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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192301036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230103
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230103
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-01
- Tag 1923-01-03
-
Monat
1923-01
-
Jahr
1923
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Sette 2 «r. 2 Leip-iger uoü UsorlelLLeltuag LtttMorL, 6ea S. Jenvek Sicherheit, daß ste ao-r«ichend sein »erden? Luk wen« diel nicht der Fall jein wird und die Letze sich «och verschlimmert, wat dann? Steh« wir dann t» absehbarer Zett vor einer neuen Moralortuw-forde- rung Deutschland-? Dieses Risiko vermögen wir nicht za trage«, weil, wie ich Ihnen schon bemerkt«, ans re eigen« Kraft btt ,ur La her ste» Gr«Ze ange spannt ist. Haden wir aber produktivePfäu- d «r in der Hand, so besitzen wir roenigstent dl« eine Sicherheit: von Deutschland nicht übervorteilt wer den zu können. Dann hab« auch Deatschlandt Großindustrielle, von deren gutem Will« wtr btt jetzt nicht- verspürt Haden, kein Interesse mehr an einem Bankerott.' Frage: Teil« Sie denn nicht die Befürcht»»« England-, daß Sie gerade durch die Pfänderpoltttk jede weitere Zahlung Deutschlands unmöglich mache« »nd so sich in- eigne Fleisch schneid« werd«? Antwort: Da- glaub« wir nicht. Deutsch land ist wirtschaftlich ungeheuer leistung-sähtg, and et wird, wenn eS notgedrungen alle seine Anstren gungen auf ein einzige- Ziel hin richtet, die gegen wärtig« und zukünftig« KrisiS wohl überwinden. Et versteht sich ja auch von selbst, daß Frankreich, sobald eS den guten Willen Deutschland- elnwand- srei festzustellen in der Lage ist den Druck mildern wird, den eS die Verhältnisse autzuüb« zwing««. Frage: Glauben Sie, daß kotz dieser grund sätzlichen Meinungsverschiedenheit zwischen Lon don und Pari- doch «ine Einigung möglch sein wird? Antwort: Davon bin ich fest überzeugt, da sowohl Herr Potnoart, als auch Herr Bonar Lcuo sich de- Ernstes der Lage vollkommen bewußt sind. Die englischen Vorschläge, die in ihrem Wortlaut ja noch nicht bekannt sind, werden ohne Zweifel manch« wertvollen Anregungen enthalten, und wenn di« deutsch« Darlegungen unS nicht enttäuschen, so ist eine gemeinsame Derhan-lungsbasis ziemlich leicht zu finden. Die Lage Ist schwierig, aber nicht verzweifelt. Wohl haben wir vielfach verschieden artige Interessen, aber wir sind auch alle vom besten Millen beseelt, einen gerecht« TluSglelch zu schaffen, damit endlich die Krieg-wunden geheilt werden, die sich in vier Friedensjahren noch nicht zu schließen vermochten. Damit schloß unsere Unterredung, di« mir nur unter der Bedingung gewährt wurde, daß sie einen rein informatorischen Charakter trüge, wat Einwendungen und Korrektur« unmöglich machte. Immerhin erscheinen mir die Dar- legungen in ihrer genauen Formulierung von hohem Werte für die deutsch« Oetfentstchkeik, da sie gerade di« Ansicht der zahlreichen französischen Politiker wiedergeben, auf di; sich Poincars in seinen Verhandlungen mit England notgedrungen stützen muß, will er eS nicht seiner imperialistisch«» Zte'e wegen von vornherein zum Bruche komm« tasten Vergebene deutsche Friedensliebe Paris, 2. Januar. Reich-Kanzler Dr. Cuno hat in seiner Rede er klärt, -aß Deutschland durch «ine dritte Macht Frank reich angeboren habe, eine gegenseitig« Verpflichtung Z« unterzeichnen, während «ine- Menschenalter- keine Kriege zu führ«, ohne durch ein« Abstimmung der <m d«r Ryeinzone interessierten Mächte dazu er mächtigt za sein. Frankreich habe da- adgelehnt. Der diplomatische Mitarbeiter der Agence Havat glaubt zu wissen, daß die dritte Macht, um die e- sich handle, Amerika gewesen sei. Er fährt fort: Der deutsch« Botschafter in Washington hat dem Staats sekretär Hughes eine Anregung dieser Art über reicht. Aber da diese Anregung nicht den Eharakter eine- festdurchgearbelteten Vertrage- trug, so glaubte dat Staatsdepartement nicht, ihn nach Pari- weiter leiten zu sollen. Frankreich konnte also auch nicht ablehnen. Es muß übrigen- daran erinnert werd«, daß der Versailler Vertrag vorsieht, daß im Falle eine- Streite- ein vollständige- Verfahren der fried lichen Regelung vor dem Völkerbund zu erfolgen hat. Dieset Verfahren bietet mindesten- die Sicherheiten, wie dt« von Deutschland «geregte VerpfUchknrg Ker Verhütung ein«- Angriffe«. Z» dieser französischen Durstelluutz schreibt «t unser, Berit»« Reduktion: Amt d« Birst«, des U»lm»ullsch« Mlbwbek tert d«r Age« Huöat, wonach kl« Regkemrg d«r Bereinigten Staut« be» d«tsch«a Vorschlag für <l»«» Friedentpakt »lchl »ach Puri- «eitergeleitet Huke, wllr« P» schließ«, daß du« Stout-depmienrent t» Washtngto« k« Varschlag de« deutsche« Bot- schustert «r zm» Gegenstand einer Sandler«, aber et»er inoffiziell« Anfrage i« Pari- gemacht and da mit «in« «egakv« Erfolg erzielt hätte. M« wir jedoch von zuständiger Stelle erfahre«, Ist der deulsch« Vorschlag Frankreich durch dl« dritte Mach! in offi zieller Form überreicht worb«. Die französisch« Ne» giernng hat ih« an- förmliche«, verfastvng-rochtstch« Gründ« edeus» offiziell atgelehut. Amerika plant weitere Konferenzen «»»«»er v««rr»r»ch »e» »«»»,»,«, roa«»i«ite» Washington, 2. Januar. Me Robert Barry, der Washingtoner Berücht- erstatter -e- Pfkladelphia Public Ledger, seinem Blatt« schreibt, ist da- Hauptinteresse Amerika- gegenwärtig auf Europa gerichtel. Man wartet hier die Entscheidung der Paviser Konferenz ob und ist überzeugt, daß dl« amerikanisch« Vorschläge, wo nach ein« internationale Wirtschaft-« Kommission die wirtschaftlich« Kräfte Deutsch land- prüfen soll, nur günstig von der öffentlichen Meinung, besonder- izz den alliierten Ländern, auf- genommen werden, wenn die zurzeit im Gange be findlichen diplomatischen Verhandlung« fehl'chlagen sollten. In Amerika besteht man vor allem daraus, daß sich die Kommission nur mit der Frag« beschäf- tige: .Wat kann Deutschland zahlen?' Unter keinen Umständen ober sollte sie sich an die Neben- frag«: .Wie. wann und wo?' beranwagen. Sollte dieser Pkm einer wirtschaftlichen Kommis sion fehl schlagen, so ist man hder überzeugt, daß Senator Dorah seinen alten Plan p-sder hervor- holt, wonach Präsident Hardtng ein« allgemein« Wirtschaft-Konferenz «lnbernsen soll. Dort soll Amervra alle Fragen einer eingehenden Prü- fung unterziehen, auch «die Frage der Kriegsschulden, dk Präsident Harbing und Staatssekretär Hughes nach w4e vor fest entschloss« sind, von der Repara- tion-frag« zu trennen. Der Standpunkt der Regle- rang ist. wi« offiziell« Persönlichkeit« äußern, übrig«»- nie über den Vorschlag einer derartig« wirtschaftlich« Sachverständigenkommission zur Ab schätzung «der deutschen Zahlungsfähigkeit hivaus- gegangen. Für den Full, baß dieser Plan fehl sch lägt, hat man bereits einen anderen Entwurf in Bereitschaft. Besondere Wichtigkeit mißt man der Aeuherung Hardings bet, daß die amerikanische Kommission für die Konsolidierung der Kriegsschulden in ihren Ver handlung« über die Verpflichtungen Europa- gegen Amerika größere Freiheit hab« sollt«. Man ist überzeugt, daß diese Initiative Harding- eine allge- meine Erörterung der Schuldenfrag« un Kongreß nach sich ziehen muß. Frankreich hat, wie ver lautet, bereit- ein Ersuch« um 25jährige Fristver längerung zur Tilgung seiner Schuld« gestellt. Man erklärt hier, daß Senator Borah die Frag« der Kriegsschulden i« der geplanten Wirtschaft-Konfe renz außerdem erörtert schen möchte, weil er über- zeugt sei, daß sonst die nächste Generation In Ame rika nicht einen Dollar mehr von diesen Außen- fiänd« sehe« würbe. Sr befiehl auf seiner Absicht: nicht, um di« rückständigen Zahlung« sofort einzu- tt«tbe«. sonder« well er von der fiuanziell« Au- mögstchkett überzeugt ist, i« der sich dl« »eiste» Scfütlb»«fkaate« Amerika- befinde». Lausanne — Angora «„»»«Drutzlüertchi »e» »e»»»i«e, r«»e»1«tteü Lob»», 2. Januar A»i Konstantinopel wird der Lime- gemeldet, daß nach zuverlässigen Informationen da- Mitglied der türkische« Delegation t» Lausanne Hassan B e i tzeste« in A « gor » ei»,etroff«n ist und sofort ein« Zusammenlmnst mtt Mustapha Kemal hatte. Nach dieser Unterhaltung hat er dem Rat der Kommissare über de» Stand der Verhandlung« in Lausanne Bericht erstattet. Man glaubt der Timet zufolge z» wissen, daß dieser Bericht weder auf Mustapha Kemal noch auf die Kommissare eine« günstigen Eindruck gemacht hab«. In offiziellen Kreisen zeige man sich infolgedessen pessimistischer als je. Aassan Bel Hütte jedoch die Meinung zum Aus druck gebracht, daß et möglich sei, zu einer friedlichen Lösung der schwebend« Frag« zu gelangen, selbst wenn die Konferenz vollkommen fehlschlage. Rauf Bet und Aassan Bet werd« der Großen Nationalversammlung h«1e über die Lausanner Konferenz eingehend berichten. Var polnische Parlament Die Stärke der einzelnen Fraktionen im pol nischen Parlament verteilt sich nach ihrer endgültigen Konstituierung wie folgt: Nat^naldemokraten 98, Volk-partei lWiloS) 70, bürgerffch-radlkale Partei «Wyzwolenle' 48, christliche Demokraten 43, Sozia listen 4l, Juden 34. Christlich-national« Partei 28, Ukrainer 20, Nationale Arbeiterpartei 18, Deutsche IS, Weißruthenen 11, Ukrainische Landwirte 5, bäuerltch-radikale Partei sOkonst 4, Kommunisten 2, .Wilde' S. darunter 1 Russe. Somit verfügen die Rechte über Ikiv, da- Zentrum sWitoS-Parkei) über 70, die Linke über 113. die Minderheiten über 87 Stimmen. Antwort -er Bergleute auf -ie prekrtreiberei Bochum, 2. Januar. Eine Konferenz der Bergarbeiter de- Ruhrgebiet- beschloß am Sonntag, da- Heber« arb«ittabkomm«n für d« Ruhrbevgbau, da für di« Zeit vom 15. Dezember bi- zum 15. Januar außer Kraft gesetzt war, zum 28. Februar zu kün- Ligen, da die Ernährung-Sage der Bergarbeiter immer ütter geworden sei. Zu der Frage der Besetzung de- Nrchrgebiett nahm di« Konferenz mit 250 gegen 4 Stimmen einen Entschluß an. in dem sie entschied« gegen di« von der französischen Regierung geptaatvn Maßnahmen Einspruch erhebt, die auf eine Besetzung und wirt- schoMche Ausbeutung de- Ruhrgebiet- hlnzielen, m-d ferner erklärt, daß die deutschen Bergarbeiter den festen Willen Haden, im Rahmen de- Möglichen an der Erfüllung der deuksch« Reparation-Ver pflichtungen mitzuarbeiten. Der Deukschvölkisch« Schuh- und Trutzbund. Haupigeschüfttstelle Hamburg, der ebenso wie eine Reihe Untergruppen in Thüringen, Oldenburg. Braunschweig usw. verboten worden ist, hat gemeinschaftlich mit den Unteraruppen aegvn da« Verbot Beschwerde beim SiaatsgerichkSyof zum Schuhe der Republik eingelegt. Die öffentlich« Ver handlung ist auf den 18. Januar anberaumt worben. Gegebenenfalls wirb da- Verfahr« mehrere Tage in Anspruch nehmen. Vereinfachung in der sächsischen Verwaltung «i,e»e« D»ahl»«»ch«de» »«»»»»»er »a,e»»«ti«ü Dr«--««, T Januar. Vie Nachvtchiensiel« der sächsischen Staat-Kanzlei schreibt: Anlützttch d«r Ernenn»»? «timt vparkom- missar- i« Finanzministerium erschiene« in einem Teile der Presse Betrachtungen, Li« de» Anschein erwecken konnte«, al- f«t nunmehr erst mit der Ein richtung der systematischen Geschüft-v«r«ln- fachung begonnen worbe«. Wie fcho« Minister- Präsident Duck in d«r Landtag-fltzung vom 14. Dezember dargelegt hat, ist dies« Auf fassung irrig. Schon im Januar 1921 hatte das Ministerium de- Inne« für seinen Geschäft-bereich einen Beamten al- Kommissar für Geschäfisver- einfachung eingesetzt, der zur Vervostkommnung, Vereinfachung und Verbilligung der Geschäfte beim Ministerium selbst und bet allen ihm Nachgeordneten Behörden htnzuwtrken berufen »ar. Sein Tätig keitsbereich wurde dann noch auf die zwei anderen Ministerien der inneren Verwaltung, da- sind das ArbeitSmlnisterium »nd da- Wirtschaft-Ministerium, ausgedehnt. Dat Desamtminlsterlum erkannte nun die Zweckmäßigkeit besonderer Verein- fachungS- »nd Sparmaßnahmen auch innerhalb der übrigen Ressort- der Staatsverwaltung, und e- ordnete dethalb an, daß für d«n Geschäfts bereich eine» jeden Ministerium- «in oder — wo die Notwendigkeit vorliegt — mehrer« Beamte beauftragt werden sollten, möglichst der Wirtschaft lichkeit und Sparsamkeit innerhalb ihre- Geschäfts bereiche- dauernd die besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Um eine gewisse Einheitlichkeit der Spar maßnahmen innerhalb der gesamten Staatsver waltung zu erzielen, wurde ohne wettere- vorge- schrleben, daß diese Beamten zur gegenseitigen An- regung gemeinsame Beratungen unter Führung des für da- Ministerium de- Innern bestellten Spar- Kommissar- und unter Zuziehung eine- VertreierS de- Staatsrechnungshofe- abhalten sollten. Dieser bereit- Ende Juli vorigen Jahr«- gefaßte Beschluß ist inzwischen durchgeführt worden. Die Ressorts haben die besonderen Sparbeamten ernannt und diese find bereit- mehrmals unter dem Vorsitz beS al- Sparkommlffar beim Ministerium deS Innern im Nebenamt tätigen Amt-Hauptmanns Dr. Richter zu gemeinschaftlichen Besprechungen zusammen getreten. Man hat also in Sachsen bereit- seil Monaten etne Einrichtung geschaffen, die innerhalb derRelchs- verwaltung erst kürzlich in ähnlicher Weise in ^n- griff genommen worden ist. Jeder mit dem Wesen und den Aufgaben der Staatsverwaltung einiger maßen Vertraute wird von den Sparmaßnahmen nicht ohne weiteres in die Augen springende Er sparnisse erwarten, solange sich die Ausgaben, die die Verwaltung hak. nicht nach dem Wille» des Gesetzgeber- vermindern oder wenigsten- nicht vermehren. Es kann aber festgestellt werden, daß bei der formellen Erledigung der Geschäfte hinsicht lich der Zuständigkeit der einzelnen Dienststellen und ihres gegenseitigen Geschäftsverkehr- schon eine Menge nicht unwesentlicher Vereinfachungen durch geführt und daß dadurch, wie durch eine umfassende Ausnützung der vorhandenen Arbeitskräfte trotz erheblicher Steigerung deS Aufgabenkreises die Ver waltung manche Ersparnisse erzielt und dte Ver mehrung der Deamtenzahl auf ein verhältnismäßig geringes Maß beschränkt worden ist. Zu dem Verfahr« gegen den KapttSnteutnant Ehrbardt wogen seiner Beteiligung am Kapp- Putsch, ist jetzt auch noch Anklage wegen Meineide- und Verteilung zum Meineid hmzagenommeu. Berliner Theater Von p»ul Settla»ln8»r Da- Jahr 1922 verabschiedete sich mit drei sehr uuterschlcdlichen Werken. Das Deutsche Theater brachte nun (nach München) Bert Brechts «Trom meln tn -er Nacht' heraus, -aS noch unge konnt« Werk eines sehr talentierten, sehr jungen Mannes. Die Rückkehr -et totgeglaubten Fel-- loldaten zu seiner Braut, die daS Kind eine- an dern untcrm Herzen trägt, ist daS Motiv, da- die beideu ersten Akte trägt. In den Gestalten deS revolutionären Berlins, in der heißen Atmosphäre der durch Leidenschaften und Eigenliebe über ihr Käses Ich hlnauSgchodenen Spießer und Schieber, auch in der tragischen Zeichnung deS eioenllichen Helden zeigt sich daS junge, derb aber sicher zu fassend« Talent. das vorläufig noch zwischen einem »rafkvollen IdealtSmumS und einer zufammenfassen- den Stilisierung hin und her schwankt. In de« letzten Bildern überwuchern die Liebe zum typisch« Gestalten — sehr zum Schaden deS Eindrucks. Die Aufführung leitete al- Gast Otto Falckenbera, der al- Direktor der Münchner Kammerspiele dort daS Werk au- der Tauf« gehoben hatl« — leider ohne -en dort erzielten starken Eindruck wiederholen zu können. Immerhin war der Abend für Autor und Darstellung ehrenvoll. Weuiger problematisch ging es in -em jetzt auch der Literalur zuneigenden Eentraltheater zu. Herr Otto Ernst Hesse ließ ein Stück auffahren, das de« vielversprechenden Titel «Der Biäa mist' führt. LS spielt im 17. Jahrhundert — Hesse ist nämlich von HauS ans Historiker und entwickelt stch zum Spezialisten für Verwertung erotischer Motive ver- aangener Zetten. 3n diesem Fall« erinnerte er sich, daß man nach dem DreitzlgsSbrigen Krieg- >>« Männe« gestattet habe, zum Besten der Volk-- Vermehrung .zwo' Frauen zu ehelichen. Und der Dichter zeigt uns. wie diese Erlaubnis von etnem braven, jungen Handwerksmeister aoSgenutzt wird. An heiklen Situationen, an verwegene« Scherz- wort«, die da- Publikum hell au flachen ließ«, »st da- Stück nicht arm. Trotzdem es sich um zw«l einander tnntylielxnde Zwillingsschwestern Zun- deÜ. ist bald Zank lm HauS, der sich erst beruhigt, ai- jede Frau ein Kindlein in der Wiege hat. Hesse ver zichtet darauf, das Problem der Dvpprleh« mensch- uch dichterisch za vertief«. Da- gibt seinen Ge- stalte>V «t» meekrr^tr^-a'Wotveü^rmd uvsckRMdiges An sehen — und gerade dieser gemeinsame Zug der un- berüixrten Einfalt macht da- Stück peinlich — bis zur Ungenießbarkeit. Merkwürdiger ist di« WeihnachiSgabe der Direk toren Meinhard und Bcrneuer in ihrem Theater cm der Könlggrätzer Straße. Wenn ich den kunst politischen Zug richtig einschätze, den die bei-« zu erst in ihrem .Kreßler', nun im «Savonarola' beschritten haben, so erkenne ich einen Kampf gcgen zwei Seiten: gegen Theater und Kino. Eie wollen dem Lichtbild eine lebendige, fcrrbenstrotzende Bühne entgegensetzen, die gewisse stenographische Mittel dns Film- in ihr« Bereich übernimmt — ste sehen aber auch, daß die- da- gewöhnliche Theater nicht kann, au- -ess« versumpfender Langeweile man stch nur mit gewaltig erneuernden Ruderschläg« retten kann. Die «wunderlich« Geschichten Kreßler-' waren Melodram — daS Liebe-leben S. T. A. Hoff mann- wurde mit wenig verbindenden Texten rekon struiert und bot den Vorwand für eine äußerst originelle und sehenSwürdige Bübnenelnrlchtung. Diesmal bezog man den Tert vom Grafen Gdblneaai, dessen Renals^.nceeszen«, theatralisch unmöglich, ja so etwa- wie eine kulturhistvrisch« Kurzschrift dar- fielt«. Nun, auch sie boten d« Vorwand für «Ine im Dekorativen außerordentlich« Bühnenleistung. Der phantasi»volle Künstler de- Abend- heißt Paul ». Tschefiffckeff, der sich im russischen Kabarett .Der blaue Vogel' «Inen Namen grmacbt hat. Mit gvandtr5er Energie geht er allem Herkommen zu Leibe. Vorbei ist alle Ehrfurcht vor dem hifiorltch beglaubigt« Kostüm, dessen Motto« er nur bemüht, um sesae Phantasie — b«mndernSn»erterwe>se noch zwei Seiten spielen zu lassen: nach der Parodie und noch einer neuen Schönheit. Bilder großer Ligen- art, ober auch das Wesentliche packender Psycho logie werd«« entfaltet. Leid« konnten die sctiaakpiekrifchen Leiftoagen nicht tm gleich« Schritt dteiiben. Parcchffttfch» Ver suche lüieoen in der Bbstcht stecken, und neue Schön- bett — deren Träger vielleicht Ernst Deuiksch al- Savonaro^a sein sollt« — offenbar»« sich höchstens l« gewissen musikalischen Effekten. Der Versuch schei terte «igenttkch an der StmvaeayV« Gobineous. Ein eckte- Drama (avck eine- Shakespeare-) würde durch oa- ne«e Gewand gewannen habe«. Wahr scheinlich ist TscheMscheff der Mo-nn eine- ern«er- t« SmnmernachMrarem-. ES muß nämstch, bei der genialsten Dekoration der Aageicksick kommen, wo man antäagt. sie zu vergessen. Dieser Augenblick konnte bei Gvbineav «de «i«treten. So geriet man neue Bild sein« ersten Reiz au-geübt. Man möchte den Theatennännern, dl« eine so ungeheuer schwie rige und kostspielige Arbeit auSg«führt haben, den Rat geben, sich dennoch der Literatur ais theatra lische Hilfe zu bedienen. Stenographie allein mach! es nicht. Thomarkantor Prof. Straude Ehrendoktor der Universität Leipzig Di« Philosophische Fakultät der Universität Leipzig ernannt« anläßlich der 20. Wiederkehr de- IahreS von I. S. Dach- Be rufung nach Leipzig Professor Karl Straube, Kantor zu St. Thomä, «den großen deutschen Orgel meister, den gelst- und lebensvoll« Wtedererwecker alter und neuer Tonkunst, den tatkräftigen Hüter eine- groß« musikalischen Erbe- und Mehrer deS deutschen KunstcmsehenS im In- und Au<land', wi« e- in der Urkunde beißt, ehrenhalber zum Doktor der Philosophie. Basserum«« ernstlich erkraukk. Au- Berti« «ürd un- gemeldet: Infolge einer plötzlich« Blind darmentzündung konnte Albert Dassermann am Sonnabend in -er „Tribüne" als Teufel-schaler nicht auf tret«. Mit einer Operation und einer längeren Krankhaitsdauer Dassermann- ist zu rechnen. Vo« der Leipziger Universität. Dem Dr. phst. Friedrich Sander au- Greiz ist die Lehrberech- kigung für Philosophie in der phsiosvgischchgflortsch« Abtönung der philososhtsch« Fakultät -er Uni- verfltät Leipzig erteilt worden. — Dem Dr. phil. Georg Grimpe au- Leipzig sst die Lehrberech- ttgung für Zoologie und vergleichende Anatomie in der nxrchematssch-na«rvtssa^chafMchen Abte-Kmg ber philosophischen Fakultät der Universität Leipzig ertailt worden. Lin« neue Einsietn-Expedwo«. Der Letter d«r letzt« engksch« Expedition nach den We'bnachtS- inseln, A. Spencer Ionen, dem es bei der Sonnen- firfiternt- am 21. Dezember infolge d«r Bewölkung «icot gelang, die Elnsteinsck« Theorie «achzuprüf«, erklärt ttr englisch« Blätter«, daß in de« neu« Jahr eine neue Expedition zur Untersuchung der Einstrtnsch« Relativitätstheorie unternommen wer den müsse. Ein« totale Sonnenfinsternis wird am ck/k 0» - »FKMM Mk. _ ——I. H fornien sichtbar fein, un- es wäre daher sehr wün schenswert, eine Expedition auszurüsten, dte in Amerika während dieser Sonnenfinsternis Photo graphien aufnimmt. Die Aufgabe, den Streit über die Relativitätstheorie endgültig zu schlichten, ist so wichtig, daß all« wissenschaftlichen Versuch« gemacht werden müssen. Wenn dte von den Beamten des kalifornischen Lick-Observatorium- ia Rordwcst- Australien gemachten Aufnahmen von der letzten Sonnenfinsternis kein einwandfreie- Ergebnis lie fern, dann muh -a- Problem unbedingt von neuem erforscht werden. Ein« ständig« As-fielluxg-haL« j» Halle a. S. Die Künstlerschqft Halle-, die stch vor kurzem zu einer neuen Sezession zuscmunengeschloff« hak, Hal mtt -er Universität Halle «tn«n Vertrag geschlossen, wonach dies« L« Künfllern -le Räume -er ehe malig« Garnlsonktrche al- ständig« Ausstellungs raum überläßt. Da- .Recht' « störe«. Der bekannte eng fische NationalSkonom I. M. Keynes hak Kürzlich einen herzbewegenden Protest gegen -en Mißbrauch we- richleh der mtt dem Telephon getrieben wind. .Zu keiner Tage-zett', so schreibt er, kann ich darauf rechnen, ein« VierLeftkrn-« miHefiSrt arbeiten zu können. Jeder unüberlegt handelnde Mensch, für den eS beauemer ist, mich cmzurufvn statt eine Post- Karte zu schreiben, jede Gastgeberin, dl« im letzten Augenblick di« Liste ihrer Gäste vervollständigen möchte, jeder beliebige amerikanische Tourist, der gern mit mir ein paar Worte sprechen möchte, darf auf Grund ber Tekephonsitten und ist technisch dazu imstande, meine Arbeiten zu unterbrechen und mich — — mtt sein« Anlieg« zu befassen.' lot auf Grund seiner Erftchnmgen als chmthett zmn Sckohe der geistigen Ar- olqenden drei .Fernsprechöeboke' von als .rücksichtslos geilten, m «kner An- di« auch durch eine Postkarte erdeblgt könnte, die Privattoohnung «ine- Bekann ten anzurufen. 2. Et sollte einem völlig Fremd« ebenso wenig gestaltet sein, eine Privetwohmrng an- zurujen, atz ettva unbefugt eine Haustür aufzit- fchtteße-n. ». E« sollte al- unerzogen gelten — ouS- genommen unter intimen Fr«»-« —, irgendwen «f telephonisch«, Wege «inzuäaden und ihm damit die Gelegen-«» M nehm«, in Roh« überleg« zu könne«, ob er der*« «äm, di« Einlodimg anzo- nchm«. Endlich veiüangt Key«S, daß o- Fern sprechteilnehmer« möglkh setn müßte, durch An- brk^en eines Zeichen- hinter ihrem Nam« mr
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