Ja, daS ist doch daS Natürlichste bei einem Dieb. Da endlich «in befreiendes Plätschern. Dle Wafferbrause im Ankleidezimmer. Ls war Papa. — Wenn sich nicht Einbrecher auch ein mal die Hände waschen. So saß ste zittern- vor Ajwst, vor Hunger, Kummer und Müdigkeit. Nahm denn dte Nacht auch gar kein Ende? DaS Wesen drüben war längst ruhig geworden- Seit einer Sklnde hörte fie nichts mehr von ihm. LS war hack drei. Wahrscheinlich war «S doch der Papa, denn Mama hatte ihr ja gesagt, er würde spätestens um zwei zu HauS sein, und sonst war doch niemand gekommen. Aber was fie für einen Hunger hatte! DaS war ja schrecklich. Noch einmal lauschte sie an dem Zimmer der Eltern. Papa schien ein bißchen zu schnarchen. Der Atem der Mama ginn'fest and ruhig. Nein, aber irgendetwas essen mußte st«. Sie konnte setzt nicht noch fünf Stunden Hangern. DaS war ja albern, wo doch in -4r Küche sicher etwas stand. Sie faßte sich ein Herz und schllch durch -en Gang. Sie kam an die Küche. Sie zählte die Türen, denn sehen konnte fie absolut nichts. Hier hinken war kein elektrisches Lichh wie vorn in der Wohnung. Endlich erfaßte sie dte Klinke. Wie aber nun weit-r? Rechts in der Ecke war ein Wand- schrank. Da stand die Frühstkickdmarmetade viib sicherlich auf dem Tisch daneben ber Kasten mit .Unser täglich Brot gib nn< heute'. DaS würde genügen. Ste tappte sich auch ganz recht an den Schrank. Ihr» Aigen begannen im Dunkten die Umrisse zu erkennen. Sie befühlte die Töpfe. Da war ia schon dle Marmelade. Non rasch den Schrank wieder zu und noch daS Brot. Wo war doch der Kasten? Klirr, klirr, kllrr, ging eS da plötzlich, und irgendetwas Größeres und Kleineres lag auf der Erde. Else stand vor Schrecken starr. Schließlich aber überwog d« Hunger. Den konnte fie spüren, aber was da herunlergefallen war, sah fie nicht, und so tröstete fie sich denn damit. Laß eS wohl nur ein einfaches Küchengeschirr gewesen war, nahm Brot und Marmelade und verschwand. Noch einmal lauscht« fie an der Tür der Estern, ob denn wirklich all« außer ihr im Hause schliefen. Kein Zweifel. Noch einmal beogte fie sich besorgt über Brüderchens Bett. Auch der schien gesund und munfer zu schlafen. Dann atz fl« chre schwer errungene Mahhelt und hatte ein paar Minuten lang daS Gefühl, es wäre wohl am richtigsten, setzt auch zu schlafen. HanS-Stefan schten ja gar nichts zu fehlen, also war ihr Samartler- dienfi unnötig, und irgendwie romantisch san fte dte Sache schon lange nicht mehr. Aber schließlich, wie fie eS recht bedachte, wo sollte denn in ihrem Hause di« Romantik Her kommen? Mama zog ab mit ihren Anklagen, weise» Reden und kandierten Früchten wie ge wöhnlich und ließ nur einen Duft von Un- befriedigtheit und gutem Parfüm hinter sich. Papa kam ans seinen geschäftlichen Sitzungen allein un- angestrengt nach Hause und legte nch blS Geschäftsanfang wieder ins Bett, und der Portier stellte NbendS um zehn dle Zentral heizung ab. Für s l e blieb, «ben weiter nichts als Hunger, Müdigkeit und Kälte übrig. O, wie sie müde war un- fror, trotzdem fie schon lange in ihren Mantel gekrochen «ar. (Fortsetzung soljft.) VercmtworMV für »en redaMonelle« Leu (außer H«»»«N: LhefredaNenr Dr. »urt «lainidi: fNr »n,e<s«n. Vals«: deide u» Lei»;tg. - VerUncr Lien»: LHefredat' -»r Lr. 0rt« ««»ritz, ««»('», URfteiutzau« — Dre«dner Vtz» tzSe«, Vretzden «adeltzderae*. ftraß« 24 Aerntpr. »4 7«. - Druck ». Verla«: ««la^dru-rrri, G. ». ». H-, Lew,»«. S-tzannisoaffe 8. Die vorliegende Ausgabe umfatzt 1L Sette»
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