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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192301020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230102
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-01
- Tag 1923-01-02
-
Monat
1923-01
-
Jahr
1923
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VIeLLlLg, ck« L LL. L SsN» S ^sKesberickt Oer sprechende Ailm 3m Rahmen dreier Son-ervorsöhrung«», di« nnier «rohem .Anspruch im hirflgen Königs-Pavillon staitsanden, hott« man Gelegenhett. sich Mt «taer Mesterlelstuna der deutschen Technik kekannt- zumache», könnt« man d«r Vorführung tönender Filme beiwohnen. Wo» man bisher für Utopie hielt, was nur des Dichters Phantasie za schildern vermocht«, ist seht Mr Wirklichkeit geworden: der Ailm spricht und gibt all«, auch dl« scknstro Ge- räusche wieder. Es sind nach ht«ser Richtung htn schon rin« Reihe 'Versuche angestellt woeden, dt« aber -vrchweg nicht zu den erwartete« Ergebnissen führten. Die Wieder- gab« von Rtd und Ton stimmt« nur selten überein, und die aezeiaken Filme wirkten so oft unbewußi komisch. Das aalt auch von den musikalischen Ailinen, die tm Laus« der letzten Jahre in über reichem Matz« gezeigt wurden. Selbst bedeutend« Opern t.Der Freischütz', .Martha' usw.) ver- .filmt«' man. Davon abgesehen, daß solche Filme künstlerisch Mm«ist wertlos waren, war die Technik unvollkommen. Einen ganz andern Einbruch muhte »ran von den Vorführungen de, .Tri-Ergo«'-Film« fSystem Vogt-Engl-Mosoll«) haben, bet denen ein« völlige Aekereinsttmmunq zwischen Bild und To» festzustellea tst. Anstttnmlgkeitea sind vollkommen unmöaVch geworden. Dt« Wiedergabe des Ton«s war besonders bet den musikalischen Instrumenten und bei den Lierstimme» gelungen, die menschlich« Stimm« war dagegen namentlich in den .Brandsttfter'-Szenen nicht immer deutlich zu hören, zum mindesten bveben dl« Wort« auf ein« ar öftere Entfernung hin ost unverständlich. Ob b^eS auf noch bestehend« technisch« Mängel ober auf dl« Tatsach« zuräckzusähren »st, dah der Aufnahme- ovparak nicht nahe genag an die Sprecher heran- gebracht werden konnte, muh dohinaestellk bleiben. Naturgemäh ist dlefe deutsch« Erfindung für die Wofterrnkwickluna des Llchtsplels von größter Wich, takelt. Es hl«he dl« Wlrkongsmkglichkelten des tönenden FUmeS vollkommen verkennen, wollte man annehmen, -ah nun große Bühnenwerk« auf- ornommen und diese Film« im Lichtspielhaus« ge zeigt werden sollen. Es Kana nie Aufgabe des F'lms sein, die Bühne za kopieren. Aber man wird jetzt, nachdem neue ausgezeichnete technische Mög- liwkeiten geschaffen sind, bestimmt Wege zu einem neuen SM des Filmes finden, der der neuen Er- finbung anqepaftk Ist. Außerdem wird man noch dein weiteren Ausbau der Erfindung dazu übergehen können, für seden Film «Sn« der Haildlung an- gepaßte Begleitmusik zu schassen. Ein neues Mittel, die auf -em Wege der Kinomusik noch bestehendea Geschmacklosigkeiten » beseitigen, und auch das Kino des Dorfes oder der Kleinstadt in die Lage zu versetzen, -en Film einwan-frei n ustkalisch illustrie ren zu können. Weitere ausgezeichnet« Ver wendungsmöglichkeiten ergeben sich z. B. auch auf dem Gebiete des Lehr- und Werbefilms. Den Erfindern gebührt Donk und Anerkennung für die gelastet« Arbeit, mit -er sie nicht nur dem deutschen Film vorwärtshelfen, sondern zugleich den Ruhmesblättern der deutschen Technik «in neues an- ntgen. Der starke Beifall, den die Dorführungen lan-en. lieft ie-enlalls erkennen, -aß die Wissen- schafster und das Publikum Ge Bebeerkmaber Er findung richtig ««schätzen. mk» 8t, Heberfälle elaer Band« aut junge Pärchen. Be zeichnend für di« nächtliche Unsicherheit, die heute herrscht, ist ein frecher Raubüberfall, der ln dee -l. Morgenstunde des Montag in der Nähe des Lin- denauer Marktes verübt wurde. Mehrere Paare junger Leute, die sich auf -em Nachhausewege be fanden» worden von S—S Männern, die mit Schlag ringen bewaffnet waren, überfallen und nicht nur der Brieftaschen und Wertsachen, sondern auch einiger Klei-angSsiücke beraubt. Obwohl die Straßen um diese Zeit sehr belebt waren, gelang es dea Räubern, zu entkommen. * Freigab« von Kohleamarke». Der Rat gibt bekannt, -aß auf die Ntarken ^S, S1 bis 8 2 der susahkarte, LS btt V4 der Kohlenkarte für Haos- kalte mit Untermietern, ö bis 7 der Kohlenkarte für .Haushalte ohne Gas, 4 der blauen Gewerbekohlen. Karte, S der weißen Gewerbekohlenkarte Brenn stoffe gellefert und bezogen werden dürfen. Tasso von 1922 Alke- Theater 3m vortgeu Jahre haben wir einen so lustigen Lasso gesehen, -aß wir seiner gern auch tm neuen Iahre mit einem hellerem einem nasse» Auge ge- öe"Mit nassem Auge betrachten wir di« Tatsache, daß in einer Neueinstudierung des Leipziger Stadt theaters ein sympathischer Anfünger mtt der nicht ganz unerheblichen Titelrolle betraut wird, d«r Kops und Herz zwar wohl besitzt, ober noch nicht aus sprechen kann. Er sagt nämlich Kaps mrd Harz. Er ist eia Schieber und Verschieber sämtlicher Vokal«. Auch -le Gefichl« schiebt er mit velden Ellenbogen. Ls fleht manchmal aut. als ob fein« Oderarmknochen rechts und links gebrochen und noch nicht völlig wie- der zusammengeheilk wären. Darum verzieht er auch sein Gesicht wie ein kleines Kind, das weinen will, und plärrt ganz« Tiraden, von den«» mau kaum drei Worte versteht. Mit heiterem Auge betrachte» wir -«» Schau spieler Rudolph Ferna», der zwar noch nicht sprechen, stehen »nd agieren bann, der aber so viele Fehler hat, -oft man sich ae-rängt fühlt, hinter den Fehler» dir Vorzüge -» suche», Temperament und Originalität t» de» Eievlchalen eines UnfngS, der hin und wieder wie eia allerdings noch nicht ge konnter Expressionismus autsoh. Das Publikum klatschte. Es hätte zische» müsse». Wenn Rudolph Ferna» -lese Ansicht tetll. wird er vielleicht «t» Schauspieler weiden. Vor anderthalb Jahrzehnte« sah ich Joseph Kainz in Belrtgnard». Und wenn ich Kain, denke, sehe ich de» Tafs» Ich werd« wohl auch, wenn ich Lass» seh«, den Kainz denke», und deshalb «>u biß chen empfindlich gegen zerquetschte Vokal, »nd ver bogen« Arme sei». Ab« schließlich hm -er Kritiker -l« Aufgabe, m» Kains Z» denke» m»d »ich« em Pvse- »mckel. Bei alle-«» war bi« abellg, «Überlegenheit -es unsterblichen Verstorbene» so hinreißend, -atz st« Goethes Gleichgewicht Im umgekehrten Sinn« uer schob. B«i -em ae»«n Leipziger Tasto begriff man nicht, weshalb »er Hof -en Last«, bei -em Ansterb, »chm» »tcht,»»» -« TäL» -gl» Lut kü Wchstb Sturm in der Meterschaft Oer Mieterstreik beschlossen — Keine Mietszahlungea — Erweiterung -er Rechte der Mietervertretung Der Mieterstmlk tst «ntbrant. IN Mhn öffent lichen Versammlungen dt« am Sonntag t» allen Teilen der Stadt vom Mletevschutzaerband Leipzig »ad Amgegeivd etnberufen worben war«i^ wurde er beifchsoss«». Der Mieterstrelk tst ein Novum, den» bisher war das Mietverhältnis vom Streik noch na- berührt. Wenn der rin« ober ander« Wohnungt- tnhabm einmal mtt seiner Zahlung t» Verzug btieb, dann lagen in der Regel persönlich« Gründe vor, di« die OoffeaklichLett nicht interessierten. H«»er lst die Sach« aber anders. Auch -le nichtorgaul- fiert« Mieterschaft, an die dle EinlaüMg -es Mi«terschohoerbandeS gerichtet war, hat »Ut ihrem Beschluß bekundet, -atz sie gewillt ist, der von oen Anterorganisationen des Verbandes tu Leutzsch, Connewitz, Groß- and Kleinzschocher und Schleußig am Tage zuvor aasgegebenen Streikparvl« za folgen. Der Streik geht um ein« Herabsetzung der gesetz lich«»» Miete', die ad 1. Januar in Kraft getreten t». Daneben verfolgt er -en Zweck, gewiss« Kontroü- vad VenvaÜrmgsvechse der Miete rvertretuntzzen za erkämpfen. Die Stimmung w den Kreisen der Mieterschaft, wie sie sich ia den überfüllten Versammlungen zu- sMnrnengeftrnQen Hatto, ist sehr zuversichtlich. Selten ist solche Einigkeit fesizustellen gewesen, lote ste dies mal konstatiert werden »nutz. Ls tritt aber noch ein anderer Grund hingu. -er der Offensiv« der Mieterschaft Verstärkung -uführt. Es herrscht zum Teil Verbitterung darüber, — auch in den Kreisen -er Geschäftswelt und sogenannten Kleingewerbetreibenden —, -atz dt« Verkündigung der wofenkllch erhöhten gesetzlichen Miete erst wenig« Tage vor dem Fälligwerden erfolgt ist. Der Vor wurf trifft die Behörden. Die iurrzfrisvae Bekannt gabe dientet ein« Rücksichtslosigkeit, ltte alle Be- ruftlätigen — ganz gleich, ob Hand- oder Kopf arbeiter — am so härter trifft, als «t diesen mangels jeglichen Kapitols gar Nicht möglich ist, von heut« auf morgen über ihr Einkommen zu disponieren. Woher sollen alle -tefe Laute, -te noch nicht wisse», Vie sie die zu erwartenden hohen Gas- und Stromrechnungen bezahsen sollen, womit ste die im Laufe des Januar eintret ende mehrfache Er höhung oeS Brotpreises bestreiten können, dos Geld her nehmen, um den erhöhten Mietzles «ruf den Tisch des Hauswirtes zu legen. Namentlich bei den Klein- und Sozialrentnern, den Arbeitäloisen und KriegSbeschDiglen. den Pensio- nLren und Witwen wirb et« Not entstehen, die all« bisherigen Entbehrungen übertrifft. Die Schwierigkeiten, dl« durch -le plötzlich« Flzi«- rang «Ker gesetzlich«», Miete trr -er bekeümten Höh« voa 4200 Prozent erwachsen, sind fo erheblich, daß sie von den Behörden vorher ins Auge gefaßt wenden mutzten und nicht erst bei den Intervention-- Verhandlungen, -ie der Mlelerfchutzverbanb «tn- leitet«. Der Dusrvsg, wie er von den Vertreten» der Amtshauplmann.schast vorgeschlagen und vom Londeswohnunasamt in Dresden unterstützt wvr-e, dt« Miete nicht mehr vlertetzShrlich, foadenr nur monatlich zu zahl«», tst nicht geeignet, die Sargen jedes wirtschaftlich dmwenbeu Famlltenvosers zu do- Gerüchte wollen davon wisse»», -atz dte Haos- tnhaber bet «iner Mteteve-rweiaerm« Wasser, Gas »nd Strom odsperr«n wollen. DaS sst natürlich ein völlig unzulässiges Mittel, und als die Wiener Hauswirte das neollch versuchten, ist sofort bte Be hörde dagegen «tngeschrlttrn. Aus alledem ergibt sich, betz dt« amtlichen Stelle» sofort etngreis«n und ein« frioAiche LSsor»g auf anderer Basis alt der bisherigen herbei führen müssen, denn «tn Konflikt wie dieser, ist ge eignet. die größte Anrohe und Verwirrung tn der gesamten Bevölkerung hervorznrrrfe». In -en Versammlungen wurden zioei gleich lautende Entschließungen angenommen. 2a der «rsie» Resolut io» heißt es: .Die Mietöcrhöbung von 4106 Pro,, ist abEinwn und in d«n Mietrrftrotk ,u treten, solange die Forde rungen der Mieter «><bt bewtNtgi und die bestehen den Ausfli-run^beslimmunaen der Neaterung und de« Rate» der Stad« Leipzig zum Reichsmieiengrsetz nicht dm» derer»taten »ünsed« »m «4v»er enl- sprechend unter Htnzuzicpuna de« M^icrichugv«. bände« geLndert rv^-rüen. Die Periaulmtnm, sprich« dem Vorstand be« Mireerschudverbanda» ihr votier Vertrauen au« und brausrragt tda, den Mierersttett !U leiten und die gesamt« Leipziger Mieierschatt tn dea verpandluugea mV den Dedörden und alle» OvaarUsattoaeu »u vertreten Ml» den notwendagen LrveUen tnnerdalb der einzelnen Stadtteil« beaus- tvam die Versammiuna di« GruppeavoriiSiwe de» MZeeerschuvverbande« und WL-ll au« chrer Mitte «ne genügende Anzahl Mieter, die den «ruppen- vorstttnden sür diese Arbeit zur Bersügung stehen sollen. Die versammluna »ordert alle Mieter aus, den Srtrabeitrag von 1oÜ_Mark zur »üpkun» de« Kampse« sosort an den Mieiers<vuvvrrbaad zu em« nchirn, sttengste Solidarität »» üben und 8k schlossen die Mi««-»urückzuhatten, um die restlose Duvchsüh« rnna der Forderungen zu erzwingen.' Dl« zweie Resolutloa besagt u. a.: .Die Mieter »ordern, di« Holten für die DUager- und rllchcavsuyr so zu berechnen, das, die Mieter nur dtetenigen Udernchmen, dir sott dem 1. Oktober, dem SntrasUreteu de» «etchLmieirngesepeS. ent standen sind. Die Mieter dürfen nicht oezwungen werden, darüber hinan» Nedenleistungen ,u beza-len. Um die laufenden Jnstandsevungen vorzunepmen. ge nügen 500 Prozent und nicht S76 Prozeut, wie sie tev, scsi gelegt sind Die sogenannte Sonderklasse für wrundstück» ist abzuschasse». Die. «rotzen Jnftand- tetzungru sollen aus kommunalem Dege erledigt wer den. Di« Mittel dafür sind au« dem «uSgletchsond« »u nehmen. Der Huschlaa Mr die^ groben Instand- sevuagsarbeiten tst abzulchanen. Die «mlchadegung für die «erwattung«arbett de» Dau«besi-erS soll nur 10 bi« 20 Prozent benagen mW nicht 106 Prozent, andernfaü« ist den Mtetervernettmgen die Lerwal- tung zu übertragen. Um der Wo-nung»nor »n steuern, ist eine Be» schlognabme der LuruMvohnungen und -lolale zu for dern. Der Mtererschuvverband und feine «oaeroll- komm.sfton stad bet der Durchfü-rung diese» D»- schtusse« -eranzugtehen. Was tte Mieter denke« Wie vorattszllsehen war, hat die vo« -er Kreis- txmpimannschüft bewirkte Festsetzung der vom 1. Januar «b zu zahlenden Miete auf -aS 42fache der Grundmiete (bzw. -as Mache der Frieo«nSmi«te) einen Stvrm unter -en Mietern erregt. Vieifajcd hört man die Meinung ausfprechen, daß ohue das Reichsrnietengefetz der größte Teil der Hausbesitzer nicht in dieser enormen Weise die M eter gesteigert hätte. Da aber di« schärfsten Vertreter d«S Grund besitzes an den Vcrhan-lungen ia der Kreishaupl- mannkchaft teilnahmrn, s» sei es diesen gelungen, eine so ungeheure Steigerung durchzudrücken. Es handelt sich um Milliarden, -ie jetzt der werk- tätigen Bevölkerung auf einmal «ntzogea werden uv- -le vorläufig -en Hausbesitzern zufallen. Man wundert sich, -atz -ie KreiShauptmonnschäft, an deren Spitze ein Mann steht, dem die tn vielen Familien herrschende Notlage bekannt fein sollte, einer der artige» MietZinSsteigerung zvsttmmte. In -er Praxis befinden sich natür-hch di« Mieter i» schwieriger Lage. Wi« «ns mstgetetlt wird, de- abstchtigeu «wnche Mieter zunächst einen Mo- uattbetrog d«r künfkiaen Miete abzuführen, fe-och unter -em ausdrücklichen Vorbehalt, die Miete ia der festgesetzten Höhe nicht anzuer- kenaen. Dann rvürd«, wenn -te Behörde bet -em allgemeinen Anw llen der Bevölkerung den Mietsatz wieder heradseht, ln den folgenden Monaten die Verrechnung stattfinden. Der größte Teil der Mieterschaft scheint ssdqch vorläufig überhaupt nicht zahlen z» wollen »nd will alles weiter« an sich herantreten lassen. Es kommt nun alles auf -as Verhalten -er Behörde an. Bemerkt sei aar, -aß mit schöne» beschwichtigende» Worten nichts erreicht werden dürfte. » ' Zum Kapitel: Monatlich« Mietziuszohluag wk- ans von einer den Hausbesitzern nahestehcn- L,LII»2I6 llvtel l. Luazv» * Lookvr«»» - 2lww«r Der groß« Kainz war ein schwermütiges, schrullen haftes Genie, -er kleine Fernau ist »in Strinhberg- dai>v. Der Hofmann Goethe nahm -en Hof und die höfische Sitte viel feierlicher. alS uns das heute noch gelingen will. Manch braver Literarhistoriker möchte beweisen, -aß dieses Schauspiel ein« echte Tragödie sei. In Wahrheit scheint es uns heute beinah« -ie echte Komödie eines tragischen Menschen zu sein. Mit drei Stunden Stubenarrest hat der eitle, mißlraviscke Schwärmer einen leichtfertig ge zogenen Degen abgebüßt: sollt« «r nicht, fragt sich beute manch unverbildetes Gemüt, eine leichtfertig in -ie Anne «ezoaene Prinzessin mit drei Tagen ab büßen können? Ist Leonore von Este nicht zärtlich, Alpkons von Ferrara nicht wois« genug, einem Genie die Etikette, einem Narren seine Kappe nach- zuseben? And »vir- sich -er geniale Narr nicht trösten lassen? Man muß nur diesen Üelnen Anter, schied beachten: Goethes Tasso rotvd gewiß nie glück- Ilich sein: ober durch nichts ist tür ans bewiesen, -aß «r ewig unglücklich sein muß. Es lag sa gar nicht im Wesen dieses Dichters, -en tragischen Nachweis za führen, haß irgendein Mensch auf der Erde «wig ungkücklich sein müsse. Auch Li« fürstö'che Leonor« gehört nur zu dea ntchtglücklichen Menschen. Di« Anton fang ihre kranke ZärkltckkeiiSmelo-le und strahlt« in einem Glanze süßer Altsüngferlichkeit. Minder glänzend, aber sehe menschlich an» geschmackvoll war bi« San- vital« der Otto. Goethes Herzog gibt Körner in wahrhaft souveräner Würde, nicht ungütig, aber sehr kühl. De» Diplomaten Antonio kann man kaum überraschend nur ricktiq sp'e'en, wie Ewald Schindler. In dieser Amgebung blieb das Strind- dergchaby et» heiterer Frrm-Körper. Der Nahmen (nicht von Baranowsky) war allzu bescheiden: -er Garte» von Belrlgnordo zumal rin rechter Kümm«rsing. Kogansten des neuen tech nische» Apparates ist einstweilen nur zu sagen, -aß dl« Pause» nicht sehr viel länger -»er», als bei -em alle». Saor, Kleftt«r Gch»b<rt aus b« englische» Bäh»«. Das so überaus erfolgreiche .Dretmü-erlhaos', t» dm» dallhornt auf die Bühne gebracht wurden, ist auf setnsm Lroberungszuge durch die Welt nun auch in London angelangt und wir- hier unter dem Titel Ftiederzeit' iä dein Lvrtc-Theckre aufgeführt. Adrian Roß. der -en englischen Taft versaßt hat, ist voa -er Wirklichkeit noch sehr viel mehr ab- gewichen and hat «Inen eifersüchtigen Grafen sowie einen verliebten italienischen Opernsänger ein geführt. Dir englische Vresse macht sich übec -en wirren und unzufammenhängenden Tert lustig, ist aber von der Schönheit der Schuberkschen Musik entzückt, die -em sinnlosen Text Seele und Zoal»?r einhaocht, -ie ihre Wirkung auf -as englische Publikum nicht verfehlte. Der König voa Siam überseht Shakespeare. Der König von Siam, der eia großer Verehrer Shake speares tst an- schon verschiedentlisch seiner Lied« za -em großen Engländer Ausdruck verliehen hat, übersetzt jetzt -le Meisterwerke des göttlichen Will' in- Siamesisch«. Wie aus Bangkok derichtet wird, hat er soeben die Aebertragung von .Romeo und 3»lia' vollendet, und das Drama wird demnächst tm Theater von Bangkok aufgeführt werden. Der König hak früher bereits den .Kaufmann von Vene- -ig' und .Wie es euch gefällt' übersetzt, uich beide Stücke find schon über die Bühne seine- Hostheater» gegonaen. Der siamesische Herrscher, -er mit drei zehn Jahren nach England kam and tn Oxford feine Erziehung -«»offen hak, begann, sobald er genag Englisch konnte, Las Studium Shakespeares, das «r seltoem ununterbrochen fortgesetzt hat. Professor -er Musik »»- M rer. Ein Münchner Blatt erzählt folgendes wahr« Geschichtchen, das auf -le verschledenarttge Bewert»»« der Kups- und Hand arbeit ein grelles Licht wirft: Zu r nem Münchner Professor d«r Musik kommt ein Maurer. Er will seiner Tochter, da er .es setz^ bat', «ln« dessere Er ziehung oebe» lassen. Vor ai.rm soll das Fräulein Klavier spiel«» lernen, aber r chüg. Auf di« Kost«» komm« «s ja nicht so s«hr an. S r «tu e zw«i bis drei Stund«» dir Woche Könnte ihr der H«rr Professor gebe». Der Professor erklärt sich hlrrz» bereit un äußert, «r fei erfreut, auch U. »irsen Kr«is«n höh«r« Beftrebunao» M find«n. Vas müsse »an unterstützen, darum woil« er entg«g«akom n«:n uni >«a Lohn für M» LklWchmch, «ich tzm» tLUm-esi ch» tzos Ag-Ätz» -en juristische« Sette geschrieben, daß, wenn ver tragltch vierteljährliche Vorausbezahlung f«stg«fekt ist, -ie Miet« vom Hauswirt nicht de- anlpruche» könne», -aß «r ihn«» monatlich« Miet- Zahlung -«willige. Demgegenüber mutz aus dl« Bekanntmachung -es Rates vom 27. Dezember verwiesen wer-«», ln der es heißt: .Das Relchä- arbeitsmiatstertum «ad das Landeswohnungs^wt habe» gegen di« monatlich« Miet Zahlung keine Bedenke» «hoben.' Das kann nur de» Sin» hab«^ -atz monatlich« Mtrtzahlang auch bet ander- weiter Vereinbarung zugelaffen sein soll. Im ander« Fall« wäre ste völlig üoerslüsflg. * 2» Neue« Jahr«. Das alt« Jahr ist zu End« gegangen. Trüb und grämlich wie so viele der ver gangenen 262 Tag« war auch sei» letzter Tag. Doch waren -er frische» Kraft des neuen Jahres -»« Wolken entwichen und strahlender Mondschein v<2 funkelnd« Gestirne begrüßten das junge Jahr. Mü um so größerer Fröhlichkeit ward sein Anbruch be gangen. Gewltz, der Frohsinn des Lebens ist für viele voa uns inmtttea -er Not und Sorge »nserer Zeiten immer seltener und immer karger geworden — aber eia neues 3ohr dringt neue Hoffnungen. An ast die Ahr di« 12. Stund« tzhlug, da huschte mu kurz die Erinnerung au gar manches vergangene Trüb« am Geist vorbei, das Herz aber füllte sich mit neuem Hoffen. So begrüßten sich denn die Men lchen und wünschten einander alles Gute. Die Wünsch« war«n nicht minder herzlich, und die Gläser erklangen beim Anstößen nicht minder hell, auch wen» vi«ü«1cht der Inhalt rchht ganz so ^rräftigsi war als einst. Zumeist ist wohl Silvester im Fa milienkreise gefeiert wocLen: einig« bekannte Gast stätten veranstalteten besonder« Gloesterfeiern uüt künstlerischen Darbietungen. Auf -en Straßen, be sonders -er inneren Stadt, war nach Mitternacht lehr reger Verkehr. Von irgendwelchen gröbere» Ausschreitungen ist bisher nichts bekannt geworden, — Heller Sonnenschein vergoldet« den ersten Tag -es Jahres. Nehmen wir es als gute Vorbedeutung für -i« kommend« Zeit! * Lohnerhöhung im Bachdrnckgewerd«. D« Deutsche Bochdruckeroerein teilt mit: Die Taris- kommifston Les -eudschen Bachdruckgewerbes hat für -i« ersten beiden Wochen des Monats Januar ein« Lohnerhöhung auf 18 000 ^l, fürdi« folgende» beiden Wrjchen auf 21 000 «k für die Woch« tn de» Spihenlöhnen beschlossen. Die Lohnerhöhung in Ver bindung mit der weiteren Steigerung -er Prelle für olle Material!«» hat «ine Erhöhung -er «egen- wärtigen Druckpretfe um SO Prozent erforder lich gemacht. A«b«r -ie schwierige Lage d«r Rohprodukten- HLudier unterrichtete «ne am Sonntag von der Interessengemeinschaft -rr Rohprod^tenhändle« Leipzigs und Umgebung abgshallene Ve<rmmlur^ im „Rosentat-Easino", dse sich eines außerordentlich starken Besuches erfreute. Die Rohprodukt«»- Händl« stehen ost — and fast immer zu Unrecht im Verdacht, mtt lichkscheaem Gesindel Hand Ke Hand zu arbeiten und Ihnen Hehlerdsemst« zu leisten. Der Rohproduktenhändler betreibt «tn «hrsomes Gewerbe, -as auf Rokcholtung fesnes SchÄdes streng bedacht tst Desto empfindlicher treff«» sie dt« poÜ- zeÄtchen Durchsuchungen, -te oft mit Härten für d«n Einzelnen verband«! find. Der Verboich, -er von dem Vorsitzenden Sch. Steinbrecher g«- laitet wird, tst -«strebt, mtt -er Polizei Hand t» Hand zu arbeite». Durch Aufklärungen im weite sten Maße sorgt er dafür, daß seine Mitglieder nicht ans Irrtum doch Sach«» Aufkäufen, die nach -en bestehenden polizeilichen Bestimmungen von dem Erwerb ausgeschlossen sein müssen. TS versteht sich daher von selbst, daß die Mitglieder -er Interessen gemeinschaft jeglichen Ankauf von Gut, -aS nach weislich oder vermüll Ich aus Diebstählen herrührt, von sich wessen. In der Sitzung wurde auch ein« die Oeffenkllchkeit interessierend« Frag« erörtert, «nd zwar der Rückkauf von Zeitung«». Die Ange legenheit soll noch weiter verfolgt werden. Jubiläen. Am 2. Janmir begebt der Mempner- meister und Va<V»«ritandta« Curl Ly. A i u a e, Clisen- sttotz« öS. sein SOtitottar» Meister» und Geschüit»- jubiläum. An vielen staalltche», städtischen «nd Privat- bauten war er beschäftigt, wovon besouderr der grob« Turmauibau der Reformierten Kirche bervorgryoben fei. — Am Lonntaa vollendeten sich 2o Aabre. seitdem sich in Lripzig-Neustadr. Hedwigstrahe 11, Yron, Bart- etablierte «nd in Leipttg. Tusourstraste 81, da- vor dem von A. Heydrich bettiebene kolonialwarengeschSst über» nahm. fesisehen. .Da hört sich doch alles auf', tönt es ihm entrüstet entgegen. .So ein« unverschämie Forde rung für a Kiavlerstund'!', und schimpfend verläßt -er Monn dea unbescheidenen Professor. Sehnte« GervandhauLkonzert Neber» dea selbstverständliche» guten Wünsche», di« w«r an das Gedeihen des Gewandhauses zum neuen Jahr« knüpfen, sei, wo sonst alle Vor bedingungen erfüllt sind, »ns gestattet, «inen be scheiden«» Wunsch vorzubrtngen: die Sptelfolgen elwas planvoller zu gestatten. (Das .planvoll' soll — wohlverstanden — nicht mtt .ästhetisch' ver wechselt werden.) Ein Neufohrskonzert zumal hätte allerhand Gelegenheiten zu vefonders festlicher Aus gestaltung geboten. So gäb es aber einen — natürlich lückenhaften — bloßen Ä«d«rblick üb«r di« Musik der letzten beiden Jahrhunderte: Herr Ramm spielt« anfangs in be kannt tüchtiger Weise einige Orgelwerke von Dietrich Buzteh»-«, -em Orgelmeister aas Lübeck, -er ein« -er klarsten Quellen des großen Johan» Scdasticw g«»«»nt «nd als Fünfter za den vier großen L — Bruckner «ingeHchlossen — gerechnet werden darf. Da« war — von einige» zu wenig konzertricrt«» Stellen abgesehen — teilweise schon ganzer Bach. AlS Sinfoniker standen Haydn und Browns «ms dem Zett«l: Jener mit einer seiner vielen D-Dar-Sinfoni«A sBrettkvpf L Härrel-Aus«ch« Nr. 4), dieser mtt der e»st«a tn E-Moll. Kapellmeister Furiwängler hat sich besonders als Mittler des Späiklasflkers «ine» Nomen gemacht: seine diesmalige Ausdeutung des Meisters erfreute, wie gewöbnltch, durch tech- nischt Aebrlegenheit und natürlich« Einfühlung ln olle Sätze d«s Werkes Daß er das uwndersame Adagio am meist«, was dem Geiste des Tondichtrrs nachschaffte, -änkr ans b«sond«rt verheißend. Klang btefes Mnstziere» an einigen wenigen Stelle» auch noch etwas r« .diesseitig' für Brahmsfch« Ver schlossenheit, fo stellte die Wiedergabe -och zweifel los -i« mit« einen, Gasidinmnten gehört, letzt« « -»r gleich«« Stell« in den Schalken Als Sollst wirkte Herr Alexander Kipnls ans Wiesbaden mtt Gesängen von Haydn an- Schobert. Sein wohikilltendes Organ, vornehm« Gestaldvngs- Kraft »nd ehrlich« Einfühlung «warb»» ihm «M
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