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Sächsische Volkszeitung : 02.02.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194002022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19400202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19400202
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-02
- Tag 1940-02-02
-
Monat
1940-02
-
Jahr
1940
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 02.02.1940
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t e !»- 9 k i a» rtt rl- Ä l-'i tM '.ist ,.'4 Ich fand de» Mast, und zivar indem ich mit dem Kaps da- gegenstietz. Ich erkletterte ihn sogar, obgleich mich zehn Millio nen Geister umheulten und mir die Daumen in die Augen rammte». Doch alle Mühe war umsonst, denn der Schnee ver kleisterte dao Gerät ebenso schnell, wie ich es putzte. Autzerdem drehten sich die Windschalen so rasch, -atz sie mir leicht «In paar Finger abschneiden konnten. Am Futz des Mastes hatte ich das Gefühl, hilflos durch die Lust geschleudert zu werden. Die Fall tür war so dick überweht, datz ich den Schnee ivegkratzen mutzte. Sie gab nicht nach, als ich zuerst mit einer Hand und dann mit beiden Händen an ihr rüttelte. Wahrsä-einlich verkeilte Eis die Fugen. Mit gespreizten Beinen stellte Ich mich über di« Klappe und ritz mit aller Macht. Vergeblich, der Schrecken versagte den Verstand. Ich verkrallte mich Ins Holz wie ein Irrsinniger. Ich hämmerte mit den Fäusten darauf, um den Schnee zu lockern. Als das nichts half, legte Ich mich platt auf den Bauch und zerrte an -er Klappe bis zur Erschöpfung. Immer wieder rief ich mir zu: „Du Narr! Du Narr!" Die sinnreichsten Kniffe hatte ich er dacht. um nicht cingesperrt zu werden, und jetzt war ich ausge sperrt. Dabei bestand meine Kleidung nur aus Wollsachen unter dem Windzeug. Unten winkten Schutz und Wärme, Lebensmittel und Werkzeuge. Nur eine Wand trennte mich von ihnen. Ein nächtlicher Schnccsturm Im Südeislanü hat etwas Wahnsinniges an sich. Kein Wetterbericht vermag seine Gehässig keit zu schildern. Es ist kein Win-, sondern ein Wall, ein Berg, stürz, eine Lawine. Infolge seiner erstickenden Eigenschaften würgt einen mässiger Wind hier eher ab als ein ausgewachsener Wirbelsturm daheim. Wie rin erbostes Untier greist er an. Man wird zum Lurch erniedrigt, -er kaum zu sehen, zu hören, zu flüchten vermag. Die Lungen schnappen verzweifelt nach Lust, der Geist verwirrt sich. Schon halb erfroren tastete ich umher und berühre etwas Rundes. Es ivar das Lüftungsrohr. Ich umfatzte es und zog mich hoch. Warum, weitz ich nicht. Durch die Oesfnung erblickte .e Im Schneesturm des Südeislandes Au« einem nenen Buch des Admiral» Byrd Die ersten Meldungen des Admiral Byrd von seiner neuen Südpolexpedition, zu der er diesmal einen „Schneekreuzer", ein Ucberauto von 18 Meter Länge und 6 Meter Breite mit Arüeits-, Schlaf- und Aufenthaltsräumen, mitgenommen Hot, liegen jetzt vor und teilen bereits ausgezeichnete Ergebnisse von Forschungs- slügen längst der Küste der Walsischbai mit. In diesem Augen blick gewinnt ein neues Buch von ihm, das unter dem Titel „Allein!" bet F. A. Brockhaus in Leipzig erscl-eint, ein erhöhtes Interesse. Der Titel bezieht sich darauf, datz Byrd bei seiner letzten Südpolexpedition allein eine weit im Inlandeis gelegene «vetterkundliche Station bewohnt hat. Giftige Gase lassen ihn darin schiver erkranken und bringen ihm fast den Tod. Byrds monatelanger Kampf um Leben und Tod bei einer Kälte von zeitweilig über minus 64 Grad, stellt diesem heldenhaften For scher ein glänzendes Zeugnis aus. Zu berücksichtigen ist auch, datz der Admiral es trotz seiner körperlichen Verfassung ver schmäht, seine Kameraden durch den Funk zur Hilfeleistung her beizurufen, um sie nicht in Gefahr zu bringen. Aber diese lassen sich schlietzttch nicht mehr täuschen, und brechen zur Rettungs expedition auf, die in letzter Minute gelingt. Mit welchen furchtbaren Gefahren und Strapazen Admiral Byrd in seiner einsamen Station im SUdpolareis zu Kämpfen hatte, zeigt die folgende Schilderung eines Abenteuers während eines nächtlichen Sckneesturmcs: „Der Sturm raste, die Eisliese bebte, der Lärm klang, als ginge die Welt in Trümmer. Nnr mit Mühe hebelte ich die Klappe hoch. Beim Austauchen wickelten mich dicke Schneeschwa den ein. Langsam kroch ich hinaus und hielt mich am Türgriff sest, bis ich mich der Richtung versichert hatte. Dann lieh ich die Klavpe zufallen, um zu verhindern, datz sich die Räume mit Schnee küllten. Millionen von Körnern prasselten wie Schrot ins Auge, Schnee verstopfte Mund und Nase. Aus Händen und Knie» kroch ich zum Mast, aus Furcht, unigeworse» zu werden und die Richtung zu verlieren. Ein falscher Schritt, und Ich war verloren. Franz Freiherr vsn Gaudy I« fernem fVO. Ls-estag, S. Febrnav Als in den ersten F«bruartagen des Ilchres 1840 in Berlin Damit begann die dichterische Entwicklung Garckys, die nur die Kund« von dem plötzlich erfolgten Tode des Dichters Gaudy - so kurz dauern sollte. Schon als junger Leutnant hatte er ein bekannt wurde, löste st« allgemeine Bestürzung aus. Gaudy - — stand erst im 40. Lebensjahr, äutzerlich noch blühende Gesund heit, und die Nachricht von dem Schlagsluh, der ihn getrossen, schien fast unglaublich^ Die Anteilnahme war um so grötzer, als man mutzte, datz die Welt diesem Mann«, den man als einen der Begabtesten und geistig Lebendigsten der jungen Generation kannte, iventg Freundliches auf seinem kurzen Lebenswege ge boten hatte. Mit 18 Jahren war er in das 1. Garderegiment in Pots dam eingetreten, nur ungern und auf Befehl des Vaters, denn ihn selbst, der auf dem Französischen Gymnasium in Berlin und dann in dem ehrwürdigen Pforta eine gediegene Bildung erwor ben hqtte, zog es mit aller Macht zum akademischen Leben. Das Jahr vorher hatte er das Unglück gehabt, seine Mutter zu ver lieren, eine schöne, hochgebildete und feinsinnige Frau, an der er mit grösster Liebe und Verehrung hing und die als einzige aus den geistig wie künstlerisch hochbegabten, temperamentvollen und eigenwilligen Jüngling wirklichen Einflutz ausgettbt hatte. Mar er an sich schon widerwillig Soldat geworden, so konnte der eintönige Kommitzdienst, der nach dem Aufschwung der Frei heitskriege wieder In die preußische Armee eingezogen war, ihn ebensowenig befriedigen, wie der Verkehr in den geistig engen, unter dem Druck der Reaktion stehenden Gesellschaftskreisen, aul die er durch Geburt und Beruf angewiesen war. Sein Un gestüm. dem ein anaemessenes Feld der Tätlakeit fehlte, warf sich auf die leickt« Seite: Schulden. Duelle, Strafversetzung — das waren die Stationen, die den Weg des jungen Offiziers be- zeicknetcn. Mit 38 Jahren verlor er auch feinen Vater, bald dar aus durck die Scknld eines Vormundes auch lein Vermöaen. Er mutzte seine Verlobung mit einer Verwandten des Dichters Fouauö auslösen und sah für die Zukunft nichts vor sich als das öde kleinstädtische Garnisonleben. Wiederholt erbat er den Ab schied. vergeblich. In seiner Not wandte er sich an den Mann, der damals so manchem Heiser und Halt wurde, an den Kron prinzen den sinite»en König Friedrick Wilhelm lV Dieser ver- fckafste ihm den Abschied und stellte sein Loben für einige Jahre sicher. walöan-aeht Von Ernst Steinman» Durch den Winterwald leise — leise — Dui zerbrich des Waldes Stille nicht! Durch den tiefen Schnee — o — leise — leise — Horcht Wie klar dao grotze Schweigen spricht! Weich behangen volle schwere Ziveige Neigen tief sich nieder. Schweige — schweige — Heilig Ist des Waldes hehre Ruh — Stille alles Leid und alle Klage — Still das Lärmen iveltdurchrauschter Tage — — Still, mein Herz, und heilig sei auch du! ich den schwachen Lichtschein aus dem Stubcnbodcn; aber die aufsteigende Warmluft belebt mich und verlieh mir neuen Mut Wieder kniend, kehrte ich dem Sturm den Rücken un überlegte, was zu tun sei. Einbruch durchs Oberlicht erschien aussichtslos, denn nutzer der ein halbes Meter dicken Hartschnee- lage war noch das Drahtgitter zu überwinden Womit sollte ich grabens Da fiel mir dao Lüstungsrohr ein. Aber auch dieses war eisenfest eingefroren. Schlietzlich erinnerte ich mich an die Schaufel, die ich zum Ausebenen benutzte. Sie mutzte ganz in der Nähe aufrecht im Schnee stecken. Aber wie finden? Lang hingestreckt klammerte ich mich ans Rohr und tastete mit den Fützen, sttetz jedoch überall in leer« Lust. Dann krabbelte ich zur Falltür, verankerte mich an der Kante und schlug wieder nach hinten aus. Wiederum Niete! Aus keinen Fall durste ich ohne Anhalt umherrirren. Da stietz ein Futz gegen das andere Lüftungsrohr, das mir einen neuen Angelpunkt bot. Von hier aus ertastete ich «tivas Hartes. Es ivar die Scl)aufel. Ich hätte sie umarmen und liebkosen mögen. Das dreimal gesegnete Werkzeug an mich drückend, kroch ich zur Falltür. Der Sä>auselstiel war gerade dünn genug, nm unter den Holzsteg zu passen, der als Türgriss diente Das He beln mit der Hand führte indes nicht zum Ziel. Daher schob ich aus dem Bauche liegend die Schultern unter den Schaufelstiel und konnte dergestalt mehr Kratt anwenden. Plötzlich sprang die Klappe aus, und ich purzelte in die Vorhalle. Als mich Licht und Wärme in der Kammer umfingen, glaubte Ich tast an ein herrliches Wunder." Bändchen Gedichte veröffentlicht, das die Aufmerksamkeit Eha- missos erregt Katt«. In ihm fand Gaudy, als er nun SSjährtg nach Berlin zurückkehrte. «inen warmherzigen väterlichen Freuich und Förderer. Er wurde Chamlssos Mitarbeiter am Musenalmanach, kam durch die „Mittwochgesellschaft" in Be ziehung zu Wilibald Alexis, Eichendorfs, Kopisch und anderen Dichtern und Künstlern und gehörte bald zum repräsentativen schöngeistigen Berlin. „Sein rotes Harr und sein sarkastisches Auge gaben ihm das Gepräge des Satirikers", schreibt ein Zeit genosse von ihm. „Die Lebhaftigkeit seines Gesühlsausdruckes lieh das innere dichterische Feuer ahnen, das ihn verzehrte." Literarisch wurde sein Name bald vor allem durch seine „Kaiser lieder" bekannt, in denen er aus der bedrückenden Dürftigkeit und Flachheit seiner eigenen Zeit in den Kult der grotze» heroi schen Persönlichkeit flüchtete. Von manchen Seiten wurde ihm dieser Napoleon-Kult allerdings heftig verübelt. Trotz iiutzcrer Erfolge wurde Gaudy in Berlin doch nicht ganz heimisch. Immer wieder zog es ihn nach dem Süden. Seine erste Italienreise 1835 hatte er in seinem lebendig geschriebenen „Römerzug" anschaulich geschildert. Nach dem Tode Ehamissos 1838 wurde di« Italiensehnsucht noch stärker, und der Dichter verlebte ganze Monate im Süden. Früchte vieles Aufenthaltes sind die anmutig humorvolle Erzählung „Aus dem Tagebuch eines wanderirdcn Schneidergesellen" und sein literarisches Mei sterwerk, di« „Drnetianischen Novellen". In den letzten Jahren seines Lebens hatte Gaudy wieder mit Nahrungssorgen zu Kämpfen. Die Hoffnung auf eine Bibliothekarstellung beim Kron prinzen war vergeblich. Das Jahr 1846, das durch den Regie rungsantritt Friedrich Wilhelms IV. einen so wichtigen Wende punkt Im geistigen Leben Preußens und in vielen persönlichen Schicksalen bedeutete, hätte vielleicht auch Gaudy irgendeine Hilfe gebracht Aber zu Anfang dieses Jahres trat völlig über raschend der Tod zu ihm und löschte dieses noch junge glücklose Leben ans. Seine starke Begabung, besonders für Romanze mrd Ballade, hätte Gröberes aus ihm reifen lassen können, wenn die Zeit- und Lebensumstände weniger gegen ihn gewesen ivären. Der weise von Wiedensahl Die 4. Rerchsstratzenfammlung des Kriegs-WHW. im Zeichen Wilhelm Buscha Wenn diesen Sonnabend und Sonntag die Sammler des Wintcrhilfswerkes stratzauf, stratzab ihre rasselnden Büchse» schwingen, so wird es im Zeichen Wilhelm Buschs geschehen, unseres grotzen Humoristen, des Weisen von Wiedensahl. Alle unsere Lieblinge seit Kindertagen, die bösen Buben Max und Moritz und di« braven Bürger, die durch ihre Untaten aus ihrer beschaulichen Ruhe aufgeschreckt rverde», die Witwe Bolte und der Schneider Böck, auch Herr und Frau Knopp und ihr Jul« chen, die sromme Helene und Maler Kleckse!, sie alle werden, plastisch ausgeführt und bunt bemalt, die Rock- und Mäntel aufschläge von Millionen^Volksgenosscn zieren. Und wenn es schon selbstverständliche Ehrenpflicht ist, bet jeder Winterhilfs- sammlnng ein paarmal seine Börse zu zücken, noch viel freudi ger wird diesmal jeder zum Geldbeutel greisen, um sich einige Stücke, möglichst die ganze „Serie" dieser einzigartigen Samm lung von IS bunt bemalten Figuren zu sichern. Noä) nie Ist «in deutscher Dichter so geehrt worden, datz er mit seinen Gestalten so leibhaftig in Millionen von Exempla ren mitten unter das Volk tritt. Aber wer wäre auch würdiger, in diesen Tagen harter Prüfung und fröhlichen Mutes mitten unter uns zu sei», als der lachende Weise, hinter besten Lachen uns ein ernstes und gütiges Antlitz anblickt! Wilhelm Busch ist kein Spatzmacher und Possenreitzer, der mit seinem Witz auf die komische Wirkung an sich abzielt, sein Humor kommt aus dem Wissen um das Menschlich-Allzumenschliche in unserem Leben und in unseren G«miitern, ans der ebenso genauen wie liebe vollen Kenntnis des Kleinen und Alltäglichen in seiner ständi gen und so oft grotesken Auseinairdersetzung mit den grotzen und unwandelbaren Gesetzen. Nichts konnte wohl Wilhelm Busch in seiner Jugend ferner liegen als der Gedanke „Humorist" von Berns zu werden. Er, der Sohn des Kleinkrämers aus dem niedersächsischen Dorf, zog gegen den Willen des Vaters und trotz der Tränen der Mutter aus, um ein grotzer Maler zu wer- den In Düsseldorf, vor allem in Antwerpen, bildete er sich, weniger auf -en Schulen und Akademien, als in den Galerien im Anschauen der grotzen germantschen Meister, eines Rem brandt, Franz Hal», Rubens, Teniers, Brouwer. Aber dao be scheidene Versenken in die alten Meister gab kein Brot. „Das ist ti« letzte Rolle Taler, die ich für deine Ausbildung geben kann*. sagte der Vater, als der Sohn zum letztenmal auf eine Akademie zog, diesmal nach Mllnä)«n. Die Isarstadt weckte in Busch den Humoristen Als stiller, lächelnder Beobachter satz er in dem Künstlerverein „Jung- München", später in dem Verein der „Nachtlichter" dabei, an der Seite von Lenbach, dem Architekten Gcdon und F. A. Kaulbach, lieferle fiir das Vereinsbuch Verse und vor allem Zeichnungen, die das Interesse des Herausgebers -er „Fliegenden Blätter", Kaspar Braun, erregte». Braun zog Busch zur Mitarbeit heran, es entstanden die „Münchner Bilderbogen" und manche anderen Blätter, von Busch zwar oft ungern geliefert, di« aber jahrelang seine einzige Existenzquelle waren und die allmählich seinen eigene» Stil bildeten, den Stil, dem wir „Max und Moritz", die „Abenteuer eines Junggesellen" und „Balduin Bählamm" ver danken. Aber auch als der weltberühmte Humorist, dessen Bücher In sämtliche Kultursprachen iibersetzt wurden, blieb Wilhelm Busch derselbe, der er gewesen, ja sein Ernst wurde In der Ein siedelei seines Wiedensahl, in die er sich ganz und gar zurück gezogen hatte, immer tiefgründiger und sinnender. Seine Lieb- lingslektiire waren die Bibel und die Bekenntnisse Augustins, daneben beschäftigte ihn der buddhistisä)« Gedanke der Seelen« wdnderung. Wir kennen den Humoristen Busch aus den zahlreichen lu stigen Bildergeschichten, zu denen er dann die begleitenden Verse schuf — nicht umgekehrt —, -en Philosophen Busch kennen wir aus einer Reihe von Briefen, dl« nach seinem Tode -en Weg in di« Oeffentlichkeit fanden und erst ein ganzes und rundes Bild von ihm ermöglichten, und aus ein paar schmalen Gedichtbänden, „Kritik des Herzens", „Schein und Sein" und „Zu guter Letzt", in denen er in lapidaren Sätzen tiefste Lebensweisheit gegeben hat. Der Humorist und der Philosoph sind untrennbar. Die Ein sicht in die grotze Not und In die kleinen Nöte des Lebens mit einem liebevollen Lächeln zu überwinden und sich mit einem herz basten Lachen von Ihr zu befreien, ist ja echt deutsche Weisheit. Niemaich kann diese Weisheit besser lehren als Wilhelm Busch, der sein Fazit in dem „Buch des Lebens" in die Verse zusam- menfatzt: Hatz als Minus und vergebens Wird vom Leben abgeschrieben. Positiv im Buch des Lebens Steht verzeichnet nur das Lieben. Ob ein Minus oder Plus Uns verblieben, zeigt der Schluß. Win ter sch lacht in Masuren Ein Ruhmesblatt aus dem Weltkrieg Von Oberstleutnant a. D. Benary Schnee und Eis sind keine willkommenen Wafsengejährten. Jahrhunderte lang zogen die Heere es daher vor, Winterquar tiere zu beziehen und in ihnen eine siir die Kriegssührung gün stigere Jahreszeit abzuwarten. Hindenburg und Ludendorss lie hen sich von Witterungsunbilden nicht schrecken, als sie vor 25 Jahren, am 4. Februar 1915, daran gingen. Ostpreuhen endgültig vom Rustenschrcck zu befreien. Sie hatten es drei Mo nate zuvor, während sie um Lodsch die russische Dampfwalze, die sich bedenklich dem oberschlesischen Industrierevier genähert hatte, zum Stehen brachten, mitansehen müssen datz heimischer Boden bis etwa zur Angerapp erneut von den Russen besetzt wurde. Erst als ihnen von der Olx-rsten Heeresleitung vier Korps — das im Westen bereits vielfach bewährte, aktive 21. Armeekorps und die neuaufgestollten 28.. 39. und 46. Resere- korps — zur Hilfe geschickt wurden, holten sie znm Aegenichlag aus. Wie bei Tannenberg, sollte sich eine gewaltige Zange nm die 10. russische Armee, die an der Angerapp Wacht hielt, legen. Während die Mitt«, die 8 Armee, zunächst verhielt, stietz im Norden die 16. Armee des Generaloberst von Eichhorn in Rich tung Tilsit-Wylkowyski, im Süden die Gruppe Litzmann auf Iohannisburg—Lyck vor. Eisiger Schueelturm aus Osten segle Uber die Fluren Ostpreutzens. Die Eisenbahnen waren verweht. Auf den Strotzen ivechseltcn mannshohe Schneewächte mit spie gelglatten Flächen, die Menschen und Tieren den Halt versagten. In dem Wald- und Sumpfgclände zwischen Memel ung Pregel hörten Weg und Steg ganz auf. Ein Vor-ielpm außerhalb der Wege war aber auch für den einzelnen Mann kaum möglich. Zwar hatte man zur Ucberwindung der Marschschwieriakeiten das Möglichste getan. Arbeitrrtrupps. Schueepfliige, Schlitten kufen zur Befestigung unter die Räder der Fahrzeuge und Ge schütze, leichte Schlitten zum Nachsühren der Munition und der Verpflegung bereitgestellt: aber die ungewöhnlich« Wetterlage spottete aller Voraussicht. Mit Ausbielnna der letzten Kräfte arbeiteten sich Menschen und Pferde durch den Schneesturm marschierten am Tag«, lagen des Nachts ohne warme Verpfle- gung — die Feldküchen waren rettunoslos stecken geblieben — um kümmerliche Bftvakfeuer. pirschten sich, bis über die Brust Im Schnee an die feindlich«» Gräben heran, rollten fte über ver. eiste Geschotzlvlchter hinweg mit Handoranate und Seitenaewehr auf. Fast noch grötzer wurden die Schmierigkeiten, als in der zweiten Hälfte der Schlacht Tauweiter eintrat und Wege sowie Felder in Scklammbrei verwandelte. Dennoch wurde das fast Unmögliche Wirklichkeit, trieb man die Rusten von Stellung zu St-llung. kchlosz man den Ring um ihre Massen im Augustower Wald wo sie «rotz verzweiicller Versuche, ihnen von autzcn. von Grodno und Olisa Hilse zu bringen, am 22. Februar die Massen strecken mutzten 92 066 Ge fangene. 293 Geschütze, Berge von Munition und Kriegsgerät waren die Beute. Führer und Truppe waren mit Recht stolz aus ihren Sieg Man kann ihrem Opfermut, ihrem Heldensinn. kein besseres Denkmal setzen, als es ihr Oberbefehlshaber, Generafteldmar- schall von Hindenburg tat, wenn er in seinen Denkwürdigkei ten schrieb: „Winterlchlacht in Masuren. Der Name mutet an wie Eiseshauch und Totenstarre. Vor dem Gang dieser Schlacht steht der rückblickende Mensch, wie wenn er sich fragen mutzte: Haben wirklich irdische Wesen dies alles geleistet oder ist das Ganze nur «in Märchen oder Geisterspuk gewesen? Sin- iene Züge durch Winternächte, jene vager im eisigen Sckneetreil'en und endlich der Abschlutz der für den Feind so schrecklichen Kämpfe im Wald von Augustow nur -le Ausgeburten mensch licher Phantasie?" HlniUsch«» Male» <vall«n-Aall«la gefallen Jorma Gallen-Kallela, der Sohn des berühmten sinnlichen Malers Axel Gallen-Kallela, ist, wie die Münchner Monatsschrift „Die Kunst für alle" berichtet, als Kavallerieleutnant im Alter von 41 Jahren an der finnischen Ostfront gesallen. Er hatte schon früh unter Anleitung des Vaters, den er auf seinen grotzen Reifen begleitete, zu zeichnen und zu malen begonnen und sich zu einem tüchtigen Gehftsen des großen Künstlers empor ge< artbsitet. Er beherrschte verschieden« Techniken, besonders di« Freskomalerei, und arbeitete im finnischen Nationalmuseum mit seinem Vater zusammen an den Freskogcmälden nach Motiven aus dem Kalevala. Eine grotze künstlerische Ta« mar die Neu- fchaffung der Fresken seines Vaters in dem Mausoleum von Iusclius Pori-Björnebor«, eines der schönsten sinnisct)«» Kunst- iverk«. Die sechs Figuren- und Landschastsbilder „Werden und Vergehen alles Lebens" ivaren durch Aussck)«idungz>n der Wände zerstört. Der Sohn lietz nun besondere Betonplatten gietzen, auf die er die Fresken vollkommen neu malte. Er schuf so eine selb- ständige Leistung hohen Grad«,.
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