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Sächsische Volkszeitung : 20.03.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194003209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19400320
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19400320
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-03
- Tag 1940-03-20
-
Monat
1940-03
-
Jahr
1940
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 20.03.1940
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Bismarcks Entlassung Jun, 20. März Durch sein« geivalligc Arbeitsleistung hat Napoleon I. sein durch di« Revolution anss liesst« erschüttertes Land wieder in Ordnung gebracht. Als er einmal aus einem der Boulevards von Paris einen» schiverbcladenen Gepäckträger begegnete, trat er sofort zur Seite und sagte: „Respekt vor der Last!" Hindenburg lieh sich mit 77 Jahren noch einmal zur ver- antivortungs-schiveren, Arbeit des Reichspräsidenten rusen. Auf seinem Schreibtisch stand der Wahlpruch: „Oro et labora!" („Bete und arbeite!"), der auch aus der Tür des Hindenburg- tnrmes im Tannenberg-Denkmal steht. In seiner Bibel strich er kurz vor seinem Tode noch das Wort aus Nehemias an: „Mit einer Hand taten sie Arbeit, mit der anderen hielten sie das Schwert!" Dann gewinnt der Quell die endgültige Gestalt im Strome. Wir lassen es hierbei außer Betracht, ob Goethe in „Mahomets Gesang" vom schöpferische Mensel»,, spricht oder vom schövse- risclien Werk. Eine Trennung ist nicht gut möglich. Mensch und Werk sind eng verbunden, inan kann sie nicht trennen. Das Werk ist Ausfluß des Wesens. Das Werk vieler schöpfe rischer Menschen — wir denken an die großen Heiligen und Helden — ist kein Buch, kein Bild, keine Erfindung oder Ent deckung, sondern ihr Charakter, ihr Wesen, In diesen Fällen verschmelzen ohnehin schöpferischer Mensch und schöpferisches Werk in einem Einzigen. sFortsetzung folg,.) „Seht den Felsenquell Freudenhell, Wie ein Sternenblick! lieber Wolken Nährten seine Jugend Gute Geister - Zwischen Klippen im Gebüsch. Iiinglingsfrisch Tanzt er aus der Wolke Aus die Marmorfclsen nieder, Jauchzet wieder Nach dem Himmel. Durch die Gipfelgänge Jagt er bunten Kieseln nach, Und mit frühem Fiihrertritt Reißt er seine Bruderquellcn Mit sich fort." Grotze Arbeiter Einer der ruhmreichsten und fleißigsten Herrsck»r aller Zeilen »var Kaiser Karl der Große (s 814). Er war nicht nur ein tüchtiger Kaiser, sondern auch ein musterhafter Familien vater. Seine Töchter muhten alle Arbeiten verrichten, die dem »veiblichen Geschlechte Zufällen; sie mußten waschen, kochen, nähen, spinnen usw. Der Kaiser trug nur solche Wäsche und Kleider, die sein« Töchter verscrtigt halten. So lehrte er durch das Beispiel seines eigenen Hauses, daß di« Arbeit nicht nur keine Schande, sondern jedermanns Ehre und Pflicht ist. slossenen Erdschichten an. An einer Stelle bricht das. unter irdische Äasser mehr oder weniger wuchtig hervor zum Tages licht. Schöpferische Menschen Vovaa»s«tzans«n, Aräfte und Beweggründe ihre» Schaffen« / vsn Pvsf.Gtto Urbach Adolf Hillers Lebensweise entspricht seiner Lebensauffas sung. Den Blick nur auf sein Werk gerichtet, ist der Führer hart, rücksichtslos gegen sich selbst, ordnet er seine persönlichen Be dürfnisse völlig seiner großen Aufgabe unter. Eine wahrhaft spartanische Lebensweise, zu der der Ablaus eines jeden Tages uns alle zwang: «in ganz moderner Arbeitsstil unter Aus nutzung der neuesten technischen Hilfsmittel ließen uns physische, geistige und sceliscl» Anstrengungen aushalten, die ohne das große, mitreißende Vorbild kein einzelner sich zugetraut und zugemutet hätte. Der Führer meidet Alkohol, Tabak und Fleisch nicht etwa aus einem doktrinären, lebensfremden Prinzip her aus, das er andern auszwingen will, sondern einfach, »veil diese Enthaltsamkeit seine Scl-afsenskrast erhöht. sO. Dietrich: „Mit - Hitler in die Macht!") 8. Fortsetzung. Weil der unterbewußte Schassensvorgang auch dem schöp ferischen Menschen unverkennbar, also ein Geheimnis bleibt, — anders ausgedriickt: weil das Ergebnis dieses Vorgangs so ganz andere Gestalt hat als der Ursprung — muß der Einfall und das geschaffene Werk als ichsremd erscheinen. Es ist dem schöp ferischen Menschen zumute, als ob eine von außen her sich auf drängende Macht — ,^em Dämonischen verwandt" sagt Goethe — „übermächtig mit ihm tut", wie sie will. Der schöpferische Mensch mutz sich chr empfangend und leidend als Werkzeug überlassen: er glaubt von ihr „besessen" und „inspiriert" zu sein, — Wie wir sahen, handelt es sich zunächst nicht um eine von außen eingreifende, ichfreinde Macht, sondern — wie Nietzsche klar erkannte — um Tiesenkräst« der Seele, die sich der durch durch geistige Erfahrung erworbenen Erkenntnis rohstoffe (Vorstellungen, Gedanken) bedienen. Die Tiefenkräfte scha fen aus dem Gegebenen. Indes, Goethes Glaube an die Inspiration behält ihren tiefen Sinn: Wer verlieh dem schöp- ferl chen Menschen die gewaltigen Tiesenkräfte? Wer ersiillte — schon durch die schicksalhafte Leitung des Lebens — Geist und Seele mit eigentümlichen Inhalten? Wer lieh dem schöp ferischen Menschen die entscheidenden Anregungen (Anstöße, Antriebe) zuteil werden? Kurz: Wer übertrug Ihm eine beson dere Sendung? — Diese und ähnliche Fragen lassen uns hinter dem psychologischen Vorgang außer menschliche Mächte (das „Dämonische" oder das „Göttliche") ahnen. „Mit dem Ge nius steht die Natur in ewigem Bunde: Was der eine ver spricht. leistet der andre gewiß" (Schiller). Schiller saßt beides, das Psychologische und das Metaphysische, zusammen in seinem Epigramm „Kolumbus". Die Schau, daß die langgesuchte Küste im Westen sein muß, ist geistig-seelisch. „Dort mutz sich die Küste zeigen, liegt sie doch deutlich und liegt schimmernd vor deinem Verstand", rüst er dem mutigen Segler zu. Aber die Idee ist von Gott gewollt und hervorgerufen, darum ergänzt Schiller: „Traue dein leitenden Gott und folge dem schweigenden Weltmeer? Wär' sie noch nicht, sic stieg' jetzt aus den Fluten empor!" Nach dem Hervorbreck»n des genialen Einfalls seht die geistige Arbeit wieder kraftvoll ein. Goethe spricht von einer „Produktivität, die schon eher Irdischen Einflüssen unterworfen Ist, und die der Mensch schon mehr in seiner Gewalt hat. ob gleich er auch hier immer sich vor etwas Göttlichem zu beugen Ursache findet." „In diese Region zähle ich alles zur Aus führung eines Planes Gehörige, alle Mittelglieder einer Gc- dankcnkette, deren Endpunkte bereits leuchtend daslchen: ich zähle dahin alles dasjenige, ivas den sichtbaren Leib und Kör per eines Kunstwerkes ausmacht." So hatte beispielsweise Shakespeare nach dem geniale» Einfall des Hamlet-Dramas „die spätere Ausführung der einzelnen Szenen" und .die Wech selnden der Personen" „vollkommen In seiner Geivalt, so daß er sie täglich und stündlich machen und daran wochenlang sort- arbeiten konnte, wle es ihm nur beliebte". Die geistigen Eigen schaften Talent, Fleiß, Wahrhaftigkeit, Wagemut, Beharrlich keit Kaminen bei der Ausarbeitung zu ihrer vollen Wirk samkeit. — Wollten wir den gesamten Schaiscusvorgang in seinem psychologischen Nacheinander erfassen, so würde fick) etwa dieser Ablauf in vier Stadien ergeben: Geistig-seelische Verarbeit — Unterbewußte Gärung, geheimnisvolle Ver arbeitung der durch die Erfahrung erworbenen Rohstoffe — Hervorbrcchen des Ein falls — Geistig seelische Ausar beitung des Einfalls zum „Werk". Der Einfall läge dann genau an der Stelle, wo das im Unterbcwußtscin Gestaltete in den Bereich des Bewußtseins tritt. Das Bild des Wassers liegt außerordentlich nahe. Der vom Himmel fallende Regen gleicht den Eindrücken und Erleb nissen, die von der Geistsecle aus der Erfahrungswelt aus genommen werden. Viele dieser Tropfen stießen unterirdisch zusammen, vermischen sich mit den Vorgefundenen Mineralien der Erde, sammeln sich und nehmen die Temperatur der durch- Rom, im März 1940 Wiederum Hai sich das Gästebuch der Villa Madama uin «Inen Namen bereick-ert, hinter dem mehr als nur «ine stark« Persönlichkeit steht, nämlich der politisck» Wille eines Volkes und Staates, dessen Führer seinen Außenminister zu kurzen, aber bedeutsamen Besprechungen nach Rom entsandte. Jo achim von Ribbentrop Hal die Tage seines röinisck»» Aufenthaltes in der seit wenigen Monaten in den Besitz des Staates übergcgangenen Villa Madama aus dein Monte Mario zugebracht, die fernab vom Lärm der Weltstadt hoch Uber dem Marmorsladlon des Forum Mussolini gelegen ist. Schon Goethe hat den Zauber dieses so unberührten Landschastsbildcs, das sich doch in nächster Nähe des Häusergewirrs befindet empfunden, und darüber ausgesagt, daß ihm der Sonnenuntergang, von der Villa Madama aus betrachtet, einen ebenso tiefen ivie beleben den Eindruck hinterlasse. Damals traf man zu Mßen des Monte Mario allerdings nur auf irgendein einsames Gasthaus mit allen Charakteristiken und allen Unbequemlichkeiten der Cam pagna, ivährend heut« die weit über ihre einstigen Grenzen hinausgcwachsene Stadl sich auch hier ausgedehnt hat. Mochte aber auch zu Goethes Zeiten die Villa dem Verfall nal» sein, das Schauspiel, das allein die natiirlick-en Züge dieser Landschaft boten, >var schon damals dazu angetan, nicht nur das offene Dichterauge zu entzücken. Schon von Karl dem Großen erzählt die Legende, daß er bei seiner Romfahrt am Monte Mario vom Pferde stieg, um die zu feinen Füßen liegende Stadt als demü tiger Pilger zu betreten. Mancher deutsche Kaiser hat nach ihm den gleichen Weg zuriickgclcgt, ivcnn auch mehr als einem von ihnen hier weniger die Schönheit des Stadtbildes als die beson ders günstige strategisck» Lage des Hügels aufging. Heinrich IV., Heinrich V. und Friedrich I. haben den Monte Mario zu ihrem Feldlager umgcstaltet. Den ländlick»» Freuden, die hier so nahe und doch weit genug von der Stadt entfernt, ausblühten, mag der Monte Mario seine Benennung „Mons Gaudius" verdanken, ivährend ihm die gelben Sandbänke, die sich hier und dort zwischen dem Grün der bewaldeten Hänge anstun, ihm eine dritte Bezeichnung „Goldener Berg" eingetragen haben. Die schöne und bchcrr- fchende Lage des Monte Mario erkannte auch Kardinal Giuiio de'Medici der 1b23 Papst Clemens VII. wurde. Er ließ an der dem gelben Bond des Tibers zugcwandten Hügelseite eine prachtvolle Villa noch Plänen des Giulio Romano errichten, di« dieser dann in Zusammenarbeit mit Giovanni da Udiye mit Stuckarbeiten und Fresken ausschmiickte. Der Chronik jener Zeit zufolge, sollen die Entwürfe von Raffael begonnen worden sein, wurden aber nach besten frühem Tode von seinen Schülern zu Ende geführt. Unter den großen und namhaften Baumeistern seine» Jahrhunderts mar Raffael zweifellos einer der kühnsten Erneuerer der sich auch bei der Villa des Kardinals Medici nicht verleiigncl'e und zu einem Vorläuser Michelangelos und Bernini» Als in» Juni 1888 Kaiser Wilhelm II. zur Negierung kam, bat er Bismarck, so lange im Amt zu bleiben, ivie Leben und Gesundheit es ihm gestatten würden, und Bismarck versprach ihm, nie von seiner Seite zu weichen. Noch nicht zwei Jahre später, im März 1899, zwang derselbe Monarch Bismarck, fein Entlassungsgesuch einzureichen. Was ivar in diesen 21 Monaten geschehen? Persönliche und sachlick» Gegensätze hatten sich in solck>er Fülle angehäust, daß der Bruch unvermeidlich geworden >var. Zwei Zeitalter waren schroff aufeinander geprallt. Das deutsche Schicksal aber wollte, daß aus selten des Alters nicht nur die längere Erfahrung und tiefere Einsicht standen, die na turgegcdenen Vorrechte des Alters, sondern daß hier auch der höhere menschliche Wert war, die überragenden Gcisteskrü'te und der bedeutende Cl-arakter. der sich in einem Leben voll un erhörten Einsatzes und leuchtender Erfolge bewährt hatte, wäh rend die Ingend durch eine Persönlichkeit vertreten wurde, der das richtige Augenmaß für die Schiverc der eigenen Ausgabe wie für die Größe der Gegenseite fehlte, Mängel, die sich durch romantischen Enthusiasmus nicht ersetzen ließen. So empfand auch die breite Maste des deutschen Volkes, als es die Kunde von der Entlassung Bismarcks erhielt, zunächst nur das Ende eines Zeitalters, in dem es zu Macht und Größe emporgcblüht war, während es der Zukunft ziveiselnd entgegensah. Heute, ein halbes Jahrhundert nach dem Gesck»l»n, haben sich die damals noch verschlossenen Urkundenmappen und Archive geöffnet, wir kennen die Hintergründe der inhaltsschweren Er eignisse. die sich in jenen Märztagcn abrollten. Die sachlichen Gegensätze »varen schon im ersten Jahr der Regierung des jun gen Kaisers zutage getreten, und zwar aus dem Gebiet der Sozialpolitik. Daß diese die dringlichste Außzabc der inneren Politik ivar, ivar jeden» Einsichtigen klar. Bismarck erstrebte hier eine Lösung im autoritären Sinne und erklärte, im Notfall auch vor Blutvergießen nicht znrückzuschrMcn, Der Kaiser wollte diese Konsequenz unter allen Umständen vermeiden und in den hohen Pfeilern wurde, di« über die Einteilung der Stock- »verke hinaus den Bau umfassen. Die Tstschrcibungen, dir ans dem 16. Jahrhundert überlicsert worden sind, berichten von der großen, mit künstlerisch wertvollen Statuen anogestatlcten Log gia der Villa, von dem gepflegten Park mit seinen zahlreichen Brunnen, von den prunkvollen Sälen mit ihren Stuckarbeiten, Fresken, Marmor- und Bronzestatuen, denn die Innendekora tion des Palastes war auch nach Raffaels Tode 1920 mit erlese nem Geschmack weitergesührl ivorden. Das unberechenbare Auf und Ab der Entwicklung, das so vielen Denkmalen Roms nicht erspart gebtieben ist und sich durch eine mehr als 2009jährige Geschichte zurückversolgen läßt, hat sich auch an der Villa Madama erfüllt. Das Jahr 1527 brachte den Sacco di Roma durch die kaiserlick»,, Landsknechtstruppen, und vom Vatikan aus sah Clemens VII. über dem Monte Mario den Schein der Lagerfeuer ausglühen. Die Villa ging aus den Händen des Papstes an das Kapitel von St. Eustachius über und wurde von diesem an Donna Margherita d'Austria, der Gat tin Alexanders de'Medici, verkauft, die in zweiter El» den Be sitz an das Haus Farnese brachte. Von Margarete von Oester reich erhielt der Palast den Namen „Villa Madama", der ihm bis heule geblieben ist und von den Farnese ebenso bewahrt wurde wie von den ihnen im Besitzrechi nachfolgenden Königen beider Sizilien. Auch nach diesen haben die Eigentümer der Villa Madama mehr als einmal gewechselt, aber jeder von ihnen ivar bemüht, der Zerstörung cntgcgcnzntrctcn und ein Stück des alten Glanzes wieder aufzufrisck»». Daß ihnen dies gelungen ist, beweist die Tatsack», daß unter dem Kranz der fürstlichen Paläste und Villen, an denen Rom gewiß nicht arm ist, gerade die Billa Madama ausgewählt wurde, hohen politischen Persönlichkeiten die Gastfreundschaft Italiens und der Stadt Rom zu gewähren. Selbst Clemens VII. würde sein einstiges Besitztum heute kaum wieder erkennen, wenn auch, angesangen von der Jasmin um wachsenen Fassade bis zum Binnenhof. den Hellen Galerien, den Loggien nnd Sälen, alles eindeutig aus den Ursprung in» 16. Jahrhundert zurückverwcist. Meistcrlmft hat man das Neue dem schon Bestellenden angeglick»n: Arbeitszimmer und Lesesaal, Kanzleien für technische Missionen und Sekretariat«. Telephon dienst und Garage, alles strebt danach hin. den Gästen den Ansenlhalt in ihrer glanzvolle»» Wohnung bequem zu gestalten und die Verbindung zwisck»n dem Monte Mario und der untev- l>alb gelegene»» Stadt aus schnellstem Wege hcrzustellcn. Wer den geräuschvollen Verkehr des Viole Angelico mit seinen Schu len und Erziehungsinstituten, seinen Turnhallen und Schwimm bäder», In denen sich die in den faschistischen Ingendvcrbänden zusannnengescharte italienische Jugend stählt, hinter sich läßt, der tritt beim Parkeingang zur Villa Madama gleichsam in die zauberhafte Stille eines verwunschenen Schlosses und ahnt nichts von den ernsten Gedanken und bedeutsamen Plänen, die hinter der grünumsponnencn Fassade der Villa sckwn gehegt und erwogen wurden. (Dr. Frhr. Raitz v. Foeritz) traute sich zu, die Versöhnung zwisck»» Arbeitnehmern und Arbeitgebern bewirke»» zu können, wie die Entwicklung gelehrt hat, zu Unrecht. Aber auch auf dem Gebiet der äußeren Politik griff der Kaiser eigenmächtig in die seinen Fäden Bismarckschcr Diplomatie, und Bismarck sah durch das kaiserliche Vorgehen, besonders durch die übermäßige Betonung der Vündnistreue gegenüber Oesterreich-Ungarn, den Eckstein seiner ganze» Poli tik. die Freundschaft mit Rußland, gefährdet, aus der nach seiner Ueberzeugung der europäisck» Frieden beruhte. Schon hatten Frankreich und Rußland sich verständigt. Frankreich und Eng land sich einander genähert, sogar eine Verständigung Rußland- England schien nicht mehr ausgeschlossen, trotz ihrer starken Interessengegensätze im Orient. Knrz. Bismarck sah die Anfänge jener von ihm jahrzehntelang mit allen Mitteln seiner Staats kunst verhüteten .,Einkreisung" emporwachsen, die im Weltkrieg unser Verhängnis iverden sollte. Diese Meinungsgegensätze, an denen sich das Schicksal eines ganzes Volkes entschied, konnten unmöglich in einer- rei nen Idcenivelt ausgetragen werde», sondern spitzten sich mit Natnrnobvcndigkcit znr Machtsrage zwischen den beiden Gegen spielern zu. Daß dabei von beiden Seiten Fehler gemacht wur den, Tritte sich einmischten, die in einseitiger, gefühlsmäßiger Parteinahme die gegenseitigen persönlichen Gereiztheiten schür ten und den Kampf vollends auf den Boden des Menschlichen- Allzumenschlichen verschoben, war unvermeidlich. Der Großher zog von Baden sprach das böse Wort von der „Dynastie Bis marck" gegen die „Dynastie Hohenzollern" und tras damit den Monarchen an der empsindlichsten stelle: Bismarcks Familie, vor allem seine Gattin und sein Sohn Herbert, schürten in ihrer rücksichtslosen Htewundcrung für Bismarck unbewußt seine Ueberzeugung. im Recht zu sei»». Als der Kaiser im Kronrat von» 24. Januar 1890 sein sozialpolitisches Programm vortrug und die Minister zur Mit arbeit ausfovderte. mußte Bismarck sich sagen, daß diese Ansich ten in diametralen» Gegensatz zu seine» eigenen standen, mit hin eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Kaiser und Kanz ler nicht mehr möglich »var. Aber er konnte nicht wie irgendein Minister und wie es im Sinne der von ihm selbst geschaffenen Verfassung gelegen hätte, daraus die Folgen ziehen und seinen Abschied einreick»». Zu tief war er mit seinem Werk verbunden. Er nahm den Kampf auf. Dabei schmerzte und enttäuschte cs ihn tief, nicht die Unterstützung der Minister zu finden, obgleich gerade er es gewesen »var, der die Minister in Deutschland und Preußen zu „Dienern der Krone" gemacht hatte Mißtrauisch beargwöhnte er nun den unmittelbaren Ver kehr zwischen dsm Monarchen nnd den Ressortministern und berief sich, um ihn zu unterbinden, aus eine Kabinettsorder vom Jahre 1852, die den Ministerpräsidenten berechtigte,' den Vor trägen der Minister dein» Kaiser beizuwohnen. Der Kaiser ver langte die Aufhebung der Order. Bismarck verweigerte iw . -o stand die Sache, als Bismarck am 12. März seinen alten Gegner, dc» Zcntrumsabgeordneten Windthorst. bei sich empfing, den der Bankier Bleichräder bei ihm einiührte. Welche Bedeutung duner Begegnung von beiden Seiten vielleicht ireigemcisen wurde oder »velck» Bedeutung sie unter anderen Umständen aus den Gang der Geschichte hätte haben können, bleibt gleickigiiitia. da ckre einzige tatsächliche Bedeutung darin lieg», der unmittelbare An laß zu Bismarcks Sturz geworden zu sein. Der Kaiser erfuhr von dem Besuch bereits am nächsten Tage und meldete sich am 15. früh im Auswärtigen Amt zur Entgegennahme eines Vor trages an. Bismarck begann seinen Vortrag damit, dem Kaiser von dem Besuch Windthorsts zu berichten, woraus der Kaiser er klärte, in solchem Falle müßte Bismarck» vorher bei ihm an fragen. Bismarck widersprach nnd nahm Uir sich die Freiheit in Anspruch, in seinem Hanse Besuche zu empfangen, ..namentlich solche, die anzunehmen er amtlich die Pflicht oder einen Grund hätte". Don beiden Seiten sielen harte Worte, und am über nächsten Tage, dem 17., erhielt Bismarck durch die Ehest des Zivil- und Militärkabinctts. Lucanus und Hahnkc, den Befehl, entweder die Kabinettsorder von 1852 auszuheben oder feinen Abschied einzurcick»». Damit ivaren die Würlel gefallen Ein Appell an das Volk, das in seiner überwältigenden Mehrheit sicher zum Kanzler ge standen hätte, kam Bismarck nicht in den Sinn. Dazu wurzelte die Vasallentrrne zu tief in ihm. Am 18, Mürz verfaßte er sein Abschiedsgesuch, seine letzte Staatsuntersckrisl und noch einmal «in Meisterwerk in der Knappen und fckmrstn Darlegung der Gründe, die ihn die Verantwortung für die deutsche Politik nicht länger tragen ließen. Am 20, bewilligte brr Kaiser das Gesuch mit huldvollen Worten und der Erhebung zum Herzog von Laucnburg, eine Würde, die Bismarck schon vorher abgelcbnt hatte. So sah sein 75. Geburtstag, den Bismarck zehn Tage spä ter begnrg, den Einiger des Reiches nicht mehr ans der Kom mandobrücke. die er ein Menschenalter lang innegehabt, sondern in erzwungener Tatenlosigkeit. Der funge Kapitän des Schisst» aber gab, nackidem er den erprobten Lotsen ausgebootet hatte, das Losungswort aus: ..Volldampf voraus!" Bismarck, der mit wachsender Besorgnis den Kurs verfolgte, blieb von nun das Amt. als getreuer Eckardt und uncrmüdlick»r Warner sein« Stimme zu erheben. Römische Gastlichkeit in»«- Villa Madama
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