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Sonntags-Ausgabe 1S17 Nr. 471 111. Jahrgang Anzeigenpreis: L'<"° »Bedörd.» t» «mll. T«U dl« Pellt,«II« 70 ps, ». ans». 80 »I«i« All,«t-«n dl« Petlt,«ll« LS Pf., aulwSrt« 30 Pf.; Grlchafllaa,«»,.« «* Ptatzvorfchrlften Im Pr«lf« «rhtdl. Bella-«»: S«fa»taasla-« Nl. 7.— da« Laal«nd aolfchl. Post-«8-tzi. -i»-.ln»««tr iS Pf. — voaa- «ad Zefita^« ld Pf. S«r»s»r«ch.Bafchlah Br. 14 «»2. 14«« »d 141« PoftfcheLkonl» 72ÜS. flle il«l,jl, »ad Borarl« 1«»'«^, Amtsblatt des Rat« und des pollzeiarntLS 7^. Studt Leivria e<hrlkll«lluna «ad SelchLIllllell«: SadannUaaN« Br. > Sonntag, den 16. September Derhastung Kornilows Einzelne Kampfhandlungen im Weste« Das Wolfssche Bureau meldet amtlich: Berlin, 15. September, abends. 3n Teilen der flandrischen Front und südöstlich von Arras lebhafte Gefechtstätigkeit. Boni Osten nichts Neues. * * * «ad. Berlin. 15. September. (Draktbcricht.) An der flandri- jchen Front unternahmen die Engländer bei S t. > " l l e n am 14. Sep- rcmber früh einen Teilangrisf. der ihnen kcmersei Gewinn -'»brachte, sic aber hohe blutige Verluste und 33 Gefangene kostete. Westlich Woumen wurde uw 2 Uhr morgens eine BoMSpatromlle, die sich auf fünf Booten zu nahe versuchte, vertrieben. Eine deutsche Patrouille hob südwestlich von Dixmuiden einen englischen Unteroff«z,erposten ans nnd brachte den Best der Besatzung gefangen zurück. 3m Artois und in der Gegend ven St. Quentin muhten die Engländer wie in Flandern seil Tagen von jeder bedeutenden Kampf- liandlunq ablassen. Auch das -Arlilleriefeuer ist schwacher geworden. Nur Patrouillen entfalten im Borfeld rege Tätigkeit. Deutsche Streifen brachten nördlich von Nruve C stapelte einige Portugiesen gefangen ein. Nördlich non Voursies wurden Engländer in ihren eigenen Gräben gesaugengcnommen. — Englisch« Patrouillen wurden südlich non Hulluch, östlich von Gonzeaucourt und südwestlich von Vendhuile durch deutsches Abwchrkever vertrieben. - Auch den Franzosen gegen über wurden in Vorfeldgcfechlcn und Echhtrupp-Unlernehmungen Vor- teile errungen. Der geglückte deutsche Vorstoß am Minterberg " lang nach kurzer Feuervorbcre'tung bei völliger Uederraschung der Frar rosen. Mil geringen eigenen Verlusten wurde eine französische Grabeubesetzung überrumpelt, wichtige Erkundungen gemacht und zwei Offiziere und 48 Mann gefangen eingebracht. 3n der LtWUpagne rannten di« Franzosen wiederum an der Slrahe Souain vergeblich an. Zwischen 6 und 7 Ahr vormittagWversuchten sie zweimal in überraschendem Angriff ohne vorherige Feuervorberei- ung eine ö-^ che Stellung zu nehmen. Dieser Versuch mißlang voll kommen. öi. rutschen Abwehrfeuer brachen die französischen Sturm wellen zusammen. Nur au zwei Stellen vermochten sie einzubrechen, wurden aber unter Zurücklassung von Gefangenen sofort wieder ge worfen. Auf dem östlichen Maas-Ufer errangen die Deutschen in (iuem Osfcnsivskeh einen schönen Erfolg. In über 1 Kilometer Breite wurden mehrere französische Grüben östlich des Lhaume-WalLeS aestürmk und gegen mehrere Gegenangriffe gehalten. Es bestätigt sich, bah neben den über 300 Mann zählenden Gefangenen auch die blutigen Verinste des Feindes sehr schwer waren. 3m Osten war bei Nebel und Regen die stampftäligkeit gering. Nrr zwischen Dünaburg und Smorgon und zwischen dem Karpathen- Vergland und dem Sercth lebte das Feuer zeitweise auf. In Mazedonien wurden am Dobropolje gegnerische Vorstöße abgewiesen. Kubanische Flieger für die Entente (r.) Frankfurts. M., 15. September. (Eig. Drahtbericht.) Wie die «Franks. Zig." ans Zürich meldet, berichten laut „Neue Zürcher Zeitung" amerikanische Blätter, daß die kubanische Regierung beschlossen habe, eine große Anzahl Fliegermit ihren Apparaten nach dem europäischen KrlezSschanplah zu entsenden Sie sollen in den fran zösischen Linien Kämpfen nnd von einem besonderen Kommandanten unter dem Nomen Eseadrille Cnbaine befehligt werden. 2VS00 Tonnen versenkt vtb. Berlin, 15. Sepkember. (Amtlich.) Neue U-Boots - erfvlge im Aermet-Kanat: Bier Dampfer, ein Segler mit rund 20 000 Brukto-Regjster-Tonnen. Die Dampfer waren sämtlich bewaffnet, einer davon ein Tankdampfer. Der Segler halte 1400 Tonnen Oel, Reis und Stückgut nach Le Havre geladen. Der Chef des Admiralfiabes der Mar-n«. vtb. Rotterdam. 15. September. (Drahtbericht.) «Maasbode' meldet: Der englische Postdampfer «City of Nagpur" (5340 To.) ist gestrandet und ein vollständiges Wrack geworden. Der englische ilampfer «Hockwold" (1472 To.) ist gesunken, ebenso der norwegische Dampfer «Plukon" (144S To.), der norwegische Dampfer «Sekubal" (1201 To.), der Segler „Veflffeld" (1920 To.) und der Dampfer Vikholmen (477 To.). vtb. Amsterdam. 15. Sepkember. (Drahtbericht.) Die Niederlän dische Telegraphen-Agentur meldet: Der holländische Dampfer .G r o - n ngen" wird vermißt, man glaubt daß er aufgebracht wurde. Normalfchuhe in Frankreich frZ Frankfurt o. M^ 15. September. (Eig. Drahtber.) Die «Frkf. Zig." meldet aus Genf: Die von der französischen Regierung hergcskellten Normalfchuhe sollen vom 1. Oktober ab in den Handel kommen. Bis dahin werden 500 000 Paar Schuhe fertig sein. Die Preise schwanken zwischen 28 Franken für ein Paar Herrenstiefel und 15'^ Franken für ein Paar Kinderstiefel. Sorgen der Alliierten * Rotterdam, 15. Sepkember. (Drahtbericht.) Einen bemer kenswerten Artikel über die Lage der Entente bring« der ..Tempi" und spricht über die S o r g e n d e r A l l i i« r t e a. Der Ein fluß der Politik wachse, je mehr die Völker sich «mfbrauchKn. Der ss'iede müsse beschleunigt und gerecht gestalte« «erden. Bulgarischer Heeresbericht ^ib. Sofia, 14. September. Generalstabsberichk vom 15. September. — Mazedonische Front: Schwaches Störungsfeuer auf der gefamt«» Fron«, «ne englisch« Lrkun- dungsabteilunq. die westlich des Doiran-Sees beim Dorse Kreschleli oorzurücken versuchte, wurde durch unser Feuer zer streut. Ein feindliches Schiff beschoß vom Golf von Orfano un sere Slellung an der Struma-Mündung. Fliegerlätigkeik in ver schiedenen Abschnitten der Front. Rumänische Front: Bei Mahmndia und Tulcea Ar- tilleriefeuer. Kerenskis Sieg «ib. Petersburg, 15. Sepkember. (Reuter.) Die Regierung wurde von der Verhaftung Kornilows und seiner hauptsächlichen Mitschuldigen verständig!. (/..) Stockholm, 15. Sepkember. (Drahtbericht unseres Sonderberichterstatters.) Obwohl Kerenski zeitweilig das Aebergewichl errungen hat, ist die innere Verwirrung in Rußland in folge des Bürgerkrieges sehr gestiegen. Die Verbindungen deS Kriegs ministeriums und des Hauptquartiers mit zahlreichen Truppenocrbänden ist abgebrochen. Die Heeresleitung sucht mit den verschiedenen Armee teilen durch den Fronlkommissar der rumänischen Front zn unterhandeln, der in telegraphischer Verbindung mit allen Truppenteilen steht und viel zur Bewältigung des Kornilowschen Aufruhrs beilrug. Der Eisen bahnbetrieb ist gänzlich gestört, der Zugverkehr eingestellt. Die Folge davon ist eine trostlose Zuspitzung der Petersburger Versorgungs frage. Die Blätter melden, Kerenski habe die allgemeine Demission der Regierung nicht angenommen. Die Regierungs geschäfte würden darum einstweilen noch von den Portefeuilleminiflern erledigt. Nur die Kadekkenmlnistrr sind von der Ausübung der Dienst pflicht befreit und nehmen nicht mehr an den Sitzungen des Minister rates teil, obwohl sie der Form «ach noch immer de« Ministerium an gehören. Bei der Neubildung des Ministeriums beabsichtigt Kerenski, sämtliche Posten anders zu besehe«, jedenfalls dem neue» Ministerium einen sozialistischen Anstrich zu geben, doch stößt er dabei auf Widerstand. Neuerdings wird wieder milgeteilk, dvh Vie Petersburger Kabettenfraktion Kerenski aufgeforderk habe zurückzutrelen und die Bildung einer WohlfahrtSregiervng unter Alexejew zuzvlassen, in der außer ihm selbst Miljukow und Maklakoff als Ressort minister Sih haben sollten. Kerenski lehnte jedoch entschieden ab. lieber die Zustände bei ber Kornilowschen Armee teilt «ISwestija" mit: In Luga trafen von den Kornilowschen Truppen acht Kosakenregi- menler sowie eine Division anderer Kavallerie ein nnd zogen kampfbereit in die Stadt. Sie besetzten die Telephonzentrale und die Telegraphen station sowie alle StaatSgebäude. Mitglieder des ArbcitrrrakeS wurden arretiert. Die Garnisonlroppen blieben auf der Seile der Regierung. Die Kosaken begehen schwere Ausschreitungen gegen Vie Garnison. Von der wirklichen innerpolilischen Lage halten sie keine Ahnung. Die Offi ziere erklärten, sie gehorchten nicht der Regierung, sondern ausschließlich Kornilow. Später zogen sich die Truppen in der Richlung ans Pskow zurück. ivtd. Petersburg, 15. Sep'ember. (Meldung dcr Petersburger Telegrapl»en-Apentur.) Die Erledigung der Bewegung Kornilows dauert <m. Kerenski und General Alexejew empfingen die Ab ordnung einer Eingeboreucn-Division. die die wilde genannt wird, deren Befehlshaber eine Entschließung überreichte, in der die Treue aller Regi menter der Division, die der Kern der aufrührerischen Truppen Korni lows war, zur vorläufigen Regierung erklärt wird. Der Zentralausschuh der Ostsee-Flotte rlchtele an Kerenski «in Telegramm» in dem er die einstimmige Entschließung aller Besatzungen mitleilt, dl« Regierung zu unterstützen und die Forderung nach strenger Bestrafung Kornilows und aller seiner Anhänger wiederholl. Der Rat der Offiziere von Moskau richtete an die ganze Garnison der ehemaligen Hauptstadt einen Aufruf, in dem er sie auffordert, das Baterland gegen jeden gegenrevolutionären Anschlag zu vereidigen. Die Regierung hat General Kaledin, den Hetman der Don Kosaken, der versuchte sich zum Diktator von Südrußland aufzuwerfen, des AmleS enthoben und stellte ihn unter Beschuldigung militärischen Aufruhr« vor Gericht. Neue Ministerkrise in England? (r.) Rotterdam, 15. September. (Drahtherlcht unseres Sonderberichterstatters.) Der Londoner Korrespondent ein«S kanadischen Blattes drahtet, seit Ende August werde in England eine neue Ministerkrise erwartet. Man nehme an, daß Balfour Lloyd George ersehen solle. Lin angesehener liberaler Politiker sagt« dem Korrespondenten, England brauche ein konservatives Kabinett, «m zum Frieden zu kommen, weil «in liberales Kabinett den Krieg be gonnen habe. Amtliches Dementi englischer SriedensvorfchlSge "tb. London, 15. September. (Reuter.) «Daily Telegraph" ist amtlich ermächtigt, zu erklären, daß das in der «Deutschen Zeitung" und in anderen deutschen Blättern verzeichnete Gerücht, Großbritannien habe Deutschland Friedensvor schläge gemacht, jeder leisesten Begründung entbehre. Oefterr. - ungar. Heeresbericht "id. Wlen. 15. Sepkember. Amtlich wird gemeldet: Auf dem östlichen Kriegsschauplatz und in Albanien keine besonderen Ereignisse. An der Jsonzo-Front lebt die Kampftätigkeit stellenweise auf. Südlich von Selo am Ifonzo find mehrere italienische Borfiöße gescheitert. Auf dem Monte San Gabriele liegt schweres Geschühfener. Tellangriffe der Italiener wurden ab geschlagen. Die Zahl der im August an der Südwestfroat abgeschoffenen italienischen Flieger beträgt 3k Wir verloren in derselbe« Zeit 11 Flugzeuge. Politische Wochenschau Einhundertunddreinndsechzigste Kriegswoche. H Schneller, als jemand eS erwartet hatte, Hal Rußlands Diktator Kerenski über seinen Nebenbuhler Kornilow den Sieg davongetragen. Zwar liegen über den weiteren Verlauf des Putsches, den der abgesetzke Generalissimus unternahm, bisher nur Meldungen der Petersburger Telegraphen-Agentur nnd -er Entcnteprcssc vor, die natürlich stark zugunsten Kerenskis gefärbt sind, aber gerade die Tatsache, daß der ganze Nachrichtenapparat noch in dessen Händen ist, beweist wohl, das; er in Petersburg noch die Macht hat, und daß zum mindesten die Arbeiter-und Soldaten räte ihm die Treue gehalten haben. Mir haben, als Kornilows Absichten bekannt wurden, -le Frage nach seiner Anhängerschaft gestellt und nachgewiesen, daß er außer in der bürgerlichen Ober schicht sonst nicht viel Unterstützung finden, daß vielmehr das Ge lingen seines Versuches, eine Militärdiktatur aufzurichten, im wesentlichen von der Haltung der Truppen abhängen werde. DaS russische Heer aber bedeutet augenblicklich die stark demokrati sierten Arbeiter- und Baucrnmasscn. in die die Hoffnungen, die sic auf die Revolution gesetzt haben, so stark eingcdrungen sind, daß sic sich für eine reaktionäre Gegenbewcgung nichr mehr miß brauchen ließen. An Lieser Tatsache scheint Kornilow gescheitert zu sein, und ihr verdankt Kerenski seinen verhältnismäßig leichten Sieg über seinen Gegner. Ist dem aber so, dann wird Kerenski wohl nun auch die Leyren aus dieser Tatsache ziehen müssen. Die breiten Massen in Rußland verlangen nach Frieden, nm die Er rungenschaften der Revolution in Sicherheit zu bringen, die durch Die Bestrebungen dcr Entente, das russische Volk immer weiter bluten zu lassen, immer wieder gefährdet sein werden. And so eifrig sich aucy Sir Georg Buchanan bemüht, mit seinen übrigen Kollegen zu beweisen, daß sie an dem Putsch Kornilows nicht be- betcillgt gewesen sind, so deutet gerade die Notwendigkeit solcher ErklLrgggen darauf hin, wie man in Rußland über die Bundes genossen denkt. Zudem aber hat ja die Londoner und Pariser Presse Kerenski nicht den geringsten Zweifel darüber gelassen, wie man bei den westlichen Verbündeten über ibn denkt, und daß man ihn ohne jeden Skrupel — die russische Freiheit ist den Verant wortlichen in Paris und London Hekuba, dort fragt man nur danach, was Rußland noch militärisch leisten kann — fassen ge lassen und dem schärfsten Reaktionär geopfert kälte, wenn man von diesem weitere russische Blukopfer für die Interessen der Entente erwarten könnte. Bor Kerenski lägen also, wenn er den ungetrübten Blick sich erhalten hat, die Dinge jetzt sehr klar un einfach, doch wird man abwarlen müssen, was er weiter tut. Daß er auf den richtigen Weg elnzuschwenkcn entschlossen zn sein scheint, deutet seine Absicht an, ein reines sozialistisches Mini sterium zu ernennen, mit dem er natürlich eine andere Politik machen müßte, als er sie bisher beliebte. Die nächsten Tage wer den darüber und über -le letzten Ereignisse überhaupt bald klarer sehen lassen. Bis dahin können wir ruhig Zusehen. Für die Bundesgenossen Rußlands wird das Zusehen frei lich nicht so leicht. Die Bemühungen der Engländer und Fran zosen, dle Stützpunkte der deutschen U-Boote an der flandrischen Küste zu nehmen und die deutschen Linien im Westen überhaupt ins Wanken zu bringen, sind kläglich und unter schwersten Opfern für die Angreifer gescheitert. Daß dieser Mißerfolg die Stim mung in Frankreich und England stark beeinflussen muß, liegt auf der Hand. Und dieselbe Erscheinung beobachten wir in Italien, wo die schweren Berluste, dle den Truppen Cadornas die elfte Isonzoschlachk kostete, sie nicht einen Schritt weiter an daS heiß ersehnte Ziel Triest gebracht hat. Dazu kommen In Italien wie in Frankreich die wachsenden Ernährungsschwicrigkeiten, dle beiden Ländern die unermüdliche erfolgreiche Tätigkeit unserer U-Boote bereitet. Die Folgen zeigen sich in steigender Unzu friedenheit dcr Bevölkerung und wachsender Sehnsucht nach dem Frieden, die in Rom und Paris die Kabinette ins Wanken brin gen. In Italien ist diese Krisis schon seit Wochen latent und hat den Ministerpräsidenten Boselli zu allen möglichen Manövern veranlaßt, sie zu beseitigen, ohne daß ihm das bisher geglückt wäre. Da demnächst die Kammer wieder Zusammentritt, wird man auf mancherlei Ueberraschnngen gefaßt sein dürfen. In Paris ist es dem wankenden Präsidenten Poincare, nachdem er seine kräftigste Stühe, das Ministerium Ribok, nicht mehr zu halten vermochte, noch einmal gelungen, mit Hilfe des bisherigen so zialistischen Kriegsministers Painleve sich eine Gnadenfrist zu ver schaffen. Daß sie lange dauern wird, ist kaum anzunehmen. Denn PainlevS, der das Ministerium Ribot selbst auf Grund der Be schlüsse seiner Partei stürzen half, wird ohne die Unterstützung der Sozialisten, die er für sein Kabinett nicht zu gewinnen ver mochte, nicht lange am Ruder bleiben können. Wenn er nun trotzdem den gestürzten Ministerpräsidenten Ribot in sein Mini sterium als Luiker der auswärtigen Politik übernahm, so kann eS sich nur um den letzten Bersuck Polncarös handeln, durch ein Babanque-Spiel mlt einem Kabinett der Kriegsentschlossenheit von Frankreich neue Blutopfer zu fordern und zugleich mit den letzten republikanischen Freiheiten des Landes aufzuräumen. Daß dieser Versuch gelingen wird, braucht man kaum noch zu befürchten. Dazu ist die Kriegsmüdigkeit in Frankreich, und nicht nur hinter der Front, zu groß, und dazu sind die Sozialisten zu fest entschlossen, nachdem sie sich endlich zu der Erkenntnis der wirklichen Lage Frankreichs durchgerungen haben, ihre For derungen nach einem gerechten Frieden durchzusctzen, von dem übrigens nach dem mißlunaenen Putsch Kornilows und der durch ihn enthüllten Lage Rußlands bezeichnenderweise selbst der Pariser «Temps", das Regierungsblatt, spricht. Die Lage ist für die Entente zu Beginn des Herbstes keine resige. Und doch hatten die Lloyd George und Ribot ihren Völkern gerade für diese Zeit die Entscheidung zu ihren Gunsten in Aussicht